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flr. 431- 48. Jahrgang
1. Beilage des Vorwärts
Dienstag, 45. September 4SS4
T umulie vor dem Sportpalast Kommunistische Störungstrupps/ Fünf ernsthaft Verletzte
Obwohl«m allen Litfaßsäulen VerNns zu lesen war, daß die - große Kundgebung der Berliner   Sozialdemokratie im Sport- palasl um 20 Uhr beginnen müde und daß der Saal um lg Uhr geöffnet werden sollte, hatten die Kommunisten schon frühzeitig Erwerbslosenlrupps abkommandiert, die den Platz vor dem Sport- palast und die angrenzenden Straßen beseht hielten. Es wurden so umfangreiche Absperrmaßnahmen notwendig, und im Laufe des Abends kam es leider zu Zusammenstößen der Polizei mit Slörungstrupps. Unter der Menschenmenge vor dem Sportpalast befanden sich zahlreiche Kommunisten, die unentwegt provozierten, um Streit und Prügeleien herbeizuführen. Da der gesamte Straßenverkehr schon Zwei Stunden vor dem eigentlichen Beginn der Versammlung lahm- gelegt zu werden drohte, begann die Polizei die Potsdamer Straße  zwischen der Blllow- und der Pallasstraße rücksichtslos zu r u m e n. Tausende Sozialdemokraten, Reichsbannerangehörige und Mitglieder der SAI. wurden durch die rigoros durchgeführten Maß- nahmen der Polizei verhindert, in die Versammlung zu gelangen. Die Räumung der Straße ging keineswegs reibungslos von- statten. Besonders jüngere Beamte der hinzugezogenen Bereitschaften gingen vielfach übertrieben schneidig vor. Bei dem Abdrängen der Massen wurden von der Polizei am sogenannten Bülow-Bogen und bald darauf auch in der Nähe der Pallasstraße mehrere Schreck- schüsse abgefeuert. Getroffen wurde, soweit bisher bekannt geworden ist, glücklicherweis« niemand. In kurzen Abständen erschienen Wagen des Städtischen Rettungs- amtes auf dem Vorplatz des Sportpalastes, das gab zu verschiedenen Gerüchten Anlaß. Tatsächlich waren bei dem Gedränge Personen getreten und verletzt worden. Die Betreffenden wurden zunächst von Arbeitersamaritern und von Sanitätern des Reichsbanners be- handelt und später ins Krankenhaus gebracht. Während die Potsdamer Straße   vor dem Sportpalast etwa von 8 Uhr ab fast menschenleer war, krakeelten die Kommunisten in den umliegenden Seitenstraßen weiter. Sie brachten in einzelnen Trupps Niederrufe auf die Polizei aus und fielen über einzelne Parteimitglieder, die durch Parteiabzeichen kenntlich waren, her und versuchten, sie niederzuschlagen. Kommunistische Störenftiede. Während im Sportpalast   die Kundgebung schon im Gange war, wurde von den Kommunisten immer wieder der Versuch gemacht, Demonstrationszüge zu bilden, so am Winterfeldtplatz und dann, als auch hier die Polizei eingriff, am Nollendorfplatz, ferner in der Göbenstraße, Alvenslebenstraße und den angrenzenden Be- zirken. Von den Sperrketten der Polizei zurückgedrängt, wichen die Massen, in die Tausende von Sozialdemokraten eingekeilt waren, weiter zurück, so daß entsprechend dem Vorgehen der� Polizei»die Ansammlungen sich auch in mehr entferntere Straßen fortpflanzten, so bis zur Potsdamer Brücke und am Schöneberger Ufer, auch weiter nach Süden in der Hauptstraße. An der Ecke der Haupt- und Stubenrauchstraße bildete sich ein größerer Demonstrationszuz, aus dessen Reihen im Chor die Rufe ertönten:Nieder mit dem Schöneberger Flitz-Kommando, Rot Front, Rot Front!" Bei der Räumung der unmittelbaren Umgebung des Sport- palastes ereigneten sich ziemlich wüste Szenen, besonders an der Ecke der Potsdamer  - und Alvenslebenstraße. Hier wurden in dem Gedränge der vor der Polizei zurückweichenden Menge die großen Schaufensterscheiben einer Filiale der Firma M. Pech
zertrümmert. Die Polizei sorgte auch dafür, daß die Eingänge der umliegenden Häuser, in denen ein Teil der Zurückgedrängten Schutz suchte, geräumt wurden. Aus Grund von Ersahrungen in der letzten Zeit erging in der ziemlich schlecht beleuchteten Alvens- leben st raße an mehreren Stellen die Aufforderung an die Hausbewohner, die Fenster zu schließen. Nach den bisherigen Feststellungen haben sich bei dem un- geheuren Gedränge am Sportpalast und in dem bei Beginn>er Polizeiaktion einsetzenden Wirrwarr zahlreiche Unglücksfälle ereignet. Eine ganze Reihe von Personen wurde von den flüchten- den Demonstranten zu Boden gerissen und mehr oder weniger dabei verletzt. Bei fünf Personen handelt es sich imt Verletzungen schwererer Natur, Knochenbrüch«, erheblich« Quetschungen usw., so daß vier von chnen ins Krankenhaus. gebracht werden mußten, während noch einige zwanzig geringfügige Hautabschürfungen und dergleichen erlitten. Auch drei Polizeibeointe zogen sich Wer- letzungen zu, darunter ein berittener Beamter, der vom Pferd« stürzte. Wie wir aus dem Polizeipräsidium erfahren, sind bis um 12 Uhr etwa 15 Personen festgenommen und der Politi  - schen Polizei übergeben worden. Außer den bei den Tumulten Verletzten, haben drei Polizeibeamte leichte Wunden erlitten. Ein Schupobeamter stürzte vom Pferd und wurde durch einen Huf- schlag im Gesicht erheblich verletzt. Was ein Augenzeuge sah. Ein Augenzeuge stellt uns folgenden Bericht zur Verfügung: In der Zeit zwischen 18 Uhr und 18� Uhr sah ich in der Pots- damer Straße zwischen Hochbahn   und Sportpalast, wie kommu- nistische Demonstranten einzeln gehende Reichsbannerleute plan- mäßig überfallen haben. In der kurzen Zeit beobachtet« ich nicht weniger als fünf Ueberfälle. Zuerst beschimpften die in Ueberzahl befindlichen Kommunisten die Reichsbannerleute: als sie merkten, daß die Reichsbannerleute sich auf nichts eintasten wollten, wurden sie angerempelt und unter Beschimpfungen niedergeschlagen. Im ersten Fall rissen die Kommunisten einem Reichsbannermann die Mütze vom Kopf, dann erhielt er von hinten einen Schlag und wurde mit den Fäusten traktiert. Erst als die Polizei eingriff, ließen sie von ihrem Opfer. Man hörte zwar, wie die Drahtzieher der kommu- nistischen Ueberfälle an die Demonstranten die Aufforderung rich- teten, vor der Polizei nicht zu weichen, sondern stehen zu bleiben, aber die Mehrzahl rückte vor der Polizei doch aus. Die Drahtzieher gingen offensichtlich darauf aus, Zusammenstöße mit der Polizei zu provozieren. In einem anderen Falle sah ich, wie ein jüngerer Kommunist einen jüngeren Reichsbannerkameraden durch einen Faust- schlag unters Kinn kurzerhand niederschlug. Der Kommunist ergriff sofort feige die Flucht und wurde von seinen Freunden gedeckt, so- daß eine Verfolgung zur Feststellung unmöglich war. Zwei Reichs- baimeeleute, i>ie� ebenfalls tätlich angegriffen worden waren, konnten sich eines weiteren Angriffs einer großen Ueberzahl nur dadurch erwehren, daß sie auf die andere Seite der Straße flüchteten. Wenn jemand aus dem Publikum die Partei des Reichsbanners ergriff, dann wurde er sofort schmählich beschimpft und man schrie ihn an, auf dieandere Seite" zu gehen. Beim vierten Uebersall, den ich direkt unter der Hochbahn Bülowstraße beobachten konnte, wurde ebenfalls ein Reichsbannermann von Kommunisten niedergeschlagen. Er wurde durch das Eingreifen der Polizei sicher vor schlimmem Schicksal bewahrt. Wer auch hier richteten die Kommunisten an diejenigen unter dem Publikum, die die Partei des Reichsbanners ergriffen, die Aufforderung,auf die andere Seite zu gehen".
Vom eisernen Tor erschlagen. Tödlicher Unfall auf dem Gchlesischen Bahnhof. Auf dem Gelände des Schlesischen Güterbahnhofs ereignete sich' gestern mittag ein folgenschwerer Unfall. Am Bahnhofseingang in der Mühlenstr. 26 30 waren mehrere Arbeiter mit Ausbesscrungsarbeiten an dem eisernen Tor beschäftigt, das man zu diesem Zweck aus den Angeln ge- nommen hatte. Aus bisher noch nicht geklärter Ursache fiel das schwere Eisentor dabei um und begrub den 49jährigen Zimmermann Hermann G r e s ch aus der Schreinerstr. 5 unter sich. Er erlitt einen Schädelbruch und andere schwere Verletzungen, an deren Folgen er auf dem Transport nach dem Krankenhaus Friedrichs- Hain starb. Auch ein zweiter Arbeiter namens Paul Peters aus der Sebastianstr. 22 erlitt Verletzungen, die jedoch leichterer Natur waren und an der Unglücksstelle verbunden werden konnten. Die Kriminalpolizei hat eine Untersuchung über die bisher noch nicht geklärte Schuldfrage eingeleitet. Ende des Berliner   Ausstellungsjahres. Erfolgreicher Abschluß der 7. Büroausstellung. Das große Berliner   Ausstellungsjahr 19 31 wurde am Sonntag, nachdem das Wochende der Internationalen 7. Büroausstellung noch weit über 35 000 Besucher gebracht hatte, erfolgreich abgeschlosten. Insgesamt hat die IBA. während ihrer zehntägigen Dauer rund 30 Proz. mehr als 1928, nämlich über 130 000 Personen auf das Berliner   Ausstellungsgelände geführt. Dieser über alle Erwartungen weit hinausreichende Besuchserfolg hat bereits auf der Ausstellung günstige wirtschaftliche Ergebnisse sür die Aussteller gezeitigt. Bemerkenswert war der äußere ordentlich große Besuch aus dem Ausland«, ins- besondere aus sämtlichen europäischen Staaten. Auch überseeische Interessenten waren in beachtlicher Zahl erschienen. Die Aussteller wisten dementsprechend auch über«in gutes Exportgeschäft und die Anknüpfung wichtiger neuer Exportverbindungen zu be- richten.___ 3« den Bergen erfroren. Schnee und Frost in den schlesischen Gebirgen. Eine ganze Familie ist, wie aus Salzburg   gemeldet wird, das Opfer der Kälte in den Bergen geworden. Unterhalb des Hochkömg-Schutzhaufes wurden der Privatbeamte Karl Haupt- mann nebst Frau und Tochter aufgefunden. Die beiden Frauen waren b e r e i ts tot, Hauptinaim wurde völlig erschöpft noch lebend aufgefunden, starb aber bereits auf dem Transport zum Arturhaus. Breslau  . 14. September. Im schlesischen Hochgebirge hat seit Sonntag der Winter seinen Einzug gehalten. Es herrscht Frostwetter und wiederholt gingen Schneefälle nieder. Die Schneekoppe   meldete am Montag bei 3 Grad geschlossene Schneedecke: bei der Reif- trägerbaud« betrug die Höhe der geschlossenen Schneedecke bei 2 Grad 3 Zentimeter.__"' Schecks bei Steuerzahlungen. Die Zurückweisung von Nichtplatzschecks bei Steuerzahlungen hatte die Industrie- und Handelskammer veranlaßt, beim Reichsfinanzmini st er vorstellig zu werden. Nunmehr sind die Finanz- und Zollämter angewiesen worden, versuchsweise auch Schecks auf auswärtige Geldanstalten, jedoch nur zahlungs- halber, anzunehmen. Die Schuld gilt jedoch nicht durch die Ueber- gäbe der Schecks, sondern erst durch die Gutschrift des Gegenwertes als beglichen.
VÖ/V
Ich werde mir jedenfalls die Mappe mit Magazinen voll- packen.Uhu  ",Wahre Geschichten",Die Dame".,. Wie komm' ich hier nach'n Königstor?" Bin ich vielleicht ein Auskunftsbüro? Gerade aus, dann rechtsl Verlaufen werden Sie sich sowieso." Was die Leute alles verlangen!...Elegante Welt", ... So, jetzt ist's genug. Sie stopft die Zeitschriften in ihre Aktentasche. Wie kalt es hier in der Bude ist. Aber am vorletzten April zu heizen. wäre Verschwendung. Und wenn es warm ist, stinken die Zeitungen fürchterlich. Aus der Thermosflasche gießt sich Lili den Rest ihres Kaffees in die Tasse mit der abgeschlagenen Emaillierung. Muttel muß mir eine neue mitgeben. Immer wieder vergesse ich, es ihr zu sagen. Volkszeitung!" Ich möchte einen Generalanzeiger haben... Generalanzeiger, bitte..." Natürlich! Ausgerechnet Leberwurscht haben sie mir auf die Stullen geschmiert. Frollein, haben Se für suffzig Pfennig Groschen? Nein!" erbost sich Lili. Immer wieder kommen didse Lulatsche Geld wechseln. Als sie aber sieht, wie der junge Ar- beiter einen Flunsch zieht und sich zögernd abwendet, tut es ihr leid und sie ruft ihn zurück. Die Tür nach der Straße, durch die kein Unbefugter ein- treten darf, wird geöffnet. Vilms ist da.- Fein, daß du konnnst! Lili verkaust gerade einen Völkischen Beobachter". Der jugendliche Käufer empfiehlt sich mit einem strammenHeil Hitler  !" J)ier, Kleine, ich Hab' dir was mstgebracht." Vilms reicht der Schwester ein verschnürtes Päckchen. Konfekt von Dobrin? Du bist la süß! Dankschön! Sie stellt den Hocker für Vilma hin und schwingt sich auf die Ecke des Fensterbrettes. Vilma ist schwer beladen. In den Händen und unter dem rechten Arm trägt sie Pakete verschiedener Größe, die sie jetzt
auf einen mit Bindfaden umbundenen Packen alter Zeitungen legt. Sie zieht ihre weißen Glacehandschuhe aus und östnet den mit Persianer besetzten Mantel. Bleib' hier, bis ich zuschließe. Ich begleite dich dann nach Haus zu dir, und wir können nachher was unternehmen. Willst du?" Bedaure, Maust! Ich erwarte Silvester bei mir." Vilma nennt ihren Freund James immer beim Nachnamen, wenn sie von ihm zur Schwester spricht. Hab' ich nicht mehr... Ja,BZ." ist noch da! Haben Sie nicht passendes Geld?... Also dein einunddreißigster De- zember besucht dich. Eigentlich könntest du mich auch dazu einladen", wendet sich Lili wieder an Vilma. ...Das wird noch kommen! Abwarten, mein Herzchen." Siegesbewußt blickt sich Vilma in dem häßlichen, verräucherten Raum um.Uebrigens ist hier eine Saukälte!" Sie reibt die Hände gegeneinander.Mir frieren die Finger." Steck sie dir doch in den Hintern", empfiehlt Lili. Vilma überhört die liebenswürdige Aufforderung. Warum bist du muckfch?" Kein Geld...! Langweiliges Dasein...! Und' über- Haupt...!" mault Lili.Gert war hier in Weltuntergangs- stimmung. Er hat schon recht, warum lebt man überhaupt noch! Besser Schluß machen. Dann hört der Dreck endlich auf. Nun sitz' ich hier mit meiner miesen Laune, und er darf sich abends auf Kosten anderer Leute befaufen. Wenigstens bekomme ich morgen mein fürstliches Gehalt." Dann wirst du dir ein Paar neue Strümpfe kaufen. Schau mal, wie du aussiehst! Eine Laufmasche bis zum Knie hinaufk" Für die elegante Vilma bedeuten Laufmaschen eine nie wieder gut zu machende Sünde. Ach, das sieht ja keiner. Für wen soll ich mich heute schön machen?!" Man hat immer sauber und ordentlich auszusehen. Hier hast du zehn Mark. Gib sie mir wieder, wenn du Geld hast." Lili nimmt wortlos den Schein. Sag' mal, schämst du dich nicht, dieses Kleid überhaupt noch zu tragen?" Vilma leitet aus ihrer schwesterlichen Groß- zügigkeit das Recht ab. an der jüngeren Lili strenge Kritik zu üben... einen Fleck hat es auch! Rede dich nicht immer da- mit heraus, daß du kein Geld hast. Wenn du nicht so viel vernaschen würdest, könnte es reichen." Ich werde dich gleich rausschmeißen", droht Lili. Andere Mädchen haben weniger als du und sehen wie die Puppen ausl Komm' dir von mir morgen das geblümte Seidenkleid abholen. Mir ist es zu eng geworden." »Dir ist es schon immer zu eng gewesen. Aber hör' mal,
ich habe heute in der Mittagspause auf ein Inserat im Generalanzeiger  " geschrieben. Da wird eine 5tontoristin bei hohem Gehalt gesucht. Vielleicht bekomme ich die Stelle. Was meinst du?" Vilma schüttelt den Kopf.Aber nein! Das ist doch nichts für dich, im Büro zu hocken!" Und hier muß ich nicht hocken?" Das ist etwas anderes. Sei froh, daß du hier unbeauf-- sichtigt als sozusagen freier Mann sitzt. Wegen zehn oder zwanzig Mark mehr im Monat lohnt es nicht, wegzugehen und täglich von den Launen eines mehr oder weniger ver- rückten Chefs abzuhängen. Glaub' mir, ich kenne das, selbst der vernünftigste Chef möchte gern Tyrann sein. Gerade jetzt, wo sie alle kein Geld haben, lassen sie ihre Wut an den Ange- stellten aus. Stenographieren kannst du auch nicht ordentlich!" Doch! Ich kann's nur nachher nicht lesen." Nein, nein, Kleine! Schlag' dir das aus dem Kopf. Bleib' schön hier in deinem Saftladen. Außerdem würdest du ja bei der Revolverschnauze am nächsten Ersten aus jedem Büro fliegen." Vilma erspäht den bunten Deckel einer Theaterzeitschrift, Manfred Grumacher? Sie nimmt das Heft aus der Klammer� Es ist in französischer Sprache verfaßt. Grumacher als Rada- mes in VerdisAida  " zu seinem Gastspiel in der Großen Oper. Ein kühnes und sehr stolzes Profil, zu hart und zu selbstbewußt. Auf der Photographie, die sie zu Hause in ihrem Schreibtisch eingeschlossen hat, wirkt es weicher und liebens- werter. Sie tastet nach ihren Paketen. Nein, die Platten sind nicht zerbrochen. Lili fertigt ein paar Kunden ab, die sich noch in letzter Minute mit Lesestoff versehen.Ich kann wie du mit dem Chef anbändeln." Lili glaubt selbst nicht daran. Sei nicht kindisch! Was verstehst du denn überhaupt da- von! Außerdem bist du doch viel zu sehr in deinen Gert ver- knallt." Vilma betrachtet Lili, die sich anschickt, Zeitungen und Zeitschriften zusammenzuräumen. Hübsch ist die kleine Schwester, auch in dem alten Fummel. Und anständig ist sie, und so ehrlich. Deswegen wird sie's nie zu etwas in diesem Leben bringen. Aber ich bin ja noch da, denkt Vilma, wenn ich es erst geschafft habe, soll es Lili gut gehen. Und ich werbe es schon schaffen! Sechs Jahre Büroleben, das ist gerade genug. Mein Bedarf ist vollständig gedeckt. Silvester ist«tn sehr annehmbarer Mann, und die große Liebe, mein Gott, existiert wahrscheinlich nur für Leute von der Frau General- direktor aufwärts. Sie streichelt zaghaft die eingepackten Platten, deren scharfer Rand durch das Papier fühlbar ist. (Fortsetzung folgt.)