Partei dabei war, eine solche Drohung zurespektiren.(Schr wahr! linkZ.) Welche Gefahr bringtdas für die ganze Zukunft dcs Parlamentaris-INNS, wenn dadurch gewissermaßen eine Prämie daraufgesetzt wird, daß man in i t solchen Drohungen es er-reichen kann. daß das Gesetz mit Stimmen an-nommen wird, deren innerer Ucberzeugung das Gesetz nichtentspricht, sonder» die n»r unter einem Druck dafür stimmten.Werden denn die Konservativen damit znsrieden sein? Es giebtBestiminungen in, Bürgerlichen Gesetzbuch, die weit idealereInteressen berühren, beispielsweise die Frage des Eherechts: odersind Sie vielleicht unterrichtet, daß de» Konservativen die Hasen-frage über alles geht(Heiterkeit) und daß sie beim E herechtvon dem Pressions mittel keinen Gebrauchniachen werde»?(Sehr gut! links.) Von einem„Opfer" warbeim Zentrum»och viel niehr die Rede bei dem Vereins«recht, wo es de» entgegengesetzten Standpunkt akzeptirt hat,den es früher in der Kommission selbst eingenommen hatte.Zlber hier handelt es sich gar nicht um das Zustande-komme» des Bürgerlichen Gesetzbuchs überhaupt. An keinemGesetz haben alle Parteien ohne Unterschied mehr Interessebekundet als an diesem. Es handelt sich hier nur um dietaktische Frage, ob das Bürgerliche Gesetzbuch jetzt oder im Herbnach gründlicher Berathung verabschiedet werden soll. Hier wirdeine taktische Frage über die innere Ueberzeugung gestellt vondem, was die Herren vom Zentrum selbst für recht hallen. Eskann nicht scharf genug hervorgehoben werden, daß das, washier in Frage steht, aus der Initiative der Herren vomZentrum i» der Kommission in das Bürgerliche Gesetzbuchhineingekommen ist.(Hört! links.) Ich selbst habe beantragt, daß daS Gesetz erst im Herbst verabschiedet werde.Nachdem aber das Haus mit erheblicher Mehrheit das Gegentheil beschlossen hat, haben wir uns loyal gefügt, und niemandvon uns hat verzögernd ans die Verhandlungen eingewirkt undwir waren mindestens so stark hier vertreten, in, Verhältniß zuunserer Gesammizahl, wie das Zentrum.(Widerspruch.) HerrLieber hielt selbst die Pression der Rechten nicht für genügend.um die Schwenkung des Zentrunis zu rechtfertigen. Er bezogsich auch auf die Reden des Landwirihschnfisministers»nd desOberforstmeisters. Wären diese Gründe so gewichtig, sohätte er mit einem sich begnüge» können. Wer zu vielbeweise» will und zu viel Gründe anführt, beweist.wie wenig stichhaltig sein Standpunkt ist. Die Herren von derRegierung müssen dem Zentrum schon gestern ihre Reden mitgraphen mindestens zwei namentliche Abstimmungen beantragenwerde.Nachdem auch Abg. t>. Bennigsen(natl.) sich für die Ver-tagnng ausgesprochen, zieht Abg. Gröber seinen Widerspruchzurück; die Vertagung ist beschlossen.Schluß sx/e Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch ll Uhr(zweite Berathung des Bürgerlichen Gesetzbuches).getheilt haben(Sehr gut � links), denn wir wußten gesternallseitig, daß der Handel mit der rechte» Seitschon abgeschlossen war. Herr Lieber hat schließlichin dieser Frage sogar daS nationale Banner aufgepflanzt. Das war hier weniger am Platze wie irgendwoDie Konservativen laufen fort und das Zentruni läßt seine Ueberzeugung im Stich, weil die Konservativen fortlaufen! Wennhier ein Panier in Frage ist, so ist es nur das Hasenpanier.(Beifall links.)Abg. V. Hohenberg(Welse): Wir stehen ans dem Standpunkt der konservativen Partei, daß die Sache nicht in dasBürgerliche Gesetzbuch gehört; wenn sie aber hinein soll, sowerden wir für die Anträge der Kommission stimmen, denntrotzdem die Bestimmung des Z 819a in Hannover bestanden hat.sind die Jagdpachte» um das Doppelte, ja um das Dreifachegestiegen.(Hört! links.) Ich möchte wünschen, daß bei derviel wichtigeren Frage des Eherechts die Konservativen dieselbeErklärung abgebe», die heute Herr v. Stein abgegeben hat(Heiterkeil links.)Abg. Stolle(Soz.): Die Haltung der Konservativen zeigt.wie eS mit ihrer Liebe zum Volke und namentlich zum BruderBauer bestellt ist. Herr Gröber hat eine schöne Rede für dieKommisfionsbeschlüsse gehalten und Herr Lieber inlerprelirt sienachher ganz anders. Ist denn die ganze Arbeit des Reichstagsund seiner Kommission nicht soviel Werth wie die Hasen? Stehendenn Ihne»(rechts) die Hasen höher als das Bürgerliche Gesetzbuch? Dann streiken Sie doch und gehen Sie hinaus; es werdeninimer noch so viel Leute da bleiben, als nothwendig sind zurAnnahme des Bürgerlichen Gesehbuchs!(Sehr richtig! links.)Wie soll sich der Bauer schützen dagegen, daß die Hasen dieWintersaat vernichten? Die großen Baumschulen-Besitzcr, welchedas Geld haben, ihre Baumschulen einzufriedigen, die können sichschützen; aber die kleinen Besitzer können sich nichtschützen; sie haben in einer Nacht oft einenSchaden von Hunderten von Mark. Wie der Ober-forstmeister Dankelmann diese Anschauung vertreten kann, dieallenfalls ein Kommerzienrath ausstellen kann, der hin undwieder mal auf die Jagd geht, das verstehe ich nicht. Daßdie Gemeinden in ihrer Einnahme an der Jagdpachtverkürzt werden, ist nicht die Hauptsache. Von derEinnahme entfallen auf jeden nur einige Mark, sein Schadenkann aber hundert Mark betragen und wird durch die Erleichterung an Gemeindesteuern nicht aufgewogen. Die Gärtner.welche auf dem Felde Blumen züchten, können sich nicht schützen.Denn eine Einzäununa der kleinen Parzellen ist unmöglich undwirthschaftlich auch schädlich. Beim Jesuitengesetz ist dasZentrum alle Jahre wiedergekommen, trotzdem die Regierungensich ablehnend verhielten; warum fällt das Zentrum setzt um?Daß die Nationalliberalen umfallen, i st aller-dings selb st verständlichAbg. Scherre(Rp.) tritt als kleiner Grundbesitzer dafür ein,daß die Hasen und Fasanen aus dem Z 819 entfernt werden.Er habe an Hasenfraß noch nicht für ö M. verloren. Wer seineBäume schützen will, kann sie einbinden oder anstreichen, sonstwerden sie allerdings beschädigt; denn ei» Hase kann in einerNacht aus Spielerei viel Schaden machen. Ich werde für dasBürgerliche Gesetzbuch stimmen, auch wenn die Hasen darinbleiben. Aber ich halte es für meine Pflicht, darauf hinzuweisen,daß die Vorschrift des Z 819 die Bauern mehr schädigt, als sieihnen nützt.Mecklenburgischer Ministerialrath Laugfeld führt in bezugauf die Erwähnung der Mecklenburgischen Wildschaden-Verordnungvon 1893 seitens des Abg. Rickert an, daß diese Verordnung all-gemeine Befriedigung erweckt habe.Abg. Pachnickc(frs. Vg.): Wir wünschten. daß noch vielmehr reichsgesetzlich geregelt würde, als blos die Schadens-Ersatz«Pflicht. Nirgends hat die Wildfrage eine so große Nolle wie inMecklenburg gespielt.Darauf wird die Debatte geschlossen.In namentlicher Abstimmung wird darauf dieAufrechterhaltung der Hasen in K 819 a mit 178 gegen69 Stimmen abgelehnt. 5 Abgeordnete, darunter die Abgg.Graf O r i o l a(natl.) und L i e b e r m a n n v. S o n n e» b e r g,enthalten sich der Abstimmung. Mit den Sozialdemokraten,den Freisinnigen und der Volkspartei stimmen für die Aufrecht-erhaltung vom Zentrum die Abgg. Fusangel, Humann,Nadbyl, v. Strombeck, Szmula, Wattendorff,Spahn, Burger und Brandenburg, von den National-liberalen die Abgg. Osann und Weber- Heidelberg; fernerder Welse v. H o d e n b e r g und die Elsässer Simonis undW i n t e r e r; init der Mehrheit stimnit der Abg. M a a g e rvon der freisinnigen Vereinigung.Z 819 wird darauf nach der Vorlage unter Zufügung derFasanen, aber mit Ausschluß der Hasen a n g e n o m in e n.§ 819a wird gegen die Stimmen der Sozial»demokraten und der Freisinnigen gestrichen.Präsident v. Bnol will die Berathung fortsetzen bei Z 823:Schaden-Ersatzpsticht der Beamte».Abg. Singer(Soz.) beantragt die Vertagung; Abg.Gröber widerspricht diesem Antrage, da es sich ja nur noch umdiesen einen Paragraphen handle.Abg. Ttadthagen(Soz.) bemerkt hierauf»nter großer Un-ruhe der Rechten, daß seine Partei zn diesem wichtigen Para-Tie Parteigenossen des 6. Wahlkreises werden auf dieheute Abend bei Gründe!, Brunnenslraße 188, stattflndende Volks-Versammlung, in der Genosse Ledebour über die internationalePolitik der Sozialdemokratie spricht, ganz besonders aufmerksamgemacht. Ter Vertrauensmann.Der Buchbinder Zetsche hat gestern die Strafevon sechs Monaten Gefüngniß angetreten, die er vonBerliner Richtern wegen des„Diebstahls" eines Stücks Papiererhalten hat, auf dem der bekannte Gnadenerlaß vom 18. Januargedruckt stand. Ueber die Bedeutung dieses Urtbeils für dasAnsehen der Rechtsprechung in Deutsckiland brauchen wir unsan dieser Stelle nicht nochmals auszulassen; eine Würdigung desRichterspruches ist nicht allein von sozialdemokratischer Seite,sondern auch von unabhängig denkenden Männern auSbürgerlichen Kreisen erfolgt. Wir erinnern nur anden vernichtenden Artikel, den ein gewiß nicht revolutionärerMann, der Landgerichtsralh Kulemann in Braunschweig, überden Fall Zetsche in der„Zukunft" veröffentlicht hat.Die heißen Tage des Juui haben den G es» n d h e i ts-zustand in Berlin sofort merklich beeinflußt, indem sie dieSterblichkeit an den für die Sommermonate charakteristischenakuten Darmkrankheiten erheblich gesteigert haben. DieSterblichkeit an Brechdurchfall, Diarrhoe und Magen-Darm-katarrh war in diesem Jahr infolge des meist kühle» Welterserfreulicherweise bis in den Mai hinein verhältnißmäßig niedriggeblieben. Ein leises Steigen machte sich allerdings, entsprechendden Vorboten des Witterungswechsels, schon in der zweitenHälfte des Mai bemerkbar. Die Zahl der Sterbefälle an dengenannten Krankheiten war in den Wochen 3.-9. Mai: 19,10.-16. Mai: 21, 17.-23. Mai: 34. 24.-30. Mai: 37. In derWoche 31. Mai bis 6. Juni stellte sie sich dann auf 43, und fürdie Woche 7.— 13. Juni sind bereits 63 gemeldet.(Die definitivetihl wird sich vermuthlich noch etwas höher stellen.) Aus deroche 31. Mai bis 6. Juni, in der hier das Thermometer zumersten Male über 30 Grad(C.) hinausging, wird auch einTodesfall an Hitzschlag gemeldet. Der erste Fall in diesemJahre ist das jedoch nicht. Der erste Todesfall an Hitzschlagwurde diesnial merkwürdig früh, schon aus der Woche 22. bis28. März genieldet, in der das Thermometer nach einem ziemlichunvermittelten Wilterungsumschlag zum ersten Mal« über 20 Gradhinausging.Die Stellung dcS herrlichen Kriegsheeres gegenüberdem gewöhnlichen Zivilistenvolk verursacht selbst solchen Blättern,welche die Vertretung des preußischen Deutschthums in Erbpachtgenommen haben, einige Kopfschmerzen. So läßt sich die„Slaatsbürger-Zeitnng" folgenden„Nothschrei" berichten:„Großen Unzuträglichkeilen sind gegenwärtig zur Zeit dergrößeren Truppenübungen diejenigen Bewohner der südlich vonVerlin gelegcnenOrtschaften ausgesetzt, die ihren Weg nach Berlin überdas Tcmpelhofer Feld und dem Kreuzberg nehmen müssen. Bei dem'letzten Divisionsexerziren der Gardekavallerie am Sonnabend,dem 13. d. M., dem auch die Bewohner von Kairo beiwohnten,war die Tempelhofer Chaussee bis zur Bellealliancestraße von6 Uhr an gesperrt,«nd zwar ohne vorherige Be-kanntmachung im Kreisblatt. Die Wagenrechen, die sich natur-gemäß in wenigen Minuten in Tempelhos ansammelten, wurdenauf den Umweg über Schöneberg und Nixdorf ver-wiesen. Die Landleute und Händler, die an diescni Tage, demgrößten Marktlage in der Wöcke, zur Markthalle wollten, trafenüber eine volle Stunde später in Berlin ein und erlitten erheb-liche Verluste. Die Hausfrauen im Südwesten Berlins geriethendurch das Ausbleiben des Milchmannes in nicht geringe Ver-legenheit. Wenn man bedenkt, daß die Tempelhofer Chausseeden Verkehr nach Berlin von mindestens sechzig Ortschaften auf-zunehmen hat, so kann man ungefähr erniessen, welche Störungendiese plötzliche Absperrung der Hauptverkehrsstraße hervorruft."— Das Organ des deutsch-- preußischen Großniaulthums scheintganz zu vergessen, daß der wirklich nationale Musterdeutsche, derauf daS herrliche Kriegsheer stolz ist, auch diese Unbequemlichleiten freudig unter Hurrahgebrüll zu ertrage» hat.Im American-Theatcr hat sich ein DirektionSwechsel voll-zogen. Herr Direktor Reiff, der vor kurzer Zeit erkrankt ist undich in einem Kurort befindet, ist von der Leitung der beliebtenBühne in der Dresdenerstraße zurückgetreten und als neuerDirektor hat der Schauspieler und Regisseur, Herr Paul> a in b r o ck, der den Berlinern von seiner Thätigkeit amentral-, Adolph Ernst- und zuletzt am Friedrich-Wilhelm-städtischen Theater bekannt ist, einen Pachtvenrag abgeschlossen.ßerr Hambrock hat einige bewährte Kräfte der Bühne, vor allemden„Urkomischen", Herrn Martin Bendix, fich verpflichtet.Seinen Vertrag mit dem Theater des Westens hat Herr Hambrockauf gütlichem Wege gelöst.Das Postamt 34(Frankfurter Allee) wird nach dem HausePeters burgerstr. 89 verlegt.Zum Wohnungswechsel am 1. Juli macht der Polizei-Präsident bekannt: Der am 1. Juli beginnende Umzug muß beikleinen, aus höchstens zwei Zimmern mit Zubehör bestehendenWohnungen an demselben Tage, bei mittleren, auS drei odervier Zimmern nebst Zubehör bestehenden Wohnungen am2. Juli, miitags 12 Uhr, bei großen, mehr als vier Wohn-zimmcr umsassenden Wohnungen am 3. Juli, mittags 12 Uhr,deendigt sein.Unter falscher Flagge werden täglich Pferdefleisch-Würstchen von Hunderlen fliegender Wursthändler in den Handelgebracht. In großen Mengen beziehen diese Händler, wie die„Allg. Fl.-Ztg." mittheilt, die Wurst von zwei Pserdewurst-Fabrikanten in der Forsterstraße und in der Reichenbergerstraße;bei diesem zahlen sie 3 M. für 70 Paar Würstchen, bei jenemerhalten sie 90 Paar Würstchen für diesen Preis. Je nach derGegend verkaufen sie das Paar Würstchen zu 10, lö oder 20 Pf.Dieser Schwindel würde nach der Meinung der„Allg. Fl.-Ztg."ofort lahm gelegt werden, wenn diePolizeiverordnung von 1387zur Geltung käme, die bestimmt, daß für den Verkauf vonPferdewurst im Umherziehen die Behälter, in denen sich dieLürste befinden, mit der deutlichen und unabnehmbaren Auf-christ„Roßfleischwnrst" versehen sein müssen.Sehr unappetitlich gehen, wie uns geschrieben wird, in derGegend des Viehhofs die Führer mancher Schlächtcrfuhrwerke mitden Fleischladungen um, die sich auf ihren Wagen befinden. DieFleischstücke sind zwar meistens zugedeckt, doch darf man nurnicht die Decke ansehen, wenn einem nicht aller Appetit vergehenoll. Vielfach hängen die Fleischstücke weit über den Wagenhinaus und schleifen an den schmutzigen Rädern. Gerade indieser Jahreszeit sollte doch peinlich auf Sauberkeit gehaltenwerden.Gelegenheitsdiebereie» gefährlicher Art sind neuerdingsin mehreren Fällen der Polizeibehörde gemeldet worden. DieDiebe nehmen die Zeit wahr, in denen Arbeiterfrauen ihrenMännern das Essen an die Arbeit bringen und öffnen dann dieWohnungen, um die paar Werthsachen, die sich vorfinden, zuiehlen. Auf dem Revier in der Danziger Straße ist feitwenigen Tagen bereits der dritte Fall dieser Art gemeldet worden.Begnadigt. Vor einiger Zeit wurde eine Frau Haupt-mann R. aus Charlottenburg wegen unrichtiger Beur-kundung der Geburt eines Kindes vom Gericht zu Halberstadl zu14 Tagen Gesängniß verurtheilt. Die Angelegenheit, in welcheauch ein Arzt verwickelt war, erregte seinerzeit Aufsehen. Jetztist, nachdem der Kaiser einen eingehenden Bericht über die An-gelegenheit aus Halberstadt eingefordert hat, Frau Hauptmann R.begnadigt worden.Schauerliche Zustände herrschen an der angeblich noch dermodernsten Technik erbauten Mühleiidammschleuse. Daselbst befindet sich— also im Zentrum Berlins— ein Toiinenkloset,welches von den zahlreichen dort verkehrenden Schiffern undeinigen Beamten benutzt wird. Während der letzte» Tage wurdeder pesiilenzartige, dem Kloset entströmende Gestank selbst von deman der Schleuse vorbeipassirenden Publikum auf das un-angenehmste wahrgenommen. Natürlich haben, besonderswährend der heißen Sommerzeit, die Beamten, deren Woh-nnngen und Diensträume fich dicht neben der mittel-alterlichen Klosetanlage befinden, unter dem Gestank arg zuleiden. Tie Schiffer, die während ihres Aufenthaltes in und auder Schleuse das Kloset benutzen müssen, sind empört darüber,daß in der Reichshauplstadt, und noch dazu bei einem neuenBauwerke, solche gesundheitswidrigen Zustände herrschen, derenBeseitigung dringend geboten erscheint.Erschossen hat sich am Montag Vormittag der EierhändlerKarl Ulbricht aus der Tresckowstraße 33. Ulbricht, ein Manuvon 46 Jahren, war dem Trünke ergeben und befand sich schonwiederholt in der Heilanstalt zu Herzberge.Aus dem Krankeuhanse geheilt entlassen wurde gesternDienstag Vormittag der Kellner Werk aus der Linienstraße. denvor längerer Zeit seine Gelieble, die Schneiderin Panline Seide,in ihrer Wohnung zu erschießen versuchte, da er sich von ihr ab-wenden und ein anderes Mädchen heiralhen wollte. Die Seidewurde unmittelbar nach der That festgenomnien und wegen ver-suchten Mordes in Untersuchungshaft gesetzt. Nachdem Werkwiederhergestellt ist, wird wohl bald daS Hauptversahren gegensie stattfinden.Eine Masernepidemie grassirt z. Z. unter den Kindernder köllnischen Vorstadt in Köpenick. Drei Schulklassen habenbereits geschlossen werden müssen.Aus Roth hat Dienstag früh um 1 Uhr.der 54 Jahre alteHändler Richard Weller aus der Hennigsdorfcrstraße 3 Handan sich gelegt. Eine Schntzmanns-Patrouille des 27. Revier-fand den Mann in den Rehbergen in einer Laube liegen. Erhatte sich einen Messerstich in die Herzgegend beigebracht undblutete stark. Man brachte den Unglücklichen zunächst auf eineSanitätswache und von dort in ein Krankenhans, wo er schwerdaniederliegt.Schwer verwundet wurde gestern der 26 Jahre alleArbeiter Karl Herms von Velten her in«in hiesiges Krankenhausgebracht. Der junge Mann war mit dem Töpfergesellen Bach-mann in Streit gerathen und hatte von ihm einen Messerstich inden Unterleib erhalten.Berhaftung. Der Kaufmann G., ein im Zentrum Berlinsbekannter Agent und Kommissionär, ist gestern Morgen im(Bahn-ose Alexanderplatz verhaftet worden. Derselbe wußte sich vor(ahresfrist bei dem Inhaber eines größeren Detailgeschäftes des)stens einzuführen und benutzte seine fast täglichen Besuche, umWaaren jeglicher Art heimlich zu enriveiiden. Am Freitag Abendgelang es, den G. auf frischer That zu ertappen und ihmeinige Gegenstände aus den liefen Taschen deS Paletots herauszuholen.Anfregung verursachte Montag Abend gegen 7 Uhr derBesuch einiger Begleiter Li-Hung-Tschangs in der Filiale derN. v. Dreyse'schen Waffensabrik in der Markgrafenstraße amGendarmenniarkt. Die Herren hatten sich eine Anzahl Gewehr«vorlegen lassen und prodirten daran den Lademechanismus.Durch ein Versehen war in einem Gewehr eine Patrone zurück-geblieben, und als einer der Ehinesen anschlug und abdrückte,ging der Schuß los; das Geschoß war durch eine Thür auf denHansflur gegangen, ohne jedoch Schaden anzurichten.Wilde Radfahrer. Vor dem Haufe Elisabethstr. 14 wurdeein Mädchen von einem Radfahrer, dem Kausniann Fischauer,und in der Hollmannstraße ein Hutmacher von dem KaufmannKühne überfahren. In beiden Fällen soll die Schuld den Rad-(ahrer treffen.— Ferner fuhr der Militärinvalide Zander, alser sich ans dem Stralauerplatze im Radfahren übte, mit einemArbeitsfuhrwerk zusammen und wurde durch letzteres erheblichverletzt.Witterniigöüberficht vom TZ. Jnni 180«.Wetter-Prognose für Mittwoch, den S4. Juni 180«.Ein wenig wärmeres, theils heileres, lheils wolliges Wettermit Regen und mäßigen westlichen Winden.Berliner W e t t e r b u r e a n.1896.Die sogenannte Erleichterung dcS Besuchs der Ausstellung, die der Eiseiibahnminister Thielen in dem bekanntenbnreaulratischen Monstrum angeblich den auswärtigen A r-b e i t e r n gewähren wollte, scheint trotz der Älnfhebmig einiger garzu widersinniger Bedingungen nicht allznstark in Anspruch ge-nommen zu werden. Wenigstens fanden gestern einige Blätter diegroße Neuigkeit erwähnenSwerth. daß ein Fabrikant ganze zwanzigArbeiter auf die Berliner Geiverbe-Ansstellnng. gesandt habe.Nunmehr ist Herr Thielen noch um einiges liberaler geworden.Wenigstens weiß das„B. Tgbl." zu melden:„Bezüglich derFahrpreisermäßigung für Arbeiter zum Besuche der BerlinerGewerbe-Ansstellung ist seitens deS Ministers der öffentlichenArbeiten nachgelassen worden, daß die bekannt gegebene Er-Mäßigung schon bei einer Mindestzahl von zehn Arbeitern gewährtwerden darf, und zwar auch dann, wenn die Arbeiter bei ver-schiedenen Arbeitgebern desselben Ortes und des gleichen Gewerbe-zweiges in Arbeit stehen. Die Ermäßigung erltreckt sich auch aufden Begleiter der Arbeitergruppe. Die Bestimmung gilt auchfür die Arbeiter der Staatseisenbahn-Werkstätten. Den Auge-hörigen des Fischereigewerbes ist gestaltet, die Ermäßigungeinzeln in Anspruch zu nehmen. Die Gewährung der Er-Mäßigung ist in jedem Falle von einem an die Direktion zurichtenden Antrage der Arbeitgeber abhängig. Damit vor-kommcndenfalls die Erledigung jeden Antrages schneller vonstatten geben kann, haben die Fahrkarten- Ausgabestellen der inbetrachl kommenden Stationen des hiesigen Direklioiisbezirkrs