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Chorgesang und Gchulmusik
Von Arnold Walter
In einer ll»bergang?zeit wie der unseren, in der Alt«? zusammen- bricht, in der sich Neuorientierungen mühsam Bahn zu brechen suchen, ist auch im Musikleben klare Erkenntnis der naturgesetzlichen Krästc oonnöten, die das Leben der Gesellschaft bestimmen. An Hand dieser Einsicht wird der Punkt auefindig gemacht werden müssen, an dem ez am nützlichsten und für die Allgemeinheit an gewinnbringendsten ist. bewußtes Wollen einzusetzen, um im Sinn der erkannten Eni- Wicklungsgesetze zu wirken nicht als Schöpfer, sondern als Ge- burtshelser einer der Notwendigkeit entstammenden Zukunft. Man war es bisher gewöhnt, in Dingen der Kunst mit idealistischen Aximonen zu operieren und die Tatasache mißer acht zu lassen, daß jede Kunst in steter Wechselwirkung zwischen Schaffenden und Auf- nehmenden entsteht und besteht: daß sie also nicht nur durch die ihrem Material immanenten Gesetze bestimmt wird, sondern ebenso von den Schicksalen der Menschen abhängt, die bestimmten gesellschaftlichen Prozessen unterworfen sind. Der Zerfall eines Volkes in Klassen, die Herrschaft einer Klosse über die ander« tan» aus die Kunst, auf eine so tief im Volk verwurzelle Kunst wie die Musik vor allem, nicht ohne Einfluß sein. Und tatsächlich finden wir, daß das Musikleben soziologisch viel differenzierter war und ist, als man gemeiniglich an- zunehmen und zu beachten gewöhnt und gewillt war, schon deshalb, weil man die Fiktion eines musikalischen Musikideals nicht los wurde. Es ist kein Zufall, daß man sich in unseren Tagen mit Musik- s o z i o l o g i e zu beschäftigen beginnt. Solange eine Klasse herrscht und ihre Ideologie dominiert, täuscht man sich leicht über die wirk- lichen Strutturoerhältnijse: kommt es aber zu Umschichtungsprozessen, erzwingt sich die unterdrückte Klasse Achmng, Anerkennung, Gleich- berechtigung dann wird plötzlich eine Revision der Ideologie nötig, dann kommt es zu Krisen, die man auf alle möglichen Ur- sachen zurückzuführen sucht. Wir erleben die Umschichtungsprozesse, wir erleben die Revision einer Ideologie, die der Einstellung des traditionsbewußten Bürgertums ihre Entstehung verdankte: wir er- leben den Existcnzkainpf einer Kunst, die ihre bisherige Stütze eben jenes Bürgertum verliert, deren Zukunftsbestimniung nur sein kann, nach der proletarischen Revolution beim vierten Stand ihre Heimat zu finden, wie sie der dritte nach der bürgerlichen Re- volution von der Aristokratie übernahm, und so den Kreislauf zu schließen: beim Volk, von dem sie ausgegangen, von dem sie un- glücklicherweise so lange getrennt war. Diesen Prozeß zu beschleunigen müssen wir unsere Kräfte ein- setzen, hier müssen wir uns in den Entwicklungsverlaus einschalten. Die Zukunft der Musik wird nicht mehr in den Konzertsälen oder in
äschetischen Abhandlungen, sie wird in der Schule entschieden und in den Sälen der Larstädt«, wo große Ehöre für Tausend« singen, die nicht der Sensation wegen, sondern um der Sache willen gekommen sind. Notwendigerweise heißt die herrschende Idee der Musik- Pädagogik unserer Zeit G e m e i n s ch a f t S m u s i k, mit Recht stehen Ehorgesang und Schulmusik im Mittelpunkt der Erörterung. All«, die diese Probleme interessieren sie gehen nickst nur Musiker an, werden die S a m m« l b ä n d e dankbor zur Hand nehmen, die die Vorträge der 7. und S. Reichsmuslkschulwoch««nt- hallen und vom Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht(Ver- lag Quelle u. Meyer in Leipzig  ) herausgegeben wurden. In beiden Bänden finden wir Vorträge hervorragender Fachleute wie Kesten- b e r g, Schering, S ch ü n e m a n n, die den Problemen von allen Seiten beizukommen suchen, die historischen und soziologischen, kritischen und organisatorischen Gesichtspunkten Rechnung tragen. Die einzelnen Arbeiten sind weder gleichwertig noch in ihrer Grund- Haltung übereiirstimmend: dies macht vielleicht aber gerade den Rei.; dieser Bände aus, daß sie, in der Problemstellung einheitlich, in der Diskussion und in den Lösungsversuchen die naturnotwendig« Gegen- sätzlichkest unserer Zeit widerspiegeln. MitOrganisationsfragen des Chorgesang- wesen 5' befaßt sich ein ebenfalls vom Zentralinstitut heraus- gegebener, im gleichen Verlag erschienener Band, in dem die Borträge des ersten Kongresses für Chorgesangwesen in Essen  zusammengefaßt sind. Hier begegnen wir einer Füll« praktischer Vorschläge und Anregungen, die die Wirtschaftslage der Ehorver- bände, ihr Verhältnis zu Staat und Gemeinden betressen, Vorschläge, die hoffentlich nicht allzu lange auf ihre Verwirklichung werden warten nnissen. Im Zusammenhang mit dem Chorproblem sei auf den FührerdurchdieweltlicheEhorliteratur hingewiesen. den der hochverdiente Ehorlcller Ernst Zander im Verlag des DAS. herausgab. Er umfaßt Werke von Händel   bis zur Gegenwart, die eine kurze kritische Würdigung erfahren. Cr will vor allem prak- tischen Bedürfnissen dienen: ein« sehr lehrreiche Tabelle gibt über Fragen Aufschluß, die in allen ähnlichen Werken unbeantwortet blieben, für die Praxis aber sehr wichtig sind, wie Aufführung?- dauer, Besetzung, Möglichkeit der Rotenbeschaffung, Preis« der Noten usw. Nochmals sei es betont: Schulmustk und Ehorgesang sie sind die Schlüsselstellungen der Zukunft der Musik: Theoretikern wie Praktikern wissen wir gleicherweise Dank für ihre Mitarbeit im Dienste d«r Zukunft.
Die Gottlosen vor Gericht. Methoden der bolschewistischen Freidenker. Die Sozialdemokratie kämpft sell Iahren bei all denen, die innerlich längst mit der Kirch« zerfallen find, mit gutem Erfolg für den Austritt aus der Kirche; ihre Kampf esmethodc läßt sich auf die einfache Formel zusammenfassen: Ernsthafte und sachlich« Aus- klärung ohne persönliche Verunglimpfung Andersdenkender. Die Kampfesmethoden der komnmniftifch««..Gottlosen", einer Import- wäre aus Sowjetrußland, erreichen dos direkte Gegenteil von dem, was sie erstreben. Plump und grob, taktisch unklug, sind sie geeignet, die religiösen Gefühle gläubiger Christen zu verletzen: sie stoßen ab, anstatt zu bekehren, und um für den Austritt aus der Kirche zu gewinnen. Eine Kostprobe der sogenannten Gottlosen- Propaganda bekam man vor dem Schöffengericht Char- l o t t e n b u r g. Angeklagt war der tüjährige Schriftsetzer T. Im Aprtl d. I. hatten dieGottlosen" im Viktorta-Garten, Wilhelmsauc, einen Gottlosenabend veranstaltet. Unter anderem wurde ein Theaterstück ausgeführt, das an Banalitäten und Ueber- treibungen nichts zu wünschen übrig ließ und dem Geschmack der Kommunisten so reckst angepaßt war. Nun hätte man die Leute unter sich lassen sollen. Die Katholische Aktion glaubte aber, den Gottlosen auf die Finger klopfen zu müssen, sie schickt« einige ihrer Herren zur Veranstaltung und die fühlten sich selbst- verständlich in ihrem religiösem Gefühl aufs gröblichste verletzt. Eine Anzeige wurde erstattet, und der 19jährigs T. wurde als der- jenige sestgestellt, der den Saal auf seinen Namen gemietet, das Theaterstück vorbereitet und den lieben Herrgott gespielt hatte. Die heutige Verhandlung mußte vertagt werden. Der Ver- teidiger, Rechteanwalt Dr. Samter. stellt eine Reihe neuer Beweis- anträg«: Zeugen sollen geladen werden, die bekunden würden, daß die Aeußerungen, durch die Gott gelästert und dt« Kirch« beleidigt sein soll, überhaupt nicht gefallen sind.
Einheiiliche Eidesformel. Forderung des Iuristentages. Lübeck  . 1l>. September. Der Iuristentag begann heute vormittag mit den Verhandln»- gen in den einzelnen Abteilungen. In der b ii r g e r l i ch- r e ch t- lichen Abteilung erörterte man die Frage, ob sich eine gesetzliche Regelung des Treuhandverhältnisses empfehle, und kam zu dem Beschluß, daß eine solche Regelung wünschenswert erscheine. In der st r a f r e ch t l i ch e n Abteilung unterhielt man sich Über die Frage, durch welche gesetzlichen Maßnahmen nach Ein- sührung des neuen Strafgesetzbuch» die Rechtseinheit in der Recht- sprechung deutscher Gerichte aufrechterhalten werden könne und wie die Rechtseinheit auf dem Gebiete des Strafrechts mit Oesterreich  gesichert bleibt, sowie darüber, in welchem Umfange das Reichs- gericht nach Inkrafttreten des neuen Strafgesetzbuchs an seine auf Grund des bisherigen Strafgesetzbuchs erlassenen Erkenntnisse ge- bunden ist. Es wurden drei Referate gehalten. Eins lebhafte Aus- spräche schloß sich an. Beschlüsse wurden aber nicht gefaßt. In der öffentlich-rechtlichen Abteilung wurde die Frage erörtert, ob es sich empfehle, das Reichs- und Staatsang«- hörigkettsgesetz von 1913 in feinen grundsätzlichen Bestimmungen zu ändern.- Man kam zu dem Ergebnis, daß die Reichs» und Staatsangehörigkeit nebeneinander bestehen bleiben sollen, daß aber die Reichsangehörigteit das Primär«, die Staatsangehörigkeit das Sekundäre ist. De? Ausschuß für Zivilprozeß und Gerichtsver» fa s s u n g beschloh, Leitsätze zur Verminderung von Eides- le istungen im Zivilprozeß und im Strasverfahren und zur Ein- schräntung des Zeugenbeweisss herauszugeben, ohne aber zu dem Entwurf einer neuen Zivilprozeßordnung Stellung zu nehmen. Der Ausschuß stimmte einer Regelung zu, wie sie der österreichischen Form entspricht, und trat dafür ein, daß dem Richter die Ver- « i d i g u n g der Parteien und der Zeugen freigestellt werden mühte. Die Abteilung befürwortete ferner Erleichterungen im Urkundenprozeß und schlug eine einheitliche Eidesformel für ganz Deutschland  (ich schwöre") vor. Das Gericht soll keinen Unterschied mehr zwischen den einzelnen religiösen Bekenntnissen machen.
Giaatspräsideni Wiiiemann gestorben. Karlsruhe  . 11. September.(Eigenbericht.) Staatspräsident W i t t e in a n n ist am Donnerstagabend um 11 Uhr im Alter von 65 Iahren nach kurzer Krankheit gestorben. Mit Wittemann verliert das badische Zentrum einen seiner sähigsten Köpf«. Er gehörte feit 1963 dem badischen Landtag an. Bei der Regierungsbildung nach den badischen Landtagswahlen im Jahr« 1929 übernahm er das Innenministerium und bei der Neubildung der Re- gierung im Juli dieses Jahres trat er an die Spitze des Justiz- Ministeriums und wurde zugleich Staatspräsident.
Kampf dem Faschismus! Eine Einladung und eine Antwort. Der Leiter der Parteiabteilung 86(Mariendorf  ), Genosse Fr. K ü t e r, erhielt eine Einladung zu einer kommunistischen   Veran- ftaltungzur Abwehr des Faschismus". Er hat dem Einladenden eine fröhliche, aber treffende Antwort geschickt, die wir gern weiter- geben: Du bist ja persönlich ein lieber netter Mensch, aber doch noch nicht gerissen genug zurEntlarvung von Sozialsoschisten". Sonst hättest Du Dir nämlich den Nachsatz ersoart, aus dem deullich genug hervorgeht, daß Du nur daraus wartest, uns von der SPD  . wegen unsererEinstellung im Kampf gegen den Faschismus" zu brandmarken. Em   Vertreter der SPD.   wird zu der Veranstaltung am Donnerstag nicht erscheinen. Einmal wegen der zur selben Zeit stattfindenden Funttionäroersammlung, in der uns sicher wert. vollere Mittel zur Abwehr des Faschismus genannt werden als bei Euch, dann aber auch deshalb nicht, weil wir uns bein besten Willen nicht denken können, daß Ihr am 10. September 1931 die Absicht habt, den Faschis  - in u s e r n sch a f t z u bekämpf«», nachdem Ihr einen Monat vorher, a m 9. A u g u st, Arm in Arm mit ihm beimLolksentschelg g«g«n den Marxismus in Preußen" gekämvfthabt. Im Interesse der KPD.   möchte ich Du aus alter Freundschaft noch einen Rat geben: Schlagt nicht all« Faschisten tot, sonst beseitigt Lchr das Reiervoir. aus dam Euch hin im» wieder ein n«ne, zahlenhes Mitglied zuströmt.(Siehe Leutnant Scheringer und den Bolschemistenhentar Stanbock-Fermor.) Viel- leicht wird sogar nach einmal ein prominenter Nazi Führer der KPD  . Man kann nicht wissen." Ob der Einberufer der kmnmumstischen Dersammliurz diesen freundschaftlichen Ablshmingsbrics in der Versammlung vollständig verlesen hat, konnten wir nicht ermitteln.
Oer Ball." Gloria-palast. DieMillion", dies« französische Leichtbeschwingthett, hat Pate gestanden zu Wilhelm T h i« l e s neuem Film. Aber leider hat er das Milieu zu ernsthaft genommen und es außerdem mit einer mo- ralischen Note belastet. Die wacker« Strumpfhändierfamiüe. deren spießbürgerliche Freuden uns zuerst ausführlich gezeigt werden. rückt über Nacht Tn den Millionärsstand aus. Man nimmt die Ge- wohnheit der großen Well an, die Frau bekommt mit einemnial Ehrgeiz und drängt sich in die beste Gesellschaft ein. Ein großer Ball wird arrangiert, mit dessen Hilfe man die Ebenbürtigkeit zu erwerben trachtet. Aber die junge Tochter, bisher der Mittelpunkt der Familie, nun aber vernachlässigt, rächt sich, well man sie nicht zum Balle zulassen will. Sie wirft die Einladungen ins Wasser, und so kommt als einziger Gast die ulkige Tante. Di« Blamage ist vollkommen. Schließlich verlassen die Musiker und die zahllosen Lakaien unter Hohngelöchtcr die leeren Säle. Di« Familie aber findet sich nach dieser Katastrophe wieder zusammen. Man wird in Zukunft keine Ambitionen mehr haben und in die Seligkeit des bürgerlichen Familienlebens zurückkehren. Die Manuskriptverfasser haben die Rührseligkeit des Volksstücks von ehemals mit der Parodie von heute vereinen wollen. Aber das geht nicht mehr. Die neuen Millionäre sehen anders aus, und kein Mensch kümmert sich um ihre schlechten Manieren, wenn der große Geldsack sie legitimiert. Der Film muß endlich aus der muffigen Welt heraus, in der er sich immer noch gefällt. Thiele, der Re- gisseur der Tankstelle, bringt zwar gute Pointen in dem Ball selbst an, aber das Ganze ist doch viel zu lang ausgesponnen und im Grunde auch zu dürftig, um«inen den ganzen Abend zu unter- halten. Reinhold S ch ü n z e l und Lucie Mannheim   sind das Ehepaar, er ganz Pantoffelheld, sie ehrgeizig und paroenühast. Man hat das Gefühl, daß beide ihre Talente nicht recht entfalten können. Die einzige reine Freude des Abends ist Dolly Haas   als Tochter, halb Kind, halb Backfisch, immer natürlich und ohne alle Süßigkeit" hat sie sowohl das anschmiegsame wie das herbe Wesen der Entwicklungsjahre. Ausgezeichnet als ulkige Tante ist Gertrud Wolle  . r.
Ein Wochenschau-Theaier. Die früheren Richard-Oswald-Lichtspiele(Kantstr. 163) haben eine neue Fassade bekommen, an der auffällig und trotzdem ge- schmackooll die WorteDie Wochenschau" stehe». Und drinnen werden von 12 bis 24 Wochenschauen vorgesührt: 30 Stücke. die zusammen eine Stunde dauer». Das ist eine Einrichtung, die sich in anderen Ländern, namentlich in Amerika  , gewinnbringend eingebürgert hat. In Amerika   hat man die reinen Wochenschau- Theater nicht nur in den Städten, sondern auch in ländlichen Gegenden, wo Cowboys und Farmer nach wochenlangem Ausenthalt auf Weiden   und Feldern gern die Weltgeschichte ohne Kommentar genießen. Erst etwas länger als ein Jahr haben wir in Deutschland   die tönende Wochenschau. Man kann daher Fox' mustergültiger Or- ganisation Beifall zollen: denn dieStimme der Well" läßt sich tat- sächlich aus allen Erdteilen vernehmen. Da sehen wir Ein- geborenentänze auf der Pariser Kolonialausftellung. Zwei dieser temperamentgelodenen Tänzer tragen als Kopfputz stilisiert« Haken- kreuze. Ei« schwenken die Köpfe wie dekoriert« Pfingstochsen, die ihre Last abschütteln wollen. Wir sehen die Malagas an dem lata» strophal übervölkerten Vogelparadies von Port Elisabeth brüten und leben. Sie vertragen sich, während zwei See-Elefanten in einem j Zoo sich entsetzlich bekämpfen. Die Strettenden lassen noch nicht voneinander, als Menschen sie bereits mit Lasios und Netzen«in- gefangen haben. Man gewahrt Italiens   ungeheure Lustrüstungen und Englande Sicherungen gegen U-Doot«, die vor allen Dingen in Minen mtt Selbstzündung bestehen. Welcher Schaden mag bei diesen hormlosen Uebungen unter den Fischbeständen angerichtet werden! So mannigfaltig das Programm ist,«ins fehll darin; die Ar­
beiterschaft. Wenn die Foxthcater auf die breiten Massen rechnen, müssen sie Bilder aus ihrem Leben, ihre mochtvollen Aufmarsch« und Olympioden bringen. e. b.
Wilhelm Baabes Millionen-Auflagen. Wilhelm Raab«, dessen 100. Geburtstag sein« Größe in ja Hellem Licht erscheinen ließ, Hot sein ganzes Leben long, wie er selbst einmal sagte,die heiße 5ionÄ an der Gurgel gespürt mit der Frage:Was wird mit dir und den deinen morgen?" Und nach' kurz vor sein«,» Tode seufzte er in«m«m Brief:Je mehr ich mir äußerlichen Ehren überhäuft werde, desto weniger kauft dos deutsch  « Volt meine Bücher." Wie sehr hätte er sich gewundert, wenn er es crlebt hätte, daß er es zu Millioncnauflagen bringen sollte. Und doch ist dies nach seinem Tod««ingetreten. Aus einer sorgfälligen Zusammenstellung, die Hans Lesser, Frohnau  , im Buchhändler-Börfenblatt veröffentlicht, ergibt sich, daß jetzt mchr alz drei Millionen Raabe-Bände abgesetzt sind. Sein ErstlingswerkDie Chronik der Spsrlmgsgasse" hat es auf 213000 Bände gebracht. Die Auflogen der sieben bei Grote in Berlin   er- schienen«« Bücher belaufen sich jetzt auf 326 000 Stück. Sein Haupt- oerleger, Otto Iank«, machte mit ihm lang« schlecht« Geschäfte; in den fünfzig Iahren von 1863 bis 1913 konnte er alles in allem nur 233 000 Bände abfetzen. Erst der Wagemut eines anderen Der- legers, Hermann Klemm, brach nach dem Tode des Dichter? den Bann. Von der Gesamtausgabe wie von den Einzelausgaben, die Klemm herausbrachte, wurden bis zum 100. Geburtstag 1930 000 Stück abgesetzt. Das ergibt im ganzen bereits«in« Gesamtauflag« der Bücher Baabes von mehr als 2% Millionen. Dazu kommen dann noch die Ausgaben in billigen Sammlungen. Di« höchst« Auslage eines Raabeschen Werkes erzielt« derHungerpostor", der es auf 360 000 Stück bracht«.
Ein ciszt-Jund. Ein bisher unbekanntes Werk von Liszt  , betitelt Ungarische Rhapsodie" für Violine und Klavier, das der Meister im Jahre 1864 komponierte, hat der ungarisch« Geiger Ienö Hrnwy durch einen Zufall entdeckt. Es ist eine Paraphrase über das Lied Die drei Zigeuner" und steht inhaltlich und formell einer ungarischen Klavierrhapsodie nahe. Liszt   hat in diesem Werk viele ungarische Originallhemen verwendet: es zeigt eine übersprudelnde Mannig- saltiakeit der Einfälle. Hukrny hat das Wert für Konzertzwecke ein- gerichtet. Zwangsversteigerung der Vreslaoer Thealer. In kaum einer deutschen Stadt ist die Lage der Theater so katastrophal wie in Breslau  . Nachdem bereits das Schauspielhaus und das Liebich- Theater zwangsverfteigert werden mußten, wird nun auch das Lobe- Theater unter den Hammer kommen. Die Bühne wird aber trotzdem in vollem Umfange weitergeführt. Eine zweite Pamirerpedition. Die Akademie der Wissenschaften in Sowjetrußland veranstaltet in diesem Jahre eine Expedition nach dem Pamirhochland, die als Fortsetzung der russisch-deutschen Pamir  - expedition vom Jahre 1928 gedacht ist und der wetteren Erforschung des Pamirhochgebirges dient. Die diesjährige Expedition will vor allem das Hochgebirge im Nordwesten des Pamirhochlandes mit dem Garmo-Pik besteigen und die Landkarte dieses noch uner- forschten Landstriches entwerfen. In diesem Jahr« soll der Vorstoß gleichzeitig in mehreren Richtungen unternommen werden: die karto- graphischen Aufnahmen sollen von den benachbarten Bergspitze« aus bewerkstelligt werden. Albert Patry   spielt anläßlich seiner bivftuUzinanNliiährigen Zagebärtg. keil zu den StaaiStheatern und seiner fünfzigjährigen Biihntntätigmt Sann- abend inDoktor Klau?" die Titelrolle. Suchusia»«»»", der erste ruisische Tonfilm von Dfiaa Werthoff, wird Sonnabend, nacht» 11.80 Uhr, in der.Fiote» Wühle", Kurfürsten- dämm 122, von derLiga für unabhängigen Film", in Gemeinschaft«it demBtldipielbund" gezeigt. Di« Volksbühne eröffnet ihre neue Spielzeit am 16. September mit Georg Kaisers VolksstückNebeneinander" in der Inszenierung von Karl Hein» Martin. Tai Theater am Rolleudorfplaii eröffnet am 17. d. M. sein« diesjährige Winterivielzeit. Direkwr Hein» Saltenburg hat die künstlerisch« Le>- tung de? Theater, übernommen. Mar Adalbert mit Ensemble wurden ri einem längeres Gastspiel verpflichtet. Zur Aufführung gelangtDer eschleunigt« Personenzug'-