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Partei dabei war, eine solche Drohung zu respektiren.(Schr wahr! linkZ.) Welche Gefahr bringt das für die ganze Zukunft dcs Parlamentaris- INNS  , wenn dadurch gewissermaßen eine Prämie darauf gesetzt wird, daß man in i t solchen Drohungen es er- reichen kann. daß das Gesetz mit Stimmen an- nommen wird, deren innerer Ucberzeugung das Gesetz nicht entspricht, sonder» die n»r unter einem Druck dafür stimmten. Werden denn die Konservativen damit znsrieden sein? Es giebt Bestiminungen in, Bürgerlichen Gesetzbuch  , die weit idealere Interessen berühren, beispielsweise die Frage des Eherechts: oder sind Sie vielleicht unterrichtet, daß de» Konservativen die Hasen- frage über alles geht(Heiterkeit) und daß sie beim E herecht von dem Pressions   mittel keinen Gebrauch niachen werde»?(Sehr gut! links.) Von einemOpfer" war beim Zentrum»och viel niehr die Rede bei dem Vereins« recht, wo es de» entgegengesetzten Standpunkt akzeptirt hat, den es früher in der Kommission selbst eingenommen hatte. Zlber hier handelt es sich gar nicht um das Zustande- komme» des Bürgerlichen Gesetzbuchs überhaupt. An keinem Gesetz haben alle Parteien ohne Unterschied mehr Interesse bekundet als an diesem. Es handelt sich hier nur um die taktische Frage, ob das Bürgerliche Gesetzbuch jetzt oder im Herb nach gründlicher Berathung verabschiedet werden soll. Hier wird eine taktische Frage über die innere Ueberzeugung gestellt von dem, was die Herren vom Zentrum selbst für recht hallen. Es kann nicht scharf genug hervorgehoben werden, daß das, was hier in Frage steht, aus der Initiative der Herren vom Zentrum i» der Kommission in das Bürgerliche Gesetzbuch hineingekommen ist.(Hört! links.) Ich selbst habe be antragt, daß daS Gesetz erst im Herbst verabschiedet werde. Nachdem aber das Haus mit erheblicher Mehrheit das Gegen theil beschlossen hat, haben wir uns loyal gefügt, und niemand von uns hat verzögernd ans die Verhandlungen eingewirkt und wir waren mindestens so stark hier vertreten, in, Verhältniß zu unserer Gesammizahl, wie das Zentrum.(Widerspruch.) Herr Lieber hielt selbst die Pression der Rechten nicht für genügend. um die Schwenkung des Zentrunis zu rechtfertigen. Er bezog sich auch auf die Reden des Landwirihschnfisministers»nd des Oberforstmeisters. Wären diese Gründe so gewichtig, so hätte er mit einem sich begnüge» können. Wer zu viel beweise» will und zu viel Gründe anführt, beweist. wie wenig stichhaltig sein Standpunkt ist. Die Herren von der Regierung müssen dem Zentrum schon gestern ihre Reden mit graphen mindestens zwei namentliche Abstimmungen beantragen werde. Nachdem auch Abg. t>. Bennigsen(natl.) sich für die Ver- tagnng ausgesprochen, zieht Abg. Gröber seinen Widerspruch zurück; die Vertagung ist beschlossen. Schluß sx/e Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch ll Uhr (zweite Berathung des Bürgerlichen Gesetzbuches  ). getheilt haben(Sehr gut links), denn wir wußten gestern allseitig, daß der Handel mit der rechte» Seit schon abgeschlossen war. Herr Lieber hat schließlich in dieser Frage sogar daS nationale Banner auf gepflanzt. Das war hier weniger am Platze wie irgendwo Die Konservativen laufen fort und das Zentruni läßt seine Ueber zeugung im Stich, weil die Konservativen fortlaufen! Wenn hier ein Panier in Frage ist, so ist es nur das Hasen panier.(Beifall links.) Abg. V. Hohenberg(Welse): Wir stehen ans dem Stand punkt der konservativen Partei, daß die Sache nicht in das Bürgerliche Gesetzbuch gehört; wenn sie aber hinein soll, so werden wir für die Anträge der Kommission stimmen, denn trotzdem die Bestimmung des Z 819a in Hannover   bestanden hat. sind die Jagdpachte» um das Doppelte, ja um das Dreifache gestiegen.(Hört! links.) Ich möchte wünschen, daß bei der viel wichtigeren Frage des Eherechts die Konservativen dieselbe Erklärung abgebe», die heute Herr v. Stein abgegeben hat (Heiterkeil links.) Abg. Stolle(Soz.): Die Haltung der Konservativen zeigt. wie eS mit ihrer Liebe zum Volke und namentlich zum Bruder Bauer bestellt ist. Herr Gröber hat eine schöne Rede für die Kommisfionsbeschlüsse gehalten und Herr Lieber inlerprelirt sie nachher ganz anders. Ist denn die ganze Arbeit des Reichstags und seiner Kommission nicht soviel Werth wie die Hasen? Stehen denn Ihne»(rechts) die Hasen höher als das Bürgerliche Gesetz buch? Dann streiken Sie doch und gehen Sie hinaus; es werden inimer noch so viel Leute da bleiben, als nothwendig sind zur Annahme des Bürgerlichen Gesehbuchs!(Sehr richtig! links.) Wie soll sich der Bauer schützen dagegen, daß die Hasen die Wintersaat vernichten? Die großen Baumschulen-Besitzcr, welche das Geld haben, ihre Baumschulen einzufriedigen, die können sich schützen; aber die kleinen Besitzer können sich nicht schützen; sie haben in einer Nacht oft einen Schaden von Hunderten von Mark. Wie der Ober- forstmeister Dankelmann diese Anschauung vertreten kann, die allenfalls ein Kommerzienrath ausstellen kann, der hin und wieder mal auf die Jagd geht, das verstehe ich nicht. Daß die Gemeinden in ihrer Einnahme an der Jagdpacht verkürzt werden, ist nicht die Hauptsache. Von der Einnahme entfallen auf jeden nur einige Mark, sein Schaden kann aber hundert Mark betragen und wird durch die Er­leichterung an Gemeindesteuern nicht aufgewogen. Die Gärtner. welche auf dem Felde Blumen züchten, können sich nicht schützen. Denn eine Einzäununa der kleinen Parzellen ist unmöglich und wirthschaftlich auch schädlich. Beim Jesuitengesetz ist das Zentrum alle Jahre wiedergekommen, trotzdem die Regierungen sich ablehnend verhielten; warum fällt das Zentrum setzt um? Daß die Nationalliberalen umfallen, i st aller- dings selb st verständlich Abg. Scherre(Rp.) tritt als kleiner Grundbesitzer dafür ein, daß die Hasen und Fasanen aus dem Z 819 entfernt werden. Er habe an Hasenfraß noch nicht für ö M. verloren. Wer seine Bäume schützen will, kann sie einbinden oder anstreichen, sonst werden sie allerdings beschädigt; denn ei» Hase kann in einer Nacht aus Spielerei viel Schaden machen. Ich werde für das Bürgerliche Gesetzbuch stimmen, auch wenn die Hasen darin bleiben. Aber ich halte es für meine Pflicht, darauf hinzuweisen, daß die Vorschrift des Z 819 die Bauern mehr schädigt, als sie ihnen nützt. Mecklenburgischer Ministerialrath Laugfeld führt in bezug auf die Erwähnung der Mecklenburgischen   Wildschaden-Verordnung von 1893 seitens des Abg. Rickert an, daß diese Verordnung all- gemeine Befriedigung erweckt habe. Abg. Pachnickc(frs. Vg.): Wir wünschten. daß noch viel mehr reichsgesetzlich geregelt würde, als blos die Schadens-Ersatz« Pflicht. Nirgends hat die Wildfrage eine so große Nolle wie in Mecklenburg   gespielt. Darauf wird die Debatte geschlossen. In namentlicher Abstimmung wird darauf die Aufrechterhaltung der Hasen in K 819 a mit 178 gegen 69 Stimmen abgelehnt. 5 Abgeordnete, darunter die Abgg. Graf O r i o l a(natl.) und L i e b e r m a n n v. S o n n e» b e r g  , enthalten sich der Abstimmung. Mit den Sozialdemokraten, den Freisinnigen und der Volkspartei stimmen für die Aufrecht- erhaltung vom Zentrum die Abgg. Fusangel, Humann, Nadbyl, v. Strombeck, Szmula, Wattendorff, Spahn, Burger und Brandenburg  , von den National- liberalen die Abgg. Osann und Weber- Heidelberg  ; ferner der Welse v. H o d e n b e r g und die Elsässer Simonis und W i n t e r e r; init der Mehrheit stimnit der Abg. M a a g e r von der freisinnigen Vereinigung. Z 819 wird darauf nach der Vorlage unter Zufügung der Fasanen, aber mit Ausschluß der Hasen a n g e n o m in e n. § 819a wird gegen die Stimmen der Sozial» demokraten und der Freisinnigen gestrichen. Präsident v. Bnol will die Berathung fortsetzen bei Z 823: Schaden-Ersatzpsticht der Beamte». Abg. Singer(Soz.) beantragt die Vertagung; Abg. Gröber widerspricht diesem Antrage, da es sich ja nur noch um diesen einen Paragraphen handle. Abg. Ttadthagen(Soz.) bemerkt hierauf»nter großer Un- ruhe der Rechten, daß seine Partei zn diesem wichtigen Para- Tie Parteigenossen des 6. Wahlkreises werden auf die heute Abend bei Gründe!, Brunnenslraße 188, stattflndende Volks- Versammlung, in der Genosse Ledebour   über die internationale Politik der Sozialdemokratie spricht, ganz besonders aufmerksam gemacht. Ter Vertrauensmann. Der Buchbinder Zetsche hat gestern die Strafe von sechs Monaten Gefüngniß angetreten, die er von Berliner   Richtern wegen desDiebstahls" eines Stücks Papier  erhalten hat, auf dem der bekannte Gnadenerlaß vom 18. Januar gedruckt stand. Ueber die Bedeutung dieses Urtbeils für das Ansehen der Rechtsprechung in Deutsckiland brauchen wir uns an dieser Stelle nicht nochmals auszulassen; eine Würdigung des Richterspruches ist nicht allein von sozialdemokratischer Seite, sondern auch von unabhängig denkenden Männern auS bürgerlichen Kreisen erfolgt. Wir erinnern nur an den vernichtenden Artikel, den ein gewiß nicht revolutionärer Mann, der Landgerichtsralh Kulemann in Braunschweig  , über den Fall Zetsche in derZukunft" veröffentlicht hat. Die heißen Tage des Juui haben den G es» n d h e i ts- zustand in Berlin   sofort merklich beeinflußt, indem sie die Sterblichkeit an den für die Sommermonate charakteristischen akuten Darmkrankheiten erheblich gesteigert haben. Die Sterblichkeit an Brechdurchfall, Diarrhoe und Magen-Darm- katarrh war in diesem Jahr infolge des meist kühle» Welters erfreulicherweise bis in den Mai hinein verhältnißmäßig niedrig geblieben. Ein leises Steigen machte sich allerdings, entsprechend den Vorboten des Witterungswechsels, schon in der zweiten Hälfte des Mai bemerkbar. Die Zahl der Sterbefälle an den genannten Krankheiten war in den Wochen 3.-9. Mai: 19, 10.-16. Mai: 21, 17.-23. Mai: 34. 24.-30. Mai: 37. In der Woche 31. Mai bis 6. Juni stellte sie sich dann auf 43, und für die Woche 7. 13. Juni sind bereits 63 gemeldet.(Die definitive tihl wird sich vermuthlich noch etwas höher stellen.) Aus der oche 31. Mai bis 6. Juni, in der hier das Thermometer zum ersten Male über 30 Grad(C.) hinausging, wird auch ein Todesfall an Hitzschlag gemeldet. Der erste Fall in diesem Jahre ist das jedoch nicht. Der erste Todesfall an Hitzschlag wurde diesnial merkwürdig früh, schon aus der Woche 22. bis 28. März genieldet, in der das Thermometer nach einem ziemlich unvermittelten Wilterungsumschlag zum ersten Mal« über 20 Grad hinausging. Die Stellung dcS herrlichen Kriegsheeres gegenüber dem gewöhnlichen Zivilistenvolk verursacht selbst solchen Blättern, welche die Vertretung des preußischen Deutschthums in Erbpacht genommen haben, einige Kopfschmerzen. So läßt sich die Slaatsbürger-Zeitnng" folgendenNothschrei" berichten: Großen Unzuträglichkeilen sind gegenwärtig zur Zeit der größeren Truppenübungen diejenigen Bewohner der südlich von Verlin gelegcnenOrtschaften ausgesetzt, die ihren Weg nach Berlin   über das Tcmpelhofer Feld und dem Kreuzberg   nehmen müssen. Bei dem' letzten Divisionsexerziren der Gardekavallerie am Sonnabend, dem 13. d. M., dem auch die Bewohner von Kairo   beiwohnten, war die Tempelhofer Chaussee bis zur Bellealliancestraße von 6 Uhr an gesperrt,«nd zwar ohne vorherige Be- kanntmachung im Kreisblatt. Die Wagenrechen, die sich natur- gemäß in wenigen Minuten in Tempelhos ansammelten, wurden auf den Umweg über Schöneberg   und Nixdorf ver- wiesen. Die Landleute und Händler, die an diescni Tage, dem größten Marktlage in der Wöcke, zur Markthalle wollten, trafen über eine volle Stunde später in Berlin   ein und erlitten erheb- liche Verluste. Die Hausfrauen im Südwesten Berlins   geriethen durch das Ausbleiben des Milchmannes in nicht geringe Ver- legenheit. Wenn man bedenkt, daß die Tempelhofer Chaussee den Verkehr nach Berlin   von mindestens sechzig Ortschaften auf- zunehmen hat, so kann man ungefähr erniessen, welche Störungen diese plötzliche Absperrung der Hauptverkehrsstraße hervorruft." Das Organ des deutsch  -- preußischen Großniaulthums scheint ganz zu vergessen, daß der wirklich nationale Musterdeutsche, der auf daS herrliche Kriegsheer stolz ist, auch diese Unbequemlich leiten freudig unter Hurrahgebrüll zu ertrage» hat. Im American-Theatcr hat sich ein DirektionSwechsel voll- zogen. Herr Direktor Reiff, der vor kurzer Zeit erkrankt ist und ich in einem Kurort befindet, ist von der Leitung der beliebten Bühne in der Dresdenerstraße zurückgetreten und als neuer Direktor hat der Schauspieler und Regisseur, Herr Paul > a in b r o ck, der den Berlinern von seiner Thätigkeit am entral-, Adolph Ernst- und zuletzt am Friedrich-Wilhelm- städtischen Theater bekannt ist, einen Pachtvenrag abgeschlossen. ßerr Hambrock hat einige bewährte Kräfte der Bühne, vor allem denUrkomischen", Herrn Martin Bendix  , fich verpflichtet. Seinen Vertrag mit dem Theater des Westens hat Herr Hambrock auf gütlichem Wege gelöst. Das Postamt 34(Frankfurter Allee  ) wird nach dem Hause Peters burgerstr. 89 verlegt. Zum Wohnungswechsel am 1. Juli macht der Polizei- Präsident bekannt: Der am 1. Juli beginnende Umzug muß bei kleinen, aus höchstens zwei Zimmern mit Zubehör bestehenden Wohnungen an demselben Tage, bei mittleren, auS drei oder vier Zimmern nebst Zubehör bestehenden Wohnungen am 2. Juli, miitags 12 Uhr, bei großen, mehr als vier Wohn- zimmcr umsassenden Wohnungen am 3. Juli, mittags 12 Uhr, deendigt sein. Unter falscher Flagge werden täglich Pferdefleisch- Würstchen von Hunderlen fliegender Wursthändler in den Handel gebracht. In großen Mengen beziehen diese Händler, wie die Allg. Fl.-Ztg." mittheilt, die Wurst von zwei Pserdewurst- Fabrikanten in der Forsterstraße und in der Reichenbergerstraße; bei diesem zahlen sie 3 M. für 70 Paar Würstchen, bei jenem erhalten sie 90 Paar Würstchen für diesen Preis. Je nach der Gegend verkaufen sie das Paar Würstchen zu 10, oder 20 Pf. Dieser Schwindel würde nach der Meinung derAllg. Fl.-Ztg." ofort lahm gelegt werden, wenn diePolizeiverordnung von 1387 zur Geltung käme, die bestimmt, daß für den Verkauf von Pferdewurst im Umherziehen die Behälter, in denen sich die Lürste befinden, mit der deutlichen und unabnehmbaren Auf- christRoßfleischwnrst" versehen sein müssen. Sehr unappetitlich gehen, wie uns geschrieben wird, in der Gegend des Viehhofs die Führer mancher Schlächtcrfuhrwerke mit den Fleischladungen um, die sich auf ihren Wagen befinden. Die Fleischstücke sind zwar meistens zugedeckt, doch darf man nur nicht die Decke ansehen, wenn einem nicht aller Appetit vergehen oll. Vielfach hängen die Fleischstücke weit über den Wagen hinaus und schleifen an den schmutzigen Rädern. Gerade in dieser Jahreszeit sollte doch peinlich auf Sauberkeit gehalten werden. Gelegenheitsdiebereie» gefährlicher Art sind neuerdings in mehreren Fällen der Polizeibehörde gemeldet worden. Die Diebe nehmen die Zeit wahr, in denen Arbeiterfrauen ihren Männern das Essen an die Arbeit bringen und öffnen dann die Wohnungen, um die paar Werthsachen, die sich vorfinden, zu iehlen. Auf dem Revier in der Danziger Straße ist feit wenigen Tagen bereits der dritte Fall dieser Art gemeldet worden. Begnadigt. Vor einiger Zeit wurde eine Frau Haupt- mann R. aus Charlottenburg   wegen unrichtiger Beur- kundung der Geburt eines Kindes vom Gericht zu Halberstadl zu 14 Tagen Gesängniß verurtheilt. Die Angelegenheit, in welche auch ein Arzt verwickelt war, erregte seinerzeit Aufsehen. Jetzt ist, nachdem der Kaiser einen eingehenden Bericht über die An- gelegenheit aus Halberstadt   eingefordert hat, Frau Hauptmann R. begnadigt worden. Schauerliche Zustände herrschen an der angeblich noch der modernsten Technik erbauten Mühleiidammschleuse. Daselbst be­findet sich also im Zentrum Berlins   ein Toiinenkloset, welches von den zahlreichen dort verkehrenden Schiffern und einigen Beamten benutzt wird. Während der letzte» Tage wurde der pesiilenzartige, dem Kloset entströmende Gestank selbst von dem an der Schleuse vorbeipassirenden Publikum auf das un- angenehmste wahrgenommen. Natürlich haben, besonders während der heißen Sommerzeit, die Beamten, deren Woh- nnngen und Diensträume fich dicht neben der mittel- alterlichen Klosetanlage befinden, unter dem Gestank arg zu leiden. Tie Schiffer, die während ihres Aufenthaltes in und au der Schleuse das Kloset benutzen müssen, sind empört darüber, daß in der Reichshauplstadt, und noch dazu bei einem neuen Bauwerke, solche gesundheitswidrigen Zustände herrschen, deren Beseitigung dringend geboten erscheint. Erschossen hat sich am Montag Vormittag der Eierhändler Karl Ulbricht aus der Tresckowstraße 33. Ulbricht, ein Manu von 46 Jahren, war dem Trünke ergeben und befand sich schon wiederholt in der Heilanstalt zu Herzberge. Aus dem Krankeuhanse geheilt entlassen wurde gestern Dienstag Vormittag der Kellner Werk aus der Linienstraße. den vor längerer Zeit seine Gelieble, die Schneiderin Panline Seide, in ihrer Wohnung zu erschießen versuchte, da er sich von ihr ab- wenden und ein anderes Mädchen heiralhen wollte. Die Seide wurde unmittelbar nach der That festgenomnien und wegen ver- suchten Mordes in Untersuchungshaft gesetzt. Nachdem Werk wiederhergestellt ist, wird wohl bald daS Hauptversahren gegen sie stattfinden. Eine Masernepidemie grassirt z. Z. unter den Kindern der köllnischen Vorstadt in Köpenick  . Drei Schulklassen haben bereits geschlossen werden müssen. Aus Roth hat Dienstag früh um 1 Uhr.der 54 Jahre alte Händler Richard Weller aus der Hennigsdorfcrstraße 3 Hand an sich gelegt. Eine Schntzmanns-Patrouille des 27. Revier- fand den Mann in den Rehbergen in einer Laube liegen. Er hatte sich einen Messerstich in die Herzgegend beigebracht und blutete stark. Man brachte den Unglücklichen zunächst auf eine Sanitätswache und von dort in ein Krankenhans, wo er schwer daniederliegt. Schwer verwundet wurde gestern der 26 Jahre alle Arbeiter Karl Herms von Velten   her in«in hiesiges Krankenhaus gebracht. Der junge Mann war mit dem Töpfergesellen Bach- mann in Streit gerathen und hatte von ihm einen Messerstich in den Unterleib erhalten. Berhaftung. Der Kaufmann G., ein im Zentrum Berlins  bekannter Agent und Kommissionär, ist gestern Morgen im(Bahn- ose Alexanderplatz   verhaftet worden. Derselbe wußte sich vor (ahresfrist bei dem Inhaber eines größeren Detailgeschäftes des )stens einzuführen und benutzte seine fast täglichen Besuche, um Waaren jeglicher Art heimlich zu enriveiiden. Am Freitag Abend gelang es, den G. auf frischer That zu ertappen und ihm einige Gegenstände aus den liefen Taschen deS Paletots heraus­zuholen. Anfregung verursachte Montag Abend gegen 7 Uhr der Besuch einiger Begleiter Li-Hung-Tschangs in der Filiale der N. v. Dreyse  'schen Waffensabrik in der Markgrafenstraße am Gendarmenniarkt. Die Herren hatten sich eine Anzahl Gewehr« vorlegen lassen und prodirten daran den Lademechanismus. Durch ein Versehen war in einem Gewehr eine Patrone zurück- geblieben, und als einer der Ehinesen anschlug und abdrückte, ging der Schuß los; das Geschoß war durch eine Thür auf den Hansflur gegangen, ohne jedoch Schaden anzurichten. Wilde Radfahrer. Vor dem Haufe Elisabethstr. 14 wurde ein Mädchen von einem Radfahrer, dem Kausniann Fischauer, und in der Hollmannstraße ein Hutmacher von dem Kaufmann Kühne überfahren. In beiden Fällen soll die Schuld den Rad- (ahrer treffen. Ferner fuhr der Militärinvalide Zander, als er sich ans dem Stralauerplatze im Radfahren übte, mit einem Arbeitsfuhrwerk zusammen und wurde durch letzteres erheblich verletzt. Witterniigöüberficht vom TZ. Jnni 180«. Wetter-Prognose für Mittwoch, den S4. Juni 180«. Ein wenig wärmeres, theils heileres, lheils wolliges Wetter mit Regen und mäßigen westlichen Winden. Berliner   W e t t e r b u r e a n. 1896. Die sogenannte Erleichterung dcS Besuchs der Aus­stellung, die der Eiseiibahnminister Thielen in dem bekannten bnreaulratischen Monstrum angeblich den auswärtigen A r- b e i t e r n gewähren wollte, scheint trotz der Älnfhebmig einiger gar zu widersinniger Bedingungen nicht allznstark in Anspruch ge- nommen zu werden. Wenigstens fanden gestern einige Blätter die große Neuigkeit erwähnenSwerth. daß ein Fabrikant ganze zwanzig Arbeiter auf die Berliner   Geiverbe-Ansstellnng. gesandt habe. Nunmehr ist Herr Thielen noch um einiges liberaler geworden. Wenigstens weiß dasB. Tgbl." zu melden:Bezüglich der Fahrpreisermäßigung für Arbeiter zum Besuche der Berliner  Gewerbe-Ansstellung ist seitens deS Ministers der öffentlichen Arbeiten nachgelassen worden, daß die bekannt gegebene Er- Mäßigung schon bei einer Mindestzahl von zehn Arbeitern gewährt werden darf, und zwar auch dann, wenn die Arbeiter bei ver- schiedenen Arbeitgebern desselben Ortes und des gleichen Gewerbe- zweiges in Arbeit stehen. Die Ermäßigung erltreckt sich auch auf den Begleiter der Arbeitergruppe. Die Bestimmung gilt auch für die Arbeiter der Staatseisenbahn-Werkstätten. Den Auge- hörigen des Fischereigewerbes ist gestaltet, die Ermäßigung einzeln in Anspruch zu nehmen. Die Gewährung der Er- Mäßigung ist in jedem Falle von einem an die Direktion zu richtenden Antrage der Arbeitgeber abhängig. Damit vor- kommcndenfalls die Erledigung jeden Antrages schneller von statten geben kann, haben die Fahrkarten- Ausgabestellen der in betrachl kommenden Stationen des hiesigen Direklioiisbezirkrs