Ordnung muß sein!
Oer Gteuerbeamte:»Halt, halt, Herr Eckener hat die Ausreisegebühr nickt gezahlt!�
Agrarier wollen Moratorium! Diesem Znieressentenhaufen ist das Gesamtschicksal schnuppe.
Mit besonderem Elser nimmt sich die„Deutsche Tageszeitung" seit einiger Zeit des neuesten Landbundprojekts an, des Mora- tariums für di e L a n d ro i r ts cha f t des erweiterten Osthilfegebictes. Nicht zufrieden mit der Zusage von 1 Milliarde Oschilfc-Mitteln und einer Zollbelastung des deutschen Volles zugunsten der deutschen Landwirtschaft von mehreren Mil- liarden jährlich, kündigt das Großagrarierblatt nunmehr an, daß den Gläubigern der Landwirtschaft verboten werden muh. die Bezahlung ihrer Forderungen zu verlangen. Ausgenommen werden sollen„nur der organisierte langfristige wie vielleicht auch in einem oernünstig'zu begrenzenden Maße der genossenschaftliche kurzfristige Kredit". Die Getreide» und Viehhändler, die chand- werkermeifter und Kleinhändler sollen das Nachsehen haben. Kennzeichnend ist der Zeitpunkt und die Begründung der Projekte. Mitten in der schweren. Krise der deutschen Kredit- Wirtschaft und der allgemeinen Betriebsmittelknappheit ist dem beul- schen Volke eine gewaltige Liquiditätsreserve, nämlich eine, soweit sich dies bisher übersehen läßt, mengen- und gütemählg hervorragende Getreideernte, herangewachsen, Für. die. Bewegung dieser Ernte machen Reich und Reichsbank in enger Zusammenarbeit mit den privaten und össent- lichen Kreditinstituten Hunderte von Millionen mobil. In einer Zeit, in der kein Kaufmann und kein Industrieller Kredit erhalten kann, werden besondere Kreditmöglichkeiten für die Land- Wirtschaft geschaffen, um so vor ollem in Ostdeutschland ein« Auf- lockerung des Kreditsystems zu erreichen. Gleichzeitig wird es zum Nebenzweck der neuen Garantie- und Akzeptbank gemacht, die eingefrorenen Umschuldungsmittel der Bank für deutsch « Industrieobligationen aufzutauen und so den in den letzten Wochen ins Stocken geratenen Fortgang der Ost Hilfe zu er- möglichen. Auf all dies« Bemühungen antwortet in diesem Zeitpunkt die „Grüne Front", freilich um den Führer des Bayerischen Bauern-
bundes vermindert, mit der Moratoriumsforderung. Während es diesen Herren selbstverständlich erscheint, daß täglich Hunderle von Arbeitern wegen rückständiger Miel- schulden exmittiert werden. denen gegenüber kein Mensch an einen noch so bescheidenen Schuld- Nachlaß denkt, verlangen die Agrarier, daß dem Landwirt seine Schulden erlassen werden. Nichts anderes bedeutet das Moratoriumsprojekt, wie die „Deutsche Tageszeitung" es proklamiert. Wird das Moratorium, wie anscheinend beabsichtigt, bis zum Beginn des iwchsten Jahres erstreckt, so ist es ja selbstverständlich, daß es dann im Januar 1932 verlängert werden muß, damit dann nicht etwa die„Erstellung der Ernte" durch„unvernünftige Eingriffe der Gläubiger" gefährdet wird. Das Ziel des Moratoriumsplans ist aber nicht nur der Schulderlaß. Außerdem wird der Nebenzweck versolgt, mit 5iilfe des Moratoriums die Getreide- und Brotpreise in die Höhe zu treiben oder doch wenigstens auf der unsinnigen Höhe zu halten, auf die Herr Schiele sie getrieben hat. Also Mora- torium für die Landwirtschaft und Brotverteuerung in einem Augenblick, in dem Wiederherstellung de» Zahlungsverkehrs und Preisabbau die drivglichften Erfordernisse des Augenblicks sind. Ebenso wie die Osthilse zum Ruin der Reichsfinanzen beiträgt und die uferlosen Subventionen der Landwirtschaft durch Zölle und Barzuschüsse den Wohlstand des deutschen Volkes untergraben, so wäre das Moratorium ein neuer Schritt zur Ruinierung der Volks- Wirtschaft. Denn daß gegenüber einer solchen Maßnahme auch der letzte Rest des Vertrauens unserer ausländischen Kredit- geber schwinden würde, steht fest. Die Agrarier fürchten sich auch nicht vor einer Inflation. Da Entschuldung mit Staatshilse mit Rücksicht aus die öffentlichen Finanzen nicht durchführbar ist, würden die Vertreter der„Grünen Front"«ine neue Inflation zur ober- moligen Entschuldung der Landwirtschaft ruhig hinnehmen.
Terrorentrüstung der KPD . Beim Volksbegehren— ober nicht beim Volksentscheid! Unmittelbar nach dem Stahlhelmvoltsbegehren auf Landtagsauflösung lief beim Büro des Preußischen Land- tags folgende Kleine Anfrage ein: Kleine Anfrage Ar. 2443. Kasper, Neddermeyer, Kahmann, Grobis und die übrigen Mitglieder der Fraktion der Kommunistischen Partei: In der Provinz Ostpreußen haben die Gutsbesitzer ungeheuren Terror ausgeübt, um die Landarbeiter zu zwingen, sich zum Volksbegehren für die Landtagsauslösung einzuzeichnen, 1. Der Gutsbesitzer Suchler, Szuller, Kreis Pillkallen , drohte seinen Leuten, daß jeder, der sich nicht einzeichne, seinen Hof nicht mehr betreten dürfe und innerhalb 14 Tagen zu ziehen hätte. 2. Der Gutsbesitzer Girulat, Iänischken, Kreis Pillkallen , zwang seine Leute zum Einzeichnen mit der Drohung, daß ihnen sofort die Wohnung gekündigt würde, falls sie sich nicht ein- zeichneten. Die Anfrag«, die fünf cngzcilige Schreibmaschinenblättcr umfaßt. zählt unter laufender Numerierung insgesamt S3(dreiundfünfzig) ähnliche Terrorsälle auf. Besonders interessant ist die Nr. 14, weil sie prophetische Ahnungen über den kom- inenden Unfall der Kommunisten enthält. Sie lautet: 14. In Steinbeck forderte der Gutsbesitzer Marquardt, bei dem sich ein kranker Arbeiter namens Wabbel meldete, diesen auf, daß er sich einzeichnen müsse. Der Versuch, die Frau dieses Arbeiters zum Einzeichnen zu bewegen, schlug fehl, weil die Frau inzwischen erkannt hatte, daß man mit direktem Betrug versuchte, Unterschriften zu bekommen. Man hatte der Frau gesagt, daß nur die SPD. und das Zentrum gegen das Einzeichnen seien. Warum die kommunistische Entrüstung über direkten Betrug?— Der Gutsbesitzer Marquardt hat eine sehr richtige Ein- schätzung der Kommuni st en bewiesen, wenn er erklärte: nur die Sozialdemokratie und das Zentrum seien gegen das Volksbegehren!— Nach der Aufzählung weiterer Einzelfälle schließt dann die Anfrage folgendermaßen: Wir fragen das Staatsministerium: 1. Sind ihm diese Vorgänge bekannt'? 2. Was gedenkt das Staatsministerium zu veranlassen, um die Wöhlerschäst in Zukunft gegen derartige Terror- akte zu schützen? Die Antwort hierauf wird dem Staatsministerium sehr leicht sein: Die Kommunisten haben bereits ein famoses Mittel gegen den Iunkerterror gefunden, indem sie jetzt beim Volksentscheid die Land- arbeiter auffordern, sich dem Terror zu beugen und aus freien Stücken zu dem Volksentscheid der Junker zu laufen. Beim Volksentscheid werden sich die Kommunisten bei den o st- preußischen Junkern in o ch besonders dafür bc- danken, wenn diese ihre Arbeiter an die Urne treiben,
Heillose Verwirrung bei Thälmann . Oer„Krampf" des Volksentscheids. Bei den Kommunisten herrscht wegen der aus Angst vor einem Verbot erfolgten Beteiligungparole am faschistischen.,Volks"entscheid das größte Durcheinander. Sämtliche beurlaubten Par- lamentarier der K�siD. sind zurückgerufen, um den rebellieren- den Mitgliedern die Verbrüderung mit dem Stahlhelm und den Nazis schmackhaft zu machen. Den berufsmäßigen Verwand- l»:ngskünstlern des ZK. jedoch werden di« noch v o r v? e n i g e n TAgen erschienenen Partei öffiziöfen Schriften und Artikel der KPD. -Zcntrale entgegengehalten. So verlangt die von der KPD. herausgegeben« Monatsschrift„Der Propagan- dist" noch in der Juli nummer die„Vorbereüung des Kampfe» gegen den Stahlhelmvolksentfcheid". Jetzt wird den KPD ..Mitgliedern zugemutet, das Gegenteil dessen zu glauben, was ihnen wenige Stunden zuvor noch zur Pflicht gemacht wurde. Wie die Stimmung unter den KPD. -Mitgliedern ist, oerrät dos rechtskommunistische Oppositionsblatt. Danach erklärte ein kommu- nistischer Funktionär aus die Frage, was er zum Volksentscheid sag«:„Wenn du die Schnauze holten kannst, dann will ich dir eines sagen, ich halte das für unerhört. Die ganze Partei ist da- mit überrascht worden. Man könnte sich die Haare ausraufen. Unsere ganz« Verbindung mit den SPD. -Arbeitern geht bei diesem Krampf flöten. Und selbst wenn wir durchkommen, werden die Nazi» di« Gewinner sein." Daß die Parteimitgliedschaft der KPD. um ihre Ausfassung nicht gefragt werden soll, geht aus der Anweisung hervor, Diskussionen über den Beschluß der Zentrale nicht zuzulassen. In einer Berliner Funktionärvcrsommlung wurde nach Thälmann « Referat von vornherein jede Diskussion abgebogen. Der kommunistischen Opposition zufolge ist es ein Schwindel, wenn die„Rote Fahne " davon schreibt, daß die Distussionsunterbindung „mit stürmischem Beifall" ausgenommen worden wäre. Der Leiter der Versammlung, der Berliner Parteisekretär Ulbricht , habe wohlweislich unterlassen, die Frag« zu stellen, wer gegen die Unterbindung einer Diskussion sei oder wer sich der Stimme ent- halte. Dabei habe sich die Funktionärversommlung zumeist aus An- gestellten der Partei, der russischen Handelsvertretung und anderen besoldeten Funktionären zusammengesetzt. Die Brandler-Opposition richtet an die Mitglieder der KPD. einen offenen Brief, in dem aufgefordert wird, offen gegen den Beschluß der Zentral« Einspruch zu erheben und die Teil- nähme der KPD. an dem von den Faschisten eingeleiteten Volks- entscheid zu»erhindern. Die kommunistische Arbeit in dem Betrieb und in den Gewerkschaften wäre unmöglich, wenn die Belegschaften die kommunistischen Kollegen an einer Aktion teil- nehmen sehen, die von faschistischen Streikbrechern und Arbeitermördern eingeleitet' wurde und durchgeführt wird. Der Vorschlag Thälmanns, daß die KPD. - Mitglieder in den Betrieben eine Einheitsfront mit den Nazizellcn gegen die sozialdemokratisch und gewerkschaftlich organisierten Arbeiter bilden sollten, würde bedeuten, den Faschisten das Tor zum Eindringen in die Arbeiterklasse zu öffnen.
Lleberfall auf Gewerkfchastsfekretär. politische Hintergründe. Koblenz , 27. Juli,(Eigenbericht.) Der Vewerkschaftssekretär Mende vom Deutschen Bau- gewerksbund wurde, ol» er in Hoenningen von einer Versammlung zum Bahnhof ging, von hinten auf offener Straße von mehreren Burschen überfallen, niedergeschlagen und mit Schlagwasfen schwer mißhandelt. Wahrscheinlich liegt ein Rocheakt vor. Der Verletzte wurde kurz vorher von ausgeschlossenen Gc- werkschaftlern zur Red« gestellt, die ihn dann verfolgten. Mende wurde bereit» vor kurzem bei einem Lohnstreit, den er schlichten wollt«, von kommunistischen Arbeitern bedroht.
Franzen-Helden bei der Arbeit. Heimtückischer lleberfall auf sozialdemokratische Funktionäre. vraunschweig.27. Juli. (Eigenbericht.) Eine neue feige Vlultai verübten vierzig Parteifreunde des Nazi- Ministers a. D. F r a n z e n In dem Ort Langelsheim . Drei sozialdemokratische Funktionäre waren mit Plakate- tlcben beschästigt, als sie hinterrücks von den Nazis überfallen und niedergeschlagen wurden. Der Vorsitzende der Sozialdemokratischen v»t>ei Hoppe er- hielt acht Messerstiche in den Kops, außerdem wurde er am Unterkiefer schwer verletzt. Der Zustand des Ueberfallenen ist be- forgnieerregend. Dem Kassierer Schnute wurde da» Nasenbein eingeschlagen. Auch der dritte llebersallene ist schwer verletz». Die Langelsheimer Arbeiterscha« wird gegen diese neueste Schandlal der Nazis eine große Vrotestkundgebung veranstalten. Dreimal ohne Erfolg gepfändet. Naziblatt unterschlägt Krankenkafsengelder. Köln . 27. Juli,(Eigenbericht.) Das Kölner Nazi-Blatt Hot, wie nachgewiesen ist. Beiträge zur Ortskrankenkasse in Höhe von rund 4000 M. nicht abgeliefert. Es ist daraufhin dreimal ohne Erfolg ge- pfändet worden. Das Blatt glaubte sich durch eine dumme Schwindelei an der„Rheinischen Zeining", di« di« Derfehlungen des Nazi-Organs aufgedeckt hatte, rächen zu können. Jetzt ist das Blatt auf Grund einer eidesstattlichen Versicherung des Geschäftsführers der„Rheinischen Zeitung " durch einstweilig« Verfügung oerpflichtet worden, die weiter« Verbreitung der De- hauptung, nach der die„Rheinisch« Zeitung" ihre Papierlieferonten schon seit Wochen im voraus bezahlen muß, weil sie durch Abonnentenschwund vor dem Bankrott steh« und seit Wochen ihren Arbeitern die Löhne nicht mehr voll auszahle, zu unterlassen. Damit ist ein neuer S ch w i n d e l der Nazi-Presse, der inzwischen auch in verschiedenen Städten im Reich aufgetaucht ist. geplatzt. Die Zettungswisieaschastllche Vereinigung in München ernannt« den Herausgeber der„Zeitungswissenschaft". Dr. Dalther Heide in Berlin , zu ihrem Ehrenmitglied.,
Beligionskämpfe in Mexiko . Attentat auf Gouverneur. — Sturm auf Kirchen. New Park. 27. Juli. „Associated Preß " meldet aus Jalapa, der Hauptstadt von Vera Cruz: Im Staat« Vera Cruz ist infolge des Versuches der Behörden, da» Staatsgesetz durchzuführen, durch das die Zahl der Priester außerordentlich oermindert wird, ein religiöser Krieg aus- gebrochen. Die Unruhen begannen damit, daß ein junger Mann gestern ein Reoolverattentat auf den Gouverneur von Vera Cruz unternahm, als dieser den Palast verließ. Der Gouverneur wurde leicht verletzt. Er zog ebenfalls einen Revolver und es kam zwischen beiden zu einem längeren Feuergefecht, bis «in Regierungsbeamter den Angreifer niederschoß, Die Nachricht von dem Attentat verbreitete sich mit Windes- eile und bald hatten sich große Menschenmassen oersammelt, die nacheinander vier Kirchen angriffen und mit Benzin in Brand steckten. Die Kirch« van Sanjos wurde völlig eingeäschert; die drei anderen Kirchen erlitten schweren Schaden, bevor es Truppen und Feuerwehrleuten gelang, den Brand zu löschen. In einer Kirche erschienen während des Kinder« gottesdienstes plötzlich vier Männer und feuerten mit Revolvern auf die beiden Priester, von denen einer getötet und der andere schwer verwundet wurde. Einer der Angreifer und ein junges Mädchen wurden ebenfalls durch Schüsse getroffen. Es brach eine Panik aus, bei der viele Kinder zu Schaden kamen. Wegen dieser Vorfälle haben die Behörden den Belage- rungszustand erklärt. Gegenwärtig herrscht voll« Ruhe. Truppen patroullieren durch die Straßen. Doch werden weiter« Unruhen befürchtet, da die religiösen Behörden in der Stadt Mexiko den Geistlichen von Vera Cruz Anweisung gegeben haben sollen, dem Antichnstengesetz nicht zu gehorchen, da sie es für versassunae- widrig hielten.
Oer Mörder Gemmelmanns ermittelt. Der Mörder des Agenten Semmelmann, der sich als Kaufmann Cpielmonn ausgegeben hotte, ist als ein ehemaliger Student der Medizin namens Andrea» B i c l o w i c, südslawischer Staatsange- höriger, festgestellt worden. Die Feststellung gelang durch Vergleich der Fingerabdrücke.