Morgenausgabe
Rr. 375
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48.Jahrgang
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Bolt
Vorwärts
Berliner Bolksblatt
Donnerstag
13. August 1931
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Die einspalt Nonpareillezeile 80 31. Reklamezeile 5,- RM., Kleine An zeigen" das fettgedrudte Wort 25 Pf. zulässig zwei fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 12 Pf. Rabatt It. Tarif. Stellengesuche das erste Wort 15 Pf Jedes weitere Bort 10 Pf. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Arbeitsmarkt Beile 60 Pf. Familien. anzeigen Beile 40 Bf. Anzeigenannahme im Hauptgeschäft Lindenstraße 3, wochen täglich von 8 bis 17 Uhr. Der Berlag behält sich das Recht der Ablehnung nicht genehmer Anzeigen vorl
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Wohin geht der Weg?
Will Brüning Anlehnung nach rechts suchen?
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Seit einigen Tagen wird in mehr oder weniger flaren Andeutungen von Annäherungsabsichten und AnnäherungsNach den Feststellungen des Landesarbeitsamts der| insgesamt 80 885 Wohlfahrtserwerbslose nach Ablauf versuchen zwischen Brüning und Hugenberg geProvinz Brandenburg belief sich die Zahl der in Berlin ihrer Unterstützungsansprüche aus der Arbeitslosenversprochen. Es handelt sich dabei zunächst um das Weitertragen auf Grund des Reichsgesetzes über Arbeitsvermittlung sicherung dem Wohlfahrtsfonds der Stadt Berlin zur von Gerüchten, aber gewisse Anzeichen lassen darauf schließen, und Arbeitslosenversicherung unterstützten Personen am Last fielen, hatte diese Zahl sich bis zum 1. August dieses daß das Gerede doch nicht so ganz müßig ist. 1. August auf 237 166( gegenüber 236 332 am 1. August Jahres, als 166 000 überschritten wurden, reichlich Da ist einmal der übrigens durch den Abgeordneten 1930), von denen 123 698 auf Hauptunterstüßungs verdoppelt. Hergt vermittelte Besuch des deutschnationalen Führers empfänger und 113 468 auf Krisenunterstützte entfallen. bei dem Reichspräsidenten , dem ein Zusammentreffen mit dem Damit ist im Gesamtbestand des Heeres der aus Reichskanzler folgen soll. Da ist weiter der nicht ganz einReichsmitteln unterstützten Arbeitslosen gegenüber dem deutige Satz in der Verfassungsansprache Brünings, nach der gleichen Termin des Vorjahres eine kaum nennenswerte alle aufbaufähigen und eingliederungsbereiten Kräfte" zuErhöhung um 834 Personen eingetreten wohl aber hat sammengefaßt und zur Ueberwindung der Nöte und Gefahren die Zahl der aus städtischen Mitteln unterstützten dieser Tage eingesetzt werden sollen. Da sind ferner einige Wohlfahrtserwerbslosen infolge der langen etwas geheimnisvolle Artikel in der Zentrumspresse, die den Dauer ihrer Arbeitslosigkeit eine ganz bedeutende Reichskanzler rühmen, den Parteien staat über= Vermehrung erfahren. Während am 1. August 1930 wunden zu haben und in denen ebenfalls die Zusammenführung von Kräften, die sich bislang im scharfen Kampfe gegenüberstanden, proflamiert wird. Die Bahn für ein Weiterschreiten auf dem organischen Wege Brünings ist damit frei."
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Noch etwas größer als die Gesamtzahl der unterstütz ten Personen ist die Zahl der Arbeitsuchenden, unter denen sich eine beträchtliche Reihe von Personen, wie Angehörige freier Berufe usw. befinden, die keinerlei Unterstütungsansprüche erheben können. Nach den letzten Ermittelungen belief sich der Bestand der in die Listen der Arbeitsämter eingetragenen Arbeitsuchenden in der Reichshauptstadt am 1. Auguft 1931 auf 466 081.
Britisches Sparprogramm.
Ersparnisse an Kriegsanleihezinsen- nicht an Arbeitslosen!
Condon, 12. Auguft( Eigenbericht.)
Im Auswärtigen Amt ist das Unterkomitee des englischen Kabinetts zusammengetreten, das sich mit den Sparmaßnahmen zu beschäftigen hat. Der frühere Zusammentritt des Komitees und die Unterbrechung der Ferien der teilnehmenden Miniſter bedeutet, daß die Regierung mit Rücksicht auf die im Ausland entstandenen Besorgnisse über die Lage Englands und im besonderen über die Bfundwährung rasche Schritte zum Ausgleich des Staatshaushalts unternehmen wird. Diese Schritte werden feineswegs, mie es der Sparbericht fordert, fast ausschließlich auf Kosten der Arbeitslosenunterstügung erfolgen. Es sprechen Anzeichen dafür, daß man die Bezieher fester Zinseneinnahmen, welche die Hauptnutnießer des Weltpreisfalles find, zu erfassen versuchen wird; es wird von einer Ronvertierung( 3insherabsetzung) der fünfprozentigen Kriegsanleihe von zwei Milliarden Pfund gesprochen. Die Regierung wird mit der Opposition in Fühlung bleiben. Der stellvertretende Führer der Konservativen Partei Neville Cham berlain tehrt deshalb nach London zurück.
Der Parteitag.
London , 12. August.( Eigenbericht.) Am 25. Oktober beginnt die Jahreskonferenz der Labour Party . Ministerpräsident Macdonald und weitere Kabinettsmitclieder werden selbstverständlich anwesend sein.
Es liegen Anträge für Entschließungen vor, die die Ergebnisse der Labour- Regierung, die internationale Abrüstung, das englische Oberhaus und die Nationalisierung wichtiger Industrien zum Gegen stand haben. Eine weitere Entschließung fordert, daß die Labour Barty in Zukunft sich nicht mehr auf die Bildung einer Minderheitsregierung einlassen soll.
Der Gegenbesuch Laval- Briands.
Wahrscheinlich Mitte September.
Neber das Datum des französischen Ministerbesuchs in Berlin ist hier noch nichts Endgültiges beschloffen. Die deutsche Botschaft hat noch nicht die Einladung an die französischen Minister von der Reichsregierung erhalten. Laval hat Paris auf einige Tage verlassen. Es ist möglich, daß der Besuch erst im September erfolgt, damit die Besprechung gründlich vorbereitet werden tann. Der Zweck der Reise ist nicht nur ein einfacher Höflichkeitsbesuch, sondern eine gründliche Aussprache über finanzielle und politische Fragen. Eine oslche Aus sprache tann nur dann fruchtbare Ergebnisse zeitigen, wenn man fich vorher genau über alle zu regelnden Fragen flar ist.
Der franzöfifche Sozialist Auriol ist in Madrid eingetroffen. Er erflärte, daß er lediglich zu seiner Information, nicht zur Beratung des Finanzministers gekommen sei.
Der Generalrat von Catalonien arbeitet ein Projekt zur Schaffung einer Bant für Catalonien aus, die ähnliche Befugnisse wie die Bant von Spanien erhalten soll. Der Streit der Krantenwärter in Barcelona ist beigelegt.
In Asien viel mehr als daheim.
Amfterdam, 12. August.( Eigenbericht.) Die Stärke des Heeres und der Flotte Niederlands wurde dem Generalsekretär des Völkerbundes in einer Denkschrift mitgeteilt. Demnach betrug die Friedensstärke der Landmacht im Jahre 1930 16 293 Mann, davon 1568 Offiziere; Berufspersonal in der Landmacht 1359 Offiziere, 3999 Unteroffiziere aller Dienstgrade und 675 Unteroffiziere der Militärpolizei. In Niederländisch Indien betrug die Friedensstärke der Landmacht 38 669 Mann, davon 1115 Curaçao 202 Mann mit 4 Unteroffizieren gehalten. Offiziere. In Surinam werden 212 Mann mit 11 Offizieren, auf Curaçao 202 Mann mit 4 Unteroffizieren gehalten. Die Friedensstärke der Marine belief fich 1930 auf 8613 Mann, davon 404 Marine. Die Kriegsmarine umfaßt 3 Panzerschiffe, 2 leichte 695 Offiziere. Zu den Luftstreitkräften gehören 809 Mann, wovon Kreuzer und die zugehörigen Torpedobootjäger und Unterseeboote, die Luftstreitmacht 321 Flugzeuge, von denen 116 in NiederländischIndien.
Auf in den
Sportpalast!
Sehr viel deutlicher wird die volksparteiliche Kölni fche Zeitung", die festgestellt haben will, das Zentrum befürchte, daß die Sozialdemokratische Partei im Reich wie in Preußen ihre weitere Mithilfe an der politischen Arbeit mit Forderungen verkaufen wolle, die in erster Linie dem Zentrum selbst unerträglich sein würden. Das Blatt deutet die aus Zentrumsfreisen vorliegenden Aeußerungen. dahin, daß zwar feine Absage an die Sozialdemokratie beabsichtigt sei, wohl aber unter Aufrechterhaltung einer guten Verbindung mit der Sozialdemokratie die Heranziehung auch anderer bisher abseits stehender Kräfte. Es gibt den erwähnten Worten des Reichskanzlers die Auslegung, daß dieser die Absicht habe, die parteipolitischen Grundlagen seines Rabinetts für die von ihm in Aussicht genommene Winterarbeit nach rechts hin auszudehnen.
Es wäre außerordentlich wünschenswert, wenn das Reichskabinett und der Mann, der an seiner Spize steht, sich sehr bald offen über ihre Pläne aussprechen würden. Die Sozialdemokratie hat bei dem Verhältnis, in dem sie zur Reichsregierung steht, nicht das Recht, ihr irgendwelche Vorschriften über die Gestaltung der parteipolitischen Grundlagen ihrer Arbeit zu machen. Aber sie darf auf der anderen Seite verlangen, daß sie Gewißheit darüber erhält, ob Herr Brüning aus dem Ergebnis des preußischen Volksentscheid die Schlußfolgerungen zu ziehen gedenkt, die ihm nachgesagt werden, denn es wäre, gelinde gesagt, schon des Herrn Hugenberg gegen die Preußenregierung am Tage sehr merkwürdig, wenn der haßerfüllte Feldzug nach seinem Fiasko mit der Hinzuziehung eben dieses Herrn Hugenberg zur politischen Mitarbeit im Reich belohnt werden sollte. Einem geschlagenen und fliehenden Feind soll man goldene Brüden bauen; aber dieser strategische Grundsatz kann doch keine Gültigkeit für den Fall besigen, daß das Ziel der Flucht die Beteiligung an der Macht ist.
Gut, die aufbaufähigen und eingliederungsbereiten Kräfte sollen gesammelt werden. Aber besteht zwischen dem Zentrum und den Deutsch nationalen ein Einvernehmen über das Was und Wie des Aufbaues? Es heißt, daß im deutschnationalen Lager die Strömungen wüchsen, die der Bundesgenossenschaft mit den Nationalsozialisten überdrüffig seien. Selbst wenn das richtig ist, so heißt das noch nicht, daß die Aufbauarbeit der Hugenberg- Leute dieselben Ziele verfolgt, um die sich das Kabinett Brüning bisher unter der opfervollen Tolerierung durch die Sozialdemokratie be= müht hat. Die plögliche Belehrung des Saulus Hugenberg zu einem Paulus ist sehr schwer vorstellbar für uns sowohl wie für das Ausland, auf dessen Meinung Deutschland gerade im gegenwärtigen Augenblick, wie Herr Brüning nicht be= streiten wird, einigermaßen angewiesen ist. Welche aus
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Der Volksentscheid ärtige und welche Sozial- und Wirtschafts
In Cordoba wurde eine revolutionäre Berfchwörung auf Otto Wels :
gedeckt. Syndikalisten und Kommunisten beabsichtigten, einen Generalstreik der Bauern ganzer Provinzen hervor= zurufen. In das Komplott sind verschiedene Bürgermeister verwidelt. Die Regierung schloß die syndikalistischen Zentren in der Proving und ließ die Rädelsführer verhaften.
politik glaubt die Reichsregierung in Gemeinschaft mit den Deutschnationalen treiben zu können?
Um noch einmal die ,, Kölnische Zeitung " zu Wort tommen zu lassen, so erfährt dieses Blatt ,, von sonst gut unterrichteter Seite" allerlei über die Wirtschaftspläne des
Gebt uns die Macht! Rabinets. Da ist von scharfen Sparmaßnahmen
und dem Abbau der öffentlichen Aufgaben die