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Beilage

Mittwoch, 15. Juli 1931

Gegenwart, Not und Aufgabe

Eine Zeitschriftenschau

Bersucht man in diesen Tagen in den Zeitschriften des Monats Juli unsere gegenwärtige geschichtliche Situation wiederzufinden, so begegnet man der eigentümlichen Schwierigkeit, daß die Zeit schneller eilt, als sie der Spiegel der Zeitschrift aufzufangen vermag. Und dennoch ist diese Rückschau notwendig besteht doch sonst die Gefahr, daß im Fluß der sich überstürzenden Geschehnisse des Tages die großen Zusammenhänge sich verwischen.

Eine geschichtliche Tat.

Am 16. Juni verzichtete die sozialdemokratische Reichstagsfraktion fowohl auf Einberufung des Reichstags wie auf das Zusammen

treten des Haushaltsausschusses. Wenige Tage später verkündet Herbert Hoover seinen Plan eines Schuldenfeierjahres. Die Ent­scheidung der Reichstagsfraktion rettete Deutschland vor dem völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch. Das mar eine ge= schichtliche Tat. Rudolf hilferding unternimmt es in dem wissenschaftlichen Zentralorgan der Partei, Die Ge­sellschaft", die Erwägungen auseinanderzulegen, von denen die Mehrheit der Fraktion sich bestimmen ließ. Obwohl der Artikel zum größten Teil schon im Vorwärts" wiedergegeben wurde, ist es notwendig, noch einmal zur Kennzeichnung der inzwischen wieder völlig gewandelten Situation an einige zentrale Säge von Hilferding zu erinnern. Ueber die antisoziale und ungerechte Ten­

denz der Notverordnung bestand in unseren Kreisen keine Meinungs verschiedenheit. Die starre Rücktrittsdrohung Brünings setzte unsere Fraktion unter einen unnötigen Drud. Nur in legter Stunde machte der Kanzler geringe Zugeständnisse- gering in Anbetracht der schweren Härten, welche die Notverordnung enthält. ,, Sturz der Regierung Brüning... hätte es auch den Einsichtslosen oder Böswilligen unmöglich gemacht, die Sozialdemokratie mit irgend­welcher Verantwortung für die Notverordnung zu belasten. Sie hätte der Stimmung der Massen im Augenblick entsprochen, die eine offene Kampfhandlung begrüßt hätte. Hätte aber diese Stimmung angehalten?", prüft Hilferding mit Sorgfalt weiter. Eine neue Re­gierung, unzweifelhaft eine Rechtsregierung, wäre an die Stelle des Kabinetts Brüning getreten. Wir hätten den Kampf gegen die neue Regierung gar nicht mit Aussicht auf Erfolg aufnehmen fönnen, wenn sozialdemokratische Minister und Polizeipräsidenten für die Einsetzung der staatlichen Machtmittel gegen die kämpfenden Massen die Verantwortung hätten tragen müssen. Das Ziel der Hugenberg und Hitler , die völlige Vernichtung sozialdemokratischer Machtpositionen, es wäre restlos erreicht worden." Die Hoover Aktion gab dieser Entscheidung die nachträgliche Bestätigung ihrer geschichtlichen Richtigkeit.

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Unmöglich feiten.

Aber wie steht es heute am 15. Juli? Scheint der Zu­sammenbruch der deutschen Wirtschaft und damit des deutschen

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Reiches nun nicht dennoch bevorzustehen? Die Hoover- Aktion ist durch Frankreichs verzögerte Zustimmung verpufft, die Lage der Reichsbank, des Reiches bedrohlicher denn je. Was die nächsten Tage bringen, liegt im Augenblick, in dem diese Zeilen nieder­geschrieben werden, völlig im Dunkeln. Es fann nur negativ ab= gegrenzt werden, was nicht geschehen darf und welche Möglichkeiten Unmöglichkeiten sind. Daß die nationale Opposition", die im Moment der höchsten Not des Reiches der Regierung den aller­schärfsten Kampf ankündigt, der Machtübernahme entfernter denn je ist, bedarf wohl kaum der Widerlegung. Diese Kreise sind es ja zuvörderst, denen die Vertrauenstrife, welche die deutsche Wirtschaft bis in ihre Grundfesten erschüttert, zu danken" ist. Verbleibt der ,, sehnsüchtige" Blick nach Rußland . Die Hoffnung auf die kommu­nistische Revolution, von der Salonkommunisten in den sogenannten demokratischen Blättern in diesen Tagen schon geträumt haben. Eduard Heimann erörtert in einem Vortrag Notver= ordnung"( Neue Blätter für den Sozialismus, Alfred- Protte­Verlag, Potsdam ) diese Möglichkeit": Und doch leidet selbst Rußland bei dem erstmaligen Ausbau seiner Industrie heute bittere Not. Es hat den Lebensstandard seiner Arbeiterschaft und erst recht seiner anderen Volksmassen um der Kapitalbildung willen nahe am Eristenzminimum festhalten müssen. Es muß einen Teil der Güter, die es im Lande sehr wohl brauchen könnte, zu lächerlichen Preisen

auf dem Weltmarkt losschlagen, nur um sich die notwendige Einfuhr aus der kapitalistischen Welt zu sichern. Das russische Dumping ist fm ganzen nicht Zeichen der Ueberlegenheit, sondern der Not. Wie­viel weniger fäme es also in Frage, daß Deutschland aus dem Welt­

Der Abend

Shalausgabe des orward

markt ausschiede und Ersatz in einer wirtschaftlichen Berbrüderung mit Rußland suchte. Von den außenpolitischen Folgen abgesehen, würde einfach die physische Existenz des Volkes damit preisgegeben sein; denn es ist nicht wahr, daß Ruß­ land uns mit leberschüssen, über die es gar nicht verfügt, ernähren und bekleiden könnte..."

nicht widersprochen werden. Folgen wir ihm weiter. ,, In aller Diesen Darlegungen des ausgezeichneten Sozialpolitikers fann schweren Not der Wirtschaftskrise, der Finanzkrise und der politischen Krise werden die Gewichte der einzelnen Erscheinungen nur zu

leicht verkannt. Darum muß... festgestellt werden, daß im Augen­blic alles übrige an Gefährlichkeit weit zurücktritt hinter den Ab­zügen des fremden Kapitals. Kapital bedeutet einfach Arbeits­gelegenheit: es ist ein Irrglaube, daß man nichts mehr zu verlieren habe und daher alles riskieren könne. Der völlige Zusammenbruch der Wirtschaft kann auch denjenigen nichts nüßen, die heute aus dem

Produktionsprozeß ausgeschloffen sind; durch den Zusammenbruch der Wirtschaft würden die Arbeits- und Wohlfahrtsämter nicht in die Lage gesetzt, die Unterstützungen zu erhöhen."

Die Aufgabe.

So ist die Lage. Es ist heute noch ungewiß, ob die Grund­lagen der deutschen Wirtschaftsgesellschaft wieder geordnet werden fönnen. Nur mit einer aktiven und konstruktionskühnen deutschen Sozialdemokratie werden diese Aufgaben zu lösen sein. Wir werden entschlossen aus der geschichtlichen Entwicklung der letzten Monate seit dem 14. September 1930- das Fazit zu ziehen haben, daß das demokratische Prinzip entſtellt und verfälscht wird, wenn man den Gegnern, die allein auf brutale Destruktion der Demokratie ein­

gestellt sind, demokratisches Recht gewährt. Dieses demokratische Recht tehrt sich alsdann gegen die Demokratie. Deshalb werden wir aftiv mitwirken an jeder Stärkung und Festigung des Staates, die ihn unseren Zielen entgegenreifen läßt. J. P. Mayer.

Berliner Porträts

1. Folge: Die Vorgestrigen

1. Der Krämer.

Früher stand der Krämer Josef Pichulla mit behäbiger Sicher­heit hinter seinem Badentisch und teilte Kaffee, Butter und Meh: aus. Erst bei Einfäufen von 5 M. aufwärts verzog sich sein ver­blajenes Gesicht zu einer höflichen Grimasse. Und nur vornehme Kunden fonnten darauf rechnen, daß sie nach erfolgtem Einkauf bis an die Tür geleitet wurden. Schließlich war man jemand. Das Lager schuldenfrei, 10 000 m. auf der Bant. Und so eine zu­sammengetrocknete Arbeiterfrau, die allwöchentlich ihre Margarine und dann und wann einen Hering holte, mußte der Lehrjunge be­dienen. Der hatte übrigens nichts zu lachen. Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Einem selbst war es in den Jahren auch nicht gut

Reise durch Jugoslawien

Kriegslager in Karlstadt - Mit der Bahn durchs Gebirge

Es ist immer ein eigentümlicher Anblid, in der Fremde zu, beobachten, wie ein Staat oder eine staatliche Einrichtung feine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung nimmt. So sah ich es in Agram. Als der Markt beendet war, saß auf dem Bahnhof und in den Anlagen vor dem Bahnhof das Landvolk mit Kiepen und Körben und mußte mehrere Stunden auf die Rückfahrt warten. Ein Teil war zu Fuß in die umliegenden Dörfer gegangen und nur sehr wenige waren mit Fuhrwerten gekommen. Die Leute lagen und saßen so herum, müde, schlafend, stumpf vor sich hinbrütend. Warum ging wohl nicht gleich nach Beendigung des täglichen Marties ein Lokalzug ab, der die Bauern wieder in ihre Dörfer brachte? Sie waren doch gezwungen, jeden Morgen frühzeitig auf­zubrechen, wenn sie den Martt besuchen wollten. Als dann endlich ein Zug nach Karlstadt abging, war es weit über Mittag.

Ich hatte mir von Karlstadt zu viel vorgestellt. Ich fam in eine ganz fleine, unscheinbare Stadt, richtiger müßte ich sagen, in ein Dorf. Es wird früher ein befestigter Ort gewesen sein, einige hundert Meter abseits von der Bahn. Kleine Häuser, eng zu­fammengedrängt, ein Fluß in der Mitte, Wälle ringsherum, große Bäume, alles überschattend und verbergend. Gräben und Wälle durchziehen auch den Ort selbst und geben ein romantisches Bild. An der Dorfstraße einige notwendige Geschäfte, Barbier, Apotheker, Drogerie, Post, Sparkasse, Gemeindeamt, Gasthäuser, Hotels, sogar

eine Konditorei.

Ich war erstaunt über das zahlreiche Militär. Schon in Zagreb sah ich sehr viel, in einer Truppe sogar drei Neger als jugo­flawische Soldaten, Karlstadt aber glich einem Kriegslager. Alles war voll von Soldaten, nicht nur die großen Kasernen, die den Ort um­geben, sondern auch Häuser und Lagerschuppen im Dorfe selbst. In unmittelbarer Nähe der Häuser, direkt an der Straße, lagen große Wiesen und Felder brach, auf denen geübt wurde noch bei Anbruch der Dunkelheit. Viele, viele hundert Soldaten egerzierten neben­und durcheinander, Marschübungen, Laufen, Bajonettstechen, Schießen, Angriff, Hurraschreien und was dergleichen mehr ist. Auf einem anderen Play saßen sie in Gruppen um Maschinengewehre und Revolverkanonen, standen unter Bäumen und auf Hügeln, übten Signalisieren und anderes Kriegshandwerk. Dazwischen stolzierten Offiziere, zu Fuß oder hoch zu Roß, Kommandorufe jagten einander, Hornsignale erschallten, Meldereiter stoben davon, Motorräder schossen die Landstraßen entlang. Erst spät am abend zogen die Truppen in ihre Kasernen zurück. Gilt dieses Rüsten Italien oder Ungarn ? Oder ist es die Sorge um die Sicherheit beider Fronten, der Preis für das plögliche nationalstaatliche Anwachsen auf Kosten Der Nachbarn?

Ich traf in Karlstadt viele Deutsch sprechende auf der Straße, in den Hotels. Es waren Beamte, Polizisten, Geschäfts­leute, die noch aus der österreichischen Zeit hier leben. Man tommt mit der deutschen Sprache ohne Schwierigkeiten aus, nur die Reise­gefährten von Agram, die Landleute, sprachen nicht deutsch. Man erzählte mir, daß Karlstadt an den periodischen großen Märkten poller Fremden fei, all die vielen Gasthöfe und Hotels, über deren

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große Zahl ich verwundert war, seien dann besetzt. Der Ort ist trop seiner Kleinheit ein Mittelpunkt des Landes und hat durch die Bahn große Bedeutung. Zudem ist er der letzte größere Ort vor dem Eingang in das Kapella und Karst gebirge . In duſtrie ist nirgends zu finden, denn selbst die verstreut liegenden Sägemühlen, die infolge des reichen Holzbestandes notwendig find und das Holz zum Transport vorbereiten, fann man als Industrie im eigentlichen Sinne nicht ansprechen. Sie gehören zur Forstwirt schaft wie etwa Göpel und Dreschmaschinen zur Landwirtschaft. Das Land ist ausgesprochenes Agrargebiet, in der Das Land ist ausgesprochenes Agrargebiet, in der Ebene herrscht Ackerbau, die Gebirge find bewaldet. Während Jugo­1lamien im Durchschnitt 48 Einwohner auf 1 Quadratkilometer zählt, ist das ländliche Gebiet nur mit 20-30 pro Quadratkilometer besiedelt und das Gebirge ist auf weite Streden nahezu völlig un­bewohnt.

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Die Bahnlinie von Zagreb über Karlovac nach Fiume durch das Kapella- Gebirge, die Ungarn unter ungeheuren Kosten von Budapest bis ans Meer vorgetrieben hatte, ist eine der schönsten Strecken, die ich kenne. Vom volkswirtschaftlichen Standpunkt aus mag sie freilich angegriffen werden können, denn wegen der Ein­gleisigkeit müssen die Züge an den Stationen sich freuzen, was natürlich. Unsicher da besonders viel Güterzüge verkehren heit und Unpünktlichkeit hervorruft. Auch macht sie im Gebirge sehr viele Bogen; sie hat nur wenige Tunnels, die die Berge durch­schneiden, nur wenige Brücken, die die Täler und Schluchten über­queren. Sie windet sich und sucht sich ihren Weg, fährt im Gebirge freuz und quer, wie es die Berge und Täler erzwingen, und ver­braucht dadurch sehr viel Zeit. Technisch aber ist die Bahn ein Meisterwerf, im Unterbau und in der Abstüßung gut gesichert gegen Bergrutsch, Wasser und sonstige Gefahren. Und vom Standpuntt des Touristen ist sie herrlich, überwältigend schön. Bald geht es an sanften Tälern dahin, bald an reißenden Gebirgsbächen vorbei, dann durch Wälder oder eng am Fuße eines Berges entlang, dann über einen Sattel und wie zum Spaß immer zwischen Bergen im Bidzad und in Bögen hindurch. Langsam steigt sie mit dem Ge­birge, und immer neue, schöne Ausblicke bieten sich dar.

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Das Gebirge ist nahezu menschenleer, nur ver­einzelt taucht in einem besonders breiten Tal ein Kirchturm mit roten Dächern rundherum auf. Dagegen sieht man öfter an den Waldbächen Sägemühlen, das Wohnhaus flebt wie ein Vogelnest am Berg. Sonst sieht man nichts als Blockhäuser, die die Stellwerte der Bahn beherbergen und gleichzeitig die Stationen" sind. Stapelhoch sind hier Holz, Bretter und Bäume aufgeschichtet und warten auf den Abtransport. Ein unglaublicher Reichtum wächst in dieser Gegend und liegt hier für den Markt und für die Industrie bereit. Für diese Schäße des Landes ist die Bahn noch von größter Wichtigkeit, abgesehen von ihrer strategischen Bedeu tung. Von einem Durchgangshandel Italien Ungarn , der früher bedeutungsvoll war, ist nichts zu spüren, was bei den gespannten Beziehungen Jugoslawiens mit seinen Nachbarn verständlich ist. Wilhelm Tietgen.

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gegangen. Und alle Demütigungen, die einem aus trüber Herrsch fucht und einem Neronentum in der Lehrzeit und beim Militär zugefügt worden sind, die leitet man nun weiter. So etwas er höht das Lebensgefühi!

Der Krieg tam und ging verloren. Die Inflation trieb wilde Blüten. Deflation, Krise: Pichullas 10 000 m. find Fezzen Papier , nur noch Zeichen eines Zeichens. In den Borten seines Ladens stehen viel leere Pappschachteln, Attrappen mit den Aufschriften van Seifen- und Matzlaffeefabriken. Pichullas satte Behäbigkeit ist ver­schwunden. Er sitzt meistens dumpf- brütend hinter dem Vorhang des zum Laden gehörenden Nebengelaffes und schricht erst auf, wenn die Badenglocke scheppert. Berstört stolpert er hervor, und auch der geringste Stunde wird mit untertäniger Höflichkeit bedient. Ja, Diese Maske der Höflichkeit verschwindet sogar nicht, wenn er allein ist. Nur wenn er vor seinen Geschäftsbüchern hockt, nimmt sein Gesicht den Ausdrud dumpfer, verbissener Wut an. Oder wenn der Reisende einer Lieferfirma tommt, bei der Pichulla Schulden hat. Widerliche Schauspiele, die sie dann aufführen! Erst kommt der Reisende angefrochen und bietet seine Waren an. Pichulla dankt mit einer Geste, die nur wenig an die verächtliche Manier erinnert, mit der er sonst ablehnt. Der Reisende fingert die Rechnung her= vor. Pichulla winft mit mühsam bewahrter Würde und Sicher­heit ab: das nächste Mal. Der Reisende erinnert in faum noch ver­hülltem drohendem Ton, das sei das letztemal auch schon so gewesen und er lasse sich nicht immer wieder abspeisen. Bichulla flappt zu­sammen. Alle dumpfe Roheit ist aus seinem Gesicht geschwunden. Schweißtropfen stehen auf seiner Stirn. Angst macht sich darin breit. Er fann nicht zahlen. Der Reisende droht mit dem Gericht. Ein Kunde fommt. Bichulla muß ein höfliches Gesicht machen. Er bringt es mit Mühe und Not zustande.

Abends macht er Kasse. Mit erloschenen Augen zählt er die geringe Einnahme. Sein Gesicht sieht mürrisch und verdrieß ich aus. Der tagsüber trampshaft lächelnde Mund ist erschlafft.

Zweimal in der Woche sucht Bichulla seinen Stammtisch auf. ( Die übrigen Abende verbittert er seiner Frau das Leben.) Dort, im Kreise seiner Zechkumpane, lebt er auf. Unter dem Einfluß des Alkohols wird politisiert. Und daß es uns so schlecht geht, daran haben nur die Sozis schuld," sagt Bichulla zum wiederholten Male. ,, Nur Hitler fann uns retten! Heil Hitler!" Die Tafelrunde proftet ihm zu, und Pichulla fizt glücklich lächelnd da.

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2. Die Wirtin. Frau X. ist eine Dame in den eigentlich Fräulein X. es wäre einfach und späten Vierzigern. Um sie vorzustellen treffend, zu fagen:" Lofalanzeiger"-Inp! Oder: ihr Spizname ist Bulla"( das 3 wie ein Sz geflötet!); liegt in diesem Namen nicht alles drin: das zimperliche, altjungferliche Getue, die Bigotterie und ein wie sagt man? etwas spätes Verlangen nach Liebe? Einer meiner Bekannten behauptet, wenn er den Namen Zulla" höre, fähe er einen grünen, abgeschabten Lodenmantel mit durch grauen Wildledergürtel leicht angedeuteter Taille um die Ecke flattern, Kapotthut von unmöglicher Forbe, Chepreauschuhe mit Einlagen, spize, angegilbte Nase, im Umkreis von zwei Metern nach Kommodenschublade und Kleiderschrank riechend: das ist Zulla!

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Wenn wir beide uns unterhalten, dann pflegt Zulla bald zu oder: Ich sagen: Ja, da schreibt mir aber mein Glaube vor bin nicht politisch!" Dann ist es aus. Nichts mehr zu wollen. Wenn ich zulla in der Diskussion halbwegs festgenagelt habe, tommt unweigerlich einer von diesen Sägen. Hinter denen per schanzt sie sich, so daß sie nach jeder Auseinandersetzung ihre Welt­anschauung wieder unbeschädigt mit in ihre Kemnate bekommt.

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Vor einigen Tagen schleppte sie mich vor ihren Bücherschrank Bücher schrank ist nicht richtig, wie heißt so ein Möbel, wie Bulla es hat? Auf deutsch : Bertikom! Sie räumte Wäsche, per­trocknete Sträuße, einige andere Andenken beiseite und framte drei Bücher hervor, die, wie sie sagte, zu allen von uns besprochenen Gebieten in ihrem Sinne Stellung nähmen. 3ulla drückte mir die Bücher mit einem triumphierenden Lächeln in die Hand, als sei sie gewiß, daß diese Bücher mich überzeugen würden.

Ich habe sie gelejen. Es war schrecklich. Ich habe, nad; dem ich sie durch hatte, zwei Wallace geschmökert( um überhaupt erstmal irgend eimas grundläglich anderes zu haben), dann habe ich mich