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Regierungsumbildung in Bayern  .

Ein Finanzminister gesucht.

München  , 29. Auguft.( Eigenbericht.) Die außerordentlichen Schwierigkeiten der finanzpolitischen Lage Bayerns  , die durch die jüngste Rotverordnung feineswegs behoben sind, werden durch den plötzlichen Rücktritt des Letters des Finanzministeriums grell beleuchtet. Die Geschäfte führte bisher ein Staatsrat, der im Januar bereits die Altersgrenze über­schritten hatte und den Aufgaben seines Postens nicht mehr gewachsen war. Zur Ernennung eines neuen Finanzministers ist das geschäfts­führende Kabinett jedoch aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht be= fugt, so daß ohne die Neubildung einer parlamentarischen Regierung die bayerischen Finanzen auch fünftig ohne verantwortlichen Leiter verwaltet werden müssen.

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Unter diesen Umständen will Ministerpräsident Dr. Held den Versuch einer Retonstruftion seiner Regierung machen, doch ist es sehr fraglich, ob er angesichts der bevorstehenden Wahlen dabei die Gefolgschaft des Bauernbundes und der Deutschnationalen findet. Selbst die Bayerische Volkspartei   steht dem Wunsche Dr. Helds ſtep= tisch gegenüber. Wenn sie sich nicht zur Neubildung einer parla­mentarisch verantwortlichen Regierung entschließt, bleibt nur die nochmalige Ernennung eines Staatsrats zum interimistischen Leiter des Finanzministeriums. In diesem Falle ist für den Posten der Referent der staatlichen Betriebe, Ministerialrat Legat, ausersehen.

Radikale Störenfriede an die Luft gesetzt. Bolfsentscheid Bundesbrüder versuchen sozialdemokratische Bersammlung zu sprengen.

In Hohenneuendorf bei Frohnau   sprach am Freitag Genosse 3örgiebel in einer start besuchten Versammlung. Das Thema des Referats ,,, Volfsentscheid, das Gebot der Stunde", hatte zahl­reiche Kommunisten und Nazis angelodt. In holder Eintracht hatten sich die Brüder" des Volksentscheids in Rudeln zusammengefunden und warteten auf den gegebenen Augenblid, um ihre politischen Rowdymethoden in der sozialdemo­kratischen Bersammlung zu demonstrieren. DIC

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Schon bei dem ersten Diskussionsredner, einem Kommunisten, fam es infolge der frechen Beschimpfungen des Redners, die vom Gebrüll seiner anwesenden Parteigenossen und der Nazis begleitet waren, zu einem großen Tumult. Ein Nationalsozialist, der als zweiter Diskussionsredner feinen tommunistischen Bundesbruder ablöste, versuchte diesen durch freche Propotationen in einer derart unflätigen Weise zu übertrumpfen, daß im Hand­umdrehen eine Reilerei im Gange war. Mit Stuhlbeinen und Biergläsern versuchten die Radikalinstis beider Richtungen ihre Argumente gegen die Sozialdemokratie zu unterſtügen, wobei einige der rüdigsten Burschen von unseren Parteigenossen sehr schnell an die frische Luft befördert wurden. Sodann griff die Polizei ein und räumte in wenigen Minuten den Saal von den Arafeelern, so daß die Versammlung ungestört ihren Fortgang nehmen konnte.

Tägliche Rundschau" und Devaheim.

Erklärung gegen die Politit des Pastor Cremer.

Die Tägliche Rundschau" teilt mit:

In verschiedenen Linksblättern ist die Tägliche Rundschau" mit dem Devaheim Skandal in Verbindung gebracht worden. Das geſchicht völlig zu Unrecht. Die Tägliche Rundschau" hat An­

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fang 1931 ein Darlehen durch Vermittlung von Herrn Pfarrer Dr. Franz Cremer erhalten, dessen Amortisation durch Abschluß des befannten Kapitalbildungsvertages der Deuzag vorgesehen mar. Mündlich und schriftlich ist von den Darlehensgebern ausdrüd lich versichert worden, daß dieses Darlehen nicht aus den Spar­geldern der Devaheim oder Deuzag entnommen ist.

Die Tägliche Rundschau" ist feinerlei Bindungen irgendwelcher Art gegenüber den Darlehensgebern oder anderen Stellen einge gangen. Der Reichstagsabgeordnete D. Mumm ist schon im Vor­jahre aus Protest gegen die Politit Dr. Cremers aus dem Auf­fichtsrat der Devaheim ausgetreten. Zandtagsabgeordneter Pastor Kliesch ist niemals Mitglied des Aufsichtsrats der Denaheim ge­wesen, sondern nur bis zum letzten Winter lediglich beratend zu feinen Sizungen zugezogen worden. Auch er hat nachweislich in entschiedener Opposition zur Politit Pastor Cremers gestanden. Dem Aufsichtsrat der Deuzag haben beide Abgeordnete niemals angehört und nie an seinen Sigungen teilgenommen. nie an feinen

Frankreich   stützt Polen   und Rumänien  . Ein Kommentar des Zemps" zu den Erklärungen Litwinows Paris, 29. Auguft.( Eigenbericht.)

Der Temps", der sich am Sonnabend mit den russisch- fran­zösischen Battverhandlungen beschäftigt, schreibt, daß Frankreich   den Vertrag mit Rußland   nur abschließen werde, menn, abgesehen von den parallel laufenden Wirtschaftsverhandlungen, auch Polen   und Rumänien   gegen jede Bedrohung von ruffischer Seite gesichert sind, sei es durch einen direkten Vertrag, sei es durch ein Abkommen zu dreien. Alle Erklärungen der russischen Regierung würden an dieser Tatsache nichts ändern.

Aufstandsergebnis.

Abfolutismus in Portugal  .

ebu Ciffabon, 29. August.( Eigenbericht.) Die portugiesische Regierung hat beschlossen, zum Schuße der Diftatur scharfe Maßnahmen zu treffen. Die an dem legten Auf­stand Beteiligten sollen nach einer Kolonie deportiert merden. Alle Militär- und Zivilbeamten, die ihre Pflicht gegenüber der Diftaturregierung nicht Ional erfüllen, sollen abgesetzt oder zwangspensioniert werden. In feitenden Stellungen, die einen Ein­fluß auf den Reorganisationsplan der Regierung haben, sollen nur Personen beschäftigt werden, die absolutes Bertrauen der Diftatur genießen. Die 3enfur beabsichtigt man zu verschärfen, um zu verhindern, daß die Preffe das Publitum schlecht informiert". Alle Bersammlungen politischer und sozialer Art, die eine der Dittatur feindliche Atmosphäre fchaffen fönnten, mer­den verboten, ebenso alle Zeitungen und Zeitschriften revolutionären Charakters, die die öffentliche Ordnung stören könnten.

Die Republik   prüft nach. Untersuchung der spanischen   Diktaturpolitit.

Madrid  , 29. Auguft.( Eigenbericht.)

Die spanische Regierung hat durch Defret die Einsetzung parla­mentarischer Untersuchungsausschüsse angeordnet, um die Maroffo­politik der früheren Regierung, die Sozialpolitik in Katalonien  , den Staatsstreich Primo de Riveras und die Berantwortung für

Reichskanzlei

2Milliarden Steuerverminderu Staatsaufträge

Keine sozialen Lasten Lohnabbau

Splitter und Balfen.

Der junge Mann der Industrie schlägt seine Thesen an den Pfosten der Reichskanzlei.

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Neues von der Funkausstellung: Der größte Caut­

sprecher Deutschland   kleinsten Formates.( Syftem Goebbels  

).

* mevaheim

Skandal

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Ich habe immer gesagt: du solist deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Aber nicht: du follft ihn rupfen-!"

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Hugenberg bei Brüning  . Sie müssen reffen, Herr Reichskanzler, retten müssen Sie!"" Wen meinen Sie denn damit?" No, mich natürlich."

Die Deutsche Revolution".

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Der Gollnow  - Flüchtling Wendt ihr Führer.

Es passieren immer schönere Dinge. Aus der Festung Goll-| zwischen schließt Somjetrußland nämlich mit Frankreich   einen nom, wo er seine ,, Ehrenstrafe  " mit Stadturlaub verbringt, Nicht angriffspaft ab. Die Herrschaften werden auch ist der nationalsozialistische ehemalige Oberleutnant geflüch darin nur neuen Verrat der ,, Konterrevolutionäre   und Fran tet. Jetzt erfährt man, zu welchem Zweck. In der früher zosenfreunde" erblicken. Straßer- Stennes- Zeitung Die Deutsche Revolution" erscheint heute mit fnalliger Schrift die Mitteilung, daß Wendt um Führer der Kampfgemeinschaft" ertoren Heraus mit dem sozialistischen   Pferd"!

ist. Zwei Aufrufe folgen dieser interessanten Mitteilung. Der eine stammt von einigen ,, Kampfgenossen", der andere von Wendt selbst. In beiden wimmelt es nur so von Beschuldi­gungen über den Verrat der anderen.

In dem ersten Aufruf wird feierlich verkündet: ,, Wie die Hitler und Goebbels uns einst verraten haben, so berrieten uns jezi auch Straßer und Stennes. Hinter unserem Rücken sind sie in enge Beziehungen zu dem Konterrevolutionär und Franzosenfreund Ehrhardt getreten, der im Solde Brünings und der Schwerindustrie steht... Kampfgenoffen! Hört nicht mehr auf die Verräter, die sich gegenseitig den Rang ab­zulaufen suchen, die die Person über die Sache stellen... Die Füh rung übergeben wir dem-Oberleutnant Wendt, der noch einen Monat seiner Festungshaft in Gollnow   zu verbüßen hat. Er wird die Fahne der deutschen   Revolution weitertragen."

In dem zweiten Aufruf, der von Wendt persön lich gezeichnet ift, heißt es:

,, Literaten und Landsknechte haben mit unserer Sache

Schindluder getrieben. Für die Arbeiter und Bauern ver­sprachen sie gegen den Faschismus und das liberalistische Bürgertum zu kämpfen. In Wirklichkeit aber traten sie doch nur in die Fuß tapfen des Braunhäuslers. Revolution und Freiheit, das maren ihre Worte, Reattion und Verrat, das waren ihre

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Taten... Wir lehnen es ab, nach Art der Literaten lange dehnbare und zweideutige Programme aufzustellen. Die Linie ist klar: Mit dem Volk gegen den Kapitalismus! Mit Rußland   gegen Versailles  ! Alles für die deutsche Revolution!

Alles für den großdeutschen sozialistischen   Arbeiter- und Bauernstaat!"

Aus dem einen nationalnalsozialiischen Lager ist in ganz furzer Zeit ein ganzes häuflein von Lagern geworden. Jedes von ihnen trägt das besondere Revolutionsbanner umher. Einig sind sie nur in der Forderung, mit Sowjetruß­land gegen Versailles   zu marschieren. Aber sagar der Gollnow  - Flüchtling fommt mit seinem Rezept zu spät. Jn

alle politischen Maßnahmen während der Diftaturperiode zu prüfen. Die Ausschüsse sollen der Nationalversammlung einen Bericht unter­breiten und vorschlagen, welche Gerichte entscheiden sollen.

In einem weiteren Defret hat die Regierung für den Kohlen­bergbau den Siebenstundentag und für die Erzgruben die Aufrechterhaltung des Achtstundentages verfügt.

Hitler   will es im Stalle laffen.

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gegen den

Am 20. August fand in Berlin   eine Tagung der preußi­fchen Gauführer der Hitler   Partei statt. Als Ver­treter der Reichsleitung war der Oberleutnant Schulz erschienen, der in langatmigen Ausführungen die am 9. August verlorene Schlacht in einen Sieg des Nationalismus umzumünzen versuchte. Gegen Schulz und nicht minder bedeutsam! derzeitigen Kurs der Hitler  - Partei wurden die schärfsten Bedenken erhoben; übereinstimmend erklärten die Gauführer, daß es bei den heutigen Parolen Hitlers   unmöglich sei, die alten Partei­gcnoffen und vor allem die SA. bei der Stange zu halten. Die Wortführer dieser Opposition waren insbesondere die Reichs­Goebbels Berlin  tagsabgeordneten Rust- Hannover  ,

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und

Koch Ostpreußen Rust verlangte, daß Hitler endlich einmal feine Münchener   fapitalistischen Ratgeber verlasse und die Stimmung des Volkes, das an ihm irre zu werden be­ginne, persönlich erforsche". Goebbels   legte eine Resolution vor, in welcher festgestellt wird, daß ,, der auf Regierungsbeteiligung hin­zielende Kurs der Reichsleitung völlig verfehlt fei; es müsse, menn

nicht alles aufgegeben werden solle, das sozialistische Pferd wieder aus dem Stall geholt werden". Diese Resolution wurde einstimmig angenommen.

Der Vertreter der Reichsleitung verzichtete darauf, eine eigene

Erklärung abzugeben, und übernahm es, von der Stimmung der preußischen Bauführer in München   Bericht zu erstatten.

Daß seitens der Reichsleitung diesen Dingen eine hohe Be­deutung beigemessen wird, beweist die Tatsache, daß Hitler fich nach Erhalt des Berichts sofort nach Berlin   begeben hat, um den Bersuch zu unternehmen, die Differenzen beizulegen. Ueber den Erfolg seiner Bemühungen, die zur Zeit noch andauern, läßt sich noch nichts Endgültiges sagen. Es ist indes damit zu rechnen, daß es ihm gelingen wird, sich bei den von ihm finanziell ab­hängigen Gauführern der Partei durchzusehen; die katastrophale Saffenlage der preußischen Baue, vor allem in Berlin  , Hannover  und Ostpreußen  , wird den Goebbels, Rust   und Koch irgendwelche durchgreifende Eigenmächtigkeiten nicht als zweckmäßig erscheinen lassen.

Nachflänge zum Raiffeisenskandal. Disziplinarverfahren gegen Ministerialrat Johnson.

Im Verlauf des Uralzeff- Prozesses wurde bekanntlich festge­stellt, daß der sächsische Ministerialrat Walter Johnson sich in Geschäfte mit Uralzeff eingelaffen und dabei feine amtlichen Befugnisse mißbraucht hatte. Johnson, der bereits seit einem Jahre vom Amt suspendiert

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Der Neuaufbau beginnt. 2 UA ist, wird sich nunmehr am 18. September vor der Disziplinar­Die Gewerkschaftsbewegung in Litauen   lebt auf. Kowno  , 29. Auguſt.

Der Polizeipräsident von Romno hat dieser Tage die Sagungen des Gewerkschaftsverbandes der Angestellten zur Registrierung zu gelassen. Am 7. Oktober wird die Gründung von Gemert­fchaftsorganisationen der Bauarbeiter, der Tabafarbeiter und der Arbeiter der Lebensmittelindustrie erfolgen.

Nach dem Staatsstreich in Litauen  , der am 17. Dezember 1926 ftattfand, wurden alle Gewerkschaftsverbände der Arbeiter verboten. Die Initiative zur Wiederbelebung der Gewerkschaftsbewegung hat die Sozialdemokratische Partei ergriffen.

tammer zu Dresden   zu verantworten haben.

Bon 15prozentiger Gehaltskürzung in Ungarn   ausgenommen find: Militär, Polizei und Gefangenenwächter.

Die Blume von Hawai."

Eine neue Operette von Paul Abraham   im Metropol- Theater. Terilich schwach, tonventionell, zu lang, schließlich langweilig. Die Musik in vielem reizvoll, die Darstellung, Anni Ahlers   vor allem, ganz ausgezeichnet. Biel Applaus

A, W.