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BERLIN  Montag 10. Augufto 1931

Der Abend

Erscheint täglich außer Sonntags. Sugleich Abendausgabe des Vorwärts". Bezugspreis beide Ausgaben 85 Pf. pro Woche, 3,60 m. pro Monat. Redaktion und Erpedition: Berlin   SW68, Lindenstr. 3 Fernsprecher: Donhoff( A 7) 292-297

Spälausgabe des Vorwärts"

10 Pt.

Nr. 370

B 185 48. Jahrgang

Anzeigenpreis: Die einspaltige Nonpareillezetle

80 Pf., Reklamezeile 5 M. Ermäßigungen nach Tarif. Poftfcheckkonto: Vorwärts- Verlag G. m. b... Berlin   Nr. 37 536. Der Verlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vor!

Der Sieg der Republik  

Bollendete Niederlage des Volksbetrugs.- 16 Millionen Wähler sprechen der republikanischen Preußenregierung ihr Vertrauen aus. Kommunistischer Mord an Polizisten als Rache für die Niederlage

und

Das vorläufige amtliche Ergebnis der Abstimmung zum Volksentscheid zählt bei rund 26,4 Millionen Stimmberechtigten 9 793 603 Ja, 391300 Nein rund 236 000 ungültige Stimmen. Die Abstimmung bedeutet eine vollständige Niederlage der Anti- Preußen- Front.

Berliner   Ergebnis.

Stimmberechtigt.. 3378515

Ja.

Ja...

Nein..

1043 929

33 650

Ungültig..

Die preußischen Minister,

OHO Braun( Soz.) Ministerpräsident

Severing( Soz.) Innenminifter

Grimme( Soz.) linifter für Wissenschaft, Kunft und Volksbildung

Höpker Afchoff( Staatsp.) Finanzminister

18 682

Die Parteien des Volfsentscheids verlieren gegenüber der Gesamtstimmenzahl, die sie bei der Reichstagswahl vom 14. September 1930 auf­gebracht haben, 633 000 Stimmen.

Die Kommunisten hatten am 14. September in Berlin   739 000 Stimmen aufgebracht.

Das ist jetzt anders!

Der Anschlag der verbündeten Verfassungsfeinde auf die Republik   ist gescheitert. Der Volksentscheid der Hugenberg, Hitler und Thälmann   hat noch nicht zehn Millionen Stimmen erzielt. Die Bolksbetrüger wollten nach der Macht greifen.

Sie wollten über Preußen an das Reich, sie wollten die Ein- Dr. Schreiber( Staalsp.) heitsfront für die Wahl eines Reichspräsidenten des Staats­streiches zusammenschweißen.

Das ist jet anders! Die Republik   hat dem Ansturm ihrer Feinde getroßt! Es hat sich erwiesen, daß eine überwiegende Mehrheit des Volkes in der Republik   und ihrer Verfassung die feste Form des staatlichen Lebens erblickt, die nicht erschüttert werden darf. Auf dem Tiefpunkt der Krise, in schwerster Situation angesichts der Zusammenbrüche von Großfonzernen und Großbanken hat eine große Mehrheit des Volkes dennoch die Vernunft be­halten. Die staatsbürgerliche Einsicht der Wählerschaft hat den Sieg davongetragen über die Politiker des Chaos!

Das ist eine schwere Niederlage für den Rechtsradikalis­mus, der sich schon an der Schwelle der Macht glaubte! Bor dem Volksentscheid erließ ugen berg einen Aufruf, in dem er seinen Anhängern zurief:

,, Ein völliger Umschmung in der öffentlichen Meinung ist eingetreten. Mancher hat bisher am Erfolge des Stahlhelm- Boltsbegehrens gezweifelt. Es schien ausge schlossen, die Hälfte der preußischen Stimmberechtigten für irgendeinen Bolfsentscheid auf die Beine zu bringen. Das ist jezt anders."

Mit Hilfe der Kommunisten glaubten sie das Spiel gegen die Republik   zu gewinnen! Sie gebärdeten sich, als sei es schon entschieden, als seien Verfassung und Gesez schon außer Kraft, als habe die Konterrevolution bereits gefiegt.

Aber das ist jetzt wirklich anders! Es ist ein wirklicher Umschmung in der öffentlichen Meinung eingetreten, ein Umschmung gegen die Bolksbetrüger!

Jezt wirft Hugenberg die Schuld an der Niederlage auf

Handelsminifter

Hirlfiefer( Ztr.) Wohlfahrtsminister

Schmidt( Zr.) Justizminister

Steiger( Ztr.) Landwirtschaftsminister

denen am 9. August 1931 durch Volksentscheid das Vertrauen der Wähler 1010 2,68 ausgesprochen wurde

die unzuverlässigen Bundesgenossen, auf die Kommunisten., jetzt können die um Hugenberg wenigstens noch die Stimmen Die vor 14 Tagen seine Hoffnung waren, find nun seine der Kommunisten mitzählen, die mit Ja gestimmt haben. Prügeltnaben. So schreibt der Montag":

" 1

,, Die vielumstrittene Frage, ob die Kommunisten dem Volks­entscheid genützt oder geschadet haben, ist endgültig damit beant­wortet, daß die Kommunistische Partei   der preußischen Regierung den großen Dienst erwiesen hat, den Volksent scheid zum Scheitern gebracht zu haben.

Wenn man die Ergebnisse in Wahlkreisen, in denen die Kom munisten nach den bisherigen Wahlen eine ziemlich geringe An­hängerschaft haben, mit den Ergebnissen von Wahlfreifen vergleicht, in denen die Kommunisten hauptsächlich bei der letzten Reichstags mahl ihre Anhänger gesammelt haben, so ergibt sich für ganz Preußen, daß die Kommunisten dem Volksentscheid außerordentlich geschadet haben."

Dem Bolfsentscheid, den Hugenberg selbst vor dem Ein­schwenken der KPD. in seine Front für aussichtslos hielt, war nicht mehr zu schaden- es war ein hoffnungsloser Fall. Alle Großmäuligkeit der sogenannten nationalen Oppo­fition" fann nicht darüber hinwegtäuschen, daß sie aus eigener Kraft der Republik   nicht gefährlich werden konnte. Darum hat Hugenberg gejubelt: Das ist jetzt anders", als die KPD. fich als Hilfstruppe anbot! Ohne die kommunistische Unter­ftügung wäre die Niederlage noch kläglicher gewesen; denn

Für diesen Dienst erhält jetzt die KPD  . den Fußtritt vom Hause Hugenberg. Vor dem 9. August tourden fie begrüßt wie die Preußen am Abend der Schlacht von Belle- Alliance- aber das ist jetzt anders! Die KPD.   hat den Lohn für ihren Verrat dahin. Sie hat die Niederlage der Volksbetrüger abgeschwächt. Dafür erleidet fie selbst einen katastrophalen Zusammenbruch und obendrein erhält sie den Fußtritt von den Reaktionären, für die sie sich prostituiert hat!

Das Bündnis gegen die Republik   stand auf denkbar un­moralischer Grundlage- um so frachender ist es zusammen­gestürzt! Die um Hugenberg schreien heute nach staatlichen Maßnahmen gegen die Kommunistische Partei  . Das steht denen gut an, die eben erst mit Hilfe der Kommunistischen Partei dem Staat den Garaus machen wollten! Zu den Staatsfeinden gehört nicht nur die KPD., sondern auch die Partei des Herrn Hugenberg! Sie hat sich mit diesem Bünd­nis demestiert, sie ist doppelt unterlegen: in der Ab­Stimmung geschlagen und moralisch gerichtet!

Das ist jetzt alles anders, Herr Hugenberg! Die Republik  steht gefestigt da. Die preußische Staatsregierung fizt fester im Sattel als zuvor, und sie wird sich aller Feinde der Berfassung zu erwehren wissen!