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Hie guet Preußen-- Den braven Kommunisten zum Volksentscheid zugeeignet! Da* war dl* deutsch * Weihe stand*, AI* Moskau die Parole bot: Reicht euch dit Hand zum Bruderbund*, Vom Sowjetstern bis Schwor z-Weiß- Rot. Hurra! Die Kampffront ist geschlossen Und einig steht dos große Heer Vom Auwiprint, den ZollernsprosSen Bis Schwenk, den Rrrr evolutionär. Das herrlichste der Völkerdramen, Seit TrOjas Fall, sieht fetzt die Welt, Der Stahlhelm rief; nicht alle kamen! Doch Thälmann lief, der rauhe Held, Des großen Friedrichs Schlaehtstandarte Mit Hakenkreuz und Sowjetstern! In diesem Zeichen kämpft die Garde Der KPD . und stirbt sie gern. Hört Hugenberg nun dankbar beten: Noch lebt der Untertanengeist. Er Steckt im ärmlichsten Proleten, Wie jetit die KPD. beweist. Stalin befiehlt sie zur Bataille MitRechts schwenkt marsch und haltet s Maul!" Gehorsam zieret die Kanaille; Hein, Pj-eußen ist nicht morsch und faul." So kämpfen Herren und die Knechte Und sterben auch, so Gott es will, Für dies« ollen Menschenrechte; Kasernenhof, Rekrutendrill, Für Cottesgnadentumregieren, Ein obligates Ordensband Undlustig in den Krieg marschieren" Mit Meldentod fürs Vaterland. Das schönste Blatt im Kranz von Liedern, Dl* fe ein Patriot erdacht, Set diesen wahloerwandten Brüdern Von Hitler bis zu Schwenk vermacht. In Sturm und Net bezeigt aufs neue Der radikalste Kommanist Die dämliche Muschkotentreue, Die eine Preußentugend ist. . Otto Meier , 7{\t wieder Liebe." Slona-Paiafi. Der erste große Film der neuen Produktion setzt die Linie fort, die bisher für die leicht« Unterhaltungswar« maßgebend war. Man soll und darf nicht an dos Elend erinnert werden, man flüchtet in eine Märchenwelt mit dem Zuschnitt von heute, man reolisiert Wunschträum«. Immer noch gibt es steinreich« Amerikaner, die nichts zu tun hoben, als auf Liebesabenteuer auszugehen und zwischendurch einmal fünf Jahr« Seerelsen zu unternehmen auf einer Luxusjacht. Harry L i e d t t e ist der Frauenheld, der sich durch eine Wette oerpflichtet, fünf Jahre keine Frau anzusehen. Felix B r e s s a r t sucht unter schweren Jungen eine Besatzung zusammen, die auf die gleichen Bedingungen eingeht. Die fünf Jahr« sind last vorbei, da fischen sie in der Straße von Dover ein holdes Wesen aus, das niemand andere» ist als Ltlian H a r v« y. Sie bringt natürlich alles durcheinander, gerat in den Verdacht, eine Hachstapierin zu sein. Felix Bressart , nunmehr dem Kommißleöen entronnen und hochherrschaftlicher Diener mit dem Recht auf steßheit und Schnoddrigkeit, läßt sie in Nizza entwischen, dnm,t sein Herr die Wette nicht verliert. Aber dieser hat längst Feuer gesangen, gabelt sie in dem Karnevalstreiben, das sehr ausführlich geschildert wird, wieder auf, verfolgt sie und erreicht sie fünf Minuten nach Ablauf der Wette. Sie war natürlich keine Hochstaplerin, sondern von seinem Wettpartner engagiert, ihn seinem Gelübde untreu zu machen. Harry Liedtke wird seinem Beruf der Liebe w-eder zurück- gegeben. Man steht aus dieser absichtlich wiedergegebenen Handlung, wie der Film immer mehr die beste aller möglichen Welt.m darstellt, sich jenseits aller Wirklichkeiten hält und die Operettentradition hochhält, selbst wenn die Musik, wie hier, eine unbeträchtliche Rolle spielt und Mischa S p o l i a n s k y nur ein paar Songs anbringen kann. Auch die Regie von Anatol L i t w a k hält sich ganz in den gewohnten Gleisen, es gibt ein paar schöne Mittelmeerlandschaften, lebhafte» Karnevalstreiben und ein paar hübsche Bordszenen. Für alles übrige müssen die leichtbeschwingte Lilian Harvey . die sich auch als Schwimmerin und Tänzerin bewährt, Harrys unerschütterlicher Gleichmut in allen Liebeslagen und im Kontrast dazu Felix Bressart sorgen. Margot Lyon kann sich als Kabarettswilde aus- toben und Speelmanns einen Kerl markieren. Das ist wirklich alles; aber die Ufa hofft damit die Sehnsucht des deutschen Bolkes zu stillen und ihr« Geschäfte zu machen, r.

Vereinheitlichung de» Fremdsprachenunterrichts. Der Sachvcr- ständigenausschuß der Länder für das Unterrichtswesen beim Reichs- Ministerium de» Innern hat sich jetzt dem Vorschlag der preußischen Unterrichtsverwaltung zur Vereinheitlichung des höheren Bildunas- ganges in den wesentlichen Punkten angeschlossen. Der preußische Entwurf sieht als Wichtigstes vor, daß die Anfangssprach« sür alle mit einer modernen Fremdsprache in Sexta beginnenden höheren Schufen das Französisch« werden soll. Wenn irgend möglich, wird diese Neuregelung noch im Laufe des Jahres I9Zt in Kraft treten. Es soll auch für die mit Latein als grundständiger Fremdsprache be­ginnenden Schulen das Französische als erst« moderne Fremdsprache gewählt werden. Die humanistischen Gymnasien sollen den Beginn ihrer ersten modernen Fremdsprache nach Untersekunda verlegen. Ferner ist beabsichtigt, daß in allen nicht mit Latein beginnenden Schulen mit Ausnahm- der deutschen Oberschule, die zweite Fremd- spräche in Untertertia einsetzen soll. Ist Aluminiumgcschirr gesundheitsschädlich? Die Vermutung, baß die Verwendung von Aluminiumgeschirr und das dadurch her- beigeführt« Eindringen kleiner Teilchen des Metalls in die Speisen zu Gesundheitsstörungen führen könnte, Hot den bekannten sranzösi- schen Chemiker G. Bertrond veranlaßt, gemeinsam mit einem anderen Gelehrten, Serbescu. die Giftigkeit des Aluminiums mit der anderer Metall« zu vergleichen. Wie Bertrand in der Pariser Acadtmie des sciences mitteilte, haben dies« Untersuchungen ergeben, daß d.c Giftigkeit des Aluminiums sehr gering ist. noch geringer als die- jenige de» Nickels und des Eisen», gegen die ähnliche Vorwurfe nicht erhoben werden. Ein völkerwanderungssriedhof in Ungarn aufgedeckt. Der Di- rektor de» Szeqediner Museums Hot im Esanader Ko-mitat bei Klar- falva über der Schicht einer Dorfsiedwng aus der Bronzezeit einen Völkerwanderungssriedhof freigelegt, in dem fast tausend Jahre hin- durch Jazygen, Hunnen, Awaren, Gepiden, Slawen und andere christliche Völkerschaften ihre Toten begraben haben. Der wichtigste Gräberfund entstammt au» der Hunnenepoche und stellt einen in vollem Galopp dahichagenden. pfeilschi«henden Krieger dar..

Sozialismus und Kunfl

Von David Josef Bach

Zu Ehren der Internationale erscheint ein Sonderhest der Mitteilungen de« VereinsSozialdemokratische Knnftstelk" in WieniKunst und Volt". David Josef Bach , der verdienstvolle Leiter der Kunststelle, bringt darin einen prinzipiell wichtigen Artikel, den wir mit einigen Kürzungen wiedergeben. Welche Künstler, was an Kunst wird ohne weiteres verstanden? Dasjenige, was den einfachsten Bedürfnissen ohne weiteres ent- gegenkommt. Es nützt nichts, heuchlerisch die Augen zu verdrehen und Nicht sehen zu wollen, wo» wirklich ist: daß der Geschmack der großen Masse, einschließlich unserer besten politischen und gewerk- schaftlichen Vertrauenspersonen, sich von den Vorschriften einer erhabenen Kunst nicht gängeln lassen will. Verfluchen wir beispiels- weise die Operette; sogar in den Fällen, in denen wir recht haben, behalten wir unrecht. Und wir behalten unrecht, nicht bloß im Einzelsall unrecht, sondern für die ganze Gattung und nicht nur für die Operette allein, obwohl dieses Bei- spiel am deutlichsten ist, sondern sür alle Abarten der Kunst bis zu ihren Entartungen, soweit einfache, allgemeine Empfindungen geweckt und zumindest scheinbar befriedigt werden. ' In all diesen Fällen handelt es sich um die Befriedigung eines Wunschtraumes. Di« Gefahr ist(vom Standpunkt des tätigen Sozialismus, nicht des Kunstgeschmacks aus gesehen): daß es beim Traum sein Bewenden hat, daß der Hörer, Zuschauer, Genießer sofcher Art Kunst sich begnügt, billig zu weinen und billig zu lachen, billig empfindsam und billig edel und tapfer zu sein. Die Gefahr ist da, indessen sie braucht nicht überschätzt zu werden. Ein posttisches Volk, eine politische Klasse kann es sich unter Umständen auch leisten, im Theater bequemlicher zu sein als außerhalb des Theaters. Die Griechen haben dem Komödiendichter Aristophanes im Theater den ersten Preis oerliehen, ihn außerhalb des Theaters für dieselbe Komödie durchgeprügelt, weil sie ihrer politischen Ansicht wider- sprach; und die Engländer haben ihre irische Politik wahrlich nicht von den Rührstücken mit dem edlen Iren und dem bösen Engländer bestimmen lassen, die das englische Theater unter Wasser setzten. Das Gefühl für diese Gefahr, in den Besten vorhanden, wenn auch im Unbewußten verborgen, treibt in Wahrheit die Abneigung gegen die Kunst überhaupt. Jene l«ichteren Abarten gellen als harmlos; sie sindUnterhaltung", und da wünscht man nicht zu kritisch zu fein. Aber die ernste Kunst, die erhoben«, die«dle also ist es, die, so fürchtet man, die Gefahr der Ablenkung vom Kampfziel schafft, nicht erst zu reden vom Togeskampf; denn st« zwingt uns, sich mit ihr zu l>«schäftigen, nachzudenken über den Aufruhr des Geiste» und Gefühls, den sie in uns hervorrust. Um die Hilfe gegen diese Meinung wollen wir uns umsehen In der Kunst selber. Bor allem in der Musik, und zwar in der sog«- nannten absoluten Musik, das heißt Musik ohne Beziehung zu einem Text. Musik ist vielleicht nicht die höchste, wohl aber die künstlichste Kunst sozusagen. Denn die Poesie verwendet das Mittel der Sprache, die Maleret Farben, die in der Natur vorkommen; nur die Töne der Musik gibt es In der Natur nicht. Das Ausdrucks-- n-.ittel der Musik ist demnach schon selber ein künstliches. Was jedoch die Musik ausdrückt, ist darum nicht weniger wahr und nicht weniger verständlich. Es muß nur die rechte Musik sein. Ein ganz großes, jedermann einleuchtendes Beispiel hat die Musik an Beethoven geliefert. Bor ihm hat noch kein Publikum versagt, wie er selber noch vor keinem Hörer versagt hat. Was steckt nun in dieser Beethovenschen Musik, was sie von aller anderen sondert?

Schon vor zwanzig Jahren hat Paul Detter in ihr das Gemein» schaftsgefühl gefunden, das zu uns spricht. Es ist nicht nach- weisbar durch Zerlegung der Musik; wohl aber ist es durch die Beobachtung der Wirkung, welche sie übt, zu spüren. Dann wäre am Ende Beethovens absolute Musik doch nicht so absolut, weil noch etwas anderes alsreine" Musik in ihr steckt? Andere wollten groß« Musiker sein; Beethoven wollte ein großer Mensch sein. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist er der größte Musiker, den die Menschheits- geschichte bisher kennt. Es ist der Inhalt der Musik, nicht ein Programm, der ihr den Rang verleiht. Zum Inhalt gehört die Form, die Notwendige, nicht zufällige Form, die ein Kunstwerk annimmt. Die Form ermöglicht es dem Künstler, individuell, das heißt, er selber, einmalig, zu sein; der Inhalt gibt ihn der Ge- m e i n s ch a f t zurück. Die» will sagen: Der Künstler steht in der Gemeinschast; er ist ohne sie nicht zu denken, ebenso wie sich Kunst nur in der mensch- lichen Gemeinschaft entwickelt hat. Der Künstler spricht nur aus, was die Gemeinschaft im tiefsten Grund denkt und fühlt; er ist ihr Sprachrohr. Er ist es jedoch auf seine Art, durch fem eigenes Wesen, durch seine eigene Form. Dies schafft die Schwierigkeiten, ihm und der Gemeinschast. Sie werden überwunden durch die Er- kenntnis von beiden Seiten und durch die Zeit. Es genügt nicht, wenn der Künstler nurSprachrohr" ist, nur als Sprachrohr sich fühlt. Er spreche das aus, was ihn selber bewegt, und er spreche es so aus, wie es ihm angemessen ist, in seiner Form. Nachher wird sich entscheiden, ob das, was ihn bewegt, allgemeingültig ist, all« bewegt, obwohl es ihnen selber noch nicht klar bewußt ist. Die Kunst hat allemal den Vorsprung. ihr« Echtheit erweist sich an ihrer Allgemeingültigkeit, später an ihrer Wirkung. Schiller eröffnet ein« Revolution mit einem bürger- lichen Drama; die bürgerlichen Rührstücke der anderen folgen ihm nach, verdrängen ihn zeitweilig von den Bühnen; aber Schiller bleibt der Nachwelt, jene sind verschwunden. Wir, die Gemeinschaft, müssen dem Künstler Helsen , zu sich selber zu gelangen: nur so können wir hoffen, durch ihn zu uns selber zu kommen. Kollektiver Geist? O jal Doch er wird nur sichtbar durch das Mittel des einzelnen Individuums; die Kunst bietet der Gz- meinschaft das schärfste Mittel dar, die ausdrucksfähige und aus- drucksbereite künstlerische Individualität. Der lebende Künstler ist also die erste Sorge sozialistischer Gemeinschaft, der unbequeme. auch der scheinbar un» ganz fremde Künstler; ob er zu un» und wir zu ihm gehören, entscheidet nicht immer der Augenblick. Indes, es lebt auch«ins Kunst, deren Schöpfer tot sind. Sie lebt in uns, weil die Element« dieser einstmals ganz neuen und darum unverstandenen Kunst in«ine Zukunft verwiesen haben, die jetzt Gegenwort geworden ist. Diese Kunst muh in der Nachschöpsung, in der Reproduktion gepflegt werden Hier die Arbeiterklasse vcr- hindern zu wollen, die große Erbschaft mit Fug anzutreten, heißt die Arbeiterklasse berauben, sich an der Gemeinschast mehr oer- sündigen als an der Kunst. Gemeinschaft und Kunst gehören zusammen dies verstehen heißt ein Stück Sozialismus verwirklichen Helfen wir den Künstlern, sich auszusprechen; wenn sie wirkliche Künstler sind. werden wir verstehen, daß sie wir sind. Um uns selber zu be- freien, um auch von innen heraus der Zeiten Bau zu vollenden, dazu brauchen wir die Kunst, und dazu ist sie da.

Professor August Forel gestorben Ein großer Forscher und Menschenfreund

Der weit über die Grenzen der Sckweiz hinaut bekannte Forscher Professor August Forel ist in Hvorne im Alter von W Jahren gestorben. August Forel , der berühmte Schweizer Mediziner, der sich um die Anatomie des Gehirns besondere Verdienste erworben und den Ursprung der Gehörnerven im Gehirn entdeckt hat, hat weit über sein eigentliches psychiatrisches Spezialfach hinaus als Forscher und ideenreicher Pfadfinder das ganze Gebiet menschlicher Kultur in den Kreis seiner intensiv schürsenden Forschertätigkeit ge- zogen. Sein an mannigfachen Anregungen überreiches Lebenswerk spiegelt sich äußerlich schon in dem Umfang seines literarischen Schaffens wider, das sich in einer förmlichen Bibliothek von rund 500 Büchern und Broschüren darstellt. Sie sind teils in französischer, teils in deutscher Sprache geschrieben, die beide dem Sohn eines waadtländischen Vaters und einer französischen Mutter gleich ge« läufig sind. Am 1. September 1848 in Vaux bei Jorges am Genfer See geboren, zeigte sich schon in dem Kinde der geschärfte Blick sür wissenschaftliche Naturbeobachtungen, die dem Leben der Insekten und insbesondere dem der Ameisen galt, und die schon den zwölf- jährigen Knaben zu selbständigen Forschungsergebnissen gelangen ließen. Diese Studien über die Biologie und Anatomie der Ameisen ziehen sich durch das ganze Leben des Gelehrten. Bereits als Stu- dent der Medizin in Zürich begann Forel sein klassisch gewordenes, von der Schweizer Raturforscher-Gesellschaft und der französischen Akademie der Wissenschaften preisgekröntes BuchDie Ameisen der Schweiz " zu schreiben, und zu dieser seiner ersten Liebe kehrte er nach Riedcrlegung seiner Züricher Professur zurück. Auf ausge- dehnten Reisen, die ihn durch ganz Europa , nach Westindien und durch Amerika und Afrika führten, hat er seine unermüdlichen In- seltensorschungen fortgesetzt, deren Ergebnisse er in dem grundlegen- den WerkDie psychischen Fähigkeiten der Ameisen" verarbeitet hat. Die Anatomie, das Verhältnis zwischen der Intelligenz und dem Hirnbau. die Affekte, die Gedankenassoziationen der sozialen In- stinkte der Ameisen werden hier mit erschöpfender Gründlichkeit be- handelt und in interessante Beziehungen zu menschlichen Berhält- nissen gebracht. Nach seiner Rückkehr von der ersten seiner Ameisenforschungs- reisen wurde Forel , der sich in Guddens Schule in München zum Psychiater gebildet hatte und Guddens Assistent geworden war, im Jahre 1879 als Professor der Psychiatrie an die Unioersi- tät Zürich berufen und gleichzeitig zum dirigierenden Arzt der kantonalen Irrenanstalt Burghölzli ernannt. In dieser Doppelstel- lung, die er zwanzig Jahre lang innehatte, hat er der Psychiatrie und der gerichtlichen Irrenhellkunde-ine Fülle wertvoller und frucht- bringender Anregungen vermittelt. Es sei hier nur seiner Defini- tion der Zurechnungssähigkeit als einer adäquonten sozialen Anpas- sungsfähigkeit sowie seiner auf dieser neuen Theorie der bedingten Zurechnungsfähigkeit begründeten Reform des Strasrechts gedacht, einer Theorie, die in dem Entwurf zu einem schweizerischen Jrrenrecht ihre praktische Auswirkung fand. Hand in Hand mit

dieser Resormarbeit des Irrenwesens, die ihn auf den Weg der später von Möbius weiter ausgebauten Beschäftigungstherapie für Nervenkranke führte, gingen Forels Untersuchungen über die A l- koholfragc im Zusammenhang mit ihrer Rückwirkung auf das Irrenwcsen, Untersuchungen, die Forel zu einem radikalen Vor- kämpfer der Enthaltsamkeitsbewegung machten, für die er in Wort und Schrift mit Feuerelfer eintrat. Mit gleicher Energie setzte er sich für eine Reform der sexuellen Ethik und die Berwer» tung des H y p n o t i s m u s in der praktischen Heilkunde ein. Der Wahrheitsdrang des Forschers, der sich auf allen Arbeits- gebieten im Sinne der ethischen Umkehr betätigte, tritt auch in Forel» Stellungnahme zur R a s s e n f r a g e, die heute dem chau- rinistischen Eifer die Waffen im politischen Kampf liefern muß, scharf in Erscheinung. Als von der Tagesströmung unbeeinflußter Wissenschaftler, für den es in Europa überhaupt keine reine Rassen mehr gibt, bekämpfte Forel die wissenschaftlich unhalbare Rassen- theorie und exemplifizierte dabei auf den eigenen Fall mit den Worten: Von einem waadtländischen Vater und einer fronzösischen Mutter abstammend, heiratete ich eine Deutsche , die ich in München kennenlernte. Drei meiner Kinder sind verheiratet: eine Tochter mit einem Norddeutschen, eine andere mit einem Engländer und mein Sohn mit einer Lettin. Welche reine Rasse haben nun die Enkel?" Dr. Magnus H i r s ch s e l d, der Forel bei seinem 70. Geburts- tage imV o r w S r ts" feiekte, faßte feine universelle Bedeutung damals glücklich in die Worte:Es konnte Forels scharfem Geiste nicht entgehen, wie sehr in allen Lebensfragen der Einzelmensch von den andern abhängig ist; wie sehr es, um hier wirkliche Erfolge und Fortschritte zu erzielen, des Zusammenschlusses der Menschen und ihrer Gegenseitigkeit bedarf, einerWeltgenossenschaft gegen die ge- meinsamen Schädlinge der Menschheit". Er erkannte, wie sehr die vielen verschiedenen Sprachen die babylonische Sprachverwirrung nicht nur das äußere, sondern auch das innere Verstehen der Menschen hinderten und wurde Esperantist: er unterzog die psychologischen Eigenschaften beider Geschlechter einer ver- gleichenden Untersuchung und wurde ein Vorkämpfer des Frauen- st i m m r e ch t s; er überzeugte sich, wie sehr die kapltolistischc Ge- sellfchaftsordnung die Prostitution und Korruption, den Alkohvlis- mus und Militarismus begünstigt, und wurde �S o z i a l i st; er durchdachte, wie Diele» mehr die Menschen und Völker eint als trennt, und wurde Pazifist. So betrachtet, stellen sich uns die scheinbar zusammenhanglosen Werke des Ameisenforschers und Sexualforschers, des Alkoholgegners undFriedensapostels" als eine große Lebenseinheit dar, wie sie eines edlen Mannes würdiger kaum zu denken ist." Die Zoppoter Rlchard-wagner. Festspiele nahmen am Sonntag- abend mit einer Aufführung derWalküre " unter Leitung von Hans Psitzner-München ihren Anfang. Infolge der Aufhebung der lOO-Mark-Auoreisegebühr für die Zoppoter Waldspiele war der Be- such auch au» dem Reich« außerordentlich ftarl.