Die erfle Kinderrepublik sieht! Nestfalken ziehen in ihr Lager ein. Man schreibt uns: „Freundschaft!"„Freundschaft!" tönt's hinüber und herüber. Wir �find in Blankensee angelangt, und kurz nachdem unser Zug die Station wieder verläßt, dampft mit großem Lärm ein langer Zug heran.„Die Berliner kommen!" Ja, die Berliner sind es. Alle Berliner ! 2000 Jungens und Mädels im blauen Gewand. 300, die kleinsten, die Nestfalken, steigen aus. Der Zug setzt sich wieder in Bewegung. Er muß 1700 Jungfalken und Rote Falken nach Brodten bringen, in die Kinderrepublik„Lübecker Bucht !" 3S0 Nestfalken marschieren! Zehn Minuten Marsch und vor ihnen liegen große Wiesen. Feste, langgestreckte Gebäude, barocken- artig, stehen da.„O. wie Fliegerhallen sieht das aus!" Ja, es waren auch Fliegerhallen. Noch im vorigen Jahre war dieses Gelände Flugplatz. Jetzt liegt es so da. Die große Halle mit chren mächtigen Schiebetüren, in der Flugzeuge bisher Unterkunst fanden, bietet ab heute S00 unserer kleinsten Falken Raum. Sic werden in dieser Halle essen, sie werden spielen und viel Freuden erleben. Die hellen, luftigen Schlafräume, zu beiden Seiten von der Halle aus zu erreichen, bieten reichlich Raum. Ach,' noch viel mehr könnten untergebracht werden. Ein Krankenzimmer gibt erste Hilfe, und in ernsteren Fällen, wo vielleicht einige Tage das Bett gehütet werden muß, sorgt eine etwas weiter entferntgelegene Baracke für Unter- kunst. An der Längsseite„unserer Halle" liegt gleichfalls eine Baracke, die die Küche und den Waschraum— den schönsten Aufenchalt aller— beherbergt. Ein Waschraum überdacht, nicht freigelegen wie -n Namedy und„Lübecker Bucht ", aber mit gleicher Anordnung: Wasserrohre von 60 Meter Länge, aus denen zu beiden Seiten in ie Vi Meter Abstand das„liebe Naß" sprudelt. Kaum das eigene Wort ist zu oerstehen. Alles jubelt, kreischt, springt und spöttelt. Dann die Umgegend! Weit und breit schönste Landschaft. Ein langer Fußweg führt durch eine Schonung hindurch. Dann Wiesenland zu beiden Seiten, an drei bis vier Häusern vorbei, und vor uns liegt er, der Blankensee! Wirklich blank spiegelt sein Wasser. Eingezäunt ringsherum mit Wald Wald an Wald reiht sich weiter an. Ein wunderbares Gelände für Wanderungen und für Spazier- gänge. Weiter hinten ragen die Türme von Lübeck ins Land. In zwei bis drei Stunden Marsch ist die Hansastadt zu erreichen. In den nächsten Tagen werden mehr und mehr Kinderrepublikcn erstehen! Jungfalken und Rote Falken aus allen Gegenden Deutsch - lands werden sich zusammenfinden. Ihre Parole ist: Freund- schaft, Ordnung, Solidarität! Wir setzen dazu: A r b e it e r ki n d er e r o b ern d i e W e l t!
Sonnenwende der Arbeiterkinder. Bald zehntausend Berliner Arbeiter und Sozialisten vereinigten sich, um gemeinsam mit den Falkengruppen der Kinderfreunde das Fest der Sonnenwende auf dem Wassersportplotz am Plötzen- s e e zu begehen. Gegen i&lO Uhr nachts fornrte sich im Schein der Fackeln der riesige Festkreiz um die Terrasse des Sportplatzes. „Euch allen zum Gruß, Freundschaft!" erscholl es aus dem Munde von Tausenden von Arbeiterkindeni, neue Fackeln stammten aus und der Junge Chor ließ„Wach auf!" von Wagner erklingen. Unter Begleitung des Berliner Falkenorchesters führten die Nest- ialken einen Laternentanz um den großen Holzstoß auf. Plötzlicher Trommelwirbel zwang alle Blicke auf die Freitreppe, auf der sich ein imposanter Ausmarsch von Fackel- und. Wimpclträgern vollzog. Bon mehr als 300 Falken gesprochen erschollt der Ruf: Es kommen die Funken, Es knistert die Glut. Erwache zum Leben, Du flammendes Blut! Und wie aus der Erde hervorgezaubert, bricht die Riesensimnwend- flamme in die dunkle Nacht empor, alles in weitem Umkreis mit einem rötlichen Lichtschein überflutend. Am Feuer vereint nun olle Anwesenden durch begeistertes Mitsingen das Kinderfreundelied „Unser die Sonne ". Einig« Lieder des Jungen Chors und der gs- ineinsam« Gesang der International« steigerten die Begeisterung. Aus der Mitte des großen Festkreises erschallt der Ruf: Zum Schluß stimmt mit uns ein in ein dreifaches Freundschaft, das alle» Arbeiterkindern der ganzen Welt gehören soll. Freundschaft! erschallt es aus dem Munde aller Anwesenden. Die herrliche Feierstunde war zu Ende. Mit dem Gesang, der Falkenlleder zogen die Gruppen wieder in das 5)äuserineer Berlins zurück._ Aachilicher Lteberfall als Racheakt. Kolonist schwer verletzt.— Die Täter entkommen. Ein schwerer nächtlicher Ueberfall ereignete sich in der Kolonie Werder in Neu-Tempelhos. Der 40 Jahre alte Gustav Baum, der in der Zossener Straße 36 seine Wohnung hat, besitzt in der Kolonie eine Laube, in der er zur Sommerzeit auch nächtigt. In der vergangenen Nacht drangen mehrere Leute in sein Häuschen ein und fielen über den Mann her. In der Dunkelheit kam es zu einer Schlägerei, es fielen auch mehrere Schüsse. Baum wurde schwer am Kopfe oerletzt und brach hilferusend zusammen. Die anderen Kolonisten, die den Lärm gehört hatten, eilten herbei, konnten ober die Täter nicht mehr fassen. Baum mußte nach dem St. Josephs-Krankenhause gebracht werden. Er konnte noch nicht vernommen werden, da sein Zustand bedenklich ist. Wer die Ein- drtnglinge waren und aus welchen Gründen der Ueberfall verübt wurde, ist daher noch ganz unklar. Es ist möglich, daß ein R a ch e- a k t vorliegt, möglich auch, daß der Angriff von politischen Gegnern des Baum ausging. Die Kriminalpolizei in Tempelhof wird die Untersuchung einleiten._ Genosse Rudolf wurbs, Bärwaldstr. 39, 1. Hof, r. bei Felter, seit 20 Jahren Abonnent des„Vorwärts", wird am 16. Juli d. I. 70 Jahre alt.
Jugend auf neuen Wegen. Tagung des republikanischen Siudentenbundes.
Nach seiner vor 14 Tagen in Neustrelitz stattgehabten Nord- deutschen Arbeitstagung hatte der Deutsche Republikanische Studentenbund für den 11. und den 12. Juli in Schloßund Park Wörlitz bei Dessau eine Mitteldeutsche Arbeits- t a g u n g angesetzt, die angesichts der wechselnden politischen und wirtschaftlichen Not unseres Volkes der ernsthaften Auseinander- setzung mit Form und Inhalt der deutschen Republik dienen sollte. Annähernd 130 Studierende der Berliner Hochschulen, der Uni- versitäten in Leipzig , Halle, Erlangen und Frankfurt a. M., der Hochschule in Hannover , ferner Bertreter des der freideutschen Jugend nahestehenden Leipziger Leuchtenburg -Kreises und des Republika- Nischen Schülerbundes, mit anderen Sympathisierenden etwa 200 Personen, sanden sich im Lauf des Sonnabendnachmittag in dem stillen nur durch seinen weltberühmten Park bekannten anhaltinischen Städtchen Wörlitz zu einer Tagung ein, die eingeleitet wurde durch eine stimmungsvolle Abendfeier in dem Raum der Frr- Uchtbühne im Wörlitzer Park . Der anhaltinische Ministerpräsident Heinrich De ist richtete an die Studenten ernste und eindringliche Worte, in diesen schweren Stunden der bisher geleisteten ungeheuren Arbeit eingedenk und bereit zu sein, sie zu verteidigen. Er kenn- zeichnete die Erfolge, die in Anhalt durch gemeinsames Arbeiten von Sozialdemokratie und Demokratie erreicht worden sind. Den Hauptvortrag der Sonntags-Tagung hielt Regierungsrat Hans Muhle-Berlin über das Thema:„Ueberwindung des Faschismus". Muhle charakterisierte in temperamentvollen, leidenschaftlichen, treffenden Ausführungen die Unzuoerlässigkeit des deutschen Bürgertums seit 1813, das sich in seinen besten Vertretern damit begnügt hat. die Welt anzuschauen und darüber zu philo- sophieren, aber versäumt oder verzichtet hat. sie zu verändern. Tief beschämend das uneinheitliche Nationalempfinden dieses Bürgertums, das sich nach innen im Schimpfen und Lärmen, aber nach außen im Betteln äußert. Wo ist der Staats- mann, der die Fähigkeit und die Kraft hat, dem Bürgertum die Blödheit seines Nationalempsindens vor Augen zu halten? Erschüt- ternd und niederdrückend auch die Unfähigkeit und die U a- ehrlichkeit der Wirtschaftsfllhrer. Mit den den Massen abgepreßten Steuergroschen wollen sie ihre Betriebe wieder aufbauen lassen, zugleich aber wollen sie mit diesen ihnen zur Verfügung gestellten Geldern den Nationalismus finanzieren. Man darf auch nicht vergessen, daß der deutsche Kapitalismus in der deutschen Bürokratie gesinnungsverwandte Helfer hat, der-
ivomenenaislirl nach Kopenhagen am kommenden Sonnabend/Sonntag ab Berlin und zurück zu dem außergewöhnlich billigen Fahrpreis von 20,- Mark(Bahn und Schiff). Teilnehmerkarten bis Freitag bei den bekannten Stellen oder beim Reichs- ausschuß für sozialistische Bildungsarbeit, Berlin SW 68, Lindenstraße 3
selben Bürokratie, die für die Notverordnung verantwortlich ist. Die junge Generation muß diesen Tatsachen gegenüber härter, be- stimmter, konkreter werden. Die stärkste Stütze der deutschen Republik sind und bleiben die in der Sozialdemokratischen Partei oereinigten proletarischen Massen. Dann sprach, jubelnd begrüßt, der Senior und langjährige Führer der anhaltinischen Sozialdemokratie, Heinrich Peus . Er verlangte, daß führende Männer niemals an sich selber denken dürfen, sondern ihre ganze Kraft für die Sache, für das Volk einsetzen müssen. Der Student Günter Heinrich aus Potsdam sprach über„Neue Wege zum sozial! st ischen S t a a t". In außerordentlich klugen und ruhigen überraschend fach- lichen und kenntnisreichen Ausführungen charakterisierte er das gegenwärtig geltende Kräfte- und Machtverhältuis und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten oder Unmöglichkeiten tatsächlicher, politischer, wirtschaftlicher und kultureller Arbeit im sozialistischen Sinn. Er zeigte der Studentenschaft die vielen bereits schon er- rungenen wichtigen Machtpositionen und entwickelte den Plan einer besonders gearteten psychologisch begründeten Bauern- und Landarbeiter-Propaganda. Die Alten, so meinte er in ehrlicher Ueberzeugung, haben Gewaltiges geleistet, das wir mit Einsetzen unseres Lebens schützen müssen, und wir Jungen wollen nach dreißig Jahren sehen, ob wir imstande gewesen sind, dem freien Wahlrecht auch noch den Sozialismus hinzuzufügen. Referendar Nathan aus Magdeburg sprach über„Jugend und S t a a t". Seine an sich interessierenden Ausführungen waren leider allzu abstrakt und wirkten oft konstruiert. In der Aussprache warnte Dr. Haubach-Berlin eindringlich davor, politische sowie seelische Probleme auf Paradoxien abzustellen und erneut in den schweren Fehler zu verfallen, über den Ruf nach Taten das eigene Handeln zu vergessen. Mit einem starken, warmherzigen Appell an den Kampf-, Opfer- und Bereitschaftswillen der studentischen Jugend, schloß der Begründer des Bundes, Regierungsassessor Walter Kolb , die von einem außerordentlich starken Tatwillen geleitete Tagung. Während der Vorabend und die Tagung selbst bis in den späten Sonntagnachmittag hinein sich in der absoluten Stille eines in natio- naler Spießigkeit schlummernden Landstädtchens abspielte, brachte der Sonntagabend einen großartigen Abschluß. Die Autos sausten, von schwarzrotgoldnen Fahnen überwallt, durch das stille einsame Land mitten hinein in eine republikanische Demonstration größten Stils. Da hatte sich auf dem größten Platz der Landeshauptstadt Dessau das gesamte Reichsbanner aufgestellt und Tausende säumten den Platz. Ein gewaltiger Zug bewegte sich durch die Straßen zu dem großen Lokal unserer Partei, dem Tivoli, wo vor überfülltem Saal Dr. Haubach und der hallesche Universitätsprofeffor Hertz sprachen, und wo sich zum Schluß alle Studenten, Arbeiter und Bürger in dem packenden Treugelöbnis zum deutschen Einheitsstaat und zur deutschen sozialen Republik zusammenfanden.
Unzulängliche U-Bahn. Stiefmütterliche Behandlung der Dahlemer Strecke. Die Berliner U-Bahn hat eine einzige richtige Aussluglinie, die über Dahlem nach der Krummen L a n k e; bereits an der Station Thielplatz führt sie an den Grunewald heran und gewährt von da ab bei jeder der drei folgenden Stationen unmittel- bar Zugang zum Grunewald. Diese Tatsache ist natürlich den Ber - linern längst bekanntgeworden, so daß die U-Bahnstrecke nach Krumme Lanke sich steigender Beliebtheit und damit steigender Benutzung erfreut. Das geht am Vormittag los, wenn in der Schulzeit die Schulklassen Hinaussahren. Aber schon in der ersten Nachmittags- stunde setzt der starke Zustrom aller Ausflügler ein. Leider hat die Betriebsleitung der U-Bahn diesem Zustand bisher, trotz mannigfacher öffentlicher Kritik, keine Rechnung getragen. Die nach Krumme Lanks durchfahrenden Züge verkehren nur alle zehn Minuten und sind, wie es bei dem Andrang unbedingt notwendig wäre, nicht einmal Achtwagenzüge, sondern nur Sechs- wagenzüge, die gar nicht imstande sind, die Massen einigermaßen anständig und bequem zu besör- d e r n. Kommen dann von der vierten Nachmittagsstunde an die Angestellten und Beamten aus den Büros und Arbeitsstellen, so entsteht eine unerträgliche Uebcrfüllung, die sogar so weit geht, daß Personen Gefahr laufen, nicht mitzukommen. Im Innern herrscht ein fürchterliches Gedränge. Immer wieder müssen Personen, die mitten in Berlin einsteigen, bis zur Endstation, also über eine halbe Stunde stehen. Es ist unbedingt notwendig, daß im Sommer entweder alle fünf Minuten durchgehende Züge fahren, oder die Züge von mittags um 1 Uhr ob auf acht Wagen vergrößert werden Die U-Bahn hat sich weiterhin sehr unbeliebt dadurch gemacht, daß sie den Fahrplan dieser Strecke statt zu verbessern, verschlechtert hat, indem sie in den Bormittagsstunden statt alle zehn, jetzt sogar alle 12Minuten einen Zug verkehren und daß sie die aller- ältesten Wagen laufen läßt, deren Benutzung kaum noch zu rechtfertigen ist. Der Zwang zu sparen darf nicht so weit gehen, dem erholungsbedürftigen Publikum eine Beförderung zuzumuten, die den selbstverständlichen Forderungen nach Bequemlichkeit und Hygiene in keiner Weise mehr entspricht. Die heutigen Zustände aus der Dahlemer Strecke sind unerträglich und sollten nun endlich schleunigst gebessert werden. » Während der letzten Monate sind in verschiedenen Berliner Außenbezirken, namentlich im Norden, Osten und Süden, an den Autobus- bzw. Straßenbahnhalte- st e l l e n mehrere hundert Ruhebänke aufgestellt worden. Die Bänke zeichnen sich zum Teil durch eine besonders bequeme Form aus und werden von den'wartenden Fahrgästen gern benutzt. Die begrüßenswerte Neuerung hat besonders dort ihre Bedeutung, wo die Wagensolge nicht sonderlich dicht ist.
Allgemeine Wetterlage.
45Jull 4934,ab<ls.
©wolkenlos.® heifer.Q halb bedeckt ® wolkig,•bedeckt'RegeaAGraupeln Sehn#�Hebei7-Gewiftec(§)Windstille
Im größten Teil des Reiches wurde das Wetter am Mittwoch von einem ozeanischen Luftstrom beherrscht. Sehr warm wurde es nur noch in Schlesien , wo das Thermometer auf 30 Grad stieg. In den Alpen und im Nordosten des Reiches sielen ergiebige Nieder- schlüge. Auch im übrigen Reiche regnete es. Nur der Nordosten und das südliche Schlesien blieben noch frei von Niederschlägen. Zunächst werden wir im Bereich der ozeanischen Lust verbleiben. Anhaltender, von Westen heranziehender Druckanstieg läßt aber erwarten, daß eine langsame Besserung des Wetetrs eintritt, Wetteraussichten für Berlin : Wechselnd bewölkt, noch einzelne Regenfälle, frische südwestliche Winde, wenig Wärmeänderung.— Für Deutschland : Im Nordosten regnerisch, sonst im Osten sowie im Norden veränderlich, einzelne Schauer, im Südwesten Besserung.
um eine Enuer Bey VALUTA* weil sie so uorzüglich schmeckl- und nicWkrate+AcOfW ♦ 9Sk30P£