Grofjfeuer im Zentral Viehhof Die Halle einer Darmverwertungsfirma ausgebrannt.
Ein größeres Feuer, das gestern nachmittag in einem zwei- stöckigen Fabrikgebäude inmitten der hallenbauten des Ver. liner Zentralviehhoss plötzlich zum Ausbruch kam, stellte die Feuerwehr vor eine schwierige Ausgabe. Trotz der starken Hitze, die dem Brandherd entströmte und trotz der starken Ver. qualmung gelang es, das Feuer nach einstündiger Löschtätigkcit zu ldtalisieren. In dem langgestreckten Gebäude befindet sich eine Darm» Verwertungsfirma. Wie üblich, wurde in der haarver- wertungsabteilung nach Feierabend ein Naphthalinräucherapparat in Betrieb gesetzt, um die zahlreichen Motten, die tagsüber in den Räumen sich einfinden und für die Rohmateriakien eine ständig» Gefahr bilden, auszuräuchern. Offenbor ist bei dieser Arbeit nicht vorsichtte, vorgegangen worden, denn plötzlich stand ein großer Teil des zweiten Stockwerks, in dem die Aufbereitungsanlagen für Därme und die Haarverwertungsanlagen untergebracht find. in hellen Flammen. Da ein Uebergreifen auf die angrenzenden hallen befürchtet werden mußte, wurde sofort Großfeuer- alarm gegeben. Oberbaurat Meyer erschien mit vier Löschzügen an der Brandstelle und ließ fünf starke Schlauchleitungen in Tätigkeit setzen. Die Hitze war so ungewöhnlich, daß zahlreiche Fenster- scheiden zerschmolzen. Der Schaden ist groß, da außer dem beträchtlichen Gebäudcschaden auch wertvolle Maschinen vernichtet worden sind. Großer Oachstuhlbrand in Moabit . Fast zur gleichen Zelt brach im Dachstuhl des Quergcbäudes Lüncburger Straße 24 in Moabit Feuer aus, dos in kurzer Zeit gesährlichen Umfang annahm. AK die ersten Löschzüge aus den Alarm an der Brandstelle eintrafen, hatten die Flammen bereits auf den angrenzenden Dach stuhl des Seitenflügels übergegriffen. Das Feuer fand an dein ausgetrockneten Dachge- bälk und an dein Inhalt der Bodenverschlägc, die mit Gcrümpel geradezu angefüllt waren, überaus reiche Nahrung. An einer Stelle wütete das Feuer mit solcher Gewalt, daß die Decken zu den Wohnungen des 4. Stockwerks durchbrannten. Die Mieter hatten die gefährdeten Räume rechtzeitig oeylassen, so daß glücklicherweise
niemand zu Schaden gekommen ist. Di« starke Berqualmung des ganzen oberen Gebäudeteils machte bei den Löscharbeiten, die über zwei mechanische Leitern und über die Treppenhäuser vorge- nommen wurden, die Zuhilfenahme von zehn Rauchschutzappa- raten notwendig. Erst nach mehrstündiger angestrengter Arbeit konnte die Gewalt des Feuers gebrochen werden. Durch herab- dringende Wassermassen sind in den Wohnungen bis hinunter zun, 2. Stockwerk erhebliche Verwüstungen angerichtet worden. Die Entstehungsursache ist noch ungeklärt. Ein Feuerwehrmann erlitt eine schwere Rauchvergiftung.
Z�aubüberfall im Treppenhaus. Geschäftsfrau niedergeschlagen. Gin Täter verhastet. Aus der Treppe des Hauses ß. leine Frankfurter 5 t r a h c 8/3 wurde gestern abend die 4? Jahre alte Geschäft srau Else Friedrlchssohn von zivei jungen Burschen über- fallen und niedergeschlagen. Die jungen Banditen hatten es aus die Somrabendeinnahme in höh« von 2000 M. abgesehen, die Frau F., Inhaberin mehrerer Geschäfte, in einen« kleinen Handkoffer bei sich trug. Die Täter müssen mit den Gepflogenheiten der Ileberfallenen vertraut ge- wesen seiin AK Frau Friedrichsjohn die Treppe hinaufgehen wollte, kamen ihr von oben die beiden jungen Leute entgegen und fragten nach einem Mieter, der angeblich im Hause wohnen sollte. Ohne erst eine Antwort abzuwarten, hieb einer der beiden mit einem Gummiknüppel plötzlich auf die Ahnungslose«in. Obgleich die Schläge mit großer Wucht geführt wurden, konnte die lieber- sallene noch um Hilfe rufen. Dom« brach sie betäubt zusaknmen. Mieter hatten die hllseruse gehört und eilten hinzu. Die Burschen ließen nun von ihrem Opfer ab und suchten, ohne etwa? erbeutet zuhaben, das Weite, hinter den Flüchtigen entspann sich eine wild« Jagd, die mit der Festnahme des einen Täters endete. Seinem Komplicen gelang es, zu entkommen. Der Berhaftete, der zum zuständigen Polizeirevier gebracht wurde, verweigert über seine Person jede Angabe.
Ii Güterzüge, die zum Teil gar nicht einmal 4 Stunden Fahrzeit brauchen, sondern nur Z. Die meisten enden in Berlin -Schöne- werde-Güterbahnhof, für die anderen sind schnellste Umsetzzeiteu vorgesehen, wie um 4 Uhr nachmittags ab Schöneweide Güterbahn- Hof und um 5 Uhr nachmittags an Pankow Verschiebebahnhof und eine weitere Stunde später schon in Wustermark . Man sieht, Braun- kohlen kommen unter Umständen schneller ans Ziel als die Fahr- gäste. Oder schlafen wir willkürlich irgendeine andere Seit- im Gütcrkursbuch auf, hier zum Beispiel Positton 3Z0 Hamburg— Stendal— Magdeburg— Halle— Leipzig . In dieser Richtung verlassen abends zwischen 8 und 12 Uhr fünf Eilgüterzllge Hamburg , mor- gens zwischen 5 und 7 Uhr drei und mittags um 1 Uhr noch einer, insgesamt also neun. Die brauchen gerade 10 SKinden bis Leipzig und haben dabei noch in Ludwieslust, Magdeburg-Rothenss« und in Halle je eine Sttmde Aufenthalt, haben demnach eine rein« Fahr- zeit von 7 Stunden. 8 Stunden braucht der Butterzug aus Däne- mark nach Berlin , wie uns die Güterauskunftsstell« der Reichsbahn mitteilt. Dagegen kommt die an sich ausgezeichnete Nachtoerbin- dung Hamburg — Leipzig durchaus nicht so berühmt weg, sechsund- einehalbe Stunde braucht dieser Eilzug, der Eilgüterzug, seine langen Aufenthaltszeiten abgerechnet, eine Stunde länger. Jeder kann hieraus ersehen, mit welcher Geschwindigkeit sich heutzutage der Güterverkehr abwickelt: die im Schneckentempo durch die Gegend pustenden Güterzüge gehören der Vergangenheit an. Ebenso exakt sunkttonieren die internattonalen Anschlüsse: abends um 7 Uhr wird in Emmerich der Estgüterzug nach London abgefertigt, der ist am nächsten Tag nachmittags um 3 Uhr in London , und in 2S Tagen kann man eine Eilgutsendung von Tilsit nach Wladimostdk expedieren. Bei solchen Jagden über ganze Konttnente können nur noch modernste Großflugzeug« zum Wettstreit antreten. Rangierers Sterben. „Sehen Sie/ sagt der Rangierer, als wir den großen Der- schiebebahnhof am Priesterweg verlassen und an dem sagenum- wobencn Südgelände vorbeipilgcrn,„so wie der Gütcrbetrieb heute aufs äußerste rationalisiert ist, so wird das Personal auch ständig geringer. 1926 waren wir noch 18 311 Mann, 1928 nur noch 17 879 Mann Rangierpersonal. Das traurigste Bild entwirst unsere Un- sallstotistik. In zwei Iahren, 1326 und 1327, wurden 827 Eisen- bahner getötet, davon entfielen auf den Rangierdienst 216 Kollegen, das sind 26 Proz. Anfallverleht wurden 2406 Mann, davon aus dem Rangierdienst 1428 Kollegen, gleich 58 Proz. So hat man als hemmschuhleger, sagen wir, sechs Gleise zu bedienen. Eben hat man hier einen Hemmschuh gelegt, komint auf dem Nebengleich schon wieder ein Wagen angerollt, gleich hinterher ein dritter, vierter, es ist eine wahnsinnige hast,«in wildes hinuirdherspringen, bis der arme Rangierer doch einmal von einer Maschine oder einem Wagen gefaßt wird und dann ist es aus. Schlimm ist das, im Nebel zu arbeiten und nichts sehen zu können und wehe, wenn es dann noch glatt ist. Und ob es in Strömen vom Himmel gießt und gleich sie Hölle los ist, ja, wir können dann nicht den ganzen Kram«ine «wnde liegen lassen und uns aufwärmen. Denn wo würde wohl der Güterfahrplan bleiben?"
Verschobene Waffen? Untersuchung gegen den Schießsachverständigen Barella. Schwere Beschuldigungen werden gegen den bekannten Schieß- sachverständigen h. V a rell a erhoben. Barella hat in der Französischen Straße 24 eine Gewehr- f a b r i k. Sein Unternehmen ist vor einigen Jahren in eine G. m. b. h. umgewandelt worden. Vor etwa drei Wochen kam die Nachricht, daß die Barella G. m. b. h. in Konkurs gegangen sei. Die Untersuchung, die daraufhin angestellt wurde, ergab, daß bei der G. m. b. h. nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Verschiedene Gläubiger haben gegen Barella Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet und eine Vorunter- suchung gegen B. ist eröffnet worden. Der schwerste Vorwurf, der ihm gemacht wird, besteht darin, daß er ein Waffenlager verschoben haben soll. Als seinerzeit Amanullah zu Besuch in Berlin weilte, schloß er große Lieferverträge ab. Es sollten ihm besonders Handfeuerwaffen und zahlreiche Munition in sein Land geschickt werden. Die Sendung übernahm«ine Treuhandgesellschaft,
die ihrerseits Barella mit der Ausübung ihrer Geschäfte beauftragte. Diese Waffenscndung wurde von B. zusammengestellt und nach Afghanistan abgesandt. Inzwischen war ober Amanullah vertrieben worden und die Sendung blieb unterwegs stecken. Die Mitglieder der Treuhandgesellschaft machen Varella den Vorwurf, daß er die Sendungen verschoben hat. Ein Teil der Waffen kam nach Polen , ein anderer Teil der Waffen kam nach Hamburg . Die Waffen, die nach Polen kamen, sind nicht mehr aufzufinden. Die Waffen in hambutg hat Barella auf eigene Rechnung verpfändet. Barella war außerdem Schatzmeister bei der Singakademie und beim Deutschen Jäger- verein. In der Singakademie ist in der Kasse ein Fehl betrag von 290 000 M. festgestellt worden. Ob und wie hoch die stinter- schlagungen beim Deutschen Iägerverein sind, wird zur Zeit von der Staatsanwaltschaft noch geprüft. Außer diesen schweren Vor- würfen hat noch eine Bank Anzeige erstattet, weil sie sich durch ihn geschädigt fühlt. Er soll unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Kredite aufgenommen haben.
Sommer-Saisonausverkauf am I. August. Zur Behebung von Zweifeln sei nochmals darauf hingewiesen, daß der übliche Saisonausverkauf in Groß-Berlin in diesem Jahre nicht am 1. Juli, sondern— wie in den beiden letzten Jahren— erst am 1. A u g u st beginnen wird. Auf Grund der Polizei- Verordnung ist es keinem Geschäft gestattet, vor dem 1. August mit dem Ausoerkauf anzufangen: auch ein Vorverkauf oder eine dem Ausverkauf ähnliche Veranstaltung darf vor dem 1. August nicht stattfinden.
propellerwagen heuie in Berlin . Besichtigung auf dem Bahnsteig Stadion-Rennbahn. Der Krukenberg-Propellerwagen aus Schienen soll heute früh, von Hamburg kommend, in Berlin eintreffen, und zwar will er berits um 5 Uhr in Spandau sein. Später wird der Propellerwagen von Spandau über Pichelsdorf nach Bahnhof Stadion-Rennbahn Grunewald fahren. 5iicr wird es Gelegenheit geben, den Wagen während seiner Fahrt zu beobachten. Auf dem Bahnhof Stadion-Rennbahn Grunewald wird der Wagen dann für die Besichtigung des Publikums freigegeben. Zum Besichtigen genügt das Lösen einer Bahnsteig- karte. Das-Änner« des Wogens ist dem Publikum nicht zugänglich. Nazis und Kommunisten. Im Norden Berlins , an der Ecke Anklamer und Fehrbelliner Straße, kam es gestern abend zu einer Schlägerei zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten. Einhaken- kreuzler wurde bei dem Handgemenge durch einen Stich in den Hinterkops leicht oerletzt. Der Vorfall gab der Polizei Veranlassung, drei in der Nähe des Kampfplatzes befindliche kommunistische Ver- kehrslokale nach den flüchtigen Tätern zu durchsuchen. Diese Maßnahme verlies jedoch ergebnislos.— Im Verlaufe des gestrigen Nachmittages und der Abendstunden wurden in den verschiedenen Stadtteilen insgesamt 60 hakenkreuzler wegen Waffenbesitzes, Tragens verbotener Uniformen, Zu- fammenrottungen und anderer Delitte festgenommen und der politischen Polizei übergeben.
Von I. ILF UND F. PETROW
Beide waren verlegen und standen still beim Anblick des großen feinen Publikums. „Kommen Sie hierher in die Ecke", schlug Worobjew vor, obwohl an der Estrade, wo das große Orchester ein Pot- pourri aus der„Bajadere" spielte, noch freie Tische waren. Lisa war schnell einverstanden, da sie fühlte, daß alle auf sie schauten. Der mondäne Löwe und Frauenbesieger folgte ihr verlegen. Dem mondänen Don Juan hing die schäbige Hose wie ein Sack vom magern hintern. Der Eroberer krümmte sich und putzte seinen Zwicker, um seine Verlegenheit zu ver- bergen. Sie saßen allein bei Tisch. Kein Kellner, niemand kam. Das hatte Worobjew nicht erwartet. Und statt mit seiner Dame ein galantes Gespräch zu führen, schwieg er, langweilte sich, schlug unsicher mit den Händen auf den Tisch und hüstelte endlos. Lisa sah sich neugierig um. Das Schweigen wurde un- natürlich, Worobjew konnte aber kein Wort herausbringen. Er hatte nämlich vergessen, was er in solchen Fällen zu sprechen pflegte. Es war ihm peinlich, daß niemand kam, sie zu bedienen. „Bitte schön", rief er hinter dem vorbeieilendcn Kellner her. „Augenblick", rief dieser und lief weiter. Endlich brachte man ihnen die Karre. Mst einem Gefühl der Erleichterung vertiefte sich Worobjew in die Lektüre. „Aber, aber", murmelte er,.Kalbsschnitzel zwei Rubel fünf- undzwanzig, Rindsfilet zwei Rubel fünfundzwanzig, Wodka fünf Rubel." „Eine große Flasche— fünf Rubel", sagte der Kellner und sah sich ungeduldig uin. — Was ist mit dir?— erschrak Worobjew.— Ich werde lächerlich.—„Bttte schön," wandte er sich mit ver- späteter Liebenswürdigkeit an Lisa,„wählen Sie. Was wer- den Sie nehmen?"
Lisa schämte sich. Sie sah, wie der Kellner ihren Be- gleiter musterte und empfand, daß er sich irgendwie nicht ganz korrekt benehme.„Ich will gar nicht essen," sagte sie mit zitternder Stimme,„oder... sagen Sie mir, Genosse, haben Sie vielleicht etwas Vegetarisches?" Der Kellner stampfte wie ein Pferd.„Wir führen nichts Vegetarisches. Vielleicht eine Eierspeise mit Schinken?" „Dann", sagte Worobjew entschlossen,„geben Sie uns Würstel. Sie werden doch Würstel essen, Elisaweta Pe- trowna?" „Jawohl." „Also Würstel. Diese hier für einen Rubel fünfund- zwanzig. Und eine Flasche Wodka." „Man serviert bei uns in der Karaffe." „Also eine große Karaffe." Der Kellner sah die schutzlose Lisa mit einem zweideuti- gen Blick an.„Was werden Sie nachher befehlen? Frischen Kaviar? Lachs? Pirogen?" Die Würde des Adelsvorsitzenden war in Worobjew immer noch lebendig.„Nichts", sagte er mit unangenehmer Schärfe.„Was kosten Gurken bei Ihnen? Nun gut. Geben Sie mir zwei." Der Kellner lief weiter und wieder herrschte Schweigen am Tische. Lisa war es. die zuerst zu sprechen begann,„hier war ich noch nie. Es ist sehr hübsch hier." „Ja— a", sagte Worobjew und überschlug in Gedanken den Gesamtbetrag, den das Bestellte betrug.— Tut nichts— dachte er— wenn ich Wodka trinke, werde ich mich wohler fühlen. Im ganzen geniere ich mich ziemlich.— Doch fühlte er sich, nachdem er Wodka getrunken und auch noch eine Gurke gegessen hatte, auch nicht mohler— er wurde noch düsterer. Lisa trank nicht. Die gespannte Stim- mung wallte nicht schwinden. Und dazu kam. daß ein Mann an den Tisch trat. Lisa zärtlich ansah und Blumen zum Ver- tauf anbot. Worobjew tat, al» sähe er den bärtigen Händler nicht. Der aber rührte sich nicht. Es war unmöglich, in seiner Gegenwart Liebenswürdigkeiten zu säuseln. Die Äonzertoorstellung half eine Weile über das Pein- liche hinweg. Ein dicker Mensch in Cutaway und Lackschuhen kam auf die Bühne.„Endlich sind wir wieder einmal alle beisammen", sprach er gelassen zum Publikum.„Als nächst« Nummer wird die bekannte Vortragskünstlerin russischer Volkslieder, Warwara Iwanowna Godlewska, vor Sie treten. Warwara Iwanowna! Ich bitte sehr!"
Worobjew trank Wodka und schwieg. Da Lisa nicht trinken und in einemfort nur nach Hause gehen wollte, mußte er sich beeilen, um die ganze Karaffe zu bewältigen. Als nach der bekannten Sängerin ein Mann im Tolstoi - Hemd auf das Podium kam und das Lied sang: Andere haben andere Hirne, Meine Birne Ist im Kampf mit meinem Nabel, Sozusagen Kain und Abel Tra— l a— la— la— l a, war Worobjew schon ziemlich betrunken. Er schlug mit den Händen den Takt und begann gemeinsam mit allen anderen Gästen des Restaurants, die er vor einer halben Stunde noch als Grobiane und geizige Sowjetbanditen angesehen hatte, zu singen: „Andere haben andere Hirne Tra— la— la— la— la." Dazwischen sprang er öfter auf und ging, ohne sich zu ent- schuldigen, auf die Toilette. Die Leute an den Nachbar- tischen nannten ihn„Ontelchen" und luden ihn zu einem Glas Bier. Er ging aber nicht. Er war plötzlich stolz und mißtrauisch. Lisa stand entschlossen auf. „Ich gehe jetzt. Sie könne» aber bleiben. Ich gehe allein." „Nein, warum denn? Ich als Adeliger kann das nicht zulassen! Signor! Die Rechnung! Grobiane!..." Worobjew prüfte die Rechnung lange und schaukelte dabei mit dem Stuhl.„Neun Rubel zwanzig Kopeken?" murmelte er.„Wollen Sie vielleicht auch noch den Schlüssel zu der Wohnung, wo mein Geld liegt?" Es endete damit, daß man Worobjew vorsickstig unter den Arm nahm und ihn die Treppe hinunterführte. Lisa konnte nicht weglaufen, da sich ihr Gardervbezettel bei dem mondänen Löwen befand. In der erstbesten Gasse stürzte sich Worobjew mit beiden Schultern gegen Lisa, packte sie und wollte sie umschlingen. Lisa kämpfte wortlos. „5)ören Sie auf!" sagte sie endlich.„Lossen Sie mich! Lassen Sie mich!" „Fahren wir in ein Hotel!" wollte sie Worobjew über- reden. (Fortsetzung folgt.)