Es ist eine eigene Sache mit Pg. Goebbels : seinem Munde entfahren immer wieder Ausdrücke, die seinen politischen Jargon und seine Ideologie zwar durchaus entsprechen, die er ober hinterher nicht wahr haben will. So war es auch am 13. September 1930 im Polizeirevier 4 Chausseestraße. Der Studienrat Dr. L o e p e l» mann hatte soeben im Kriegeroereinshaus seine sulminante Rede beendet, als Dr. Goebbels mitgeteilt wurde, daß ein NSDAP.- Mann wegen Tragens verbotener Umform sistisrt worden sei. Goebbels begab sich in Begleitung des Dr. Loepelmann, seines Prioatsekretärs des Grasen Schimmelmann und einiger anderer Herren von der NSDAP , ins Polizeirevier und forderte hier in sehr bestimmtem Ton, daß man den NSDAP. -Mann frei gebe. Der Beamte erwidert« ihm ebenso bestimnri, aber außerordentlich Höf- lich, daß dies nicht möglich sei, der Zwangsgestellte müsse laut Bor- schrift ins Polizeipräsidium. Um sich einen guten Abgang zu schaffen, sagte Dr. Goebbels. zwischen Tür und Angel mit erhobener Stimme:„Es wird bald Zeit, daß es anders kommt, diese marxistische Pest hier wird verschwinden." Durch diesen Ausdruck fühlt« sich der Beamte beleidigt. Gegen Dr. Goebbels wurde«in S traft) e fehl in Höhe von 300 M. erlassen. Gegen diesen Strasbefehl legte er Einspruch ein, also kam die Angelegenheit gestern vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte zur Verhandlung. Der große Goebbels führte sein übliches Theater aus:«r erklärte, sich jeder Aeußerung enthalten zu wollen und flüsterte immerfort seinem Verteidiger, Rechtsanwalt Kamecke, zu, was er für ihn sagen solle. Natürlich bestritt er, die im zur Last gelegten Aeußerungen ge- tan zu haben, Dr. Loepelmann und Graf Schimmelmann sekun- dicrten ihm: Sie hätten nichts ähnliches gehört. Besonders amüsant war der Graf, den Landgsrichtsdirektor Rambke letzthin so nachdnick- lich heruntergeputzt hat, indem er ihn belehrte, daß ein Mann zu seinem Worte halten müsse. Hatte sich der Gras damals nicht beson- ders genau über den Aufenthalt des Dr. Goebbels auszudrücken ge- mußt, so erklärte er diesmal, daß er gezwungen fein würde, gegen
die Notverordnung von Hindenburg zu verstoßen, wenn er in ge- bühreirder Weise das Verhalten der Polizei am 13. September kenn- zeichnen wollte. Damit warf er Dr. Goebbels den Boll für seine mehr als eigenartige Berteidigungstaktik zu. Einerseits bestritt er, die ihm zur Last gelegten Ausdrücke gebraucht zu haben, anderer- feits glaubte er, sie durch seine Erregung rechtfertigen zu müssen, die das Verhalten der Polizei in ihm hervorgerufen habe. Die Aussogen der drei Zeugen, der Polizeibcanitcn, die zu jener Zeit im Revier Dienst hatten, ließen aber keinen Zweifel, daß der Ausdruck„marxistische Pest" gefallen war. Der Staatsanwalt de» antragt« Bestätigung des Strasbefehl?. Das Gericht ver- minderte die Strafe auf 200, für die im Nichtbetreibungsfalle zwanzig Tage Gefängnis treten.
Bor der gleichen Abteilung des Schäffengerichls Berlin-Mitte verantwortete sich Dr. Goebbels auch wegen Aufsorderung zum Un- gehorsam, begangen durch einen Artikel im„Angrifj" vom 8. No- vember 1333. Das Naziblatt hatte im Anschluß an den U e b e r- fall auf Zörgiebel im Gcrichtssaal eine Notiz erscheinen lassen„Ohrfeigen für Zörgiebel", in dem sie die Tat des kommuni- stischen Fausthelden für nicht u n s y m p a th i s ch erklärte. Wegen dieser Sympathieerklärung erhielt Goebbels als Herausgeber des „Angriff" einen Strafbefeht von 400 Mark, für die im Nichtbei- treibungsfalle sechs Wochen Gefängnis treten sollten. Auch in diesem Falle hatte Goebbels gegen den Strasbefehl Einspruch erhoben. In- zwischen war aber der Bersasser dieser Notiz, der Redakteur des „Angriff". Dr. Lippert zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt worden. In der gestrigen Verhandlung erklärte er, daß Dr. Goebbels von der Notiz erst nach Erscheinen der Zeitung erfahren lhabe, und daß es nach Lage der Dinge überhaupt nicht möglich gewesen sei, umnittel- bar vor dem Umbruch den Angeklagten Goebbels früher von der Notiz in Kenntnis zu setzen. Der Staatsanwalt beantragt« Frei- s p r u ch, und das Geracht erkannte demgemäß.
keine fem, denn der Parteitag hat es ausdrücklich abgelehnt, der Reichstagsfraktion ihre Verantwortung abzunehmen. Die Fraktion hat zu entscheiden, mit welchen Mitteln sie ihre Gegnerschaft gegen die Reichsregierung zum Ausdruck bringen will. Sie muß überlegen, ob und inwieweft sie die Sorge um die E r h a l t u n g d e r D e m o k r a t i e, die in der Berliner Resolution gleichfalls unbedingt gefordert wird, noch immer hindert, mit den Mitteln der schärfsten Opposition zu kämpfen. Daran aber, daß der Partei die Richtung gegen den Kurs der Regierung Brüning gewiesen ist, besteht kein Zweifel. Die Fraktion, die am nächsten Freitag zusammentritt, ist frei. Sic hat zu entscheiden, wie sie die ihr anvertrauten Interessen des arbeitenden Boltes am besten verteidigen kann. Sie wird sich dabei nicht d i e Frage als die erste stellen dürfen, ob die Massen ihre Entscheidung auch ver- stehen werden— die erste Frage, die sie sich zu stellen hat, ist die. wie sie im Interesse der Arbeiter am richtigsten handelt. Was sie für das Beste im Interesse der Arbeiterklasse hält, das wird sie dann auch mit gutem Gewissen und mit durch- greifendem Erfolg vor den Massen vertreten können. Meinungsverschiedenheiten darüber, was im besonderen Fall richtig ist, werden sich wahrscheinlich nicht vermeiden lassen— und auch dazu sei nun ein offenes Wort gesagt: Wir alle entrüsten uns mit Recht über die sogenannten„nationalen" Parteien, die immer so tun, als hätten sie für ihr Volk allein ein Herz. Aus ähnlichen Gründen wirkt es aber auch e r- b i t t e r n d, wenn gewisse„oppositionelle" Genossen so tun, als läge ihnen die Verteidigung von Arbeiterinteressen mehr am Herzen als uns anderen. Die bewegten Szenen, die sich in der Schlußsitzung des Parteitags abspielten, als Rosen- f e l d und Genossen noch«ine Resolution zur Notverordnung in die Debatte einzuschmuggeln versuchten, waren wesentlich auf ein solches Gefühl der Erbitterung zurückzuführen. Man hatte den Eindruck, als ob die um Rosenfeld sich selber als besonders besorgte Arbeiterfreunds ins Licht stellen, die ande- ren aber als weniger eifrig„enllarven" wollten. Mit Recht hat der Parteitag dieses Manöver fast einmütig abge- lehnt, von den 54 Stimmen, die Seydewitz bei der Wahl zum Vorsitzenden noch auf sich oereinigen konnte, blieben bei dem Vorstoß der Rosenseld und Eckstein kaum noch zehn übrig. Daß der Parteitag weder voreingenommen noch un- versöhnlich war, hatte sich bei der sympathischen Aufnahme gezeigt, die kurz zuvor die geschickte Rede des Chemnitzer Oppositionsredners B ö ch e l gefunden hatte. Die unerfreulichen Eindrücke der letzten Stunden wurden durch die zu Herzei� gehenden Worte des Ehrenpräsidenten Bock gegen Uneinigkeit und Spaltsucht und die aufrüttelnde Schlußansprache des Vorsitzenden Otto Wels mehr als auf- gewogen. Es bleibt der Gesamteindruck, daß die große Partei der sozialistischen Arbeiterschaft einigerund geschlosse- n e r d a st e h t als je zuvor, und daß sie auch mit der Art, in der sie geführt wird, im großen ganzen einverstanden ist. Wäre dem nicht so, dann hätte der Parteiausschuß nicht Hans Vogel als Vorsitzenden auf den Schild ge- hoben und wäre Vogel nicht mit so großer Mehrheit gewählt worden. Wahlen wie Abstimmungett haben gezeigt, daß die Miiglkdschaft der Partei zur Führung steht und nur aus die' Gelegenheit wartet, ihre Aktionsfähigkeit zu erweisen. Mag mit dem Wechsel der politischen Situationen das Treibholz heute angeschwemmt und morgen wieder weggeschwemmt werden, die Organisation der Sozialdemokratischen Partei, die größte politische Organisation der Welt, bleibt eisenfest und kerngesund. Diese Organisation hat sich auf dem Leipziger Parteitag zum Kampf gestellt. Freund und Feind misten: sie ist da. sie wächst und gewinnt damit nicht nur an Breite nach außen, sondern auch an Festigkeit nach innen. In den kommenden großen Kämpfen wird die ent- scheidende Rolle ihr zufallen!
Stahlhelm rempelt Bolkspartei an. „Verrat am bürgerlich-nationalen Gedanken." vremen. 3. Juni. Der Stahlhelm Bremen verbreitet« heute mittag in der Stadt Flugblätter, in denen die Deutsche Volkspartei , ins» besondere ihre Haltung bei der Wohl des Präsidenten der Br-mischen Bürgerschaft, außerordenllich scharf angegriffen wird. Der Stahlhelm wirst der gesamten Partei Verrat an dem bürgerlich-nationalen Gedanken vor. Nur die Haltung der Deutschen Dolkspartei trage die Schuld daran, daß zum ersten Male in der Geschichte Bremens«in Sozialdemokrat Präsident der Bürgerschaft wurde. In dem Flugblatt heißt es weiter, die Deutsche Bolkspartei sei endgültig ein An- hängsel der marxistischen Weltanschauung ge- worden, es sei von ihr daher in ihrer heutigen Zusammensetzung nichts mehr für den nationalen Ausstieg zu erwarten. Der Stahl- Helm fordere Abrechnung mll der Deutschen Volkspartei in offenem Wahlkampf, deshalb habe er vom Senat Auflösung der Bürgerschaft gefordert. Die Herren Scholz, Dingeldey und ihr« schwerindustriellen vor- gesetzten„Anhänger der marxistischen Weltanschauung", das ist zu schön um wahr zu sein. Aber man merkt bei dieser Art Pro- paganda, wie geistesverwirrend die nationalsozialistische Konturrenz beim Stahlhelm wirkt.
Kommunistischer Leichtsinn. Behauptungen über Schwierigkeiten einer Großbaut. Die kommunistische„Welt am Abend" behauptete gestern aus Grund von offensichtlich leeren Vermutungen, daß die Darmstädter und Nationalbank in Schwierigkeiten sei und saniert werden müste. Solche Behauptungen sind in den heutigen Krisenverhältnissen für Deutschland geradezu lebensgefährlich, da sie in unabsehbarer Weis« den deutschen Kredit gefährden. Die Danatbank übermittelt dazu dem WTB. Handelsdienst folgend« Erklärung: ,In einem kommunistischen Abendblatt sind Bs- hauptungen über die Danatbank, verbunden mtt außen» und innen- politischen Erörterungen, enthalten, die so offensichtlich unsinnig sind,! daß sich ein Eingehen darauf erübrigt: Wegen der Gemein-! gefährlichteit der Angriffe hat aber die Danatbank im Ein- vernehmen mitderReichsregierungundderReichsbank gerichtliche Schritte gegen das Blatt eingeleitet.
Hakenkreuz schändet Gefallene. Die Hölle von Derdun als Volksbelustigung. Chemnitz , 5. Juni. (Eigenbericht.) Der Riesenaufmarsch der Massen anläßlich der Eröffnung des sozialdemokratischen Parteitags in Leipzig , das gewaltige Bekennt- nis der 163 000 zum Sozialismus hat den sächsischen Nazis einen panischen Schrecken eingejagt. Um die Aufmerksamkeit erneut aus sich zu ziehen, haben sie für Sonnabend und Sonntag in Chemnitz «in Landtrefsen angesetzt, zu dem noch ihren eigenen großsprecherischen MUeilungen an die Presse 20 000 uniformierte SA. - Leute erwartet werden. Bon den.Führern" der Partei werden Hitler , Goebbels , Straßer, Frick und der Prinz Auwi in Chemnitz erwartet. Man sieht also, welch verzweifelte Anstrengungen die Nazis unternehmen, um der sozialdemokratischen Riesenkundgebung vom vergangenen Sonntag etwas entgegensetzen zu können. Der Chemnitzer Bevölkerung wird das Landestreffen der Nazis durch«in ..Riejenschlachtfeuerwork" schmackhaft � gemacht.. An den Anschlagsäulen der Stadt prangen die Einladungen der Ott-gruppe Chemnitz zu diesem Feuerwerk, das mit folgenden Worten angepriesen wird: „DieHöllcvonVerdun. weiße Leuchtkugeln leuchlea das Gelände ab Gcwehrfeuer, stoßweises Maschinengewehrfeuer— Aufsteigen von roten Signallcuchlkugela— schlagartige» Einsehe« des Maschinengewehr- und Geschähfeuers— Aufsteigen von grünen Leuchtkugeln— Skeigeruog des Gewehr- und Mafchtnengewehr. feuers— Gefchühsalven— Minenseuer— platzend« Schrapnells— Geschoßeinschlag und Explosion— pfeifende und zischende Exptofio- nett bi» aus höchste Stärke. Der Alammentoruadot Gewaltiges Finale mil Hunderten von Bomben und Grausten, endend mit der Riefenexplosion des Fort» Douaumout. Abschluß: Großer Zapsenfireich! Nationalsozialistische Deutsche Arbeiter- parte!, Ortsgruppe Chemnitz ." Man weiß nicht, worüber man sich mehr wundern soll, über die Gemeinheit, mtt der dos Alchenken der Toten von Berdun geschändet wird, oder über die Geschmacklosigkeit, mtt der die Nazipartei den politischen Aufmarsch der SA. ankündigt! Die Hölle von Berdutt, in der über 200 000 Soldaten einen grauenhaften Tod fanden, wird von den Nazis zu einer Volks» b«l u st i g u n g g e st e m p e l t. Di« Totenschünder vom Hakenkreuz scheuen sich nicht, die furchtbarsten Episoden de- Weltkriegs zu einem Porteizeschäst herabzuwürdigen. Hochverraisverfahren gegen Aazi. Die Nationalversammlung „eine Horde von Verrätern und Feiglingen". Weimar , 5. Juni. (Eigenbericht.) Wie verloutet, soll gegen den nationalsozialistischen Gauletter und Landtagsobgeordneten S a u ck« l in Weimar «in S i r a f o« r- fahren wegen Hochverrate» eingeleitet werden. Der An- trag aufAufhebung seinerImmunität liegt bereits beim Landtag vor. Sauckel hat in einer nationalsozialistischen Versammlung, die am 22. März 1931 im Deutschen Nationaltheater in Weimar stattfand und in der al, Referent der nationalsozialistische Feme - mörder Schulz auftrat, die Versammlung nach einem Bericht der Allgemeinen Thüringer Landeszeitung Deutschlands wie folgt eingeleitet:„In diesem Raum« haben sich einstens eine Horde von Verrätern und Feiglingen angemaßt, einen neuen Staat aufzubauen". Der in Weimar erscheinend«„Nationalsozialist", deflen Herausgeber Sauckel selbst ist, gab die Aeußerung, die Sauckel
Gchönbergs„Gurre-Lieder." Staatliche Hochschule für Musik. Im Nahmen der Musikwoche, die anläßlich der Berliner Tagung der Deutschen Mustkstudentenschaft stattfindet, brachte die Staatliche Hochschul« gestern Arnold Schönbergs„Gurre- L i e d e r" zu Gehör. Für die Wiedergab« des großen, in kolossalen Klangdimenstonen angelegten Werkes, das zu den frühesten Arbeiten Schönbergs zählt, war ein Apparat von etwa fünfhundert Mit- wirkenden aufgeboten. Di« von Prof. Franz Schreker ge- leitete, eindrucksvolle Ausführung, für die lang anhaltender Beifall dankt«, ist für das Berliner Musikleben von erelgnishafter Bedeutung. K.'
bei der Eröffnung der Versammlung gebraucht hat, wie folgt wieder: „Wenn heute Oberleutnant Schulz in diesem Hause spricht, so ist das wesentlicher, als wenn einst sich ein Haufe von Volksver- rätern hier angemaßt hat, einen Staat aufzurichten". Zu Feme- mörder Schulz gerichtet sagte Sauckel :„Wir gehören zu Ihnen, Herr Oberleutnant, wie Sie zu uns gehören. Wir sind stolz, daß Sie. Her? Oberleutnant, zu uns gehören". Zur Charakterisierung fei mitgeteilt. daß an dieser Veranstaltung auch der damals noch im Amte be- findliche Thüringer Derfasiungsminister Dr. F r i ck teilnahm. Razi-Gedenkfeier verboten. Dom Negierungspräsidenten in Wiesbaden . Wiesbade«, S. Juni. Der Regierungspräsident von Wiesbaden hat ein« von der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei, Gau Hessen-Nosiau Süd, für den 29. Juni geplante Stein-Gedenkfeier in Nasiau an der Lahn «erboten. In dem Verbot heißt es:„Bei dem Zu, sonunentrefsen von mindestens 10 000 bis 13 000 Mitgliedern der NSDAP , in einer kleinen Stadt ist mtt Rücksicht aus ihr« feindliche Cmstellung gegenüber dem Staat« mit Sicherhett damit zu rechnen, daß die öffentliche Sicherhett und Ordnung gefährdet wird."
Die Kriegsflieger über derAordseeküste. Französischer tvstmin'sier ordnet Achtung vor der deutschen Grenze an. Der französische Lustminister Dusmenil hat dem Pariser Ver- treter des„Berliner Tageblatts" erklärt, die über der deutschen Küste aufgetauchten drei französischen Kriegsslugzeuge seien auf der Rück- reift von einer Ausstellung in Stockholm über der Nordsee in schlecht Wetter geraten und hatten sich der deutschen Küste genähert, um notfalls landen und Hilfe erbitten zu können. Diese Darlegung erklärt den Anlaß zu dem überaschenden Besuch auf und sollte die Spionagehysteriker beruhigen, die in ihren Angstträumen schon mitten im Frieden Bomben auf Deutschland fallen sahen und noch gestern über die Reichswchr wüteten, weil sie nicht gleich ge« feuert hat. Schöne Ritterlichkeit, auf Flugzeuge in Lustnot scharf zu schießen! Was die in der letzten Zeit häufigen Notlandungen auf deut- schem Landgebiet anlangt, so hat Dusmenil, offenbar infolge der deutschen Einsprüche, Bestimmungen erlassen, um dem Heber- fliegen der Grenz« in Zukunft einen Riegel vorzuschieben: Die aus Frankreich stationierten Flieger sollen sich der deutschen Grenz«„nicht zu sehr nähern" und bei Unsichtigkeit und Verlust der Orientierung grundsätzlich von Deutschland weg nach Westen fliegen. Diese Anordnung ist ein Zeichen guten Willens, aber solange wie in Grenzstädten(Straßburg !) mächtige Kriegsfliegertrupps unterge- bracht sind, werden sie nicht unbedingt nützen. Auch bei Anerkennung französischer Bemühungen, eine Art kleiner Grenzzone mit besonderen Verhütungsvorschriften zu schaffen, muß dennoch für völlig« EntMilitarisierung der Grenz- luftzon« gesorgt und alle Äriegsfliegerei dort unterbunden werden, solange die Milttärfliegerei nicht ebenso wie in Deutschland überhaupt beseitigt wird.
Hottändische Sozialdemokratie wächst. Gewinne bei den Gemeindewahlen. Amsterdam . 3. Juni. (Eigenbericht.) Di« niederländischen Gemeinderatswahlen hoben begonnen. Die Gemeinderatswahlen finden in Holland nicht an einem einzigen Tage statt, sondern verteilen sich über mehrere Wochen. Schon die ersten Wahlen, die durchweg in Kleinstädten und Landgemeinden stattfanden, bedeuten einen Gewinn von 2 Mandaten und zahlreichen Stimmen für die Sozialdemokratie. So stieg in Enkhuizen die Zahl der sozialdemokratischen Sitze von 3 auf 4, in Nijterk von 1 auf 2. In den Gemeinden Andijk, Enkhuizen . Ilpendam, Nijkerk , Noord- Schorwoude, Osterleek und St. Poncras hatte die Sozialdemokratie insgesamt einen Stimmenzuwachs von 830 Stimmen zu verzeichnen, wobei in Betracht kommt, daß es sich hier um kleine Landorte mtt starkem Einfluß der reaktionären Gruppen handelt.