0.$.M*inrich: t|/l Wir saßen als Jungen in einer Klasse, KcmraÄ und ich. Nicht nebeneinander: er kratzte mit dem Schiefcrstift zwei Bänke hinter mir aus seine Tafel- Der Konrad. Erst kam Stiller, der wegen seiner schmutzigen Füße fast jeden Tag vors Katheder trat und von Lehrer Petrasch mit dem Rohrstock verprügelt wurde. Er weinte schon nicht mehr, nur manchmal, wenn er die Hand viermal hinhalten mußt«, war er rot im Gesicht, und die Lippen zitterten. Dann ging er aus seinen Platz und saß kerzen» grade in der schiefrigen Bank. Stiller bekam die meiste Prügel. Sein Hintermann, Konrad Fleischer, gab oft falsche Antworten: auch dafür setzte es Prügel, wenn auch weniger als für Stillcrs Schmutzfüße. Wenn Konrad erschrak, in die Höhe schoß, sein kleines Gesicht wie ein weißer Kinderballon im weiten Klassenraum stand, stumm, ohne Bewegung, tat es mir jedesmal leid um ihn. Ich wußte: gleich geht Lehrer Petrasch auf ihn zu und teilt Ohrfeigen aus. Es kam auch immer so. Konrad setzte sich dann hin. legte beide Arme ineinander- geflochten auf die Bank und steckte sein Gesicht hinein, das auf ein- mal zu zucken begann, bis der Lehrer ihn aufrief und aus der Bank treten ließ. Dann stand Konrad die.restliche Stunde hindurch vor der grauen Wand mit den geraden grünen Strichen. In der Pause drückte er sich am Zaune herum, der den Schulhof von der Straße trennte. Er sah die Straße hinauf, als warte er auf jemanden. Einmal kam seine Mutter, die ich gut kannte, und brachte ihm in einem Stück Zeitungspapier Kirschen. Da freute sich Konrad. Er gab mir auch einige ab. Wir Jungen mochten es nicht gern, wenn sich der Vater oder die Mutter am Schulzaun blicken ließen: weshalb— kann ich heute eigentlich nicht begründen. Aber Konrad freute sich. Ich weih es genau, es waren nicht nur die Kirschen. Zu Ostern blieb er sitzen. Auch Stiller blieb sitzen und noch vier andere, deren Namen mir jetzt entfallen sind. Sie gehörten von die- ser Zeit an nicht mehr zu uns. Jede Verbindung war abgebrochen. Sie hießen Sitzenbleiber. Nur in der Gesangstunde, die ebenfalls Lehrer Petrasch gab, saßen wir zusammen. Einmol fragte der Lehrer, was wir daheim für die Versetzung bekommen hätten. Fast jedem hatten die Eltern eine Kleinigkeit gegeben: die Sitzenbleiber waren natürlich leer ausgegangen. Als Konrad gefragt wurde, sagte er: Ein« Apfelsine: von der Mutter. Wohl fürs Sitzenbleiben? höhnte Petrasch.� Die Klasse war still, nur einige lochten. Wir begriffen es nicht recht, weshalb Frau Fleischer ihrem Jungen eine Apfelsine geschenkt hatte. Ich erzählte es daheim. Frau Fleischer kam nämlich oft zu uns. Sie wohnte im vierten Stock und war meiner Mutter beim Ausbessern alter Sachen behilf- lich: auch an Waschtagen sah Ich sie an unserem Tische. Ich freute mich immer, denn auf ihre Bitten bekam ick? gewöhnlich nach dem Essen «in paar Kirschen oder ein Stück Schokolade mehr als sonst. Ost ging ich zu Fleischers und spielte mit Konrad. Es war viel freier da oben im vierten Stock Wenn Konrads Vater von der Grube kam, durften wir weiter spielen, wenn mein Vater kam, mußten wir ruhig olles zusammenpacken und in die Ecke stellen. Frau Fleischer wusch fast alle Tage. Für fremde Leute. Wenn sie nickst wusch, stand sie hinter dem Plättbrett. Sie sah oft zu uns herüber, wenn wir mit msiner Eisenbahn spielten, und nickte uns zu. Einmal lag Konrad im Bett. Er mar oft krank. Frau Fleischer wusch auch an diesem Tage. Ich sehe sie heute noch: wie der schmale Kopf mit dem spitzen Kinn über dem Waschbrett auf und nieder ging. Ihr Haar war dünn, in der Mitte gescheitelt, die Haut sah aus tü« vergilbtes Papier, straff über die Knochen gespannt, die an manchen Stellen im Gesicht scharf heraustraten. Unablässig riehen die Hände auf dem gerippten Blechaufschlag hin und her. Dann und wann hielt sie mne, bog mit aller Kraft die schmalen Schultern nach hinten und strich mit feuchtem Handrücken immer dieselbe Haarsträhne aus der Stirn Sie trocknete sich dann die Hände. Ging hinüber an Konrads Bett. Konrad schlief: ich saß neben ihm und blätterte in einem lustigen Bilderbuch. Der Wecker klingelte. Frau Fleischer riß ihn vom Küchentisch, hielt ihn unter ihre Schürze und stellte das Läuteweck ab. Dann sah sie Konrad lange an. Das Geräusch des Weckers hatte ihn unruhig gemacht, seine Hände griffen auf der Bettdecke umher. Wenn der Lehrer fragt, dann sog ihm doch, es geht ihm noch nicht besser. Es ist... Worte, ich schreibe dirs auf, sagte Frau Fleischer und schrieb ein langes Wort auf einen Zettel... Das gibst du ihm. Aber nur wenn er fragt, sonst bringst du den Zettel wieder mit. Es war ein Wort, das ich nicht verstand, mit schwacher Bleistift- schrift aufgezeichnet. Als ich es später meiner Mutter zeigte, sagte sie: Ich dachte es mir schon. Der Vater meinte, es sei ja ganz klar, den ganzen Tag in diesem Wäschedunst... der Junge muß ja... Meine Mutter legte plötzlich zwei Finger auf die Lippen und sah zu mir herüber. Der Vater sagte noch: Was denn? Ach so... Er griff nach seiner Tasse. * Di« Dinge oerschlugen mich in einen anderen Zipfel des Reichs. Andere Menschen kamen: ich lernte sie verstehen, sie und das Land, aus dem sie wuchsen. Aber das Herz blieb wohl in den Tälern der Heimat, wo ewiger Wind im dunklen Haar der Bergwälder flattert. Wo aber auch die Not durch die engen Gassen geht und heute wie da» mal» bleichen Kindern begegnet. Beides hält das Herz fest: die Schönheit jener Erde und ihre Schatten, der über das Land kam wie der Fluch einer menschhassenden Gottheit. Hungerland, schrieben die Reporter großer Zeitungen, die, vom Elend der Bewohner getroffen, zur Feder griffen. Lzungerland war und blieb auch Konrads Heimat. Ein paar Urlaubstage. Ich schritt wieder an geschwärzten Mauern vorüber, durch dunkle Höfe. Klopfe auch an Konrods Tür. Er war nicht daheim. Seine Mutter wischte— wie damals, wenn Besuch kam— mit der Schürze den niedrigen Schemel ab, aus dem Konrads Vater dos Schuhzeug flickte. So saßen wir uns gegen- über: die Frau mit den mageren Händen, dem spitzen Gesicht unter noch dünnerem, ergrautem Haar. Sie sah mich mit ihren guten Augen an, die schon die Spiele meiner Kindheit mit Liebe beobachtet hatten. Ich fand hier, hier in dieser Prolctenstube, auch für mich den Begriff Mutter wieder, an dem mich die Jahre vorbeitrieben. Und es rief der Gedanke: warum umgeben Künstler eine Mutter immer mit Schönheit? Ob sie aus ihren Forben eine junge Ge- bärerin erstehen lassen oder die feinen Linien der sorgsam gealterten Frau einzeichnen— sie sollten andere Mütter malen: wie diese hier, di« mir gegenüber sitzt und die ihrer opfernden Liebe das schlechte Gewand eines vom Leben verzehrten Körper» geben mußte. Von Konrad sprach sie. Daß er geheiratet. Daß seine Frau krank sei. Was es wäre?. Achselzucken und ein trostloser Blick durchs Fenster gaben die Antwort, die hier in der Stadt jeder versteht Sie ist halt noch schwächer als er. Wenn er von der Grub« los- käme, sagt der Doktor, wär's besser. Sie sprach es vor sich hin. Ungläubig. Sonntags ist er bei der Straßenbahn. Als Hlljsführer. Da
gibt's noch ein paar Pfennige. Aber gerade die freien Stunden würden ihm gut tun. Er macht's nicht. Es langt halt nicht. Denn der Kleine ist auch schwächlich. Ob ich ihn sehen will? Den Konrad. Er kommt morgen früh von der Arbeit. Cr wird sich freuen. Gorade wir zwei Kinder! Sie hat mich doch auf den Armen getragen, wenn ich schrie. Ob ich das nach weiß? Sie lacht und faltet dabei die Hände rasch zusammen: natürlich könne ich es nicht mchr wissen. Ich wäre ein sehr drolliger Kerl gewesen und Konrad schr still. Bei Lehrer Petrasch— er ist jetzt tot— hätte sie waschen sollen. Sie hat es nicht getan. Nein. Dann schweigt sie. Ich stehe auf und gehe. Zwei Jahre später besuche ich Konrad. Er humpelt neben mir. Sein Fuß ist verstümmelt: Pfeilerbruch auf der vierten Sohle. Der Pierzuch, weißt du, der damals aus Polen kam, in die sechste Klasse, war in derselben Abteilung. Ihm hat's den Brustkorb zer- quetscht. Er lag neben mir. War auch erst kurze Zeit verheiratet. Gott sei Dank ohne Kinder. Strengt dich der Weg nicht an? Ich meine... mit deinem Fuß. Konrad lacht leise und humpelt schneller: Mit der Arbeit ist's vorbei, aber fürs Spazierengehen langt's noch. Ich sehe, wie sein Lächeln fällt. Es dauert nicht lange, und wir
Stichard Qerlach: fßei den Uhus im Der Uhu ist dem Namen nach sehr volkstümlich und bekannt, aber wer hat schon einen in Freiheit gesehen? Niemand kann genau sagen, wieviel Uhus wir noch in Deutschland haben, wahrscheinlich werden es kaum zwei Dutzend sein. In der Literatur findet man nur spärliche und veraltete Angaben, wo der Uhu zu finden sei. In West- preußen , tn einigen Nebcntchern des Rheins, im Harz , in der Lüne- burger Heide, in der Schwäbischen Alb und im fränkischen Jura sind ein paar Gegenden mehr oder weniger genau bezeichnet, und die meisten Berichte sind Sll Jahre alt und älter. Am aussichtsreichsten schien mir ein Besuch des Pcgnitztoles, der sogenannten Hcrsbrucker Schweiz , zu sein. Dort waren 1917 noch Uhus beobachtet worden. Ich fuhr also über Nürnberg nach Rupprechtssteegen und ging von dort über die Höh« nach dem Dörfchen, das mir noch der Karte am einsamsten inmitten der Klippen erschien: Hartenstein. Wald nahm mich auf, hoher, emster Föhrenwald, weiße Kreidefelsen ragten auf, kein Mensch stundenweit. Hier konnte der Uhu noch leben, es war möglich. Ich fragte die Bauern in Hartenstein, ob sie den Uhu kannten. Sie wußten nichts von ihm, schließlich fand sich ober doch eine alt« Frau, die sagte:„Er ist so groß wie eine Gans, ja freilich."„Ist er noch hier? Er muß doch in den Nächten schreien?" Aber ich erfuhr nichts weiter. Auf der Karte ist die St. Gottharts- kapell« als Ruine angemerkt. Dort sollte die Stelle sein. Es war auf halbem Wege nach dem Städtchen Velken unten im Pegnitztal. Dort also nahm ich Quartier. Die Bauern hier wußten noch weniger vom Uhu. Früher einmal hätte es vielleicht welche gegeben, deren Nester dann ausgenommen wurden. Aber heute? Ich sagte nicht mehr, um niemanden unnötig auf die seltenen Vögel aufmerksam zu machen, falls es sie vielleicht doch noch gab, In den folgenden Tagen streifte ich fast ununterbrochen in den Wäldern umher, besonders bei der Gotthartskopelle. einem hohen Felsen, der Wald war wunderbar, ost urwaldhaft, ohne Kahlschläge, aber den Uhu hört« ich nicht und sah ich nicht. Nachdem ich vier Tage vertrödelt hatte, fuhr ich zum Forsthaus. Ich hatte den Ehr- geiz gehabt, den Uhu vielleicht allein zu finden, aber schließlich wollte ich die Reise auch nicht umsonst gemacht haben. Ja, die Uhus gab es noch, im vorigen Jahr waren sie noch ges«hen worden. Die Stelle war allerdings nicht leicht zu finden, anderthalb Stunden vom Forsthaus, zwei Stunden von Beiden entfernt. Wenn es mir recht wäre, sollte der Sohn, ein Student der Forstwissenschaft, mich am nächsten Abend führen. Wir gelangten in eine großartige Schlucht, die Felsen stiegen senkrecht an und waren unangeseilt überhaupt nicht zu erklettern. Dort oben hatte der Uhu im vorigen Jahr gehorstet. Die Dämmerung brach herein, feierlich lag um uns der Wald, aber kein Eulenschrei wurde laut, so lange wir auch lauschten. Wir verabredeten für den nächsten Vormittag eine Ersteigung des Felsens, damit ich die Horst- stelle genau zu sehen bekäme. Unterwegs begegnete uns der alte Oberforstwart. Ich sagte, daß ich schon fünf Abende hier herum- gelauscht hatte, ohne etwas vom Uhu zu hören.„Da können Sie ein halbes Jahr umsonst warten..."„Gibt es denn keine Uhus mchr?" „Doch, sicher, aber sie rufen eher, am Nachmittag, und auch nicht in den Felsen, sondern auf Bäumen, im Wald..." War das Jäger- lat«in? Der Uhu war ein Nachtvogel, er muhte doch auch wohl in der Dämmerung rufen? Die zwei Stunden Heimweg vom Abend saßen mir noch in den Waden, doch in aller Frühe am nächsten Morgen legte ich den Weg abermals zurück. Ich hatte meine genagelten Stiefel angezogen, aber ich sah gleich, daß ich meinem Führer nur schwer würde folgen können: er war klein, ein geborener Kletterer, leicht und geschmeidig, in dil?en Klippen aufgewachsen. Ich wog wahrscheinlich achtzig Pfund mehr als er. Wir gelangten auf die Höhe des Felsens. Tief unter uns schwankten die Wipfel. Meilenweit dehnte sich Waid, Wald, Wald, Wald. In den Spitzen der Fichten steckten die braunen Kienäpfel wie Kerzen. Der Ausblick von dieser Uhuwand war wie der von einer Zwingburg. Diese Mauer beherrschte das Land bis weit zu den Wiesen und Aeckern. Abschwebend mußte der Vogel seine Macht über all das Kreuchende da unten fühlen. Wir neigten uns über einen Spalt, wo die Uhus im vorigen Jahr gesessen hatten. Damals hatten sie meinen Führer angezischt. Wenn ihr Horst hier wirklich gewesen war, mußten doch Gewölle und Knochen noch zu finden sein? Wir fanden eine Krähenseder, Krähen sind die Hauptnahrung der Uhus. Und während ich oben Umschau hielt, turnte mein Führer in den halsbrecherischen Felsen herum, daß mir ganz schwindlig wurde. Ich war äußexst gespannt, jeden Augenblick konnte ein Uhu obstreichen. Der Student kam cnd- lich zurück und hatte die Taschen voll Trophäen. Wie sie jetzt vor mir liegen, erkenne ich: Taubenfedern, die zerrissen und aufgeschlitzt sind:«inen Oberschenkelknochen von einem jungen Hasen: die Schädel von Hamstern und Drosseln, den Rückenwirbel von einem jungen Reh, allerlei Knöchelchen von Mäusen, Ratten, Vögeln, wustförmige Haarklumpen, die nach der Mahlzeit ausgebrochen sind. Daran, daß die Uhus im vorigen Jahr hier gewesen waren, konnte ich nicht mehr zweifeln. Aber wir sahen auch diesmal keinen. Nachdem ich jetzt sicher war, daß die Vögel noch in der Gegend zu finden sein mußten, war«» für mich ausgemacht, nicht eher fort- zugehen, bis ich sie eingehend beobachtet hatte. Es dauerte wieder ein paar Tage, ich war schon am frühen Nachmittag unterwegs,
müssen uns doch fetzen. Am Waldrand oben, ehe der eigenöich« Berg beginnt. Drunten liegt die Stadt. Em schlanker Kirchturm steht einsam über finsteren Dächern. Na, es geht doch noch ganz gut. Konrad? Er sieht vor sich hin. schüttelt d«n Kops. Dann greift«r nach meiner Hand, krallt sich fest: Alles, alles nehmen sie einem! schreit er, stößt er aus sich heraus: wie ein schwerer Stein fällt die Auflage ins Tal, gegen die schwarze Stadt, gegen die drohenden Gruben, vor der Bergkette, auf die rote Koksofenglut zwischen den groben Klötzern blinder Halden. Sonntags habe ich damals noch arbeiten können. Auch das ist weg. Du kannst nicht einen Tag lang mit dem Klumpen da auf der Elektrischen stehen, beim besten Willen nicht! Nce! Sie erlauben's ja auch nicht. Invalidengeld gibt's. Du meine Güte! Dreck ist das? -- Der Junge ist krank, das Weib kaput... ich selber... ich selber... ich... das verfluchte Bein... Er schlägt sich mit der Faust auf den Stummel Er schweigt. Lange. Konrad schluckt. Er sackt in sich zusammen. Ich seh« starr aui den Bergkegel vor mir. Der große Konrad weint. Ich lasse ihn in Ruhe. Wir sind wieder Kameraden. Wie damals, als wir Indianer spielten und er auf meinen Schultern ritt. Weil er der Schwächer« war. wurde das vom Häuptling so bestimmt. Heute kann ich ihn nicht auf meine Schultern nehmen. Er ist ja so groß. Der Konrad,— der da vor unseren schönen Bergen sitzt und das Leben verflucht.
fränkiichen Jura aber noch eine halbe Stunde entfernt von dem vorjährigeu Horst- platz: da erscholl dicht über mir ein durchdringendes„Uhu": Der Ruf ist zweisilbig, aber das erste U ist dunkel betont und sein Klang gcht durch Mark und Bein. Der Ruf kam aus einem Baum, und es war nach früh, der Oberforstwart hatte also doch recht gehabt. Wieder und wieder sank der Ruf auch mich herab. Langsam pürschte ich mich an die alte Föhre heran. Aber dann blieb es eine Weile stumm, und plötzlich kam der Ruf aus einer anderen Richtung, der Uhu hotte den Platz gewechselt, ohne daß ich ihn bemerkt hätte. so leise war er davongealitten. Nach einigen vergeblichen Versuchen bekam ich ihn dann zu scheu. Er rief und streckte den Hals dabei vor wie zum Abflug. Dann richtete er sich steil auf und drehte den Kops, daß sein Gesicht genau im Rücken stand. Langsam drehte er den Kopf wieder mir zu. Sein großes Auge funkelte mir entgegen. Ich sah die scharzen Büschel darüber schräg emporstehen. Weich und weit hing das Gefieder über den Zweig, die Dolchkrallen der Füße waren verborgen. Der Wind bewegte leise das aufgeplusterte Flaum- gesieder. Plötzlich riß er den Kops herum und schaukelte erbost auf und ab. Jäh warf er sich nach vorn und strich wie ein Hauch ob. In acht Tagen glückte es mir zweimal den Uhu zu treffen, rasch entglitt er auf lautiosen Flügeln. Noch ruft er im fränkischen Jura, ober wie lange, und auch hier wird er nur noch eine Sage sein...
Qelehrie aui rfem Xande Line fUdruffif&e Tolhger Zählung Einmol kamen zwei gelehrte Ausländer,«in Arzt und ein Astronom, in ihren Geschäften nach Rußland und wurden von der angebrochenen Nacht auf dem Lande überrascht. Sie mußten aiso bei einem Bauer einkehren. Der Arzt beobachtete, wie die Bauersfrau einen Brei um- rührte, er staunte und dachte:„Das wird wohl für die Schweine sein!" Aber nein! Die Bauersleute aßen den Brei selbst bis zum letzten Rest und schleckten noch die Lössel ab. „Gehen wir rasch in den Hof!" sagte der Arzt zum Astronom. „Merk' dir: So viele sie dort in der Stube sind, alle werden noch heute nacht sterben." Der Arzt und der Astronom gingen in den Hos und legten sich dort auf Stroh unter freiem Himmel. Vor dem Schlafengehen trat der Bauer aus der Stube und sagt« zu den Fremden:„Vielleicht übernachten Sie doch lieber in der Stube. Es wird in der Nacht einen Regen geben." „Nein, wir bleiben hier! Es wird auch keinen Regen geben: Dieser und jener Stern deuten auf klares Wetter" Der Bauer ging in die Stube zurück, riegelte dt« Tür ob und verkroch sich mit den Seinen auf den Ofen. In der Nacht begann es heftig zu regnen, di« Fremden drehten sich im Hofe herum, suchten ein Versteck, klopften schließlich an die Tür und an die Fenster. Aber di« Bauersleute drtnnen hatten einen festen Schlaf, sie hörten nicht da» Klopfen,— oder hatten sie sich verstellt, wer kann das sagen. „Niemand öffnet", sagte der Arzt.„Nicht anders, sie sind schon olle tot!"— Früh am Morgen trat der Bauer auf den Hof und fragte die Fremden: „Wie haben Sie die Nacht verbracht? Sind Sie nicht naß geworden?" „Wir sind bis auf die Haut naß geworden", gestand der Astronom.„Aber wollen Sie uns aufklären, woher wußten Sie, daß es einen Regen geben wird?" „Ich habe ein Schwein da, das sich immer zwei Stunden por einem Regen zusammenkauert", antwortete der Bauer. „Wollen Sie uns noch sagen", fragte der Arzt,„essen Sie täglich so einen Brei wie gestern?" „Täglich", antwortete der Bauer. „Und haben Sie keine Schmerzen?" fragte weiter der Arzt. .„Doch, wir haben manchmal Bauchschmerzen", meinte gelassen der Bauer.„Aber wir legen uns mit dem Bauch auf den Ofen, und die heißen Ziegelsteine durchwärmen die Gedärme, bis alles vorübergeht." Da sagte der Arzt zum Astronomen: „Fahren wir in unser Land zurück! Was haben wir hier noch zu suchen, wenn hier jeder Ofen ein Arzt und jedes Schwein ein Astronom-st!" Und sie reisten schleunigst ab.
Die nördlichste Stadt der Erde ist Longyearcidz auf West-Spitz- bergen. Sie liegt 78 Grad und 13 Minuten nördlich, also uock 12 Grad vom Nordpol entfernt, und ist bekannt wegen ihrer Kohlen- gruben. Der Zug zwischen London und Lceds ist mit Rodioanlage aus- gestattet worden. Jeder Passagier kann gegen Erlegung eines Schillings einen Kopfhörer entleihen und das Radioprogramm hören. Der lange Hals der Giraffe hat genau so viel Halswirbel wie der der kurzholstgen Maus, wie überhaupt aller Säugetiere, nämlich sieben.