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Streif gegen Volksentscheid

( Fortsetzung von der 1. Seite.)

Falzerei, die in der vorigen Woche Tagschicht hatten, versuchten für den Volksentscheid zu agitieren.

Sie wurden von den Arbeitern ausgelacht. Selbst ihr Stoß­trupp, die Hilfsarbeiter, verkohlte sie: Kinder, seid bloß zu­frieden, daß ihr noch eine Brotstelle habt, wenn Hitler am Sonntag fiegt, macht er Ulstein zu.

Wie begossene Pudel zogen die Kommunisten ab. Bei Ullstein ist übrigens der erste und der zweite Zellenhäuptling auf Urlaub, jetzt sind die anderen Zellenmitglieder froh, nicht kompetent genug zu fein, um eine Zellenfigung einzuberufen. So kommt fein Flugblatt wie sonst heraus und keine Versammlungen werden einberufen. Im sogenannten ,, Graphischen Klub" in den früheren Räumen der ,, Schlaraffia", wo sich die RGO.- Gruppe für das graphische Gewerbe etabliert hat, muß der Beschluß der KPD.  - Zentrale, für Hitler zu stimmen, wie eine Bombe eingeschlagen haben. Man hat ganz ver­gessen, das regelmäßig zum Monatsersten erscheinende RGO.- Organ, den ,, Graphischen Block", diesmal herauszubringen. Täglich fragen die Arbeiter die prominenten Kommunisten: Nun, was machen eure Kornphäen am Endeplatz?" Aber die Arbeiter warten ver­geblich auf eine Antwort. Es ist, als schämten sich die Ulstein­Kommunisten ihrer Zentrale.

AEG.

Die Pleite, die die AEG.- Brunnenstraße- Kommunisten mit ihrer Volksentscheidsversammlung erlitten haben, ist bekannt. Zum Mittwoch voriger Woche hatte die Zelle eine Bersammlung nach dem Swinemünder   Gesellschaftshaus einberufen, wohlweislich aber nicht nach dem großen Saal, sondern nur nach dem Parterresaal, der so groß ist wie ein besseres Vereinszimmer. Hierhin famen von der 4600 Mann starken Belegschaft der AEG.- Brunnenstraße ganze 80 Mann und das, obwohl nicht nur die Belegschaft der Brunnenstraße- AEG., sondern auch der Ackerstraße und die Kollegen von Schwarzkopff aus der Scheringstraße einge­laden waren. Die KPD.  - Zelle in der AEG.- Brunnenstraße it 21 Mann starf. Diese 21 Mann sympathisieren so wenig mit dem Beschluß ihrer Zentrale, daß sie sich gehütet haben, in der vorigen Woche die Flugzettel, die zu der Volksentscheidversammlung auf­forderten, selber zu verteilen. Dazu holten sie sich Betriebs­fremde. Von diesen Betriebsfremden, der Zelle Zugeteilten, ist auch der Druck zur Einberufung dieser Bersammlung ausgegangen. Natürlich werden die Brunnenstraßen- Kommunisten von den Arbeitern am Arbeitsplatz angezapft, ob sie denn nun wirklich am 9. August für Hitler stimmen wollen. Bis auf einen kom­munisten sind die Zellenmitglieder stumm wie die Fische ge­blieben. Sie antworten auf feine einzige Frage.

Der einzige, der Thälmanns Boltsentscheid zu verteidigen fucht, ist der kommunistische Arbeiterratsvorsitzende. Soweit aus seinen lendenlahmen Redensarten überhaupt etwas zu entnehmen war, meinte er, man müsse den schwarzweißroten Volksentscheid in einen roten umbiegen. Er ist jetzt immer noch beim Umbiegen und die Arbeiter lachen ihn aus. Die anderen Kommunisten lassen sich erst gar nicht blicken, ein Beweis, wie peinlich ihnen der Beschluß ihrer Zentrale ist.

Garbath.

Es interessiert natürlich auch, was die vielen Frauen beispiels weise bei der Zigarettenfabrit Garbaty in Bantow sagen. Hier besteht 85 Proz. der Belegschaft aus Frauen. Doch die Frauen fümmern sich überhaupt nicht um den Volksentscheid. Wichtiger ist gegenwärtig die in der heutigen Zeit gerade märchenhafte Konjunktur in der Tabakindustrie. Seitdem die Reichsregierung wieder den Einzelverkauf von Zigaretten gestattet hat, stieg die Belegschaft plötz­lich von 700 Personen auf 1552. Die ganze Zigarettenarbeiterschaft am Orte fonnte aufgesogen werden, dazu fanden noch viele Berufs­fremde Arbeit. Jeder ist froh, nach zwei Jahren Arbeitslosigkeit wieder Geld zu verdienen.

Jetzt wird bei Garbaty Tag und Nacht in drei Schichten ge­arbeitet, alle Neueingestellten wollen ihre Schulden los werden, die sie während der Zeit ihrer Arbeitslosigkeit gemacht haben. Da fümmert sich niemand um den Bolfsentscheid. Soweit eine Uebersicht vorliegt, dürfte die KPD.  - Zelle bei Garbaty ungefähr 40 Personen start sein, allerdings find die Sympathisieren­den hierbei mitgerechnet. Da sich diese meist aktiven Leute so auf­fällig ruhig zu der Barole ihrer Zentrale verhielten, am 9. August für Hitler und Hugenberg zu stimmen und auch gar keine Propaganda für den Volksentscheid entfalteten, haben die Arbeiter diese Kommu­nisten natürlich angezapft, warum sie denn die Sprache verloren hätten.

Einige erklärten rundweg: Das ist uns doch über die Hufschnur gegangen" und andere sagten, daß sie mit dieser Parole nichts zu tun haben wollten.

Durch den Beschluß ihrer Zentrale sind die Garbaty- Kommunisten in eine unhaltbare Lage geraten, wenn sie für den Bolfsentscheid agi­tieren würden, würde man sie auslachen. Bis jetzt hat sich bei Garbaty noch fein einziger Kommunist gefunden, der trop wiederholter Anzapfungen die neueste Heldentat seiner Zentrale verteidigt hätte!

Bergmann.

Auch bei Bergmann in Rosenthal fann von einer Propaganda der Kommunisten für den Boltsentscheid keine Rede sein. Es ist auf fällig, wie sich die unter kommunistischer Führung stehenden Ab­teilungen vollkommen ausschweigen. Es ist auch unmöglich, mit den Bergman kommunisten eine Diskussion über den Volksentscheid zu erzwingen. So fam ein Arbeiter in das Betriebsratszimmer und erzählte,

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wie sich sein Hauswirt unbändig über die Hilfe der kommu­niffen gefreut hat; jetzt siegen wir, meinte der Hauspafcha. Bei dieser Erzählung stand der kommunistische Arbeiter

ratsvorsit en de dabei und als die Arbeiter ihn nun fragend ansahen, was er denn nun zu der Parole seiner Zentrale sage, nahm er seine Hände und hielt sich damit die Ohren zu! Andere kommunistische Mitglieder des Arbeiterrats haben zu Kollegen glatt­weg erflärt: Wir halten den Beschluß unserer 3en trale für verfehlt." Dann sind sie schweigend abgezogen.

BVG.

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Gleich nachdem der Beschluß der KPD.  - Zentrale heraus war, für Hitler zu stimmen, wurden zwei Bellen- Sigungen der BVG. Zelle einberufen. Die erste tagte am 27. Juli im RGD.- Sekretariat in der Münzstraße 24. Es waren 40 Mann anwesend, ein gewisser Obst referierte. Er hielt eine Brandrede, daß der legte Mann für den Bolksentscheid mobilisiert werden müsse, es gälte, den größten Feind der Arbeiterklasse zu schlagen. Danach wurden Anweisungen

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Volkspartei in Nöten. Die Stellungnahme von Curtius foll fortgelogen werden. Die Nationalliberale Correspondenz", das das Blättchen der sterbenden Deutschen   Volkspartei, wirft uns dreifte Fälschung" vor, weil wir festgestellt haben, daß Außenminister Curtius sich vor der Auslandspresse gegen den Erfolg

Zweckdienliche Behandlung

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Tritt dem Kommuniffen ein paar Zähne aus, aber schlag ihn um Gotteswillen nicht ganz tot, er muß nur erst noch am 9. Auguft zum Volfsentscheid gehen!"

Hundert Menschen ertrunken.

Staudamm geborsten.- Eine Stadt überschwemmt.

London  , 4. August.

Nach Meldungen aus Hankau sind dort Hunderte von Personen ertrunken, als der in der Nähe der Stadt be­findliche Staudamm des Jangtse  - Flusses brach und die Stadt unmittelbar darauf stellenweise mehrere Meter tief unter Wasser gesetzt wurde. Eine genaue Uebersicht über die entstandenen Verluste ist zur Zeit noch nicht möglich, da vor allen Dingen gerade die dicht bewohnten ärmeren Viertel der Stadt von der Ueberschwemmung betroffen wurden.

Wie der Philibert" gehoben wurde. Der letzte Aft der Schiffstragödie von Nantes  .

Paris  , 4. Auguft.( Eigenbericht.) Die Hebung des Wracks des vor der Loire  - Mündung unfergegangenen Dampfers St. Philibert" ist am Montag gelungen.

Bereits am Sonnabend war das Wrack von dem deutschen  Pontondampfer Kraft" von der Unglücksstelle 5 Kilometer in Richtung auf die Küste transportiert und auf eine Felsenbank auf­gefeßt worden. Am Sonntag wurde ein zweiter Pontondampfer ,, Wille" zur Unterstützung herangezogen. Ihm wurde ein Ende der Strahltrossen übergeben, die um den Bug des Schiffes gelegt waren, so daß der gesunkene Dampfer nun zwischen den beiden deutschen  Hebedampfern ruhte. Durch die Entleerung der Waffertanks wurde das Wrack dann am Montag soweit gehoben, daß die Kommando­brücke etwa 1 Meter aus dem Wasser ragte. Der Bugsierdampfer ,, Simson" nahm das Wrack dann ins Schlepptau und brachte es 16 Kilometer bis auf 300 Meter an den Strand heran.

Großfeuer in Heinersdorf  .

1500 Liter Del in Flammen.

In dem Fabrikgebäude der Firma Schmidt in der Rofenbach­ffraße 46-47 in Pankow  - Heinersdorf   brach heute mittag ein Brand aus, der sich in furzer Zeit zu einem Großfeuer entwickelte. Etwa 1500 Lifer Leinöl gaben den Flammen reiche Nahrung. Das Feuer griff vom Oberstock auf den Dachstuhl über. Bei Schluß des Blattes sind noch vier Löschzüge der Berliner Feuerwehr an der Brandstelle tätig. Das Feuer wird aus zahlreichen Schlauchleitungen und Schaumgeneratoren bekämpft.

Der Maler Anton Kerschbaumer   ist gestorben. Er ist 46 Jahre alt geworden. Er war einer der zukunftsreichsten Maler der jün­geren Generation und hat den Kreisen um Erich Heckel   nahe­geftanden.

für die Volksentscheidpropaganda gegeben; der BVG.- Zelle sollte die Aufgabe zufallen, am 9. August alle Mann an die Wahlurne 3u bringen. Am, darauffolgenden Tag, am 28. Juli, fand eine referierte. Auch hier wurden Anweisungen für die Volksentscheids­erneute Zellenfigung in der Eulerstraße 4 statt, auf der Liesegang Propaganda gegeben. Nachdem man so vom Karl- Liebknecht- Haus aus die Zelle bearbeitet hatte, berief diese zwei Versammlungen ein. Eine für den Bahnhof Usedomstraße; hier famen von 800 Be­schäftigten ganze 19 Mann, die zweite für den Bahnhof Bas ruther Straße, hier famen von 200 Beschäftigten 8 Mann, davon waren aber noch 4 Freigewerkschafter, die sich den Eiertanz der RGO. einmal mit ansehen wollten. In der Usedomstraße referierte der kommunistische Stadtverordnete Wisnewski, dessen Phrasen sich die 19 Mann mit anhörten.

des Boltsentscheids ausgesprochen habe. Die NC  ." faselt etwas von einer ,, amtlichen Zurüdweisung" dieser Meldung.

Damit dieser Schwindel sich nicht erst herumspricht, stellen wir nochmals fest, daß Herr Curtius dem Volksentscheid ausdrücklich einen Mißerfolg gewünscht hat. Die dreiste Fälschung" schenten wir dem Blättchen, das die noch vorhandenen Mitglieder der Volkspartei über die lächerliche Rolle hinwegschwindeln soll, die dieser Parteirest bei dem Boltsentscheid der Hitler, Hugenberg und Thälmann   spielt.

Amtliche Propaganda in Werder  ..

Der Magistrat Werder   verschickt an alle Stimmberechtigten die folgende Karte:

,, Sie sind in der Stimmliste zum Voltsentscheid unter vore seitig vermerkter Nummer eingetragen. Sie wollen diese Karte zur Ausübung ihres Stimmrechts mitbringen, um eine schnelle Abwicklung des Wahlgeschäfts zu ermöglichen. Der Magistrat." Selbstverständlich wirkt das als Propaganda für den schwarz­weißroten Volfsentscheid das ist auch die Absicht der reaktionären Stadtverwaltung. Diese Propaganda erfolgt aus öffentlichen Mitteln!

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Neuer Sprechchor

für fommunistische Agitprop. Truppen.

Ber läßt die Fememörder frei? Die Kommunistische Partei  !

Juda verrecke!

Wer macht die Bombenleger frei? Die Kommunistische Partei  ! Tod den Faschisten!

Wer zieht für Hitler in den Streit? Die RP   D. beim Boltsentscheid! Heil Hitler!

Blond hilft!

K. S.

Hugenberg- Presse druckt Artikel eines von ihr Geschmähten.

Vor einiger Zeit konnte der Vorwärts" die Meldung von der beabsichtigten Romreise Brünings als erstes Blatt bringen. Dies benutzte die Hugenberg- Presse zu einer ungewöhnlich infamen Ver­dächtigung. Sie behauptete nämlich, daß der als Sekretär an das Historische Institut zu Rom   gesandte Oberregierungsrat Dr. Wer­wesen ist, unter Bruch amtlicher Diskretion dem Borwärts" diefe ner Peiser, der früher einmal Redakteur am Vorwärts" ge­wesen ist, unter Bruch amtlicher Diskretion dem Vorwärts" diese Nachricht übermittelt habe. Die Hugenberg- Korrespondenz, die diese Lügenmeldung an die deutsche Presse verhöferte, log noch einiges Weitere dazu, um die Verleumdung glaubhafter zu machen. Sie

schrieb:

Dr. Beiser ist zwar fein Historifer, er ist auch sonst wissen­schaftlich ohne Ruf und ohne Belang, er steht aber in enger persönlicher Beziehung zu den einflußreichsten Expo­nenten der Sozialdemokratie in Preußen. Der Berdacht liegt nahe, daß Dr. Peiser auf Staatsfosten nur deshalb nach Rom  gesandt wurde, um der Sozialdemokratie einen zuverlässi= gen Gewährsmann und Berichterstatter in Italien  zu sichern.(!) Interessant ist auch, daß Dr. Peiser in Rom  blonde Haare trägt, während ihn in der Reichshauptstadt jedermann nur als ichwarzgelodten Vorwärts"= Redakteur gekannt hat.

"

Die blonden Haare, deren sich Dr. Peiser allerdings seit seiner Geburt erfreut, scheinen nun doch eine seltsame Wirkung auf Hugen­bergs Blätter ausgeübt zu haben: In der Unterhaltungs­Rundschau des Hugenbergschen ,, Tag" vom 4. August 1931 findet sich nämlich folgender Artikel( der einer wissenschaftlichen Korrespon­denz entnommen sein dürfte) abgedruckt:

War Michelangelo   ein Feigling? Neue Forschungen über die Belagerung von Florenz   im Jahre 1529. Von Dr. Werner Peiser( Rom  ).

Danach scheint man wenigstens im Feuilletonteil Hugen­bergs den Historifer Dr. Peiser nicht für so belanglos" zu halten wie im politischen Teil.

Ruhiger Zahlungsverkehr.

Die Run- Stimmung verflogen.

Die Banken und Sparkassen wurden am Montag weder in Berlin   noch im Reiche bestürmt. In Anbetracht der weiteren Auf­loderung des Zahlungsverkehrs hat eine weitgehende Beruhi= gung in der Bevölkerung Platz gegriffen, die wahrscheinlich weiter­Bahlungsverkehr Platz greifen wird. Aus zahlreichen Groß- und hin anhalten wird, so daß bald wieder ein völlig normaler Kleinstädten wird gemeldet, daß dort am Montag die Einzahlungen die Auszahlungen weit überschritten haben.

Darüber hinaus liegt die Erklärung einer RGD. Ranone vom Bahnhof II in der Müllerstraße vor. Hier erklärte das kom­munistische Betriebsratsmitglied Stiehl:

Ich für meinen Teil billige den Beschluß unserer Zentrale nicht. Uber Parteibeschluß ist Parteibefehl. Allerdings werde ich am 9. August mit meiner Familie ins Grüne fahren!" Wenn das am grünen Holz geschieht, was solls am dürren werden. Nichts regt sich mehr bei der BVG. für den Volksentscheid.

So ist die Stimmung bei den kommunistischen   Ar­beitern! Jezt müssen unsere Genossen in den Betrieben unter den kommunistischen   Arbeitern den zweiten

Mann werben!