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Deutschlands   Verderber. Stahlhelmtag und wilde Hetzen... Litanei von Racheschwüren Unter Hitlers Fahnenfetzen... Jetzt ist der Erfolg zu spüren! Seetfts zerfahrene Gedanken... Schachts gefchwollne Redebäche... In Gestalt geschlossener Banken Zahlt die Wirtschaft jetzt die Zeche! Krächzend klingt der Höllenchöre Altes Lied uns in die Ohren: Einmal ging durch Bankrotteure Unsre Zukunft schon verloren. Männer, die im Alten fußen, Abgediente Kriegsentfacher, Älänzten, wie ihr Stern Lahusen, Wieder mal als Pleitemacher. Wo sie leiten, wo sie führen, Wuchert Elend, wächst das Grauen, Was allein sie produzieren, Ist verspieltes Weltoertrauen. Deutschland  , willst du je genesen, Statuiere ein Exempel: Fege mit dem rauhsten Besen Diese Bande aus dem Tempel! _ Hans Bauer. Lahusen als Politiker. Treiben für Hitler gegen Brüning.- Die Hitler-Preffe in Bremen   und Oldenburg   verschweigt den Skandal. Bremen  , 13. Juli.  (Eigenbericht.) Die nationalsoziali st ischen Blätter in Bremen  und Oldenburg   haben ihren Lesern bisher den Lahusen- Skandal oerschwiegen. Nicht ein Wort haben sie darüber ver- öffentlicht. Der Grund ist klar Lahusen war ihr Gönner. Nach der Bürgerschaftswahl vom 30. November 1S30 wurde ein heftiger Kampf um die Senatskoaliiion geführt. Dieser Kampf wurde schließlich von der Sozialdemokratie und der Hälfte der Volkspartei gegen die Nationalsozia- l i st e n und die andere Hälfte der Volkspartei geführt und gewonnen,«s blieb bei der großen Koalition. Innerhalb der Volkspartei, der Handelskammer und des Induftriellen-Verbandes war das Ringen heiß. Einflußreiche Kreise der Volkspartei drängten zur Nazi- kolalition. Es waren die kreise um G. k. Lahusen. G. K. Lahusen ist Präsident der Handelskammer. Lahusen ist maßgebender Mann im Jndustriellen-Verband. Der Volksparteiler Dr. Gebert, der geschickteste und energischste Dränger zur Nazi- koalition, ist Syndikus des Verbandes, dessen Vorsitzender Lahusen ist. Lahusen ist Vorsitzender im Nord w« st deutschen   Wirt- schaftsbund. Geschästssührer dieses Bundes ist der volks- parteiliche Reichstagsabgeordnete Ernst Hintzmann  . Kapitän Hintzmann drängte mit aller Gewalt zur Nazikooltion in Bremen   und im Reich. Als vor wenigen Wochen, bei der großen Entscheidung im Reichstag, Bremen   mit dem ganzen Gewicht seiner gefährdeten Finanzen Einfluß nahm auf die Entscheidung für oder gegen Brüning, wurde der Reichstagsabgeordnete Hintzmann mit Tele- grammen aus Bremen   bestürmt, er solle für Brüning st i m m e n. Hintzmann tat es nicht. Hintzmann war und blieb bei den neun Lolksparteilern, die in der Fraktion gegen Brüning stimmten. Wahrscheinlich hatte Hintzmann von seinem Bundesvorsitzenden G. C. Lahusen. dem Finanzier der Katastrophenpolitiker des Dritten Reiches, ein anderslautendes Telgramm bekommen. Er hielt stramm wie ein Offizier zum Befehl seines Vorgesetzten und optierte für Hitler gegen Brüning. Sollte Lahusen, dem die Millionen der llllramare schon davon- geschwommen waren, etwa die Hoffnung und die Illusion gehegt haben, daß nur das Dritte Reich, nur ein hugen- berger als Reichskanzler und ein Razi als Reichsfinanzminister ihn und seinen Trust vor der hereinbrechenden Pleite würden retten können!? Ltnd wo bleibt das Zuchthaus? Wir sind in der seltenen Lage, denLokal-Anzeiger" einmal zustiimncnd zitieren zu können. In seiner Beilage plaudert das Hugenbevgblatt überBankbrüche einst und jetzt". Es erzählt dabei von dem schon sagenhaft gewordenen Krach der Leipziger Bank, die um ISvll von der famosen Kasseler Treber-Trock- nungsgesellschast mit 40 Millionen Defizit hereingerissen wurde. DerS.-2I." kommt zu dem Resultat, daßder Treber- Trocknungsskandal in seinen Folgen lebhaft an den Zusam- menbruch von Nordwolle erinnert". In allen Fol- gen? Der Ehronist desL.-A." erwähnt nämlich über den Fall Kasseler Treber und deren Generaldirektor Schmidt: An sich ist es ja umveseiUlich, aber es soll doch erwähnt wer- den. daß mehrere Aufs ichts rät c ins Gefängnis und Schmidt, als man ihn endlich hatte(er war geflohen. Red.), ins Zuchthaus   wanderten. Er hat seine zwei Jahre red- lich abgesessen. Wo bleibt nnn hier die Parallele zwischen Treber-Schmidt und Nord wolle-Lahusen? wildes �Salome" nach Z« Iahren freigegeben.Daily Tele- graph" zufolge hat der englisch  « Zensor das seit 38 Jahren bestehend- Verbot für die Ausführung von WildesSalome" aufgehoben. Das Verbot hatte sich hauptsächlich auf denTanz der sieben Schleier" gegründet. Das Stück wird Ende des Monats in Edinburgh   ge- geben werden. Das nördlichste Observatorium der well. Aus Leningrad   sind nach Archangelsk   die Teilnehmer einer Expedition abgereist, die das Personal der Wetterwarte auf Franz-Iosess-Land ablosen soll. Die Expedition führt einen zerlegbaren Holzpaoillon und Aus- rüftungn für ei,, kleineres Observatorium, das auf Franz-Josefs- Land   eingerichtet werben soll, mit sich. Das neue Objervatoriiim wird das nördlichste in der ganzen Welt sein. Do» Alrlum< Kaiserallee) spielt beute ,um letzten Mal ben Rene-Elair- Tonfilm.Die M i l l t o n" und schlicht dann wegen Renovierungsarbeiten feine Psorten bis Ende Juli.
Oer Raub in der Iasanenstraße Ein Einbrechertrio vor Gericht
vor dem Schössengerichl Eharlottenburg verantwortete sich heule ein verbrecherlrio, das mit zu den ersten von der Zunft ge. hört. Zur Verhandlung steht der aufsehenerregende Einbruch in der Fasanen st r. ZS am 4. März d. I. Die Namen der Angeklagten sind Behrens. Fleischer und R ö n n e r. Am 4. März, gegen 5 Uhr morgens, erwachte die wenige Stunden vorher aus Paris   eingetroffene Verwandte der Eheleute Reinermann, Fräulein Altmann, von dem Schein einer Blend- laterne. Sie sah drei Männer mit Masken vor sich, die Pistole in der Hand. Alz   sie den Einbrechern ihr goldenes Arm- band und den Hundertfrankenschein anbot, das einzig«, was sie an Werten besaß, weigerten sie sich, es zu nehmen. Einer von den Dreien fragte sie in französischer Sprache, ob die Herrschaften im Schlajzimmer seien, er beruhigte sie, es würde ihr nichts passieren, sie möge sich nur ruhig verhalten: und während die beiden anderen sich in das Schlafzimmer Reinermanns begaben, blieb er bei Fräu- lein Altmann. Er plauderte nett mit ihr, sagte u. a.: Es ist eine böse Zeil, man muh es eben machen." Dabei fesielte er sie an Händen und Füßen mit einer Gardinenschnur: zu unserer Sicherheit", sagte er zu seiner Rechtfertigung. Im SchfafZimmer spielte sich zur selben Zeit eine dramaksche Szene ab: die beiden Einbrecher Hieilten Herrn Reinermann die Pistole vor die Brust, drohten ihm:Sei ruhig, sonst schießen wir." Forderten von ihm, er möge das Geld herausgeben, wandten sich dann zur schreienden Frau Reinermann würgten, sie und verlangten von ihr die Herausgabe der Schmucksachen.Schweige", sagten sie zu ihr, ,.wir tun dir nichts, du bist ja doch versichert." Schließlich entfernten
sie sich unter Mitnahme zweier Ringe mit achtkarätigen Brillanten und einigen anderen Schmucksachen. Die Nachforschungen der Polizei ergaben recht bald Anhalts- punkte für bestimmte Spuren: die ausgesetzte Belohnung führte der Kriminalpolizei einen Gewährsmann zu, der Wichtiges zu berichten wußte. Im Schloß der Wohnungstllr war ein Schlüssel stecken- geblieben. Man fragte bei der Herstellerfirma Joel u. Towne an und erhielt den Bescheid, daß zwei Schlüssel an die Adresse der Buchdruckerei P. geschickt worden seien. Die Bestellung war von einem gewissen Behrens ausgegangen. Von einem Apotheker Ulrich erfuhr man, daß ein Mann namens Rönner ihm unmittelbar nach dem Einbruch in der Fasanenstraße achtkarätige Brillanten zum Kauf angeboten hätte. Derselbe Apotheker wußte auch von zwei Bekannten Rönners zu erzählen, von einem Behrens und einem Fleischer. Rönner wurde verhaftet: bald darauf ereilte in Frank- furt a. M. dasselbe Schicksal auch Fleischer und Behrens. Bei letzterem fand man bei der Verhaftung eine Pistole und den zweiten Nachschlüssel, 3S Dietriche, drei Feilen und anderes Werkzeug mehr. Bei Fleischer fand man außer einer Pistole ein Fläschchcn Strych- nin. Nun wußte man, wieso am Tage vor dem Einbruch in der Fasanenstr. 38 ein äußerst scharfer Hund an einem Knochen verreckt war. Sämtliche drei Angeklagte b e st r i t t e n, mit der Tat etwas gemein zu haben. Fleischer und Behrens waren aus dem Gefängnis entwichen. Es lag der Verdacht nahe, daß sie gemeinsam mit Rönner an etwa fünf weiteren Einbrüchen beteiligt gewesen seien. In allen fünf Fällen waren die Räuber maskiert und bewaffnet, auch waren Telephonleitungen wie in der Fasanenstraße 38 durch- schnitten worden.
Schwarze Beine wirbeln. Negerrevue im Künstlertheater. Im Anfang war der Rhythmus. Das gilt von allen Neger- freuden in Afrika   wie in Amerika   und auch wenn sie bei uns zu Gaste sind. Für die Truppe von Negern, Mulatten und fast ganz Weißen, die Lewis Douglas uns vorführt, aber gilt es ganz besonders. Douglas, der uns die Baker zuführte und auch selbst wiederholt in Berlin   auftrat, kommt mit einer selbstverfertigten Revue-OperetteLouisiana  ". Sie gibt Bilder aus dem ameri- konischen Negerleben auf einer Melonenfarm, auf einem Bahnhof, in der Negervorstadt Harlem   bei New Dort. Aber die Handlung und die Texte sind ganz gleigültig. Der Rhythmus in Tanz und Musik ist alles. Die schwarze Kapelle tutet die neuesten Iazzschlager von drüben(manchmal glaubt man auch, einem Iahrmarktsult bei- zuwohnen). Und die Schokoladefarbigen Männlein wie Weib- lain steppen um die Wette, manchmal grotesk, manchmal wie be° fcssen, aber immer mitreißend. Der Beinwirbel, mit akrobatischer Clownerie versetzt, scheint ihre Lebensart zu sein. Die weißen Zähne blitzen aus den immer lachenden Mündern und schalkhaft-urwüchsige Lebensfreude stießt zu uns über. Es wäre schön, wenn man alle Sorgen fortrhythmisieren könnte.(Ach, tbe coloured people kann es im Dollarlande auch nicht mehr.) Reine Gesangsfreuden bringt das Quartett der I u b i l e e Singers. Louis D o u g l a s ist der verkörperte Tanz selbst: er hängt nur mit der Erde zusammen, manchmal meint man, er müßte ent- schweben. Byron Jones, der einen Negerdandy prachtvoll paro- distisch schauspielert, ist ihm in der Gelenkigkeit ebenbürtig.(Herr- lich, wenn er lautlos über die Bühne huscht!) Nur Marion Cook (die Louisiana  ) ist für unseren Geschmack zu puppenhaft geziert. Sonst herrscht bei aller Technik eine schöne Natürlichkeit vor. Zwei Straßenkehrer und dann zwei Arbeitslose, die sich an einer Fressalien- auslage berauschen, das sind ein paar Einlagen, die zeigen, was sie auch schauspielerisch können. Bei den Tänzerinnen kommen ver- schiedene Temperamente und Anlagen zum Vorschein. Es ist nicht bloß Mechanismus, wie bei den exakten Girls. Schade, daß die Menschen, da sie nun doch mal die Köpfe ver- loren haben, nicht wie diese Neger nur mit den Beinen auskommen. Vielleicht ginge es da besser._ D.
Das Madchen aus der Kürsorge." Theater in der Klosterfiraße. Helene, das Mädchen aus der Fürsorge, enthüllt sich als ein Muster der Untugend. Sie schläft mit den Gymnasiasten der Pension Heimgarten", wo sie als Bedienerin angestellt ist, führt die Haus- tochter in die lesbische Liebe ein, stiftet Verwicklungen, die mit einem Mord enden, und hält dazu weise Reden. Schön, soll sie, aber sie darf keineswegs zum Symbol der Fürsorgemädchen werden, und daraufhin ist das Stück stilisiert. Der Verfasser, Heinz Eule, bleibt beim Stoff, weil ihm jede Fähigkeit künstlerischer Formung fehlt. Er gibt Material ohne Akzent, ohne Ausbau, ohne psychologische Durchdringung. Letzten Endes entscheidet die Form, entscheidet, wie die Dinge gesagt und dargestellt werden. Künstlerische Wahrheit ist mehr als bloßer Ab- klatsch einer realistischen Szene, und Eule verliert sich in der Freude, eine Sache so kraß wie möglich darzustellen. Da er aber nur szenen- weise sieht und kein Gefühl für den Zusammenklang des Ganzen hat, entsteht eine unerträgliche Häufung. Die Figuren erhalten keine Fülle und seelische Weite, sie sind Zerrbilder. Die Jugend, ob bllr- gerlich oder proletarisch, hat auch andere Interessen als nur erotische. Alles ist aus der Froschperspektive gesehen. Die sogenannten Zeit- dramatiker sollten einmal lernen, wie Stücke geschrieben werden müssen. Ihnen fehlen meistens die elementarsten Kenntnisse der dramatischen Form. Der Regisseur Franz A l l a n d bemüht sich nicht, die Figuren über das Schema hinauszusteigern, er sucht im Gegenteil noch krasser zu färben. Selbst Ilse T r a u s ch o l d in der Titelrolle gefällt sich in Uebertreibungen und bleibt an der Oberfläche. B. Sch.
Aus Ludwig Gurlitis Erinnerungen. Ludwig Gurlitt.   der soeben dahingeschiedene bedeutende Er- zieher und Philologe, hat in dem bei Felix Meiner in Leipzig   er- scheinenden SammelwerkDie Pädagogik der Gegenwart in Selbst- darstellungen" einen interessanten Ueberblick über sein Leben und seine Entwicklung geboten. Als einer der Söhne des Landschafters Louis Gurlitt   kam er früh mit Kunst und Künstlern in Berührung, und seine größte Freude war das Zeichnen. Dann aber siegten seine philologischen Interessen und. er wandte sich dem Studium des klossi- schen Altertums zu. Als er sein« DoktorarbeitUeber Ciceros Briese" vollendet hatte und nach Berlin   kam, wurde er durch seinen
Vater Theodor Mommsen   vorgestellt.Mommsen sah aus, wie der Zauberer in den Märchenbüchern", schreibt Gurlitt. Als mein Vater mich aufforderte, ihm meine Dissertation zu überreichen, fragte mich Mommsen:Sind die Brutus-Briefe echt?" Auf meine Bejahung:Wie wollen Sie das beweisen?" Ich antwortete:Sie finden meinen Beweis in dieser Abhandlung schon angedeutet, die genauere Begründung lasse ich demnächst drucken." Darauf pickte er auf mich ein wie ein alter Rabe und sagte nur bitter.So?" Wenige Tage darauf sprach ihn meine Tante Lewald-Stahr mit den Worten an:Herr Professor, Sie haben meinen Schwager und Neffen so freundlich empfangen", worauf er bissig antwortete:Ja, das ist auch ein junger Mann, der sich einbildet, mit ihm finge die Wissen- schaft erst an." Meine Tante antwortete dreist, doch geistreich:Aber, lieber Mommsen  , haben Sie das nicht auch in Ihrer Jugend ge- glaubt?" Der junge Philologe und Archäologe sträubte sich lange, ins Schulfach zu gehen, und suchte lieber bei seinem Bruder Fritz, dem bekannten Kunsthändler, Unterschlupf.Ich wurde sein ständiger Berater bei seinen Ankäufen von Bildern von Böcklin  , Lieberwann, Leibl, Uhde, Menzel und all den Größen des Kunstmarktes", erzählte erAußerdem eröffnete er mir gut brüderlich einen unbegrenzten Kredit bei seiner Geschäftskasse. Die einzige Bedingung, die er mir stellte, war, daß ich beim Schlafengehen keine Löcher in die zu bei- den Seiten meines Bettes aufgestellten Bilder von Böcklin   sioßen sollte." Als Gurlitt schließlich doch Lehrer wurde, da suchte er durch Anerkennung und Freundlichkeit das Vertrauen seiner Schüler zu gewinnen, während sonst damals die Lehrer noch in unnahbarer Strenge auf den Kathedern thronten. Er erzählt für diese Art seines Verkehrs mit der lieben Jugend eine nette Geschichte:Mein Primus in Sexta hatte einen recht dummen Streich gemacht."Ja, mein lieber Greve, das kann ich nicht unbestraft durchlassen."Nein, Herr Doktor, das können Sie nicht."-Was soll ich nun mit dir machen? Soll ich es deinem Vater schreiben?"Ach nee, Herr Doktor." Soll ich dir einen Tadel ins Klassenbuch geben?"Ach nee, Herr Doktor."Ja, was soll ich denn mit dir machen?"Wissen Sie was, Herr Doktor? Geben Sie mir einen Backs." Und damit hielt er seine dicke Backe hin, steckte die Ohrfeige ein, und die Sache war erledigt." Wanderdünen bei Berlin  . Von den vielen Berliner   Ausflüglcrn, die Sonntags nach Fried- richshagen und Erkner   fahren, ist es kaum jemandem bekannt, daß sich dort bedeutende und sehenswerte Wanderdünen aus der jüngsten Eiszeit befinden. In dem lieblichen Wilhelmshagen zwischen Rahns- darf und Erkner   erhebt sich der P ll t t b e r g, von dessen fast 70 Meter erreichender Höhe man einen geradezu herrlichen Fern- blick über die Sprcewindungen, den Müggel- und Dämeritz-See, die Rüdersdorfer   Kalkberge und unendliche Waldungen genießt. Die Geologen haben festgestellt, daß sich von Rahnsdorf   über Wilhelms- Hägen bis zur Diluvialhochfläche bei Woltersdorf   ein 3,S Kilometer langer Dünenzug erstreckt, der sich im ganzen nach Nordwesten hin- zieht und so aus dauernde nordwestliche Winde nach der letzten Eis- zeit schließen läßt. Die Düne scheint erst nach der Trockenlegung des großen Urberliner Stromtals entstanden zu sein. Die Rinnen- züge zwischen Flakensee, Kaltsee und Bauersee rühren augenschein- lich von der Rückzugsperiode der jüngsten Eiszeit her. Unsere Düne am Püttberg ist jedenfalls die höchste der Mark Brandenburg und wird mit Recht als Naturschutzgebiet erhalten, obwohl die Abtragung schon erwogen worden war F. W. Paul Lehmann, ein genauer Kenner jenes Bodens, glaubt, die seltsame Formation auch ausWindblößen" zurückführen zu sollen. Jedenfalls gehört die!« Wanderdüne zu den interessantesten Naturgcbilden in der Mark Brandenburg.
Krise des billigen Gerienbuches. Die wirtschaftliche Notlage wirkt sich, wie aus Buchhändler- kreisen geschrieben wird, nicht zuletzt auch auf den Absatz des auf Massenproduktion berechneten billigen Serienbuches aus. Dieser Ab- sotzrückgang muß gerade das billige Buch um so schwerer treffen, als für' den Buchhandel im Absatz für das gepflegte Einzelbuch kaum jetzt Ersatz geschaffen werden kann. Nicht zuletzt ist die Krise einiger großer Verlagsanstalten in dem Scheitern dieser Spekulation auf billigem Massenabsatz bedingt. Es wird daher für das Hcrbstgeschäft mit einer erheblichen Einschränkung der Serienproduktion gerechnet. Die gleiche Bewegung zeigt sich übrigens auch im Auslande. Sowohl in England wie auch in Frankreich  , wo das billige Serienbuch be< sonders beliebt war, kehrt man bereits zur individuellen Preisgeftal- tung zurück, nachdem Massenauslagen nur mehr schwer abzusetzen sind. Audz in Amerika  , wo zuletzt das billige Serienbuch über Warenhäuser und Zigarrenläden vertrieben wurde, ist ein merklicher Umsd>w>ing zu verzeichnen. Nur nod> eine Firma wird in diesem Herbst eine neue Serie des Ein-Dollar-Buches herausbringe».