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Dr. Havers Platz bleibt leer...

Weitergang der Berhandlung- Der Riesenbetrug an den Kolonialdeutschen

Die Verhandlung gegen den aus dem Leben geschiedenen| über die Beweggründe, die ihn schließlich zu dem groß angelegten Rechtsanwalt Dr. Haver nahm heute morgen ihren Fortgang. Der Plak neben dem Angeklagten Peine ist leer. Landgerichtsdirektor Dr. Rückert macht zu Beginn der Sigung folgende Mitteilung: Die Vermutung, die in der letzten Sigung ausgesprochen wurde, daß Dr. Haver sich ein Leid angetan haben könnte, hat sich leider be­stätigt. Durch seinen Tod ist das Strafverfahren gegen ihn ohne weiteres beendet. Das Verfahren gegen die übrigen Angeflag­ten geht weiter. Durch das Ableben des Dr. Haver, der morgen beerdigt wird, wird aber die Dauer des Verfahrens sehr gekürzt werden, da Dr. Haver fast in allen Fällen als Hauptschuldiger. er­scheint. Andererseits wird es sich aber nicht vermeiden lassen, auf die Rolle Dr. Havers einzugehen.

Erst die Verlesung des Eröffnungsbeschlusses ergibt, um welch Erst die Verlesung des Eröffnungsbeschlusses ergibt, un welch hohe Beträge die einzelnen Kolonialdeutschen geschädigt worden sind. Es sind meist Summen von 14 000, 5000, 8000 und 6000 m. Der Vorsitzende wendet sich an den Angeklagten Beine mit der Ermahmung, die Wahrheit zu sagen. Er misse, in welcher Weise Dr. Haver durch ihn belastet worden sei. Wenn das, was Sie be­hauptet haben, sagt der Vorsitzende, nicht stimmt, so bringen Sie den Mut auf, es zuzugeben. Sie würden eine schwere Schuld auf sich laden, wenn Sie den Toten falsch bezichtigen würden; es wäre auch gemein, weil Sie Dr. Haver viel zu verdanken haben. Und Sie, Angeklagter Fiensch, bestreiten ja, der gemesen zu sein, der in Hamburg für den geschädigten Kolonialdeutschen Kaiser die ein= geschriebenen Briefe mit den fingierten 1000- Mart- Scheinen erhalten hat. Es besteht doch kein Zweifel, daß Sie als Schwager des Dr. Haver unter seinem Einfluß gestanden haben, daß er der in­tellektuelle Urheber des Ganzen gewesen ist. Es wäre in Ihrem Interesse, die Wahrheit zu sagen.

Es folgt darauf die Bernehmung des Angeklagten Beine. Sie bringt höchst interessante Aufschlüsse über Dr. Havers Geschäfte und

Betrug geführt haben. Der Angeklagte Peine hat es zu guten Stellungen im Banffach gebracht und war zuletzt Direktor in der Deutschen Goldkredit- Bank. Im Jahre 1924 geriet sie in Konturs; Peine trat in dem Prozeß gegen Heinrich Stlarz als Zeuge auf. Seine Aussage war für Heinrich Stiarz ungünstig. Die Folge mar eine große Anzahl von Strafanzeigen durch den verurteilten Stlarz gegen ihn. Es handelt sich um nicht weniger als 62 Anklagepunktz, unter denen 12 Meineidsanklagen sich befanden. Das Verfahren dauerte zwei Jahre und endete mit einer formellen Verurteilung wegen Konkurses. In diesem Berfahren wurde Peine von Dr. Haver vertreten. Als dann das Entschädigungsgesetz angenommen wurde, bearbeitete Beine zusammen mit Dr. Haver die Schuldbuchforde rungen der Kolonialdeutschen. Der von ihnen zu diesem 3wed be­gründete Wirtschaftsdienst besaß aber zu menig Kapitalien. gründete Wirtschaftsdienst besaß aber zu wenig Kapitalien. Dr. Haver sah sich nach neuen Geschäften um und beteiligte sich zu­fammen mit dem Angeklagten Beine an einem Bumpenbauunter­nehmen, an einer Bau- und Wohnungsreform- Gesellschaft, an einer Gesellschaft zur Bekämpfung von Insekten. Alle Unternehmungen erlitten aber Fiasto. Ende Ottober 1929 befanden sich Dr. Haver Gedanken, die Schuldbuchforderungen des Kolonialdeutschen Kaiser und Peine in größten Geldschwierigkeiten. So tamen sie auf den heute der Angeklagte Beine, daß einer den anderen beeinflußt hätte. in strafbarer Weise einzufassieren. Ich will nicht sagen, erklärt Unsere Gedanken flossen in der gleichen Richtung zufammen. Ich hatte mit dem Angeflagten Scharf schon früher einmal gelegentlich einer Unterhaltung über den Stinnes- Prozeß die Möglichkeiten burchsprochen, wie leicht es ist, staatliche Institutionen, wie zum Beispiel die Schuldbuchverwaltung, zu betrügen. Ich gebe ohne weiteres zu, wenn mir Scharf schon damals zu einem ähnlichen betrügerischen Manöver die Hand geboten hätte, ich sie nicht aus­geschlagen hätte. Durch das Strafverfahren gegen mich befand ich mich in der größten wirtschaftlichen Bedrängnis.

Die Weltwirtschaftsnot

Unpopuläre Vorschläge und schwierige Beratungenollodiablog

London , 5. Juni. ( Eigenbericht.)

Der vorläufige Bericht der von der Regierung vor einem halben Jahre eingesetzten Reformtommission für die Sanierung der Arbeitslosenversicherung ist veröffentlicht worden. Die beiden Bertreter der Arbeiterpartei in dem Ausschuß haben fich gemeigert, den Bericht zu unterzeichnen, da er die era b= segung der Unterstügungen und eine Erhöhung des Beitrags Borschlägt. Er empfiehlt Kürzung der Unterstützung um durchschnittlich zwei Schilling pro Woche, Erhöhung des Beitrags um zwei Bence und Beschränkung der Unterstügungsdauer auf 26 Wochen innerhalb 12. Monaten. Danach soll der Arbeitslose direkt aus der Staatstaffe unterstügt werden.

Die Borschläge stoßen bei der Arbeiterpartei und bei den Ge­werkschaften auf ft ärtsten Widerstand. Die Regierung wird wohl vorziehen, den endgültigen Bericht, der bis zum Herbst fertiggestellt werden soll, abzuwarten, bevor sie eine Aenderung der Arbeitslosenunterstützung beantragt.

Der französische Vorschlag im weiten Feld. Paris , 5. Juni. ( Eigenbericht.)

In der Ministerkonferenz über den von Briand in Genf vor­geschlagenen ,, tonftruftipen Wirtschaftsplan für Europa " hat, wie das radikale ,, Deuvre" meldet, nicht die erwünschte Einigteit bestanden. Die Fachminister vertraten die Interessen der französischen Wirtschaft, die sich einer wahren Bolitit europäischer Zusammen arbeit widerfete, vor allem die französische Landwirtschaft. Den französischen Staat würden Borzugszölle für Getreide aus Ungarn , Rumänien , Südflawien usw. jährlich etwa 90 millionen Francs toften.

Das Echo de Paris" schreibt, für den Augenblic tomme es

Egger- Lienz .

Gefamtschau im Verein Berliner Künfiler.

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der 1868 im Buster­

In seinen Anfängen reicht Albin Egger taler Lienz geboren wurde und 1926 starb noch in die Zeiten Pilotys zurück, den er an der Münchener Akademie erlebte. Sein Streben nach historisierender Monumentalität wurde ihm dort fürs Leben eingepflanzt; die Form allerdings, in der wir sie bei ihm fennen, und die wir jetzt ausführlich genug in einer großen Aus. stellung des Künstlerhauses, Bellevuestraße, studieren fönnen, prägte er später unter unbewußtem Eindruck oder in Konkurrenz mit Hodler . Historisierend" ist sein Monumentalstil auch da, wo er zeitgenössische Bauern aus seiner Tiroler Heimat oder die Kämpfer des Weltkrieges darstellt, weil er ihnen Zeitlosigkeit gewissermaßen aus dem Standpunkt der Ewigkeit verleihen, sie also zu längst ver= gangenen, zu ,, historischen" Gestalten stempeln möchte. Dieser falsche Ehrgeiz stammt eben aus der Pilotyzeit, die mit den großen Er­scheinungen der Geschichte auf Du und Du stand und mit ihnen ein munteres Rasperletheater aufführte. Egger- Lienz glaubte zwar, die alte Theatralit gründlich überwunden und durch seine Bauern monumentalität erlegt zu haben. Aber alle seine Vereinfachungen und rhythmischen Wiederholungen, mit denen er uns heute nur wie ein schwächlicher Epigone Hodlers vorkommt, führten zu keinem echten und aus Notwendigkeit geborenen, also erlebten Stil". Es ist verarmter Piloty, fombiniert mit mißverstandenem Parallelis mus" Hodlers. Man wird das Aufgeschwemmte und Ungeistige seiner Art am besten an der vollendeten Ausdruckslosigkeit seiner Gefichter wie feiner Bewegungen nachprüfen tönnen. Das geht bis in die letzten Gelente: entweder ist alles unlebendig ober erstarrt ober bis zum Krampf übertrieben und damit wieder versteinert. Brüllen ist noch fein Gesang und überlebensgroße Leere sehr weit Don Monumentalität entfernt. Es fehlt den Gestalten wie den Bildern Eggers alles zu ihrem Anspruch, ins Erhabene und ewige gesteigertes Dasein und Symbol zu sein.

p. f. sch.

Die Notlage der deutschen Theater, Vorschläge der Bereinigung tinit Teriidher Bühnenvorstände zur Befundung und zum Wieseraufbau beigt das Thema, das die B. 1. B. Sonntag, 12 Uhr, im Theaterwissenschaftlichen Universitätsinftitut im Aulagebäude öffentlich vortragen und diskutieren läßt.

darauf an, Deutschland und Desterreich von der Kleinen Entente zu trennen, Rumänien und Südslawien durch das Angebot vorwilhafter Handelsverträge an Frankreich heranzuziehen. 82

Chifagos Stadtkaffe leer

loline Chitago, 5. Juni.

gestellt, daß eine Erhaltung der Kroll- Oper mit Hilfe des Rund­junts nur möglich ist, wenn der Rundfunk die Kroll- Oper völlig übernimmt. Eine solche le bernahme ist für den Rundfunk finanziell untragbar. Die Verhandlungen fonnten infolge­deffen zu keinem Ergebnis führen.

Landtag, hilf den Wanderbühnen.

Die Generalversammlung der Vereinigung der gemein nüßigen Wanderbühnen, der Bertretung von 15 preußi­schen und sechs außerpreußischen Wandertheatern, hat sich ein­gehend mit der Herabsetzung der Mittel für die Landesbühnen­arbeit von 1,6 Millionen auf 1,2 Millionen Mark durch den Landtag beschäftigt. Nicht nur im Interesse der Wanderbühnen, sondern auch der gesamten theaterkulturellen Arbeit wird dieser Beschluß aufs tiefste bedauert. Es ist ein schreiendes Mißverhältnis, wenn die fünf preußischen Staatstheater auch weiterhin 8,4 Mil­lionen Mart als Zuschuß erhalten sollen, während für mehr als fünfzig Provinztheater insgesamt staatliche Beihilfen nur in Höhe von 1,2 Millionen Mart bereitgestellt werden. Die Vereinigung Bitte, noch nachträglich die Mittel der Preußischen Landesbühne zu richtet deshalb an alle Parteien des Landtages die dringende erhöhen, und zwar auf wenigstens 1,5 Millionen Mart. Nur dann wird die Landesbühne imstande sein, ihre dringendsten national­politischen Aufgaben in den Grenzgebieten und ihre wichtigen sozialkulturellen Verpflichtungen zu erfüllen!

Ein finnisches Freilichtmuseum.

In Finnland ist auf der Insel Fölisö in der Nähe der Haupt­stadt Helsingfors ein Freilichtmuseum geschaffen worden, das volts fundlich wichtige Baumerte sowie alte Einrichtungen erhalten soll. Wie im Naturforscher" berichtet wird, sind hier z. B. Vorrichtungen zum Fang wilder Tiere zu sehen, die ehedem in Finnland in Ge­brauch waren und wegen ihrer Grausamkeit in neuerer Zeit ver­schwunden sind. Da gibt es Bärenfallen, die aus zwei im spigen britten, seitlich angestemmten Balten heftig gegeneinandergestoßen Winkel gegeneinander geneigten Balfen bestehen, die durch einen, murden, sobald das Raubtier die Sperrvorrichtung berührte. Für Wölfe bediente man fich tiefer Fanggruben, die loder mit Reisig bedeckt wurden. Da Finnland ein ausgesprochenes Waldland ist, spielen die Bäume eine bedeutsame Rolle im Vorstellungsleben. Opfergaben, die an ihnen befestigt wurden, sind in dem Museum zu sehen und ebenso mächtige Geschwülste an den Baumstämmen, an die sich allerlei Aberglauben knüpfte.

Rätselhafter Lichtbogen am Londoner Nachthimmel. Um Himmel wurde in der Nacht auf Freitag über London zwei Stunden lang eine geheimnisvolle Naturerscheinung in Form eines un­geheuren Lichtbogens beobachtet. Der Vorsteher des Observatoriums in Kem erflärt, niemals etwas ähnliches beobachtet zu haben. Er fönne nur annehmen, daß es sich um die Laufbahn eines Meteors gehandelt habe.

Deutsch - russische Verhandlungen über das Urheberrecht haben in Mostau begonnen.

Die internationalen Kongreffe für neues Bauen veranstalten heute, 8 Uhr. einen Vortrag des Stadtbaurats a. D. Ernst Mah aus Mostau über

Ein Vortrag Bessedowskys.

Die Kasse der Stadt Chitago ist wieder einmal leer. Bei einem Rassenbestand von 150 000 Dollar sollen 6 Millionen Dollar äußerst dringende Schulden gebeckt werden. Außerdem sollen städtische das Thema: Der Bau neuer Städte der UDSSR ." im Herrenhause. Arbeiten für 200 Millionen Dollar ausgeführt werden, für die auch dem neuen Bürgermeister Tschermat das Geld fehlt. Da die Banten kein Geld mehr leihen wollen und die gefeß­liche Körperschaft des Staates Ohio eine Darlehnsforderung des Bürgermeisters abgelehnt hat, befindet sich die Stadt in einer äußerst schwierigen Lage. 50 000 Angestellte haben seit Monaten ihre Gehälter nicht mehr erhalten. Der Bürgermeister droht mit der Entlassung des größten Teils der Feuerwehr und der Polizei, falls bis zum 1. Juli feine Hilfe tommt.

Neuer Sowjet- Fünfjahrplan.

Mostau, 5. Juni.

Bei der Staatlichen Planwirtschafts- Kommission wurde unter Borsig Kuibyscheffs ein Ausschuß gebildet, der sich mit der Aus arbeitung eines zweiten Fünfjahrplanes beschäftigen foll. Der Aus: schuß besteht aus 73 Mitgliedern, darunter Lomoff, Krigman, Un­schlicht, Miljutin, Monajeff, Professor Alexandroff, die Akademiker Bach, Archangelski, Bawiloff, Gubkin , Fersmann, Joffe, die Pro­fefforen Tulaifoff, Jariloff und andere.

Frauen haben das gern."

Komische Oper.

Ehre, dem Ehre gebühret! Franz Arnold weicht von dem üblichen Schema ab. Nicht der Herzensbrecher wird geheiratet, der Mann, der Frauen im Engroshandel bezieht, sondern der Rebbich mit der unwahrscheinlichen Unkenntnis von der Liebe und ihrem Betriebe. Allerdings muß ihm ein Verhältnis mit der berühmten Filmdiva angedichtet werden, damit er Kurswert erhält. Daraus entstehen Kamplitationen, die zum Charakter eines richtigen Schwants gehören. Am Schluß schwimmt alles in Butter. So war es schon im ,, Keuschen Lebemann", der jetzt unter der neuen Firma Frauen haben das gern" segelt und mit musikalischen Einlagen versehen worden ist.

Wonne.

Rideamus hat die Gesangsterte geschrieben, Terte, die durch rhythmischen Elan und Wiz gern Schlager werden möchten, und Walter Kollo macht dazu die Musit. Da heute für diese Dinge ein kleiner Melodiefeßen ausreicht, der durch die Tonarten gefnetet und einer straffen, rhythmischen Behandlung unterworfen wird, freut sich das Publikum. Außerdem genügt ein fleines Orchester, worüber fich der Theaterdirektor freut, und so herrschte nur eitel Freude und Unter der Regie Franz Arnolds entfaltet sich auf der Bühne eine echte, sommerliche Lustigkeit, von der die Tänze am meisten profitieren. Willy Trenk- Trebitsch spielt, singt und tanzt den unberührten Lebemann. Er gibt ihm feine Fülle, er legt ihn auf eine einzige Note fest. Es ist eine Figur, die einem Grotesffilm ent­sprang und über den Rahmen eines Schwants hinausragt. Die anberen wie Kurt Lilien , Traute Carlsen , Annemarie Schwind und Trude Berliner sind gute Typen der gewohnten Prägung.

Rundfunk und Krolloper.

F. Sch.

Die Reichsrundfunkgesellschaft teilt mit: An den Rundfunk ist in den letzten Wochen von verschiedenen Seiten der Wunsch heran getragen worden, die Kroll- Oper, deren Auflösung vom Preußischen Landtag beschlossen worden ist, wirtschaftlich zu stügen. Bei den Berhandlungen, die hierüber geführt worden find, hat sich heraus

Für demokratischen Staatssozialismus .

Der frühere Sowjetdiplomat Bessedowsky, dessen Flucht aus der Pariser Sowjetbotschaft folches Aufsehen machte, der nachher ein fast romanhaftes Enthüllungsbuch herausgegeben hat und die Emigrantengruppe Borjba"( Der Kampf) sowie das gleichnamige Blatt leitet, sprach in Berlin über ,, Die Revision des Bolsch e- wismus. Vorher sprach der bevollmächtigte Bertreter dieser Gruppe für die deutsche Republit, Wolgin, vom Erstarken der ruffischen Rechtsoppofition. Stalin wolle die Welttatastrophe. habe eine starke geistige Expansion gezeitigt, die am stärksten Sowjetrußland fei nicht mehr auf seine Grenzen beschränkt, sondern auf Deutschland gewirit habe. Dies möge man bei der Würdigung der Gruppe Borjba nicht vergessen.

Bessedowsky führte die Entwidlung der Opposition bis auf die Jahre 1919/20 zurüd. Die erste Revolutionsregierung war eine Koalition der Kommunisten und der linken Sozialrevolutionäre. Das darauf folgende Monopol des Kommunismus habe breits Ende 1920 eine Reihe starter illegaler Oppofitionsgruppen zur Folge ge= habt, die sich ohne besondere Organisation aus einzelnen Führern und ihrer Gefolgschaft zusammensetzten. Der noch vom Enthusias­mus der Marinetruppen getragene Kronstädter Aufstand Anfang März 1921 fei zwar, da er vorzeitig ausbrach, von 10,000 Mann unter Führung der Offiziersschüler der Roten Armee nieder­geschlagen worden, praktisch habe er aber den Sieg mit der von Lenin angenommenen Nep errungen. 1921 bis 1925 sei die Evolution in Richtung einer zunehmenden Demokratisie­rung flott vorwärts geschritten. Bucharin, Tromski, Rytow seien in diesem Sinne tätig gewesen. Das Aufblühen unter der Nep habe aber zugleich die Gefahr der Reaktion mit sich gebracht. Die Führung sei bei einer Klique geblieben, die

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Berufsrevolutionäre ohne Fühlung mit dem lebendigen Leben waren. Man habe 1927 erkannt, daß die Nep unter der Parole Bereichert euch!" ohne politischen Inhalt war. Stalin habe in Erkenntnis, daß die Partei und damit seine Macht bedroht sei, seinen alten prinzipienlosen Kampf mit Trozti zur Stärkung seiner Partei­herrschaft ausgenutzt. Der Plan Stalins jei jedoch, Rußland unter feinem Dittat zu erhalten und die Welt revolution zu betreiben. Im Hinblick auf die gegenwärtigen Bestrebungen Sowjetrußlands, mit Frankreich einen Rich tangriffspatt zu schließen, erzählte Bessedowsti von einem seiner Gespräche mit Stalin vor seiner Ab­reise nach Paris, in dem Stalin ihm auseinandersetzte, daß gewisse Manöver diplomatischer Natur notwendig seien, daß es aber im Endergebnis darauf ankomme, einen Krieg zu provozieren, um damit neuen Auftrieb für die Weltrevolution zu bekommen.

Die Gruppe Borjba strebt die Demokratisierung an; sie will das Bodenproblem so lösen, daß der Staat als alleiniger Befizer von Grund und Boden den Bauern das Land langfristig verpachtet bzw. Wald und Waffer zur Ruznießung übergibt, in ähnlichem Sinne Industrie, Handel und Gewerbe der Kontrolle der werttätigen Be­völkerung erhält, Auslandsfapital heranzieht und eine vernünftige Konzeffionspolitit betreibt.

Eibe", Walter, Meyer, zu vierzehn Tagen haft ver­In Gdingen wurde der Kapitän des deutschen Handelsschiffes urteilt, meil er verächtliche Bemerkungen über polnische Behörden und Staatseinrichtungen gemacht und öffentlich geäußert haben soll, daß Gdingen und Bommerellen deutsches Land feien und demnächst wieder Deutschland einverleibt werden würden.