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Magda Acharya: Beinahe ein Märchen

Es war einmal in Indien ein armer Weber und es war ein-| mal eine schöne Tänzerin. Täglich saß der Weber vor der offenen Tür seines fensterlosen Lehmhauses und arbeitete, bis die heiße schnelle Dämmerung die bunten Seidenfäden unter seinen Händen grau färbte. Täglich, zur Stunde des Sonnenunterganges, ging die schöne Tänzerin am Hause des armert Webers vorbei. Von weitem schon hörte er das zarte Klingen ihrer goldenen Fußspangen, hörte sie näherkommen, sah sie vorbeischreiten, ganz bedeckt von schwerem glitzerndem Gold, den violetten Sari kunstvoll um die Hüften geschlungen, weiße Sternblüten im tiefschwarzen Haar, Dienerinnen mit Lauten und kleinen Trommeln folgten ihr. Des armen Webers Herz stand still, wenn ihre Augen, in denen ein zitternder Glanz war, ihn flüchtig streiften. Bald übertönte den verwehenden Klang ihrer Schritte das Geschrei spielender Kinder und das schwere Stampfen der Herde, die in einer Wolfe rot­glühenden Staubes vorbeizog.

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Aus Dunst und Hige stieg im Norden die Nacht auf und seine müde Frau brachte ihm die Abendmahlzeit eine Schale heißen Linsenbreies die er gedankenlos verschlang, um zu schwerem Schlaf sein Lager aufzusuchen, während die großen Sterne der Tropen im schwarzen Raum der Nacht über dem Strohdach seines Hauses dahinwanderten.

Lange Zeit waren die Begegnungen der einzige flüchtige Blid, das größte Glück im Leben des armen Webers, aber allmählich erblühte in ihm ein Traum und überwucherte seine Seele: er wollte auch zu den Lieblingen des Schicksals gehören, die täglich das nahe gelegene Haus der Tänzerin betraten. Auch für ihn sollten die Fenster aufleuchten und die kleinen Trommeln ertönen, mährend dem Haupte rundete. Immer hörte er den trockenen heißen Klang dieser Trommeln, auch im Schlafe hörte sie sein Herz. Er wußte,

die schöne Tänzerin, leicht im Latte aufstampfend, die Arme über

mit leeren Händen durfte man nicht kommen, wenn man den Tanz sehen und die erfahrene Berührung ihrer Hände spüren wollte.. Da beschloß er, Geld zu sparen, um die Erfüllung seines Traumes zu sehen. Er stand noch früher auf und noch schneller lief das Schiff hen durch das Gewebe und noch kleiner wurde die tägliche Portion Linsen, die ihm seine Frau vorsetzte. Die Wochen vergingen, wurden zu Monaten, wurden zu Jahren.

Als drei Jahre vergangen waren, da zählte der Weber das ersparte Geld. Und fiehe! Es langte zu einem Besuch bei der Es langte zu einem Besuch bei der Tänzerin. Da befahl er seiner Frau das Festgemand zu bringen,

Alfred Hein :

schlang einen sauberen Turban um den Kopf und betrat an einem heißen Nachmittag das fühle Haus der Tänzerin. Ein Diener emp­fing ihn und fragte ihn geringschäßig nach seinen Wünschen. Da brachte der arme Weber sein Anliegen vor und widelte das mit­gebrachte Geld aus dem Tuch. Der Diener schüttelte erstaunt den Kopf, ging aber doch zu seiner Herrin, kehrte nach ein paar Minuten zurück, nahm das Geld lächelnd in Empfang und bestimmte Tag

und Stunde des Besuches. Die legten Tage verbrachte der Weber wie immer am Webstuhl, nur sein Traum hatte sich verändert: es war jetzt die Verheißung, fast die Drohung der nahen Erfüllung. Alls endlich die festgesetzte Stunde nahte, verließ er den Webstahl. Seine Frau reichte ihm das Festgewand und sah ihm schweigend ins Gesicht. Er wandte sich ab von ihr und ging hinaus. Die Sonne stand noch hoch. Der glühende Tag um ihn war der erfte, einzige Feiertag seines Leben.

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Derselbe hochmütige Diener führte ihn in einen großen, niedrigen, fast leeren Raum, dessen Wände von seidenen Teppichen verhüllt waren und verließ ihn. Da stand er denn und wagte aum zu atmen und wußte nicht, ob Minuten oder Stunden vergingen. und eine weibliche Gestalt trat ein. Er neigte sich tief zum Gruß Es war sehr still. Plötzlich wurde ein Vorhang zurüdgeschlagen und als er sich wieder aufrichtete, sah er feine eigene Frau vor müde wie immer. In ihren zitternden Händen lag sein erspartes sich stehen im seidenen Sari der Tänzerin. Still, schattenhaft und Geld. Die schöne Tänzerin, die diese Geschichte später ihren Freun­den lächelnd erzählte, hatte sich nach dem Mann erkundigt und dann die Frau zu sich rufen lassen. Sie schenkte ihr ein schönes Gewand und gab ihr das Geld ihres Mannes. Denn sie wollte sein Geld nicht und nicht seine Liebe. Schweigend gingen die beiden nach Hause. Die Frau geduct in fremdem Festgewand, der Mann blind

und starr mit gefenftem Kopf.

Und wieder saß der Weber an seinem Webstuhl, den ganzen langen Tag, bis die schnelle Dämmerung die bunten Fäden grau färbte. Aber wenn zur Zeit des Sonnenunterganges die goldenen Fußspangen erflangen, dann hob er den Kopf nicht mehr von seiner Arbeit.

Allnächtlich lag der Schlaf der Müden traumlos schwer auf seiner Brust und die großen Sterne wanderten durch der schwarzen Raum der Nacht über seinem Hause, Weltworte in falter Flammen schrift, die er nicht lesen fonnte.

Variationen über einen Sommertag

Himmel.

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Lichtestes Licht im Zenith es ist nicht auszudenken, wieviel blaues Licht in den Liefen des Himmels versammelt ist. Das Be­mußtwerden dieser Schau in die ewig grundlosen Gründe, die sich mystisch und undeutbar in ihrem legten Vermehen über uns wölben, nimmt die Sinne. Insektenhaft der Mensch, zwerghaft die Sonne in Dieser Unendlichkeit. Die große lohende Sommerfonne! Die Mutter unserer Erdendinge baut uns die diamantenen Brücken in das Ewige. Und ihre alles überströmende Liebe zeigt sich im Kleinsten

am größten: fiehe, wie zart ihre Strahlen den Kelch einer Blume entfalten.

Wald.

Abseits vom Wege mitten im Didicht eine enge Lichtung, nur wenige Schritte im Geviert. Mittag. Erst wenn das Auge lange zu den entschwindend hohen Wipfeln der erhabenen Tannen empor­schaut, die hier ihr Leben in den Himmel halten, feit unzähligen Jahren wurzelverwoben in diesen keuschen, fast nie von Menschen­fuß berührten Boden, erst dann wird nach Minuten offenbar, daß noch ein ganz fachter Wind über den Wald wandert, ein Wind wie der Atem jener Lämmerwolke, die still über dem Walde dahinzieht. Der Duft des Harzes steht im Sonnenglast, der flimmernd die Lichtung erfüllt, wie ein gläserner Turm. Seine Stamm und Weste verjüngende Kraft bricht durch die Rinden wie voller Lebensfreude überquellendes Blut. Mein Leib saugt Duft, Licht und leisen Wind des Waldes ein, bis die Einsamkeit meiner Seele und die Einsam­feit der Tannen nicht mehr einander fremd find, sondern inselhaft von der Erde gelöst in den Himmel emporschweben.

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Heide.

das Meer ist nichts als irdisch gewordener Himmel. Wenn die Küste verweht, und du im Flugzeug über dem Meere freist, da durchbebt dich jener biblische Urgeist über den Wassern. Die Abend sonne ist dann wie ein noch vom Lande kommender legter roter Ruf, den aber das uferlos bleibende Meer in sich eintrinft mit dem emigreinen, ewigjungen Lächeln seiner Wellen.

Gebirge.

grünenden Violett über den Wäldern des Tales. Ich saß hoch Der weiße Tag ward abendrofig und versant mit lettem ver­oben auf dem Gipfel, nach langer Wanderung dennoch nicht müde, fondern verjüngt und erfrischt den Wolfen des Himmels schon so nahe, daß sie manchmal mich umwandelten wie stumm gewordene Lieder der Engel, die nun Sterne bringen. Der Himmel dunkelte sich erst mit einem schweren, fast schwarzen Blau ein, das nur im Bezirk des Mondes leis aufhellte, der sichelschmal über den Bergen stand und noch das Gewoge der stillen Gipfel und maldsanften Hänge rundum erkennen ließ. Und da, während endlich gütig fühlende Winde aus dem Tale emporstiegen, tropften die Sterne in das dice, fast schwarze Blau des Himmels ein, so als wenn fie aus Urtiefen herniedersanten. Bom hellen Arttur bis zum dünnen Geweb des Haars der Berenice erschienen sie alle wieder wie seit Jahrtausenden.

Und meine Seele war ihnen nah, als wäre sie längst, an allen Enden von diesem Himmel voller Sterne eingesogen, während mein Leib, waldstill wie dies Gebirge, den Schlaf der Erde schlief. Ludwig Adams:

erregend, daß er nur durch die stärksten Parfümerien verdrängt werden fonnte. Sogar der berühmte italienische Arzt und Anthropologe Manteguzza, der erst im Jahre 1831 geboren wurde, behauptet, noch Leute kennengelernt zu haben, die sich rühmten, nie in ihrem Leben gebadet zu haben. Erst in England tam man dann wieder zu der Einsicht, daß das Baden für die Gesundheit sehr zuträglich sei, und von England aus entstand dann auch wieder eine badefreundliche Zeitſtrömung.

Dr. Günther Lange:

Die Wirkung des Schlangengifts

Bei uns spielt ja die Gefahr, daß durch Schlangenbiffe Menschen getötet oder ernsthaft an ihrer Gesundheit geschädigt werden können, feine sehr große Rolle. Die Giftzähne der heimischen Giftschlangen sind so kurz, daß sie nur unter ganz besonderen Umständen großen Schaden stiften können. Dagegen ist die Gefahr, von giftigen Schlangen gebissen zu werden, in allen tropischen Gegenden außer­ordentlich groß und der Prozentsaz der durch Schlangenbiß Ge­töteten ist auch heute noch erheblich.

Das Hauptschuhmittel gegen das Schlangengift ist das in neuerer Beit entdeckte Schlangenserum. Zu seiner Herstellung werden in Den sogenannten Antivenin- Instituten Giftschlangen in großer Zahl Gift werden Pferde geimpft, aus deren Blut dann das Serum her­gehalten, denen der Giftstoff abgezapft wird. Mit dem entnommenen gestellt wird. Um die dafür notwendigen Schlangen zu erhalten, gegen lebende Giftschlangen aus. Die großen Erfolge, die man mit dem tauschen die Antivenin- Institute ihre Sera und Injektionsspritzen Schlangenserum gemacht hat, haben in den durch Giftschlangen außerordentlich gefährdeten Gebieten die Bevölkerung veranlaßt, für die Versorgung der Institute mit Schlangen zu sorgen. Die großen Institute, die besonders in Südamerika bestehen, erhalten Tausende von Giftschlangen im Tauschwege.

Die Schlangen sind durchaus teine angriffslustigen Tiere und ihre Giftzähne sind letzten Endes ja auch vom Standpunkt der Schlange aus gesehen, ein schlechtes Verteidigungsmittel, denn ob­wohl beinahe ausnahmslos jedes Lebewesen, wenn nicht rechtzeitig Hilfe kommt, durch den Biß einer giftigen Schlange ernsthaft ge­fährdet wird, so treten doch die Wirkungen des Giftes erst nach Etunden, manchmal auch erst nach Tagen ein, so daß der Angegriffene durchaus nicht sofort fampfunfähig ist. Die Schlange ist deshalb meist scheu und greift nur Tiere an, denen sie an Kraft überlegen ist. Das Schlangengift dient der Schlange dazu, das Gewebe des gebiffenen Tieres, das sie fressen will, zu zersetzen und dadurch den Körper des Opfers in einen für ihre Verdauung günstigen Zustand zu bringen.

Eben dieser Zersegungsprozeß, den das Schlangengift herbei­führt, ist aber auch die Gefahr für Mensch und Tier, und zwar ist der Biß am gefährlichsten, wenn das Gift unmittelbar in die Blui­gefäße eindringt. Die roten Blutkörperchen lösen sich unter der Wirkung des Giftes auf und der lebenswichtige Stoff, das rote Hämoglobin, das die Sauerstoffzufuhr in die einzelnen Körperteile besorgt, wird abgeschieden. Das Blut wird dadurch seiner lebendigen Kraft beraubt. Ebenso zersetzend wirkt das Schlangengift auf alle anderen lebenden Zellen des Körpers.

Gegen die fürchterlichen Folgen dre Giftschlangenbisse schützt man fich heutzutage in allererster Linie auch vorbeugend durch geeignete Kleidung. Von den am Boden friechenden Tieren find naturgemäß am gefährdetsten Füße und Beine. Trägt man festes, möglichst bis Schlange niemals dringen fann, so ist man am besten geschützt. über die Knie reichendes Schuhwerk, durch das der Giftzahn der Früher betrug in besonders durch Giftschlangen gefährdeten Ge­bieten die Zahl der tödlich verlaufenden Schlangenbisse 35 Proz. Dieser Prozentsaz ist seit der Serumbehandlung ganz erheblich ge­sunken. Im Süden der Vereinigten Staaten , wo man sich ganz

besonders vorbeugend durch geeignetes Schuhwerk und sonstige klei­dung gegen die Schlangenbisse schüßt, find, obwohl dort Giftschlangen recht zahlreich find, im Jahre nicht mehr als ungefähr 1000 gefähr­liche Schlangenbisse gezählt worden. Durch die Serumbehandlung ist der Prozentsaz an Todesfällen durch Schlangenbisse, der früher dort bis zu 25 Proz. betrug, auf ein Minimum der Fälle gefunken.

Deutschlands erster Glasbau

Eine furchtbare Brandkatastrophe hat ein Wahrzeichen der bayerischen Hauptstadt, den Münchener Glaspalast , in Trümmer gelegt. Der Glaspalast, der im fünstlerischen Leben Münchens einz bedeutende Rolle gespielt hat und viele vorwiegend moderne Ge­

Badegegner der Vergangenheit mätbeausstellungen beherbergt hat, stammte aus dem Jahr 1854 und

Die Badefreudigkeit, die besonders bei den alten deutschen Bölkern sehr start hervortrat, verwandelte sich am Ausgang des Mittelalters in eine Feindschaft gegen das Baden . Und nicht allein in Deutschland wurde nach und nach das Baden für schädlich und unfittlich gehalten, auch in anderen Ländern Europas fam eine badefeindlichkeit Gesinnung auf. Man glaubte vor allem, daß die verheerenden Seuchen, die mehrmals durch die europäischen Länder zogen und große Menschenmassen dahinrafften, hauptsächlich auf An­steckung beim Baden entstanden seien.

Drei Wege führen durch die Ebene. 3mei freuzen einander humitten, der dritte überschneidet sie ein wenig abseits. Sie enden überall erst am Himmelsrande. Ihr weißer Sand, weich unter dem Fuß in der Nähe, wird weiter fort zum Schwert, und am Horizont sticht er wie ein Pfeil in den Himmel. Erde, ich wußte nicht, daß Du Meer sein fannst spricht die Seele hier. Sie spricht es laut. Denn in dieser in sich gekehrten Landschaft, nur von einem unheim­lich- starren Wacholdervolk durchwandert, wird die Stille unerträg­lich selbst für den, der die Einsamkeit sucht. Es ist, als hätte das Leben bisher nur den Sinn gehabt, nach langen Irrfahrten in diese Der Abscheu vor dem Baden war zunächst nur auf die öffent weite grünbraune Ebene zu gelangen, um schicksalernst den weißen lichen Badestuben beschränkt, die es im Mittelalter in allen Städten Beg, Schritt für Schritt, durch die heilig- weltferne Heide bis zum gab, er übertrug sich aber dann auch auf das Baden im Freien. Ende aller Dinge, das dort am Himmelsrande, wo der Weg sich Allmählich wurde das Baden als ein Verstoß gegen die gute Sitte verläuft, plötzlich glaubhaft wird, zu schreiten. Da endlich eine angesehen. Geistliche und Aerzte traten dagegen auf, die bekundeten, Hügelwelle. Sie naht sich wie eine Insel dem über das Meer daß sie ihr Leben lang kein Bad genommen hätten und sich trotzdem der Gräser Wandelnden. Zwei Wacholder frauen flüstern. Ein gesund und wohl fühlen. Die Bewegung ging so weit, daß Ver­Wacholderwolf hoct dort gebudt. Die Schritte werden schneller. ordnungen herauskamen, die das Baden im Freien für Erwachsene Hinauf zum Hügel! Und da noch fernab, aber schon mit Erlösen und Kinder, bei schwerster Strafe verboten. aus den Heideweiten sich hebend fündet ein Haus dem von Ein samteit Durchschreckten, daß hier noch Menschen find.

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Großstadt.

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Lärm, Staub und Hize verdicken ineinander und ergießen sich wie ein Lavastrom in das glühheiße Steinbett der Mietstasernen fronten. Die Menschenmassen und die tausend Gefährte wälzen sich über den ofenglühenden Asphalt wie ein Ameisenhausen, der vor der Sonne flüchtet. Rosen und Flieder in den Blumenläden lassen die Köpfe hängen die Schaufenster scheinen zu schmelzen. Nie wird der Fluch der Großstadt- Kerkerschaft sichtbarer als in dieser Julimittagsstunde, in der ein Stück Schatten wie ein Königreich der Kühle dem Bettler und dem Millionär minkt. Die Stadt er­stidt fast. Die Menschen atmen kaum. Nur Autohupen gellen und Straßenbahnen flingeln. Nicht einmal mehr der Zeitungsverkäufer schreit die letzten Sensationen aus.

Meer.

Die Reinheit eines Hochzeitsmorgens umfängt Himmel und See, Wogen und Wolfen. Sie suchen und finden einander sofort mit einer seltsamen Zärtlichkeit und Macht zugleich offenbarenden Majestät: Sinnbild aller Liebe. Ja, die Erde stieg dereinst in Schöpfungstagen aus den Wassern des Meeres, wie hier noch mit ben findesjeelenteinen Sandtörneru am Strande Land beginnt. Und

Am stärksten wurde die Abneigung gegen das Baden wie über­haupt die Berührung mit dem Wasser im 17. und 18. Jahrhundert. Der Sonnenfönig Ludwig XIV. von Frankreich , der von 1638 bis 1715 lebte, rühmte sich ebenfalls, nie in ein Bad gestiegen zu sein. In seinem Prachtschloß Versailles , das gewaltige Summen gekostet hatte, war nicht ein einziger Baderaum zu finden, ebenso schlten solche Räume in anderen Fürstenschlössern der damaligen Zeit. Alle die vornehmen Damen und Herren, die sich, wie tleine Sterne um die Sonne, um den König bewegten, waren genau so schmutzig. Schen wir auf Bildern vornehm gekleidete Herrscher und Hofdamen des 17. und 18. Jahrhunderts, können wir auch daran denken, daß diese Leute n'emals badeten, ja daß sie sogar niemals einen Tropfen Wasser in das Gesicht brachten. Erhoben sie sich am Vormittag von ihren seidenüberspannten Himmelbetten, so tamen Diener und Zofen herbei, um ihren Herrinnen und Herren Geficht und Hände mit einem trockenen Tuch abzureiben. Dann wurde von neuem Buder aufgelegt, und das gravitätische Aussehen war wieder hergestellt. Königinnen rühmten fich, die Hand nie in ein Wasserbecken getaucht zu haben. Asketen flüchteten sogar vor dem kleinsten Regen, da sie das Wasser nicht an den Körper herankommen lassen wollten.

Alle die berühmten Mätressen der französischen Könige, die Montespan, Lavalliere, Fontanges, Maintenon , die Pompadour und Dubarry, von denen manche ungeheuren Lurus tricben, waren furchtbar schmußig. Der Geruch mancher Kavaliere war jo etel

diente seit dem Jahre 1888 den Kustausstellungen, die alljährlich stattfanden und tunjtbegeisterte Fremde den Weg nach der far finden ließen. Sein Gerippe bestand aus Eisen, seine äußere Hülle Mittelschiff 23 Meter hoch. Die gläsernen Wände ließen dem Licht aus Glas; das Gebäude war im ganzen 233 Meter lang, das ungehinderten Zutritt, und gerade deshalb mar der Glaspalast für Kunstausstellungen besonders geeignet. Er stellte den ersten Vor­läufer einer architektonischen Technik dar, deren Grundidze in neuerer Zeit wieder aufgegriffen und von modernen Architekten Taut, Le Corbusier und anderen weiterentwickelt wurde. wie Erich Mendelssohn, Peter Behrens , Walter Gropius , Bruno

etwas völlig Neues, wenigstens für Deutschland , denn in London Im Jahre seiner Entstehung war dieser gewaltige Glasbau Bau ebenfalls im Jahre 1854 seine Bollendung erlebte. Der Er­war schon im Jahre 1851 der Kristallpalast begonnen worden, dessen bauer des Glaspalasts, Boit, betrat als erster den neuen Weg einer Bauweise, bei der die Wände in einem Eisen- oder Eisenbetonge­rippe mit Glas ausgesetzt wurden. Die Wand hatte damit ihre Funfiton als tragendes Bauelement aufgegeben; sie wirfte nur noch Die sich daraus ergebenden großen ungeteilten Flächen famen dem als eine die Träger und Streben überspannende durchsichtige Haut. äußeren Eindruck zugute, der noch durch die würfelförmige Bau­in die Augen: der bebaute Raum ist bis aufs äußerste ausgenußt, weise unterstrichen wurde. Die Vorteile des Glashauses springen ungehindert und nicht mehr steigerungsfähig. Diese Vorteile muß­die Ersparnisse an Baukonstruktionen sind bedeutend, die Lichtzufuhr ten den Glasbau in unserer Zeit zu Ehren bringen, die aus ihrem Lebensgefühl heraus Licht und Luft verlangt und die außerdem Bertreter seiner Gattung geblieben. sparen muß. So ist der Münchener Glaspalast nicht der einzige

Fortroff für rote Diplomaten verboten. Seit Jahren währt der Kampf um die modernen Tänze in Sowjetrußland. Die Regierung der Sowjetunion steht von jeher auf dem Standpunkt, daß Tango, Fogtrott und andere moderne Tänze bürgerliche Beluftigungen" über dieses Thema find ganze Blätter in Moskauer Zeitungen ge= und eines echten Sowjetbürgers unwürdig seien. Der Diskussion widmet. In der letzten Zeit werden moderne Tänze freilich geduldet, und, wie die Prawda" mit einigem Entfegen feststellt, in Arbeiter= wärtige Angelegenheiten entschlossen, den diplomatischen Vertretern flubs jogar gern getanzt. Jezt hat sich das Kommissariat für aus­Sowjetrußlands im Fernen Osten das Tanzen von Foxtrott zu ver­bieten