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Sozialistischer Reichsjugendtag. Künstlerische Eröffnungsfeier. �ede des Kultusministers Grimme.
Frankfurt   a. TN.. 22. August.(Eigenbericht.) Am Sonnabend wurde hier der 6. Reichsjugendtag der sozia- listischen Arbeiterjugend feierlich eröffnet. Mit Gesang und Musik ziehen die Gruppen in die große Fest- Halle ein. Eine Brandung von blau und rot vom Parkett bis zu den höchsten Rängen hinauf. Die Saalordner haben zu tun, um den unaufhörlichen Strom an die rechten Plätze weiterzuleiten. In mustergültiger Ordnung wird Sektor auf Sektor besetzt. Das Gewirr vieler tausend Stimmen rauscht auf, kein Platz bleibt frei. Nie sah die Fcsthalle eine solche einheitliche Masse junger Kämpfer. Inzwischen sammeln sich draußen dle Bannerträger, etwa llXW Mann! ein einziges rotes Feld von Fahnen bildet sich, ein blutrotes riesenhaftes Fanal, von tausend Menschen gehalten, die wissen, daß das Symbol der Zukunft über ihren chäuptern flattert. Einige Zeit vor Beginn der Kundgebung marschieren die Bannerträger, zwei große Züge, in den Saal. Jubel braust auf. Die beiden roten Ströme vereinigen sich wieder in der challc unter dem Schmettern der Fanfaren(Fanfarenbläserchor der TAI. Bezirk D a r m st a d t>. Nun schreiten die Bannerträger die Treppen zur Tribüne hinaus, wo sie Aufstellung nehmen, so daß das Podium vom Wald der Fahnen eingerahmt ist. Trommler und Pfeifer(Spielmannszug der Frankfurter  Jugend und Arbeitersportler) kündigen den Bekenntnisgesang an: Aufruf an Brüder und Genossen, die von der.Liebe und der Not verbunden" sind. Der Frankfurter   und der Wiesbadener Jugendchor (Leitung Max Barth) singen diesen einstimmigen Gesang, der kampfesfroh und selbstbewußt zur Sammlung ausrust. Wieder be­schließen die strengen Rhythmen des Schlagzeugs diesen Ruf, der die Jugendlichen des großen Tages begrüßt. Ein Mitglied des Hamburger Sprechchors rezitiert dann den Festspruch von Max Barthel  . Erich Ollenhauer  heißt den st. Reichsjugendtag im Namen des chauptvorstandss der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands   willkommen: Dieser Tag wird in der Geschichte der Bewegung fortleben als eine der macht- vollsten Willenskundgebungen der arbeitenden Jugend für den So- zialismus. Di« Opfer, die jeder einzelne unter den schwierigsten wirtschafllichen Berhältnissen gebracht hat, um an dieser Tagung teilzunehmen, sind nicht umsonst gebracht. Wir fühlen uns eins mit den jungen Arbeitern und Arbeiterinnen aller Länder, und in diesem Sinne grüßen wir besonders herzlich unsere Gäste und Freunde aus Oesterreich  , Holland   und Dänemark  , aus der Tschechoslowakei   und der Schweiz  , vor ollem aber unsere französischen und belgischen Freunde. Wir werden den grausamen und opfervollen Anschauungsunterricht unserer Jugend- zeit über den Widersinn der kapitalistischen   Wirt» schaftsordnung und über die Brutalität des Faschis- m u s niemals vergesien. Wir sind da» Bauvolk der kommenden Welt, der Demokratie, des Sozialismus und de» Völkerfriedens. Freundschaft!"(Stürmischer Beifall.) Im Namen der Stadt Frankfurt   begrüßt Bürgermeister Eduard Graf den Iugendtag. Weitere Grüße entbieten Lagen» darf für die Sozialistische Arbeiterjugend Groß-Fronkfurts, Könitz für den Oesterreichischen Jugendvrrband und W est p hol für den Borstand der Sozialdemokratischen Partei. Dann erschienen wieder tri« jungen Sänger.Wir wollen keinen Krieg mehr führen, nie mehr der Völker Zwietracht schüren!" sind auch in der modernen musikalischen Aufmachung wirkungsvolle und inhaltsschwere Bekenntnisworte des singenden Jungvolks. Beide Kompositionen K n o r r s erlebten hier die Uraufführung. Mit Scherchens vierstimmigem Satz:Brüder zur Sonne, zur Freiheit!" beschloß der Iugendchor sein gesangliches Debüt in an- erkennenswerter Form. Der Bewegungschor der SAJ. Pfalz zeigte dann die wundervollen Labanschen Gymnastik- und Rhythmus- chöreMarsch der Arbeit" undHymnus der Arbeit". Mit dem A n u l f s s ch e nDem Morgenrot entgegen" beschließt man den Austakt zum Reichsjugendtag. Es war eine künstlerisch geschlossene und sehr eindrucksvolle Feier, die schönste wohl, die je ein Iugendtag gesehen. Oer Fackelzug. Ein herrlicher Fackelzug von 20000 Burschen und Mädels der Sozialistischen Arbeiterjugend zog vom Opernhaus über die Haupt- wache zum Main   hinunter und tellte sich dann, um an beiden Ufern des Mains weiterzumarschieren. Kopf an Kopf hielten Zehntaufende die Straßenränder und di, Moinbrücke besetzt und begrüßten mit Tücherschwenken und Freundschaftsrusen die Feuerschlange. Der Riesenplatz auf dem Römerberg war für das Publikum gesperrt. Das Reichsbanner marschiert« zuerst auf, bildet« ein riesiges offenes Biereck, in das sich nun die Tausende jugendlicher begeisterter Menschen ergossen, die mit Fanfaren, Troiymeln und Pfeifen oder singend unter Hunderten von roten Fahnen und Wim- peln anrückten. So riesenhaft der Platz vor dem ehr- würdigen Frankfurter Römer   ist, er war überfüllt. Doch nie sah dieser Platz eine derartige Menschenmenge. Kopf an Kopf stnn- den die Jugendlichen bereit, als die Polizei die Zugänge abriegeln mußt«, um einen großen Teil des Zuges zur Paulskirche   zu leiten, wo eine Parallelkundgebung stattfand, in der die Genosien Paul L ö b e und Könitz- Wien sprachen. Ein kurzer Chorgesang eröffnete die Feier auf dem Römer- berg. Erich O l l e n h a u e r rief den Massen einFreundschaft" zu, die ihm jubelnd antworteten. Alsdann nahm vom Altan des Römers herab das Wort der preußische Minister für Wissenschast, Kunst und Volksbildung, Adolf Grimme  : Schaut her. Ihr 20 000 deutsche Arbeiterjungens und-mädels, auf den Römer, von dessen Altan ich spreche. Und da seht hin, das Heiligtum der 48er Bewegung, seht sie, die Paulskirche. Ihr steht vor mir als das Bauvolk der kommenden Welt und Erbe zugleich. Denn der Geist des demokratischen Deutschland  , der euch beseel«, wo war er je lebendiger, wo war er reiner als damals 1S4S hier in dieser Stadt! Damals, als selbstbewußter Bürgersinn dort drüben in der Pauls- kirche  «in ganzes Dolk aufgerufen hat zu demokratischer Gemein- schaft aller Volksgenossen am Bau der gesamten Nation. Die da- mals 1848 drüben tagten, die wußten, wie ihr es wißt, di« ihr in dieser Sommernacht fast 100 Jahre später im Fackelzug durch die Frankfurter   Straßen zogt: Deutschland   wird nur Nation fein, wenn es ein Volks st aat ist. Und doch: So hoch wir dieses Erb« holten und niemals mehr aus unseren Händen lassen wollen, und so wenig gerade ihr euch von den Rattenfänger- mclodien landfremder Diktatoren umgauteln laßt, ihr
wißt das andere auch, daß sich keine Jugend allein nach der Ber- gangenheit orientieren kann. Wohl seid ihr Demokraten, ober das genügt euch nicht. Ihr wollt dieser Form den Inhalt geben, und dezhalb fordert ihr den Bolksstoot der sozialen Demokratie. Ihr wollt, daß in der neuen Staotsform Mensch wirklich Mensch werde. Denn das ist noch kein Endziel, wenn aus dem freigewordenen Thron der Fürsten   ihre Majestät die Tvirlschast fitzt und souverän die Geißel schwingt. Ihr junge Garde des Proletariats wißt es besser als irgend wer, daß Wirtschast Schicksal ist. Ihr habt es selbst erfahren, woher ihr kommt, vom Schraubstock oder vom Kontorbock, aus dem Bergwerk oder aus der Landarbeit oder den Stempelstuben der Arbeitsämter. Aber gerade weil die Wirtschaft unser Schicksal ist, gilt es, sie zu gestalten. Wir haben jederlei Absolutismus satt. Heist mit, daß eine Wirtschaft werde, die als System gebunden ist an die Normen der Gemeinschastsethik. Und das mutz wollen gerade wer Kultur will. Während Fehlmaßnahmen der Privatwirt- schaft uns mit Verlusten von immer neuen Hunderten Millionen be- lasten, ist in den öffentlichen Kassen nicht das Geld, um die sozialen und kulturellen Ausgaben der Jugend zu erfüllen. Das Ziel, das vor euch liegt, ist nicht durch einen bloße» explosiven Begeisterung»- akt erreichbar. Ihr kommt zum, Fiel nur mit der stillen Flamme der gläubigen Nüchternheit im Herzen. Mit euch zieht der Glaube, daß ihr genau so Vorarbeiter und viel- leicht schon Voll st recker der sozialistischen   Kultur seid, wie di« Männer da drüben damals 48 Borläufcr des deutschen   freien Bolksstaates waren, deni ihr nun den Inhalt geben sollt, daß endlich jeder Mensch di« Möglichkeit erhält, sich zu vollenden»- so formu­lierte es Frankfurts   großer Sohn Goethe  . Ich fühle mich mit such, der Arme« der Arbeit und des Völkcrfricdens, verbunden und rufe euch euren Gruß zu:Freundschaft!" Stürmischer Beifall dankte dem Genossen Grimme. Ein gemein­schaftlicher GesangBrüder zur Sonne, zur Freiheit", angestimmt von dem Kopf an Kopf gedrängten Meer begeisterter Arbeiterjugend und von tausendfachenFreundschaft"-Rufen, schlössen die Feier. ic Der Fackelzug und diese erhebende Ansprache unseres Genossen Grimm« wurden vom Südwestfunk Frankfurt a. M. übertragen, Breslau   und Königsberg   übernahmen dies« Sendung Berlin und Königswu st erhausen nicht. So wurde gerade die Hauptstadt um die Möglichkeit gebracht, an der begeisternden Kund- gebung wenigstens hörend teilzunehmen.
Britische Abrüsiungsvorschläge. Ein Kommentar zur Denkschrift. London  , 22. August. Das englisch  « Auswärtige Amt   veröffentlicht einen Kommen- t a r zu der dem Völkerbund zugesandten Abrüstungsgedenkschrist, die wir an anderer Stelle veröffentlichen...... In dem Kommentar heißt es: Es ist hervorzuheben, daß die in der Denkschrift«nthaltenen Zahlen sich nur auf die be- stehenden Rüstungen und Rüstungsausgaben beziehen und nicht» mit den Borschlägen zur Regelung uno Verminderung, der Rüstungen zu tun haben, die die britische Regierung auf der Abrüstungskonferenz machen wird. Die vorgelegten Zahlen sollen nur der Information dienen und eine Grundlage bilden, aus der die Konfcren.; arbeiten kann. I in Gegensatz zu der neulichen Denschrift der f r a n z ö s i s ch« n Re- gierung beschränkt sich die britische   Denkschrift nur auf Tatsächliches und Zahlen und enthält keine Erörterungen politischer Art. Die Mitteilung des Foreign Office fährt fort, die Tabellen seien von einem Manteltarif begleitet, in dem es heißt, die Dominions und Indien   würden als selbständige Mitglieder des Bölkerbundes ihre eigenen Denkschriften nach Genf   senden. Der erste Teil der Ta-
bellen der Denkschrift bezieht sich auf das Personal und gibt genaue Einzelheiten über den Effektivbestand des Heeres, der Marine und der Luffftreitmacht. Der nächste Teil betrifft das Material. Hier sind keine statistischen Angaben des Kriegsministeriums gegeben, da in dem Konvsntionsentwurf eine Beschränkung des Kriegs- Materials nicht vorgeschrieben ist. Der Abschnitt über die Marine gibt eine vollständige Liste aller im Dienst befindlichen Kriegsfahrzeuge mit der Tonnage jedes einzelnen. Der Abschnitt über die Luftstreitmacht gibt die Zahl der Flugzeuge und ihre gesamten Pferdestärken an. Der Abschnitt über die L u s t s ch i f s e enthält nur di« Bemerkung, daß der R 100 ein Vcrsnchsluftschlff für die Zivilluftfahrt ist. Die übrigen Tabellen sind Mitteilungen über di« Ausgaben ge- widmet, die aus der Grundlage der Tabellen aufgestellt sind, welch« dem Bericht des Ausschusses der Budgetsochverständigcn in Genf   bei­gefügt worden waren. Die Mitteilung des Foreign Office schließt: Di« Genauigkeit und Sorgsältigkeit, mit der dies« finanziellen Statistiken zusammengestellt worden sind(sie bilden ungefähr die Hälfte der gesamten Mitteilungen) zeigt, welche Wichtigkeit die britische Regierung dem Grundsah der budgetören Kontrolle als Wittel der Abrüstung beimißt. Das Hoch aus die Republik  ! Eine erschröckliche Begebenheit in Moabit  ." Der Justizangestellte E., Vorsitzender des Betriebs, und Ange- stclltenrats am Landgericht I Berlin  , beantragt durch eine Klagt beim Arbeitsgericht, daß eine ihm vom Präsidenten de» Land- gerichts I erteilte ernste Verwarnung als unwirksam erklärt werde. Uebcr den Anlaß zu der Verwarnung gibt der Kläger an: Im Lichthof des Londgerichtsgebäudes befindet sich«ine Gedenktafel für die im Kriege gefallenen Angehörigen des Gerichts. An dieser Stelle wird olljährlich eine Gedenkfeier zu Ehren der Ge- sallenen veranstaltet. Vor der diesjährigen Feier hatte der Betriebs» rat den Wunsch geäußert, daß der Festredner nicht, wie es bei der vorjährigen Feier geschehen sei. den Krieg verherrlichen solle. Wegen dieser durchaus berechtigten Forderung kam es zu einem Konflikt zwischen dem Betriebsrot und dem in seiner überwiegenden Mehr- heit rechtsgerichteten Beamtenausschuß, der dem Betriebsrat vor- warf, e r wolle die Gedenkfeier zu politischen Zwecken ausnutzen. Während die Feier in früheren Jahren vom Betriebsrat und vom Beamtenousschuß gemeinsam veranstaltet wurde, nahm jetzt der Beomtenausschuß allein die Vorbereitung der Feier in die Hand. Der Betriebsrat und die hinter ihm stehende Angestellten- schaft fühlten sich hierdurch brüskiert. Ihre Verstimmung erreichte aber den höchsten Grad, als sie sahen, daß unmittelbar vor der Feier die schwarzweißcn und schwarzrol goldenen Schleifen, welche die Gedenktasel seit zwei Iahren geschmückt hatten, entfernt wurden. Die Angestellten erblickten in der Wegnahme der Reichsfarben eine Demonstration der rechtestehenden Beamten gegen die republikanische Staatsform. Als die Gedenkfeier im Lichthof mit dem Absingen des Deutsch- landliedes beendet war, rief der Borsitzende des Betriebsrats von der Galerie des Lichthofes:Es lebe die Deutsche Republik!" Bald darauf erschien in einer demokratischen Zeitung eine Schilderung dieses Borganges, die sich auf Angaben stützte, die der Betriebsrats- Vorsitzende einem ihn aufsuchenden Berichterstatter gemacht hotte. Dieser Zeitungsartikel gab dem Landgcrlchtspräsidcn- t e n Anlaß, dem hochrufenden Betriebsratsvorsitzenden eine e r n st e B« r w a r n u n g zu erteilen, weil dieserinnerdienstliche Borgange�- ohne vorherige Verständigung mit dem Präsidenten in die Presse bracht habe. In dem am Sonnabend abgehaltenen Termin des Arbeits- gerichts bestritt der Bertreter des beklagte» Justizflekus die recht- lich« Zulässigkeit der Klage. Zu einer Erörterung der materiellen Seite der Sache kam es noch nicht. Die weitere Verhandlung wurde vertagt. Bielleicht schlummert noch in irgendeinem verstaubten Akten- schrank eine Vorschrift, die dem Herrn Landgerichtspräsidenten da» formale Recht gibt, von den Angestellten zu verlangen, daß sie sich mit ihm erst darüber verständigen müssen, ob sie eine republikanische Gesinnung haben dürfen/ Die neue ungarische Regierung Iuliu» karolyi dürste am heuti- gen Sonntag von Horthy   ernannt werden. Der Oberfaschist G ö m- bös dürfte Wehrminister bleiben.
Letzte Grobheiten.
Ich möchte einen recht weichen Handschuh. Ich bin nämlich Reichsgerichtsrat und habe heute einen Prozeß gegen Razis zu führen!"
Die Kränzen AG  .
Der verlorene Schacht. Hitler  :Die andern hast du um den Sredil ge- bracht. Bei mir hast du ihn dadurch gewonnen."
«Erst mal das Reichsbanner mit Dreck bewerfen. Reinigen muß es sich ja selber!"