Der Kampf um Mukden . China protestiert... Tokio (über London ). 21. Sept.(Eigenbericht.) Chinesischen Verstärkungen ist es am Sonntag gc- lnagen. die östlichen Vorstädte der mandschurischen Hauptstadt Mukden zurückzuerobern, sie wurde« jedoch von den Japanern wieder daraus vertrieben. 337 Mau» wurde» im Kampf getötet, ebensoviele schwer verwundet. Di« chinefisehe Regierung hat in zwei Noten von Japan die sofortige Räumung des neubesetzten Gebiets verlangt; sie erklärt, daß sich China vorbehalte...geeig- nete Maßnahmen für die Zukunft zu treffen". Die ganze Südmandschurei beseht? Di« Nankingregicrung hat angeordnet, daß der kommende Mitt- woch als„Tag der nationalen Erniedrigung" begangen werden soll. Die Flaggen sind an diesem Tage auf halbmast zu hissen und alle Lustbarkeiten verboten. New Jork , 21. September. Nach hier vorliegenden Berichten haben die Japaner die ganze Südmandschurei besetzt. Die chinesischen Truppen ziehen sich a u f Peking zurück. Bei den Kämpfen um Tschungtschang sind 100 Japaner getötet und mehrere hundert verletzt worden.
Gelbstmord im Hause Hiiler. Die Nichte Adolfs nimmt sich das Leven. München , 21. September. (Eigenbericht.) Geheimnisvolles Dunkel schwebt über dem S e l b st m o r d, der sich am Sonnabend im Hause Hitlers ereignete. Die Tote ist die 23iährige Nichte Hitlers . Tochter seiner Stiefschwester, die in seinem Bekanntenkreis unter dem Namen G e l i bekannt und von ungewöhnlicher Schönheit war. Formell wohnte sie seit zwei Jahren in Untermiete bei den Eheleuten, die mit Hitler auf der gleichen Etage wohnen und ihm die Wirtschaft führen. Man sah sie oft in seiner Gesellschaft beim Besuch von Kinos und anderen Dergnügungs- statten. Kurz nachdem Hitler die Wohnung verlosien hatte, um im Kraftwagen nach Erlangen zu fahren, schloß sich das Fräulein Ge,'t Raubal in ihr Zimmer ein und schoß sich eine Kugel ins Herz. Die herbeigerufene Polizei öffnete und sand das Mädchen tot am Boden liegen. Onkel und Aichte. �ine feltfame parallele. l.
tischen Regierung oder der englischen Bant, die in fremden Währimgen zahlbar sind, nicht berührt werden. Das bezieht sich im wesentlichen auf die Schuld von 80 Millionen Pfund. deren französischer und wohl auch amerikanischer Anteil in Franken und Dollars zu erfüllen ist. In der Hauptsache aber lauten die englischen Verpflichtungen auf Pfund Sterling , und deren sofortige Einlösbarkeit und Realisierbarkeit auf Gold- basis ist fraglich geworden. Es ist im Augenblick kaum ab- zusehen, wie England ähnliche Folgen vermeiden will, wie sie Deutschland beim Eintreten derselben Situation ziehen mußte. Was das aber bedeutet, zeigt eine einzige Ueberlegung. Nicht nur der englische Außenhandel, sondern der über- wiegende Teil des Welthandels ist mit Pfund- Krediten finanziert. Der Wert des Pfund Sterlings ist im Augenblick problematisch. Das bedeutet aber, daß die ganze Grundlage, auf der der Weltexport und-Import sich aufbaut, erschüttert ist. Der Stoß, der von da aus sich auf die Weltproduktion fortpflanzen muß. wäre ungeheuer, wenn er nicht bald aufgefangen würde. Wie schon der Eintritt der deutschen Krise, zeigt erst recht der Zusammenbruch der weltweiten englischen Kreditorgani- sation das Versagen der Notenbankleitungen, insbesondere der mächtigsten, der amerikanischen , die über 20 Milliarden, und der f r a n z ö s i s ch e n. die über 10 Milliarden Gold(daneben vielleicht 7 Milliarden Devisen) verfügen. Ein Teil dieses Goldes, rechtzeitig der deutschen Reichsbank und der deutschen Wirtschaft zur Verfügung ge- stellt, hätte im Zusammenhang mit dem Hoover-Plan den Run auf Deutschland aufgehalten. Di« Vermeidung der deutschen Krise hätte die englische vermieden. Jetzt ist die Situation außerordentlich verschärft, und ein Vielfaches der Beträge, die damals notwendig gewesen wären, müßte jetzt eingesetzt wer- den. um die internationale Kreditkrise zum Stillstand zu brin- gen und ihre Auflösung zu erreichen. Die Börsen sind nicht nur in Deutschland , sondern im größten Teil Europas geschlossen, und eine furchtbare Panik hat die kapitalistische Welt erfaßt. Die Illiquidität der eng- lischcn Finanz wird in stärkstem Maße zurückwirken vor allem auch auf die Verein igtenStaaten und auf Frank- reich. Die Banken dieser Länder werden versuchen, durch Eintreiben ihrer Forderungen sich flüssiger zu machen, ohne das Ziel wirklich erreichen zu können. An die Notenbanken der Vereinigten Staaten und Frankreichs tritt jetzt deshalb das Problem in seiner ganzen Schwere heran, denbisher sorgsam gehüteten, in den Kellern der Ban- keneingcsperrtenGoldschatzjetztattio.rück- sichtslos und in großem Ausmaße ein- zusetzen, um der Kreditkrise Herr zu werden. Tun sie es nicht, dann wird die englische Krise schließlich sehr rasch auf New Jork übergreifen und zuletzt auch Paris , von den kleineren europäischen Finanzzentren ganz abgesehen, in stärkste Mitleidenschaft ziehen. Ob sie es aber tun werden, steht dahin. Ihre bisherige Politik mit dem abergläubischen Festhalten an jedem Gramm Gold läßt nicht allzu große Hoffnung! Trotzdem ist dieser Weg des sofortigen Einsatzes von Gold der einzige, der die Krise rasch beheben kann. Utopien von nationaler und internationaler Infla- tion sind ganz sinnlos. Abgesehen von ihrer öko- nomischen Unmöglichkeit und Schädlichkeit sind sie politisch aussichtslos, denn auf dem Festhalten des Gold- standards beruht die wirtschaftliche und damit die politische Macht Frankreichs und Englands. Nicht das Verfolgen dieser Utopie, sondern das Einsetzen des Goldes, um die gestörten internationalen Zahlungsbilanzen wiederherzustellen und den internationalen Zahlungsausgleich zu bewirken, ist das Mittel, das am raschesten die ungeheuerliche Kreditkrise zum Stillstand bringen kann. Aber ob es wirklich ergriffen werden wird, bevor die Vereinigten Staaten und Frankreich selbst in den Druck akuter Zahlungsschwierigkeiten gelangen, bleibt bei der Natur der Notenbankleiter ungewiß. Für Deutschland läßt sich in diesem Augenblick vielleicht zweierlei sagen: Die ungeheuer gesteigerte Unsicherheit verschlechtert auch die wirt- schaftliche Situation, und auch Deutschland wird die Störung der Exportfinanzierung, die heute schon große Schwierigkeiten macht, hart empfinden. Aber auf der anderen Seite hört die deutsche Kreditkrise, das Stillhalte- und Reparations- Problem auf, eine isolierte deutsche Frage zu sein und wird Bestandteil der Lösung der internationalen Kreditkrise, die keinen Aufschub verträgt, soll nicht die Rückwirkung auf die Produktion in allen Ländern die unge- heuersten sozialen und politischen Erschütterungen auslösen. Diese Jnternationalisierung kann ein« E r l e i ch- terung bedeuten, weil sie zeigt, welch verderbliche Wirkungen ökonomische und finanzielle Ueberbelastung eines Landes für die ganze Welt auslösen muß. Für mis Sozialisten aber ist diese neueste und größte Erscheinungsform der kapitalistischen Anarcksie, dieses Versagen der Kreditorganisationen der Welt, einer Welt, die aus größtem Reichtum wieder einmal größte Armut erzeugt hat, der neue Beweis, für die Notwendigkeit einer anderen über- legeneren Organisation der Wirtschaft!
Jenzinzug explobieri. Visber fünf Tote geborgen. B u k a r e st, 21. September. Aus der Strecke V l o e st i— S l o b o z i a ereignete sich ein furchtbares Eisenbahnunglück. Ein Transportzug mit 50 Zisternenwagen, die 12 000 Tonnen Benzin enthielten. stieß in voller Fahrt mit einem Leerzug zusammen. Die Maschine und die ersten Wagen entgleisten und wurden zertrümmert, j Das auslaufende Benzin crgoß sich über die Strecke und stand im nächsten Augenblick in heilen Flammen. Innerhalb weniger Miauten bildeten die beiden Züge ein einziges Flammenmeer. Bis-; her find fünf Leichen geborgen worden.
Der Taschenspieler
„Llnd hierunter ist mein Ziettungsprogramm für Deutsch « land. Wer e« nicht glaubt, zahlt einen Taler
Geschrei aus der Vorwelt. Die Parade der Gestrigen. Auf dem sogenannten Parteitag der sogenannten deutschnationalen Partei in Stettin paradieren Exzellenzen, Hohenzollern , Marschälle und auch einige Leute, die sich als— Arbeiter bezeichnen. Bor allen diesen hält Hugenberg eine Red« nach der anderen. Sie zeichnen sich aus durch den Haß, mit der«r die Sozia! demo- kratie verfolgt und auch die offene Feindseligkeit, di« er dem Z e n- trum und besonders dem Kanzler Brüning entgegenbringt. Daß«r dem Zentrum eine Generalvernichtung ankündigt für den Fall, daß er ihm nicht willsähig werde, sei nur der Bollständigkeit halber registriert., Um seinem Angriss auf di«„marxistische" Reichsregierung Brünings einen Schein von Berechtigung zu geben, stellt er di« Frage, welchen Einfluß etwa„der sozialistische Staats- sckretär Schöffe r" im Reichsfinanzministerium auf di« Eni- schlüsi« der Regierung habe. Hugenberg weiß, Saß Schäffer weder S o z i a l i st noch Sozialdemokrat ist oder je gewesen ist. �Trotzdem..... Das große Dwndwer?. Hugenberg hat am Sonntag auf dem deutschnotionolen Parteitag in Stettin eine scharfe innenpolitische Attacke gegen die Regierung Brüning geritten, und zugleich eine fast ultimative Aufforderung an den Reichskanzler gerichtet, die sogenannte„national« Oppo- s i t i o n" an die Macht zu bringen. Er hat im Anschluß daran Neuwahlen zum Reichstag und Landtag gefordert. Die Größe des Mundwerks, das Hugenberg in Stettin ent- wickelt hat, steht in umgekehrten Verhältnis zu seinem Abschneiden bei der letzten Reichstagswahl und den darauf folgenden Wahlen. Mit 41 Reichstagsabgeordneten wird Herr Hugenberg die Diktatur in Deutschland schwerlich errichten. Monarchistenzählung. Auf deutschnationaler Äerechnvngsgrundlage. Wie viel« Anhänger hat die Monarchie heute noch im deutschen Volk? Niemand kann diese Frage ganz genau beantworten. Wer jedem Beobachter des politischen Lebens in Deutschland ist es klar, daß dies« Zahl nur gering sein kann. Einen Weg, zu einer genaueren Zahlenangabe zu kommen, zeigt vielleicht der Herr v. K l e i st- S chm e n z i n in der„Poivmerschen Tagespost". Dieser begrüßt nämlich den in Stettin tagenden deutsch - nationalen Parteitag mit der Versicherung: Die DNDP. ist die einzige Partei, di« sich zum Kampf für die rechtmäßige Monarchie der Hohenzollern bekennt. Diese Deutschnationale Partei hat nun bei den letzten Reichs- tagswahlen 2 457(580 Stinnnen erholten. Stimmberechtigt waren 43 Millionen. Das Prozentoerhältnis beträgt 3,5. Nimmt man die Berechnungsgrundlage des Herrn v. Kleist- Schmenzin als richtig cm, dann gibt es unter rund zwanzig erwachsenen Deutschen nur noch einen überzeugten Monarchisten. Es gibt auch Erfreuliches! Man muh nur nicht immer an Bankzusammenbrüche, Börsen- schliehungen, Arbeitslosigkeit usw. denken. Dann kann man wie die frumbe„Kreuz-Zeitung " freudestrahlend melden: Aus dem königlichen Hause. Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit, die Frau Krön» Prinzessin, begeht heute, am 20. September, ihren 4k. Ge- burtstag. Möge ihr ein gesegnetes neues Lebensjahr beschiedsn seinl Was sicher zur.Zeit die größte Sorge des deutschen Voltes ist!
/ Rädelsführer Helldorf . Er kehrt nach Berlin zurück.- Wann wird er verhastet? Der Oberführer der Berliner SA., Graf Helldorf , der nach 1 Mitteilung der Staatsanwaltschaft in dem Prozeß vor dem Schöffen- ' g-richt wegen der Kurfürstzudanunkrowalle flüchtig war. ist jetzt mit dem Stobsführcr Ernst und Schmidt nach Berlin zurückgekehrt. Der Verteidiger hat dem Vorsitzenden des Schnsllschöffengerichts Charlottenburg mitgeteilt, daß sich die drei SA.-Führer„zur Verfügung des Gerichts" hielten.
In der Hauptstadt des Landes Mecklenburg nahm sich vor etwa zwei Jahren der Ministerialdirektor Br. das Leben. Der tragische Vorfall hotte folgende Ursach«: Der Ministerial- direktor hatte eine Richte, zwischen ihr und dem erheblich ölteren Onkel entspann sich eine Liebesbeziehung, die unglücklich verlief. da die Möglichkeit einer Heirat aus mancherlei Gründen nicht de- stand. Eines Tages fand man das junge Mädchen tot auf: sie hatte durch Gift ihrem Lehen ein Ende gesetzt. Dergleichen kommt vor, und im allgemeinen pflegt die Mitwelt über derlei tragische Vorfäll« schonend hinwegzugehen. r~. In diesem Falle aber war es anders. Der Onkel als hoher" Ministerialbeamter hatte der Mecklenburgischen Link?regie- r u n g treue Dienste geleistet, er galt als Republikaner und „beinahe" Demokrat. Sofort setzte eine wüste Hetze der Na- t i o n a l s o z i a I i st e n ein. Das mecklenburgische N a z i b l a t t trat den Vorfall in spaltenlangen Artikeln breit, die auf der ersten Seite unter schreienden Schlagzeilen veröffentlicht wur- den. Hiermit noch nicht genug, lauerte einer der Naziführer, ein entfernter Verwandter des Ministerialdirektors, diesem bei Ge- legenheit auf und züchtigte ihn öffentlich mit einer Hunde- peitsche. Buchstäblich von der Meute in den Tod gehetzt, beging der Ministerialdirektor Selbstmord, ein Opfer des hehren na- tionalsozialistischen Tugendbegriffes, der Liebe zwischen Onkel und Nichte nicht gestattet. II. In München hat in der luxuriös eingerichteten Wohnung ihres Onkels ein junges Mädchen Selbstmord begangen. Ursache: Liebes- kummer. Der Onkel heißt Adolf Hitler . Für uns genau wie der Fall Br. ein« private Angelegenheit. Aber was gedenken die Nazis nach ihren im Mecklenburger Fall geschaffenen Moralbegriffen zu tun?
Nie Kreditgeschäste des polizeileuinanis Keine Verloste für die Öffentlichkeit. Gegen den Oberleutnant Kasten, der früher aus dem 23. Polizeirevier in der Veusselstraßc feinen Dienst versah, wird von verschiedenen Seilen der Vorwurf de» Sreditvergehens erhoben. Bereits vor einem Vierteljahr Ist Kasten vom Kommando der Berliner Schuhpollzei wegen seiner Versehlungen seines Dienstes enthoben worden. Di« Geschädigten sind in der Hauptsache Geschäftsleute, die ihr« Läden im Bereiche des 23. Reviers haben. Oberleutnant Kasten kaufte dort alles auf Kredit, gab dafür zahlreiche Wechsel, die je- doch nie eingelöst wurden. Kasten soll seinen vielen Gläubigern etwa 20 000 Mark schulden. Wie vom Polizeipräsidium dazu aber mitgeteilt wird, soll diese Summe bei weitem nicht an diesen Betrag heranreichen. Der Vater Kastens, ein Lehrer aus Pommern , soll sich schon bereit erklärt haben, einen erheb- lichen Teil der Schulden seines Sohne» zu über- nehmen.
10 jähriger lebendig verbrannt. Brandunglück in einer einfamen Wohnlaube. In einer Laubenkolonie in der Surifchen Straße creignkle sich In der Nachl zum Montag ein schweres Brandunglück, bei dem der 70jährige Pensionär Albert Dolch aus der Friedeberger Straße S den Tod fand. Der Greis wohnte trotz der vorgeschrittenen Jahreszeit noch in der Laube. Bor dem Zubettgehen hat sich Dolch erst am Sonntag- abend noch im Kanonenofen Feuer gemacht, und den Ofen dabei überheizt. Wie vermutet wird, ist durch das Ofenrohr das Dach in Brand gesetzt worden, von wo sich die Flammen weiter ausbreiteten. Als das Feuer von anderen Laubendesitzern bemerkt wurde, brannte das leichte Häuschen bereits lichterloh. Als die alarmierte Feuerwehr anrückt«, war die Laube fast niedergebrannt.