Einzelbild herunterladen
 

Beilage

Donnerstag, 20. August 1931

Dr. Mar Quadt:

Schulwelen in USA .

Fast durchweg ist in den Vereinigten Staaten die sechs= jährige Grundschule durchgeführt. Auf sie baut sich ge= wöhnlich eine se chsjährige höhere Schule auf, wobei häufig die Unter- und Mittelstufen verwaltungstechnisch getrennt, d. h. in verschiedenen Gebäuden untergebracht sind, verschiedene Lehrförper haben usw. Die Leistung dieser Schulen ist etwa dem in Deutschland bis zur Obersekundareife hin Geleisteten gleichzusetzen. Unsere Oberstufe ist dort den Colleges und undergraduate- Surfen der Universitäten gleichzusetzen, mit anderen Worten sie gehört gar nicht mehr zum höheren Schulwesen, sondern zum Gebiet der Universität.

Die unentgeltlichkeit des Unterrichts ist durch­geführt; an den Grund- und höheren Schulen wird den Schülern auch das Material, wie Lehrbücher, Hefte, Bleistifte usw., geliefert. Koedutation ist das Uebliche. In den Schulen sind Speisesäle eingerichtet, in denen die Kinder für ein Geringes ein ihnen bekömm­liches Essen einnehmen können. An manchen Schulen hat man eigene Schwimmbäder; in einer Schule sah ich den Komfort so weit ent­widelt, daß in je zwei fombinierten Umkleidekabinen eine besondere Dusche und ein elektrischer Haartrockner angebracht waren. Eine Schule hat eine eigene Wäscherei, in der die Turnkleidung der Schüler gereinigt wurde; die Schüler hatten sich um nichts zu fümmern, sie fanden stets reine Garnituren vor. In den Groß­ſtädten allein hier ist ja diese Möglichkeit gegeben bildet man gern große Schulsysteme, was viele der technisch fort­geschrittensten Einrichtungen für Unterricht, Hygiene usw. erst lohnend macht. Allerdings muß ich sagen, daß sich dieses System unter= richtlich nicht bewährt.

-

Die innere Durchdringung

Wesentlicher als diese äußere Organisation ist die innere Durch­bringung des Unterrichtswesens mit demo fratischem Geist. Man fucht nicht Kenntniffe zu übermitteln, sondern zu erziehen. Diese Aufgabe teilt sich in zwei Einzelbestrebungen:

1. Vor allem handelt es sich bei der Arbeit der Schule darum, den Schüler nicht zu einem Menschen zu machen, der sich selbst im späteren Leben möglichst gut vorwärts bringt, wie es dem liberalen Ideal entspricht, sondern entsprechend demokratischer Auffassung soll der einzelne vor allem ein wertvolles Glied der Gemein schaft werden. Das ist das oberste Ziel dieser Erziehung. Man billigt dem einzelnen keinen Eigenwert zu, das Ideal des Nur- Wissen­schaftlers wird unbedingt abgelehnt. Dem einzelnen kommt nur gerade der Wert zu, den er für die Gesamtheit hat. Das Bewußt­sein, daß der einzelne nur in und durch die Gesamtheit wirken fann, sich das stets vor Augen zu halten hat, darüber hinaus feinen irgendwie gearteten Eigenwert hat, wird dem Schüler durch alle Arten von Maßnahmen immer wieder zum Bewußtsein gebracht.

Im einzelnen arbeitet man zu diesem Ziel hin mit einer Reihe von Mitteln. Die Schülerselbst permaltung ist in einem Maße ausgebaut, von dem man sich bei uns schwerlich einen richtigen Begriff macht. Schülerversammlungen stechen in ihrer Reife, Lebendigkeit, Beherrschung der Formen sehr vorteilhaft von den bei uns meist so fümmerlichen Schülerratssigungen ab. Außer an der Tatsache, daß dort die Tradition älter ist, liegt das auch daran, daß dort von den maßgebenden Stellen alles getan wird, um der Ein­richtung zum Erfolge zu verhelfen, vor allem aber daran, daß man den Schülern auch wirklich etwas zu verwalten gibt, auch auf die Gefahr hin, daß sie Fehler machen. Ein weites und wichtiges Gebiet, das der extra curricular activities, der jenseits des eigentlich lehrplanmäßigen Unterrichts liegenden Gebiete und dieses ist an amerikanischen Bildungsanstalten faum weniger be­deutend als der Unterrichtsbetrieb selbst- wird von den Schülern felbständig verwaltet. Schülergerichte find weit verbreitet. Als eine ihrer wichtigsten Aufgaben sieht die Schule es an, ihre Böglinge für ihre späteren Aufgaben als Bürger einer demokratischen Republit vorzubereiten.

-

Auf die Praxis gerichtet!

-

2. Beim Unterricht sucht man nicht wie die bürgerlich- liberale Welt einem imaginären Ziele allgemeiner Bildung sich zu nähern, sondern stellt den ganzen Lehrplan bewußt auf die späteren prattischen Lebensbedürfnisse der Schüler ein. Wissen schaftliche Bollständigkeit wird in keiner Weise erstrebt, das System ist nichts, das spätere praktische Lebensbedürfnis alles. Im Sinne von R. L. Stevenson faßt man die Erziehung durchaus nur als abgekürzten und wissenschaftlich organisierten Erfahrungsgang zur praktischen Borbereitung des späteren Lebens auf. Mit außerordent­licher Kühnheit geht man dabei vor; doch ergeben sich allerdings auch manche Ueberspannungen.

So hat eine tiefgreifende Aenderung des Lehrplanes, eine Ab­wendung vom Wissenschaftlichen zum Praktischen stattgefunden. Im Sprachen und höherer Mathematik erheblich zurückgedrängt worden Stundenplan iſt der Anteil von Latein, alter Geschichte, modernen zugunsten von Handelsfächern, Nationalökonomie, Werkkunde, Phyfit, Biologie und Haushaltstund c. Darüber hinaus fühlt die Schule in weitem Maße soziale Ber­pflichtungen gegenüber ihren Schülern. Mit der charakterlichen und intellektuellen Ausbildung allein sieht man seine Aufgabe nicht als erledigt an.

Zunächst zieht man in Betracht, daß die Kinder nicht überall zu Hause die richtige Gelegenheit zur Anfertigung ihrer Arbeiten haben, daß vor allem die Eltern selbst völlig ungebildet sind, keine Bücher haben und anschaffen wollen und können. So sind in der Schule Arbeitsräume für die Kinder eingerichtet; ein anheimelnd ein­gerichteter Bibliotheksraum steht den Schülern während des größten Teils des Tages zur Verfügung; in ihm finden sie alle für ihre Arbeiten nötigen Bücher. Eine Lehrkraft ist stets zur Ueberwachung und Beratung gegenwärtig.

-

1

Große Aufmerksamkeit schenft man der gesellschaftlichen und hygienischen Ausbildung der Schüler. An den höheren Schulen in Deutschland besteht die stillschweigende Annahme obwohl heute besonders in den Großstädten durchaus zu Un­recht daß die Schüler gutes Benehmen, Säuberung des Körpers, Zahnpflege usw. selbstverständlich zu Hause gelernt haben. In Amerika hat man längst erkannt, daß hier ein Selbstbetrug vor­liegt. Die Schule betrachtet die Erziehung auf diesem Gebiete mit als eine ihrer wichtigsten Aufgaben. Durch die Schule hofft man auch Einfluß auf das Heim zu gewinnen. In vielen Schulen hat man sehr gut ausgestattete Räume für Gesundheitsmessun

50 un" le Der Abend 151998 5f

Was ift Schund?

Snalausgabe des Vorwärts

Eine Umfrage bei 11- und 12 jährigen/ Bon C. Dank

Da stehen in den Buchläden die Menge der als Kinderlektüre| gestorben scheint jene gemütvolle Art der Buchvermittlung, durch empfohlenen Bände; da mühen sich Erzieher und Berater um die empfohlenen Bände; da mühen sich Erzieher und Berater um die abendliches Borlesen im Familienkreise die Schätze der Prüfung und Zusammenstellung mustergültigen Leseguts; da find deutschen Dichtung zu erschließen. die zahlreichen gut geleiteten Büchereien. Wie steht es nun um den Erfolg all dieser Bemühungen, die das sogenannte gute Buche in die Hand des Kindes bringen, seinen Lesegeschmack veredeln, seine Lektüre erlesener gestalten wollen? Gelangen die von Bildungs­verbänden und Prüfungsausschüssen empfohlenen Bücher wirklich an welche Bücherschäze befizt das Elternhaus? das Kind heran? Was lesen Kinder eigentlich von sich aus? Und

Verbreitet ist der Typ der Leseratte. Bei uns wird alles ge­lesen", berichtet ein Junge. Ich fand beim Suchen Vollblut von 3ane Grey, Lichtenstein von Hauff, die Berliner Juustrierte, Storms Sachen, Das Wrack des Piraten von Gerstäder, Die Buddenbrocks von Thomas Mann , Durch die Wüste von Karl May ."

Noch bunter ist die literarische Speisekarte bei einem anderen Jungen, der auf der Suche nach Büchern fitschige Romane, Märchen, Serienhefte, die deutschen Volkssagen, Indianergeschichten und über nicht zurückhält: Till Eulenspiegel und Grimms Märchen lefe mancherlei Zeitungen aufstöbert und auch mit seinem Urteil dar­ich gar nicht; ich lese nur spannende Bücher. Und Schund­

Eine Umfrage innerhalb einer Schulklasse von 11 bis Don 11 bis heit zu schaffen. Natürlich gelten die geförderten Ergebnisse zunächst 12jährigen wollte versuchen, über diese Fragen einmal Klar nur für den besonderen Kreis, dem sie entstammen, und dürfen nicht gewisse Zusammenhänge zwischen sozialer Schicht, wirtschaftlicher ohne weiteres verallgemeinert werden. Immerhin aber dürften sichbücher fange ich gar nicht erst an." Lage und Lektüre ergeben, die als typisch anzusprechen sind. Es handelt sich in allen Fällen um Kinder einer Proletarierschule im Hafen und Fabrikviertel der Stadt.

,, Zu Hause haben wir keine Bücher", schreibt ein 11jähriges Mädchen. Da lesen sie nur die Zeitung oder Zeitschriften, manch mal auch Lesebücher. Ich kenne Emil und die Detektive" und ,, Bibi", sonst weiß ich feine. Und die Bücher haben wir auch nur im Kinderhort. Borgelesen wird gar nicht als nur aus der Zeitung."

Solche und ähnliche Berichte wiederholen sich bei einer ganzen Anzahl von Kindern und offenbaren ein Elternhaus, das zu befinn­licher Lektüre teine Zeit findet und alles Interesse der Zeitung und den Tagesfragen zuwendet. So erklärt es sich auch, daß das Buch keinen zugewiesenen Platz hat; wie Gerümpel treibt es sich irgendwo herum. Man muß förmlich danach fahnden, um eins zu erwischen.

,, Eines Tages suchte ich Bücher im Kleiderschrank, im Bertikom, in der Kommode und auf der Bücherbort. Hier und dort fand ich mal ein Buch, Grimms Märchen oder Till Eulenspiegel . Die Bücher habe ich zu meinem Geburtstag gefriegt. Mein Vater liest die Zeitung."( Bericht eines 11jährigen Jungen.)

,, Ich frame im ganzen Hause herum, bis ich schließlich im den Volkswillen, die Holzarbeiterzeitung, die A33. und die Arbeiter­Büfettauszug Beyers Modenblatt, Hänschen im Blaubeerenwald,

zeitung finde. Wir interessieren uns namentlich für das Rätsel­raten. Nach dem Abendbrot lesen meine Eltern die Zeitung. Wenn mal ein spannender Absatz da ist, der wird vorgelesen, sonst nichts. Ich lese auch ganz gern aus der Zeitung, wie das Wetter wird, und die Unfälle."

berichten, die es besitzt und auf der es seine eigenen Bücher unter­Nur ein einziges Mädchen fann von einer eigenen Bücherbort bringt. Aber auch in ihrem Hause bildet die Zeitung die vor herrschende Lektüre und muß den einzigen Lesestoff hergeben, der den Weg zum Schrifttum vermittelt. In diesen frisenreichen Zeiten liegt die Zeitungsleftüre ja auch näher als alles andere. Und wie die Alten in ihr aufgehen, so lernen es zugleich die Jungen.

,, Ich lese abends aus der Bremer Volkszeitung den Versamm lungsanzeiger, die Unfälle und wo sie eingebrochen oder etwas gestohlen haben", schreibt so ein 11jähriges, für seine Beit aufgeschlossenes Kind.

Sorgfame, bewußte Auswahl der Lektüre und planmäßige An­ordnung der Bücher findet sich nur in wenigen Häusern. Am Arbeitern anzutreffen, die sich oft einen ansehnlichen Stamm häufigsten ist bewußtes Lesen noch bei organisierten Arbeitern anzutreffen, die sich oft einen ansehnlichen Stamm von Broschüren, wissenschaftlichen oder schöngeistigen Büchern und Zeitschriften zusammengetragen haben und die auch ihren Kindern das Verständnis dafür zu eröffnen suchen. Vollends aus

|

gen, die dann auch regelmäßig vorgenommen werden, wobei über! jeden Schüler ein besonderer Personalbogen mit allen für seine förperliche Entwicklung wichtigen Angaben geführt wird.

Der Unterricht ist im ganzen als öffentlich zu bezeichnen, da

eine Meldung beim Schulleiter genügt, um einer Unterrichtsstunde beizuwohnen. Bersagt wird diese Erlaubnis faum jemals, man be­handelt im Gegenteil den Besucher in jeder Beziehung als Gast, so weit, daß er etwa schließlich noch zum Lunch eingeladen wird. Lehrer und Schüler sind dermaßen an die Besuche gewöhnt, daß beim Ein­tritt des Besuchs der Unterricht seinen gewöhnlichen Gang weiter geht. Weit ausgebaut ist die Berufsberatung.

Entschieden lehnt die höhere Schule es ab, nur Vorbereitungs­anstalt für die Universität zu sein; das erscheint ihr bestenfalls als eine ihrer Aufgaben. Man trägt der Tatsache Rechnung, daß nur der kleinere Teil der Schüler sich später noch eine weitergehende So spielen denn auch Handelsfächer und Wertunterricht Ausbildung leistet. Die meisten treten ins praktische" Leben hinaus. Schule besitzt einen richtigen fleinen Fabritbetrieb zur Ausbildung So manche großstädtische ihrer Schüler. Unsere höheren, Handels- und Gewerbeschulen stehen Ihre Abschlußeramina find gleichwertig. in den Vereinigten Staaten gewissermaßen auf der gleichen Ebene. Die Einheitlichkeit des Lehrerstandes ist durchgeführt, doch liegt das Niveau erheblich tiefer als in Deutschland ; überhaupt ist das Lehramt, außer an den Hoch­schulen, in der Hauptsache ein Frauenberuf; Männer ergreifen den Beruf im allgemeinen nur als Durchgangsstation. Das Lehramt steht in seiner Wertschäzung durchaus gegenüber den anderen atade­mischen Berufen zurüd.

eine bedeutende Rolle im Unterricht.

Bei den Universitäten sind organisatorisch unsere gesamten Hochschulen zusammengefaßt; zu einer Bolluniversität gehören ebenso die landwirtschaftlichen und technischen Hochschulen( dort stets ..Schulen" genannt), wie etwa Kunst-, Musikakademie usw. Aller­dings umfaffen viele Universitäten nur einzelne dieser Schulen" oder auch nur eine.

"

Die Landesuniversität bestrebt sich, oberste Zentrale überhaupt aller Bildungsbestrebungen ihres Gebietes zu werden. Man richtet briefliche Unterrichtsturse über alle an der Universität gelehrten Gebiete ein, man arbeitet Vorträge für Vereine usw. aus, stellt Material für Vorträge, Arbeiten, Lichtbildvorführungen zu sammen, organisiert Kurse, Vorträge jeder Art; furz die Aufgaben unserer Volkshochschulen und zahllosen besonderen Institute werden von den Universitäten mit erfüllt. Sie sind das große Sammel beden für Bildungsbestrebungen jeder Art.

Damit war nun der Begriff Schund" in die Debatte geworfen, und der folgende kleine Meinungsstreit zeigt, wie verschiedenartig und widerspruchsvoll dieses geläufige Schlagwort schon von Kindern interpretiert wird.

Friz: Ich habe ein Buch gelesen, das heißt: Kreislauf der Liebe, da kommt Liebe drin vor und Geheimnis und solche Sachen, das ist ein Schundroman.

Oswald: Schundbücher sind solche, wo einer allein durch feine Schlauheit gegen eine ganze Bande ankommt.( Stürmischer Widerspruch bei der ganzen Klasse.)

Jonni: Dann müßte ja Buffalo Bill auch ein Schund­buch sein!

Karl Heinz: Und Tom Mig ein Schundfilm! Kurt: Und Emil und die Detektive müßte auch ein Schund­roman sein!

Heinz Theo: Die Serienbücher, die bloß 5 Pfennig fosten, find Schundbücher.

nicht. Manches ist wohl übertrieben, aber es ist doch auch wieder Richard: Schundromane gibt es, richtig genommen, gar

spannend.

Heinz Werner: Alle Bücher, die nicht spannend sind, sind Schundbücher.

Lehrer: Zum Beispiel!

Heinz Werner: Till Eulenspiegel . Es ist nicht spannend. Und er macht Streiche, die nicht schön zu lesen sind.

Da habt ihr es nun, ihr flugen, vorsichtig auswählenden Er­wachfenen: Was nicht spannend ist, das ist Schund! Können Kinder ihr Recht auf findesgemäße Lektüre schlagender zum Ausdruck bringen? Und wer wollte sie darum tadeln, wenn Kinder Bücher, weilige Bücher? die sie innerlich nicht mitnehmen, ablehnen! Lest ihr etwa lang­

,, Wir lesen Frant Allan, s Courts Mahler, Harald Har st", schreibt einer der Jungen in seinem Bericht; aber Schundbücher lesen wir nicht.

Proletarierdaseins, die große und kleine Leser immer wieder in die Es ist die Dede, die Ereignislosigkeit des Lebens, zumal des bunte Ereigniswelt der Bücher hineintreibt. Hier ist Leben, Wechsel, Aufstieg, hier ist realisiert, was vorher nur als geheime Sehnsucht im Geiste oder im Herzen lebte. Und das Buch, das den Wunsch­träumen am gefälligsten entgegenzukommen versteht, ist das be­liebteste.

das ästhetische Interesse zu schweigen. Was fümmert den primitiven Ueber dem rein stofflichen Interesse hat jedes weitere, vollends Leser der schluderige Stil, was fitschige Sprache, was Berlogenheit der Charakterisierung! Er will sich ja nur sättigen am Ereignis mie der Hungrige an wahllos erhaschter Kost. Ihn zu kritischer Auswahl, zu wählerischem Genuß zu führen, ist wohl unmöglich ohne entscheidende Einwirkung auf sein Milieu.

-

-

Das Bild amerikanischer Bildungseinrichtungen wäre allerdings unvollkommen, wenn nicht auch einzelne der Hauptschäden auf­gezeigt würden. Die hauptsächlichsten Uebel in den Vereinigten Staaten sind auf die überragende Macht des Geldes zu­rückzuführen. So auch auf diesem Gebiete. Wer aus- nach ameri­fanischen Begriffen! reichen Kreisen stammt, besucht statt der allgemeinen Grundschule eine feudale Ausbildungsanstalt der Millio­näre, zu denen der Andrang zum Teil so groß ist, daß die Anmeldung des Zöglings u. U. schon bei der Geburt erfolgen muß. Es gibt entsprechend exklusive höhere Schulen und Colleges alle privat­auch private Universitäten, deren Besuch im ganzen nur den Reichen möglich ist( Vale, Harvard , Princeton ). Besucht man schon eine der großen Staatsuniversitäten, so schließt man sich dann wenigstens einem der vornehmen Studentenklubs an, in die man nur aufgenommen wird bei entsprechendem Geldbeutel des Herrn entspricht.( Erwähnt muß noch werden, daß es besondere Frauen­Papa, bei den nötigen ,, vornehmen" Beziehungen, bei einer Lebens­haltung in Sprache, Kleidung usw., die diesen affektierten Zirkeln und Männeruniversitäten und-colleges gibt.) Allerdings bleibt der Einfluß dieser Sonderkreise auf das Gesamtleben unbedeutend; die masse der anderen gibt den Ton an. Masse der anderen gibt den Ton an.

aizbail

Ein Kunstwerk geht verloren!

Das Reichsamt für Landesaufnahmen gibt die Karte des Deutschen Reiches 1: 200 000 auf. Diese Karte soll nicht mehr gedruckt werden, die Restbestände werden in der Art eines Räumungs­ausverkaufs abgestoßen. Mit der Karte im Maßstab 1: 200 000 der deutschen topographischen Uebersichtskarte geht ein Kunstwerk der deutschen Kartographie verloren. Sie vereinigt in sich die Vorzüge mehrerer anderer Kartenwerte. Sie ist für den Reisenden und Wanderer zweifellos schon eine gute Uebersichtskarte. Während das ganze Borkriegsdeutschland im Maßstab 1: 100 000( Umbrudsblatt) in 675 Blättern fartographiert ist, tommt es im Maßstab 1: 200 000 schon in 196 Blättern zur Darstellung. Bei der topographischen Uebersichtskarte 1: 200 000 ist es durch exakte Ausfertigung noch gelungen, die gesamte topographische Situation lagegetreu darzu­stellen. Wir sehen nicht nur die Flüsse, Wege und Eisenbahnen in ihrem Verlauf, nicht nur die Verteilung von Wald, Wiese und Acker, sondern wir können deutlich noch die Siedlungen in ihrem Grundriß erkennen und Fußpfade, Seitentälchen und sonstige, dem Wanderer wichtige Kleinigkeiten ablesen. Es ist zu bedauern, daß diese wert­vollen Blätter verlorengehen sollen. W. T.