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(Beilage Dienstag, 8. September 1931
Adolf Gohrs-Dessau: Ausdrucksdeutende Wissenschaft
Leider herrscht noch in weiten Kreisen eine Unkenntnis und salsche Auffassung von der physiognomischen(ausdrucks- deutenden) Wissenschaft, so dah es sich der Phystognom immer wieder gefallen lassen muh, für einen Wahrsager übersinnlicher Dinge gehalten zu werden. Das Gefährlich« ist, daß die Ausdrucks- lehre von mangelhaften Könnern und Kurpfuschern in sehr schädi- gender Art ausgenutzt wird, so dah es dem wirtlich fähigen und exakt urteilenden Charakterologen mühsam gemacht wird, durch- dringen zu können. In WirNichkeit handelt es sich bei der Physiognomik um eine Methodik, die der medizinischen Diagnostik verwandt ist. Das Studium der Physiognomie verlangt«in« Zusammenarbeit mit dem medizinischen Studium. Jede or- ganische und physische(seelische) Ertrankung kommt stets zum Aus- druck durch, wenn auch noch so geringe äußere Veränderungen(im Gesicht, in den Augen, in den Händen, durch bestimmte Verfärbungen der Haut usw.). In manchen Fällen ist es dem Physiognomen möglich, organische Erkrankungen oder Dispositionen zu erkennen, bevor der Arzt ein« entsprechende Diagnose stellen kann. In heutiger Zeit erkennt man in medizinischen Kreisen die große Bedeutung der Mitarbeit des Physiognoms in Nervenheil- onstalten an, denn nirgends ist eine verschiedenartigere Behandlung notwendig wie bei den Nervenkrankheiten. Auch in der kriminellen Praxis sind der Physiognom und der Grapholog«(Handschristendeuter) oft ein unersetzlicher Bei- rat für Richter, Kriminalisten, Anwälte und Aerzte. Ihnen, dem Physiognom und dem Graphologen, fallen die Aufgaben zu, tiefst« seelische Probleme vor Gericht zu lösen: aber wo irgendwelche Zweifel begründet sind, insbesondere wo die Tat mit der Persönlich- keit in Widerspruch zu stehen scheint, ist oft ein aufklärendes Er- kennen dem Graphologen durch Handschriftproben des Rechtsbrechers und dem Physiognomen durch Ausdruck und Form des Physio- gnomischen der betreffenden Person möglich. Da das Wesen eines Menschen für den Physiognomen so deut- lich zutage tritt, ist die physiognomische Beratung bei der Er- ziehung der Kinder für die Eltern und Lehrer von großer Be- deutung, insbesondere wenn man den Veranlagungen der Kinder ratlos gegenübersteht. Auch bei der Berufswahl kann, sofern Zweifel über die besonderen Fähigkeiten austreten, physiologisch entschieden werden. Der Physiognom braucht für seine Arbeit Lichtbilder mit ganzer Gesichtsparti« und solche, auf denen sich Profil und Hinterkopf stark ausprägen. Die lebende Persönlichkeit und ihr Bild zusammen bieten eine weitgehendere Beurteilung: bei der lebendigen Form sprechen noch Hände, das wechselnde Mienenspiel, Bewegung, Lachen, Farbtöne usw. besonders mit. Der Einwand, man könne sich verstellen, ist unmög- lich�. Man kann sich nicht' verstellen, die Grundformen des Ge- sichts und Körpers bleiben unveränderlich bei einer Verstellung. Außerdem würden Verstellungsversuche wiederum ein besonderes Kennzeichen für das Wesen de» Betreffenden sein. Man kann ein heiteres Geficht mit traurigem Herzen machen und umgekehrt: man kann sich friedlich stellen, wenn man feindlich gesinnt ist. Aber dos
sind Stimmungsmasken, eine physiognomische Beurteilung beeinflussen sie nicht. Man denke sich eine lachende Gesellschaft! Das Gemeinsame bei diesem Lachen ist, daß die Gesichtsforwen in die Breit« gezogen werden— aber eine Veränderung der Grundform geht nicht vor sich. Der Mensch bleibt derselbe, ob er lacht oder weint. Die Natur offenbart auch in jedem Stim- mungswechsel sein ureigentliches Wesen. Wichtig ist natürlich die physiognomische Beurteilung, w i e man lacht— und w i e man lächelt! Lachen, lächeln und Weinen geben wieder etwas Beson- deres zu erkennen, aber ohne die Bedeutung der Form auszuheben. Immer und insbesondere muß die Hand, ihre Form, ihre Art der Struktur, die Bildung der Finger und der Nägel bei der physiognomischen Beurteilung in Betracht gezogen werden. Wir können beobachten, daß der Ausdruck der Hand dem Ausdruck des Gesichts widerspricht, daß sich im Gesicht eine verfeinerte Seele ausprägt, während die Hände brutal und massig erscheinen. Ist dies der Fall, so wird auch im Wesen irgendwie etwas Brutales erscheinen, wenn es auch ganz selten zum Ausdruck kommen sollte. Ebenso kann ein grobes Gesicht den Gegensatz verfeinerter Hände bieten. Die Formbildung der Hand muß bis in ihre Einzelheiten berücksichtigt werden. In ihr drücken sich auch besonders Ab- stommung und Vererbung aus. Das erblich Mitgegebene von dem selbst Erworbenen zu unterscheiden ist dem Physiognomen in vielen Fällen möglich, auch lassen sich fremde Rasseneinschläge feststellen, teils selbst wenn sie Generationen zurückliegen sollten. Bekannt ist uns ja, daß Einflüsi« der näheren und weiteren Umgebung, ja selbst eines ganzen Landes auf die Persönlichkeit mehr oder weniger physisch verändernd wirken— aber sie wirken auch formverändernd auf das Physiognomische ein. Es kann ein in einem andersrassigen Lande geborenes und aufgewachsenes Kind, ohne daß eine Blutmischung vorliegt, sich in seinem Aeuheren dem Rassentypus diests Landes anpasien. Aber nicht nur Land und Umgebung können in solcher Weise einwirken, sondern das Aeuhere des Menschen nimmt auch häusig Aehnlichkeiten von Men- schen und Tieren an, mit denen er sich längere Zeit hingebend be- schästigt— oder besser noch umgekehrt:„Du gleichst dem Geist, den du begreifst."' Der Mensch versteht am besten den Menschen, der ihm gleicht— er wird ihm dadurch immer ähnlicher. Aeußere A-Hnlichkeit läßt auf innere Verwandtschaft schließen. Doch da» völlig sich Gleichend« findet sich nie. Die physiognomischen Grundsätze gelten nicht allein für«in Volk, sie sind allgemeingültig für all« Völker und Rassen. Gemeinsame Rasienmerkmale lassen auch aus gemeinsame Rossen- gemeinschasten schließen. Was Menschenbild ist und was Menschen- schicksal auf Grund seiner Veranlagung erfüllt, ist die große Er- kenntnis der Physiognomik. Gerade darin besteht auch die„Per- fönlichkeit": in ihrer Haupteigenschaft al« Menschenkenner. Die Grundlage der diplomatischen Persönlichkeit i st ihre Menschen- kenntnis. Ist es dem Physiognomen möglich, die Beziehung von Au?- drucksform und gesundem Organismus exakt zu erkennen, so ist es ihm kein Fernes,„die Krankheit in dem Gesicht zu lesen". Auf Grund medizinischer Kenntnisie kann der Physiognom eine zuver- lässige Diagnose stellen.
laßt«. Ihr Ergebnis liegt jetzt vor in einer Schrift da„Deutschen Gesellschaft"(Springer-Verlag ), verfaßt von Dr. H. Ger- bis, Dr. Meyer-Brodnitz, A. Gros und Dipl.-Inz. I. Robinson f. Das„Anklopfen" in der Schuhindustrie bezweckt, den „Zwickeinschlag" zu glätten, d. h. Falten, die beim Zwicken— der ersten Verbindung des über den Leisten gezogenen Schaftes mit der Brandsohle— entstanden sind, zu beseitigen. Ferner soll dadurch erreicht werden, daß die zur Formgebung nötigen Kanten scharf heraustreten. Das Werkstück wird dabei zumeist mit den Händen gegen rotierenden Trommeln gepreßt, die zahlreiche kleine Klops- wertzeuge mit Hilfe der Fliehtraft gegen die zu bearbeitende Fläche schleudern. Je nach Konstruktion der Maschine werden durch die schnell rotierende Trommel etwa 2l1<)<1 bis 3(5 000 Schläge pro Minute ausgeführt. Da das Werkstück mit der ganzen Arm- und Körperkraft diese» Hammerschlägen entgegengeführt werden muß, sind Hände und Arme des Arbeiters in dauernder Er- schütterung. Die Folgen zeigen sich je nach der Empfänglichkeit der Körper- gewebe des einzelnen— und zwar je jünger der Mensch, desto eher und schwerer— in einer Uebererregbarkeit der Blut- gefäßnerven. Führen Kältereize z. B. normalerweise zu kurzdauernder Blässe, so hält hier diese Blässe lange an, und zwar besonders stark. Schon die Leichtgeschädigten haben an kühlen Tagen sehr über ihre kalten und steifen Finger zu klagen, müssen vor Arbeitsbeginn ihre Finger erst anwärmen und können die erste Zeit nur unter Beschwerden arbeiten. Da sich diese Beschwerden im Winter schon beim Berühren kalter Gegenstände einstellen, ist das Wohlbefinden der Geschädigten stark beeinträchtigt. In schweren Fällen werden die Hände allgemein blau bis blauschwarz. Von den verschiedenen Folgen, die weiterhin aus dieser Krankheit entstehen können, und die in der vorliegenden Schrift behandelt wird, sei nur der Einfluß auf die Erwerbsfähigkeit erwähnt. D)e Verfosier sind der Ansicht, die betroffenen Arbeiter seien„innerhalb der mechanischen Schuhindustrie zu den meisten Arbeiten der An- gelernten fähig, außerhalb dieser Industrie aber sind sie erwerbs- beschränkt, weil ihnen Arbeiten im Freien und Arbeiten, bei denen die Hände kalt werden, nur in beschränktem Umfange möglich sind". Bei dem schwersten Grade könnten die Hände praktisch fast un- brauchbar werden. Ja für diese Form, deren Borliegen auch ob- jektiv nachweisbar ist, tragen die Verfasser keine Bedenken, sie als versicherte Berufskrankheit anzuerkennen. Die„Deutsche Gesellschaft für Gewerbehygiene" bezweckt mit dieser Veröffentlichung aber vor allem, daß sofort an die Verhütung dieser Krankheit herangegangen wird. Besondere Aufmerksamkeit verdienen deshalb die Maßnahmen, die die Verfasser vorschlagen. 1. Dauernde volle Instandhaltung der Maschine. Die Loger der Trommel, der Zustand der Hammerringe usw. müssen ständig kontrolliert werden. 2. Es sind Wege zu finden, das Anklopfen mit Unterstützung der Körperkraft oder das Anklopfen überhaupt zu umgehen. Die Der- fasser sind sich der Grenzen chrer Vorschläge bewußt(Fersenzwick- Maschinen, selbsttätige Anklopfmaschinen). 3. Den Anklopfern ist ihre Arbeit, vor allem an hart schlagenden' Maschinen, durch Haltevorrichtungen zu erleichtern.(Auf die Frage, wann bei Akkordarbeit diese Erleichterung umgangen wird, wird in der Schrift nicht eingegangen.) 4. Sind in einem Betriebe diese technischen Maßnahmen unzu- reichend, so dürfen Anklopfer nicht mehr als vier oder fünf Stunden täglich beschäftigt werden. 5. Gesunde Männer in reiferem Alter sind der Arbeit eher gewachsen als jüngere. Die Bekleidungsindustrie-Berufsgenossenschaft verlangt ein Schutzalter bis zu 21 Iahren, Verfasier bis zu 25 Iahren. Neben diesen Forderungen empfiehlt Medizinalrat Dr. Ger- bis zur Vorbeugung und in den Anfangsstadien der Krankheit allabendlich Prießnitzpackungen nach einem heißen Armbad, die ihm auch von einigen Anklopfern lobend erwähnt worden seien. Die Krankheit hat ein über den Kreis der Anklopfer hinaus- gehendes Interesse. Sie ist in gleicher Weise bei Gußputzern beobachtet worden, die mittels Preßluftmeißels Putzarbeiten an Stahlguß ausführen. Es taucht weiter die Frage auf, ob nicht auch Preßluftmeißel mit geringerer Stoßzahl, wie etwa im Straßen- bau, ähnliche Wirkungen auf die Gesundheit des Arbeiters haben.
„Mensch— Lärm— Maschine." Zu dem Artikel in Nr. 414 macht«in Lefer darauf aufmerksam, daß ein Auspuffdämpfer stets Kraftverlust bedeutet. Der Wohlhobende fährt eine 100-?8- Limousine, der Wenigerbemittelte ein IS-l'L-Wägelchen. Die Dämpfung bringt aber jedem den gleichen Krastverlust von 10 Es bleiben also für den einen 90?8, für den andern S?8, die in keinem Verhältnis zu dem Gewicht der beiden Wagen stehen. Von der Verdaulichkeit des Spinats. Der Spinat gilt seit altersher als eines der schmackhaftesten und am leichtesten ver- baulichen Gemüse: doch kann man es oft beobachten, daß Personen. besonders aber Kinder, die andere Gemüse gern essen, nicht dazu zu bewegen sind, ein Spinatgericht zu verzehren. Nach den Unter- suchungen von Dr. Obst besteht der Grund dieser Abneigung gegen den Spinat in der Regel darin, daß viele Menschen an zu starker Magensäurebildung leiden, und, da durch den Genuß von Spinat die Bildung von Magensäure gesteigert wird, den Spinat nicht gut vertragen. In allen Fällen aber, wo die Verdauung durch eine zu schwache Bildung von Magensäure gehemmt wird, wirkt der Spinat- genuß überaus günstig. Auch die bekannte appetitreizende Wirkung des Spinats ist aus die gleiche Ursache zurückzuführen. Ein Mann, der zwei Zahre mit gebrochenem hals lebte. Die erstaunliche Tatsache, daß ein Mensch fast zwei Jahre lang mit einem gebrochenen Hals leben kann, wurde durch die ärztliche Untersuchung der Leiche eines jungen Mannes aus Luton in Bedsortshire be- (tätigt. Cyril Barton war im September 1929 beim Herabspringen von dem Sprungbrett in der Badeanstalt von Leighton Buzzard lo unglücklich mit dem Kopf auf den Boden des seichten Badewassers aufgeschlagen, daß man ihn gelähmt ins Krankenhaus brachte. Hier blieb er«in halbes Jahr lang, ohne daß es gelang, ihn zu heilen. Er lebte dann noch in diesem Zustande 1� Jahre. Die Leichenschau ergab, daß der vierte und fünfte Halswirbel gebrochen und dos Rückenmark erschüttert war. Das hatte die Paralyse vom Hals abwärts zur Folge. Der Leichenbeschauer erklärte, daß er niemals von einem ähnlichen Falle gehört hat.
Bevölkerungsbewegung und Wirtschaftskrise
Vorläufige Ergebnisse über den Stand der Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle im Deutschen Reiche im Jahre 1930 liegen vor. Die Zahlen sind recht aufschlußreich und lassen uns in der Bevölkerungsbewegung den ungünstigen Einfluß der Wirtschakts- krife klar erkennen. Die Zahlen lauten:
Eheschließungen. Lebendgeborene. Totgeborene....... Gestorbene, ohne Totgeborene Geburtenüberschuß....
1930 1929 562 491 589 611 1.126 829 1 147 458 35 829 36 270 710905 805 962 415£24 341 496
Betrachten wir einmal diese Zahlen etwas genauer. Zunächst ist Abnahm« der Eheschließungen sestzustellen. Berück- sichtigt man, dah die Zahl der heiratsfähigen Männer im Jahre 1930 sich um etwa 9000 vermehrt hat, so ist der Rückgang der Heirats- Häufigkeit noch stärker. In der zweiten Hülste 1930 wurden 32 000 Ehen weniger geschlossen als in dem gleichen Zeitraum 1929. Diese Abnahme der Eheschließung ist zweifelsohne auf die verschlechterte wirtschaftliche Lage zurückzuführen. Als zweite Tatsache ist eine Abnahme der Lebendgeborenenzahl zu verzeichnen. Während die Lebendgeburtsziffer(Zahl der Lebendgeborenen auf 1000 Einwohner auf«In volles Jahr berechnet) im Jahre 1928 18,6 betrug, sank sie im Jahre 1929 auf 17,9 und 1930 auf 17,5. Im Jahre 1913 betrug sie noch 26,9! Jnteressant ist. daß ein ver- slärkter Geburtenrückgang(im Vergleich zu 1928) im dritten Viertel- jähr des vergangenen Jahres einsetzt— genau 9 Monate nach dem ersten Zeichen der Wirtschaftskrise. Der Geburtenrückgang im Jahr« 1930 ist in Wirklichkeit noch viel stärker, als hier in den genannten Zahlen in Erscheinung tritt: denn die Zahl der gebärsähig«» verheirateten Frauen war 1930 größer als 1929: es müßten bei unveränderter Geburtenhäufigkeit 14000 ehellche Kinder mehr geboren sein als 1929. In Wirklichkeit sind etwa 15 000 eheliche Kinder weniger geboren worden. Als ein« erfreuliche Erscheinung in dem vergangenen Krisen- jähr 1930 ist der günstige Verlauf der Sterblichkeit zu verzeichnen. Es starben im Jahre 1930 95 000 Personen weniger als 1929. Und dabei ist eine nicht unerhebliche Zunahme der höheren Altersklassen erfolgt, so daß in den letzten zwei Iahren ollein infolge der Verschiebung im Altersausbau der Bevölkerung 23 000 Personen hätten mehr sterben müssen. Die Sterbeziffer 19 beträgt 11,1 zu 12,6 aus dem Jahr« 1929. Allerdings hat im Jahre 1929 di« starke Grippeepidemie große Opfer gefordert. Doch ist die Sterbe- zisfer von 1930 auch gegenüber der von 1928 zurückgegangen. An fast allen Todesursachen ist eine Atmahme der Sterblichkeit zu ver-
zeichnen. Die Ausnahme bilden: Diphtherie und Selbstmorde. Die angeblich höhere Sterblichkeit an Krebs steht, wie es zahlreiche Untersuchungen nachgewiesen haben, im Zusammenhang mit der erwähnten Verschiebung im Altersaufbau zugunsten der höheren Altersstufen. Auch ist di« Säuglingssterblichkeit erfreulicherweise zurückgegangen. Jeder Abbau der sozialen Leistungen gerade in der Wirtschasts- krise muß sich katastrophal auf die gesundheitliche Lage der breitesten Volksschichten und insbesondere aus die Lage der Arbeitslosen aus- wirken und den vorläufig recht günstigen Verlauf der Sterblichkeit ungünstig beeinflussen. Betrachten wir zum Schluß noch den Geburtenüberschuß. Er ist infolge der sehr günstigen Sterblichkeitsverhältniffe um 74 400 größer als in dem wegen Grippeepidemi« ungünstigen Jahre 1929 und um 27 400 kleiner als 1928, also trotz des starken Geburtenrückganges noch steigender Geburtenüberschuß? Die Erklärung für den Geburtenüberschuß gibt uns die Alters- glicderung der Bevölkerung: es sind jetzt sehr stark vertreten Jahr- gänge aus geburtenreichsten Jahrzehnten. Diese Jahrgänge befinden sich heutzutage im fortpflanzungsfähigen Alter, während die ziemlich schwach besetzten Kriegs- und Nachkrirgsjahrgänge sich heutzutage noch im Kindesalter befinden. Steigt di« Fortpflanzungshäufigtcit nicht an, so wird der Geburtenüberschuß ständig sinken.
Die„Anklopferkrankheit Von Heinz Adam Die Maschinenarbeit unseres gegenwärtigen Pro- duktionsprozesses hat nicht nur die Möglichkeiten zu Unfällen ge- steigert, sondern auch laufend Anlaß zu Gesundheitsschädi- g u n g e n aller Art gegeben. Deshalb gruppieren sich ja bekanntlich um den Artikel 157 der Reichsverfassung zahlreiche gesetzlich« Be- stimmungen, die den Schutz der Arbeitskraft und der Gesundheit des Arbeiters gegenüber Gefahren im Betriebe bezwecken. Arbeiter, die gesundheitsschädliche Wirkungen ihrer Arbeit an sich selbst am ehesten beobachten, melden es ihrem Verband« oder den Gewerbe- aufsichtsbeamten. So ist auch eine Erkrankung der Finger durch Arbeit an den Anklopfmaschinen in der Schuhindustrie bekannt ge- worden, was die Berufsverbände, die Behörden und Industrie- Vertreter und nicht zuletzt die„Deutsche Gesellschaft für Gewerbehygiene" zu gründlichen Unternehmungen veran»