Ein Imperialisten-Drama Hans Ketzberg:„Cecil Nhodes" im Siaatstheater
Wns bleibt, ist der Eindruck: l?ans Rehberg, bisher noch un- genannt in der deutschen Dramatik und im Berliner Literatur- geschwätz, hat seinen Kops nicht verloren, als er Weltgeschichte durch einen theatralischen Kopf auffangen ließ. Diesen Kopf trägt Cecil Rhades, der britische Machtexponent und Regent in Rhodesia , Buren- töter, der Schuldige, wenn Transvaals Bauern 1900 von Lord Äitschener erschossen, wenn ihre Hütten verbrannt und wenn auch ihre Frauen und Kinder nicht geschont wurden. Mitten im heißen, schwarzen Lande wurde ein Prachtgrab aufgebaut. Darin ruhen die Gebeine von Cecil Rhades. Das deutsche Schauspiel von Cecil Rhades nimmt diesen Imperialismus sehr ernst. Der Mann beschäftigt die Phantasie Rehbergs als ein zwar herzkranker, doch genialer Staatsmann. Rhodes wird im gleichen Atem mit Julius Cäsar und Napoleon genannt. Das Londoner Kabinett stellt sich ihm mißtrauisch entgegen. Es verzögert den Krieg, den Cecil Rhodes immer wieder verlangt. Dann allerdings, als auch die insularen Strategen und Diplomaten den schönen Kolonialbraten vollkommen gewittert haben, sind sie nicht mehr zu bändigen. Sie stoßen, stoßen vorwärts zur Ausrottung der Burenfreiheit. Tragisch« Helden sterben auf der Bühne immer im letzten Augenblick vor ihrem letzten Siege. So bricht auch Rhodes an krankem Herzen zusammen, nachdem er eben noch vor seinen ausgemergelten und verhungerten Untertanen den Verlust seiner besten und treuesten Freunde beweint hat. Rehbergs Theatersinn baut das Schauspiel genau so, wie es sich akademisch gehört: Aufstieg, Ruhepause, Abstieg mit Kanonen. donner und Apotheose. Trotz dieser Schulmäßigkeit und der oft geschwollenen Kulissensprache zeigt sich die Tüchtigkeit des Drama- tikers im Einfädeln und Weiterspinnen der Theaterereignisse. Da ist die große Szene, in der Präsident Krüger mit den Briten zusammenprallt. Der fromme, bäuerliche Bure gegen die glatten, theatralisch allzu geglätteten Briten. Während das Wichtigste, die Frage ob Krieg oder Frieden, verhandelt wird, ist Cecil Rhades eingeschlafen. Als er die Augen wieder aufschlägt, als er, zugleich mächtig und müde, dem Burenpräsidenten an den Leib rückt, treffen sich zwei Weltanschauungen. Das ist nicht mir bühnenwirksam, das verrät auch tieferen Geist.
Cecil Rhodes geht in Sanssouci spazieren. Die deuts.!�.> Herren, Wilhelms II. Kabinettches und Hosgeneralc umnäselu, um- schnarren, umnebeln den fremden Gast. Er aber staunt vor dem, was der Preußenkönig Friedrich ausgebaut hat, und er bedauert. daß e r nicht Erbe solcher Ueberlieserung, daß er nur gequälter Schöpser einer neuen Ueberlieserung sein darf. Das ist wiederum sehr bühnenwirksam, wenn auch unbewußt so ausgedeutet, daß dem Dichter beim Kommen des Dritten Reiches nicht der Hals ab- gedreht wird. Ueberhaupt der Kontrast zwischen England und Deutschland , gespiegelt durch Rehbergs Dichterphantasie! Wilhelms II. Depesche an Ohm Krüger bedeutet für die Engländer, wenigstens ihren theatralischen Vertreter Cecil Rhodes , noch nicht den Alarmruf, um den deutschen Mitbewerber um den Platz an der Sonne Feind- schaft zu schwören. Nach Rehberg bietet ein durchaus respektables Deutschland dem kleinen Burenvolk die Freundschaft an, und die Engländer ducken sich, wenigstens solange, wie die Zehnminuten- szene aus der Bühne dauert. Der Dichter weiß nicht, was nach 1900 folgte, und er braucht es auch nicht zu wissen, da ihm nur an der Augenblickswirkung liegt. Die Rollen stimmen, wenn auch die Historie manchmal malträtiert wird. Aber es sind Paraderollen in dem Stück, und der Regisseur Lothar M ü t h e l tut gut, den Darstellern freien Laus zu lassen. So entfaltet sich aus der Bühne zwar das Virtuosentum, und es wird vieles allzu scharf, allzu theatralisch aufgetragen, doch sehr deutliche Wirkungen werden erzielt. Walter Frank spielte einen dämonischen Cecil Rhodes , einen richtigen Helden des Schicksals, einen Märtyrer und Bösewicht. Er spielt ihn mehr vom Rhetorischen als von der Seele her, doch er wirkt interessant. Dann kommen Hadank, Gentschow, Laubinger, Paul Günther, Minetti . Sie schwelgen alle in ihren Rollen, sie sind versesien auf Pointen, zu denen ihnen das Stück gar keinen Anlaß gibt. D u n s k u s spielt den Präsidenten Krüger, und die Spannung, die er bringt, liegt in der Rolle, aber auch in dem Talent des Künstlers, diese Ehrlichkeit und Gläubigkeit und körper- liche Kraft durch vorzügliche Maske und schweres Wort und massive Bewegungen imponierend zu charakterisieren. I'lsx Hochdorf.
Die Absichten auf Revision. Innerpolitische Voraussetzungen. Der„Sozialdemokratische Pressedienst" schreibt: Die Meldungen, die die Presse über die Ergebnisse der Besprechung von Chequers sowie über die Absichten der Reichsregierung in der Revisionsfrage bringt, sind alle mit der denkbar größten Vorsicht auf- zunehmen. Die einzige positive Versicherung, die uns gegeben wird, ist die, daß die Reichsregierung nicht die Absicht hat, bereits in den nächsten Tagen Beschlüsse bezüglich der Ankündigung eines Transfermatoriums zu fassen, d. h. daß sie zunächst nicht daran denkt, von dem Rechte Gebrauch zu machen, das ihr der Poung-Plan selber gewährt. Das ist durchaus be- greiflich, denn dieses Recht ist von sehr zweifelhaftem Wert. Die einseitige Erklärung eines Moratoriums würde den deut- schen Kredit erschüttern und die Gefahr der Zurückziehung kurzfristiger ausländischer Anleihen beträchtlich erhöhen. Außerdem aber würde eine im Rahmen des Joung-Plans liegende Abstoppung der Uebertragung von Zahlungen an das Ausland für die deutsche Wirtschaft und die deutschen Finanzen kaum von Bedeutung sein. Es wäre angesichts des Gesamtdefizits, das bei Reich, Ländern und Gemeinden fast auf 21,2 Milliarden zu beziffern ist, wirklich nur ein Tropfen auf einen heißen Stein. Nun bezeichnet es der Londoner „Daily Telegraph " als den Wunsch der deutschen Regierung, einen dreijährigen Zah- lungsaufschub hinsichtlich der ungeschützten Zahlungen in Höhe von mindestens einer Millarde Mark zu erreichen. Es spricht mancherlei für die Richtigkeit dieser Mitteilung und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß hier ein an sich erstre- bcnswertes Ziel aufgestellt wird. Deutschland bedürfe in der Tat einer derartigen Atempause und sie könnte ihm zu einer Wiederbelebung seiner Wirtschaft verhelfen. Aber es ist klar, daß seine Gläubigermächte an eine Erfüllung dieses Wunsches nur denken können, wenn Amerika für dieselbe Zeit auf die Eintreibung seiner Schulden bei England, Frankreich , Italien usw. verzichtet. Bisher war die Neigung dazu in Washington und New York kaum vorhanden, und es ist frag- lich, ob sie durch neuere Vorschläge, wie beispielsweise den. daß Amerika jährlich eine Anleihe von einer Milliarde auflegen könne, deren Zinsen und Tilgung von Deutschland garantiert werde, wachzurufen ist. Jedenfalls gilt es, zwei Gruppen von Hindernissen zu überwinden, die eine, die in Europa , und die andere, die jenseits des Atlantischen Ozeans liegt. Doch welches auch immer die Wünsche und Absichten des Kabinetts Brüning fein mögen, es muß sich unter allen Um- ständen auch der innerpolitischen Voraussetzungen für den Erfolg seiner Aktion bewußt bleiben. Einstweilen gibt es sich der Hoffnung hin, durch die Verkündung der Notverordnung mit ihren unerhörten Härten eine der wesentlichsten dieser Voraussetzungen geschaffen zu haben. Mag sein, daß es ihm gelungen ist, das Ausland von der Größe der wirt- schaftlichen und finanziellen Not, die auf Deutschland lastet, zu überzeugen. Briands Rede zeigt, daß das leider bei Frankreich noch nicht der Fall ist. Aber auf der anderen Seite ist die Aufnahme, die dieser Schritt des Kabinetts im eigenen Lande gefunden hat, so ungünstig, wie nur möglich, und am ungünstigsten in den Kreisen derer, die als Arbeiter, Angestellte und Beamte eine weitere, sehr beträchtliche Verschlechterung ihrer Lebens- Haltung auf sich nehmen sollen. Und diese Opposition wird die Regierung nicht mit dem Hinweis überwinden können, daß sie eben jetzt in ihrem Bemühen, außenpolitische Erleichte- rungen zu erreichen, durch innenpolitische Auseinander- setzungen nicht gestört werden dürfe. Mit der Eröffnung von mehr oder weniger bestimmten Aussichten auf eine in der Zukunft liegende Revision der Zahlungsverpflichtungen wird sie die Stimmen derer nicht zum Schweigen bringen, die gegen die neue und unmittelbare Mehrbelastung Widerspruch erheben und dabei auf die ungeheuerliche Ungerechtigkeit der Lastenverteilung hinzuweisen vermögen. Die dem Kabinett und namentlich dem Reichskanzler nahestehenden Zeitungen erklären mit Entschiedenheit eine Einberufung des Reichstags in diesem Augenblick für unerträglich. Zugegeben, daß das Parlament in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung zu Beschlüssen von bedenklichen Folgewirkungen gelangen könnte. Aber diese Gefahren wären zum mindesten beträchtlich zu verringern, wenn die Regierung sich bereit finden würde, über den Inhalt der Notoerordnung in. eine Dis- k u s s i o n einzutreten und den Standpunkt aufzugeben, als ob sie wirklich die einzig mögliche Lösung des Problems gefunden hätte. Gerade wenn sie mit Rücksicht auf Revisions- Verhandlungen dos Risiko einer Ablehnung der Not- Verordnung und der daraus sich möglicherweise ergebenden politischen Konflikte vermeiden will, muß sie gegenüber den allzu berechtigten Abänderungsforderungen Entgegenkommen beweisen. Tut sie es nicht, so nimmt sie selber die Ver- antwortung für die Herbeiführung einer Situation auf sich, die außen- und innenpolitisch in gleicher Weise Verhängnis- voll wäre. Und sie sollte auch klug genug sein, zu erkennen. daß die Drohung mit einem Abgleiten der Staatsleitung nach rechts hin in der gegenwärtigen Stunde schon deshalb nur geringen Eindruck machen kann, weil jeder sich darüber klar sein muß, daß eine Regierung, auf die die Herren Hitler und Hugenberq oder der Stahlhelm unmittelbaren oder mittel- baren Einfluß besitzen, schon gar nicht imstande sein würde. eine auch nur vorübergehende Erleichterung unserer Repara- tionslasten zu erreichen.
Wagner-Festspiele in Paris . In der Großen Oper haben gestern abend unter großer Beteiligung des Publikums die Wagner-Fest- spiele in deutscher Sprache begonnen, die�scit zwei Iahren zu einer ständigen Einrichtung der französischen Staatsoper geworden sind. In diesem Jahre leitet sie Leo Blech . Mit„T r i st a n u n d I s o l d e" sind gestern abend die Festspiele in einer geradezu mustergültigen Ausführung vor ausverkauftem Hause eröffnet worden. Lco Bisch konnte mit den deutschen vollsten nach Schluß der Vorstellung sür geradezu begeisterte Ovationen etwa ein dugendmal danken. 5 Millionen Gottlose. Bei einem Kongreß der Vereinigung der Gottlosen in Moskau hielt der Vorsitzende, der General Tukatschewsky, eine Ansprache, in der er den Erfolg ihres Wirkens hervorhob. Die Mitglledcrzohl der Vereinigung umfaßt danach 5 Millionen, von denen 640 000 in Moskau sind und t>- Millionen in der Ukraine . Die Bereinigung hat 00 antireligiöse Museen und 00 antireligiöse Universitäten ins Leben gerufen und breitet sich nach den Mit- teilungcn des Generals in Rußland immer weiter aus. vros ttbrnunb husserl spricht heute abend S'l, Uhr in der Kant. Desellschast tUnivcrsität, Hörsaal 122) über:»Phänomenologie K8b Anthropologien
„Oer Zigeunerbaron." Neueinstudierung in der Lindenoper. Nach der„Nacht in Venedig", dem„Spitzentuch der Königin", dem„Lustigen Krieg" ist das in Berlin die vierte Strauß-Operette in wenigen Monaten: die zweite, mit deren Hilfe Unter den Linden Spielplan und Besuch belebt werden sollen. Die Feststellung wirst ein Licht aus die Situation, in der nicht nur die Stactsaper, sondern überhaupt Oper und Operntheater sich heute bei uns befinden. Die Sehnsucht des Operettenkomponisten Johann Strauß war es immer gewesen, sich auf der Bühne der Wiener Hofoper ausgeführt zu sehen; Frucht dieses stillen Ehrgeizes ist„Der Zigeunerbaron ". ein zwitterhaftes Werk, an dem wir wenig Freude haben— trotz einer Fülle melodischer Einfälle, die darin untergebracht sind. Doch noch mehr als die Art ihrer Verarbeitung entzieht sich der läppische Text den Ansprüchen der Oper. Man müßte wenigstens versuchen, das alles so leicht und unwichtig wie möglich zu nehmen: die Aus- führung der Lindenoper macht daraus eine steife, ernste Sache. Auch der Operettenhumor, den Waldemar H e n k e an die dankbare Figur des Schweinezüchters Csupan zu wenden glaubt, schlägt nicht ein Unter Kleibers Führung wird mit gemessenem Elan sauber nmsiziert, in den Hauptrollen von Marcel Wittrisch besser gc- sungen als von Vera Schwarz . Der Höhepunkt des Abends ist erreicht, als im dritten Akt die stegreich heimkehrenden Truppen m't Militärmusik über die Bühne marschieren. In Reih und Glied ge- richtet, stramm, schneidig,«ine Lust, Soldat zu sein. Die Operette wird zum Fridericus-Film, und die Leute applaudieren, als säßen sie im Ufa-Palast. X. L. Eine Woche Hochschulmusik. Die Veranstaltung einer„Musitwoche" gab der Staatlichen Hochschule für Musik Gelegenheit, zum Schluß des Schulsahrs zu zeigen, was alles mit den hier ausgebildeten Schülerkräflen ge- leistet werde» kann. Das sollte kein Einblick in der» Unterricht und seine unmittelbaren Ergebnisse sein, man hatte nicht den Eindruck von Prüsungskorrzerten. sondern von sorgfältig vorbereiteten Dar- bietungen— aber die Ausführenden waren Studierende der Hoch- schule. Den Abschluß bildete ein Vortragsabend der Orchester- schule mit Lorklossen des Deutschen Musikerverbandes unter Professor W. Gmeindls Leitung, mit Bruckners VIII. Sinfonie als einziger Programmnummer. Wie hier ein« der größten Auf- gaben der symphonischen Literatur bewältigt wurde, das war eine durchaus imposante Leistung. Nur bei den Bläsern schien es frei- lich hie und da geboten, den nachsichtigeren Maßstab anzulegen, auf den der gute Wille Lernender Anspruch erheben darf. Aber was mit diesen Kräften vollbracht werden kann, das zeigte sich am Zlbend vorher in der Wiedergabe von Arnold Schönbergs„Gurre- Liedern". Mit dieser außerordentlichen Ausführung tritt der Direktor der Hochschule, Professor Franz S ch r e k e r. aus der künstlerischen Reserve des Erziehers und stellt sich und das von ihm geleitete Institut in das Zentrum des Berliner Musiklebens. Kaum in eiuem anderen Rahmen wäre es unter den heutigen Berliner Verhältnissen möglich, den riesenhaften Orchesterapparat auszubringen, den Schön- bergs Partitur vorschreibt und den die Hochschul« ganz aus eigenen Mitteln aufzustellen oermag. Auch dl« Solisten, unter denen Ilse Herrmann mit sehr sicher geführtem Sopran. Stefan Schwer mit bemerkenswert schönem Tenormaterial auffällt, sind Schüler. Den Hochschulchor verstärken der Männerchor der Staatlichen Akademie sür Kirchen- und Schulmusik und der Charlottenburger Lehrer- Gesangverein. „G u r r e- L i e d e r", das Werk, dem eine Dichtung von I. P. Jacobsen zugrunde liegt, ein« Art lyrisch-dramatische Kan- täte, ist m seiner großen, maßlosen,»och völlig unselbständigen Art ein typisches Iugendwerk. Ueberschwenglich schwärmerisch, schwel- gend in Klang, zerfließend in Harmonie: nichts darin kündigt den späteren Schönberg an. den radikalen Verleugner all unserer musi- kalischen Grundbegriffe, Zerstörer aller Grundlagen. So gründlich seine Abkehr, so tief war er in seinen Anfängen besangen in lieber- kommenem— in der Welt Wagners, au» der Strauß und Pfitzncr, von Mahler nicht zu reden, längst zu eigenem, persönlichem Stil vorgedrungen waren. Als Ausgongspunkt einer inneren Entwick- lung, die zum Extrem des heutigen Schönberg geführt hat, bilden
die„Gurre-Lieder " ein musikgeschichtlichcs Dokument von ganz be- sonderer Kuriosität. Ein Abend war neuen Kompositionen, S ch iil e r k o m p o s i- tionen, gewidmet. Berlin , München , Köln , Stuttgart in schönem Wettbewerb. Nur Kammermusik: für den, der am Ansang steht, das schwierigste, gefährlichste Gebiet. Man hörte manches, das von beachtenswerter Begabung zeugt. Karl Höller , Studierender der Münchener Akademie, bestätigt in seinem Klavierquartett ein Talent, das schon in anspruchsvollcrem Rahmen, beim Bremer Tonkünstler- fest, aufgefallen ist. In einer Suite für Koloratursopran und Kammerorchester zeigt Trudc Rittmann, Schülerin Jornachs in Köln , beträchtliches Können und Sinn für knappe Form. Und H. Genzmer macht in einer..Musik für sieben Blechbläser" seinem Meister Hindemith Ehre, ohne nur nachzumachen, was er von ihm gelernt hat, Diese vier kurzen Sätze, die unter Ferdinand Leitnerz Führung sehr gut gespielt wurden, werden ihren Platz im Konzert- repertoire finden. Eine Aufführung der Opernschule„Der fliegende Holländer " ergänzte das musitalische Programm der Woche. Unter Prüwers und Harths Anleitung wird hier auch für das Theater ausgezeichnete Vorarbeit geleistet. Den Glücksfall des echten Bühnentalents vermag freilich Erziehung nicht zu schaffen. K. P.
„Harold, halt dich fest." Llfa-palaft am Zoo. Es ist nachgerade schon zur Ueberlieserung geworden, die som- merliche Kinoslaute mit einem Harold-Lloyd -Film zu be- kämpfen. Diesmal ist Harold der strebsame, herzlich gute und bedauerns- wert ungeschickte jung« Mann, der beruflich gerne vorwärtskommen möchte. Er macht nicht nur eine Bombenkarriere, er bekommt auch noch ein entzückendes Mädel. In der Zeit der katastrophalen Massen- arbeitslosigkeit ist es mehr als heikel, das Thema des armen, vor- wärtsstrebenden Menschen zu behandeln. Aber die drei Manuskript- schreiber tun das außerhalb der Grenzen jeder Wirklichkeit. Sie konstruieren tolle Einfälle, die ihr Star erträglich gestallet. Der Tonsilm ist von recht anfechtbarer Art. Zu Ansang ver- nimmt man ein paar englische Worte, dann sieht man lebhaft, ober tonlos redende Schauspieler und wird unterdessen von konservierter blecherner Begleitmusik bestürmt, und zum Schluß hört man wiederum ein paar englische Brocken. Mithin behandelt man das Publikum ein bißchen von oben herab. Man läßt Harold diesmal sogar zu einer schauspielerischen Leistung kommen und benutzt erst zum Schluß seine bedeutenden artistischen Fähigkeiten. Die gebraucht er für unglaubliche Klette» reien, und das Publikum, das von vornherein weiß, dem guten Harold passiert nichts, erträgt den Nervenkitzel der gefährlichen Situationen mit Schmunzeln und kommt sich dieserholb noch wunder wie nervenstork vor. Größte Beachtung verdient der Kullurfilm„Räuber im V o g e l r e i ch". Er zeigt die Raubvögelnnitter alz rührend treue Pflegerinnen ihrer Jungen. c. b. Vikiar Schwanneke ist nach lägerer Krankheit gestorben. Cr ist nur ü0 Jahre alt geworden. Seine frohgemute, volkshaste Kunst hat vielen Leuten in Berlin Freude gemacht: in fast allen Theatern, auch ln der Volksbühne, ist er aufgetreten, und auch im Film hat das Talent des Komikers gezündet. Schwanneke, ein gebürtiger Brounschweiger, wurde nach dem Umsturz in München von seinen Kollegen zum Intendanten des Staatstheaters gewählt. Später siedelte er nach Berlin über, wo er nach berühmtem Muster in der Rankestrahe eine Weinstube aufmachte, die von zahlungskrästigeren Künstlern und ihrem Anhang besucht wurde. Für das Reichsehrenmal, das als Ehrenhain bei Bad Berta in Thüringen in Aussicht genommen ist, soll«in allgemeiner Ideen- Wettbewerb für die künstlerische Äestallung ausgeschrieben werden. Die Geschäftsstelle der vtistung bejindet sich im Reichsministerium des Innern, Platz der Republik 6. Die größte deutsche Wanderbühne. Cinc Wanderbühne, die monatlich insgesamt 1S2 verschiedene Spielort« bespiell, ist bestimmt die größte ihrer�lrt. Es handelt sich um die„Gemeinnützige Schaubühne Hambnr g", die mit Unterstützung des Hamburger und des preußischen vtaates und der Reichsanstalt für Arbeitslosenunterstützung geschaffen wurde. Leiter dieser Wander- bühne ist Paul Elmar.