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Schildbürger am Werk

Spandau   soll wieder ein Kaiserdenkmal erhalten!

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schluß der Spandauer   Bezirksverordneten, das Denkmal zu ver zur pfleglichen Behandlung überlassen würde. Also von dem Be: treiben die Spandauer   Rechtskreise die 23 ieder aufstellung schrotten, war nirgends mehr die Rede, denn der Herr Provinzial­

Spandau ist in nicht geringe Aufregung geraten. Unter Vor­antritt des einstigen Spandauer   Oberbürgermeisters Koelke be­cines alten Kaiser- Friedrich- Denkmals. Selbst­verständlich setzt sich die republikanische Bevölkerung Spandaus geharnischt gegen einen solchen Schildbürgerstreich zur Wehr.

Der Kampf um das Denkmal befindet sich gegenwärtig im Stadium des Stellungstrieges. Auf der einen Seite die Spandauer  Bezirksverordneten, auf der anderen Seite der Herr Provinzial fonservator der Stadtgemeinde Berlin   und inmitten fampf­umtoft das Spandauer   Bezirksamt. Der belustigende Fall, der allerdings auch einen ernsten politischen Hintergrund hat, hat folgende Geschichte:

In der Riffe.

Im Jahre 1926 baute sich Spandau   eine neue Charlotten: brücke. Dabei war das Denkmal im Wege, es wurde deshalb abgebrochen und zuerst in einer Ecke des Rathaushofes, später auf einem städtischen Lagerplay in Risten verpackt aufbewahrt. Kein Mensch kümmerte sich mehr um das Ding, zumal auch die Span­ dauer   deutschnationale Bezirksverordnete, das Fräulein Tietze, dieses Denkmal nur als schlechte Duzendware bezeichnet hatte. So beschloß im Oktober 1929 die Bezirksverordnetenversammlung von Spandau  , das Denkmal zu verschrotten und den Erlös für Wohl fahrtszwecke zur Verfügung zu stellen. Ein durchaus vernünftiger Beschluß.

Nun ist aber in Spandau   auch noch das Bezirksamt da. Dem war anscheinend bei dem Beschluß der Spandauer   Stadtväter nicht ganz wohl; das Bezirksamt wandte sich vielmehr an den Magistrat. Und der Magistrat schrieb dem Spandauer   Bezirksamt zurück, er wolle sich da nicht einmischen, was die Spandauer   mit dem alten Denkmal machten, sei ihre eigene Sache. Man möge aber ein Auge zudrücken und die vier am Sockel des Denkmals befindlichen Reliefs dem Heimatmuseum   in Spandau   überweisen. Außerdem habe er, der Magistrat, dem Herrn Oberpräsidenten über den Fall Bericht erstattet.

Das Urteil des Salomo  .

Das hätte der Magistrat nicht machen sollen, denn der Herr Oberpräsident bemühte jetzt den Herrn Provinzial tonjervator der Stadtgemeinde Berlin  . Das ist ein würdiger Brofessor, vor Zeiten Direktor des Märkischen Museums   in Berlin  . Dieser Herr Provinzialfonservator fonnte sich nun auch nicht dazu entschließen, das Denkmal etwa als ein Kunstwert anzuerkennen, aber die Reliefs, die besäßen einen geschichtlichen und fünstlerischen Wert. Und diese wieder dürfe man nicht gesondert in das Heimat­museum stopfen. Von diesem salomonischen Gutachten machte der Herr Oberpräsident im April 1931 dem Magistrat Mitteilung und fügte hinzu, daß er nichts dagegen hätte, wenn man das Denkmal im Schützenhof aufstellen und der Spandauer Schüßengilde

Der Nazi- Sturm 33.

Nun haben wir euch, ihr verfluchten Hunde!"

Die Frau als Mann.

46 jährige Frau lebte in der Rolle ihres Mannes. Mainz  , 15. August. 1

Die Polizei deckte einen Fall auf, in dem eine Frau seit dem Jahre 1919, als Mannverkleidet, schwerste Arbeit verrichtete.. Diese jetzt 46 Jahre alte Frau fam 1919 aus Baden nach Mainz  . Da fie als Frau teine Arbeit fand, entschloß sie sich, sich als mann

auszugeben. Dabei benuhte sie die Papiere ihres von ihr ge­

trennt lebenden Mannes.

Sie fand zunächst Anstellung im Automobilpart eines franzö

konservator hatte Anstoß genommen. Dazwischen saßen die Herren vom Spandauer   Bezirksamt, die nicht nach rechts und nicht nach links schauten, sondern immer nur geradeaus auf das grüne Grassischen Truppenteils   und danach auf einem Bauplah. Später wurde des städtischen Lagerplatzes, ob es denn nicht bald so lang gewachsen schaft und ist jetzt seit sieben Jahren Nachtwächter auf verant sie Wachtmeister bei der Wach- und Schließgesell wäre, um endlich die Alteisenkisten zu verdecken.

Die Schützengilde rückt an.

Dann kamen die Tage des Volksentscheids. Da erfuhren die Spandauer  , daß ihr früherer Oberbürgermeister, der Herr Geheim­rat Roelge, beantragt habe, das Denkmal im Spandauer  Schützenhaus aufzustellen. Aber nicht etwa auf Kosten des Herrn Bezirksamts. Dazu kam, daß die Stadt Spandau   ihren Lager­Koelze oder auf Kosten der Schützengilde, sondern auf Kosten des plat nicht mehr benötigte und ihn an eine Privatfirma ver­Pachtet hatte. Der neue Bächter verlangte natürlich Fortschaffung des Denkmals, was sollte er auch mit den Kisten anfangen.

Je weniger Gras über das Denkmal wuchs, desto mehr wuchsen den Herren vom Spandauer   Bezirksamt die grauen Haare. Wie mag das nur noch enden, dachten die Herren wohl, nahmen einen 3000 Mart fosten würde. Jetzt schlug man sich im Spandauer  Bleistift und berechneten, daß der Abtransport nicht weniger als Bezirksamt an die Brust und verlautbarte amtlich, es war sofort Beit eine solche Summe für einen solchen Zweck nicht verausgabt allen beteiligten Verwaltungsstellen ohne weiteres klar, daß in dieser werden könne". Wenn die Schützengilde aber das Denkmal gern haben will, dann möge sie von Ruhleben bis Hakenfelde   eine Kollekte veranstalten, um die mehreren tausend Mark aufzubringen.

Der Tanz der Paragraphen.

Nun war noch die Rechtslage da. Herr Koeltze, der Mitstifter und Vorsitzende des Denkmalsausschusses, stöberte das Bürgerliche Gesetzbuch durch und fand den§ 525. Der gibt ihm angeblich recht. Und der Herr Oberpräsident fand den§ 50 3iffer 2 der Städte­ordnung in Verbindung mit dem§ 16 Absatz 1 des Zuständigkeits­gesetzes. Hiernach ist zu einer Veräußerung oder wesentlichen Ber­gesetzes. Hiernach ist zu einer Veräußerung oder wesentlichen Ber: änderung von Sachen, welche einen besonderen wissenschaftlichen, änderung von Sachen, welche einen besonderen wissenschaftlichen, historischen oder Kunstwert haben, die Genehmigung der staatlichen Aufsichtsbehörde erforderlich. Da taucht der Herr Provinzialfonservator wieder auf, und der hat gesagt, es wird nichts verschrottet. Denn da wäre die Sache mit den Reliefs.

Jetzt will sich das Bezirksamt noch einmal an die Bezirksver­sammlung wenden. Aber aller Voraussicht nach wird die Bezirks versammlung mit Recht auf ihrem Schein bestehen bleiben. Bis versammlung mit Recht auf ihrem Schein bestehen bleiben. Bis dahin muß der Kaiser Friedrich in seiner Riste bleiben. Oder die Spandauer   Schildbürger leiten inzwischen ein Volksbegehren ein.

Brüder Riemenschneider, die mit den ganzen Vorfällen nichts zu tun hatten, sahen sich beim Nachhaufegehen von einer Geburtstags­feier plötzlich einem Trupp Nazis gegenüber, der sie, wie der Zeuge Robert Riemenschneider erzählt, unter den Rufen ,, Nun haben wir euch ja endlich, ihr verfluchten Hunde!" überfiel. Nicht nur, daß Im Prozeß gegen den nationalsozialistischen die Meute, die von Hahn immer wieder zu Gewalttätigkeiten auf Bandenkrupp vom Sturm 33, der zur Zeit vor dem gestachelt wurde, die Brüder schwer mißhandelte und niederschlug, gestachelt wurde, die Brüder schwer mißhandelte und niederschlug, Schwurgericht in Berlin- Moabit   verhandelt wird, ist sie griff auch zum Messer. Wie der Zeuge angibt, stürzten sich die mit der Bernehmung der überfallenen Brüder Riemen- Angeklagten Becker, Friede und Neubert auf ihn, wobei Neubert schneider, von ein Messer zog und wild auf ihn einstach. Später, als Hahn das Kommando SA. drauf!" gegeben hatte, erhielt der Ueberfallene sozialistischen Rowdys zum lebenslänglichen Krüppel gestochen noch mehrere Messerstiche, von denen einer mit voller Wucht ins wurde, bereits eine gewisse klärung erreicht.

denen der eine durch die national­

Es ergibt sich, daß der Ueberfall nicht nur planmäßig in szeniert, sondern auch mit beispielloser Rohheit und Feigheit durchgeführt wurde. Die Nazis bekamen von ihrem berüchtigten Sturmführer Hahn den Auftrag, sich zu rächen" und legten sich dieserhalb auf die Lauer, um Gegner, abzufangen". Die

WENN DER

5]

DERKURS FALLT

ROMAN

VON

Fily Chernet

,, Warum haft du gerade jetzt spekuliert?"

" Ja", James dehnt unnatürlich das kurze Wort. ,, Kurs und Angebot waren günstig, außerordentlich günstig."

,, Aber man steigt nicht mit dem ganzen Geld in ein Ge­schäft ein, wenn man fein Spetulant ist", schneidet Manfred unliebenswürdig in die Rede. Es können doch bei deinem Getreide Rückschläge kommen. Im Getreidehandel sind Rück­schläge augenblicklich an der Tagesordnung."

James tritt ganz dicht an den Schwager heran, den er noch überragt. ,, Alles oder nichts, sagt Ibsen  . Will ich etwas erreichen, muß ich auch viel wagen.

Manfred streckt sich auf der Chaiselongue, während James seine Promenaden wieder aufgenommen hat und an der Zi­garre nuckelt. Eine Weile herrscht Schweigen.

,, Was fehlt Fränze? Ist sie frant? Heute abend, als du dort warst, sah sie erbärmlich aus." Manfred liebt seine Schwester. Ihr habt mir nie etwas von einer Krankheit oder cinem Leiden geschrieben."

James bleibt stehen. Er beißt sich auf die Lippen. ,, Bor sieben Jahren hat Fränze eine schwere Unterleibs­operation durchmachen müssen, furz nachdem wir uns in Berlin   getroffen hatten. Tubalgravidität! Seitdem braucht sie Schonung."

Manfred verschränkt die Hände unter dem Kopf und starrt an die Decke. Lange, sehr lange.

,, Und jetzt soll Harry dein Nachfolger werden?" Ja." James spricht plötzlich heiser. Wer denn sonst? Er ist übrigens sehr tüchtig, fast genial in manchen Geschäften. Aber der Junge trinkt zu viel, treibt sich zu viel herum, ist durch und durch frant."

Ich werde schlafen gehen, der Tannhäuser hat mich an­gestrengi." Die Schwager schütteln sich die Hand. An Manfred ist allerdings feine Ermüdung zu merfen.

James betritt leise auf Behenspigen das Schlafzimmer,

"

Rückenmark traf.

Der Schwergetroffene schwebte wochenlang in Lebensgefahr und ist jetzt hochprozentig erwerbs unfähig. Er bewegt sich mühsam an Krücken.

Sehr bezeichnend sind die Bekundungen der früheren Freun­dinnen der Angeklagten. Wie sie feststellen, haben die Angeklagten ihnen ohne eine Spur von Reue erzählt, daß sie in der Sylvester nacht einen fertiggemacht" hätten.

aber Fränze ist noch wach. Die Schmerzen haben nachgelassen, gleich als sie sich hinlegte. Es ging diesmal ohne Morphium. Auf dem Bettrand fizt James und streichelt Fränzes braunes, frauses Haar.

Ich habe keine Lust, mein ganzes Leben lang so ein sagen wir gutfituierter, eventuell wohlhabender, vielleicht so= gar reicher Kaufmann zu bleiben und ständig um die Getreide­preise zu zittern. Schön, in den Augen der alteingesessenen Kaufmannschaft gilt das etwas, und es ist id auch ganz an­genehm, aber man sigt im Grunde tot da!"

James ist jetzt im Fluß. Er rechnet gar nicht damit, ob Fränze zuhört. Er hält einen Monolog und will letzte Ord­nung in seine Gedanken bringen. Er will es laut und deut­lich von sich selbst hören, warum er Attien kauft. Er will wissen, warum er in Effekten spekuliert.

,, Man muß spekulieren, hörst du!" Er überwindet die Scheu, diesen Ausdruck auf sich selbst anzuwenden.

,, Wenn ich es tue, spekuliere ich nicht aus unstillbarem Drang, mich in gefährliche Geschäfte einzulassen, oder aus Leidenschaft oder aus solchen Beweggründen. Diese Existenzen, die sich auf der Berg- und Talbahn der Kursschwankungen wohl fühlen, sind mir tief unsympathisch. Mich macht schon das Schwanken des Getreidepreises nervös. Ordnung und Stabilität müffen herrschen."

Fränze nickt. Sie ist etwas verwirrt und ein bißchen stolz auf das entgegengebrachte Vertrauen. James pflegt seine geschäftlichen Transaktionen sonst, mit anderen zu be­sprechen.

Aber als Mittel zum 3wed, sozusagen als einmalige Multiplikation des Vermögens, ist die Spekulation das Ge­gebene. Anders geht es nicht! Wenn es anders ginge, würde ich nicht spekulieren. Doch", er macht eine Pause, um von nun an in Spekulationsfieber zu rasen, dazu bin ich nicht der Mann. Das fann ich wirklich mit bestem Gewissen behaupten. Im Gegenteil. Es ist mir schon mieß vor diesem Geschäft. Aber was ist zu machen. Ich muß in den jauren Apfel beißen. Der Marg würde schön grinsen: saurer Apfel, bei der Kon junttur! Uebrigens müssen mir Marg mit seiner Tochter noch zu morgen abend einladen."

Ich habe nichts dagegen, aber sage mal, James, fommen wir nicht gut mit unserem Gelde aus?" Fränze weiß wenig von geschäftlichen Manipulationen. Die Grumachers sind eine Gelehrtenfamilie, die einen alten Namen trägt, aber bis zur

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wortungsvollem Posten bei den Erdalwerken. Von allen Dienst­stellen wurde sie wegen ihrer Tüchtigkeit gelobt und als gewissen­hafter Arbeiter bezeichnet. Auch im Krankenhause, in das sie vor emiger Zeit eingeliefert wurde, merkte man nicht, daß es sich um eine Frau handelte. Die Sache wurde erst dadurch bekannt, daß die Behörde plöglich auf zwei gleich lautende Invalidena tarten, ausgestellt auf den Namen thres Mannes stieß, als dieser Rentenansprüche erhob. Die Erdalwerke haben sich bereit erklärt, die Frau sofort wieder in ihren Betrieb aufzunehmen, wenn sie die Männerkleidung, die sie jetzt noch trägt, ablegt. Weiter wird be­tannt, daß die Frau seit Jahren mit ihrer Freundin zusammenlebt. Beide hätten sich als Ehepaar ausgegeben. Für zwei Kinder, die die Freundin gebar, trat sie als Vater auf, um die Freundin vor Weiterungen zu schützen.

Brandstiftung aus Rache.

Ein entlaffener Inspektor überführt und verhaftet.

Im Kreise Pyrih wurden mehrmals hintereinander auf Guts­besitzungen Brände festgestellt, die ohne Zweifel auf vorsätzliche waren. Es brannten Brandstiftungen zurückzuführen Scheunen mit Getreide- und Futtervorräten nieder, Stallungen und andere Wirtschaftsgebäude.

Gute tätiger Inspektor Frizz Kühnt, der aus Bendum im Kreise

Bei den Ermittelungen stellte sich heraus, daß nur ein auf dem

Random stammt, für die Brandstiftungen als Täter in Betracht tommen konnte. Dem Inspektor war sein Bosten gekündigt worden, und aus Rache dafür legte er die Brände an. Bei der Nachprüfung feines Vorlebens hat sich nun ergeben, daß an allen Orten, an denen Ruhnt seit 1925 in Stellung war, vor und nach seinem Aufenthalt niemals nennenswerte Feuersbrünste vorgekommen sind, daß aber während seines Verweilens immer wieder Scheunen, Stallungen und Lagerräume ausbrannten. Bereits mit 13 Jahren stand K. ſtart im Verdacht, in seinem Heimatort Pentum aus Rache ein Gebäude angezündet zu haben.

Wirtschaft bei Brüssow   in der Udermart angestellt. Hier famen Vom Februar 1927 bis zum Oftober 1928 war R. auf einer während seines Aufenthaltes wiederholt größe Brände aus. In diesem Falle spielte auch die Eifersucht eine Rolle. K. hatte sich um ein Mädchen bemüht, das aber seine Zuneigung einem anderen schenkte. Der Verschmähte nahm Rache und legte Feuer. Am ärgsten hat er es jedoch in seiner letzten Stellung in Blanken­fee im Kreise Pyrig getrieben. Dem Oberinspektor, den er nicht leiden tonnie, beschmierte er wie ein nichtsnuhiger Junge des Nachts die Fensterscheiben mit allerlei Unrat und zerschnitt in seiner Rach­sucht im Pferdestall 11 nagelneue Geschirre, um dem Berhaßten ergernis zu bereiten. Er hat sich auch nicht gescheut, auf einen mißliebigen Vorgesezten durch ein offenes Fenster zu schießen. Auf einer seiner Arbeitsstellen brannte eines Nachts ein großer neus gebauter Getreidespeicher bis auf den Grund nieder. Später stellte sich heraus, daß K. große Mengen Getreide hintenherum verkauft und das Geld eingesteckt hatte. Da er befürchten mußte, daß diese Schiebungen ans Licht kommen würden, legte er Feuer an den Speicher. Wegen Betruges ist er einmal zu 5 Monaten Ge­fängnis verurteilt worden, hat aber damals Bewährungsfrist er­halten. Der Schaden, den dieser Brandstifter angerichtet hat, mird auf etwa 1% Millionen geschätzt. R. ist verhaftet und als Untersuchungsgefangener nach Stargard   gebracht worden. Er bestreitet alles und sucht andere als Täter hinzustellen. Soweit fich überblicken läßt, hat Kuhnt aus Rachsucht und frankhafter Neigung die Brände gelegt.

Ehe Fränzens und dem Siegeszug Manfreds nicht auf Rosen gebettet war. Begriffe wie Spekulation und Konjunktur sind für Fränze noch immer Worte ohne Inhalt. Sie empfindet rein instinktiv Furcht vor ihnen, die Ahnung kommenden Unheils.

,, Das steht auf einem anderen Blatt!" James ärgert sich über Fränzens naive Frage und über sich selbst. Es lohnt sich nicht, Fränze von Geschäften zu erzählen. Sie wird nie ver­stehen, was er will. Sie begreift nicht. Bilma   ist anders.

Fränze sieht die Falten über der Nasenwurzel. Sie schmiegt sich an ihn.

,, Du hast recht. Kauf doch die Aktien!" Damit wischt sie jede Verärgerung fort.

James hält Fränzes schmales, fleines Geficht in feiner großen Hand.

,, Gute Nacht!" sagt er.

Fränze rutscht artig unter die Decke.

**

Harry liegt auf dem Fahrdamm. Kein Glied fann er rühren. Jezt fommt die Straßenbahn. Immer näher und näher. Er sieht deutlich die scharfen Räder, die sich in seine Brust mahlen wollen.

Er fühlt einen furchtbaren Druck über dem Herzen. Er will schreien, aufbrüllen, aber eine zähe Masse sitzt ihm im Hals und erstickt jeden Laut.

Gurgelnd fährt er hoch.

In das Zimmer fallen ein paar verlorene Sonnenstrahlen. Sie umtanzen die auf dem Fußboden verstreuten, nachts acht­los hingeworfenen Kleidungsstücke und sammeln sich in dem dunklen Glas einer halb gefüllten Rognafflasche.

Harry schiebt sich mit großer Anstrengung aus dem Bett. Schweiß steht ihm auf der Stirn. Tränen steigen in die Augen, und die Beden blähen sich zum Berplatzen.

Endlich hat er die Waschschüssel erreicht. Auch der fürzeste Beg fann sich ohne absehbares Ende erstreden. Harry erbricht fich, mindet sich hin und her. Brust und Unterleib zerreißen widerliche Stiche.

Mein Gott, hilf mir!" stöhnt er in den Bausen hernor. Nach einer Biertelstunde schleicht eine gebeugte Gestalt zum Nachttisch. Jeden Schritt muß eine starte Willenskraft dem völlig erschöpften Körper abringen. Die zitternden Finger brauchen Minuten, um den Korten aus der Kognafflasche zu entfernen. Beide Hände verkrampfen sich um das Glas und führen es tastend zum Mund. Fortsetzung folgt.)