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Hermann Wendel  : Wilhelm Raabe  

Zu seinem 100. Geburtstag

Man spricht viel zu leichtferig vom Lachen in der Welt, I ich halte es für eine der ernsthaftesten Angelegenheiten der Menschheit. Raabe   ,,, Der Dräumling".

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Als Wilhelm Raabe   am 8. September 1831 zu Eschershausen  geboren ward, lernte er bald, in seiner Kindheit, einen Greis kennen, der noch den Siebenjährigen Krieg mitgemacht hatte. Und als Wilhelm Raabe   am 15. November 1910 zu Braunschweig   starb, dauerte es keine vier Jahre mehr, bis der Weltkrieg mit Blut und Brand der alten Ordnung der Dinge den Anfang ihres Endes an­fündigte. Ein langes Erdendasein also, aber an äußeren Gescheh: nissen war es arm: Buchhandlungsgehilfe in Magdeburg  , Universi­tätshörer in Berlin  , Schriftsteller ein paar Jahre in Stuttgart  , ein paar Jahrzehnte in Braunschweig   damit erschöpft sich's auch schon. Die wahren Ereignisse dieses Lebens waren die Bücher, die Raabe   schrieb, Duzende und Duzende von Romanen, Novellen und Erzählungen, von der Chronik der Sperlingsgaffe" bis zu a stenbed" und ,, Altershausen  ". Die Erfolge seiner literarischen Tätigkeit freilich fonnten Raabe   nie übermütig stimmen; von seinen stärksten Werfen mußte, bu Telfan" drei­undzwanzig Jahre auf die dritte, der Schüdderump" gar ein volles Vierteljahrhundert auf die zweite Auflage warten; ich habe eben", seufzte noch der Achtundsiebzigjährige ,,, fein Glück, weder in meinem Bolk noch im Buchhandel, gehabt."

Diese spröde Zurüdhaltung der Leser hing zum Teil damit zu­sammen, daß Raabe  , Gegenstüd eines flotten Unterhaltungs­schriftstellers, es ihnen nicht leicht machte; die innere Mufit seines Werks heischte stets aufnahmebereite und aufnahmefähige Ohren. Wie der von ihm bewunderte Jean Paul   wußte auch er eine Handlung nicht auf gerader, breiter Chaussee vorwärtsmarschieren zu lassen; da gab es Abstecher auf heimlichen Seitenwegen, Rast­stunden in Schenken an der Straße, unvermutetes Tirilieren in den nahen Wald hinein, oft steckte der Vater Raabe   selber seinen Kopf aus der Kulisse und redete zwischen seinen Menschen hindurch zum Leser, und sein Stil gehört schon zur am wenigsten rechtwinkligen, zur frausesten und verschnörkeltesten Prosa, die wir haben. Aber jede seiner Erzählungen gleicht einem im Morgenland geknüpften Teppich, dessen zahllose Arabesken, Blumen und Pflanzen zuerst wirr und regellos erscheinen, doch in Wahrheit alle nach einem un­sichtbaren Mittelpunkt streben. Troß der häufigen Traumfeligkeit seiner Stimmungen hatte Raabes Blick auch nichts Verbrämtes; nicht umsonst schrieb er in sein Notizbuch Miltons Wort: ,, Das Auge ist das große Tor der Weisheit"; ohne das unerbittliche Auge wäre er nie zum großen Beobachter, ohne die entwickelte Beobachtungsgabe nie zum großen Gestalter geworden.

Da Raabe   etwas wie eine Philosophie verkündete, hat man ihn wohl den ,, Dichter des deutschen Philisters" genannt. Nun ging in der Tat in seiner Darstellung gern von den äußeren Attributen des Spießbürgertums ,,, von einem warmen Schlafrock, einem Paar wunderschöner weicher Pantoffel, einer langen Pfeife und einer fingenden Teemaschine", die Rede, und am liebevollsten strichelte er Kleinkrämer, Kleinstädter, Kleinstaatler hin. Die Sonne, die seiner Welt leuchtete, war die Schusterkugel des Meisters Unwirsch, eine fleinbürgerliche Sonne in einer fleinbürgerlichen Welt. Aber klein­bürgerlich erschien Raabes Wert und Wesen nur insofern, als seine Probleme und ihre Lösungen einer Uebergangsflaffe" entsprachen, in der sich nach einer Prägung von Mary ,, die Interessen zweier Klaffen zugleich abstumpfen." Obwohl nicht wenige feiner Erzäh­lungen historische Färbung trugen, reizten ihn die Individuen mehr als die Weltgeschichte; das Schicksal seiner Personen war in dividuell bedingt, und individuell knotete sich auch ihr Konflikt auf, falls er nicht zu einem matten Sichbescheiden, zu einem glatten Berzicht führte, zu einem Rüdgang aus der rohen Wirklich­feit in ,, die Welt des Herzens und Gemüts".

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Aber da Philistertum nicht von der Lebensführung, sondern von der Gesinnung abhängt, war Raabe   mit seiner goetheschen Fähigkeit, Menschen menschlich zu sehen, alles andere als ein Philister, dem das eigene aufgeblasene Ich das Maß aller Dinge ist; faum je wurde die Selbstgenügsamkeit, die Selbstgerechtigkeit, die Splitterrichterei und alle anderen üblen Charakterzüge des fatten deutschen   Spießertums grausamer mit Ruten gestrichen als im ,, Abu Telfan  ". Auch Raabes viel beredeter Humor war, meitab von jeder platten Stammtisch- Spaßmacherei, ein Gegengift

Wurzelnd in einer der stillsten deutschen   Landschaften, dem braun­schweigischen Weserlande, vernahm er in den fünfziger Jahren zu Berlin   das erste Rauschen der fapitalistischen Brandung und erlebte zwei Jahrzehnte später die Hochflut der Gründerepoche und alles, alles folgende. Dieser ganz innerliche Niedersachse sah sich im neu­deutschen Kaiserreich in eine schellenlaute Welt der Er­folgsanbetung, der Profitjagd, der Großmannssucht hineingestellt; dieser Talmiwelt des Betriebs, des Rummels, des Uns fann feiner!", dieser gemütsbaren Welt des Amerikanismus, des Ma­schinismus, des Wilhelminismus   mit ihrer schnurrbartsträubenden Losung:

Stramm, stramm, stramm! Alles über einen Kamm!

drehte Raabe  , zuweilen unter symbolischem Lüften seiner Rod­schöße, den Rücken und ließ sich, verwunschene Eilande mit der Seele fuchend, auch dadurch nicht beirren, daß man ihn gegenwartsflüch tigen Sonderling, ja, verdroffenen Reichsfeind schalt; ein ,, Fortschritt", der die besten Werte des deutschen   Menschen zerstörte, konnte ihm gestohlen werden. Sein ganzes Wert wurde so im Grunde eine grimme Negation jenes Deutschland  , das 1918 zusammenbrach. Aber deshalb war er beileibe fein Lobredner perflungener Jahrhunderte; er durchschaute die Schweinerei im aller­romantischsten Mittelalter" und die Lüge von der ,, guten, alten Zeit", ,, wo die Menschheit noch aus der Hand des einen Unteroffiziers in die des anderen überging"; er vermittelte in Die Innerste  " jo nebenbei ein ungeschminktes Bild des friderizianischen Heeres mit seinen geworbenen, gepreßten, verprügelten und invalid auf die Landstraße geworfenen Soldknechten, und an der Schlacht von Jena, die das Preußen des Fridericus Reg zertrümmerte, hatte er zu loben, daß fie so manche Niederträchtigkeit, so manchen Unsinn" über den Haufen gerannt habe.

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So wenig sich Raabe   mit dem Heztempo der Industrialisie­rung anfreundete, so sehr empfand er mit den Opfern dieser Ent­wicklung; schon von Dickens  , dem er allerlei verdankte, hatte er das Mitgefühl mit dem Elenden und Enterbten lernen können, und so hing auch sein Herz an den vom Schicksal geschundenen fleinen Leuten. Der bei Wahlen brav und bieder einen nationalliberalen Stimmzettel in die Urne verſentte, hatte vom Sozialismus wohl nur eine verschwommene Borstellung, aber triebhaft hielt er es mit der Partei der Hungerleider". Nicht nur der, ungerpastor", in dem von den Wohnhöhlen des Proletariats, von der Troftlosigkeit einer Armenschule, von dem den Unterdrückten zugemessenen Bil­dungsminimum, von einer Elendsrevolte der Arbeiter und ihrer Niederkartätschung durch Militär nicht sänftiglich die Rede war, schlug starke soziale Untertöne an, und daß sich über einer Welt ,,, wo soviel impotente Brutalität das erste und das letzte Wort behält", das Ungewitter einer gewaltigen sozialen Revolution zu­sammenziehe, blieb Raabes mit Grauen gemischte Ueberzeugung bis zuletzt.

Wie Adolf Bartels  , der Rassenschnüffler und Judenriecher in der Literaturgeschichte, Raabe   als den deutschesten unserer Dichier" pries, so suchen ihn noch heute die Ewiggestrigen des monarchistischen Heerbanns als Eideshelfer für ihre Mottenkiste zu beschwören. Eitles Unterfangen! Der Saß aus dem Dräum­ling": ,, Das Mittelmäßige, das Philisterhafte nimmt es am übelsten auf, wenn ein gewaltiges weltgeschichtliches Fatum sich die Freiheit nimmt, die ganze Herrlichkeit eines, wie man es nennt, geordneten politischen Zustandes zusammenzukehren, auszuwischen und in den Winkel zu stäuben", fißt wie angegossen den schwarzweißroten Spieß­bürgern, die der Macht und Herrlichkeit des wilhelminischen Reichs nachtrauern; zu den idealsten Mächten" in der trüben Zeit der Demagogenjagd zählte Raabe   die Schwärmer für die deutsche Republit", und als die Regentschaftsfrage in Braun­ schweig   aufs Tapet fam, hatte er schon aus Sparsamkeitsgründen nichts gegen den sozialdemokratischen Vorschlag, das Land zu einem Freistaat zu machen. Bölkisch" war der unabhängige Geist, der fröhlich bekannte: ,, eine ist stets mein Liebling gewesen" und in Salome", högter und Corvey  " und" Die Holun derblüte" feine vorurteilslose Stellung zur Judenfrage offen barte, nun schon gar nicht; die große Flagge der Zukunft", die er entrollt fah, trug ganz gewiß nicht das Haßzeichen des Hakenkreuzes.

gegen die Gemeinheiten des Lebens und mehr als das: eine Waffe. Deutscher   Dichter und darum allem Geschwäg, allem Schein­

Denn ob dem Dichter Stimme und Pathos des großen Anflägers fehlten, so stand er doch in seiner Art als Kämpfer seinen Mann.

Ewald Schild: Nur eine Fliege!

Denn Wilhelm Raabe   war wirklich im Kern seines Wesens ein wesen, allem Maulhelden- und Kraftmeiertum der ,, Heil!"- und Hetz­und Hurra- Patrioten im tiefsten abhold.

Erreger beherbergen, nach vier Tagen noch Cholera- Erreger, während Typhusbazillen sich noch nach 23 Tagen als lebensfähig erwiesen!

Das Infeft, das wir jetzt Stubenfliege nennen, sollte fünftig Schon aus diesen Angaben, die sich noch mühelos erweitern den Namen Typhusfliege erhalten, um stets unmittelbar die Aufließen, geht mit aller Deutlichkeit hervor, von welch ungeheurer merffamfeit auf die Gefahr zu lenken, die darin liegt, daß wir es Wichtigkeit eine planmäßige Betämpfung der Fliegen­weiter ungestört sich vermehren lassen. plage vom gesundheitlichen Standpunkt aus ist. Mit Fliegen­Ueber diesen Ausspruch des bekannten Naturforschersleim, Fliegenpapier usw. allein ist's nicht getan. Auch die Jagd 2. D. Howards wird wohl mancher verwundert den Kopf schütteln. Typhusfliege? Die harmlose, höchstens lästige Stuben­fliege, unser ständiger Haus- und Tischgenosse? Aber die Be­zeichnung ist leider zutreffend und nicht einml erschöpfend, denn man tönnte statt ihrer eine ganze Reihe ebenso bezeichnender Namen wählen, z. B. Schindsuchtsfliege oder Brechdruchfallfliege. So ziemlich alle anstedenden Krankheiten, die wir fennen, werden durch die Stubenfliege verschleppt. Im Mittelalter schon brachten einfichts volle Aerzte das Auftreten der Pest mit den Fliegenschwärmen in Verbindung, und die Chinesen haben schon seit Jahrhunderten einen bestimmten Zusammenhang zwischen Fliegen und Seuchen erkannt. Heute gilt es als unumstößliche Tatsache, daß die Fliege die Ueber­trägerin der gefährlichsten Krankheiten des Tier- und Menschen geschlechtes ist.

Wollte doch jeder sich einmal die Mühe nehmen, den Fiug der Fliege zu beobachten: Bom Abfalleimer zum Mittagessen, vom Spudnapf zu der für den Säugling bestimmten Milch, zu einem Menschen, der sich irgendwelche Verlegungen zugezogen hat usw. Dann wird man begreifen, welch zahllose Möglichkeiten für die Ver­Die Schleppung von Krankheitsteimen sich zwanglos ergeben. schmuzigen Dertlichkeiten, an denen die Fliegen sich vorwiegend auf­halten, sind wahre Zuchtstätten der verschiedensten gefährlichen Batterien. Kleinste Teilchen bleiben im dichten Haarpelz der Fliege nur allzu leicht haften und werden am nächsten Aufenthaltsort von ihr wieder abgestreift. Man darf auch nicht übersehen, daß Fliegen in ihrer Nahrungsaufnahme absolut nicht wählerisch sind. Unter sucht man einen der winzigen Punkte, die den Fliegenschmuz darstellen und überall innerhalb menschlicher Behausungen abgesetzt werden mit dem Mikroskop, so fann man oft Hunderte der schäd­lichsten Batterien darin nachweisen. Sorgfältige wissenschaftliche Untersuchungen haben auch einwandfrei ergeben, daß infizierte Fliegen noch nach drei Tagen lebende Tubertel- und Dysenterie­

nach den einzelnen Fliegen im Zimmer bleibt aussichtsloser Abwehr­tampf, solange die Grundbedingung versäumt wird! Diese lautet: Beinlichste Reinlichkeit, Bernichtung aller Abfälle, die als Brutstätten in Betracht kommen können. Nicht zu vergessen ist auch die Auf­klärung über die von den Stubenfliegen ausgehenden Gefahren, um jeden zur Mitarbeit anzuspornen. Hierin ist Amerika   vorbildlich und hat unter der Leitung Howards eine großzügige Massenpropa­ganda in Szene gefeßt, durch die weiteste Bevölkerungskreise über die Gefahren der Fliegenplage aufgeklärt und zu ihrem Vernichtung­fampf aufgefordert wurden. Auch der Schutz unserer Nahrungs­mittel in Küche und Verkaufsladen vor Fliegen müßte energisch durchgeführt werden; dann könnte manches Unheil vermieden werden, das von der so harmlosen" Stubenfliege gestiftet wird. Gegen den Hochsommer hin erhält die Stubenfliege eine fleinere Kameradin, welche die Flügel mehr gespreizt trägt, und die, was den unangenehmsten Hauptunterschied darstellt, auch, stechen kann, während das unsere Stubenfliege mit ihrem Saugrüffel nicht fertig­zubringen vermag. Diese Fliegenart wird als Wadenstecher be zeichnet. Sie tritt in weit geringerer Anzahl als die Stubenfliege auf, wird aber als Blutsauger um so unangenehmer.

Hin und wieder fliegt auch eine dice, stahlblau glänzende Fliege mit lautem Gebrumm durch das offene Fenster ins Zimmer. Un­beholfen stößt sie überall an; und wird sie verfolgt, so fliegt sie mit Wucht gegen die Fensterscheibe. Es ist eine Schmeißfliege. deren Larven sich mit Vorliebe von faulem Fleische nähren. Bekanntlich hält sich Fleisch geschlachteter Tiere im Sommer ohne besondere Vor­tehrungen nicht lange frisch, und gar bald werden die länglichen, gelben Gier der Schmeißfliege daran abgelegt. Schon binnen

24 Stunden sind die Larven ausgefrochen und gehen nun mit großem Eifer an ihre einzige Daseinsbeschäftigung, den unermüdlichen Fraß, mobei fie auch zubereitete Fleischwaren beispielsweise Schinten, nicht verschmähen.

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