gruppe im kleinsten Ori, Klassenkampf ist, wenn Arbeiter und Angestellte, Jungen und Mädel, in gewaltigen Kundgebungen die Forderungen des Sozialismus verkünden. Bon diesem wirk- lichen Klassenkamps bleibt unsere ganze Arbeit jederzeit erfüllt!(Stürmischer Beifall.) Ob wir Brüning lolecicren oder nicht— was die jetzige Reichs- regiernng lnk, lui sie auf eigene Verankwortuug. Wir sind nur zu dem Einen enischlossen: die Interessen der arbeitenden Klassen mit aller Rücksichtslosigkeit und Konsequenz zu vertreten! Gleichviel, wie lange wir Herrn Brüning tolerieren, wir empfinden zu ihm keine Spur von Zuneigung.(Sehr wahr.) Aber in der Politik entscheidet nicht Lieb« oder Haß, sondern für uns nur das Interesse der Arbeiterklasse. Wir werden die Fraktion zusammen- berufen und ihre Entscheidung wird so ausfallen, wie es den Jnter- essen der breiten Massen entspricht. Ob sich eine Aenderung unserer politischen Linie jetzt oder später notwendig macht, stets»ruß die Partei auf dem Posten sein und die Waffen scharf hallen zum Schlagen auf alle Feinde der Arbeiterklasse.(Sehr wahr, sehr gut!) Di« Partei wird den Eatscheidungskamps nicht führen, wenn es den Feinden der Arbeiter beliebt. D>e Sozialdemokratie wird aufs stärkste bemüht bleibe», selbst den Zeilpunkt festzusetzen, an dem sie zum Schlage ausholt. Wir werden uns Zeit und Forni des Kampfes nicht vom Feinds aufzwingen lassen. Der Partellag hat mit überwältigender Mehrheit beschlossen, daß unsere parlamentarischen Vertretungen einheitlich ab- zustimmen haben. Die höchste Instanz der Sozialdemokratischen Partei hat damit zum Ausdruck gebracht, daß in den jetzigen schweren Zellen die Disziplln noch fester sein muh. als je zuvor. Die Sozialdemokra- tische Partei ist eine Kampfgemeinschaft und kann nur bestehen, bei strenger Disziplin und festem Zusammenschluß. Vor dem Kampf wollen wir uns die Köpfe über die beste Taktik zerbrechen, i m Kampf gibt es keine Diskussion mehr, da wird ge- handelt, da wird geschlagen!(Lebhafter Beifall.) Das gilt für jeden Parteigenossen: das gilt doppelt und hundertfach für die, denen das Vertrauen der Partei die höchsten Ehrenämter über- tragen hat!(Sehr wahr.) Mit Liebe und Verständnis hat der Parteitag alle Fragen der Jugend erörtert. Aber es ist ja nicht so, als ob jetzt erst die Partei die Bedeutung der proletarischen Jugend erkannt hätte. Vor Jahrzehnten hat die Sozialdemokratie als erste politische Partei Deutschlands Organisationen der Jugend ins Leben gerufen. Schon
damals hat sie der Arbeiterjugend zugerufen, daß sie am Kampf der Arbeiterklasse teilnehmen muß. Wir haben in unserer Partei mehr Jugendliche, alz die anderen Parteien in Deutschland überhaupt Mit- glieder haben.(Sehr wahr.) wir sind und bleibe» die Parlei des arbeitende» Volkes in allen seinen Lebenslagen. Rur wir wollen, nur wir können die neue, höhere, bessere Gesellschaflsform des Sozialismus erringen! (Lebhafter Beifall.) Getragen von diesem Ziel wollen wir jetzt zur Arbeit zurück- kehren. Sie wird nicht immer leicht und erhebend sein: es werden Stunden kommen, in denen an unsere Ueberzeugungskrast und Willensstärke die höchsten Anforderungen gestellt werden. Aber wo wir auch immer stehen, im Betrieb, in der parlamentarischen Körper- schoft oder im ösfenflübe» Amt— der Gedanke, den Sozialismus vorwärts zu tragen, und die arbeitende Menschhell zu befreien, wird uns leuchtend voranstreben! Mit neu verschärfter Kraft wollen wir werben und wirken, den zweiten Mann, die zweite Frau zu gewinnen. Die Arme« der Arbeit steht fest formiert, einig und geschloffen da zur Abwehr, zum Angriff. In lückenloser Front wird dir Sozinldemokratir allen Feinden die Stirne bieten. Hinaus denn zu neuem Kampf und Sieg! Die Trommel gerührt und hoch die Fahne! Es lebe der Freiheitskampf des arbeitenden Volkes, es lebe die deutsche Sozialdemokratie, es leb« die Sozialistische Arbeiter-Jnternational«!(Stürmischer, langanhaltender Beifall.) Der Partellag stimmt begeistert dreimal in den Hochnn ein und singt die Arbeiter-Marseillaif«. Otto Wels : Damit ist der Parteitag geschlossen. Schluß: 13.46 Uhr. ck Berichtigung. In dem Bericht über die Rede des Genossen Aerlowitz von den sozialistischen Studenten findet sich folgender Satz:„Wer blind auf Seydewitz schwört, kann sich nicht mehr ent- wickeln!" Genosie Berlowitz bittet uns, mitzuteilen, daß dieser Satz bei der telephonischen Uebermittlung verstümmelt wurde. Vollständig hat er gelautet:„Wer blind auf Wels oder Seydewitz schwört und in der Jugend völlig festgefahren ist, kann sich nicht mehr entwickeln."
tionsverhandlungen in Chequers durchgeführt«er- den. Jedenfalls muß die Reichsbank ihr eigenes Devisenportefeuille verteidigen, wozu sie die oben genannten Mahnahmen getroffen Hot. Die Spannung auf dem Devisenmarkt ist angesichts der trisen« hasten Wirtjchastsverhältnisse in Deutschland unwillkommen und schädlich. Sie trägt dazu bei, die an sich längst sällige Di?- kontermäßigung noch weiter zu verschleppen und ist sogar geeignet — aus England wurde in den letzten Tagen auf diese Möglichkeit hingewiesen— zu einer Diskonterhöhung zu führen, falls die Da- vijennachfrage sich noch weiter verstärken würde. Es liegt hier eine unter Konjunkturgesichtspunkten für Deutschland hoch st uner- freuliche Situation vor, von der man nur hoffen kann, daß sie durch eine heruhigende Wirkung der Verhandlungen in Chequers bald überwunden wird. Blamierte Wirtschaftsführung. Sehr schwere Verluste deSTtordftern-VersicherungskonzernS. Im Herbst 192S ist der Versicherungskonzern„V a t e r l ä n- dische und Rhenania" zusammengebrochen und wurde vom „N o r d st e r«"-Versicherungskonzern übernommen. Der Nordstern- Konzern bezifferte damals die Verluste der Vaterländischen auf 12 Millionen Mark. Nunmehr stellt sich heraus, daß die Verluste nicht weniger als 28 Millionen Mark betragen. Sie stellen sich also dem Favag-Krach(Frankfurter Lebensversicherung) würdig an die Celle . Di« Verwaltung des Nordstern-Konzerns muß selbst eingestehen, daß die Verluste bei der Vaterländischen auf Leichtsinn, falsche Einschätzung und mangelnde Sachkunde zurückzuführen sind. Ein geradezu vernichtendes Urteil über jene kapitalistischen Wirtschastsführer. die der Welt dauernd einreden wollen, daß die Wirtschaft ohne die Initiative der kapitalistischen Unternehmer nicht gedeihen könne. Da der N o r d st e r n- Ä o n z e r n die Verluste so ungeheuer unterschätzt hat. wird er durch ihre Höhe natürlich schwer b e- troffen. Allein die Differenz der Verluste, um die sich der Nord- stern-Konzern geirrt hat und die er nun allein tragen niuß, ist doppelt so groß als das ganze Aktienkapital des Konzerns(Aktien- kapital des Nordstern-Konzerns gleich 8 Millionen. Verlustdifserenz gleich 18 Millionen). Die Folge davon ist, daß nicht nur die Divi- dende bei Nordstern ausfallen muß— noch im Herbst des Vor- jahres, als die Fusion mit der Vaterländischen schon über ein Jahr in Kraft war, hatte die Nordernverwaltung leichtfertig eine Divi- dende von über 14 Proz. versprochen— und stille Reserven in großer Höhe aufgelöst werden müssen: der Konzern wird auch seinen Besitz an den Aktien der Nordstern-Lebensversicherung und der Concordia -Lebensversicherung abstoßen müssen. piccards Aufstieg— Aiedingers Abstieg Hoffnung auf Auslandsaufträge. Die August Riedinger Ballonfabrik Augsburg A.-G., Augsburg , ist durch die Herstellung des Ballons für Professor P i c c a r d wellberühmt geworden. Aber die Lage der Gesellschaft ift so schlecht, daß aus der Generalversammlung eigentlich nur dar- über gestritten wurde, ob man die Gesellschaft sofort oder spä- ter auslösen soll«. Die Gesellschaft wurde im Jahre 1316 gegründet uill> hat zu- nächst nur Ballons für Heereszwecke hergestellt. Nach Friedens- schluh muhte sie sich umstellen und nahm die Fabrikation von Möbeln auf. Aber gerade dieser Geschäftszweig hat im letzten Jahre so große Verluste gebracht, daß die Möbelbauabteilung aufgelöst werden mußte. Bei einem Aktienkapital von 808000 M. wurde vor zwei Iahren noch«ine Dividende von 8 Proz. verteilt: im vorigen Jahr« erzielte man einen minimalen Gewinn: der Verlust de? letzten Jahres(1330) belauft sich auf 170000 M. Eine Aktionörsminderheit verlangte auf der Generalversammlung die sofortige Auflösung, um weitere Verlust« zu»er- meiden. Di« Verwaltung teilte aber mit, daß nach dem erfolgreichen Stratosphärenflug von Professor Piccord Verhandlungen über Aus- landsaufträge aufgenommen seien. Bis zur Klärung dieser Projekte wolle man die Entscheidung über dos Schicksal der Gesell- schalt hinausschieben. Dementsprechend beschloß die General- Versammlung unter Protest der Minderheit, den Verlust v o r z u- tragen und die weitere Entwicklung abzuwarten.
Krise senki den Wasserverbrauch. Aus Vem Bericht der Berliner Städtischen Wasserwerke AS Nach dem Geschäftsbericht der Berliner Städtischen Wasser- werke A.-G. belies sich im Geschäftsjahr 1330 der W a f 1 e r v e r- kauf auf ru/id 188 Millionen Kubikmeter Wasser, ist also im Vergleich zum Jahre 1323 um fast 8 Millionen Kubikmeter--3,4 P r o z. gesunken. Der Rückgang ist teils auf das Zurückgehen des Wasserverbrauches in den industriel» len Betrieben, teils auf die Witterungsoerhältniss« in der zweiten Hälfte des Jahres 1330 zurückzuführen. Die hoch st e Tagesförderung am 14. Juni 1330 betrug rund 819 000 Kubikmeter und überstieg damit die Tagesspitze des Jahre» 1329 um rund 11 000 Kubikmeter. Der Wasserverbrauch j e Kopf der versorgten Bevölkerung belief sich am Tage der höchsten Förderung aus 238 Liter. Der Durchschniftsverbrguch je Kopf und Tag stellle sich auf 142 Liter. Durch den Ausbau der Wert« ist deren tägliche Gefamtleistungsfähigkeit aui 960 000 Kubikmeter gebracht worden, entsprechend einer jährlichen Förderung non schätzungsweise 220 Millionen Kubikmeter. Di« Gesamtlänge des Strahenrohrnetzes betrug am Schlüsse de» Keschäjtsjahre» 3710 Kilometer. Die für die'Durchführung der Vauprogromme aufgenommenen Kredite belief sich am Jahresschluß ans insgesamt 18 Millionen Mark. Der Wert der von der Stadt gepachteten Wasserwerksanlagen hat sich durch die im Laufe des Jahres aufge- führten Neubauten um 10,4 Mllionen Mark«rhöht. Die Gewinn- und Derluftrechnung schließt mit ZZ.7 (26,5) Mill. M. ab. Die Erhöhung der Einnahme ist zu erklären aus der Erhöhung des Wasserpreises aus 20(IS) Pf. je Kubikmeter. Noch Abzug der Betriebskosten, der Verzinsung für die Anleihen und Kredite, der Abschreibungen von 4(6) Mill. M., der Steuern und Abgaben sowie der Ruhegeholler usw., verbleibt ein Ueberschuh von 14,3(14,1) Mill. M.. von dem rund 13,4 Mill. der Köm- mereikassc zufließen gegen nur 4.1 Mill. im Lorsahre. Der Wasserverkauf im ersten Vierteljahr 1331 ist gegen- über derselben Zeit des Vorjahres etwas zurückgegangen: eine Hebung des Mosserumsatzes wird von einer Belebung der Wirt- schaftslage und von den Witterungsverhältmfsen de« Sommers ab- hängig sein.
Zellstoffabrik Woldhos halbier! die Dividende. Der Aufsichisrot der Zellsiokfabrik W a l d h o s, Mannheim , beschloß, der Generalversammlung süe dos Geschäftsjahr 1930 die Verteilung einer Dividende von 6 Proz.(im Vorjahr 12 Proz.) vorzuschlagen. Der ausgewiesene Reingewinn ist von 5,0 auf 2,7 Millionen Mark zurückgegangen
Schwerindustriette Ziechenkünste. Herr Gilverberg und die deutsche Kapiialbildung.
Die Schwerindustrie hat schon oft genug bewiesen, insbesondere bei ihren Kapitalanlagen, estie wie glänzende Rechenkünstlerin sie ist— auf Kosten der Volkswirtschaft. Den Vogel hat aber auf der diesjährigen Tagung des Langnam- Vereins, von der wir vor einigen Tagen berichteten, Paul Silverberg abgeschossen. Silyerberg gilt als ein kluger Mann, aber diesmal hat er gezeigt. daß er die einfachsten mathematischen Grundlagen der Wirtschaft, zu deren hervorragendsten Führern er angeblich gehört, noch nicht be- griffen hat. Er hat nämlich auf der Tagung des Langnam-Vereins folgende Weisheit zum besten gegeben: Cr ging davon aus, daß sich nach den Angaben des Instituts für Konjunkturforschung die eigen« deutsche Kapitolbildung — also abzüglich der Kapitaleinfuhr— für die Jahre 1324 bis 1928 auf 6,8 Milliarden Mark im Iechresdurchschnitt errechnen läßt Nun ist es schon eine Irreführung, bei dieser Durchschnittsberechnung vom Jahre 1324 auszugehen, denn damals war die Kapitalbildung noch überaus niedrig. Trotzdem polemisiert Siloerberg gegen diese Schätzung— die u. E. viel eher zu niedrig als zu hoch ist— mit dem Einwand, daß mit diesen 6,8 Milliarden mindesten» 2,8 Milliarden unproduktiy in den Konsum gegangen sind, zwei Milliarden durch die Reparationen und eine Milliarde durch die Verzinsung des geliehenen Auslandskapitals verbraucht wurden. Das würde nach Adam Riese bedeuten, daß die«igen« Kapitalbildung Deutschlands in den letzten Jahren vor der Krise gleich Null gewesen wäre. So kühn ist bisher noch kein deutscher Kapitalist gewesen
zu behaupten, daß die deutsche Wirtschaft in den letzten Jahren aus eigener Kraft keinen Pfennig Kapital gebildet hätte. Aber ganz abgesehen von der' Unsinnigkeit dieser Behauptung hat Siloerberg mit seiner Polemik gegen die Schätzung des Instituts für Konjunkturforschung den Beweis erbracht, daß er keine Ahnung von den Berechnungsgrundlogen hat, von denen die Schätzungen der Kapitalbildung ausgehen. Das Institut hat nämlich seine Schätzungen ausdrücklich auf die S a ch kapital- bildung bezogen, d. h. es hat die tatsächlichen S a ch investitionen in der ganzen deutschen Wirtschast errechnet und damit all» konsumtiven Kapitaloerwendungen ausgeschaltet. Es ist ja gerade der Sinn der vom Institut angewendeten Methode, nur jenen Teil der Kapital- bildung als echte Kapitalbildung gelten zu lassen, der sich effektiv in Investitionen niederschlägt. Freilich wieviel von diesen Investitionen sich als F e h l Inoeststionen herausgestellt haben, bleibt dabei unberück- sichtigt. ober davon hat ja auch Herr Silverberg wohlweislich ge- schwiegen. Wenn Silverberg aber von der S a ch kopitalschätzung des Institut» den Konsum, die Reparationen und die Zinsen für das Aus- landskapital abzieht, so beweist er damit, was für ein a h n u n g s- loserEngeler doch in wirtschaftlichen Fragen ist und mit wieviel Weisheit unsere Industrie geleitet wird. Jedenfalls steht die Weisheit unserer„Wirtschaftsführer" genau im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Ueberheblichteit und der Schrankenlosigkeit ihrer scharfmachen- schen Forderungen.
Die Knorr -Lremse A.-G., Berlin- Lichtenberg, meldet für 19Z0 einen Rohertrag von 11,73 gegen 11,17 Millionen trn Iahte 1929. Der Rohertrag Hot sich also erhöht. Gleichzeitig werden aber auch von 5.9? auf 7,14 Millionen erhöhte Handlungsunkosten und von 0-52 aus 0,71 Millionen erhöhte Abschreibungen auegewiesen, so daß sich trotz des größereu Rohertrages ein Reingewina von „nur" 3,88 Millionen ergibt gegen 4.67 Millionen im Vorjahr. Der Grund für die niedrigere Gewinnausweisung liegt darin, daß man diesmal statt 50 nur 40 Millionen mit Diidende zu versehen hat. Die Dividende beträgt wieder 3 Prozent wie im Vorjahre. Die Gesellschaft hat 10 Millionen ihrer eigenen Aktien, wie gesagt wird zu Pari, also zum Nennwert, aufgekauft uns sie in der Bilanz in das Wertpapierkonto eingestellt, wahrschein- lich für später« Expansionen, wie gewöhnlich in solchen Fällen. In der Steigerung der Handelsunkosten und der Abschreibungen wird man wohl«ine Reservebildung zu erblicken haben, die mit dem Aktienaufkauf zusammenhängen kann. Jedenfalls ging es der Knorr-Bremse 1330 nicht schlechter, sondern besser als im Vorjahr. Bergmann meldet Verluste. Zum ersten Male seit 1926 fällt die Dividende aus. Roch Mitteilungen au» der Aufsichtsratssihung der Bergmann- Elektrizitätswerke A.-G. Berlin zeigt der Abschluß für 1930 (Zl- Dezember) einen Verlust von annähernd 1 Million Mark, noch- dem im Vorjahr ein Reingewinn von 4,48 Millionen ausgewiesen und wie in den drei vorhergehenden Jahren g Proz. Dividende verleilt worden warev. Der Verlust soll ans neu« Rechnung vor- getragen werden; natürlich wird aus da» 44-M!llionen-kapiial keine Dividend« verteilt. Die Ursachen dieser plötzlichen Verschlechterung bei Berg- mann sind noch dunkel. Daß sich die Krise so stark ausgewirkt haben könnte, ist nach der llprvzcntigen Dividende bei Siemens und der nur von 3 out 7 Proz. reduzierten Dividende bei der AEG. nicht zu erwarte«: auch dann nicht, wenn man berücksichtigt, daß der Bergmann-Abschluß drei Monate später als der von Siemens und AEG. liegt. Die Steuern sind von 4,39 Millionen auf 3,08 Milstonen zurückgegangen, die sozialen Zlbgaben von 1,71 Millionen auf 1,37 Millionen gesunken. Die Kosten
haben sich also verringert. Auf der anderen Seile sind freilich die Abschreibungen bedeutend erhöht worden, nämlich von 1.21 Mil- lionen aus 251 Millionen Morl: es handelt sich um ein« Sonder. abschreibung auf Beteiligungen, wofür im einzelnen ist noch unbekannt. Großaktionäre bei Bergmann sind in erster Linie Siemens und ACG.. die beide über die Hälft« des Aktienkapitals von 44 Millionen Mark besitzen. Es ist nicht ausgeschlossen, es ist sogar wahrscheinlich, daß dl« ausgewiesenen Zahlen der Gewinn- und Verlustrechnung unter dem Druck von Siemens und AEG. nach unten frisiert sind, was begreiflich wäre, wenn Siemens und AEG. sich darüber verständigt hätten, die Berg- mann A.-G. sich einzuverleiben. Mit einem Urteil darüber wird man noch warten müssen. Jedenfalls darf man dem Bergmann« Bericht für 1930 diesmal mit besonderem Interesse entgegensehen.
�eichsbank verteidigt ihre Devisen. Immer noch Nachwirkungen des Wimer Krachs.— Auch politische Ursachen der Veviseyhaasse? Innerhalb zwei Tagen hat die Reichsbank den sogenannten Privatdiskontsatz— Zinssatz für Wechsel, mit dem sich erste Häuser Geld beschaffen— um je«in Achtel Prozent erhöht, so daß der Privatdiskont jetzt mit dem offiziellen Bankdiskont(S Proz.) gleich steht, ferner aus ihren Golddepots bei der Bank von Fron?- reich Goldoerkäufe vorgenommen, so daß wahrscheinlich neues Gold non der Reichsdank nach Paris gesandt werden wird. Di« Gründe dieser Reichsbankmaßnahmen liegen in der starken Nachfrag« nach Devisen, d, h. nach Auslandsvaluta, die in ihrem Verhältnis zur Mark im Preise in den letzten Tagen infolge der ständigen Nachfrage weiter gestiegen ist. Durch die Heraussctzung des Prioatdiskonts will die Reichsbank verhindern, daß die Banken durch die Beschaffung von Reichsmark, also auf Kosten der Reich?- dank, ihre eigen« Devisennachsrage vergrößern können. Es ist'offen- bar so, daß noch immer vom Ausland nach Deutschland verliehene kurzfristig« Kredite infolg« des mit dem Wiener Bank- krach erzeugten Mißtrauens gekündigt werden. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, daß solche Kreditkündigungen besonder» von Pari» aus mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Repara»