Wir von der Filminfanterie.
auf dem Berliner Nachweis füx Filmdorsteller, fu« die Mlmbörs- aenannt, stnd medr als dreitausend Komparsen als a r» b e i t s l o s eingeschrieben. So geht das nun schon über ein Jahr. Man sitzt und wartet, rennt sich in der Friedrichstadt die chacken schies und wartet dann wieder auf einen zusagenden Brief, auf ein Engagement. Im ver- gangenen Jahr habe ich genau vierzehn Tage gearbeitet, einmal zwei, einmal vier, wie es gerade kam. Ich war Soldat im k. u. k. Husarenregiment, das im XV. Atelier„ausgestellt" wurde, um seinen Teil zur Wehrhastmachung des deutschen Filmpublikums zu tun, ich war zwei Monate später für vier Tage„schwerer Junge", so ä!a Ringverein, und kurze Zeit danach begann wieder einmal eine dreitägige Militärdienstzeit, diesmal schon als Gefreiter im zweiten Glied eines streng preußischen Filminsanterieregiments, bei dem es nach dem Willen der verantwortlichen Regisseure herrlich loyal zuging. Wir Filmsoldaten hatten unsere unehelichen Film- kinder auf dem Arm zu tragen und unverhoffte Vaterfreuden zu mimen. Mit knurrendem Magen für zwölf Mark pro Tag. Den „Dienstmädchen", unseren Filmliebsten und unehelichen Müttern, erging es ebenso. Und als der ganze Spuk vorüber war, sahen wir Filmkomparsen uns alle da wieder wo wir uns immer treffen: auf der F i l m b ö r s e in der B e s s e l st r a ß e. Das Erbe der Amorsäle. Ein Außenstehender kommt jetzt nicht mehr hinein in die einst- mals so pompösen Räume, die jetzt die Filmbörse beherbergen. Vor dem Kriege befanden sich hier die A m o r s ä l e, tine tolle Ange- legenheit mit hochbusigen Frauen, großen Wandspiegeln und jenem heute schäbigen, verblichenen Komfort, der von 188» bis 1314 die nach Berlin kommenden Provinzoukels in Taumel des Entzückens versetzen sollte Später wurde aus den Amorsälen das Palais der Friedrichstadt , eine Vergnügungsstätte ganz ähnlichen Genres, mit viel Bums und Trara. Und heute 1331? Kein Unterrock rauscht mehr, kein Cancan wird getanzt. Die„Klassefrauen" sind ver- schwunden, und an ihrer Stelle sitzen einige hundert stellungslose Filmkomparsen in dem ehemaligen Tanzlokal, in dem noch die er- blindcten Spiegel hängen und die„frivolen" Bilder mit den üppigen Frauengestalten, deren Anblick uns heute nur noch ein kleines Lächeln des Mitleids entlocken kann. 3033 arbeitslose Filmdarsteller in Berlin ! Und sie alle finden den Weg zur Filmbörse in der Besselstraße, wo sie alle genau registriert sind. Jeder Mann ist hier zu einer Kartothekkarte geworden mit genauen Aufzeichnungen seiner Fähig- keiten und Kenntnisse. Ich bin noch verhältnismäßig gut dran, denn ich gehöre zu den„Roten ". Das bedeutet, daß gewisse Ein- tragungen ausi meiner Karte noch mit Rotstift gemacht sind, und Rot ist hier die Farbe der Jugend. Wessen Kartothekkarte erst einmal blau gezeichnet ist, der gehört zu den Alten, und entsprechend dieser Farbeneinteilung gibt es auch noch die Blauroten, die Mittel- alterlichen. Doch Junge, Mittelalterliche und Alte sitzen in der Filmbörse zusammen. Hier sitzt auch der kleinste Mann Berlins mit 75 Zentimeter„Länge" und der 2,13 Meter lange Riese. Hier sitzen jugendliche Liebhaberinnen, junge Helden, Cha- rakterdarsteller, Soprane, ehrwürdige Matronen, aristokratische Cdelfrauen, halbe Artisten, Abnormitäten und— Amputierte. Alles, alles wird ja einmal im Film verlangt, die Frau mit den drei Zentnern Gewicht ebenso wie der skelettähnliche Mensch, dem die gelbe Haut faltig über den Gesichtsknochen siegt. Stammtisch der Alten. Die Alten sitzen in Gruppen an ihren Stammtischen zusammen, auf die sie nach geheiligtem Gewohnheitsrecht einen festen Anspruch zu haben glauben. Kein Neuling dürfte sich einfallen lassen, etwa
bei chnen Platz nehmen zu wollen. Unbarmherzig wird ihm nahe- gelegt, eiligst zu verschwinden, denn die Tische in der Saalmitte gehören den Alten. Auf der Balustrade und dem Balkon sitzen junge Mädchen und Männer. Für die ältereu Frauen ist die rechte Saalhälfte reserviert, und manche häßliche Szene ent- spinnt sich, wenn es etwa einer mal wagen sollte, in dem Gang vor den„blauen" Frauen haltzumachen. Er wird beiseite gedrückt, eine Kanonade von durchaus nicht tonfilmreifen Flüchen setzt ein und treibt ihn fort. Denn auch die Alten wollen gesehen werden. Gesehen zu werden— das ist es, woraus es in der Filmbörse ein wenig ankommt. Es könnte ja wirklich einmal ein 5)ilss- regisseur durch den Saal laufen, um nach einigen Typen zu lachen. Gestern war es so ein unerhörter Glücksfall, der einigen Kolleginnen zu einer Eintagsarbeit verhalf. Es wurden Frauen mit Hunden gesucht. Die Frauen waren Nebensache, der Hund ging diesmal vor. Mit allen möglichen Hundesorten kam man da anmarschiert, daß einem angst und bange werden konnte. Und auf dem Umweg über den Hund hatten eine arbeitslose Filmdarsteller jür einer Tag Arbeit gefunden, und vielleicht haben sie sogar in der Kartothek den neuen Vermerk erhalten: Besitzt einen Hund. Die Kartothekkarte ist überhaupt ein Ding für sich. Hier im Saal an den Arbeitslosentischen sind wir noch halbwegs Men- schen, mit kleinen Hoffnungen. Sehnsüchten und Ideen. Sie gehen manchmal sehr weit zurück wie beispielsweise bei dem Kollegen am Nebentisch, der jedem, der sie hören will oder nicht, die Geschichte von Wendisch-Konitza erzählt, wo er vor zwanzig Jahren einmal einen„Lohenjrün hinjeleecht" habe, der sich„jewaschen hatte". Es soll seinetwegen sogar einen kleinen Aufstand in der Mädchenschule gegeben haben(sagt er), die Majorsgattin des Infanterieregiments mit der unwahrscheinlich hohen Regimentsnummer wollte sogar mit lhm, dem gefeierten Sänger, nach Italien durchbrennen(sagt er); aber er blieb, wie er pathetisch erklärte, auf dem Wege der reinen Kunst, auf dem Dornenpfad zum lockenden Ziel, der ihn schließlich hierher in die Komparsenbörse führte. Hier träumt er nun den alten Traunz des vergessenen, unverstandenen Mimen und Sängers. Meine Kartothekkarte sieht bunt genug aus. Mit„jugendlichem" Rot sind die Randspalten 1, 3 und 13 angestrichen. Davon bedeutet 1, daß ich„Gesellschaft", also mit Frack oder Smoking, spielen kann. Nr. 3 zeigt an, daß ich einigen Sport treibe, und 13 bedeutet die Tonfilmneigung. Diese Spalte 13 wird nur Darstellern ange- strichen, die eine sprachliche Ausbildung auf der Bühne genossen haben, und zu denen gehöre ich also. Aber daneben zeigt meine Karte noch, daß ich perfekt englisch und französisch spreche, reiten. fechten und schießen kann, und eingeklammert, ganz in der Ecke. steht das gewichttge Wort:„Soldat". Ich bin wirklich ein Jahr Soldat gewesen, und dieser Dienst fürs Vaterland hat mir außer zwei Lungenschüssen bisher erst fünf Filmarbeitstage zu je 15 Mark eingetragen, also zusammen 75 deutsche Reichsmark. Zehn Filmfoldaten. Da— ich scheine Glück zu haben. Zehn aus'geb lrü e t« Soldaten werden gesucht. Im Nu ist der Hilfsregisseur umringt von Komparsen, die sich anbieten. Jeder will dran sein, endlich einmal wieder Geld zu oerdienen, sei es auch nur für ein paar Tage. Ein Beinamputterter bietet sich allen Ernstes für die Figur eines Kriegsbeschädigten an, denn wo Soldaten sind, wo doch auch mal geschossen und verwundet, denkt er. Der Arn« scheint noch nicht begriffen zu haben, daß.Soldatenleben im Film ganz, ganz anders aussieht. Ich habe wirklich Glück und werde für vier Drehtage zu f« 25 Mark Gage engagiert. Die Gag« ist deswegen so hoch, well wir zehn Angeworbenen noch rasch einen Singschlag« einstudieren müssen, der im Film verwendet werden soll.
sie mit in seine Wohnlaub« und zeigte ihn«, hier unzüchtige Bild« und las ihnen unzüchtige Gedicht« vor. Durch die Erzählungen der Kinder erfuhren die Eltern von dem Treiben und erstatteten bei der Polizei Anzeige. S. leugnete uni» behauptete, unschuldig zu sein. Bei einer Durchsuchung seiner Laub«, wurden aber die Bssdcr und Gedicht« gesunden. Bei der Vernehmung Oer Mädchen durch die weibliche Kriminalpolizei wurde auch sestHestellt, daß er sich tätlich an den Kindern oergangen hatte,
Besuch aus Hamburg . In der Schönhauser Straße ermittelt und verhaftet. Etwas überstürzt muhten der 23 Jahre alte Fritz Kasimir »nb sein gleichaltriger Freund Max M eltner vor einiger Zeit Hamburg verlassen. Leide hatten mehrere Klubhäuser an der Alster erbrochen und die Beute verkauft. Als sie merkten, daß die Polizei sie suchte, stahlen sie sich ein Motorrad und fuhren damit in die Provinz. Vor etwa 14 Tagen kamen beide nach Berlin . Max sprach bei einem Bäckermeister in der Elsässer Straße vor und bat um Arbeit. Er mußte morgens Brötchen austragen und gelegentlich auch auf dem Grundstück des Meisters in Papenberge Gartenarbeiten verrichten. Wenige Tage nach seinem Antritt verschwand er aber schon wieder. Gemeinsam mit seinem Freund Fritz verübten sie zunächst einen Einbruch in da- Wochenendhaus seines Meisters und plünderten dann nach und nach auch die oichercn Wochenend- häujcr. Der Erlös wurde sofort in Berlin verjubelt. Während Mar in Stellung bei dem Meister war, war auch Fritz nicht untätig. Er lauerte abends im Tiergarten alleingehenden Frauen auf und entriß ihnen dieHandtafche. Beide wurden jetzt von Kriminalbeamten in einem Lokal in der Schönhauser Straß« auf- gespürt und festgenommen. Von ihrer Beute aus den Einbrüchen ist nicht mehr viel vorhanden. Fritz gibt zu, in zwei Fällen Hand- taschendiebstähle ausgeführt zu haben. Wenn sie hier abgeurteilt worden sind, werden sie an die Hamburger Gerichte ausgeliefert. » Seit Monaten wird von verschiedenen Krrminalbehörden wieder einmal die 31 Jahre alte Marie Drieling gesucht. Bor drei Jahren tauchte sie als diebische- Hausmädchen in Verlin auf. lieber- all, wo sie Stellung angenommen hotte, verschwand sie nach kurzer Zeit und mit ihr Schmucksachen, bares Geld und alles, was sie er- beuten konnte. Sie hate sich Papiere auf den Namen Frida Rüge ocrschajst und auch ihre Zeugnisse auf diesen Namen gefälscht. Als sie sich nach mehreren größeren Diebstählen in Berlin nicht mehr sicher fühlte, verlegte sie ihr Tätigkeitsfeld in die größeren Provinz» städte. Schließlich wurde sie aber doch in Darmstadt gesaßt und ab- gcurteilt. Seit einiger Zeit ist sie aber wieder auf freiem Fuß. Jetzt reist sie mit einem Begleiter. Auf ihrer Rundreise durch die Promnzstädte sind die beiden jctzt.in die Nähe von Berlin gekom- men, so daß damit gerechnet werden muß, daß sie in der nächsten Jcti hier wieer einen Diebesstrcich verüben werden. Jugendheim der Ausländsdeutschen. Wie bereits mitgeteilt, hat der Landesverband Mark Brandenburg des Vereins für das Deutschtum im Ausland das in H» b e r t u s h ö h e bei Storkow gelegene frühere Heim der Hedwig-Wangel -Hilfe mit Unterstützung der Behörden erworben und es zum Jugendheim' für die reichs- und auslandsdcutsche Jugend umgebaut. Wander-, Erholungs- und Arbeitsheim soll diese Stätte inmitten prächtiger märkischer Landschaft werden. Die VDA.- Jugend hat dieses Heim durch eigene Mittel, die sie durch Samm- limgen und Stiftungen aufgebraucht hat, geschossen, um es als Geschenk der märkischen VDA.-Iugcnd ihren auslandsdeutschcn Schwestern und Brüdern zu überreichen. Das VDA.-Jugendheim Hubertushöhe soll Ausgangs- und Sammelpunkt des geistigen Wal - lens der gesamten deutschen Jugend zu groß- und Volksdeutscher Arbeit sein. Die feierliche Einweihung und Uebergabe an die aus- landsdeutsche Jugend findet am 23. und 21. Juni d. I. statt. Die Feierlichkeiten werden mit einer Kundgebung am- Sonnabendabend o"s dem Marktplatz in Storkow eingeleitet, bei der die Storkower Männergesangvereine und die VDA.-Kapellen mitwirken und Ver- treter der Stadt Storkow und des VDA. das Wort ergreifen wer- den. Daran schließt sich. eine große Sonne nwendfeier auf dem Mühlenberg bei Storkow an.
.'»O Proz. Vrmästigunq für �eriensonderzuqreisende. Reisende mit Feriensonderzugfahrkortcn nach Swinemünde oder Berlin , die binnen sechs Tagen nach Ankunft des Ferien- fonderzuges in Swinemünde oder Berlin von Swinemünde aus mit dem Seedienst Ostpreußen Swinemünde— Zoppot— Villau— Memel. nach Ostpreußen weiterfahren wollen, erhalten 53 Tage gültige Rückfahrkarten mit 53 Prozent Fahrpreis- ermäßigung. Dadurch wird die Fahrt von Swinemünde nach Zopvot auf 14 M., nach Pillau auf 16 M. und nach Memel auf 18 M. ermäßigt. Feriensonderzugreifende nach Berlin und Königs- b c r g i. P r. erhalten zur Weiterfahrt von Pillau nach Zoppot oder Memel ebensolche ermäßigten Anschlußrückfahrkarten zum Preise von 6 M. für die Strecke Pillau — Zoppot und 8 M. für die Strecke Pillau — Memel . Die Fahrkarten werden gegen Vorzeigung der Ferienzugfohrkarten an Bord der Motorschnellschisfe„Hansestadt Danzig " und„Preußen"- ausgegeben. Auch in den Reisebüros des Norddeutschen Lloyd in Berlin , Unter den Linden 1, Iul. Müller- Swincmünde, Reederei Braeunlich-Stettin sowie für Fahrten ab Pillau in den Reisebüros Rob. Meyhöfer, Königsberg und Pillau sind diese verbilligten Karten erhältlich. Monatskarten fnr Bahnsteige. Die Deutsche Reichsbahn hat vom 1. Juni dieses Jahres an Erlaubniskarten zum Betreten der Bahnsteige eingeführt. Diese Karten, die Lichtbild und Unterschrist des Inhabers tragen müssen, berechtigen zum beliebig häufigen Betreten der abgesperrten Bahnsteige eines Bahnhofs während eines Kalendermonats und kosten 5 Mark. Anträge auf Ausstellung solcher Karten sind an die Reichsbahnoerkehrsämter zu richten. Durch die Einführung dieser Erlaubniskarten wird Per- sonen, die zur Ausübung ihres Berufs die Bahnsteige regelmäßig betreten müssen, eine Gebührenermäßigung gewährt, und das Lösen von Bahnsteigkarten in jedem Falle bleibt ihnen erspart. Im übrigen sei vermerkt, daß der jetzige Preis für Einzelbahnsteig- karten mit 23 Pf. um 103 Pro;, über dem Friedenspreis liegt. Zwei Leipziger Ttudenten in Lappland vermißt. Aus Stockholm wird berichtet: Zwei Leipziger Studenten, von denen nur bekannt ist, daß der eine den Namen Vogel führt, trafen vorige Woche in Kiruna in Nord - schweben ein und gingen trotz Warnung auf Skiern über den See. Am Sonnabend wurde ein S k i st a b gefunden. Die beiden . Studenten sind wahrscheinlich ertrunken. Die Polizei hat von Kiruna Rettungsmannschaften ausgeschickt.
Sonnenwendseier einer weltlichen Schule. Auch in diesem Jahre veranstaltet die weltliche Schule in der G o t e n b u r g e r Straße in ih'-em S 6, u> g a r t e n an der Panke eine Sonnen- wendfeier. Genosse Urhon konzertiert mit einer Kapell« des Deutschen Musikerverbandes, ein Kinderchor singt, der Sprech- und Bewegung»- chor der Schule bringt Schönlanks„Iugendtag" zum Vortrag. Zum Schluß wird ein Sonnenwendfeuer gen Himmel lodern. Die Der- ianstaltung findet am Sonnabend, 23. Juni, 13 Uhr, statt. Freunde der welschen Schulbewsgung sind herzlich eingeladen. Ein- tritt frei. Für Alte und Kranke gute Sitzgelegenheit.
Llm das Wort„Nazibande". Fledermäuse im Kampfe mit Eeeschwalben. Der Dochenendklub„S e e s ch w a l b e" war trotz langer Kameradschaft mit dem Geselligkeitsverein Fledermaus" bei diesem in Ungnade geraten. Die Seeschwalben hatten oft zusammen mit den Fledermäusen das Wochenende an Seen und in Wäldern oerlebt, bis die Harmonie in Unfrieden ausklang und mit dem plötzlichen Bruch der Freund- schaft endete. Man wollte erfahren haben, daß die Seeschwalben ihre Wochenendgenossen, die Fledermäuse, einmal eine„N a z i- bände" genannt hatte. Diese Botschaft übermittelte der Fink sofort der Fledermaus, die einen Gerichtstag einberief, um in einem Schnellverfahren in Abwesenheit der beschuldigten Schwalbe die Be- leidigung zu sühnen. Ueber eine Bestrafung waren sich sämtliche Fledermäuse einig, nur über das Strafmaß wurde heftig debattiert, bis man sich auch in diesem Punkt unter Berücksichtigung der Notlage der Seeschwalbe auf 13 Mark einigte. Binnen 48 Stunden sollte die Schwalbe, der das Urteil noch am selben Tage übermittelt wurde, 13 Mark zahlen, da sonst eine„Z w a n g s v o l l st r e ck u n g" in Form des Abbruches aller Beziehungen Platz greifen würde. Die Seeschwalbcn dachten aber gar nicht daran, diese Strafe anzunehmen, sie trafen jedoch in weiser Voraussicht Abwehrmaßnahmen gegen etwaige Angriffe. Eine Schwalbe, alias Bruno Franz, wurde ausersehen, Waffen zu besorgen und zu verteilen. Mit einem großen dolchartigen und zwei gewöhnlichen Küchenmessern wollte er am 13. Juni gerade zu seinen wartenden Klubkameraden zurückkehren, als er zu seinem Pech in eine Demonstration geriet, die von der Polizei auseinandergetrieben wurde. Um das Unglück noch größer zu machen, kam er mit einem Polizeibeamten in Kon- f l i k t und saß in kürzester Zeit im Bolizeigewahrsam, weil man bei ihm die Messer gefunden hatte. Vor dein Schnellgericht erklärte er, daß er mit Demonstrationen und Politik gar nichts zu tun gehabt habe, er hätte nur alles Interesse gehabt, die Seeschwalben schleunigst zu bewaffnen, damit sie sorglos die„Zwangsvollstreckung" der Fledermäuse ab- warten konnten. So kam er mit 3 Wochen Gefängnis wegen unerlaubten Waffentragens davon.
Wahrer Schuh für jugendliche. Fürsorge hastet für ihre Schützlinge. Uns liegt«in Fall vor, in dem sich Angehörige, die zuerst selbst Fürsorgeschutz für ihre Tochter erbaten, jetzt über das ihrer Ansicht nach allzu strenge Vorgehen der Erziehungsanstalt beschweren. Unter anderem sind sie der Meinung, daß das Mädchen, das infolge Krankheitsverdacht ins Krankenhaus mußte, dort länger als notwendig zuriickgehaltcn würde. Wir benutzen diese Gelegenheit, um nachstehend eine ganz kurze grundsätzliche Schilderung der fürsorgerischen Maßnahmen zu geben in der Hostnung, hiermit ausklärend auf diejenigen zu wirken, die den amtlichen Maßnahmen mißtrauisch oder wohl gar ob- ehnend gegenüberstanden. Noch immer werden die vorbeugenden erzieherischen Maß- nahmen der Fürsorge von verschiedenen Seiten der Sinn allzu gestrenger„Polizeimoßnahmen" ausgelegt. Sogar in Fällen, wo die Angehörigen selbst die Hilf« der Fürsorge erbaten, sind sie nachher höchst empört, ihr Kind in gesundheitlicher und moralischer Be- Ziehung unter strenger Kontrolle zu wissen, und sie schließen sich ohne weiteres den unbedachten und ungerechtfertigten Vorwürfen des Fürsorgezöglings an. Ein junger Mensch, der aus irgend- welchen Ursachen der elterlichen Autorität entwachsen ist und zu dessen Schutz vor körperlicher und seelischer Gefährdung geschritten werde» muß, wird naturgeiziäß stets und immer die Ueberwachung seiner Person als höchst unangenehm und ungerecht empfinden, weil ja gerade das Triebhafte, Hemmungslose bei ihm meist im Vorder- grund alles Denkens und Handelns steht. Dafür aber sollten die Angehörigen so viel Verständnis aufbringen, um zu wissen, daß vor allem die erzieherische Arbeit der Fürsorge nur auf Grund ein- gehendsier, genauester Ermittlungen einsetzt. Hat die Fürsorge ein- mal die Ueberwachung eines Jugendlichen übernoinmen, so hastet sie naturgemäß auch voll und gair; für seinen Schutz. Liegt Krank- heitsoerdacht vor. so ist sie im Interesse' des Zöglings und seiner Kameraden verpflichtet, sofort die ärztliche Untersuchung und, wenn nötig, Krankenhausaufenthalt zu veranlassen. Daß ein Zögling länger als notwendig im Krankenhaus verbleibt, verbietet sich vom oernunftmäßigen wie vom- wirtschaftlichen Standpunkt wohl von selbst. Auf der anderen Seite haftet die Fürsorge aber, wie bereits erwähnt, auch für das sittliche Wohl ihres Schützlings, und sie ist berechtigt, den einmal unterbrochenen Aufenthalt im Heim, falls es ihr notNndig erscheint, aufs neue zu veranlassen. Immer wird«
Selbstmord einer Schülerin. Eine fünfzejjnjährige Schülerin eines Lyzeums in Stettin machte im Toilettenraum der Schule ihrem Leben durch Erschießen ein Ende. Die zur Tat benutzte Waffe gehörte ihrem Vater. Vermutlich hat sich das Mädchen einen Tadel so zu Herzen genommen, daß es zur Waffe griff. Ein Justendvcrderbcr gesaßt. Wegen schwer« sittlicher Verfehlungen wurde ein Pförtner S. aus Neukölln dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Der 53 Jahre alte Mann, der an der Britzer Stadtgrenze wohnt, hatte Mädchen im Alter von 13 bis 14 Iahren an sich gelockt. Er nahm