Einzelbild herunterladen
 

Das Wiener   Festspiel.

Der Gozialiffentongreß bei den Arbeitersportlern.

Wien  , 25. Juli.  ( Eigenbericht.)

Den Auftakt zu dem großen Festzug, der alle Arbeiter der Ur­beiterolympiade durch die Straßen Biens führte, bildete gestern abend das Festspiel der Biertausend.

Wiederum mar das ungeheure Oval pon 80 000 3u. schauern besett. In den ersten Reihen hatten alle Teil­nehmer des Kongreffes der Sozialistischen Arbeiter- Internationale Plaz genommen. Neben den ausländischen Führern sah man von deutschen   und österreichischen Führern Otto Wels  , Crispien, Breit scheid, Löbe, Hilferding  , Friedrich Adler  , Bürgermeister Seitz, Pro­feffor Tandler und viele andere.

Ein Festspiel der Viertausend, das den Sturz der Kapitalmacht und den Sieg der sozialistischen   Arbeiterbewegung symbolisiert, fand jubelnden Beifall.

Ein herrlich anzuschauender Fadelzug ging durch die Haupt­allee, die Praterstraße, den Schottenring   zum festlich beleuchteten Rathaus.

Ein schwerer Unfall.

Wien  , 25. Juli.

Ein Lastauto aus der Umgebung von Wien  , auf dem sich unge­fähr 40 Schutzbündler befanden, stieß auf dem Gürtel nät der Alferstraße mit einem Straßenbahnwagen zusammen. Hierbei wurden 13 Personen, die sich auf dem Lastauto befanden, verletzt. Drei von ihnen haben schwere Verlegungen erlitten.

Der forrupte Abgeordnete. Beginn des Prozesses gegen Nientimp.

Dortmund  , 25. Juli.  ( Eigenbericht.)

Vor dem erweiterten Dortmunder   Schöffengericht begann am Sonnabend der Prozeß gegen den früheren Reichstagsabgeordneten des Zentrums, den Syndikus des Westfälischen Bäckerinnungsver­bandes und früheren Stadtverordnetenvorsteher Hans Nientimp­Bochum wegen unlauteren Wettbewerbs. Mitangeklagt sind der ehemalige Direktor der Geweba", der Großeinkaufsgenossenschaft des Bäderinnungsverbandes, Hundertmart, der Direktor der Dortmunder   Mühlenwerte Horenset und der Margarinefabrikant Lindemann aus Doberg bei Bünde  .

"

Die Anklage wirft Nientimp vor, im ganzen etwa 154 000 m. Schmiergelder erhalten zu haben, die er mit Hundertmart geteilt hat. Bon Lindemann rühren etwa 13 800 m., von den Dortmunder   Mühlenwerken etwa 140 500 m. her. Die Anklage nimmt ferner als erwiessen an, daß die Beträge gezahlt wurden, damit die Fabrikate der beiden Firmen von der Großeinkaufs genossenschaft bevorzugt wurden. Bei der Feststellung der Personalien ergibt sich, daß Nientimp und Hundertmart bereits wegen Steuerhinterziehung bestraft sind. Sie haben 23 000 bgm. 14 000. Einkommensteuer hinterzogen.

Rientimp erklärt, er habe die Gelber für seine literarischen und rhetorischen Bemühungen erhalten, einmal in der Bekämpfung des ausländischen Einfluffes auf den deutschen tonzernfreien Margarine marft und zum anderen für die Wahrnehmung der Interessen der gesamten deutschen   Mühlenindustrie. In diesem Sinne sei der frühere Direktor der Dortmunder   Mühlenmerte, Brandenburg, an ihn herangetreten. Nientimp erhielt dafür 1 Prozent von allen Mehllieferungen für die Gemeba". Der Angeklagte Horenjet hatte behauptet, Nientimp set an Brandenburg   berangetreten, was Rien tamp heftig bestreitet. Die Beteiligung Hörenfels an den Schmiergeldern erklärt Nientimp mit der Gründung einer gemein­famen Großagentur zum Bertrieb von Margarine. Horenset habe für Borarbeiten viel Geld aufmenden müssen.

Unter den Zeugen befindet sich auch der Reichstagsabgeordnete Joos, der Nientimp seinerzeit während seines Aufenthalts in der Eifel   im Auftrag der Zentrumspartei   aufgesucht und wegen der An­Plagen in der Deffentlichkeit interpelliert hat.

Ein bißchen Geschichtsunterricht

Was sind Ruten und Beile?

Die Rote Fahne  " entrüftet sich in ihrer Sonnabendausgabe über einen Artikel, den Genosse Haubach in der Reichsbanner­Zeitung" über die Pressenotverordnung veröffentlicht hat. Er hat dort u. a. folgendes geschrieben:

,, Die Verfaffung braucht mehr wirkliche Volksrechte und meniger Rechte des einzelnen und schließlich Ruten und Beile, um diese Rechte mit Strenge zu sichern."

N

Dieser Saz hat bei der Roten Fahne" eingeschlagen. Sie nennt das ein faschistisches Bekenntnis und bezeichnet die Ruten und Beile als Hoheitszeichen Mussolinis.

Der Ausdruck, Hoheitszeichen Mussolinis  " ist ausgezeichnet. Die Berehrung der Roten Fahne" für Herrn Mussolini   geht immerhin meiter als unsere Abneigung. Daß Mussolini   und seine Partei Hoheitszeichen befäßen, ist von Mussolinie und seiner Partei nie be­hauptet worden. Das Gerede von den Hoheitszeichen stammt von den Verbündeten der Roten Fahne", ihren Boltsentscheidskollegen vom Braunen Haus. Aber das ist nicht so michtig, wichtiger ist, daß die ,, Rote Fahne" anscheinend feinen Dunst hat, was die Ruten und Beile eigentlich sind. Sie find meder das Hoheitszeichen Mussolinis, noch sind sie ein von ihm erfundenes Barteiabzeichen, sondern ein von Mussolini   geflautes Zeichen der alten römischen Re­Ruten und Beile sind im alten Rom   die Zeichen der publit republikanischen Staatsgemalt. Sie find also uralten republikanischen Ursprungs und haben diesen geschichtlichen Zusammenhang bislang nie verleugnet. Die französische   Revolution pon 1789 hat Ruten und Beile als Zeichen der Bolfssouveränetät gebraucht, und bis zum heutigen Tage gehören Ruten und Beile zu den Zeichen und Sym­bolen, unter denen sich das republikanische Frankreich   sammelt. Es wäre unnüz, diese Dinge besonders zu unterstreichen, da die geschicht­Tiche Bedeutung von Ruten und Beilen auch bei der geschulten Ar­beiterschaft nicht unbekannt ist. Bei der ,, Roten Fahne" aber klappt meder das politische Abc, noch das grundlegende geschichtliche Wiffen, über das zum mindesten ein politischer Redakteur heute verfügen follte. Die ,, Rote Fahne  " hat als miserabler Abeschüge der Politit wieder einmal ihre Aufgaben nicht gelernt. Sie kommt einen Plak zurück und dürfte 3medmäßigerweise die hiermit erteilte Belehrung zwanzigmal abschreiben.

Mosley   völlig zerplaßt. Außer Sir Dsmald und Lady Mos Ten selbst besteht die Neue Partei" jetzt nur noch aus einem Abgeordneten. Der Abgeordnete John Strachey   und der Sefre tär der neuen Partei, Alan Young  , haben ihren Austritt aus der Partei ertlärt. Strachen war Mitbegründer der Partei.

Treub, holländischer Finanzminister während des Krieges, ist 72jährig im Haag gestorben.

Die Thronerklärung Offos von Habsburg  . An maßgebender ungarischer Stelle mird mit größtem Nachdrud festgestellt, daß die Meldungen über eine Thronerklärung Ottos von Habsburg   Geburten Der Phantasie find.

Gruppenaufnahme.us

5

www

ان

علا

VOLKSENT SCHEID

1931

Hartes

De  

Zur Erinnerung an den gemeinsamen Volksentscheid 1931.

Deutschnationale Mordheßze.

Tate Eine

Eine wilde Funktionärversammlung.

Die Saat einer gewissenlosen Boltsverheßung geht auf. 3wangsläufig ist die nicht mehr zu überbietende Agitation der Deutschnationalen, die sogar die Demagogie der Nationalsozialisten zu übertrumpfen sucht, in das Fahrwasser einer under­hüllten Mordheze geraten.

Schon auf der fürzlich veranstalteten Rundgebung der Deutsch­nationalen in der ,, Neuen Welt" zeigte sich in den hagelbicht fallen. den Zwischenrufen aus der Versammlung, daß die Heze bei den rechtsradikalen Massen den Boden

für eine polifische Meuchelmordffimmung geschaffen hat, die sich in nichts von der aufgewühlten Stimmung unterscheidet, die zu der Ermordung von Erzberger  , Rathenau und Gareis führte.

Welchen Umfang diese Meuchelmordstimmung in deutschnatio­nalen Kreisen angenommen hat, zeigte sich mit erschreckender Deut. lichkeit auf der deutsch   nationalen Funktionärver. fammlung, die am vergangenen Freitag in Haverlands Fest. fälen abgehalten wurde. Das politische Niveau dieser Versammlung wird dadurch gekennzeichnet, daß ein prominenter Redner den Reichsbankpräsidenten einen verantwortungslosen Lumpen und den Reichsaußenminister Curfius einen Strolch nannte. War durch diese aufreizenden Beschimpfungen die Ver­sammlung schon in milde Erregung geraten, so steigerte sich diese zu wüsten Tumulten, als ein Stadtverordneter in den Saal brüllte, man müsse jetzt zu allem bereit sein und dürfe auch nicht vor cinem Mord zurüdfchreden.

Diese nadte Aufforderung zum politischen Meuchelmord murde von der Hälfte der etwa 300 Delegierten mit tosendem Bei fall aufgenommen, während der andere Teil der Versammlung über diesen hemmungslosen Ausbruch politischen Haffes fichtlich erschroden protestierte. Die zurechtweisung, die der Ver­fammlungsleiter Laverrenz dem Rufer erteilte, ging in dem Tumult unter.rbodeniziq?

08

03

34.0

Hoffnung auf Hugenbergs Sieg.

Die Kommunisten sollen es schaffen.

Die Deutsche Zeitung" meldet:

,, Vor über 300 Bertrauensleuten und Ortsgruppenvorsigenden des Landesverbandes Berlin   der Deutschnationalen Volkspartei  sprach der Landesverbandsvorsitzende Direktor 2amerrenz, M. d. R., eingehend zur politischen Lage.

Hugenberg   werde bald zur Macht gelangen, und man müsse ihm mehr als je Bertrauen entgegenbringen. Jeder einzelne soll sich der Schwere der Verantwortung voll be­wußt sein, denn zwölf Jahre sozialdemokratischer Mißwirtschaft seien nicht schnell zu überwinden. Dazu gehöre vor allem Geduld. Das geschäftsführende Vorstandsmitglied, Oberstleutnant Müller­Loebnig, gab alsdann die Anordnung für die Durchfüh rung des Volfsentscheids bekannt. Die gesamte Partei­organisation habe sich als mobil zu betrachten. In der Aussprache tam allerseits der feste Wille zum Ausdrud, fich nicht unter der Rot zu beugen, sondern zäh zu kämpfen, bis der Sieg am 9. August errungen sei."

Zum selben Thema bemerkt der Angriff" des Dr. Goebbels  : ,, Gleich viel wie auch die Motive seien:

das Eintrefen der Kommunisten für den Bolfsentscheid gibt diefer hochwichtigen Aktion einen jo ftarten Gesamtauftrieb, daß mit einem vollen Siege am 9. August jetzt ernstlich ge= uft jetzt e rechnet werden kann."

Aber die Kaffe!

Einen bitteren Tropfen gießt in den überschäumenden Becher der Hoffnung das Organ der chriftlichen Gewerkschaften, Deutsche  ". Er schreibt:

|

der

Die Parteitassen sind leer. Die Barteimitglieder waren nie willige Zahler, sie sind es natürlich heute noch weniger. Die Industrie hält den Daumen auf den Beutel, und der Land­bund kann nicht mehr.

Der Hugenberg  - Ronzern ist also in Gefahr und die Partei finanziell pleite." Moskau  , hilf!

Volksentscheid: Autofahrt.

Die Kommunisten auf den Trittbrettern.

Wie der Boffifchen Zeitung" aus Roburg mitgeteilt mirb, mill Nationale Deutsche Automobilklub", dessen Präsident der frühere erzog von Sachsen- Koburg und Gotha   ist, am Tage des preußischen Boltsentscheides( den die Rote Fahne" den roten Wolfsentscheid nennt!), eine allgemeine ,, Boltsentscheids­3ielfahrt" nach Preußen veranstalten. Zur Teilnahme sollen Fahr­zeughalter und Fahrer zugelassen sein, die außerhalb preußischen Gebiets eine oder mehrere in Breußen wahlberechtigte und mit Stimmscheinen versehene Persönlichkeiten an einen beliebigen Ort in Breußen auf beliebigen Fahrstraßen bringen wollen".

Den Kommunisten wird hierbei gestattet werden, auf den Trittbrettern der feudalen Autos mitzufahren bzw. sich mit Fahrrädern hinten anzuhängen! Sie werden sich dadurch sehr ge­ehrt fühlen und infolge der lodenden Aussicht, auf den Trittbrettern fürstlicher Fahrzeuge stehen zu dürfen, mit verdoppeltem ,, revo­lutionären Elan" die Aftion der Schwarzweißroten unterstützen.

Volksentscheid ist Dummenfang!

Als man noch die Wahrheit sagte...

Während der Berbotszeit der Roten Fahne" erschien in Berlin  ein heftographiertes Ersatzblatt, das sich gleichfalls Die Rote Fahne  " nannte und alle Zeichen der Echtheit trug. Von der ersten bis zur legten Zeile diente dieses Ersagblatt dem linientreuen Stalinismus. Darin war nun folgendes zu lesen:

Am 9. August findet der Boltsentscheid des Stahlhelm gegen die Preußenregierung statt; da lohnt es sich, auf die Rolle des Stahlhelm in Preußen- Deutschland   und feinen neuesten Dummenfang hinzuweisen. 01 Der Stahlhelm war es, der durch seine meißen   Garden, die er in den Tagen der deutschen   Revolution gegen die um ihre Freiheit kämpfenden Arbeiter hezte, dieses jetzt zusammen­brechende System erst aufbauen half. Und in der jezigen Brüning- Regierung sigt sein Kamerad Treviranus  . Er hat also diesem System die Stange gehalten. Nicht der Marrismus, sondern der Kapitalismus   bricht zusammen! Und jetzt meldet jich der Stahlhelm, um durch noch schärferen Terror den Freiheits­tampf der Unterdrüdten zu bekämpfen, und für die Schmaroßer zu retten, was zu retten ist.

Wir haben feinen Anlaß, Severing- Breußen zu verteidigen, sondern bekämpfen es auf das entschiedenste. Aber wir wollen nicht den Teufel mit Beelzebub austreiben. Nichts anderes be­deutet nämlich die Unterstützung des Stahlhelm- Boltsentscheids. Die Nummer, in der das zu lesen steht, trägt das Datum Juli 1931" und nimmt auf den Banttrach Bezug. Sie muß also nach dem 14. Juli hergestellt sein. In Berlin   wurde sie noch gestern auf der Straße, das Stück zu 5 Pf., verkauft. Dummenfang! Und jetzt treibt die KPD. seibst dem Stahlhelm die Dummen zu! 08.3

Nationale Würdelosigkeit.

D

Güdtirol abermals von Razis verleugnet. Rom  , 25. Juli.

Die Meldungen, daß der Münchener   Nationalsozialist Dr. Frant, M. d. R., in einer Innsbruder Studentenversamm­lung gesagt habe, das fünftige Deutschland   werde von Salurn  bis zur Nordsee reichen, hatten in politischen Kreisen Italiens  tiefe Berstimmung ausgelöst. Nun ist in der Redaktion des Gior­nale d'Italia" ein Beauftragter Dr. Franks erschienen, um in dessen Der Namen und im Namen der Nationalsozialistischen   Partei um eine Richtigstellung der falsch miedergegebenen Rede Dr. Franks zu ersuchen. Frant habe nur von einem Deutschland   gesprochen, das vom Brenner bis zur Nordsee reiche. Er habe außerdem befont, daß das Problem Südtirol   nie Gegenstand einer Debatte zwifchen Deutschland   und Italien   fein fönne, wie dies auch dem Standpunkt des Parteiführers Hitler   entspreche.

Es geht Hugenbergs Hausmacht" schlecht. Bei der Danat­bant hängt er mit noch 16 millionen, bei der Dresdner  , wie per­lautet, mit noch mehr, mit 20 Millionen. Als Unterlagen für diese umfangreichen Kredite sind Sicherheitshypothefen auf Häuser, Ver­pfändung von Maschinen, Forderungen und Beteiligungen ge­geben.