Was sagt dieStimmen zum L«Leipzig,? ZZoltezeituns:Der Parteitag hat nur einmal do»Nerhiiltni»d«r Kräftezwischen den einzelnen„Schattierungen" festgestellt.Das geschah bei der Abstimmung über den Antrag, durch den dieDisziplin der Fraktionen in den einzelnen Körperschaftenfür die Zukunft festgelegt worden ist. Der Antrag, dessen Fassungvom Parteivorstand vorgeschlagen worden war, wurde mit 324 gegen62 Stimmen angenommen. Die Mißbilligung des Verhaltens derneun Genossen wurde vorher in einfacher Abstimmung gegenl? Stimmen beschlossen. Aber auch dos obige, durch namentlich«Abstimmung festgestellte Verhältnis der Kräfte verfälscht noch dieStärke der einzelnen Gruppen. Der Genosse Wels hatte abgelehnt,über den letzten Satz besonders abstimmen zu lasten. Er lautet:„Zuwiderhandlungen gelten als parteischädigendes Verhalten." Zu-widerHandlungen können demnach den Ausschluß zur Folge haben.Diese letzte Konsequenz zu ziehen, weigert« sich beispielsweise dieMehrheit der Berliner Landsmannschaft. Der Mittelsotz, nach demder Parteitag„von den Fraktionen in ollen öffentlichen Körper-schasten ein einheitliches und geschlossenes Auftreten" fordert, wäreandernfalls gegen etwa 30 Stimmen angenommen worden, s o d a hdie eigentlich« Opposition auf dem Parteitagnicht mehr als etwa drei Dutzend Delegierte um-faßte.Man vergleiche das mit den Kraftproben, die in Magdeburgbei der Wehrfrage gemacht worden find. Dort ergab sich eine außer-ordentlich starke Minderheit. In Leipzig war sie auf rund dreiDutzend Delegiert« zusammengeschrumpft, obwohl die Belastungen,die der Partei noch dem 14. September erstanden sind, kaum zu ver-gleichen waren mit dem, was die Koalitionsära Hermann Müllerder Partei auch in den schlimmsten Zeiten brachte. Wenn trotzdemdie Opposition keinen weiteren Raum zu gewinnen vermocht«, dannbezeugt das im Angesicht all dieser Schwierigkeiten, daß der Willezur Geschlossenheit und Einheit als unbedingte Notwendigkeit an«?-kannt worden ist. Dies ist ferner der Ausdruck für die Erkenntnis,daß unter dem Zwang der Verhältnisse eine in ihren Grundzügenandere Taktik nicht möglich ist. Gewiß bleibt trotzdem für die Kritikmancherlei Gelegenheit, Man kann geteilter Meinung sein, ob dieForderungen der Partei, der Reichstagsfrattion, immer mit demwünschenswerten Nachdruck vertreten worden sind. Aber kaumdrei Dutzend Mann haben den Gedanken offen zumAusdruck zu bringen oersucht, daß die Aera derTolerierung beendet und damit den Faschisten derWeg geebnet werden solle...Volkszeitung Düsseldorf"(O. F. Schulz):Die Opposition gegen die Parteiführung ist angesichts des war-nenden Zeitgeschehens bis auf eine klein« Gruppe zusammen-geschmolzen.... Dieses Bild verstärkte sich von Tag zu Tag. Wennman von der nicht wegzuleugnenden Tatsache ausgeht, daß jede V«>«egung ihr« Opposition hat, so kann man im Interesse der Be»«egung nur wünschen, daß dies« Opposition so gut ge»führt wird, daß die Gesamtbewegung daoon Nutzen hat. So«lange Paul L e v i die geistig« Leftung der Parteiopponenten hott«.konnte man von einer intellektuell durchgebildeten Opposition sprechen.Mit dem Tod« Levis ist dos ander« geworden. Die Oppositionhat kein Gesicht mehr, sie ist ohne Führung. Da» kam aufdem Parteitag in beklagenswerter Weif« zum Ausdruck, schließlichnicht nur durch den völligen Mißerfolg des Auftretens, sondern da«trat auch durch die Zersplitterung der ao sich schwachen Kräfte indie Erscheinung.■„Das Polt". Zeua-Weimar:Auch wenn wir den neun Geuoffen den guten Glaube« zu»billigen, daß sie nach dem Grundsatz gehandelt haben, dl« Idee müsseparteipreffe?immer höher stehen als die Partei, fo müssen wir- ihnen doch fagahdaß ihnen das noch lange nicht das Recht gibt, die Disziplin zubrechen. Bei der Frage der Panzerkreuzerabstimmung aber hat es,sich für die neun Genossen weniger um die Idee(gegen ein Mord«.Werkzeug für den Krieg) als vielmehr, und das ist das Entscheidend�um ein« Protestaktion gegen die Toler.ierungs�politik der Reichstagsfraktion gehandelt. Und damußle der Parteitag eingreifen. Er hat das getan miteiner Deutlichkeit und Schärfe, die Wiederholungen ausschließen.In Zukunft stellt sich jeder Funktionär außerhalb derPartei, der sich der Fraktionsdisziplin nicht fügen will. Ein Ak»,geordneter der Sozialdemokratie ist in erster Linie ein Funktionärden die Partei als Vertreter in das Parlament schickt, um dort dieZiele und Forderungen der Partei zu vertreten und zu propagieren.Wenn er anders handelt, so ist er entweder für ein« solche Funktionnicht geeignet, oder er treibt mit dem ihm von der Parteiübertragenen Amt Mißbrauch.„Sächsisches Dolksblat t", Zwickau(M. S e y d e w i tzXPolitische und sachliche Meinungsverschiedenheiten über den ein«zuschlagenden Weg zu dem gemeinsamen Ziel sind allerdings in de?Sozialdemokratischen Partei vorhanden, sie sind mit aller Klarheitund Deutlichkeit auf dem Parteitag zum Ausdruck gebracht worden,aber der Parteivorsitzende Wels hatte durchaus recht, wenner in seinem Schlußwort ausdrücklich feststellte, daß alle Sozial-demokraten und alle Redner des Parteitages nur von demgemeinsamen Willen beseelt waren, der Partei�der Arbeiterklasse und dem Sozialismus zudienen.'Das ganz besonder« Charakteristikum dieses Leipziger Partei-tages war, daß er keinerlei klare politische Entscheidung getroffenhat, daß er den politischen Entscheidungen über die brennendenFragen aus dem Wege gegangen ist. Mit den Mitteln der Ge-schäftsführung und der Regie wurde von der Parteitagsleitung eineklare Stellungnahme zu der weiteren Fortführung der Tolerierungs-Politik und der jetzt herauskommenden neuen Notverordnungder Regierung Brün ing verhindert. Insbesondere dadurch,daß all« zur Tolerierungspolitit und zu der neuen NotverordnungStellung nehmenden Anträge der Parteilinken als erledigt erklärtwurden durch Annahme anderer vom Parteivorstand schnell ein«gebrachter Anträge oder durch Uebergang zur Tagesordnung. Sahatten die Delegierten des Parteitags bei den politischen Entsche»-düngen immer nur abzustimmen, ob sie diesen oder jenen Antragdurch die Annahme eines anderen Antrags für erledigt betrachtenwollen, oder ob sie über diesen oder jenen Antrag zur Tagesordnungübergehen wollen, nie aber darüber, ob sie für die Fortsetzung derTolerierungspolitik und ob sie für oder gegen die neuen Notverord,nungen sind. Dies« Taktik der Partestagsleitung, alle klare»politischen Entscheidungen zu verhindern, sind mchtzuletzt auch ein Beweis dafür, daß die Mehrheit für oder gegen dieFortsetzung der Tolerierungspolstik auch auf diesem Parteitage einssehr zweifelhafte war und daß darum durchaus nicht erwiesen ist,ob sich bei einer klaren Entscheidung nicht«ine Mehrhest gegen dieneuen Notverordnungen und gegen die Fortsetzung der Tolerie,rungspolitik ausgesprochen Höste. Jedenfalls zeigt da» Ausweiche»vor der politischen Entscheidung die schwache Position der Partei«Mehrheit, die auf dem Partestag über die Schwierigkesten hinweg,kommen wollte dadurch, daß sie die Entscheidung über die m derGegenwart brennenden politischen Fragen der Reichstag»�fraktion zugeschoben hat, die nach einem Beschluß desParteitag» am Irestag kommender Woche zusammentrete» soll, in»zu der neuen Notverordnung und zu der eventuellen Estckerufungdes Reichstags Stellung zu nehmen,Polizeidirskfton. Polizerpräsident war der Faschist P ö hn c r,der sich später am Hiller-Putsch beteiligte und der Leiter derpolitischen Abteilung rm Polizeipräsidium, der FaschistFr ick, der nach dem Hitler-Putsch wegen versuchtenHochverrats zu einem Jahr drei Monaten Festungshaftoerurteilt wurde und erst vor wenigen Monaten seine un-rühmliche Roll« als thüringischer Innenminister ausge-spielt hat.Die politische Abteilung der Polizei arbeitete mit derEinwohnerwehr bei der Beschaffung und Bergung vonillegalen Waffen zusammen und im Zusammenhang mit dieserWaffenbergung wurden 19?0 und 1921 wiederholt Personenvon der Einwohnerwehr-Feme ermordet, weil die Faschistenglaubten, daß durch sie ihre geheimen Waffenverschiebungenaufgedeckt werden könnten. Einen dieser Morde, den amDienstmädchen Sandmeyer, und einen Mordversuch andem früheren Reichswehrsoldaten D o b n e r, deckte KarlGareis im Bayerischen Landtag auf und wies gemeinsam mitdem Führer der sozialdemokratischen Fraktion, GenossenTimm, die Verbindung der faschistischen Mörderzentralemit der politischen Abteilung der Münchener Polizei nach. Eswar dies die erste größere gemeinsame politische Aktionder beiden sozialistischen Parteien vor der Wiedervereinigung.Die reaktionären Parteien des Bayerischen Landtagssprengten den auf Antrag Timm-Gareis eingesetzten Unter-suchungsausschuß und verhinderten so die Aufklärung derskandalösen Zusammenhänge zwischen der faschistischen Mord-organisation der Einwohnerwehr und der Münchener Polizei.Die Mörder gingen straflos aus, obwohl die Möglichkeit be-standen hätte, sie der Tat zu überführen.Von da ab wurde eine unerhörte Mordhetze gegen Gareisinszeniert, den die bayerischen Faschisten als ihren gefähr-ljchsten Gegner erkannt hatten. Gareis bekam Drohbriefe,die ihm seine Ermordung ankündigten. Das hielt ihn nicht ab,im Landtag, in der Presse und in Versammlungen seinenleidenschaftlichen und rücksichtslosen Kampf gegen den Faschis-mus fortzuführen, nachdem er einmal die Gefährlichkeit desFaschismus für Republik und Demokratie erkannt hatte.Am 9. Juni 1921, als Gareis von einer Versammlungheimkehrte, wurde er am Vorgarten seiner Wohnung kurz vorMitternacht ermordet. Obwohl die Ermittlungen der Polizeiin der gleichen Nacht aufgenommen wurden, beginnen dieAkten doch erst mit einer Vernehmung am 12. August 1921!Und zwar handelt es sich um die Vernehmung einesParteifreundes von Gareis, der ihn an jenem Abendbegleitet hatte. Ihn beschuldigte man fälschlicherweise desMordes, verfolgte also eine völlig falsche Spur. Die wirklichenMörder waren inzwischen längst in Sicherheit.Im Feme-llntersvchungsausschuß des RÄchstags imJahre 192ö veranlaßte Genosse Paul Leo i die Verhaftungdes früheren Leutnants S ch w e i g h a r t als des Mordes anGareis verdächtig. All« Spuren für die Ermordung derSandmeyer und für die Ermordung von Sareis wiesen aufSchweighart. In der Sache Sandmeyer war auch«in Ver-fahren gegen Schweighart eingeleitet, aber der Beschuldigtewieder außer Verfolgung gesetzt worden, obwohl der Verdachtfür seine Beteiligung am Mord fortbestand. Paul Levi hatteim Untersuchungsausschuß nachgewiesen, daß dem Schweig-hart durch Vermittlung der politischen Abteilung derMünchener Polizei— die unter Fricks Leitung standein Paß auf einen falschen Namen besorgt worden war. mitdem er kurz nach dem Mord an Goreis nach Oesterreich floh.Trotzdem ist der Mord bis heute ungesühnt und die Amnestieder Fememörder, die mit t o m m u n i st i s ch e r Hilfe imvorigen Jahr im Reichstag beschlossen wurde, nimmt jedeMöglichkeit, daß der Mord an Karl Gareis je gesühnt wird.Krawatte in Dresden.Blutiges Nachspiel zu Chemnitz.Dresden. 8. Juni.Wie vom Polizeipräsidium Dresden mitgeteilt wird, wurdenam Sonntagabend drei mst Bautzener und Löbtauer Nattonal-sozialisten besetzt« Lastkraftwagen, die vom nationalsozialistischenTreffen in Chemnitz kamen und in der Wernerstraßc in Dresden-Löbtau tanken wollten, von einem Trupp politischer Gegner mitSteinen beworfen. Dabei ging die Windschutzscheibe de»Lastkraftwagens in Trümmer und der Kraftwogenführer erlitt er-hebliche Kopfverletzungen.Zwei Polizeibeamt« eilten Hechel und nahmen die Verfolgungder Täter auf, die in den Bürgergarten flüchteten, wo gerode ein«Veranstaltung der Kommunistischen Roten Hilfe statt-fand. Die beiden in den Bürgergarten eindringenden Polizei»beamten und die ihnen folgenden Nationalsozialisten wurden sofortvom Saal« her mit Biergläsern usw. beworfen. Um sich durchzu-setzen, mußten die Beamten ihre Pistolen ziehen. Zwischen dennachfolgenden Nationalsozialisten und den im Saale anwesendenKommunisten kam es zu einer schweren Schlägerei, bei der es aufbeiden Seiten Leichtverletzte gab. Dem Ueberfallkommando gelanges, die Ruh« bald wiederherzustellen. Dabei wurden die Beamtenwiederholt von Angehörigen der Roten Hilfe angegriffen.Fünfzehn Teilnehmer der Versammlung wurden verhaftet undim Polizeipräsidium den Nationalsozialisten, die von den Kommu-nisien als Angreifer bezeichnet wurden, gegenübergestellt Ein«Durchsuchung der Nationalsozialisten nach Waffen oerlief crgebniZ-los. Drei Schwerverletzte muhten hem Krankenhaus zugeführtwerden,Eine von dem Polizeibericht stark Abweichende Darstellung gibtun» ein Eigenbericht über die geschilderten Borfäll«. Nochdiesem Bericht haben die Nationalsozialisten, die auf Last-wagen von dem sächsischen Gautreffen zurückkehrten, in der Dres»dcr.er Dorstadt Löbtau das tammunistischeStandquartierim Restaurant Bürgergarten gestürmt. In dem Lokal veranstaltet«die Internationale A r b e i t e r h i l f« zur Zeit des lieber-falls ein Tanzvergnügen. Vier Personen wurden schwer, zahlreicheleicht verletzt,Als die Nationalsozialisten in das Lokal eingedrungen warenund die Meng« auseinanderswb, wurde sie von den Rowdy» mttSlühlen, Gläsern, Aschenbechern, Tassen und Tellern beworfen.Zerschlagene Fenster, eingetretene Türen, zertrümmerte Stühle gabenZeugnis von dem Treiben der offenbar nicht mehr nüchternen, viel-fach mit Stoß- und Hiebwaffen versehenen Angreifer. Di«Polizei nahm auffälligerweise zunächst 15 bis 20 Zivilisten fest, beidenen aber leine Waffen gefunden wurden. Die hauptbeteiligtenNazis wurden erst später festgenommen.Siegenvald verieidigt Roiverorönung.Kondgebvng der christlichen Sewerkfthaste«.Cleve, 8. Juni.In einer großen Kundgebung der christlichen Gewerkschaften desNiederrhein« sprach am Sonntag Reichsarbeitsminister Dr. Sie-gerwald über das Sanierungsprogramm de? Reichsregicrung,Er führt« aus:Wir befinden uns inmitten einer großen Wirtschafts- undFinanzmisere. Reich, Länder, Gemeinden und Arbettslosenoersiche-rung weifen»in Defizit von weit über zwei Milliarden Mk.auf. Diese Beobachtungen find keine bloße deutsche Erscheinung,sie sind eine Folge der Weltwirtschaftskrisi». Neben uns hat A m e-r i k a im letzten Jahre 3,S Milliarden und rechnet im laufendenJahr« mit 6 bis 7 Milliarden Mk. Defizit in seinem Staatshaushatt.Auch England, Italien, Australien, Oesterreich usw. stehen in dengrößten Sorgen um di« Balancierung ihrer öffentlichenHaushalte. Diese Länder, insbesondere die reicheren, befinden sichaber trotzdem in einer unvergleichlich besseren Lag« al» Deutschland,da sie noch auf Reserven zurückgreifen können. Deutschland» Steuer-quellen und Möglichkeiten sind aber restlos ausgeschöpft.An dem Sanierungsprogramm der Reichsregierung wird vonallen Seiten die Kritik einsetzen: sie kann st« vertragen und ist über-zeugt, daß kein« Regierung«in wesentlich andere» Programmvorlegen könnte. Wenn bei den Ländern 75—80 Proz., bei denGemeinden einschließlich der Wohlfahrtserwerbslosen ebenfalls 80und mehr Prozent Personalausgaben sind, dann ist es selbst»verständlich, daß auch auf di« Personalausgaben zurückgegriffenwerden mußt«. Ohne erneute Heranziehung der Beamten war di«gemeindliche Wohlfahrtserwerbslos enfürforzenicht in Ordnung zu bringen.Da» deutsch« Volk befiehl zu 55 Proz. aus Lohn, und Geholks.empsängera. Nach der neuen Gehaltskürzung der Beamten werde«ia der SssenMchen und In der Privutwirkschast 1931 rund S1/» bis9 Milliarden Mk. Gehälter und Löhne weniger bezahlt ol»1929. Davon entfällt etwa die Hälfte aus vermehrie Arbeitslos i g k e i« und Kurzarbeit. Die Preise find oichl in de«gleichen Ausmaß gesunken, al» infolge vermehrter Arbeitslosigkeit.Kurzarbeit und Sürzuug der Bezüge der in Arbeit stehenden Be?amien, Angestellten und Arbeiter der Gesamtlohn in der deut.schen Botkswirlschast sich vermindert hat. Die GeHall»- undLohnpolitik muß künftig, von Iluau»geglichen Helten abgesehen, imgauzen vorsichtig behaadel l«erden, meuu nicht ela mei-lerer größerer, innerlich nicht ausbalancierter Schrumpfungsprozeßeintreten soll.Die Reichsregierung verlangt von dem deutschen Volke unbe-quem« und harte Opfer. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zahlenkünftig für Arbeitslosenversicherung und den Krisenfonds etwa81H Proz. der Grundlöhne. Dos sind Opfer, wie sie keinzwettes Land der Well kennt. Das müssen auch die Arbeitslosenwürdigen. Wenn auch ihre Lage sehr schwer ist. müsse» sie dochbedenken, daß auch bei erschwerten und gekürzten Bezüge» nebe»England kein zweiter Staat der Welt für seine Arbeits,losen in solchem Ausmaß und mtt ähnlicher Plamnäßigkett sorgtwie Deutschland.Di« Krankheitsursachen der Welt, die ungeheure Wirtschastskrisiszu besettigen, liegt nicht in de» deutschen Volles Kraft uud Macht.Wohl aber kann Deutschland, nachdem«» mtt großen Anstrengungensein eigenes Haus so gut als möglich bestellt hat, sagen: Jetztist die Stunde Europas und Amerika» gekommen. Es geht nichtbloß um die Rettung Deutsäilands: es geht um die fett Jahrhundertten erarbeitet« europäische Kultur und Zivilisation.Aazi-Abgeordneier als Revolverschühe.Wuppertal. 8. Juni.Zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten kam es hier a«Sonnabendabend zu einem Zusammenstoß, zu dem die Polizei heutefolgende Einzelheiten mitteilt: Etwa 15 Nationalsozialisten wollte»sich nach Elberfeld, dem Treffpunkt für einen bei der Polizei angetmeldeten Nachtmarsch begeben. Unterwegs wurden sie von Anshängern der Kommunistischen Partei überfallen, wobei ein Kom,munist durch«inen Schuß verletzt wurde. Zur Feststellung de«Sachoerhalts nahm die Polizei 13 Zwangsgcstellungen vor. Unterden Verhafteten befindet sich auch der nationalsozialistische Reichs»tagsabgeordnete Veller, der nach übereinstimmenden An,gaben mehrmals geschossen und dann die Waffe einem Ge»sinnungsgenossen weitergegeben haben soll. Nach Vernehmung zahl,reicher Personen wurden die Festgenommenen im Laufe des Sonn,tags wieder entlassen.Das Referat des Genossen Tornow über„kapitalistische Wirt,schaiisanorcbi? uud ArbeiterNasse. das auf dem Leipziger Par,t« i t a g gehalten wurde, ist soeben in Broschürenform erschienen.Preis 20 Pfennig. Zu hoben in der Parteibuchbandlung I. W, H.Dietz Nachf,. Berlin SW. 68, Lindenstraße 2 und sämtlichen„Vor»wärts"»Speditionen.Erich Mühsam und da? Volkslied. In unserer Sonntagsausgabehatten wir die Karikaturenreihe„Bäckergeselle und Kammerherr" mttdem Motto versehen:„Es war einmal ein Bäckergesell', ein frecherGesell', ein kecker Gesell'" und diese Zeile als„altes Volkslied" be-zeichnet. Hierzu teil uns Erich Mühsam mit, daß dieses Volks-lied von ihm herrührt und erst auf das gelchätzte Alter von20 Jahren zurückblickt.— Um so besser! Volkstümlicher kann einDichter bei Lebzeiten doch gar nicht werden.keine Unterbrechung der Arbeit der Republikanischen Beschwerdestelle. In der rechtsstehenden Presse wird jetzt die Meldungverbreitet, daß„endlich der Betrieb der Republikanischen Beschwerde-stelle beendet" ist. Diese Meldung entspricht, wie die Beschwerdestellemitteilt, in keiner Weise den Tatsachen, Die Arbeit der Beschwerde»stelle im Kampf gegen die offenen und versteckten Gegner der Re-publik geht, ungestört welter, gleichzeitig bleibt die Gewähr für un»bedingte Diskretion allen Wilarbeitern gegenüber erhalten.