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Die armen, armen Kürsien!

Militza von Montenegro sucht die Taschen ihrer ehe« Aber für den Stahlhelmtag, da langt es immer maligen mecklenburgischen Landeskinder zu erleichtern, noch. Amerikas Entschlußfreiheit. Aenderung des bisherigen Siandpunkies erst im Kalle einer ernsten Krise.

Gieger-Einzvg i821. Soldaten dürfen wochenlang nicht nach Haufe, weil Ihre Majestät Badekur macht. Demnächst jährt sich zum sechzigsten Male der Tag. an dem die siegreichen preußischen Truppen aus Frankreich heim- gekehrt, ihren triumphalen Einzug in Berlin hielten. Die nationale" Presse, die schon die Feier dieses Tages einzuläuten beginnt, sollte nicht vergessen, auch auf die weniger glänzende Kehrseite der Medaille hinzuweisen, nämlich auf die Vor- geschichte des Einzuges, wie sie im dritten Band der Gedanken und Erinnerungen " des Fürsten Bismarck zu lesen ist. Um ihr die Miche des Nachschlagens zu ersparen, sei der Bericht Bismarcks hier wörtlich wiedergegeben: Nachdem der Frankfurter Friedensvertrag am 18. Mai 1871 von der französischen Nationalversammlung genehmigt war, konnten unsere Truppen bis auf einen zur Besetzung der pfandweis« okkupierten Departements ausreichenden Teil zurückgerufen werden. Die Minister waren darüber einig, dies sofort zu tun, alle Mannschaften, die nicht bei der Fahne zu bleiben hatten, zu entlassen und den Einzug der in Berlin garnisonierenden Regi- menter auf den nach st möglichen Termin, jedenfalls noch im Mai, anzuberaumen. Damit stießen wir aber bei Sr. Majestät auf einen hartnäckigen Widerstand. Die Kaiserin Augnsta wollte, wie ich erfahren hatte, dem Ein- zuge beiwohnen, aber vorher ihre Kur in Baden-Baden ab­machen; der Kaiser wollte den Wunsch seiner Gemahlin erfüllen, aber auch die Regimenter in voller Kriegsstärke einziehen sehen. Bergebens machten wir in mehrtägigen Beratungen, welche im Erdgeschoß des Palais abgehalten wurden, den Kostenaufwand geltend, die Rücksicht auf die so lange von ihren Familien und Geschäften gelrennten Leute, das dringend« Bedürfnis, der Landwirtschast so viele Arme zurück- zugeben. Der Kaiser, der den eigentlichen Grund seines Wider- standes dem Ministerrate nicht eingestehen mochte, hatte es schwer, gegen unsere Argumente anzukämpfen, blieb aber fest dabei, der Einzug solle in der Mitte des Juni und in voller Kriegsstärke vor sich gehen. Während der Beratungen kam es vor, daß in den Räumen über dem Beratungszimmer jemand mit so starken Schritten hin und her ging, daß der Kronleuchter in eine klirrende Bewegung geriet. Nach der letzten resultallosen Beratung suchte Lauer, der Leibarzt des Kaisers, mich auf, um mir zu sagen, daß er die gefährlichsten Folgen für die Gesundheit Sr. Majestät, viel» leicht einen Schlagfluß befürchten müsie, wenn nicht der chaus- friede hergestellt werde. Auf dies« Mitteilung gab das Staatsministerium nach: der Einzug erfolgt« er st am 16. Juni, unter den Augen Ihrer Majestät. Weil eine alte Kaiserin ihre Launen hatte und ihr Mann unter ihrem Pantoffel stand, entschloß sich das Staats- Ministerium zu einer kaum vorstellbaren Grausamkeit. Wochen- lang wurden die Männer, die den Sieg erkämpft hatten, unter militärischem Zwang von Weib und Kind ferngehalten! Was galten schon Untertanen und gemeine Soldaten!?

Ooumers Amisaniriii. Lavals Ministerium bestätigt. Varl», 13. Juni. (Eigenbericht.) D« neu« Präsident der Republik , Doumer, hat am Sann- abend nachmittag sein« LmtSgeschäfte angetreten. Auf dem langen Weg vom Senat zum Präsidentenpalast, den Doumer in Begleitung des Ministsrpräsidenten Laval im offenen Kraftwagen inmitten einer Schwadron republikanistcher Garde zurücklegte, bildeten nur wenige Menschen Spalier. Lediglich in der Nähe des Bräsidentenpalastes hatten sich etwa 1006 Neugierige eingefunden, unter denen zahlreiche Fremde und Kriminalbeamte in Zivil waren. Einige Nationalisten riefen:Es leb« Doumer!" Die Mehr- heit verharrte jedoch in tiefem Schweigen. Im Präsidentenpalai» übergab Doumergu« in Anwesenheit der Mitglieder des Präsidiums de» Senat» und der Kammer sowie der Minister mit einer kurzen Ansprache seinem Nachfolger die Geschäfte. In seiner Antwortrede spielte Doumer darauf an, daß es nur an Doumergue gelegen habe, noch weitere sieben Jahr« da» höchste Amt der Republik zu bekleiden. Das habe Doumergue nicht gewollt, und das fei ein demokratischer und weiser Entschluß ge- wesen. Der neue Präsident empfing dann die Jnstgnien des Groß- kreuze» der Ehrenlegion. Anschließend überreichte ihm Minister- Präsident Lovol die Demission des Kabinetts, worauf Doumer den Ministerpräsidenten bat. die Regierungsgeschäfte weiterzuführen. Laval dankte für das erwiesene Vertrauen und ließ von Doumer sofort die Ernennung sdekrete für sämtliche bisherigen Minister und Staat»setr«täre unterzeichnen. Damit ist da» Zweite Ministerium Laval in Funktion getreten. Später begab sich Daumer wieder von Dragonern eskortiert, zum Rachaus. wo ihm die Stadtverwaltung einen feierlichen Empfang bereitete. Auch auf dem Wege zum Rachaus und auf dem Nachausplatz hatten nur wenig Zuschauer Aufstellung genommen. Heimwehrwaffen beschlagnahmi. Gteidleaner denunzieret» Siarhemberger. Innsbruck . 13. Juni.(Eigenbericht.) Polizei umstellte in der Nacht zum Sonnabend da» jfaus des starhembergtreuen Heimwehrführer» Thizzali und suchte noch Waffen. Es wurden ein Maschinengewehr, zahlreich« Gewehre, Revolver, Pistolen und viel Munition gefunden. Die Anhänger Starhembergs behaupten, daß die Beschlagnahm« auf Veranlasiung des Heimwehrführers von der Richtung Steidle erfolgt jei, der beim Landeshauptmann deshalb vorgesprochen Hab«. Sein Vorgehen wird als ,. Verrat" bezeichnet. Infolge des Zwischenfalls sind die Einigungsoerhandlungen zwischen den beiden 5)eimwehrgruppen unterbrochen worden.

Llmschwung der Gowjeiwirischast. Strenge Ansgabendrossewag. Während die ungcheur« Krise, die Notverordnung, die blutigen Straßenkrawoll« und die Diktoturpläne der Schwerindustrie olle Aufmertsanrkest in Deutschland auf sich ziehen, ist in der Sowjet- union ein bedeutsamer Umschwung im Wirtschaft- lichen Kurs eingetreten. Die Ausführung des Fünstahrplans erfordert selbstverständlich ungeheure Geldbeträge, die die Staats- bonk hergeben mußte. Da diese Anforderungen weit über den Er- trag der Steuern, der Zwangsanleihen , der staatlichen Edel metoll- gewinnung und des Warenexports hinausgehen, hatte man.zur JoliochieMt gegrrjjan. Es ist noch mwergefM. daß Tfcherwoiiez-

Washington. 13. Juni. Unter st aatssekretär Castle erklärte in der heutigen Pressekonferenz, ihm sei von dem aus Paris gemeldeten a n g e b- lichen deutschen Plan einer Herabsetzung des, Zinsendienstes der internationalen Schulden auf Kosten Amerikas , der Macdonald in Chequer» von Brüning unterbreitet worden fein soll, nicht» bekannt, und er glaube, daß die Meldung als Versuchs- ballon gewisser französischer Publizisten zu betrachten und nicht auf irgendwelche maßgebende Stellen zurückzufuhren sei. Seiner Kenntnis nach feien in Chequers keine konkreten Pläne erörtert worden. Erveute Anfragen nach der amerikanischen Politik in der Schuldenstage beantwortet« Unterstaatsfekretär Castle dahin, daß die amerikanisch« Auffassung von der Trennung der Repa- rationen und Kriegsschulden bekannt sei. Die« bedeute jedoch kein starre» Festhalten an«wer These. Die Regierung behalte sich vielmehr stet» ihre Eukschluhsreiheil vor und studiere diesen Fragenkomplex sehr sorgfältig, um...fall» eine ernste Krise eintritt, in Erwägungen darüber«inzutreten, ob eine vorübergehende Aenderung der hiesigen Politik erforderlich ist". Gegenwärtig gebe es ein« solche Krise noch nicht, und die bisherig« Politik der Vereinigten Staaten habe sich nicht geändert. Castle gab zu. da� zwischen dem Staatsdepartement und dem Schatzamt Konferenzen über die Schuldenfroge stattfinden, damit im Falle einer Krists dem Präsidenten ein einheitliches Gut- achten über die Lage vorgelegt werden könne.

noten mit der gleichen Serien- und Stücknummer festgestellt worden sind, sowohl in Rußland wie sogar auch trotz strengstem Ausfuhrverbot im Ausland. Nun ist mit dieser Inflation Schluß gemacht worden, welche Maßnahn« unter dem Namen des neuen Staatsbankleiters Grimpe geht. Zugleich hat der Oberste Volks- «irtschastsrat, dessen Borsitzender der Georgier Ordfchonikidfe, ein Landsmann und Freund Stalins, ein Gesetz durchgedrückt, wo- nach alle Betriebe ihre Kosten aus eigenen Mitteln zu decken haben. Natürlich kann das nicht auch für die noch* im Vau befindlichen Werke gellen, wohl aber für die schon produzieren- den. Di« zwangsläufige Folge ist ein« erhebliche Verteue­rung der Produkte, aber zweifellos auch die Sanierung des Staatshaushaltes. Es klingt durchaus nicht phantastisch, wenn ein« über Kowno hierhergelangte Moskauer Meldung behauptet, in der Sowjet-Ukrain« feien Angestellt« der Staatsbank auf Befchl kpm- muniftifcher Parteistellen verhaftet worden, weil sie sich ge- weigert hotten, Gelder auszuzahlen. Diese Beamten beriefen sich auf die Anwerfung der Staatsbankdirektion, und Stalin habe nun die Haftentlassung der Beamten angeordnet und jene kommunistischen Funktionäre zur Verantwortung ziehen lassen, die die Verhaftungen angeordnet haben. Stalin soll da» gleich« Vor- gehen gegen all« Kommunisten angedroht haben, die den staatlichen Finonzplan schädigen. In den Städten sind zwar die Prwatladen, die feiner Zeit unter der Leninischen neuen Wirtschaftspolitik(Nep.) aufgeblüht waren, restlos zur Strecke gebracht worden: aber man hat dafür staatliche Läden aufgemacht; sie bieten solche Waren an. die in den Kooperativläden nur gegen Karten oder gar nicht zu hoben sind. Di« Preise in diesenN e o- N ep- Lad en" sind so hoch, daß das Volk sie Stalin -Museen nennt, weil ihm die Artrkkl dieser Geschäfte rnrr Schauobekte sind. Stalin hat dieser Tage in einer Rede über den zweiten Fünf- jahrplaii wieder einmal das End« aller Not von der Erfüllung der JndustrLalipenwssMne und auch der landwirtschaftlichen Kollettl»

Gtimson Ende Juli in Berlin . Der Leller der amerikanischen Außenpolitik. Staatssekretär Stimson , wird Ende Juli in Berlin eintreffen. Seinem Besuch kommt im Zusammenhang mit dem Reparation»» Problem besondere Bedeutung zu. Der Besuch ist bereits mit den zuständigen deutschen Stellen zu einem festen Termin v«r- einbart. ......."Der deutsche DotschaM in Amerika , von P rittwitz. trifft bereits in dieser Woche in Berlin eist. Die deutschen Botschafter in Rom . London und Pari? sind ebenfalls im Zusammenhang mit dem Reparationsproblem nach Berlin gebeten worden. Interesse sür Deutschland . Ausführliche Berichte in England. London , 13. Juni. (Eigenbericht.) Di« englischen Nachrichtenblätter berichten seit Chequers über die Vorgänge in Deutschland wesentlich ausführlicher, als das sonst bei zugespitzten Situationen. Di« einen sprechen vonStraßen- unruhen", die auch als.Hungerrevolten" bezeichnet wer- den, andere berichten überlange Menschenschlangen", die vor den Wechselstuben anstehen und frerni»« Banknoten kaufen. Ebenso sensationell werden die Absichten der Ruhrindustriel- l e n wiedergegeben, die eine Diktatur errichten wollten. Aber es gibt auch besonnen« Stimmen, die bei voller Würdi- gung des Ernstes der Lage vor einer Panikstimmung warnen; so derFinancial", der die Position der deutschen R e i ch» b a n k als keineswegs schwach bezeichnet.

vierung prophezeit; vorläufig hat die, Regierung die neueA n. leihe" des dritten entscheidenden Jahres" zur Zeichnung aus- gelegt, tos praktisch wiederum erhebliche Abzüge vom Lohn bedeutet. Xechisanwalte und Gewerbesteuer. Die Entscheidung des SlaatSgenchtShofes. Leipzig . 13. Juni. In der»erfassungsrechtlichen S t r e i t s a ch« der Spitzsnverbönde dcr Anwaltschaft gegen die Heranziehung der Rechtsanwälte und Notare zur Gewerbesteuer hat der Staatsgerichtshof für da» Deutsche Reich die Anträge der klagenden Verbände zurückgewiesen, die auf Feststellung der Verfassungswidrig- keit des preußischen Gewerbesteuergesetzes vom 17. April 1930 sowie auf Feststellung der Verfassungswidrigkeit des Artikels 14 des badi- sch«n Finanzgesetzes für 1930/31 gingen. Die Bluitai am Görlitzer Bahnhof. Voruntersuchung gegen 16 Personen eröffnet. Wegen der Unruhen am Görlitzer Bahnhof vom' 29. Mai d. I.. die zur Tötung des Stahlhelmer« August Hahn geführt haben, hat jetzt der Untersuchungsrichter beim Landgericht l auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Doruntersuchung gegen, 16 Personen eröffnet. Di« Arbeiter Unruh und Hänsel und der Schlossergeselle Bassen- dowski werden angeschuldigt, den Maurer August Hahu gemeinschaft- lich vorsätzlich und mit Ueberlegung getötet zu haben. Unruh wird ferner de» Mordversuchs an dem Maschinenbauer W'l- Helm Schulz beschuldigt. Weiteren 13 Personen wird Landfriedens- bruch, schwerer Aufruhr. Widerstand gegen die Staatsgewalt und Teilnahm? an eiper verbotenen Verbindung. vorgeworfen. Fünf An- geschuldigte, darunter di« dr« namhaft ausgeführten, befinden sich « Untersuchungshaft.