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Nr. 397 48. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärtsch, 26. Augufi 1931

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Fahrt porsichtiger! Wieder 35 Tote und 1171 Ver­letzte in Berlin  ! So lautet die Ueberschrift über einem recht traurigen Bericht des Vorwärts" oom Freitag, dem 17. Juli 1931. Darin ist die Bilanz des trüben Kapitels ,, Straßenunfälle" für den Monat Juni gezogen. Genau so sehen schon seit Jahren die entsprechenden Mitteilungen aus, jeder weiß davon, jeder jammert darüber, jeder schimpft. nörgelt und meckert. Worte und Druckerschwärze sind reichlich genug verschwendet wor­den; aber welche Taten sind zur Besserung der Verhältnisse aufzuweisen.

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benußen derselben. Hinzu kommt noch, daß die meisten Lehr- Schwerfälligkeit, die nur durch die planmäßige Erziehung träfte selbst nicht mit ihr genügend vertraut find. Wohl habe ich zur Verkehrsgewandtheit ausgemerzt werden kann. vor Jahren die Schul- Verkehrswacht" mit dem Ziele ins Kenntnis der Verkehrswegweiser, zu denen ich alles das rechne, was Leben gerufen, wenigstens an jeder Schule ein Mitglied als Ver- mir Ausschluß über die Berkehrswege, zeiten und-preise gibt, ist trauensmann zu gewinnen, der dann die an den Arbeitsabenden ge- hierfür sehr geeignet. Karten, Pläne und Adreßbücher liefern das wonnenen Kenntnisse dem eigenen Kollegium übermitteln soll, damit Unterrichtsmaterial, das in der Heimat- und Erdkunde und in den mathematischen Fächern lebenspraktische Auswertung ermöglicht.

Recht, recht wenige sind es, und wo wirklich kräftig Hand an das Werk der Bekämpfung der Straßenunfälle gelegt worden ist, da haben Unverständnis und Kurzsichtigkeit sich oft hemmend zum Schaden für das Ganze in den Weg gestellt. Man frage nur ein­mal die armen Berufskraftfahrer, was die zu den Zeitungs­nachrichten mit der Ueberschrift: Fahrt vorsichtiger!" zu sagen haben. Sie werden ohne weiteres zustimmen, daß es unvorsichtige Fahrer gib. Sie bilden aber die Ausnahme. An ihrer Unschädlich­machung mitzuarbeiten, ist jedem organisierten Kraftfahrer Selbst­verständlichkeit. Das Gros der Chauffeure, das trop größter Vor­ficht immer mit einem Bein im Gefängnis steht, weil die Schuld­frage immer noch sehr häufig mit Unrecht zu ihren Ungunsten be­antwortet wird, fämpft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für eine erhöhte Sicherheit im Strudel des Verkehrs; denn was nutzen schließlich die vorsichtigsten Fahrer, die besten Verkehrs­bestimmungen und einrichtungen, die tüchtigsten Verkehrsbeamten, wenn sich nicht alle Straßenbenuzer zur Verkehrsdisziplin bekennen? Vorsicht ist das erste Sicherheitsgebot im Verkehrsleben, aber nicht nur von seiten der Kraftfahrer allein her, sondern von allen Menschen muß sie gefordert werden. Auch das haben die Tageszeitungen wiederholt betont. Filme, Lichtbilder, Plakate, Vor­träge, Sicherheitswochen haben versucht, die Allgemeinheit über die Verkehrsgefahren und die Mittel zu ihrer Verhütung aufzuklären.

Man kann auch ohne Schaden flug werden.

Die Jugend von heute als Volf von morgen wird gegenüber den Gefahren des Lebens, besonders aber gegenüber den Gefahren des Verkehrsleben. beffer gewappnet fein müffen, als es vielleicht zur Zeit notwendig erscheint. ,, Durch Schaden wird man flug" und ,, Erfahrung ist ein teurer Lehrmeister", das sind zwei alte Weis heiten. Ersparen wir der Jugend das teure Lehrgeld bitterer Er­fahrungen und flugmachender Schäden, das oft mit der unersetzbaren Gesundheit oder gar mit dem Leben bezahlt werden muß. Die Jugend hat ein Anrecht darauf, außer der fundamentalen Kultur­pragis auch eine feste Grundlage einer bescheidenen, aber sicheren Lebenspraris mit auf den Weg zu bekommen.

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Vor der Strassenbahn kommt er hinüberaber icht vor dem Koto   dahinter

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Die Kenntnis der heimischen Verkehrseinrichtungen müssen heimat­fundliche Ausflüge vermitteln, und endlich ist die Kenntnis der Verkehrsgeschichte wichtig, um das Jezt besser verstehen und schätzen zu können.

Diese Unfallmöglichkeit hat sich ein 13 jähriger das ausgedacht.

Sind so die grundlegenden Bedingungen für das Verstehen der Verkehrsbestimmungen allmählich erarbeitet worden, und haben die Kinder im Laufe der Jahre sich ihre Verkehrsordnung selbst gebildet, dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo die eigene Verkehrsordnung mit der amtlichen verglichen, gekürzt und ergänzt wird. Das Er­kennen der Kinder, daß die Behörden oft in ihren Forderungen nicht so streng wie sie selbst sind, dürfte der staatsbürgerlichen Erziehung zugute fommen.

Endlich müssen die Verkehrsklugheiten genügend Berücksichtigung in der Schularbeit finden. Die Fragen der Verkehrssicherheit, der Verkehrsbeschleunigung, der Verkehrswirtschaftlichkeit und der Ver­fehrsüberwachung stehen dabei im Vordergrund. Die zur Zeit wichtigste Frage Wie schüße ist mich im Verkehrsleben gegen Un­fälle?" zu beantworten, müssen wir den einzelnen Schulen selbst überlaffen. Wir brauchen aber hierfür kein fünstliches System". Die unterrichtliche Auswertung von Erlebnissen und Unfallnotizen aus der Zeitung, ganz gleich, ob sie in regelmäßigen Zeitabständen oder nur gelegentlich erfolgt, wird durch Bilder gut unterstützt. Ich empfehle dafür die 40- Bilder- Mappe der Deutschen Verkehrs­wacht e. V.", Berlin   W. 8., Wilhelmstraße 46, die zu einem Spott­preis die besten Illustrationen der von mir geleiteten ,, Deutschen Jugend- Verkehrswacht" enthält. Der Gesamtverband ist Mit­glied der Verkehrswacht und unterstützt deren Bestrebungen nach besten Kräften.

posted drim onima NA diese Dinge dann von allen Lehrkräften im Unterricht und auch bei den sonstigen Veranstaltungen der Schule im Sinne einer frucht­bringenden und zeitgemäßen Berkehrserziehung angewendet werden fönnen. Gewiß ist die Tatsache recht errfeulich, daß zu dieser Ar­beitsgemeinschaft in Groß- Berlin etwa 700 Mitglieder zählen. Der Kreis muß aber noch viel größer werden und auch noch andere Bersonen mit umschließen, die irgendwie mit Erziehungsfragen zu tun haben. Verkehrserziehung ist u. a. auch ein wirklich praktisches Betätigungsfeld einer zeitgemäßen Jugendpflege. Massen- und Ge­samtelternabende können ebenfalls mit in den Dienst der Sache ge­stellt werden.

Der verkehrserzieherische Einfluß auf die Erwachsenen fann und wird nicht sehr erfolgreich sein. Das Werk muß eben an der Jugend beginnen, und weil die meisten Elternhäuser aus be­kannten Gründen in der Verkehrserziehung der Kinder versagen, muß die Schule helfend einspringen. Sie bedarf dazu keines neuen Unterrichtsfaches, sie muß nur bei jeder sich bietenden Gelegenheit bedeutend mehr als bisher das praktische Leben berücksichtigen und fann getrost manchen Stoff aus der Fülle des unnüßen Ballastes fortlassen, der im späteren Leben den Kindern absolut nichts nüßt. Zeit- und Lebensnähe des Unterrichts find zwei wert­volle Forderungen der neueren pädagogit. Sie stehen aber häufig nur auf dem Papier. Wohl lernen die Kinder Indien   und Afrika  , Sonne, Mond und Sterne und mer weiß was sonst noch alles kennen, aber mit den Dingen des täglichen Gebrauchs, mit dem Geschehen auf der Straße macht man sie herzlich wenig vertraut. Und wo es

* Die Strasse ist kein Syielplaty!

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Rass doch auf!

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Keine Verkehrsnafeweise und feine Angstmeier.

Zum Schlusse will ich noch auf die Verkehrszimmer in den hiesigen Schulen hinweisen. Das erste befindet sich in der 18 Boltsschule, Koppenstraße 84, und steht allen Interessenten zur Besichtigung nach vorheriger fernmündlicher Bereinbarung nach dem 1. September zur Verfügung( E4, Alerander 6221).

Und worauf kommt es in der Verkehrserziehung der Jugend an? Wir wollen durchaus keine Verkehrsnaseweise er­ziehen, das Zeitalter der Technik und des Verkehrs verträgt aber auch feine Angst meier. Es kommt zunächst mir das aus dem Ver­tehrsleben in Frage, was die volksübliche Alltäglichkeit betrifft. Die Kinder sind auf der Straße zunächst Fußgänger, mir be­gegnen ihnen aber auch als Fahrer( Radfahrer) und als Fahr­gast der öffentlichen Straßenverkehrsmittel. Das ergibt den äußeren Rahmen für die verkehrserzieherische Schularbeit.

Sehr wesentlich für die Besserung der Verhältnisse in der Sicher­heit des Straßenverkehrs ist die Kenntnis der Verkehrs= zeichen, die von den Beamten, Ampeln, Schildern und auch von den Fahrern gegeben werden. Der verhängnisvolle Irrtum, daß alle diese Dinge nur für den Lenter eines Fahrzeuges vorhanden seien, hat unfagbar viel Unfälle hervorgerufen. Die Wanderungen, Ausflüge usw. bringen die Kinder in praktische Berührung mit diesen Zeichen. Wenn sie dann im Zeichnen bildlich dargestellt und auf Pappe aufgezogen, mit einem Stab und Fuß( aus Plastilin oder einer durchgeschnittenen Garnrolle) versehen werden, dann haben sich die Kinder ein wertvolles Anschauungsmaterial selbst geschaffen. Wohl die schlimmste Ursache vieler Verkehrsunfälle ist die

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Gottes Willen

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IHR SOLLE nicht in Verkehrsstrassen spielen!!

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Ein 12 jähriger warnt seine Kameraden.

Verkehrserziehung ist das dringende Zeitgebot. Die Not zwingt uns zur größtmöglichsten Sparsamkeit. Unfallvergütung verschlingt ungeheure Kapitalien, die durch rechtzeitige Unfallver­hütung eingespart werden könnten. Eines der besten Mittel zur Bekämpfung der Unfälle ist die planmäßige Verkehrserziehung der Jugend. Ihre allgemeine Einführung und Unterstützung würde der Volksgesundheit und der Volkswirtschaft kostbare Werte erhalten. Rektor Walter Hauer- Berlin  .

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Zehn Arbeiterinnen erkrankt.

Nach dem Genuß von säurehaltigem Kaffee.

In der Telephonfabrik Berliner   in Steglit, Siemens-| lassen, war Gegenstand einer Verhandlung vor dem Potsdamer straße 27, mußten gestern während der Arbeitszeit zehn Arbeiterinnen ins Krankenhaus überführt werden. In der Arbeitspause hatten die Frauen Kaffee getrunken, der säurehaltig war. Vald nach dem Genuß des Ge­bar. Erfreulicherweise liegt keine Lebensgefahr vor. Eine Untersuchung durch die zuständigen polizeilichen Behörden ist im Gange.

Schöffengericht. Am 12. Juni besuchte der Kaufmann Menz aus Werder   mit seiner zweijährigen Tochter eine Obstzüchterfamilie bei Werder  . Während der Vater Kirschen pflückte, lief das Kind auf das benachbarte Grundstück des Obstzüchters Reuter. Das Kind hat hier eine mit grünem Entenschlamm überzogene Jauchgrube als vom Schöffengericht wegen fahrlässiger Tötung zu 100 Mark Geld­strafe verurteilt.

Verkehrspunkt: Zeichnung eines 10 jährigen. vielleicht doch der Fall sein sollte, da verfährt man immer noch viel zu wissenschaftlich". Ich erinnere nur an ein Beispiel: Das Telephon wird schon seit Jahrzehnten in den Schulen besprochen. Wie es elektrisch, also wiſſenſchaftlich funktioniert, iſt den Kindern, namentlich den Knaben, bekannt. Sobald aber das Leben einen jungen Menschen an den Fernsprecher zwingt, versagt er häufig, weil er es eben ,, nicht gelernt" hat. Genau so verhält es sich mit der tränkes machte sich eine sehr starke Uebelkeit bemerf Rasen angesehen, lief darauf zu und ertrant. Reuter wurde Praris anderer Lebensnotwendigkeiten. Wir verlangen, daß sich alle Straßenbenutzer zur Verkehrsdisziplin bekennen sollen, die Kinder mit eingeschlossen, tun aber herzlich wenig oder nichts, um überhaupt erst die Möglichkeit hierfür zu schaffen. Wie kann ein Mensch sich nach Bestimmungen richten, die ihm völlig unbekannt sind? Die Straßenverkehrsordnung ist allen Berliner   Schulen in etwa dreißig Exemplaren zugestellt worden. Sie paragraphenweise mit der Schul­jugend durchzusprechen, wäre ebenso grundverkehrt, wie das Nicht

In der Jauchegrube ertrunken. Die alte Unfitte märkischer Obstzüchter, Jauche gruben unbedeckt und ohne Umzäunung in den Obstplantagen liegen zu

Schwindler im Botanischen Garten. Im Botanischen Garten findet fein Pflanzenverkauf statt. Bor Schwindlern, die sich als Angestellte des Gartens ausgeben und dem Bublifum Pflanzen verkaufen wollen, wird gewarnt. Ebenso vor solchen Personen, die sich als Führer aufdrängen,