Paris , 2. September. Heute mittag wurde der frühere Senator Louis Andrieux zu Grabe getragen. Er war eine der merkwürdigsten Gestalten der dritten sranzösischen Revolution. Im Jahre 1027, im Aller von 87 Iahren, machte er in der Pariser Sorbonne sein Doktorexamen. „Welche Karriere willst du jetzt einschlagen?" fragte ihn spaßhaft sein alter Jugendfreund Clemenceau . Andneux war einer der berühmtesten Pariser Polizeipräfekten, bevor er Botschafter in Madrid wurde. Als sich der französische Republikpräsident Jules(Brem) noch der Skandalgeschichte seines Schwiegersohnes krampfhaft an die Macht klammerte, bevor er demissionierte, wollte er Andrieux sogar zum Ministerpräsidenten machen. Jules Grevys Schwiegersohn, namens Wilson, hatte damals Schiebungen mit Orden und Medaillen vorgenommen. Als er vom Beniftingsgericht freigesprochen wurde, nahm er feinen Platz als Abgeordneter in der französischen Kammer wieder ein. Alle mieden ihn und taten so, als sehen sie ihn nicht. Da verließ Andrieux seinen Platz, ging auf Wilson zu und drückte ihm die Hand. Als man ihn fragte, was das bedeuten solle, antwortete er:„Sie haben hier alle Wilson umschmeichett. Ich aber habe ni« etwas mit ihm zu tun gehabt. Aber ich hasse Feigheit, und ich gebe meine Freunde nicht im Unglück aus!" Andrieux war zuerst Rechtsanwall in Lyon . Unter dem Kaiser - reich Napoleons III. kam er ins Gefängnis. Am 4. Dezember 1870 wurde er entlassen und im Triumph zum Lyoner Rathaus geführt. 1876 kam er zun, ersten Male in die Kammer. Im März 1879 wurde er Polizeipräsident von Paris . Er ist der erste Polizeipräsident von Paris , der seine Spitzel in die Versammlungen von sozialistischen und anarchistischen Arbeitern schickte. Frossard erzählt darüber im Pariser sozialistischen „Poputairc* das folgende:„Anarchisten wollten eine Zeitung gründen. Ohne daß sie es wußten, gab ihnen der Polizeipräsident das Geld dazu. Und so konnte die„Revolution Sociale" erscheinen. Sie kam mir einmal in der Woche heraus. So frei-
gebig war Herr Andrieux nicht, daß er die Kosten einer anarchi- stischen Zeitung übernehmen wollte. Louise Michel , die herrliche Revolutionärin und große Jdeaisstin, arbeitete ohne Mißtrauen an der Zeitung des Herrn Andrieux mit. In der Redaktionsstube der .Revolution Sociale" und auf Veranlassung der Vertrauensmänner des Polizeipräsidenten wurde eines Tages beschlossen, das Denkmal von Thiers im Pariser Vorort St. Germain in die Luft zu sprengen. Mit einer Höllenmaschine, die sie aus einer Sardinen- schachtet und in ein Taschentuch eingewickelt hatten, fuhren die gefährlichen Verschwörer nach St. Germain los. Herr Andrieux kannte die Stunde der Abfahrt. Er kannte auch die Stunde des Verbrechens. Bei Einbruch der Nacht warf einer der Anarchisten die Sardinen- schachtet aus den Sockel des Denkmals. Eine lange Schnur war an ihr befestigt. Dann zündete man die Schnur an und überflutet« den Ort mit revolutionären Reden. Als das Feuer langsam aufstieg, flohen die kühnen Verschworenen, so schnell sie konnten, den Hügel hinunter und kletterten über die Schranken des Eisenbahngeleises. Dann fuhren sie nach Paris zurück und warteten. Aber die Explosion weckte nur einig« ruhige Bürger im Schlaf. Das Denkmal blieb unversehrt. Das Feuer war nicht bis an die Bronze gekommen. Ein großer schwarzer Fleck war die einzige Spur des Attentats. Andrieux verfolgte die Attentäter nicht, um sie weiter überwachen zu können." Aber schon einige Wochen danach, im Juli 1881, mußte er demissionieren. Im August 1581 wurde er wieder Abgeordneter von Lyon . Andrieux fragte einmal den späteren Sozialistenführer Jean I a u r e s nach seiner ersten Wahl ins Parlament, warum er links von der Mitte des Parlaments sitze. Iaur�s antwortete: „Ich war naiv. Ich dachte, alle Republikaner seien Sozialisten." Als Attdrieux einmal in der Kammer sprach, wurde er dauernd unterbrochen. Schließlich verlor er seine Geduld, unterbrach sein« Rede und fragte:„Wer ist der unbekannte Abgeordnete, der mich stört?"— ,�ch bin es", erwiderte ihm ein anderer Abgeordneter aus Lyon ,„und Sie kennen mich sehr gut!"—„Ich habe ja nicht gesagt: mir unbekannte", antwortete Andrieux schlagfertig.
Oer Ausweg. Lederers Schlußwort zur 40-Stunden-Woche. L'. E. Frankfurt a. HL, 2. September. (Eigenbericht.) In der Diskussion über dieUmwälzungderWirtschaft und die 40-Stunden-Woche kamen noch vier Delegierte zu Wort, worauf Prof. Lederer das Schlußwort nahm. Grund- sätzlich, so führte er aus, könne man sich über die Dinge leicht ver- ständigen Zeige sich aber, daß das Ziel nicht in einem Fluge, sondern erst auf langen steinigen Wegen erreicht werden kann, dann komme die Enttäuschung. Nur die hart« tägliche Arbeit führt zum Erfolg. Aus einer schwierigen Lage kann man sich nicht retten, indem man eine noch schwierigere Situation herbeiführt, wie es im Weltkrieg versucht wurde und in einem Bürgerkriege wiederum versucht werden möchte. Doch selbst Hugenberg, der durch eine Katastrophe hindurch wollte, scheint diesen Weg ausgegeben zu haben. Als einzelnes Volk kommen wir nicht aus der Schwierigkeit der Situation heraus. Was alle Völker zusammen machen können, kann nicht ein einzelnes für sich erzwingen. Die einzelnen Volkswirtschaften sind verbunden zur Weltwirtschaft. Der entscheidende Anstoß zu einer Belebung unserer Wirtschast muß mehr vom politischen Boden aus als vom ökonomischen erfolgen. Das politische Risiko für Kredite an Deutschland muß fortfallen. Auf- gäbe der Oessentlichkeit ist es, die richtige Lenkung des verfügbaren Kopitals zu kontrollieren. Von Volksgemeinschaft ist immer nur die Rede in schwierigen Situationen, in denen von der Allgemeinheit Opfer verlangt werden. Ein gewisser Kommunismus der Arbeit, wie er in der Einführung der 40-Stund«n-Arb«itszeitwoche zum Ausdruck kommt, ist wirkliche Volksgemeinschaft. Die -iti-Stunden-Woche wird von der Arbeiterschaft gefordert trotz der Gewißheit, daß eine Senkung des Reallohnes dabei unver- weidlich ist. Daß die Regierung der Forderung der 4l>-Stunden- Woche mit einer vollkommenen Apathie gegenübersteht, obwohl dieser Gedanke auch in anderen Kreisen außerhalb des Unternehmertums sehr populär ist, ist unbegreiflich und nur durch das Gewicht erklär- lich, das das Unternehmertum in die Waagschale werfen kann. Durch die Praxis der Kurzarbeit, die von den Unternehmern eingeführt wurde, sind die Einwände der Unternehmer tausendfältig widerlegt. Die gesamte Oessentlichkeit muß für den Gedanken einer wirklichen Volksgemeinschaft durch die 40-Stunden-Woche gewonnen werden. Die vom Bundesvorstand vorgelegte Entschließung zur 46-Stunden-Woche wurde gegen eine Stimm« a n g e, n o m'm e n. Der Altonaer Oberbürgermeister Genosse Brauer nahm dann das Wort zu seinem Vortrag über öffentliche und private Wirtschaft. Der Redner zeigte an zahlreichen Beispielen die Be- deutung und Notwendigkeit der öffentlichen Wirtschaft und deren Erweiterung und wies die maßlosen Angriffe des Unternehmertums mit guten Gründen energisch zurück. Auch die Rolle, die Herr Schacht gegen die Gemeinden spielte, blieb nicht unerwähnt.
Neuer Hoover-plan. Vorankündigung und Vermutung. Paris , 2. September. (Eigenbericht.) Finanzminister F l a n d i n hatte am Dienstagabend eine Unterredung mit dem amerikanischen Botschafter E d g e. Der „Cxcelsior" sagt darüber, die amerikanische Regierung verfolge mit großem Interesse die Entwicklung, in Washington seien bereits mehr- mals Anspielungen auf die Möglichkeit neuer Initiativen 5) o o o e r s in bezug auf die Regelung der Reparationen und Kriegsschulden gemacht worden. Es sei nicht ausge- schlössen, daß die amerikanische Regierung technische und diploma- tische Erhebungen über diese schwierigen Fragen veranstalte. Obwohl die amerikanisch« Regierung einige Dementi« erläßt, glaubt man sicher, daß in kurzem wichtige Initiativen aus diesem Gebiet erfolgen werden. Geld genug in LlGA.! New Park. 2. September. (Eigenbericht.) Die in New?)ork aufgelegte ZOO-Millionen Dollar- Lundesanleihe ist vierfach überzeichnet worden. Die An- leihe ist kurzfristig. Auch die langfristige 806-Millionen-Dollar- Bundesanleihe wird stark gezeichnet und dürfte ebenfalls über» zeichnet werden.
Die Ermordung Holuwkos. Fünf Verhaftungen. Warschan. 2. September. (Ost-Expreß.) Die Polizei hat fünf Personen verhastet, die in Verdacht stehen, bei der Ermordung Holuwkos Hilfe geleistet oder wenigstens darum gewußt zu haben. Unter den Verhafteten ist der Portier des Klostergebäudes, in dem sich Holuwko ein Zimmer ge- mietet hatte. Der Portier wurde verhaftet, weil er bei setner Ver- nehmungen gestand, einem Unbekannten auf dessen Fragen Aus- kunft über die Lebensweise Holuwkos, fein Zimmer usw. gegeben zu haben. Die vier anderen Verhasteten sind ostgalizische Ukrainer, davon einer Student der Universität Lemberg. Die Ver- nehmungen haben bisher eine Bestätigung des Verdachts nicht erbracht. Ein polnischer Nedl. Oberleutnant als Rußlandspion verhastet. Warschau , 2. September. In B r e st wurde Oberleutnant H u m n i z k i von der Mobil!- sierungsabteilung des Generalstabs verhastet, weil«r mit dem kürz- lich standrechllich erschossenen Seneralstabsmajor Dembowski in Verbindung gestanden haben soll. Dembowski wurde damals in dem Augenblick verhastet, als er dem Sowjetmilitärattache in Warschau geheimes Material zusteckte. Das Kriegsgericht stellt Nachforschungen über die Beteiligung Humnizkis an dieser Spionageaffäre an.
Marine gegen Soldkürzung. Ultimatum an die Chile -Regierung. Valparaiso , 2. September. Di« Mannschaften der im Winterhafen Coquimbo liegenden chilenischen Schlachtflotte haben alle Offiziere gefangengesetzt und zur Unterzeichnung eines an die Regierung gerichteten Ultima- tums gezwungen, daß die Kriegsmarine die beabsichtigte Sold- kürzung nicht zulassen werde. Nachdem die Offiziere das Ultimatum unterzeichnet hatten, kehrten die Mannschaften auf ihre Posten zurück. Es wird erwartet, daß die Regierung nachgibt, da sonst offener Klusruhr der Marine zu befürchten ist.
„Kai." Uraufführung im Deutschen Theater. Dos Schauspiel„Kat", als dessen Autoren Karl Zuckmayer und Heinz Hilpert zeichnen, ist nicht etwa ein neuer Zuckmay«r. Die Hoffnungen mancher Premierenbesucher, ein lebensstrotzendes Werk dieses bühnensicheren Autors zu sehen, haben sich nickst erfüllt. Es ist dies eine Nachdichtung, die Bühnengestaltung eines Romans von Ernest Hemingway . Es handxlt sich, wie Zuckmayer sagt, nicht um die Dramatisierung seines Romans, sondern seiner Gestalten und seines Stoffes, wobei der Zauber Hemingways, feine Art, zu sehen und zu hören, sein schlichter, phrasenloser Ausdruck, seine leidenschaftliche Trockenheit fühlbar werden sollten. Wir haben nicht die Aufgabe, zu untersuchen, ob dieses Ziel erreicht ist. Der Zuschauer will nicht nachprüfen, ob ihm die Wesens- art eines Rvmandic�ers lebendig gemacht wind, sondern er will sich im Theater von einem dramatischen Geschehen packen lassen, und an dem Schicksal der Bühnengestalten miterlebend teilnehmen. Das Werk spielt im Wettkrieg, an der italienischen Front. Jede Begeisterung ist geschwunden, die Soldaten haben nur den einen Wunsch, heraus aus dem Dreck, Schluß mit dem Krieg und schlagen verzweifelt ihre Zeit mit Weibevgeschichten und Saufen tot. Zwischen Leutnant Henry und der Krankenschwester Katharina, genannt Kat, entspinnt sich eine Liebelei, wie sie Henry schon hundertmal erlebt hat. Aber das Gefühl wird stärker, und es entwickelt sich ein« ganz große Liebe. Er muß heraus an die Front, rettet sich in abenteuer- sicher Flucht als Deserteur in die Schweiz , und als Kat und Henry endlich glücklich für immer wieder vereint zu sein glauben, stirbt sie an ihrem Kind. Das ist der äußere Umriß des Geschehens, es rollt in zwei Dutzend lose aneinandergereihten Bildern ab. Die dramatisch« Form ist völlig aufgelöst, der Vorhang hebt und senkt sich zuweilen zu einem winzigen Dialog. Es fehlt die dramatische Spannung, es fehlt sogar an der sicheren Gestaltung der Figuren. Packend bleibt nur die grausige Atmosphäre des Krieges. Das Liebesidyll ist nicht frei von süßlicher Sentimentalität. Dem Autor und Regisseur i>einz' H il p e r t gelingt es nicht, dos Ermüdende des häufigen Szenenwechsels zu überbrücken, so wirk. sam und lebensvoll auch einige Bild-r gespielt werden. Es gibt ein« Reihe gut gesehener und überzeugender Gestallen, aber es bleiben Episoden ohne Zusammenhang mit dem Ganzen. Einen nachhaltigen Eindruck vermitteln nur drei Figuren, der Leuksiant Henry des Gustav Fröhlich , ein großer, lieber, tapsiger Junge mit künstlich niedergehaltenem, tiefen Gefühl, das zum Schluß wie«in« Offen- barung hervorbricht. Käte D o r s ch. die Krankenschwester Kat. zuerst spröde und schelmisch, dann überwältigend hingebungsvoll, in ihrer Sterbeszene von ganz großer Tragik. Paul Hörbiger , ein Militärarzt, erfrischend in seiner natürlichen Herzlichkeit. Der Beifall war zurückhaltend, rief aber die Darsteller und Heinz Hilpert mehr- fach vor die Rampe._ Ernst Deiner. „Oer Siorch streikt." Tauenhien. Siegsried Arno wird un« gleich am laufenden Band beschert. In der vorigen Woche hatte er eine Uraufführung, in dieser Woche wieder, und� jedesmal findet der Künstler Drehbuchverfasser und einen Regisseur, die um sein meisterhaftes Jüdeln ein paar Szenen schreiben oder spielen lassen. Zum Schluß gibt es dann ein lebhaft Beifall klatschendes Premierenpublikum, viele Hervorrufe, Blumen, Verkehrsstörungen auf der Straße. Das alles läßt sich leichter in Szene setzen als ein guter Film. Den allgemeinen Sparoorschriften entsprechend, machten die Produ- zenten diesmal keinerlei Neuanschaffungen. Sie suchten viel« alle Ladenhüter hervor, und infolgedessen sah man mal wieder die Tante aus Amerika , die einer nicht oerheirateten Nichte die Aussteuer schenkt. Deshalb wird schnell«in Pseudoehemann präsentiert; denn der Vater gebraucht das Geld bitternötig für» Geschäft. Um für die Verwicklungen einen Höhepunkt zu haben, find,-» sich dann zur Nachtzeit alle im FUm vorkommenden Pärchen in. einer Bar. Siegfried Arno gerät in tausend ergötzliche Schwierigkeiten. Als Angestellter wird er vom Chef stets auf einer Dummheit ertappt, als Pseudoehemann wird«r in des Wortes vollinhaltlicher Bedeu- tung abgehängt— er gerät nämlich in«jnen falschen I)-Zug- Wagen—, und als Matrose veräppelt er schon allein durch seine Erscheinung jeden militärischen Drill. Der Regisseur E. W. E m o kehrt oft zum stummen FUm zurück,
verzichtet er doch mitunter auf die musikalische Untermalung und die Dialoge. Man hört nur die Geräusche de- fahrenden Zuges. Das ist ganz gut. Denn Will Meisls Schlager und Schwalbachs Texte sind maschinell anmutende Dutzendware. Unter den Dar- stellern, die sich alle mit ihren Rollen gut abfinden, ist Ursula Gr a b l e y als zusagende Neuerscheinung zu erwähnen. e. b. Ein Missionsfilm. „Miva" im Planetarium. Ein deutscher Flugzeugführer tritt mit seinem besten Kriegs- tameraden nach dem Kriege in einen katholischen Missionsorden ein und wird Priester. Der Freund geht nach Südwestafrika und wirbt dort für seine Msssion unter all den Unbilden des Klimas, der Wasser- losigkeit, der Dürre und erliegt schließlich dem Fieber. Der Priester erhäll seinen Nachlaß und ersteht daraus, wie ganz anders die Mission wirken könnte, wenn sie sich moderner Hilfsmittel bedienen würde. Er organisiert die„Miva"(die Missions-Verkehrs-Arbeits- gemeinfchaft), geht mit Kraftwagen, Motorbooten und Flugzeugen nach Südwestafrika. Ein Nebenprodukt seiner Organisation ist dieser Film, der sowohl die frühere Art mit Ochsenwagen zu reisen und all die Schwierigkeiten und Gefahren in der wasserlosen Wüste, in den Sümpfen, im Steppenbrand zeigt. Daneben werden natür- lich auch viele Bilder au« dem Leben der Eingeborenen, aus der reichen Tierwelt und vorzügliche Landschaftsausnahmen(besonders die Mktoria-Fälle) vorgeführt. Vor allem aber wird anschaulich ge- macht, wieviel leichter und gefahrloser mit den modernen Verkehrs- Mitteln auch in Afrika gearbeitet werden kann. Der Pater Paul Schulte hat einen Propagandasilm für seine Mission machen wollen, aber dieser Film wird auch andere Leute interessieren, besonders, wenn er an verschiedenen Stellen einer wohltätigen Kürzung unterzogen würde. Man sieht auch aus diesem Film wieder, wie geschickt sich die katholische Kirche die modernsten Methoden, sei es des Verkehrs oder des Films, in ihren Dienst zu stellen weiß. Das Planetarium hatte gestern ein volles Haus. Der begleitende Vortrag des Paters hatte viele Gäste angelockt. Erfreu- licherweis« aber hört man, daß es auch an gewöhnlichen Tagen, seit- dem es Filmtheater geworden ist, wieder stärker besucht wird. r. Hei lewet noch! Heinrich Bötel, den wir hier gestern beerdigten, erfreut sich noch des Tages. Sein Lämpchen glüht noch. Es war ein anderer, der ebenso heißt. Bötel teilt dem„Hamburger Echo", das die gleiche Nachricht wie wir brachte, mit. daß er sich gerade mit der Fütterung seiner Kanarienvögel beschäftigte, als ihn die Nachricht von dem eigenen Tode traf. Er hat es vorgezogen, der irrigen Nachricht keine Folge zu leisten, sondern die Pflege seiner gefiederten Lieb- linge fortzusetzen, an denen er sich jetzt auf seine alten Tage noch ebenso gut erfreut, wie die Verehrer seiner Kunst sich einst an ihm erfreuten. Also: nun noch auf viele Jahre! Heinrich Bötel war nicht der einzige Droschkenkutscher, der den „Postillon von Longumeau" in der Oper sang. Vor ihm hatte Theodor W a cht c l, auch ein Hamburger, bereits die gleiche Karriere eingeschlagen._ Ganz Polen yhne Theater. Am Dienstag wurden in Polen sämtlich« Theater geschlossen, da es zu einer Verständigung zwischen den Direktoren und den im Verbände der Bühnenkünstler orgam- sierten Schauspielern über die Kürzung der Gagen nicht gekommen ist. Di« Schauspieler der VuUSbiihue 1931/32. Dcm Ensemble der Poll»- bühne, dem die.Herren Almas, Berghof. Busch, Dahmen, GinSbera, Greller, Hübner, Körchow, Kaufmann, Lahde. Mainzer . Runberg. Stecket, Sulzer , Thormann und die Damen Bäck, DrewS, Jalckenbera. Kollwitz-Peppler und für einen Teil der Spielzeit Honst Riese, Gisela©erbezirk, Peter Sorte, Kurt Horwitz , Osear Sima angehören, sind neu beigetreten: Inge Conradi , Qlga Beckow, Willy Schur und Willv Radcke. Für besondere Ausgaben haben sich angeschlossen: Hang Albers, Käthe Dorsch, Emil Jannings , Fritz Kortner . Ju der Liudeuop« wird die erst- Neueinstudi-rung die heitere Over van Schillings„Der Pfeiffertag" sein. Prof. Schilling« hat die Oper einer Umarbeitung unterzogen. Hriuz Hilpert inszeniert Carl Millöcker « Operette„Der arme I o n a t h a n", die in einer Neubearbeitung im K u r s ü r st e n d a m m- Theater Herautkommen wird. BühncnchrouiL Annv K o n e tz n v wird Donnerstag in der Linden- Oper das erstemal die Leonore in„Fidelis" singen. Die Vorstellung dirigiert Kleiber.