393-45. 3obrana 1912. Beilage des Vorwärts
Nr. Jahrgang
Sonntag, 23. August 1931
Bankenreform oder Bankenkontrolle?
Historisches zur Klärung.- Falsche Parallele mit England.- Nicht bestreitbare Notwendigkeiten.
Nicht nur die Erfahrungen des Juli 1931 mit ihrer AufSedung der Risitoübernahme für die Banten durch das Reich, fondern auch alte Beobachtungen der schweren Mängel in der Beeinflussung der Wirtschaft durch die Geschäftspolitif der Banten zwingen dazu, mit einer Reform der Bankenführung ernst zu machen.
In den Debatten, die gegenwärtig über das Problem der Bantenfontrolle geführt werden, besteht in manchen Kreisen die Neigung, von der Forderung der öffentlichen Bantenfontrolle da durch abzulenken, daß man an ihrer Stelle die Forderung einer Aenderung des privaten Bantensystems in Deutsch land auf rein privatwirtschaftlicher Grundlage propagiert. Man stellt von manchen Seiten als das Heilmittel einen Umbau des deutschen Privatbankwesens dar. Man glaubt in Anlehnung an die geschichtliche Entwicklung des Bankwesens in England auch für Deutschland einer scharfen
Trennung zwischen den eigentlichen Depositenbanken und den Finanzierungsbanken das Wort reden
zu sollen, immer in der Annahme, daß nach einer solchen Berände rung des privatwirtschaftlichen Bankenaufbaus die gefürchtete öffentliche Banfentontrolle überflüffig sein fönnte. Was hat es mit dieser Trennung in Depofitenbanken und Finanzierungsbanden auf sich?
Es war nach dem im Berhältnis zu den Erfahrungen dieses Jahres glimpflichen, aber damals doch als heftig genug empfundenen Bantenfrach vom Jahre 1901, bei dem die Leipziger Bank zugrunde ging und auch die Dresdner Bant einen fleinen Run auszuhalten hatte, als Prof. Adolf Weber , der jetzt auch zu den Beratern der Reichsregierung gehört, in einem Buch„ Depositen banten und Spetulationsbanken" die Aufmerksamkeit einer größeren Deffentlichkeit auf die starken Unterschiede zwischen
In England
hatten die eigentlichen Depofitenbanken die Anlage der ihnen anvertrauten Gelder stets in der Form turgfristiger Aus leihungen vorgenommen. Die Gewährung langfristiger Anlagetrebite war, menigstens in früherer Zeit, die Aufgabe besonderer Banfhäuser, und das Gründungs- und Emissions. geschäft lag in den Händen besonderer Börsenfirmen, die ihrer seits most furzfristige Darlehen von den Banken erhielten, aber im übrigen die Finanzierung unabhängig von den Depofitenbanken betrieben.
ist die Entwicklung, insbesondere nach dem großen industriellen Aufschwung, der dem Kriege von 1870 folgte, andere Wege gegangen. Die beutschen Banten haben sich zu Universal. banten entwidelt, d. h. fic haben bei sich alle Formen des Bank- und Finanzgeschäftes vereinigt. Sie haben neben dem furzfristigen Betriebskredit auch den langfristigen Anlagekredit der deutschen Industrie zugeführt und haben selbst die Umwandlung langfristiger Anlagefredite in Effekten durch Emissionen von Wert
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Banten in seine verschiedenen 3 weige heute ein über aus mühseliger, wenn überhaupt durchführbarer Prozeß wäre. Wenn man den Nachdruck bei aller Reform auf eine solche Trennung der Geschäftszweige legen würde, so würde, wie wir fürchten, sich nur eine formale Verschiebung ergeben. Es würde in Wirflichkeit das heutige langfristige Kredit- und Finanzgeschäft auf Tochtergesellschaften der Banken übertragen werden. Es würde eine Reform mehr nach der Form, als nach dem Inhalt des teutschen Bantengeschäftes die Folge sein; und ganz abgesehen von den Schwierigkeiten, die einer solchen Formänderung im gegen wärtigen Augenblic entgegenstehen würden, glauben wir nicht, daß am Ende ein wirklicher wesentlicher Gewinn für die Volkswirtschaft stehen würde.
Wir glauben deshalb, daß die Parole der Herausbildung eines reinen Depofitenbankwesens nach altem englischen Muster auf die deutschen Verhältnisse nicht paßt,
und daß sie nur geeignet wäre, den Blick abzulenten von dem wirklich bestehenden dringenden Bedürfnis, das Bantenwesen in der Gesamtheit seiner Erscheinungsformen, vor allen Dingen natürlich bei den beherrschenden Großbanten, einer wirksamen öffentlichen Kontrolle zu unterwerfen.
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Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß die Frage der Bankenkontrolle, die Frage der planmäßigen Lenkung des Kapitalstroms durch die Juliereig nisse von 1931 zwar besonders aktuell in den Vordergrund gerückt worden ist, daß sie aber durch sie nicht erst hervor gerufen worden ist. Die außerordentlichen Mängel, die sich in der Kreditverteilung der Banten auf Grund des unkontrollierten pripaten Konkurrenzsystems ergeben haben, sind bereits in dem Be= richt der Wirtschaftsenquete über den ,, Bankkredit" von Anfang 1930 mit allem Nachdruck hervorgehoben worden, obwohl der Ausschuß, der diesen Bericht erstattet hat, sich wirklich nicht aus Sozialisten zusammenfeßte.( Sein Vorsitzender war Profeffor Georg Bernhard , sein Stellvertreter Bernhard Dern. burg, der jetzt auch zu dem Beraterkreise der Reichsregierung ge hört, und ihm gehörte ferner der Staatssekretär a. D. Dr. Karl Bergmann an, der heute der Reichskommissar bei der Danatbant ift.)
Der Enquetebericht hat schon Bant- und Kreditkontrolle gefordert.
Wir zitieren deshalb aus diesem Bericht einige Säße, die, wie uns scheint, eine um so wirtsamere Begründung für die Forderung nach Errichtung einer öffentlichen Bantenkontrolle mit dem Ziele der Kreditlenkung darstellen, als sie, unabhängig von dieser aftuellen Forderung, seinerzeit niedergeschrieben worden sind:
Es ist bei den Banten oft der Wunsch, sich einen Kunden nicht entgehen zu laffen oder konkurrierenden Inſtituten nicht nachzustehen, der selbst, wenn andere limstände dagegen sprechen, oft dazu führen dürfte, daß sich die Banken zur Kreditgewährung an einen Kunden
papieren und Gründungen von Atiengeſellſchaften betrieben und fich Verwendungszwang für Hopfen
dadurch einen starten unmittelbaren Einfluß auf die Industrie gesichert.
Katastrophaler Preissturz.
Das Reichsérnährungsministerium hat mit Bir fung ab 1. September 1931 auf Grund der in der Notverordnung vom 1. Dezember 1930 enthaltenen Ermächtigung eine Ber ordnung über einen Hopfenverwendungszwang erlaffen.
Dieses System hat unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit und Liquidität der Anlagen sicherlich gegenüber dem englischen gewisse Mängel gehabt, aber auf der anderen Seite dürfte es doch nicht unwesentlich zum beschleunigten Aufstieg der deutschen Industriewirtschaft, die dauernd, auch vor dem Kriege, in höherem Maße auf Kredite aufgebaut worden ist als die englische, beigetragen haben. In der Begründung wird auf den katastrophalen Preis. Jedenfalls ist es interessant, daß gerade in jüngster 3eit sturz für inländischen Hopfen verwiesen. Im Jahre 1913 wurde fich in der Welt, nicht zuletzt in England, die Auffassung durchgesetzt der Doppelzentner Hallertauer Hopfen mit etwa 324 m. bezahlt. Während die Jahre 1926 bis 1928 außerordentlich hohe Hopfenhat, daß das deutsche System der Berbindung verschiedener Geschäftspreise brachten, ist seit der Refordernte 1929 der Preis unformen des Bankwesens miteinander erhebliche Borteile in fich erhört gefallen. Im Juli dieses Jahres wurden durchschnittlich nur noch 46 bis 47 m. je Doppelzentner gezahlt; inzwischen ist der Preis noch weiter gesunken.
furz nach dem Kriegsende einen Bericht erstattete, hat den englischen Banten gerade die Gewährung von langfristigen Darlehen nach dem Muster der deutschen Banten sehr nahegelegt. In der Tat ist auch die englische Entwicklung von der ursprünglichen Reinheit ihres Depofitenbankprinzips wesentlich abgewichen, indem die Banken auch zu der langfristigen Kreditgewährung übergegangen sind und sich auch durch Beteiligungen mit Auslandsbanken, die in Wirklichkeit den Charakter von Filialen der englischen Groß
banten tragen, verbunden haben.
Adolf Weber hat in seiner Darstellung des englischen Bankmesens, die im ,, Handwörterbuch der Staatswissenschaften" 1924 er
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entschließen. Die Konkurrenz dürfte ferner verschiedentlich auch dazu führen, daß von verschiedenen Seiten des Bankgewerbes aus Kredite an dieselben oder verschiedene Unternehmungen einer Branche gewährt werden und dort eine Expansion begünstigen, die nicht im Berhältnis zu deren optimalen Abfagmöglichkeiten steht. Die Kreditgewährung der Banken als Ganzes hat dann oft zur Folge, daß ein ueberangebot am Markte auftritt, die Preise sich verschlechtern, die Rentabilität und schließlich auch die der Branche zur Verfügung gestellten Kredite gefährdet werden. Das schließt nicht aus, daß ein jeder der Kredite auf Grund bantmäßiger Unterlagen gewährt und die Kreditwürdigkeit des einzelnen Unternehmens in jedem Falle sachgemäß geprüft wurde. Die 11rsache für das Iliquidewerden ist vielmehr darin zu sehen, daß die miteinander tonkurrierenden Banten unabhängig voneinander. borgingen; nur ihre Kreditgewährung als Ganzes zeigte die ungünstigen Auswirkungen.
Es wäre durchaus denkbar, daß durch größere Plan= mäßigteit und gegenseitige Fühlungnahme manche Fehlinvestitionen vermieden werden könnten. Vor allem find es Konfurrenz- und vielleicht auch Prestigegründe, die ein Zusammengehen der Banken oder eine rechtzeitige zurückhaltung oft erschweren..
Eine größere Planmäßigteit der Kreditgewäh rung mare vor allem deshalb münschenswert, weil die Deutschland aus seiner inneren Kapitalbildung zur Verfügung stehenden Mittel außerordentlich begrenzt sind, und es sich nicht den Lurus der Rapitalfehlleitung in größerem Maßstab leisten fann.
In diesem Bericht, aus dem wir hier nur ein paar markante Stellen zitieren fonnten, fommit das volkswirtschaftliche Bedürfnis nach planmäßiger Lenfung des Kapitalstroms.
flar zum Ausdruck und es werden die zwangsläufigen Hemmun gen aufgezeigt, die der Erfüllung dieser volkswirtschaftlichen Notwendigkeit auf Grund der freien Konkurrenzwirtschaft der privaten Banten érwachfen. Diese Hemmungen zu überwinden, gibt es in einem Augenblid, in dem man die 3usammenfassung des gesamten Bankwesens durch Berstaatlichung aus mancherlei Gründen nicht für durchführbar hält, nur ein Mittel: die Unterstellung der privaten Banten unter eine wirksame öffentliche Bantentontrolle, für deren Aufbau in den Richtlinien der Gemertschaffen ein zweckmäßiger Weg gewiesen ist.
Die Reichsregierung, die durch den Mund des Reichstanglers die Notwendigkeit der Errichtung einer öffentlichen Banken| fontrolle anerkannt hat, darf sich von der großen volkswirtschaftlichen Aufgabe, die es hier zu erfüllen gibt, nicht ab drängen lassen, sie darf nicht den Notwendigkeiten der Gesamtwirtschaft aus dem Wege gehen und sich mit irgendwelchen Scheinmitteln begnügen. Sie darf bei ihren Beratungen mit den von ihr selbst ausgewähren Sachverständigen" nicht auf die Böde, sondern nur auf die Gärtner
hören.
F. N.
Jeht jedenfalls muß die alte Berwaltung abtreten; statt ihrer mird die Familie Dyderhoff( die Beherrscherin des be fangten Baufonzerns) die Führung übernehmen. Das Unternehmen Biding Zement wird mit der Dyderhoff G. m. b. 5. fufioniert merden, aber erst, nachdem das Widing- Kapital( 30 Millionen Mart) auf ein Fünftel zusammengestrichen ist. Die Ver I uste aus dem übermäßigen Ausbau aller Anlagen werden auf 15 Millionen Mart geschäßt.
So sieht die Kapitalwirtschaft unserer Wirtschaftsführer" aus. Die Kapital not in Deutschland wäre ohne solche seit Jahren betriebene Verschwendung gering.
Das Ausverkaufsgeschäft war glänzend!
Bedarfsdeckung und Geldanlage.
Durch diese Verordnung werden die Brauereien gezwungen, Troß der gefuntenen Rauftraft infolge der Maffeneinen Teil des bisher verwendeten Auslandsarbeitslosigkeit und der Lohn- und Gehaltskürzungen ist der hopfens durch Inlandshopfen zu ersetzen. Bon der Berliner Auspertauf ein wider Erwarten gutes Geschäft Jeftlegung eines einheitlichen Prozentsages für die Berwen geworden. Mengenmäßig sind überall die Ziffern des Borjahres dung inländischen Hopfens( wie bei Weizen etwa) hat man ab- überschritten worden, aber auch wertmäßig ist kaum ein Rüdgefehen; für jede Brauerei wird im Verhältnis zu der Menge des fat festgelegt. Für die Herstellung von Exportbier sind die bestehender Bedarf bisher zurückgestellt wurde, bis er jetzt bisher verarbeiteten Auslandshopfens ein besonderer Prozent gang zu verzeichnen gewesen. Brauereien von jedem Verwendungszwang befreit bei niedrigen Preisen und günstigen Angeboten gededt wurde. Es scheint auch so, als ob ein erheblicher Betrag von Spargelbern in Sachwerte umgewandelt wurde. Jm allgemeinen lagen die
ſchienen iſt, zum Schluß die englische Entwicklung mit folgenden Die Sanierung von Wicking- Zement.
Worten gekennzeichnet
Diese lebhafte Kauflust hat ihren Grund darin, daß lange
Die Sanierung von Wicking- Zement. Breife 15 bis 20 Bros. unter denen des Vorjahres.
Ein Fall standalöser Kapitalfehlleitung.
An Kleidung und Wäsche wurden vor allen Dingen ,, Die englischen Depofitenbanken halten sich auch jetzt noch regelmittlere und billige Qualitäten getauft. Soweit Winterkleidung ermäßig von allen Gründungs- und Emissionsunternehmungen fern; Ueber die Mißwirtschaft in der deutschen 3ementstanden wurde, wurden auch Waren in höheren Preislagen ab die verhältnismäßig fehr feltenen Ausnahmen von dieser Regel industrie, die ihren Grund in Kartellwillfür und gefeht. Die Schuh branche hat gegenüber dem Vorjahr einen merden von der Fachpreffe noch scharf getabelt. Db aber nicht| Monopolpreispolitit hat, mußten wir des öfteren be. Mehrabsatz von 10 Broz. zu verzeichnen. Allerdings beschränkte notwendigerweise der langfristige Kredit, den sie in immer größerem Maße bewilligen, über furz oder fich das Geschäft auf billige Waren. Außerordentlich gut war die lang dahin führen muß, daß auch diese zurückhaltung der englischen Nachfrage nach Teppichen, und zwar wurden vor allem deutsche Banten der Vergangenheit angehört und fie fich zur Arbeitsvereini Teppiche bester Qualität getauft. Hier handelt es sich natür gung im Bantwesen nach deutschem Muster entschließen, bleibt ab lich nicht um die Dedung eines dringenden Bedarses, sondern zuwarten. mehr um eine Rapitalsanlage. Das gleiche dürfte für die großen Käufe in Glas, Porzellan- und Wirtschaftswaren gelten.
Wir sind auf diese Entwicklung im englischen Bankwesen hier deshalb eingegangen, um zu zeigen, daß, ganz abgesehen von der nun einmal gegebenen Berschiebenheit der historischen Entwicklung der Banffirmen in England und Deutschland , das reine Depo fitenbankwesen, das heute van manchen Fachleuten für Deutschland als deal aufgezeigt wird, auch in England kaum noch besteht..
Aber ganz abgesehen davon dürfte es faum einem 3weifel unter Tiegen, daß die Auflösung des Gefchäftes der deutschen
richten. Jetzt ist auch der größte deutsche Konzern der Zementindustrie, die Portland 3ement Fabrik Widing, Münster , sanierungsreif.
Dieses Unternehmen umfaßt etwa 20 eigene Werte und mehr als ein Dugend Tochtergesellschaften. Seit Jahren ist hier eine übermäßige Expansionspolitik getrieben worden, durch die man sich immer neue Werte angliederte, um die Bormacht in der Zementindustrie zu erringen. Die Kapitalsummen, die zum Er werb bestehender und zum Ausbau neuer Werke aufgewandt wurden, stehen in feinem Berhältnis zu den Abfagmöglich. feiten. So war im Jahre 1929 die Leistungsfähigkeit aller Werte zu knapp 30 Proz. ausgenuht. Wenn gleichwohl eine Dividende von 10 Broz verteilt murde, fo läßt das nur den Schluß auf falsche Bilanzierung oder unerhörte Preistreiberei zu.
Ist das nicht fabelhaft?!
Der weitbewahre
SIGNALBAU- HUTHNETZEMPFANGER
verbessert: Schirmgitterröhren. verschönert: Nußbaumgehouse
verbilligt
amit errechnete Großhandelsinderziffer vom 19. August ist mit 110,8 Steigender Großhandelsinder. Die vom Statistischen Reichs. ( 1913 gleich 100) gegenüber der Borwoche um 0,3 Bro3. gestiegen. Die Steigerung ist lediglich auf das Anziehen der Preise für land. wirtschaftliche Erzeugnisse( Roggen, Weizen, Butter) zurüd zuführen, während die übrigen Preisgruppen geringe Rüdgänge aufweisen.
79.
Lassen