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Morgenausgabe Nr. 369
A 166
48. Satirgang
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Bierliner Solksblatt
Sonntag 9. August �93� Groß-Äerlm HZ Pf. Auswärts 20 Pf. Dl« einspalt. Nonpareillezelle 80 Pf. RellamezeU« 6,- RM.Kleine Att- zeigen" da» fettgedruckte Wort 25 Pf. (zulässig zwei fettgedruckte Worte), jede» weitere Wort 12 Pf. Rabatt lt. Tarif. Stellengesuch« das erste Wort lS Pf. jede» weitere Wort 10 Pf. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmartt Zeil  « 60 Pf. Familien» anzeigen Zeile 40 Pf. Anzeigenannahme du Hauptgeschäft Lindenstraße 3. wachen« täglich von 8»/, bis 17 Uhr. Der Derlog behält sich da» Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor!
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«sine summe dem uoiusbelnig!
Die Romreise Brüning-Curtius. Alle Teilnehmer der Besprechungen hochbefriedigt.
Reichskanzler Brüning   führte beim Empfang der reichsdeutfchen Pressevertreter u. a. aus: Viele der früheren Auffassungen über die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen Ländern seien überwunden. Heute wisse man, daß man nicht durch Ab- s ch l i e ß u o g voneinander, sondern nur durch Zusammenarbeit weiterkomme. Der Reichskanzler bestätigte, daß im Verlaufe der Unterredungen auch über wirtschaftliche Einzelfragcn lieber. e i n st i m in u n g erzielt worden sei. Die italienischen und die deutschen   Staatsmänner hätten in der Beurteilung der Voraussicht- lichcn Entwicklung, die eintreten würde, wenn es nicht zur Wieder- Herstellung des allgemeinen Vertrauens käme, übereingestimmt. Was die Abrüstung anbetrifft, so habe man besprochen, wie jeder auf seine Art und Weise zur Abrüstung beitragen könne. Reichsaußeiunilnster Dr. Cnrtius sagte, an Stelle der mechanischen Gleichgewichtsauffassung, die schließlich auf ein gegen- ssitiges Sichmattsctzen hinauskäme, bahne sich allmählich eine organische Ausjassung der Zusammenarbeit an. Der Reichsaußen- minister sprach sich für einen lebendigen europäischen   Organismus aus, der nicht auf mechanischem Gleichgewicht ausgebaut sei, noch Vorherrschaften zulasse, sondern k>as Wohl oller in gleicher Weise fordere. Curtius sprach die Hoffnung aus, daß diese Solidarität nicht auf Europa   beschränkt bleibe, sondern sich auch auf Amerika  erstrecken werde. In einer Erklärung Brünings vor den italienischen Presse- Vertretern sagte er u. a., daß er tiefe Achtung vor dem Chef der italienischen Regierung und eine aufrichtige Bewunderung für ihn seit langer Zeit hege. Es gereiche ihm zur Genug- tuung, festzustellen, daß diese Achtung und Bewunderung noch den Unterredungen von gestern und heute g e st i e g e n sei. * Wie verlautet, hat man sich im Rohmen eines Abkommens über einen größeren gegenseitigen Wirtschaftsaustausch auf ge- wisse Kontingente für die Abnahm« italienischer Südfrüchte gegen entsprechende Mengen deutsches Kohle grundsätzlich geeinigt. Mussolini   rät Deutschland   Selbsthilfe. Rom  . 8. August. Ministerpräsident Mussolini   hielt eine deutsche   Ansprache an reichsdeutsche Pressevertreter. Nach den üblichen Freundlichkeiten über den Besuch Brünings und Curtius' gab er Deutschland   den Rot, sich auf sich selbst und seine eigenen Kräfte zu verlassen. Andere Völker hätten schon noch schlimmere Zeiten überstanden. Die Gegen- wart sei so traurig nur wegen der moralischen Folgen der finan- stellen Erscheinungen und wegen der immer stärker hervortretenden Abhängigkeit von finanziellen Weltströmungen. Dann schmeichelt der Duce dem deutschen   Volk: Die wirtschaft­lichen Kräfte Deutschlands   sind jedoch unversehrt und es ist bekannt, wie groß und real diese sind. Diesen Sröslen müssen noch die hohen moralischen Eigenschaften hinzugefügt werden, welche das deutsche Volt in noch schwie- rigeren Verhältnissen bezeugt hat. und das genügt, um für die nächste Zukunft optimistisch zu sein. Das sei alles auch für das italienische Volk gesagt. Es folgen die bei allen Ministertonferenzeu üblichen Worte von Zusammenarbeit. Nun aber sagte Mussolini  : Der Faschismus will den Frieden und die politische und wirt­schaftliche Ordauog. damit alle Völker mit gemeinschaftlichem Sireben ihre Kräfte dem ersprießlichen werk der Zivilijalion und des Fortschritts widmen können. Die deutscheu Staatsmänner und Mussolini  , lautete der Schluß, seien in der Anerkennung der Notwendigkeit einer Ausammenarbeit zur Erlangung dieser Ziele vollkommen einig, sowie darin, daß chr Möglichstes geschehen müsse, damit der Erfolg der nächsten Ab- rüstungstonferenz, welche eine grundsätzliche Auswirkung zur Wiederherstellung des wahren Friedens auf der Well sei, gesichert werde. Besuch im Vatikan  . Nach«nem Frühstück zu EKren Mussolinis auf der deutschen  Botschaft machten Brüning, Curtius und Botschafter von Schubert chven Ausflug über die Dia Appia in die Albaner Berge. Abends ß Uhr wurden Curtius nach dem für Rsgierungshäupter üblichen Zeremomell im Dattta» empfangen.&t statteten nacheinander zu­
nächst Kardinal, Staatssekretär P a c c l li, einen Besuch ab, wo auch ihnen der Papst ebenfalls getrennt längere private Audienzen ge- währt«, die sehr herstich verlaufen sind. Nach dem Verlassen des Vatikans begaben sich Brüning   und Curtius zuni Abendessen aus die deutsche Botschaft, woran auch Pacclli teilnahm. Heimreise. Reichskanzler Dr. Brüning und Reichsauhenminister Dr. Cur­tius sind um 21 Uhr 10 Minuten mit dem italienischen Regierungs- snnderzug noch Berlin   abgereist. Zum Abschied waren erschienen Außenminister G r a n d i mit vielen Beamten und Botschafter von Schubert mit dem ganzen Botschafterpersonal, außerdem deutsche und ausländische Pressevertreter und Mitglieder der deutschen  Kolonie.
Frankfurter   D-Zug entgleist. Zahl der Verlebten noch unbekannt. Der v-Z«g Frankfurt am Main   Berlin  » der nm 22.22 Uhr auf dem Anhalter Bahnhof   eintreffen sollte, entgleiste nm 21.4S Uhr zwischen Grüna und Jüterbog  . Bisher konnte festgestellt werden, daß bei dem Unfall Menschen nicht ums Leben g e- kommen sind. Die Zahl der Verletzten ist«och nicht bekannt. Ebenso konnte über die Ursache des Zugunfalls noch nichts in Erfahrung gebracht werden.
Was machst«Iii am A 9a
August 1931? Was anderes! Zum Volksentscheid geht nur, wer dazu dumm genug ist. Das bist'du nicht. Wenn ein Werber für den Volksentscheid zu dir kommt, was machst du dann? Du fragst ihn, ob er vom Prinzen Auwi oder von Thälmann   kommt und weist ihn auf jeden Fall hinaus. Wenn du aber wirtschaftlich abhängig bist und mitkommen mußt? Dann gehst du eben mit, machst in der Stimmzelle ein deutliches Kr©U8 Iii dOBt Mein* Und den Ja�KrelS und schiebst ab. Der Stimmzettel sieht dann so aus:
Sollder�reu�NA
Anklage.
Die kommunistische Partei vor dem Gericht der Arbeiterklasse. Wir spielen nicht mit dem Wort Arbeiterverrat wie die Kommunistische Partei  . Eine lärmende und unwahrhastige Agitation hat das Wort gegen uns seit mehr als einem Jahr- zehnt laut hinausgeschrien, am lautesten immer dann, wenn die Sozialdemokratische Partei   in schwerster Situation die Sache der Arbeiterschaft verteidigen mußte. In den schwersten Situationen ist immer die Sozialdemokratische Partei der ein- zige sichere Hort der Arbeitcrsache gewesen, und immer hat sie dabei die Gegnerschaft und das haßerfüllte Geschrei der Kommunisten im Rücken gehabt. So sehr hat die Kommu- nistische Partei das WortArbeiterverrat" mißbraucht zu ver- lcumderischen Zwecken, daß es für ihre Anhänger seine wahre innere Bedeutung verloren hat und zu einem hohlen inhalt- losen Schlagwort in kommunistischem Munde geworden ist. Arbeiterverrat das ist der schlimmste Vorwurf im Munde eines jeden, dem die Sache der Arbeiter am Herzen liegt. Es ist ein Sichaufbäumen des Klasseninstinkts und des Klassenbewußtseins. Arbeiterverrat. das muß wie ein Peitschenhieb treffen, und wehe dem Angeklagten, wenn diese Anklage der Prüfung standhält.- Der Mann, gegen den diese Anklage mit Recht erhoben wird, ist in der großen Bewegung der deutschen   Arbeiterschaft ein verlorener Mann; die Partei, die auf> solche Anklage schweigen muß, ist gerichtet. Wer wie die Kommunisten als falscher Ankläger diesen schärfsten Spruch der inneren Gerichtsbarkeit der Arbeiter- klasse mißbraucht, wer mit ihm spielt und ihn zum hohlen verlogenen Schlagwort herabwürdigt, der hat das Recht ver- wirkt, zu urteilen und zu richten. Die falsche Anklage hält nicht stand vor dem Klasienbewußtsein der Arbeiterschaft, nicht vor dem Spruch der Geschichte! * Wir erheben vor der gesamten deutschen   Arbeiterschaft. vor der Arbeiterklasse der ganzen Welt Anklage gegen die Kommunistische Partei  . Wir klagen sie an des Arbeiterverrats, des Hochverrats an den Lebens- interessen der Arbeiterklasse und ihres Be- freiungskampfes. Wir klagen sie an, daß sie gemeinsame Sache macht mit dem schlimmsten reaktionären Gesindel, mit den Banden des Faschismus.,' Wir klagen sie an, daß sie sich verbündet mit den gegen- revolutionären Generälen des kaiserlichen Deutschland  , mit dem Junkeradel aps Ostelbien, sich verbündet mit den Söhnen Wilhelms IL, die in der deutschen   faschistischen Bewegung wirken, weil sie immer noch Hoffnungen auf die Wiederaus- richtung der Monarchie in Deutschland   haben! Wir klagen sie an des Einverständnisses mit dem schlimmsten Klossenseind, mit dem deutschen   Scharsmachertum, das vom Siege der Reaktion in Preußen die Niederschlagung der Arbeiterbewegung, die Zerstörung alles dessen erhofft, was die Arbeiterschaft unter sozialdemokratischer Führung in jahrzehntelangem Kampf erobert hat. Wir klagen sie an, daß sie die stärkste Stellung, die die deutsche   Arbeiterschaft im Kampfe gegen die Reaktion in Deutschland   noch besitzt, daß sie den festen Hort der Demo- kratie, die preußische Regierung unter der Führung von Otto Braun   und Carl Severing  , im Bunde mit den Feinden der Arbeiterklasse böswillig zerstören will! Wir klagen sie an. daß sie das Klassenbewußtsein der Arbeiter, die ihr nachfolgen, mit Füßen tritt, daß sie ihre Ar- beiter einer geistigen Mißhandlung unterwirst, die diesen Arbeitern ihre beste und schärfste Waffe im Befreiungskampf, den sicheren und untrüglichen Klasseninstinkt rauben muß. Wir klagen sie an vor der Arbeiterklasse der ganzen Welt, vor dem Tribunal der Geschichte! -i- Der Prozeß gegen die Kommunistische Partei   ist im Gange. Was immer auch heute bei dem Volksentscheid der verbündeten Reaktion sich als Ergebnis des kommunistische«