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Ein Zirkuswagen steht auf der Backbordseite des Schisfes und schaukelt in die tropisckien Gewässer ein. Einhundertzwanzig lebende Krokodile reisen als Barietenummer wieder in ihre Heimat zurück. Und schon hinterm Wendekreis des Krebses ahnen sie den Aequator. Aus den verhängten Bassins schlagen ihre Schwänze gegen die Blechwände. Fauchen wird hörbar. und über Nacht biß ein Tier dem anderen einen Borderfuß ab. In der steigenden Wärme werden sie erregt und bissig, bei Kälte fallen sie in Schlaf und Phlegma zurück. Bei Kapitän Wall, dem Vater und Erzieher dieser Tillergirls, erzeugt die Hitze ihre Wirkung in verkehrter Richtung. Bäche und Flüsse rinnen ihm wie auf Landkarten über die fleischigen Hügel seines Gesichts. Seine Heimat ist nicht Amazonas und La Plata . Wo die Berliner Weiße mit Himbeer fließt, da liegen die Gestade seines Wohlbefindens. Aber da Deutschland die ausländischen Artisten bevorzugt, schwitzt er und ein Dutzend Kollegen nach Buenos Aires hinüber, wo noch Sinn und Geld für ehrliche Artistenarbeit zu finden ist. Nom Achterdeck her dringt jubelndes Bellen. Und während im Ozean Serien von fliegenden Fischen über die Wellen glänzen, führt die Direktion des Wiener Hundethcaters ihre Rassen übers Prome- nadendeck. Weiße Pudel sehen zum erstenmal im Leben den großen Atlantik und haben bis zur nächsten Vorstellung noch nie so weiten Weg zurücklegen müssen. Und daß diese Straße wochenlang schaukelt, wird in ihren dressierten Köpfen zum unerhörten Erlebnis., Meine Tischnachborin ist Dänemarks beste Drahtseilkünstlerin. Wir sprechen vom Prinzen Hamlet, von ihrem Fahrrad am Hochseil, über Rinderroulode mit Schwenkkartoffeln und Seiltanzen ohne Schutznctz. Ihr Lehrer, Meister und Partner sitzt gegenüber, ist mit Spreewasser getauft und spricht den Dialekt der deutschen Reichs» Hauptstadt mit solcher Plastik und Hingabe, haß ich die Cap Verdischen Inseln für den Alexandsrplatz ansehe. Während draußen ein Walfisch vorbeizieht, eine Fontäne gegen den Himmel springt, erzählt Meister Wichmann wie sie von den Bauern die Pferde mieteten, um den grünen Wagen von einem Dorfe zum ondsren zu schleppen. Und überm Marktplatz tanzte er auf dem Seil, das von Dachluke zu Dachluke gespannt war. Jetzt ober fährt er nach. Argentinien , in der Avenida de Mayo künden überlebensgroße Plakate das baldige Auftreten an er hat mit seiner Partnerin Hansen die Welt erobert. Deutsche Artisten funkeln alsSterne" am Varietähimmel Südamerikas . Im Rauchsalon des Dritteklassedampfers tarockt das Marionetten- theoter. Kasperl Larifari knallt den Eichelkönig auf die Tischplatte, Saladin mit der Wunderlampe flucht in seine Trumpslosigkeit, und im Gepäckraum schlafen die Puppen; die Drähte ruhen aus, und die Märchen dampfen und träumen einer Welt entgegen, die ohne ge- zogen« Puppen märchenhaft in die Welt eingesetzt ist. Di« brasilianische Küste kommt in Sicht. Und das schwimmende Variete wittert den Geruch von Leim- färb«, hört das leise Stimmen der Musikinstrumente und verspürt den Wind, der von aufziehenden Theatervorhängen wie Flügelschläge über die Bühnen zieht... Unruhe und Geflatter geht im Schiff um. Und es sieht aus als wäre von der Mündung des Amazonas her ein knallbunter Papageienschwarm aufgebrochen und hätte sich überm Dampfer niedergelassen.

Kapitän Wall füttert seine Krokodile, gibt dabei ein« Gratis» Vorstellung, erklärt die ersten Dressuren.... Damals in Florida auf der Rutschbahn, dann ,T>er Ringkampf unter Wasser Das Publi­kum folgt erregt dem Kampf zwischen Leben und Tod"... Hundert Sekunden unter Wasser... Die Tiere sind dumm und gefräßig... Der Schifssarzt hält«in Junges im Arm und streichelt e» wie einen Angorakater. Der Lustartist will mir noch kurz die Anfangsgründe de» Seil- tonzes beibringen. Je höher desto sicherer. Aber jeder Windstoß am Hochseil wird gefährlich. Und von der Kommandobrücke au» wird die Allerheiligenbucht sichtbar. Warme » Wasser ist gefährlich..." schreit der Krokodilmensch dazwischen und schleudert das Roßfleifch in roten Fahnen ins Bassin. ..... und im Sturz würde man schon bewußtlos... das Auf- fallen wird kaum mehr erlebt" erklärt mir der Seiltänzer die Todes­stürze. ..... am Hachfeil mache ich das Gefährlichste auch ohne Netz. Aber fliegen oder Achterbahnfohre» getraue ich mich nicht..." hat der Artist kaum geendet, als mir ein freundlicher Sachse seine Bade- hose unter die Nase hält. Er ist Artist des Erlebens und stammt aus Dresden . Lebt als Pensionist und fährt bis noch Santo? nur um zu baden. Ob er nicht doch besser einen Badeanzug hätte mitnehmen sollen, sind seine einzigen tropischen Bedenken. Mit wenig Erspar- nissen versucht der Achtundsechzigjährige viel zu erleben.Wenn ich mal älter bin, dann mach' ich gen Ceylon, da soll es auch'nen schönen Badestrand geben..." Nun wird er vorerst in Santos an der Praia Jose Menino barfuß lausen, Sonnenbäder nehmen und wenn die Badehose reißt, hat er eine Rcserveschnur bei sich. Stund- lich mißt er die Temperaturen des Wassers, schreibt sie ins Notizbuch und darüber in der Heimat Vorträge. Er ist Artist des Lebens, tanzt auf dessen Außenseiten Seil, und sein Lebensabend ist nicht die schlechteste Varietänummer, die auf diesem Schiff nach Südamerika zieht. Ohne Zukunftsangst erwarten die Artisten das Land. Ihre Reise ist bezahlt, die Rückfahrt gesichert, und die Gagen sind gut bürgerlich. Die deutschen Auswanderer an Bord sehen keine Helle im Süden. Als ungelernte Arbeiterdrüben" anzukommen, bedeutet Eingang in die wahrhaftige Trostlosigkeit. Ihr Schicksal ist schwarz und dumpf. wie der große Wald dieses Landes. Nur Techniker, gelernte Hand- werker, Industriearbeiter und Ingenieure können es wagen, ohne Rückfahrtkarte in die fragwürdigen Möglichkeiten Südamerikas aus- zuwandern... Der komplette Varietäabend an Bord verfällt ins Lampenfieber, wenn der Hafen des Engagements mit grünroten Lichtern blinzelt. Vor der Zollbehörde öffnen sich die Klamottenkoffer wie gähnende Mäuler. Entfesselungsketten, Trikots, Magnesiumpuder, Nickeltrapez. Paillettenkleider für Hunde und Dumme-August-Perücken werden in den Dampf der Tropen gehoben. Der große Atlantik war nichts als eine verlängerte Pause, der fremde Erdteil ist nur zum neuen Engage- ment geworden... Am Horizont ertönt das erst« Klingelzeichen. Ueber Südamerika geht der Vorhang hoch, und au» den Urwäldern rauscht esHals- und Beinbruch". Wohl dem, der vom Lande empfängt, was der nachtsalsche Hafen versprach.

Oda Olberg : Steife durch Spanien im Jahre 1526

Al» Leibarzt des Pfalzgrasen Friedrich hat«in Dr. Johanne» Lange aus Schlesien im Jahre 1S26 die Reife von Neumarkt in der Oberpfalz nach Granada , an da» Hoflager Kaiser Karls V. gemacht. worüber er in tagebuchartigen Aufzeichnungen, berichtet. Ein Jour- nalist ist unser Doktor nicht, zu einem Blick für weite Zusammen- hänge und zu philosophischen Betrachtungen scheint er auch nicht befähigt, aber an totsächlichen Angaben läßt sich der vor einigen Jahrenim Archiv für Kulturgeschichte" veröffentlichten Handschrist doch einiges recht Interessante entnehmen. Ansang März bricht der Pfalzgraf mit ziemlich zahlreichem Troß auf und ist am 27. Mai im Baskenlande. Von ihm sagt Lange, daß es ein unhofflich Volck hat, eine funderlich« Sprocke, welche mit dem welischen Latein, frantzosischen, deusschen und hispanischen nichst gemaynes hat". In Pampalona stößt er aufkayfers kriegsleute, welchen er über XXII. monadts foldts schuldig ist". Kaum aus dem Baskenlande nach Kastilien gelangt, sieht er eine Prozession, die Gott mit schreyender stymbe umb regen, wasser und barmhsrtzigkeit" an- fleht. An mehreren Orten finden die Reisenden Aufnahm« beim Pfarrer, der alles vor ihnen verschließt. In Daldelaguna will ein Edelmann dem Pfalzgrafen oile kinder von einer swartzen Morin" verkaufen. In gantz Hisponia die Reichen und die Edelleut die swartze oerkaufftte moryn und leybaygen haben, vergönnen yderman die sleyschlich zu erkennen, also doch das die frucht des Herren bleyben fyndt, welche er im sibenden und zehcnden jähre, auch Eltter umb XVl. oder XX. ducaten, auch vill teurer verkauffe". Dieselben Edelsten und Besten, die ihre Gäste zur Zucht oer- werdeten, liehen sich aber das Seelenheil des Volkes seh�r am Herzen liegen. Aus Teubleque berichtet unser Gewährsmann, daß fein wirt von wegen der Marranifchen Seeth verbrant was". Maranen nannte man die getauften Juden, die ihrem alten Glauben im geheimen weiter treu blieben. Wer sie unter Eid dieser Treue be- schuldigte, setzte fast immer die Verurteilung durch, ohne Gegenüber- stellung von Kläger und Beklagten. Das Opfer wurde verbrannt, fein Besitztum eingezogen und sein Name auf ein gelbes Tuch g?> schrieben, das in der Kirche aufgehängt wurde. Jede Kirche hätte wenigstens zwanzig, einige aber vierzig und siebzig dieser Tücher. In vielen Dörfern Eastiliens ist der Verkauf von Milch verboten, damit die Kälber länger saugen und stärker werden. Lange meldet weiter, daß es jedem in Spanien freistünde, Wild abzuschießen, was die Bauern niit vergifteten kleinen Pfeilen täten, deren Gift, wenn es auch nur durch eine ganz belanglose Wunde in den Blutkreislaus gelangte, auch dem Menschen in ganz kurzer Zeit tödlich war. Von Granado. das damals feit 34 Iahren von denallerchristlichen Königen" erobert morden war, sagt er, es wäre fast doppelt so groß, wie Nürnberg , und die Einwohner zur Hälft«weiße moren" i Mauren ). Er sieht einem Stiergefecht zu, bei dem sechs Stiere, drei Menschen und ein Pferd um» Leben kommen. Den Moren sei der Besitz von Waffen, außer einem kleinen Brot- und einem Fleischmesser, streng verboten und aller vierzehn Tagen finden des- halb Untersuchungen bei ihnen statt. In Granada findet Lange viel Seidenindustrie, aber die Ware sei nur um weniges oder nichts wohlfeiler als in deusschen Landen. Von der Alhainbra vermerkt unser Reisender nurdie lustige und kunstenreich« bade"(Bader ). D'e maurischen Frauen, die ihren Schleier und ihre Tracht ablegen

«ollen, müssen für dies« Fre'chett jährlich«inen Dukaten bezahlen: versäumen tue Mauren aber den christlichen Sonn tag sgottesdienst, so büßen sie dafür mit einem Real. Am 6. Juli wird die Rückreise angetreten, mit Freuden, wie unser Autor bemerkt. Ueber Toledo erfahren wir, daß der dortige Erzbischof 80 000 Dukaten jährliches Einkommen hat, weiter 10000 für die Erhaltung der Kathedrale. Erst im Baskenlande stößt man wieder auf dicht bevölkertes Land. Im Umkreis einer Meile von Victoria lagen 60 Dörfer; von hier werden Kafttlien und die Vre- tagne mit Eisen versorgt. Auch Getreide wird auf dem Seewege ausgeführt. Dort hat die Wirssnden Marscholk für einen Juden gehalten und geschollten, derhalben sie auch in anderthaiben Stund« uns kain brot wollte verkauften". Immer wieder hebt er hervor, daß in diesen baskischen TälernOpffel uberslußlich vil wachssent", daß es schöne Weibsbilder giebt und daß die Jungfrauen die Haare kurz geschoren tragen. Zu einer zusammenfassenden Betrachtung rafft sich unser Arzt erst auf, als er wieder an der französischen Grenze ist und sich berufen fühlt, etwaigen Nachfolgern Reiseratschläge zu geben. Erstens also, wie man heute sagen würde, die Paßformalitäten. Dem Reffendenist von notten, das er auß und«in zu reytten sicher gelayte habe des Königs von franckreich, sonst wirt er an frontirn oder Grentzen gefencklich aufgehalten, und auch von dem Kayser schrifftlichen und ernstliche befel habe an olle stette und dorffer Hyspanie, das man ini Herberge schaffe und, weß er not- durfftig sey, mnb ein ziemlich geldt oerkeusfe und mittheyle". Aber Kaijer und König allein reichen nicht aus. Ein Tourist mußte sich damals noch mit einigem anderen belasten. Unser Bädecker" aus dem 16. Jahrhundert gibt da folgende Ratschläge: Zum andern das er an der frantzosischen grentz zu Bayona kauft« stuel, Tisch, Höffen, brotspeis, kesfel, Kellen und Pfannen, was man in der kuchen gebrauchet, und uff einem Esel nachfure, dan in den Hispanischen Herbergen vindet mans nicht zu kauffen, noch zu entlehen, und so sie doch solchen obgemeltten haußroth hetthen, das do seltsam ist, so verlcugnen sie de» und verschließen in. Auch findet man in obgemeltten Herbergen kain stallung«, kain heue noch streue, auch weder roßboren(Krippen) noch royffe, sunder klein zerriben strohe glydtslang und gerste, auch witze an stat des haderns, darmit inan fuettert. Das bethgewont fft nicht von federn, sunder mit wolle, etzlichs auch mit erbstroe ausgefüllet uirt» die Leyloch(Leintücher) sein von uast gutter und subtiler leynbath, welche sie mit waschen sauber und rein Halden, jedoch hätten on vil orten die leuse, wantzen und irnickhen die Herberge vor uns bestell und eingenommen. Auch vindet man oast in allen Heusern Hysspani« und funderlich in der Herbergen kein heimlich gemach oder sprochheuslein, sunder yderman leufft in die stelle, dervon die stallung« also stincken, daz nicht wunder wer, das gostanck» halbe die geull« verdürben." Lange hebt domi hervor, daß man selten Holz zum Kochen findet, wegen des Hoizmangels im Lande, weshalb in vielen Orten in einem geineinfamen Ofen gebacken wird, was im Falle unserer Reisenden dieobrkhctt hat müssen osfte schaffen". Dann folgt eine soziale und politische Betrachtung: Ursache solcher bösen und ungebaitten Herbergen fft des Lande» Unfruchtbarkeit und da»«in itzlicher burger in Castilia schuldig ist,

dt« edelleut« halb umbsunst zu beherbergen und in das halbe tayl ires hauß und haußraths einzugeben, derhalben die Heuser nicht stachafftig gebaut werden." Sowohl bei öffentlichen wie privaten Bauten wird anstatt Stein und Holz meistens ungebrannter Lehm verwandt. Starker Bauten bedürfe Spanien nicht,dan mans des waffers und Herberge und allerlay prooandt gebrechens halbe und, da« stethe oast weyet von einander ligen, kan sich kein Heer in gysponia lang erhallten, derhalben man auch in der nacht die stette nicht zuschleusset". Um diese Reiseaufzeichnungen kulturhistorisch einigermaßen zu würdigen, müßte man sie in das Zeitbild Europas einstellen, das ja auch damals kein Paradies war. Wir müssen uns begnügen, den geschichtlichen Rahmen für Spanien selbst notdürftig anzu- deuten. Damals war Spanien auf der Höhe seines politischen Glanzes, es war die wellbeherrschende Macht, in Karls V. Reick» ging die Sonne nicht unter. Aber der Beginn seines Abstieges fällt ungefähr zusammen mit diesem politischen Höhepunkt. Man oer- gesse nie, daß Spanien ausgeblutet worden ist. Es hat siebenhundert Jahre Krieg geführt mit den Mauren. Dann hat die Inquisition gewütet. Torquemada hat von 1483 bis 1501 nicht weniger als 10 220 Menschen verbrennen lassen und 97 321 zu anderen Strafen verurteilt. Im Jahre 1492 wurden durch das Edikt von Granerda alle Juden ausgewiesen, etwa eine Million. Im Jahre 1500 brach Isabella die Kaiholische die Kapitulattonsverträge von Granada und führte dort die Inquisition ein. Karl V. trat dann die Rechte der Ständevertretungen, der Cortes, nieder und oer- anlaßt? die bluttge Volksbewegung derComuneros" in ganz Kastilien, der die Ausstände der Zünfte(xermeni»») in Valencia voraufgeoangen waren. Beide wurden im Blut ertränkt, unier furchtbaren Repressalien. Dazu kam seit der Entdeckung Amerikas l492, in demselben Jahre wie die Eroberung von Granada die Abwanderung tüchtiger Menschen über See und durch die oer- mehrte Einsuhr der Edelmetalle eine große Preissteigerung. Unter Ferdinand und Ifabello hatte Kastilien noch 8 Millionen Einwohner. 1541, also 40 Jahre später, nur noch 4,5 Millionen. Und das war das siegreiche, vorherrschende Land! Danach kann n»an sich den Beoölkerimgsschwund in dem besiegten Maurenreich« vorstellen Unter Isabella(tot 1504) versorgte Murcia noch ganz Kastilien mit Getreide; hundert Jahre später war es eine Einöd «. Bei aller Karghell der Aufzeichnungen werfen sie doch Licht auf Verhältnisse, die noch heute fortwirken. So erfahren wir, daß Spaniens Berge und Hochebenen schon damals kahl waren. Das Land war offenbar holzärmer als heute, denn man hatte nicht ein­mal Holz für Weinfässer, sondern bewahrte den Wein in Ton- gefäßen oder verzierten Ziegenhäuten auf, und unser Autor klagt, daß er nach Ziegenhaut schmecke. Schon die Mmer dürsten das Abholzen der Berge besorgt haben, so daß dann der Humus weg­gespült wurde und die nackten Felsen blieben. Daher dürfen uns die Klagen über die entsetzliche Trockenhell und den Wassermangel nicht verwundern. Interessant ist, daß die allerchristlichen Könige von den Mauren zwar nicht die Duldsamkell und die bewunderns- werte Wasserversorgung, wohl aber die Stiergesechte dauernd über- nahmen. Daß damals das politisch mächtigste Land der Welt seine wirksamste Verteidigung in seiner Entblößung von Menschen und Nahrungsmitteln fand, daß man fremde Eindringlinge nicht zu töten brauchte, weil sie nichts zu loben hatten, gibt auch den Schlüssel zu späteren geschichtlichen Ereignissen. Wir finden auch jchon damals die Verpfaffung in voller Blüte, die man gemeinhin an den Nomen Philipps II. knüpft. Und einen allmächtigen Adel, der die Bürger durch fein Recht auf freie Herberge und Verpflegung arm frißt und Herr fft über Leib und Seele nicht nur seiner Negersklaven, sondern auch seiner Leibeigenen, die kein unterworfener Stamm, sondern seines Blutes sind. Für das Dolk des Reiches, in dem die Sonn« nicht unterging, bedeutete, die führend« Weltmochtstellung Rechtlofdgkell und Elend und Weißbwten jeines. Die Wellherrschaft ging bald verloren, aber die durch sie geschaffenen inneren Herrfchastsverhältnisf« und chre Folgen blieben zum Teil bi» heute, und die spanisch« Republik macht sich jetzt daran, jähr- hundertealtes Unrecht auszukehren.

Woher kommt Sarbe und Geruch derStofe? Man freut sich an einer Rose wegen ihrer schönen Form, ihrer prächtigen Farbe und ihres herrlichen Duftes. Der Naturforscher aber will uns zeigen, woher die Farbe und der Duft herrühren, und zu diesem Zweck legt er ein Rosenblätllem unter das Mikroskop. Da sehen wir in der Tat etwas ganz Besonderes. Ist es z. B. ein Blatt einer roten Rose, so sehen wir, wie da alle Zellen von einem schönen roten Saft erfüllt sind, und da und dort können wir auch beobachten, wie in dieser Flüssigkeit kleine rote Kristalle oder Brocken herumschwimmen, manchmal auch kleine Klumpen. Das bedeutet dann, daß die Lösung des Farbstoffes so dicht, so konzentriert gc- worden ist, daß sich ein Teil in fester Form auskristallisiert hat, ähnlich wie wir das auch on einer Soda- oder Salzlösung beobachten können, wenn wir sie z. B. in der Wärine lösen und dann abkühlen lassen. Solche Stellen, an denen der Farbstoff in größerer Meng- sich abgeschieden hat, sind oft schon mit dem bloßen Auge als rote Punkte zu erkennen. Di« rote Farbe der Rosen rührt also nicht etwa wie das Grün der Blätter von Farbstoffkörnern her, sondern von einer Lösung des Farbstoffes im Zellsaft. Wir können auf einem solchen Schnitt aber auch sehen, woher der Geruch kommt. Da sind noch andere Kristalle da und dort, in den Zellen verteilt, die slark Licht brechen: es können auch einfach« Tropfen sein, die wie kleine Oelkugeln aussehen. Und das sind sie auch wirklich: Diese glän- zenden Kristalle und Tröpfchen sind ätherische Oele, Substanzen, die leicht verdunsten und eben dadurch für den Geruchsinn wahr- nehmbar werden._ Sias Aller der£rde: Sinei Wlilliarden 3ahre! lieber das Alter der Erde hat Professor Dr. Otto Hahn , der Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie in Berlin -Dahiem, neuerdings Untersuchungen angestellt und gesunden, daß das wahre Alter unserer Erde aus etwa zwei Milliarden Jahre geschätzt werden muß, also viel höher ist, als man bisher annahm. Professor Hahns Ansicht gründet sich auf die Totsache, daß die radioaktiven Elemente Uran und Thor eine allmähliche freiwillige Atomumwand- lung erfahren und durch stufcnwcisen, nach festen Gesetzen geregelten Zerfall schließlich-zu Uranblei und Thoriumblei werden. Bestimmt man nun den genauen Urangehalt eine» Uranmincrals, so kenn: man aus den radioaktiven Zerfallsgesetzen auch die jährlich gebildete Bleimenge und kann somit das Alter der uran- und thoriuin- bleihaltigen Mineralien innerhalb geringer Fehlergrenzen ermitteln. Für die Mineralien der ältesten bekannten Gesteinsschichten crrech- nen sich also Alterswerte bis zu 1500 Millionen Jahren, welche Zahl zugleich al» untere Grenz« für das Alter der abgekühlten Erde zu gelten hat; während sich aus der Annahme, daß das gesamte Blei unserer äußeren Erdoberfläche durch radioaktive Vorgänge erst auf der Erde entstanden ist, ein Höchstalier der zunächst noch im geschmolzenen Zustande befindlichen Erde vcn 3000 Millionen Jahren ergibt. Das wahre Alter unserer Erde dürfte daher nach Professor Hohn mit etwa zwei Milliarden Jahren ziemlich richtig eingeschätzt sein.