Beilage
Dienstag, 28. Juli 1931
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Dr. med. Elisabeth Enke:
Seele und Körper
,, Charakterumstimmung" durch
körperliche Behandlung
In die Sprechstunde des Nervenarztes kommt eine Frau, an ber eine gewisse Unraft der Bewegungen und des Gefichtsausdruckes auffällt. Die Augen scheinen unnatürlich weit offen und glänzend. In hastiger, überſtürzter Sprechweise flagt sie, daß sie seit Monaten im Haus Schwierigkeiten durch die Mitbewohner habe. Sie rege fich freilich von jeher bei der geringsten Kleinigkeit sehr auf, ihr Mann nenne fie oft übelnehmerisch. Die Hausbewohner hätten nun auch ihrem Mann gegenüber geäußert, sie sei launenhaft und streitsüchtig. Sie versuche auch, gegen ihre Nervosität und Gereiztheit anzufämpfen, aber es werde immer schlimmer. Sie sei innerlich dauernd unruhig, finde feinen rechten Schlaf mehr, habe quälende Träume mit schreckhaftem Erwachen. Sie fühle sich selbst ganz leistungsunfähig und würfe am liebsten das Leben von sich, aber der Mut fehle ihr dazu. Ein volkstümliches Buch über seelische Behandlung solcher nervösen Störungen sei ihr in die Hände gefallen, sie habe sich vergeblich bemüht, sich danach selbst zu behandeln". Nun glaube sie, sie sei rettungslos nervenfrank, denn fie fühle, daß es ihre eigene seelische Veranlagung sei, die ihr das Leben ganz unmöglich mache.
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Shalausgabe des Vorwärts
Teufel Alkohol
Aus der Arbeit der Fürsorgestellen
Neben den Geschlechtskrankheiten ist der Alkoholismus | regelmäßig zum Trunke! Stahlbad des Krieges! Auch die Gefahr infolge der schweren Schädigungen für Körper und Seele, die er der geschlechtlichen Infektion ist bei dem Alkoholkranken erhöht, da er in seiner hemmungslosen Verfassung wahllos Berkehr pflegt und verursacht, ein mit allen Mitteln zu bekämpfender Feind der Volks gesundheit. Ein Besuch beim städtischen Fürsorgearzt und auf diese Weise oft größtes Unglüd über sich und seine Familie Erzählungen aus der Praxis der Fürsorge, erschließen ein bringt. Inferno menschlicher Qual und menschlichen Leidens: Hemmungslofigkeit und Willensschwäche, die zu schwersten Verirrungen auf sittlichem Gebiet, zu schwersten Gewalttaten, zur völligen Zerstörung jeder menschlichen Gemeinschaft und Herabsinken in grenzenlosestes Elend führt. Der Alkoholismus fordert die meisten Opfer aus Proletariertreisen, denn mit der Not wächst die Hemmungslosigkeit. Es gibt aber auch bestimmte Berufe, die übermäßigen Durst erzeugen, und aus willensschwachen Alkoholkonsumenten Gewohnheitstrinker werden lassen. In derartigen Fällen versucht die städtische Fürsorge mit Hilfe der Berufs- und Arbeitsämter einen Berufswechsel herbeizuführen.
Die Fürsorgestellen.
Groß- Berlin besitzt 17 Fürsorgestellen für Alkoholtrante und andere Rauschgiftsüchtige, von denen die Bezirke Kreuzberg, Friedrichshain , Wedding , Spandau und Charlottenburg eine hauptamtliche Fürsorge betreiben. Da ist der Fürsorge arzt, der zweimal wöchentlich Sprechstunde hält, für die Berufstätigen abends, für die Arbeitslosen während des Tages; ihm zur Seite steht der Fürsorger, der täglich Sprechstunde hat. Im Außendienst arbeiten nebenberuflich und ehrenamtlich die Helfer. Die Für forgestelle des Bezirksamtes Wedding, eine der größten, beschäftigt neben einem Arzt und einem Fürsorger 33 Helfer. Doch erweist sich infolge der starken Inanspruchnahme der Fürsorgestelle die Zahl des beamteten Personals als viel zu klein; beispielsweise am Montag, dem am stärksten besuchten Sprechstundentag, sind mindesten drei Mann notwendig, um die große Zahl der Ratsuchenden und Vorgeladenen abzufertigen.
Die fürsorgerische Arbeit geht in der Weise vor sich, daß in engster Zusammenarbeit mit den anderen städtischen Fürsorgestellen, dem Wohlfahrtsamt, dem Jugendamt, vor allem der Familienfürsorge, der Gefangenenfürsorge, dann auch mit den Arbeitsämtern und Nachweisen Ermittlungen angestellt und Meldungen entgegengenommen werden. Die Meldungen werden auf ihre Zuverlässigkeit geprüft. Bestätigen sie sich, dann ergeht an den Betreffenden durch das Gesundheitsamt seines Bezirks ein Schreiben, in dem er aufgefordert wird, sich zwecks Besprechung dort einzufinden. Hierauf erfolgt eine genaue ärztliche Untersuchung; durch gütliches Zureden, Appell an die Vernunft und Aufklärung über die schweren Schäden des Alkoholismus versucht der Arzt den Patienten günstig zu beeinflussen. 90 Prozent aller Alkoholtranten sind im nüchternen Zustande gutmütig. Wenn ihr Seelenzustand nicht allzu labil ist, besteht in den meisten Fällen Hoffnung auf Heilung.
Da ist ein schwerer Trinker, der erst seinen ganzen Verdienst, später die Unterstützung in die Kneipe trägt. Wenn kein Geld im Hause ist, schickt es die Frau auf die Straße! Im Hause tobt er, schlägt alle Möbel kurz und klein. Zwei Kinder sind da, ein und zwei Jahre. Sie kommen in Waisenfürsorge. Der Mann wird geschlechtstrant, fommt wegen Diebstahls ins Gefängnis. Trotz allen Jammers will die Frau nicht von jenem Manne lassen, der jetzt wegen Arbeitsscheu ins Arbeitshaus eingeliefert wurde. Sie erbittet Urlaub für ihn, will ihn um jeden Preis wiederhaben, die Kinder aus der Waisenfürsorge holen und... Und dann?
Ein anderer schwerer Fall, der trotz vorgeschrittener Krankheit zur Heilung führte: Ein Mann kam im Jahre 1928 zur Betreuung und machte mehrere Entziehungskuren durch. Stets ohne Erfolg. Das Entmüdigungsverfahren mußte eingeleitet werden, er tam ins Arbeitshaus, die Frau ließ sich scheiden. Jetzt, nach einem Jahr, hat man dem schwerfriegsbeschädigten Mann Arbeit vermittelt, er hält sich einwandfrei, trat einem Abstinentenbund bei
und lebt glücklich mit seiner zweiten Frau.
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Ein dritter Fall: Wieder ein Kriegsbeschädigter. Vater von sieben Kindern. Er steht seit dem Jahre 1926 in Behandlung; im Jahre 1928 machte er freiwillig eine Entziehungskur ohne Erfolg. Rückfällig, schlägt er die Frau, will sie einmal sogar aus dem Fenster werfen, verkauft und versetzt, was nicht niet- und nagelfest ist. Es wird ein Vormund für die Kinder bestellt. Man versucht noch einmal ein Heilverfahren. Diesmal hat es wenigstens einen teilweisen Erfolg: der Mann ist öfters Gast im Abstinenzlertund. Man hofft jetzt, ihn mit der Zeit von seinem Leiden zu befreien.
Einer der traurigsten Fälle ist wohl der folgende, der durch die Schulfürsorge ermittelt wurde: Ein kleines Mädchen ist während des Unterrichts unaufmerksam und schläfrig, erzählt auf Befragen, daß es oft nachts mit der Mutter vor dem Vater flüchten müsse. Biele Nächte verbrächten sie auf dem Klosett. Der Vater, Beamter, ist schwerer Alkoholiker, er lebte lange in den Tropen, litt an malaria, hat mehrjährige Gefangenschaft hinter fich, ist seelisch und körperlich start mitgenommen. Die näheren Ermittlungen ergaben, daß hier die Frau nicht ganz schuldlos ist. Und gerade bei diesem ganz schweren Fall gelang es schon nach ganz kurzer Zeit, den Kranken zu heilen. Heute ist er völlig gesund und geht mit Freude seiner Arbeit nach.
Der Helfer als Freund und Wegbereiter.
Dies ist nur ein Fall aus der großen Reihe der Menschen, die den Nervenarzt aufsuchen in der Ueberzeugung, geistestrant zu sein oder zu werden. Diese Frau war aber nicht nur feelisch, oder vielmehr nicht in erster Linie seelisch krant. Ihre Versuche, sich durch Selbstkontrolle und erziehung zu helfen, waren wohl wie fie ganz richtig sagte an ihrer Veranlagung, ihrer„ Konstitution" gescheitert. Die Charakterveranlagung eines Menschen wird aber nicht nur von seelischen Eigenschaften bestimmt, d. h. diese sind selbst erst das Resultat des Zusammenwirkens von Gehirn, Nervensystem und Blutdrüsen. Nur der Arzt kann herausfinden, ob an einem Punkt dieses Systems eine Störung sigt, die sich eventuell schon förperlich behandeln läßt. Außerordentlich häufig und seit Beginn dieses Jahrhunderts bekannt sind die Erkrankungen und auch schon die leichten Funktionsänderungen der Blutdrüsen, zu denen wir z. B. die Nebennieren, die Keimdrüsen, die Bauch, Speichel-, Zirbel- und die Schilddrüse rechnen. Diese Organe liefern dem Blut Säfte, die für den gesamten Körper und besonders für den Nervenhaushalt von größter Bedeutung sind. Nun kann z. B. die Schilddrüse zuviel Sekret absondern dann wird die Funktion, die ihr normalerweise zukommt, ins Uebermaß gesteigert. Die, Antriebskraft, die der Schilddrüsensaft für den Stoffwechsel, d. h. die Verdauung, den Fettansaz und den Wasserhaushalt des Körpers, für die Körperbewegungen und das seelische und geistige Arbeitstempo hat, wird zu groß. Es entsteht ein Krankheitsbild, wie wir es bei unserer Frau sahen. Der Nahrungsumfaß ist so gesteigert, daß sich kein Fettanjaz bilden kann, die Leute magern ab. Die Bewegungen werden fahrig und hastig. Das feelische den Antrieb jagt Gleichgewicht geht verloren, denn ondern, nichts wird zu Ende geführt. Die Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit leidet, die Stimmung wird gereizt und launenhaft, die normale Ermüdung tritt nicht ein. Der fehlende Schlaf führt seinerseits zu neuer Ueberreiztheit, schließlich sind diese Menschen durch ihre Kervosität ihrer ganzen Umgebung und durch das eigene Gefühl der Unzulänglichkeit sich selbst nur noch eine mit Selbstvorwürfen Last. Meist plagen sie sich wie jene Frau und Verzweiflung über ihre scheinbar unabänderlich schlechten" Eigenschaften. Seelische Behandlung, Psychotherapie, in Form von Hypnose, Suggestion oder Analyse, fann ihnen in ihren Konflikten mit der Umwelt aber nicht helfen, solange nicht die rein körperliche Störung beseitigt ist, die ihren nervösen Beschwerden zugrunde liegt. Unsere Patientin erhielt in einer mehrwöchigen Kur tägliche nimmt sich neben dem Arzt der Fürsorger und vor allem der Helfer tranke, die es sich nun zur Aufgabe gemacht haben, ihre ge= Einspritzungen eines Extraktes der Bauchspeicheldrüse. Er reguliert die gestörten Stoffwechselvorgänge, dadurch wird die Ueberanstrengung fämtlicher Körperzellen vermindert. Bei unserer start abgemagerten Patientin trat im Verlaufe von sechs Wochen mit einer Körpergewichtszunahme von 12 Pfund eine erhebliche Beruhigung ein. Die fahrigen, hastigen Bewegungen und die überſtürzte Sprechweise schwanden, und allmählich stellte sich ein seelisches Gleichgewicht her, wie sie es an sich noch nie gefannt hatte. Die Frau war nach Abschluß der Behandlung voll Selbstvertrauen und Lebensmut und hat bis jetzt den äußeren und inneren Anforderungen ihres Alltagslebens in normaler Weise gerecht werden können. Das wichtige an diesem Fall ist, daß sowohl die Patientin selbst wie auch ihre Umgebung lediglich unter den seelischen Störungen gelitten hatten, daß diese aber auf förperliche Grundlagen beruhten und entsprechend geheilt werden konnten. Selbstverständlich wird der Nervenarzt neben der Behandlung mit Drüsenpräparaten in geeigneten Fällen eine seelische Therapie einhergehen lassen. Die wesentlichste innere Beruhigung tritt aber bei solchen Menschen ja schon durch die Erkenntnis ein, nicht anlagemäßig schlechte", baseinsfeindliche Eigenschaften zu haben, sondern ein beeinflußbare Drüsenstörung, wie andere vielleicht ein heilbares, wenn auch langdauerndes Magenleiden.
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Gewissermaßen den Gegensatz zu dieser Patientin stellen die Menschen dar, bei denen zu wenig Schilddrüsensekret gebildet wird. Ein junger Elektrotechniker klagte, daß ihm seit etwa einem Jahr die Arbeit nicht mehr recht vonstatten gehe. Ganz unmöglich sei ihm das schnelle zugreifen geworden, das sein Beruf gerade verlange. Er fühle sich gehemmt, antriebslos, auch das Denken gehe schwer. Er leide viel an Kopfschmerzen, möchte immer schlafen und bringe nichts mehr fertig. 3m Geschäft erregt er die Unzufriedenheit aller, wird phlegmatisch und faul genannt und ist selbst unglücklich darüber, ohne sich zu neuer Schwungkraft durchringen zu fönnen. Seine Klagen bringt der Patient etwas monoton vor, man hat den Eindruck, als sei auch sein Gefühlsleben gehemmt oder verarmt. Seine Freunde haben ihm schon Gleichgültigkeit vorgeworfen, er selbst nennt sich stumpf und flügellahm". In der Zeit dieser feelischen Berlangsamung ist der Patient auffallend dick geworden, ohne daß sich in seiner Ernährungsweise etwas verändert hätte. Auf Grund der ärztlichen Untersuchungen ließ sich feststellen, daß der Patient an einer Unterfunktion der Schilddrüse litt, die die
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Der Arzt veranlaßt, wenn nötig, Verschickung in eine öffentliche Heilanstalt Zwecks einer Entziehungsfur. Die Stadt Berlin hat übrigens im Zusammenhang mit den Sparmaßnahmen den Zuschuß für Heilstättenverschickung gesperrt, so daß Kranke, die nicht Kassenmitglieder sind, in geschlossenen Heilanstalten( Irren anstalten ) untergebracht werden müssen. Dieser Aufenthalt ist, wenn auch nur von vorübergehender Dauer, für den seelisch an und für sich schon aus dem Gleichgewicht gebrachten Alkoholiker von nachteiligem Einfluß, weil in Irrenanstalten naturgemäß auf die Art ihrer Erfrantung nicht die notwendige Rücksicht genommen werden fann; lediglich die Heilanstalt Wittenau hat eine Spezialabteilung für Alkoholfranke.
Ist der Kranke also Schützling der Fürsorgestelle geworden, dann feiner Person an. Der Charakter dieser Krankheit bedingt fortwährende Betreuung und Beobachtung. Bei rechtzeitiger Inanspruchnahme der Fürsorge besteht die Wahrscheinlichkeit einer Heilung von der Trunksucht. Der Fürsorgearzt, mit dem ich sprach, berichtete, daß ein Drittel bis die Hälfte seiner Kranken infolge rechtzeitiger Behandlung geheilt wurden. Unter geheilt versteht man in der Alkoholkrankenfürsorge eine zweijährige Pause ohne Rückfall; natürlich ist es nicht ausgeschlossen, daß später infolge irgendwelcher seelischen Erschütterung die Trunksucht wieder zum Ausbruch kommt.
Die Kartothek der 2000.
Die Fürsorgeatten zählen zu den erschütterndsten Dokumenten menschlichen Elends. Ein großes Kontingent der Trinker stellen die Kriegsbeschädigten; Kopfverletzte z. B. neigen fast
Die wertvollste Arbeit auf dem Gebiete der Alkoholkranfenfürforge leistet mit der freiwillige helfer, dessen Aufgabe darin besteht, des franken Vertrauen zu erwerben, um ihn dadurch auf den richtigen Weg zu bringen. Je nach Berufs- und Lebensmilieu, Weltanschauung und sonstiger Einstellung wählt die Fürforgestelle den jeweiligen Helfer, der nun alles versuchen muß, erfolgreich auf den Kranken einzuwirken. Er muß ihm Freund und Berater sein, muß alles daran segen, des Kranken Interesse von seinen bisherigen Lebensgewohnheiten ab- und auf andere körperlich und seelisch gefur.dere Dinge hinzulexfen. Der Helfer ist in vielen Fällen auch der Vertraute der Familie des Kranken, die Ehefrau besigt stets seine Adresse, um sich in dringlichen Fällen fofort mit ihm in Verbindung setzen zu können; es fommt sogar vor, daß Helfer des Ehefrauen den Schlüssel zu ihrer Wohnung geben, so daß sie auch des Nachts Rat und Schuß finden.
Unter den Helfern findet man vielfach geheilte Alkohol
fährdeten Mitbrüder ebenfalls von diesem Uebel zu befreien. Und gerade diese sind am eifrigsten, wenn es gilt zu werben und zu helfen. Wertvollste Arbeit auf helferischem Gebiet leistet auch der Arbeiter Abstinentenbund, der durch seine verschiedenen Bezirksgruppen Helfer zur Verfügung stellt, außerdem in kultureller Art Geselligkeit viel für seine Mitglieder und Gäste tut.
Beziehung, wie Besichtigungen, Vorträge, Versammlungen und jeder
Man darf die Zahl der Alkoholkranken nicht unterschätzen. Die Fürsorgestelle Wedding z. B. zählte im Jahre 1930 2087 männliche und 77 weibliche Betreute, eingeleitete Entziehungskuren fanden für 318 männliche und 12 weibliche Kranke Anwendung, 5700 Krante kamen in die ärztliche Sprechstunde und 17 000 Hausbesuche wurden absolviert; den Eintritt in abstinente Organisationen vollzogen 398 Männer und 4 Frauen. Clarisse Kahlenberg.
Verlangsamung des Dentens und Fühlens und gleichzeitig die ersetzen, es will ihm auch nicht ins Handwerk pfuschen; es will vielHerabsetzung der Stoffwechiorgänge mit dem vermehrten mehr etwas ganz anderes, als heute ein Arzt im allgemeinen geben Fettansatz erzeugt hatte. Burch längere und nach der jeweiligen kann. Es will vor allem dagegen fämpfen, daß wir erst im Wirkung genau eindofierte Darreichung von Schilddrüsensubstanz Augenblick des Krankwerdens an unsere Gesundheit schwand die seelische Apathie, der Patient wurde wieder beweglicher| denken; daß wir dann im Gefühl der Hilflosigkeit die Verantwortung und teilnahmsvoller. Das Körpergewicht nahm erheblich ab. für uns dem Arzt überlassen, der sie wiederum auf unsere ,, fräftige Natur" abwälzt. Durch das ganze Buch zieht wie ein roter Faden der Satz des Hippokrates:„ Die Krankheiten überfallen uns nicht wie aus heiterem Himmel, sondern sind die Folgen fortgesetzter Sünden wider die Natur; erst wenn diese sich häufen, brechen die Krankheiten scheinbar plöglich hervor."
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Nicht alle Fälle sind so leicht zu erkennen und zu behandeln. Vor allem deshalb nicht, weil in der weitaus größten Anzahl nicht nur eine, sondern mehrere der inneren Drüsen gleichzeitig falsch funktionieren, und es also darauf ankommt, für jeden einzelnen solchen Fall das wirksamste Gegenmittel gleichsam tastend ( Ein zweiter Aufsatz folgt.)
herauszufinden.
,, Der Naturarzt"
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Prof. Dr. med. Schönenbergers ,, Der Naturarzt"( RembrandtBerlag, Berlin- Zehlendorf, zwei Bände) ist eine Neubearbeitung des ärztlichen Ratgebers ,, Lebenskunst Heilkunst ", den Verfasser zum letztenmal 1920 mit einem inzwischen verstorbenen Mitarbeiter W. Siegert herausgab. Der neue Titel will nicht etwa sagen, daß jetzt das Hauptgewicht auf Ratschläge für Kranke gelegt ist; denn für den Naturarzt ist die Kunst zu heilen stets nur eine Ergänzung zu der Kunst des Patienten, zu leben. Das Buch will nicht den Arzt
Die Naturheilkunde ist nicht eine einseitige Wasserbehandlung von Leiden aller Art. Sie ist eine Zusammenfassung jahrhundert, ja jahrtausendalter Lehren, geprüft und bereichert an Erkenntnissen moderner wissenschaftlicher Arbeit. Vor der Heilkunde steht die Gefundheitslehre, vor dem Rezept und dem Einnehmen stehen die Gebote hygienischer, biologischer Zweckmäßigkeit. Diese richten sich an alle( nicht nur an Kranke) und im Sinne der Forderungen einer positiven individualen Hygiene an jeden einzelnen: Selbsterziehung zu möglichst naturgemäßer Lebensweise trok der ungesunden Umwelt und gegen fie. Deshalb gehört das vorliegende Wert zu den Büchern, die in der Bibliothek von Organisationen, vor allem von Jugendgruppen, nicht fehlen sollten. Es ist allgemein verständlich geschrieben, liest sich sehr leicht auch abends nach der Arbeit und erfreut durch Mangel an trockener Gelehrsamkeit.
H. Adam,