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Bekämpfung der Krise.

Wachsende Einsicht aber fehlende Tatkraft. -

Herr Dr. Brauns, einer der Führer des Zentrums, ehe maliger und fünftiger Reichsarbeitsminister, hat gestern in Genf  auf der Arbeitskonferenz eine gute Rede gehalten. Eine gute Rede tann manchmal eine gute Tat sein. Bevor Herr Dr. Brauns aber nach Genf   fuhr, hat er oder vielmehr die Kommission, die feinen Namen und feinen Geist trägt ein Gutachten über bie Unterstüßung der Arbeitslosen erstattet, das zum Hausgebrauch einer neuen Rotverordnung bestimmt ist. Dieses Gutachten ist schlecht. Alte Schlagworte tauchen auf:

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Saifonarbeiter- Bedürftigkeitsprüfung

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Wartezeit.

Drei Argumente der Unternehmer, um die im Reichstag schon einmal ein heftiger Kampf geführt worden ist. Als seinerzeit die Unternehmer unter der Parole ,, Gegen den Mißbrauch der Ar­beitslosenversicherung" fämpften, schrieb der Vorwärts": Die Lieblinge der Reformer" sind die Saisonarbeiter. Der Ber­fuch, den Saisonarbeitern in der berufsüblichen Arbeitslosigkeit noch meniger als Krisenunterstützung zu geben, zeugt von einer erstaun­lichen Weltfremdheit. Der Saisonarbeiter ist infolge der Rationali fierung und menn das Wort gestattet ist- Saisonierung der Wirtschaft ohnehin besonders benachteiligt. Die neue Entwidlung des Arbeitsmarktes und der Technik haben die früher üblichen Füllarbeiten im Winter gewaltig eingeschränkt. Dem Saisonarbeiter ist in bestimmten Perioden der Arbeitsmartt glattweg verschlossen. Im Baugewerbe gestalten zum Beispiel Bereinfachung der Bau­meise und Kapitalverknappung die Arbeitslosenperioden von Jahr zu Jahr länger."

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Das war vor zwei Jahren! Sind etwa die Verhältnisse in der Zwischenzeit besser geworden? Gerade an dem Beispiel der Saisonarbeiter fann man

den Wert der Sozialversicherung

erfennen, die ein allzu starfes Abgleiten der Tariflöhne in Krisen zeiten verhindert. Auf Grund des Brauns- Gutachtens mird nach der neuen Notverordnung der Saisonarbeiter auch in der Ar­beitslosen unterstügung nur Dic Säge der Krisenfürsorge erhalten und nun nicht etwa, weil er während der Saison so reichlich verdient, sondern weil die Höhe der Arbeits­lofenversicherungsfäße besonders auf dem Lande den radikalen 2ohnabbau verhindert hat.

Die Prüfung der individuellen Bedürftigkeit foll ftärter ausgenutzt werden! Bedürftigkeitsprüfung gibt es nur in der Krisenfürsorge, also nach langfristiger Arbeits losigkeit. Wer dann noch erst die Bedürftigkeit besonders prüfen lassen will und die Prüfung ausbauen will, dem fehlt einfach die elementarste Kenntnis der Not unserer Zeit.

erlassen

Das Krisenfünftel soll den Gemeinden merden, aber die Wartezeit wird verlängert. Was man also den Gemeinden mit der einen Hand großmütig gibt, nimmt man mit der anderen doppelt wieder meg.

Wartezeiten und Sperrfriffen

vermindern wohl die Ausgaben der Reichsanstalt, aber in demselben Maße erhöhen fich die Lasten der Wohlfahrts­etats der Gemeinden. Es gibt einfach so gut wie feine Arbeitslofen, die 2, 3 und 4 Wochen auf das erste Unterstügungs geld warten fönnen. Schon bei der letzten Erhöhung der Wartezeit

und der Sperrfristen stellte es fich bald heraus, daß die Mehrheit

der Arbeitslosen Bescheinigungen über den ersten Zahltag für das Wohlfahrtsamt forderte, um sich notgedrungen für die Wartezeit von dort Unterstügung zu holen.

Auf alle Anregungen der Arbeitgeberverbände ist die Brauns- Kommission eingegangen. Was aber wird aus den Anregungen der freien Gemertschaften? Warum ist man zum Beispiel nicht an eine Verbesserung des Einzugsver

Ein Ausschnitt aus der Krise. Bericht des DMB. für die Provinz Brandenburg  .

Der Geschäftsbericht der Bezirksleitung des Bezirks Bran denburg des Deutschen Metallarbeiterverbandes läßt erkennen, daß auch in der Provinz Brandenburg   die Metall­arbeiter im vorigen Jahr nicht weniger unter der Krise zu leiden haiten als ihre Berufskollegen in Berlin  . Die Zahl der befchäf tigten Metallarbeiter im Bezirk Brandenburg   ging 1930 gegenüber 1929 um 7318 auf 41 892 zurüd, die Zahl der Betriebe von 507 auf 487. Biel   stärker als die Arbeitslosigkeit nahm aber die Kurzarbeit zu. Ende 1930 mar mehr als die Hälfte aller Metallarbeiter in der Provinz Brandenburg   nur noch zwei bis vier Tage in der Woche beschäftigt und 30 Proz. der Mitglieder roaren arbeitslos. Bei der befannten Firma Brennabor z. B., die in guten Konjuntturzeiten mehr als 8000 Menschen beschäftigt, fant die Belegschaftszahl zeitmeilig bis auf 1500 Personen!

Diese schwere Krise fonnte natürlich nicht ohne Wirkungen auf die Mitgliederbemegung im Brandenburger Bezirk des Metallarbeiterverbandes bleiben. Die Zahl der Mitglieder ging um 1512 auf 30 964= 4,66 Broz zurüd. Bon den Mitgliedern am Jahresschluß 1930 waren 25 914 männliche, 3218 weibliche und 1832 jugendliche. Den durch die Arbeitslosigkeit und den Mitgliederrüd. gang verminderten Beitragseinnahmen standen Ausgaben in mehr als der doppelten Höhe des Borjahres gegenüber. Die Ausgaben stiegen im Berichtsjahr um 517 016 m. auf 1 309 569 Marf und die Unterstüßung je Mitglied von 24,85 M. im Jahre 1929 auf 41,30 m. im Berichtsjahr.

Im Abbau der tariflichen und übertariflichen Löhne sowie der Akkorde standen die Metallindustriellen in der Provinz Branden­ burg   ihren Berliner   Borbildern" nicht im geringsten nach. In den Betrieben des Verbandes Brandenburgischer Metallindustrieller murde der Spigenlohn um 8 Pf. auf 88,5 Pf. gesenkt, im Tarifgebiet der Niederlaufizer Metallindustrie um 5 Pf. auf 75 Pf. Insgesamt murden im Organisationsgebiet der Bezirksleitung 46 Lohn- und Tarifbewegungen geführt für 34 228 Beteiligte, von denen 3 einen vollen Erfolg, 31 einen teilmeisen und 12 feinen Erfolg hatten. Für 370 Personen wurde dabei eine Arbeitszeitverkürzung um 1110 Stunden je Woche erreicht, für 1198 Personen eine möchentliche Lohn erhöhung von 4402 m. und für 17 422 Personen wurde ein 2 ohn abbau von 64 463 m. abgewehrt. Daneben wurde noch eine ganze Anzahl anderer Berbesserungen erzielt oder Verschlechterungen abge­wendet.

Wenn die Erfolge, gemessen an den früheren Jahren, auch nicht sehr groß sind, so hat sich doch auch im Bezirk Brandenburg   die Organisation als der beffe Schuhmall gegen die brutalen Unternehmerangriffe erwiesen. Im Berichtsjahr ist die seit langem erstrebte Gründung der ,, Bereinigung der Ostdeutschen Metall­

fahrens der Beiträge in der Arbeitslosenversicherung heran gegangen? Der ADGB. weist seit Jahr und Tag auf die Mängel im Einzugsverfahren hin. Millionen werden Woche für Woche vom Lohn abgezogen und dieselben Millionen werden durch Lässigkeit in der Abführung Wochen, Monate und Jahre laufend zinslos vom Reich den Unternehmern gepumpt. An diesen Problemen geht die Brauns- Kommiffion vorbei.

In Genf   hat Brauns das ganze Problem angepadt. Brauns ging von dem

Konffruftiousfehler der heutigen Wirtschaft

aus, die einen gewaltigen Güterreichtum geschaffen habe, aber in der Organisation der Berteilung zurüdgeblieben fei. Die Welt sei mitten im Werden einer neuen Zeit, mas zu neuen Wegen in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft zwinge. Nur Beseitigung des ungeordneten Konkurrenztampfes zwischen allen Bölfern auf eigene Fauft durch eine internationale Ordnung fönne Rettung bringen. Der dringend notwendigen Sozialpolitik tomme nur die Aufgabe einer Milderung der Krise für die Arbeitslosen zu. Auch eine Herabfegung der Arbeits­eit auf 40 Stunden wäre ein nicht zu unterschäßender Erfolg. Um aber das Uebel der Arbeitslosigkeit an der Wurzel zu erfaffen, sei die Einleitung von Arbeiten erforderlich, wie Siedlung, Gasversorgung, Straßenbau und Elektrifizierung, für die

Bedarf, aber fein Geld

vorhanden sei. Hier liege der schwere Konstruktionsfehler, daß die Goldbestände nicht richtig verteilt seien und fortgefeht fehlgeleitet würden. Das System der fortgesetzten Blutentziehung gegenüber einem Teil der Länder und der Ueberfättigung der anderen sei un bedingt zu beseitigen. Die Welt müsse, ehe es zu spät sei, zu einer Erleichterung der Weltwirtschaft durch eine andere Regelung der internationalen Schulden und der Reparationsfrage tommen. Die tapitalschwachen Länder bedürften langfristiger und billiger Kredite, die von den kapitalfräftigen Ländern mit Hilfe einer internatio­nalen Organisation ihrer Finanzinstitute bereitzustellen seien. End­lich müsse man über die politischen Hemmungen hinauskommen! Die Konferenz ermarte von den Regierungen endlich Taten! Wenn der Völkerbund diese vordringlichsten Aufgaben unserer Zeit nicht sehen, wenn er statt dessen Plänen nachjagen wolle, die günstigstenfalls erst in einer späteren Zukunft zu verwirklichen feien, menn er den unerläßlichsten Lebens- und Eristenzfragen der Völker nicht alle feine Kraft widmen wolle, verdiene er den neuen Palast nicht, den man ihm baue.

Diesen ausgezeichneten Darlegungen, denen man auf der Ar­beitstonferenz mit Recht großen Beifall gezollt hat, wäre nur die eine Bemerkung hinzuzufügen, daß sie leider

nicht für den Hausgebrauch, sondern als Auslandspropaganda dienen. Nicht nur Wohltätigkeit, auch Wirtschaftspolitik beginnt im eigenen Hause. Die Fehlleitungen, die Herr Dr. Brauns mit Recht kritisiert hat, finden ja nicht auf einem höheren internatio­nalen Plan statt, der für die Regierungen der einzelnen Länder nicht erreichbar wäre.

Es ist wohl richtig, daß die Sozialpolitik eine Krise nur mildern, aber ihre Ursachen nicht beseitigen tann. Das will aber nicht heißen, daß eine Regierung eines Landes darauf warten muß, bis alle Regierungen aller Länder fich einig sind über die Beseiti

gung der Ursachen der Krise. So mancher Unternehmer hat gestern

in Genf   Herrn Dr. Brauns Beifall geklatscht, der in Deutschland  den hahnebüchenen, zur Wirtschaftskatastrophe treibenden Forde rungen der Schwerindustriellen Beifall flatscht. Wir können nicht mit der Ueberwindung der Wirtschaftskrise darauf warten, bis der Völkerbund   eine Aufgabe übernimmt, zu der feine Mitglieder im eigenen Lande die Entschlußkraft nicht aufbringen. Am Anfang müffen Taten stehen und nicht Worte und Wünsche!

industriellen Verbände" zustandegekommen, deren Ziel es ist, einheit liche Tarifabschlüsse und im Sinne der Unternehmer eine gewisse ,, Stabilität" in der Lohn- und Tarifpolitik in der Metallindustrie Brandenburgs   herbeizuführen. Es ist ganz flar, daß durch diesen organisatorischen Zusammenschluß, der zwar noch nicht ganz voll ständig ist, in diesem großen Wirtschaftsgebiet ein einheitlicher Drud der Unternehmer bei der Gestaltung der Lohn- und Arbeitsbedin gungen ansgeübt werden soll Dem werden die Metallarbeiter im Bezirk Brandenburg   nur durch einen ebenso straffen gewerkschaft lichen Zusammenschluß begegnen fönnen.

Notmaßnahmen der Buchdrucker.

Protest gegen die Notverordnung.

Seit längerer Zeit werden im Buchdruckerverband auf Beschluß einer Gauvorsteherfonferenz erhöhte erhöhte Staffelbeiträge erhoben, die zur Aufrechterhaltung aller den Arbeitslosen gewährten Unterstützungen notwendig waren. Die außerordentliche Ver­schärfung der Wirtschaftskrise und die damit verbundene ungeahnte Steigerung der Arbeitslosenzahl haben. nunmehr gezeitigt, daß Notmaßnahmen zur Dedung des durch die unvorhergesehene Mehrausgaben für Unterstügungszwede entstandenen Defizits er­griffen, werden müssen. Der Verbandsvorstand schlägt deshalb eine Erhöhung des Beitrages und eine Kürzung der Unterstüßungssäge vor.

Mit dieser Sachlage beschäftigte sich die am Freitag im Gewert schaftshaus tagende außerordentliche außerordentliche Generalver jammlung der Berliner   Buchdrucker. Der zweite Gauvorsigende Albrecht berichtete über die Vorschläge, die der Gauvorstand zu machen gedenkt. Nach längerer Aussprache, in der besonders die Notwendigkeit der Erhaltung der Kampfkraft der freien Gewerkschaften hervorgehoben wurde, fand ein Antrag des Bauvorstandes gegen wenige Stimmen Annahme, der eine Erhöhung des Beitrages um 50 Pf. ab 1. Juli und die Beibehaltung der wesentlichsten Unterstügungssäge in ihrer bisherigen Höhe vorfieht. go to athlitoral and dat Die Versammlung gab ferner ihrem Unwillen gegen die neue Rotverordnung der Reichsregierung durch einstimmige An­nahme folgende Entschließung Ausdruck:

Die Funktionäre des Vereins der Berliner   Buchdrucker und Schriftgießer protestieren auf das schärfste gegen die neue Notverordnung des Brüning- Kabinetts. Sie fordern den ADGB  . und die Reichstagsfraktion der Sozialdemokratischen Partei auf, Schritte zu unternehmen, diese Notverordnung zu be feitigen. An die gesamte Arbeiterschaft ergeht die Aufforderung, einig und geschlossen unter der freigemertschaftlichen Führung diese neue Belastung der arbeitenden Bevölkerung abzumehren."

Unser Jugendabend."

Ein Wegweiser für die praffische Arbeit.

3wei wesentliche Merkmale treten in unserer örtlichen Jugend­arbeit vielfach hervor: Mangel an Stoff und Bunt­ichedigfeit. Der erste ist oft genug darauf zurückzuführen, daß die Gruppe über wenig Hilfsmittel und fräfte verfügt. Die Bunt fchedigkeit dagegen finden wir recht viel, selbst auch dort, wo ein Mangel an Kräften mirflich nicht vorhanden ist. Es muß deshalb immer wieder versucht werden, durch) Anregungen die Jugendarbeit fomohl atwechslungsreich auszugeftalten als auch zu fonzentrieren. Beides ist vonnöten, beides ist zu erreichen durch einen planmäßigen Aufbau."

Diese Sätze aus dem Heftchen ,, Unser Jugendabend", von Walter Eschbach charafterifieren den Aufgabenfreis, den der Verfasser in ihm behandeln mollte. Das fleine, vom Jugend­sekretariat des ADGB.   herausgegebene Buch( Preis 80 Pf.. Organisationspreis 60 Pf.) will ein praktischer Helfer und Führer bei der gewerkschaftlichen Jugend­arbeit sein. In wenigen Seiten führt Eschbach in die Gedanken­gänge ein, die seiner Arbeit zugrunde liegen. Er erörtert die Wesens­art der zur Gewerkschaftsjugend zusammengeschlossenen Heran­wachsenden, die zwei geistig sehr verschiedene Entwicklungsstadien perförpern: den eten schulentlassenen, noch tindlichen Menschen, der nicht in Probleme eingeführt, sondern Fragen beantwortet haben mill, und den schon gereifteren, der um die Gestaltung des eigenen Ich und um seine Einordnung in das Weltgeschehen ringt. Diese beiden Typen gilt es, in fruchtbarer Arbeit zu vereinigen und Den heranreifenden Menschen für das Leben so zu bilden, daß er sich in ihm orientieren, daß er das Leben wirklich ,, miterleben" fann, in engster geistiger Verbundenheit mit seiner Klasse". Daneben iſt natürlich Berufsschulung notwendig, die nicht nur fachliche Kenntnisse, sondern Wissen um den organischen Zusammenhang des Produktionsprozesses vermitteln soll. Eschbach meist darauf hin, daß gerade hierbei besonders die Möglichkeit gegeben ist, im Jugendlichen das Solidaritätsgefühl zu entwideln.

Der breiteste Teil des Buches umfaßt praktische Ratschläge für den sinnvollen Aufbau von Jugendabenden. Eschbach hat hier ganze Arbeit geleistet. Er legt einen Gruppenarbeitsplan für die Zeit von einer Schulentlassung bis zur anderen, also für ein volles Jahr, dar. Denn, wie er richtig betont, es läßt sich systematische Aufbauarbeit nur dadurch leisten, daß man sich von vornherein einen lleberblick über eine längere Wegstrecke verschafft. So führt der Plan all­mählich in gewerkschaftliche und soziologische Begriffe ein, gibt fünft­lerische Anregungen und baut sie aus, erzieht zu simvollen Feier­stunden. Eschbach meist darauf hin, daß ebenso wichtig wie der In­halt der Jugendabende die Gestaltung der einzelnen Darbietungen ist, wobei es vor allem darauf ankommt, die attive Mitarbeit jedes Jugendlichen zu wecken.

Ausführlich und in gewissem Sinne erschöpfend behandelt er das Material, aus dem die Leiter der Jugendabende und besonders die jugendlichen Funktionäre sich das Gerüst für ihre Arbeit bauen fönnen. Literatur über Gewerkschaftsfragen, Politif, Beruf, Wirt­schaftskunde, aber auch über Kulturfragen, Wissenschaft und Kunst, außerdem Wandkarten, Schaubilder und Schallplatten merden in übersichtlichen, wohlgeordneten Gruppen aufgeführt. Eschbach betont jedoch ausdrücklich, daß mit dem Jahresplan und der Material­jammlung nicht etwa ein fertiges Rezept für die gewerkschaftliche Jugendarbeit vorgelegt werden jolle. Der Ausbau der Gesamtarbeit muß sich vielmehr den besonderen Bedürfnissen jeder einzelnen Gruppe anpassen. Sein Buch will nur wegweisend sein. Trude E. Schulz

Keine Tariffündigung im Droschtengewerbe. Eine merkwürdige Arbeitsgemeinschaft.

Auf unsere Notiz über die Kündigung des Lohntarifs im Ber liner Kraftdroschfengewerbe erhalten wir von der Innung ver einigter Droichtenbefizer Groß- Berlins eine Zuschrift, worin die Innung erklärt, daß das Kündigungsschreiben feine Rechtsgültigkeit befigt. Sie stellt ausdrücklich fest, daß eine rechtliche Kündigung des Lohnab tommens nicht vorgenommen worden ist". Die Zuschrift ist unterzeichnet von Herrn 2 aufer­bach, dem Obermeister der Innung, die in der Arbeitsgemeinschaft Berliner   Kraftdroschtenverbände in der Mehrheit ist.

Wir hatten am Schluß unserer Notiz schon darauf hingewiesen, daß uns mitgeteilt worden ist, die Tariffündigung sei nicht mit Zu­ſtimmung der Mehrheit der in der Arbeitsgemeinschaft zu­fammengeschlossenen Verbände der Droschkenbesitzer erfolgt. Die Zu­schrift der Innung bestätigt also diese Mitteilung, läßt aber zu gleich auch die Vermutung aufkommen, daß die Tariffündigung" selbstherrlich von dem Syndifus der Arbeitsgemeinschaft und einer Pleinen Clique um ihn herum fabriziert worden ist. Ueber die Rechtsungültigkeit der Tariffündigung werden die Berliner   Kraft­broschtenfahrer nicht betrübt sein. Sie haben aber, und wahrschein­fich auch die Inmung, ein Interesse daran, zu erfahren, wer dem Syndikus der Arbeitsgemeinschaft Dr. Nasse die Bollmacht für diesen Husarenstreich gegeben hat. Hoffentlich ist auch darüber bald näheres zu erfahren.

Streif bei Opitz und Loppe.

Abwehr gegen Lohnabbau.

Bei der Firma Opiz u. 2oppe in Friedenau  , Bennigsen­ftraße 25, die Versicherungszeitschriften vertreibt, find gestern früh fämtliche 54 Boten in den Streif getreten. Die Firma steht schon feit einiger Zeit mit dem Gesamtverband in Berhandlungen megen des Neuabschlusses, eines Tarifvertrages. Sie hatte den Ver trag zum Zwede des 2ohn abbaues gekündigt und sträubt sich hartnädig, auf der alten Grundlage einen neuen Tarif abzuschließen. An die Boten stellte die Firma jezt die Zumutung, sich mit einem Lohnabbau von 20 Pro 3. einverstanden zu erklären, obgleich der Wochenlohn im Durchschnitt nur 40 m. bei 48stündiger und oft­mals längerer Arbeitszeit beträgt. Auf Grund dieser Zumutung haben die Boten gestern einmütig die Arbeit eingestellt. Der Gesamt­verband, der die Bewegung führt, erwartet, daß sich kein Arbeiter findet, der den Streifenden in den Rücken fällt.

Nicht nur für 10 000 Mitglieder, wie es gestern infolge eines Druckfehlers in unserem Bericht über die Quartalsgeneralversamm lung dieser Organisation hieß, sondern für 100 000 Mitglieder hat der Gesamtverband die Tarifpofitionen im ersten Quartal verteidigt. Durch die Berkürzung der Arbeitszeit bei den städtischen Arbeitern wurde nicht die Entlassung von 15 000, sondern von 1500 Arbeitern verhindert.

Berantwortlich für Bolifif: Er. Curt Geyer  ; Wirtschaft: G. Klingelhöfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Schitowski; Lokales und Sonstiges: ris Rarftabt; Anzeigen; Th. Glode; sämtlich in Berlin  .

Berlag: Borwärts- Berlag Gm. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts- Buchbruceret und Berlagsanstalt Paul Ginger u. Co. Berlin S. 68, Bindenstraße 3 Sierau 2 Beilagen.