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Die Welt des Arbeiters Voß. Recht muß doch Recht bleiben. Der immer noch reichste Mann Deutschlands , Wilhelm V. Hohen- zollern in Doorn, läßt sich von einem in tiefster Armut lebenden Landarbeiter verklagen. Dem Armen wird sein Recht. Der Herr in Doorn muß zahlen. DerVorwärts" hat über den Prozeß berichtet. Ein Mitarbeiter desVorwärts" hat nun den Arbeiter Boß aufgesucht und schildert seine Eindrucke. Wir begleiten den Landarbeiter Boß in sein Heim, ein v e r- fallende« Häuschen in Bornstedt bei Potsdam . Sieben Kinder, vier davon noch schulpflichtig, zwei arbeitslos! vier Hühner und zwei magere Ziegen: das ist Heim und Welt des Arbeiters Boß. Wo der Zaun seines winzigen Gemüsegartens aushört, dehnen sich endlos Wiesen und Aecker und Forste: Krongut Bornstedt, Eigentümer Wilhelm von Hohen- zollern, Verwalter Herr Finger. Auch Boß hat ein wenig An- teil daran: sein Haus steht aufkaiserlichem" Grund und Boden, nur ringsherum ist Republik . Und arbeitendarf" er für seinen allerhöchsten" Brotherrn. Und er arbeitet; jahrelang, fleißig und bescheiden. Um sechs Uhr morgens geht es los und um sieben Uhr abends ist man, wenn's klappt, fertig. Dafür gibt es einen Stundenlohn von siebzehnein halb Pfennigen! Voß zeigt uns seine Lohntüte: 63 Arbeitsstunden in einer Woche zu fiebzehneinhalb Pfennigen macht elf Mark zwei Pfennige. Da- von geht ab: Krankenkasse 86, Arbeitslosenversicherung 59, In- validenversichcrung 66 Pfennig. Ausgezahlt werden also für eine Woche nenn Mark und drei Pfennige Lohn. Dazu gibt esDeputate", magere Natural-Zusaßlöhne: Milch, Roggen, Kohle, Kartoffeln, Futtergetreide, Holz. Dafür muß man aber auch ohne Mucksen Sonntags arbeiten, wenn es verlangt wird: Grünfutter fahren und mähen. Warum? Weil zu wenig Personal eingestellt wird, als gäbe es gar keine Arbeitslosen.Und wenn die ganze Ernte verfault, kein Mann wird mehr eingestellt!" sogt der Herr Verwalter. Er kann sich's leisten, von der Not der Zeit keine Notiz zu nehmen; außer seinem fetten Posten als Verwalter hat er noch das Amt eines Gemeindevorsteherz in B o r n ft e d t. Man sollte meinen, er hätte ein Interesse daran, durch seine Dispositionen als Verwalter die Zunahme der Arbeits- losen in seinem Gemeindebezirk zu vermeiden. Fehl geraten! Am 13. August dieses Jahres kündigt er dem Arbeiter Voß. Grund: schlechte Wirtschaftslage. Vielleicht Hot man schon lange vorgehabt, den Mann hinauszusetzen? Man bedenke: er ist seit 1918 organisiert und hat beim Kapp-Putsch gewagt, die Republik zu verteidigen(wofür man ihn in Prenzlau eingesperrt hat). Zhxrz und gut, am 1. Oktober hat er aus Bornstedt zu verschwinden. Am 19. August arbeitet Voß an der Dreschmaschine. Der Wind jagt ihm das Stroh ins Gesicht, in die Augen. Voß hat Augen- schmerzen und ist müde zum Umfallen. Da, abends um sieben Uhr, kommt der Verwalter:Wir machen heut« Ueberstunden! "Ich kann nicht mehr, ich habe entzündete Augen."Sie verweigern die Arbeitsleistung? Sie sind fristlos entlassen!" Aber es gibt noch Richter in Preußen. Und beim zweiten Termin vor der Arbeitskammer Potsdam kommt ein Vergleich zu» stände. Bis zum 8. September wird dem Voß der Lohn bezahlt. So, nun wird ja die Presse zufrieden sein", schnarrt die sarkastische Stimme des Krongutsverwalters Finger, nachdem der Gerichts- schreibet den Vergleich in Sachen Voß gegen Hohenzollern vor. gelesen hat. Herr Finger irrt sich! Die sozialdemokratische Press« ist so wenig zufrieden mit Herrn Finger, wie vermutlich sein hoher kaiserlicher Herr, den er mit diesem Prozeß, der nicht vergessen werden wird, eine empfindliche Blamage und eine weitere Einbuße seines Ansehens zugefügt hat.

Ein Justizmord!

Wilhelm Hohenzollern , der den Prozeß gegen den Landarbeiter Voß verlor, in Liebe gewidmet. Majestät, was soll man dazu sagen, Diese Welt ist häßlich und gemein, Ein Prolet wagt gegen SIE zu klagen, Und ich frage: darf denn so was sein?! Welch Malheur! SIE sollen noch berappen, Wo es IHNEN schon so dreckig geht. Wo vor Kohldampf SIE zusammenklappen-- Ich bin außer mir, o Majestät 1 Schändlich schlecht hat man SIC abgefunden, Und auch stempeln dürfen Sie nicht zehn, Ach, ich sehe schon in trüben Stunden. Wie Sie grüblerisch am Gashahn drehn! Pellkartoffeln neben Heringsfoßo Sind IHR majestätisches Gericht, Boller Flicken ist die letzte Hose, Denn zu einer neuen reicht es nicht I Und nun sollen SIC dem Voß noch geben, Dem es ja doch wirklich fürstlich geht, Und SIE fristen kaum das nackte Leben Ein Justizmord ist das, Majestät! Kille-Kille.

Aus dem(Siemens-Konzern. Ein Erfolg des Gesamtbetriebsrats. Herr von Siemens und feine Lakaien" lautet eine Balkenüberschrift in der heutigen Ausgabe derRoten Fahne" Und damit kein Zweifel darüber aufkommt, wer mit denLakaien" gemeint ist, folgt in der Unterzeile die Ergänzung:SPD. -B c- triebsräte und Sie mensdirektoren unter einer Decke." Die folgende Mitteilung bildet zugleich eine Zurückweisung der revolutionären" Beschimpfung und Verdächtigung des Gesamt- betrieberats:... Auf Grund der Verhandlungen des Gesamtbetriebsrots der Groß-Berliner Werke des Siemens-Konzerns mit den Finnen. leitimgen des Konzerns hat sich die Firmenleitung bereit erklärt, für die Monate Oktober. November und Dezember 1931 auf die Vor- nähme eines löprozentigen Gehaltsabzuges für Kurzarbeit zu ver. Sichten und es bei dem 16prozentigen Abzug für Kurz- arbeit zu belassen unter Beibehaltung der 42'A\tun- digen Arbeitswoche. Die Angestellten ersehen daraus, wer ihre Interessen wirksamer vertritt; der Gesamtbetriebsrat oder die KPD . mit ihrer RGO., die die Belegschaftmobilisieren" wollen. Weiter für Berlin : Teils heiter, teils wolkig, noch einzelne Schauer, wenig veränderte Temperaturen. Für Deutschland : Im Süden und Südwesten heiter und trocken, nachts stellenweise Boden» frost, im übrigen Reiche, namentlich im östlichen Küstengebiet, etwa« veränderlich mit örtlichen Schauern.

Zwischen Butter und Obst Von dem einen zu wenig, von dem anderen zu viel- Wie preise klettern

Es geht den Butterhändlern wie den Bäcker» meistern: steigen die Mehlpreise, sind die Bäckermeister sehr schnell mit einer Erhöhung des Brotpreises bei der Hand. Sinken die Mehlpreise, dann vergessen die Bäcker, die vorher erhöhten Brot- preise wieder zu senken. Nicht anders machen es die Butterhändler. Als in den letzten Wochen die Großhandelspreise für Butter rapide in die Höhe kletterten, paßten sich ebenso schnell die Kleinhandels- preise dieser Steigerung an. In den Tagen jedoch, wo die Groß- Handelspreise wieder sanken, vergaßen die Butterhändler, auch die hohen Kleinhandelspreise zu revidieren. So erreichte die Butter Mitte August ihren bisher höchsten Preisstand in diesem Jahre. Am 18. August kostete der Zentner Butter I.Qualität im Großhandel 135 Mark; S.Qualität 125 Mark und abfallende Sorten III Mark. Innerhalb zweier Monate war der Butterpreis um 14 Mark pro Zentner gestiegen. Selbst den Buttererzeugern kam das Tempo dieses Preisanstiegs überraschend. Schuldig an dieser Preishausse sollte die Konstellation am Weltmarkt sein. Die überseeischen Butterproduzentcn lieferten nicht so viel Butter nach England wie sonst üblich, so daß Dänemark den fehlenden Bedarf decken mußte. Nun ist Dänemark aber auch Haupt- lieferänt für Butter nach Deutschland und bei der starken Nachfrage nach Butter konnte es seine Preise in die Höhe schrauben. Das gleiche geschah in den Randstaaten, Schweden , Holland und Sibirien . Zudem war das W e t t e r in Deutschland so anhaltend kühl, daß die inländische Buttercrzeugung nicht ausreichend war. Daraus erklärt sich der hohe Butterpreis im August. Inzwischen sanken die Großhandelspreise für Butter wieder. Am 8. September wurden für einen Zentner Butter I.Qualität in

Berlin 126 Mark gezahlt; für 2 Qualität 1l6 Mark und für ab- fallende Ware 162 Mark. Die überseeischen Länder haben nämlich wieder große Mengen Butter zu liefern begonnen Trotzdem hosten die Butterinteressenten aus steigende Preise, zu denen ihnen ein warmer September verhelfen soll, in dem wieder mehr strilch- milch getrunken wird. Ein Lichtblick in dieser schweren ic Müssen die Hausfrauen für die Butter also recht hohe Preise anlegen, so sind die O b st p r e i s« augenblicklich«in kleiner Licht- blick in dieser schweren Zeit. Die Obstmärkte sind mit A e p f e l n und Birnen überfüllt, an manchen Tagen erzielen die Erzeuger geringwertiger Obstqualitäten im Großhandel nur drei Mark für den Zentner. Gute Früchte, zum Beispiel Birnen kosten allerdings auch im Großhandel noch ihre 36 Mark pro Zentner. Der Preis- stand für Obst ist gegenwärtig niedrig, weil einmal ein Riesenangebot von ausländischen Birnen vorliegt, die kaum alle abzusetzen sind, zum anderen, weil immer noch ganze Wagzonladungen itakie- nischer Pfirsiche ankommen, die der Straßenhandel vertreibt. In diesem Jahre sind selbst die sonst teuren Weintrauben zu einem erschwinglichen Preis auf dem Markt. Schließlich muß bedacht werden, daß eine Lagerung des Obstes, um es für eine spätere Zeit mit günstigeren Preisen aufzuheben, nur in Frage kommt, wenn es sich um ausgesuchte, haltbare Früchte handelt und wenn für die Lagerung die geeigneten Räume vorhanden sind. Jedenfalls wird augenblicklich so viel Apfelreis gegessen, wie kaum zu einer anderen Zeit.

Deutsches Künstlertheater. Reueröffnung mitDie Rosenbraut". An der Wiege des LustspielsDie Rosenbraut" hatDer froh- liche Weinberg" Pate gestanden. Es ist nicht nur der rheinische Diajlekt, der oie Erinnerungen an Zuckmayers erfolggekrönte Komödie wachruft. Der Autor derRosenbraut", Franz Michael P e l z c r, versucht, wie sein Borbild,«inen Griff ins Leben, er will ein Stück rheinisches Volkstum lebendig machen und bringt die verschiedensten Typen in ihrer zutraulich-frischen Eigenart und Ursprünglichkeit auf die Bühne. Dabei verzichtet er auf alle drama- turgischcn Experimente. Einfach unv unkompliziert rollt die Hand- lung ab, und es entsteht ein buntes Genrebild mit vielen lustigen Tupfen. Dem Autor gelingt, was immer wieder versucht worden ist: das alte Volksstück zu Ehren zu bringen. DieRosenbraut" ist ein Volksstück von heute, ohne die UnWahrscheinlichkeiten und süß­lichen Sentimentalitäten von gestern. Was ist eine Rosenbraut? Eine fromme, reiche Gönnerin hat in einer Stiftung für die tugendhafteste Jungfrau einen Preis aus- gesetzt, der alljährlich verteilt werden soll. Diesem Möschen, der Rosenbraut zu Ehren, wird ein weihevolles, geistliches Fest ge- feiert. Es ist aber gar nicht so einfach, heutzutage in Mainz ein solch tugendhaftes Mädchen zu finden. Eine Kette von Zufällen hat die kleine Aennes zur diesjährigen Rosenbraut ausersehen. Mit der Tugend nimmt sie es gar nicht genau. Sie hat nur einen Wunsch, zu Geld uns damit zu einer Wohnung zu kommen, um mit ihrem Liebsten ungestört zusammen zu sein. Es beginnt nun' für die Rosenbraut bis zum Tage der Einsegnung eine qualvolle Zeit, vier Wochen hat sie Tugend zu markieren und sich von ihrem Willi fernzuhalten. Das geht natürlich nicht ohne Komplikationen ab; Mißverständnisse, Eifersuchtsszenen, Zweifel an der Würdigkeit der Rosenbraut zermürben Aenne so, daß sie auf Ehrung und Preis verzichtet, damit sie nur nicht ihren Willi verliert. In letzter Stunde wendet sich noch alles zum Guten. Unter Richard W e i ch c r t s Regie entstehen muntere, von war- mem Leben erfüllt« Bilder. Das Publikum amüsiert sich göttlich, wenn Aenne ihren Willi ins Ocrtchcn oersteckt und der ewig darin- kranke Pfarrer beim ersten Besuch die inneren Räumlichkeiten be- sichtigen möchte, oder wenn im Bürgermeisterhous bei der Rosen- brautweihe die Bombe zu platzen droht, inSem Aennes Tugend einen empfindlichen Stoß erhält, oder wenn Willi in einer turbu- lenten Wirtshausszene voller Eifersucht Tisch und Stühle zersch/ägt. Die verschiedenartigen Typen werden von einer großen Reihe guter Darsteller echt und überzeugend hingestellt. Margarete M el» zer als Rosenbraut ist ein Mädel von erquickender Frische uns Herzlichkeit. Ihr Partner Hans Adalbert von Schlettow ein ganzer Kerl, der durch dick und dünn geht, wenn er ein Mädel liebt. Trotz seiner beängstigenden Kraft ist er«in guter, zutrau- licher Junge. Fritz O d e m a r als Bürgermeister windet sich mit markierter Fwsche durch die verfänglichsten Situationen. Die Darsteller, vor allem Margarete Mslzer, wurden vor den eisernen Vorhang zitiert; auch der Autor wurde gerufen, aber er wollte sein Pseudonym wahren. Pelzer ist in Wahrheit der Film- regisseur Ludwig B c r g e r, der schon mehrfach als Dramatiker hervorgetreten ist.«ter. Gute Musik für 30 Pfennig. Billige Gchülerlonzerte im Bachsaal. Im vollbesetzten Bachsaal fand das erste der zwölf von der zentralen Schulverwaltung geplanten Nachmittagskonzertc statt, die den Schulkindern der verschiedensten Schultypen für wenig Geld gute Musik vermitteln sollen. Der Preis beträgt einschließlich Pro- gramm 36 Pfennig. Veranstaltungen dieser Art können nicht eifrig genug unterstützt, nicht hoch genug bewertet werden. Sie schassen ein Gegengewicht gegen die in der Großstadt besonders häufige Be- einflussung durch minderwertige Schallplatten, und Rundsunkmusik, sie bedeuten eine wertvoll« Ergänzung für den Schulmusikuntcr- richt und leisten eine Aufbauarbeit, die in der Zeit allgemeinen Ab- baue bitter notwendig ist. Die Menschen, junge wie alte, sehnen sich nicht weniger nach Musik als früher, eher mehr, da die Kultur- bedürfnisse großer Gruppen der Bevölkerung, der Arbeiter vor allem, gewachsen sind. Die Konzertkrise ist keine Musiktrise; sie bedeutet nur, daß das Angebot an Musik der ungeheuren Nachfrage nicht gemäß ist: zu schlecht, zu teuer oder unpassend in der traditio. nellen Form. Das Schlechte wird und muß verschwinden, die Formen werden sich ändern, und die Preis- werden sich nach der Erkenntnis richten müssen, daß die Kunst der Zukunft an Stell- des Bürgertums nur«inen Mäcek haben wird: das arbeitend« Volk. So bedauerlich dos Los vieler Künstler in dieser Uebergongszeit sein mag. die Einsicht tut not. daß es wichtiger ist, vielen Menschen für wenig Geld Gutes zu bieten, als einer privilegierten Schicht zu gestatten, gut von der Kunst statt sür die Kunst zu leben. In diesem ersten Konzert sprach W. Spohr einleitende und verbindend« Worte, Ienme T h i l l o t sang eine Arie aus der Kaffee.

kontate von Bach, das Berliner Symphonieorchester spielte unter Helmuth Thierselder Haydn -Symphonien und unter großem Jubel der erfrischend aufmerksamen und dankbaren Zuhörer den musikalischen Spaß von Mozart . A. W. Die Schlacht von Bademünde." !l. T. Kurfürsiendamm. Das war noch eine Zeit, als die Soldaten durch die Stadt mar» schierten und die Flagge schwarzweißrot an der Schiffe Mast wehte. Der Film verspricht sich immer wieder Geschäfte davon und so führen in derSchlacht von Bademünde" Infanterie und Marine ein fröh- liches Leben. Die Zivilisten sind nur dazu da, um ihre Töchter dem Militär als Abwechslung zur Verfügung zu stellen. Es ist ein Militärschwant mit dem Motto:Schön ist das Sol- datenleben". Hei, wie sich die Blaujacken mit den Stoppelhopsern um die Mädchen prügeln, das bißchen Dienst bedeutet Spielerei, und die Offiziere sind nett und lieb und sprechen goldene Worte über die Schönheit ihres Berufes. Der Kapitän Fritz A l b e r t i offen- bärt dabei eine fast hohepriesterliche Würde. Selbstverständlich ver- setzt man diese volkstümliche Angelegenheit in die Gegenwart. Ein Schönheitskönig tritt sogar auf, und der Hugenberggläubige seufzt, .wenn doch alles Wirklichkeit wäre". Wirklichkeit ist jedoch nur die Tatsache, daß der Film ohne Exaktheit gearbeitet wurde. Typen erscheinen, ohne enger mit der Handlung verknüpft zu werden, und es bleibt bei einer oberfläch- lichen Charakteristik. Robert Gilberts Musik klingt diesmal auch nicht originell, und der Regisseur M a y r i n g inszeniert treu und brav nach bewährten Mustern. Fritz Schulz, Paul Heidemonn, Bie> nert und Speelmans geben die üblichen Figuren. Iunkermann und Waßmann zeigen kein individuelle» Gesicht, und Cläre Rommer spielt affektiert. Max Adalbert ist dagegen eine ungetrübte Freude. Sein Gemeindediener, der sachlich und ewig verärgert«> sonneur des Films, wirkt manchmal wie eine Parodie auf den mili- tärischen Glanz. Vorher ein K a b a r e t t f i l m. Ein verunglücktes Experiment, da der unmittelbare Kontakt mit dem Publikum fehlt. Schlecht die Auswahl. Ein Tango, von Wittrisch sehr schön gesungen und von Edith Meinhardt als Ausdrucksstudie getanzt, streift die Lächerlich- keit. Am besten ist der SketchDer möblierte Herr", eben weil er im Szenischen verankert bleibt. Käthe Kühl präsentiert sich als mustergültige Sängerin von Moritaten. F. Sch.

Immer wiederKatharina Knie ". Theater in der Klosterstraße. Karl Zuckmayers Seiltänzerstück, für das er nicht nur den Namen, sondern auch die Geschichte der ältesten Schweizer Artisten- familic verwandte, übt mal wieder eine stärke Anziehungskraft aus. Wie selten einer, bringt uns Zuckmayer den Artisten nahe, ihn. der rastlos durch die Welt zieht und dessen Heimat dort ist. wo sein Wohnwagen steht. Groß ist Ilse Strobrawa, diese zarte Katharina Knie , die hin- und hergerissen wird zwischen Fernweh und Heimatsehnsucht, zwischen Liebe und Psticht, bis ihre Erbanlage siegt. Fein ist Franz Stein, der als Karl Knie sen. an der Sehnsucht nach seinem Kind zugrunde geht. Auch die anderen Darsteller sind ganze Menschen Infolge ihrer unartistischen Erscheinungen erscheint frei- lich das Milieu noch jämmerlicher, als der Dichter es sah. Franz Sondinger führt eine ansprechende Regie. Und während wir uns hier an der Nachzeichnung einer ent- schwundenen Zeit freuen, führen die Gebrüder Knie sehr national- betont ihren großen Schweizer Natwnalzirkus, dem in der Schweiz kein Konkurrent in den Weg kommen darf. Von den Knies geht keiner mehr aufs Turmseil, dafür oerleihen sie gewinnbringend ihre Raubtiergruppcn an Sowjctrußland. e. d. Ein neuer Zeppelin-Polarslug. Professor Moltschanow, der an der arktischen Expedition desGraf Zeppelin" teilgenommen hat, tellte Pressevertretern mit. daß die Oraantsierung einer zweiten Flugfahrt mit dem Zevpelin in die Polarwelt bereits beschlossen ist und im nächsten Jahr unternommen werden wird. Der gute billige Gegenstand. Unter diesem Titel veranstaltet der Oesterreichische Werkbvnd in Wien vom Oktober bis zum Februar 1932 ein« Ausstellung w den Räumen des Oester- r sichischen Museums Es werden durchweg nur Gegenstände deut­schen und österreichischen Ursprungs gezeigt. Da, Hauplg-wtcht wird auf die Serienproduktion gelegt, doch werden auch billige Hand- «erklich erzeugte Dinge des täglichen Bedarfes gezeigt werden. Das Wiener Gesellschafts, und Wirtschaftemuseum wird an bildstatistlschcn Tafeln die soziologischen und wirtschastlichen Zusammenhäng« km der Seriencrzeugung im weitesten Maße vorführen. Die Berliner Betchsschulmusttwoch« wird infolge der wachsenden wirtschaftlichen Schwi«rigk«it-n verschoben.