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trieben wurden. Sie waren 15 Stunden ohne jede Sicht, gerieten nach ihrem Verschlagen zur spanischen Küste durch ein Wolkenloch über Land und befanden sich einige Male ziemlich dicht am Boden. Darauf verirrten sich die Flieger bei sehr undurchsichtigem Wetter über Spanien   und Frankreich  . Schließlich gelangten sie nech ihrer Irrfahrt nach Krefeld  , wo sie eine Landung vornehmen fonnten. Nach ihrem Wiederaufstieg nahmen die Flieger ihren Weg nach Bremen  , freisten einige Zeit über der Stadt und flogen bann in Richtung Hamburg   weiter, um aber bald darauf wieder über Bremen   in Sicht zu kommen und um 21.50 Uhr auf dem Bremer  Flugplatz zu landen.

Die Rückkehr nach Bremen   wird damit erklärt, daß der Flugzeugführer vollständig erschöpft gewesen sei und sich nicht mehr ausgefannt habe.

Amerifaflieger nach Omst unterwegs.

Mostau, 26. Juni.

Die amerikanischen Flieger Post und Gatty find heute früh 5 Uhr zum Weiterfluge gestartet. Die Flieger beabsichtigen die erste Zwischenlandung in Omst vorzunehmen. Von dort führt die Route über Irkutsk  , Tichita, Chabarovst bis Spast, wo zum legten Male die Brennstoffvorräte für den Flug über den Pazific ergänzt werden sollen.

Heute Kammerdebatte.

Gute Aussichten für Laval- Briand  .

Paris  , 26. Juni.  ( Eigenbericht.) Die heute beginnende Debatte der Kammer über die Hoover- Interpellationen, bisher 11 an der Zahl, soll bereits abends geschlossen werden. Die Debatte dürfte ohne Gefahr für die Regierung verlaufen.

Schatzsekretär Mellon hatte bald nach seiner Ankunft gestern abend eine längere Besprechung mit dem französischen   Finanz­minister Flandin  . Das ,, Echo de Paris" behauptet, Mellon habe für die Haltung Frankreichs   Verständnis gezeigt, obwohl die Stellungnahme Hoovers zu der Antwortnote Frankreichs   noch nicht bekannt ist. Es ist selbstverständlich, daß Mellon der Entscheidung seiner Regierung und seines Chefs, der zugleich das Staatsoberhaupt ist, nicht vorgreifen kann.

Das Ministertreffen.

Eine Hauptwirkung des Hoover- Plans.

London  , 26. Juni. Der Pariser   Berichterstatter der ,, Times" berichtet, die Bemer­fung Brünings, daß er eine persönliche Fühlungnahme mit den französischen   Staatsmännern für die Erörterung der deutsch  - franzö= sischen Beziehungen begrüßen würde, habe in Paris   ein bereit­williges Echo gefunden. Es sei eine der günstigsten Wirkungen des Hoover- Plans, daß der Weg zur Wiederaufnahme der deutsch  - franzö­fischen Verhandlungen gewiesen werde. Die französische   Regierung merde viel Unterstüßung im Lande für jeden Schritt finden, der eine Besserung der Beziehungen zu Deutschland   in Aussicht stelle.

Stimsons Optimismus.

Washington  , 26. Juni.  ( Eigenbericht.) In hiesigen Regierungstreisen rechnet man bestimmt damit, daß Frankreich   seine Borbehalte gegenüber dem Plan Hoovers zurüd­ziehen wird. Staatssekretär Stimson   äußerte sich am Don nerstag in dieser Hinsicht äußerst optimistisch. Borher hatte er zwei längere Besprechungen mit dem französischen   Botschafter in Washington  , über deren Verlauf er volle 3ufriedenheit aus­drückte.

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Eine Washingtoner Havas Meldung stellt begreiflicherweise die Situation als dem französischen   Standpunkt günstig dar: Der Eindruck, der sich aus der Unterredung zwischen Hoover und dem französischen   Botschafter Paul Claudel   abzuzeichnen scheine, sei, daß die Bereinigten Staaten geneigt seien, die Berechtigung gewisser Argumente des französischen   Gegenvorschlags an zuer tennen. Auf eine Anfrage der belgischen Botschaft habe das Staatsdepartement mitgeteilt, Präsident Hoover zähle Belgien   zu den Hauptgläubigermächten Deutschlands  , und es entspreche infolgedessen seinen Absichten, daß Belgien   zu seinem Vorschlag Stellung nehme.

Da Hoover sofort alle beteiligten Staaten um ihre Stellung nahme gebeten hat, zumal er ihnen ja die Zahlungspause nicht dik­tieren kann, bedeutet diese Antwort an Belgien   eben eine höfliche Wiederholung.

Die Kommunisten bei Severing. Jede Bedingung wird erfüllt, um die Spartakiade" zu retten.

Gegenüber verschiedenen Angriffen auf die Entscheidung des Bolizeipräsidenten, die Sparta   fiabe unter gewissen Bedingun gen zuzulassen, wird vom preußischen Innenministerium erklärt, daß die Maßnahmen des Polizeipräsidenten auf Anregung von Severing erfolgt sind. In Bezug auf das Verbot des Hafen­freuzlerfestes wird gesagt: Am Freitag war der bewußte Artikel im Angriff" erschienen; am Sonnabend hat der Abgeordnete Göhring bei Sepering angerufen. Severing erklärte fich bereit, ihn zu einer zu vereinbarenden Stunde zu empfangen und sagte ihm telephonisch, daß, falls es sich um eine rein sport liche Veranstaltung handele und gewisse Bedingungen ein gehalten würden, er die nationalsozialistische Veranstaltung zulassen würde. Göhring ist nicht erschienen.

Als die Vertreter der kommunistischen   Spartakiade an­riefen, hat ihnen Severing das gleiche gesagt. Die Kommunisten sind bei Severing erschienen und haben versichert, daß es sich um eine rein sportliche Sache handle, die bereits ein Jahr vorbereitet wird und in der mit dem Polizeipräsidium dauernd Fühlung gehalten wurde. Sie haben sich bereit erflärt, Bedingungen wie teine Auf märsche   in größeren Trupps, teine Laftauto fahrten, einzuhalten. Die Reden sollen porgelegt werden und die verschiedenen Turniere finden an verschiedenen Stellen statt. Dabei handelt es sich um Turniere mie Tennis, Schach usw. Eine politische Demonstration sei nicht beabsichtigt. Diese Erklärungen find entscheidend gewesen für die Zulassung.

Stein Feier im Reichstag  Stein- Feier

Ansprache Severings: Führer sein heißt, der Freiheit eine Gaffe bahnen!

Der Westfalenbund Groß- Berlin hatte Donnerstagabend zu einer Stein Gedächtnisfeier in den Reichstag   gerufen, zu der auch der Reichskanzler Dr. Brüning und der preußische Innenminister Carl Severing   mit zahlreichen anderen Ver­tretern der Regierungen erschienen waren. Minister Severing hielt im Laufe des Abends eine Ansprache, die besonders das Führertum in politischen Zeiten in den Bordergrund stellte. Er knüpfte an die Geschichte des Freiherrn   vom Stein und jeine Beziehungen zu Westfalen an und fuhr dann fort:

Stein hat das tragische Schicksal jener großen Menschen gehabt, schehen fühlen und verkünden dürfen, denen es aber verwehrt ist. die mit klaren Blicken in die Zukunft sehen, die zukünftiges Ge­das, was sie ahnen, zu erleben und in der Bollendung zu schauen. Stein war ein Ründer fommender Zeit, der in den Anfängen einer Entwicklung tätig mitarbeiten durfte, ohne den Abschluß zu erleben. Stein war ein Künder der Zukunft, ein Vorläufer des Preußens, das erst ein Jahrhundert nach seinem Leben entstand. Deshalb dürfen die Staatsbürger des heutigen Preußens das Andenken dieses Mannes feiern in dem Bewußtsein, daß wir die Erfüllung dessen erleben dürfen, was Stein in seinen hochfliegenden Plänen geträumt und ersehnt hat.

Aber wir haben auch als Westfalen allen Grund, dankbar des Mannes zu gedenken, der die Eigenart der Bewohner der roten Erde", der Eingesessenen seiner Wahlheimat, immer richtig gewür digt hat. Mit der Ruhe und Ordnungsliebe besonders der West­fälinger begründet er sein Ersuchen an die preußische Regierung, die Anfäße einer Berfassung, die im Westen vorhanden heitlichen Einrichtungen des Westens führten zu den Bedenken, waren, zu belaffen. Die von ihm geschäßten und geschüßten frei die der preußische König einer Berufung Steins zum Minister entgegenbrachte.

Indessen würden wir dem Geiste des großen Mannes nicht gerecht werden, wenn wir nur seinen Verdiensten um Westfalen und um Preußen das Wort reden wollten. Wichtiger und ungleich größer ist das, was er den Deutschen   gab. Und nicht nur den Deutschen   seiner 3eit! Ueber Preußen hinaus jah sein geistiges wollte er eine Nation machen. Auge das geeinte Deutschland  , aus dem deutschen   Voike

Freilich hat er die Erfüllung auch dieses Ideals nicht mehr erlebt. Aber daß er ihm nie untreu wurde, nie an ihm verzweifelte, daß er am festesten zu seinem Lande stand, je wilder die Flammen der Gefahren es umbrandeten, das läßt ihn den Deutschen   von heute als ein leuchtendes Vorbild erscheinen.

Führer sein heißt, nicht nach der Gunst mächtiger Personen

geblieben und hält sich gegenwärtig im Süden auf. Er hat an ben Fraktionsfigungen in den lehten Wochen nicht teilnehmen tönnen. In seinem Brief an Dingelden begründet Dr. Bellmann seine Mandatsniederlegung aber furz mit der Entwidlung der politischen Verhältnisse.

Ueber die Nachfolge Dr. Bellmanns im Reichstage ist noch nicht Ueber die Nachfolge Dr. Bellmanns im Reichstage ist noch nicht entschieden. Auf der Liste der Deutschen Volkspartei   für den Wahl. freis Chemnih 3widau folgt ihm der Kaufmann Alfred Baum  . Es ist jedoch noch nicht gewiß, ob dieser das Mandat annehmen wird.

Sozialistischer Hochschultag.

Minifter Grimme gegen die, Courths Malerei in der Politif"

Braunschweig  , 26. Juni.  ( Eigenbericht.)

Mit einer Massenfundgebung wurde gestern abend der fo3ialistische Hochschultag der deutschen   und österreichis schen Studenten eingeleitet, Der preußische Minister für Volksbildung, Dr. Grimme, setzte sich in feingeistiger Art mit dem Problem des Akademikers unserer Zeit auseinander. Er warnte vor der Ueberschätzung des Werts der akademischen Bildung, nicht hin­sichtlich ihres wissenschaftlichen, sondern des sogenannten gesellschaft lichen Werts. Es käme angesichts der Ueberfüllung des akademischen Studiums darauf an, die Volksschulbildung wieder zu heben und ihr Recht auf Anerkennung zu erfämpfen. Eingehend beschäftigte sich Dr. Grimme mit der Radikalisierung der akademischen Jugend. Mit Resignation und bloßer Revoltestimmung sei nichts getan. Die Probleme der Zeit müßten ganz durchdacht werden. Der Denkende käme von selbst zur Einsicht, daß er sich in die Front derer einzureihen habe, die aus den Nöten heraus nach einer menschenwürdigen vernünftigen Gesellschaftsordnung strebte. Viele Studenten gebärdeten sich heute rabifal, aber im

Geistigen sind sie nicht radikal genug. Ein Studierender dürfte nichts ungeprüft und nur auf bloße Autorität hin aufnehmen. Wer Hitlers Buch Mein Kampf  " zur Richtschnur seines Denfens und Handelns nähme, der träte dafür ein, daß die Courths Malerei in die Politit fomme, daß an Stelle mirtlicher Erkenntnis und Urteils. fähigkeit die Unwissenheit und Demagogie triumphiere. Die soziali stischen Studenten sollten Weggenossen der kämpfen ben Masse sein.

Konflikt in der Volkspartei. Reichstagsabgeordneter Bellmann legte fein Mandat nieder. Der bisherige Reichstagsabgeordnete Dr. Georg Bellmann hat, wie wir hören, in einem Schreiben an den Parteiführer Dingelden, sein Mandat niedergelegt. Dr. Bellmann gehört dem rechten Flügel der Deutschen Volkspartei   an. Er war wegen einer schweren Erfrantung feit längerer Zeit dem politischen Leben fern| Seller.

Nach Grimme sprachen noch der Führer der österreichischen Studenten i ginger und der Berliner   Universitätsprofessor

oder Stände schielen, sondern unbeirrt nach eigener Ueberzeugung und eigenem Gewissen handeln. Stein war ein solcher Führer. Weder die Ungnade des Königs noch der Haß der Büro­fraten oder des östlichen Adels haben ihn in seiner Ueberzeugung wantend machen tönnen.

Führer sein heißt, Dienst am Bolte uneigennütig zu verrichten. Stein war ein solcher Führer Er liebte seine Häus­lichkeit und war auf die Wahrung seines Bejizes bedacht. Aber er war in jedem Augenblick bereit, alles aufs Spiel zu sehen, wenn es der höhere Dienst am Bolte verlangte.

Gasse

Führer sein heißt nicht vor jedem Widerstand die Segel liche Unterdrückung der Freiheit eine streichen, sondern im beharrlichen Kampf gegen jeg­bahnen. Kampf fegt Wunden. Nicht jeder Winkelried stirbt in einer Feldschlacht von Sempach  , von den Spießen der Feinde durch­bohrt. Stein war ein Wintelried; die ihn verwundeten aber waren teine Söldner des feindlichen Heerlagers, sondern die glatten Höflinge, die sich zu stellen wußten, während er mutig fämpfte.

Sie haben seinen Kampfesmut nicht gelähmt, ihre Wunden waren nicht töblich. Aber als der große Staatsmann nach den Be­freiungstriegen vom politijden Schauplab abtrat, ba chien es jo, als ob man durch absichtliches Bergeffen seine Ver­dienste um Deutschland   verdunkeln wolle. Um jo heller strahlt heute sein Bid. Und wenn alle die Höflinge und Rückwärtfer seiner Beit wirklich vergessen sein werden, wird sein Name ewig leuchten als ein Zeichen dafür, was ein großer Charakter in schein bar verzweifelter Lage des Vaterlandes vermag.

Der Abend fand durch eine Ansprache Dr. Brünings seinen Freiherr vom Stein sie gemeint hat, Freiheit, wie wir sie aus Abschluß. Der Kanzler schloß mit den Worten: Freiheit, wie unserer Heimat fennen, sie ist in erster Linie Gebundenheit, Verpflichtung, Opferfinn, Berantwortlichkeit Gemein sinn. Das sind die Dinge die die bürgerliche Freiheit begründen. Das sind die Dinge, die in der bürgerlichen Freiheit wieder die nationale Freiheit ermöglichen. Es fann einem Volte auch in schwerster Lage und schwerster Stunde niemals schlecht ergehen wenn es dessen eingedent ist, daß Frei­heit nur durch Opfer, durch Pflichterfüllung, durch Verantwortung erkämpft wird. Und es kann einem Volte der Weg zur Freiheit nie verbaut werden, wenn die Männer und Frauen sich bewußt sind, daß Beharrlichkeit und Hoff­nung und unablässig zähe Arbeit eines Tages doch zum Zicie führen müssen."

Wilhelm Bocks Aufbahrung

Der Senior der Partei, Genoffe Wilhelm Bod, hat mehr als ein Menschenalter lang in Gotha   für die Arbeitertlaffe gefämpft und gelitten. Im historischen Volkshaus zum Mohren" war seine Leiche aufge bahrt, bevor sie die letzte Fahrt antrat.

Ein Verleumder verurteilt.

Die Beschimpfung in Frageform. Amtsgerichtsrat v. Plathe vertündete heute das Urteil im Beleidigungsprozeß Victor Schiff   gegen den Schriftleiter des Deutschen Vorwärts", Ostar Krüger. Der Angeklagte wurde wegen öffentlicher Beleidigung zu 400 Mart und zu den Kosten des Verfahrens verurteilt. Im Nichteintreibungsfalle tritt statt je 10 Mart ein Tag Gefängnis.

In der Urteilsbegründung heißt es u. a.: Die Zugehörigkeit zu einer Partei( der Beklagte gehört der Deutschnationalen Bartei an) oder der Beruf des Redakteurs gewährt nicht anderen Staats bürgern gegenüber irgendeine Sonderstellung. Der Angeflagte hat auch keinen Anspruch auf den§ 193. Er war nicht berechtigt, den Privatfläger der Identität mit dem Landesverräter Schiff- Balder in der Deffentlichkeit zu verdächtigen, um ihn oder seine Bartei auf diese Weise zu zwingen, sich von dem ausgesprochenen Berdacht zu reinigen.

Bei der Strafzumessung war straftverschärfend zu berücksichtigen, daß die politischen Kämpfe in der Deffentlichkeit häßliche Formen angenommen haben, und daß sogar vor persönlicher Berunglimpfung der Gegner nicht zurüdgeschredt wird. Strafverschärfend fiel auch die Schwere der durch nichts bewiesenen Be= leidigung ins Gewicht, wie auch der Umstand, daß sie durch die Preffe einem großen Personenfreis bekannt wurde. Daher war eine empfindliche Strafe am Blaze.

Das D- Zug- nglück im Korridor. Drei Leichtverletzte.

Warschau  , 25. Juni. Nach den hier bis jetzt vorliegenden Nachrichten aus Posen er eignete fich das Bugunglüd im Korridor am Donnerstagnachmittag in der Nähe der Eisenbahnstation Kost schin auf der Strede Breschen- Bosen. Der fahrplanmäßig aus Warschau   um 9 Uhr vor­mittags nach Paris   über Posen und Berlin   abgehende internationale D- Jug fuhr kurz nach der Eisenbahnstation Koffschin auf den letzten Wagen eines Güterzuges auf. Der Güterwagen wurde zum Teil zertrümmert. Drei Baffagiere des D- 3uges erlitten infolge des Zusammenstoßes leichtere Berlegungen, tonnten je­doch nach Anlegung eines Notverbandes ihre Reise fortsetzen.

Dr. Ramjan Macdonald. Die Universität Orford hdt den eng. lischen Ministerpräsidenten zum Ehrendoktor ernannt.