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Putschistenschuh in der Steiermart.

Berdächtige Behördentaftil.

Nicht weniger als 44 sozialdemokratische Bürgermeister, Gemeindefekretäre und sonstige Funktionäre der öffentlichen Berwaltung oder der Arbeiterbewegung hat die steirische Heimwehr am Butschsonntag verhaftet; mehrere davon sind vorher regelrecht belagert oder ihre Bohnung, wie Otto Bauers Bericht gezeigt hat, sogar stundenlang unter Feuer gehalten worden. Ebensoviel Male ist das mit kerter bedrohte Verbrechen der Einschränkung der persönlichen Freiheit be­gangen worden, was zu den offenfundigen Verbrechen des Hochverrats, des Aufruhrs, der öffentlichen Gewalttätigkeit usw. dazukommt. Militärischer Führer des Putsches war der bayerische   Baron Branth, der in der Steiermart lebt. Er ist ebenso wie der Staatsführer" Pfrimer gefüchtet, aber zunächst nicht ins Ausland, sondern ins obere Claustal, wo hin man ihm angeblich Gendarmen nachgeschickt hat. Noch am Nachmittag des Butschtages hat der steirische Landes­hauptmann Dr. Rintelen diesen Branth freundlich emp­fangen und mit ihm verhandelt gar fein Bebante, ihn zu verhaften! Dabei gehörte es zu den Aufgaben dieses lästigen Ausländers, Militär und Gendarmerie zum Anschluß an die Butschiften zu bewegen. Prankh mußte wegen seiner Beteili­gung am streng legalen Hitler  - Butsch 1923 aus der baye­ rischen   Reichswehr   ausscheiden, ging zu Pabst nach Inns­brud und wurde von der Wittelsbacher   in Arnulf als Ver­walter ihrer steirischen Güter angestellt.

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Derselbe Herr Rintelen hat nach dem Putsch, als die Polizei sozialistisch geleiteter Gemeinden energisch vorzugehen begann, ihr jede solche Amtshandlung verboten und diese jener Gendarmerie vorbehalten, die in der grünen Steiermark unter Heimwehrleitung steht und sich dementsprechend benimmt. Wie hätten sich sonst manche Posten dieser schwerbewaffneten Beamten widerstandslos von der Heimwehr entwaffnen laffen, wie hätten sie sonst in Brud, Beoben usw. untätig der Wegbringung der Heimwehr  waffen zusehen und die Leobener   Arbeiter brutal mit ge­fälltem Bajonett und unter Beschimpfungen vertreiben fönnen! Was jezt ab und zu an Beschlagnahmen von Heim­mehrwaffen gemeldet wird, erreicht höchstens einen fleinen Teil dieser Bürgerfriegsrüstung; außerdem hat man auch andersmo jeine Erfahrungen über wandernde Gewehre rechtsradikaler Herkunft.. Das Bezeichnendste aber ist wohl, daß nach unwider sprochen gebliebenen Meldungen die Ausschaltung der Orts polizei im steirischen Industriegebiet vom Innenminister infler, einem Landbündler, gebilligt worden ist. All dies im Berein mit der Enthaftung und Außerver. folgfezung der oberösterreichischen Faschistenführer Starhem­ berg  , Coreth, Englisch  - Popparich und Stuchmayr- dieser war als General des Bundesheeres Parlamentskandidat der Raiferpartei, die zwar belanglos ist, aber deren Antirepubli­fanismus dem Herrn General dienstlich gar nichts geschadet hat zeigt das Andauern die Faschistengefahr in Deutschösterreich.

Die West mächte machen eifersüchtig über die ,, Unab­hängigkeit" dieses Staates im Herzen Mitteleuropas  . Bollen fie die Ruhe, die Freiheit und das Leben der Bürger dieses Staates von der Stimmung verantwortungsloser Mon­archisten und Militaristen abhängig sein lassen!

Die Wahl des Bundespräsidenten.

Als Kandidaten für das in der Volfswahl zu besetzende Amt des Bundespräsidenten find angemeldet: Bon den Sozialdemokraten: Dr. Karl Renner  ; den Christlichozialen: Dr. Wilhelm mitias; den Kommunisten: Franz Roplenig; von einer Grazer   Sondergruppe; Dr. Johannes ude  . Die Heimwehr ge­dentt den ehemaligen General Ludwig ülgerth zu fandidieren; die Landbündler: Franz Thoma( den die Heimwehr am Butsch tag verhaftet hat). Die Großdeutschen, Hakenkreuzler und Hitlerianer stellen ihren Wählern anheim, zu tun, was fie mollen!

Bei der Nationalratswahl am 9. November 1930 Er= hielten Stimmen in Tausenden:

Sozialdemokraten..

Christlichsozialen und Heimatschutz Großdeutsche und Landbund

Heimatblock( Heimwehr  )

Kleine Parteien

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1517( 41,1 Broz) 1315( 35,7

428( 11,6 227( 6,2 Ps 200( 5,4

davon Hitlerleute 112, Kommunisten 21 000

Für fofortigen Rüstungsstillstand. Antrag der Rentralen/ 3talien wünscht feierliche Erklärung. Genf  , 22. September.  ( Eigenbericht.)

25 Jahre Monistenbund

Man muß das Wahre immer wiederholen, meil auch der Irrtum uns immer wieder gepredigt wird.( Goethe.) In Jen a fand vom 18. bis 21. September die Jubiläumstagung des Deutschen Monistenbundes  " statt, der auf eine 25jährige, jegens reiche und vielseitige Tätigkeit zurücbliden fann. Die gewaltigen Umwälzungen, die sich seither im Geschick der Völker vollzogen haben, fonnten nicht ohne Einfluß auf die Entwicklung des Bundes bleiben, und tatsächlich war dessen Fortbestand auch mehr als einmal ernstlich bedroht. Allein immer wieder vermochten die Kräfte, die dem monistischen Gedanken innewohnen, sich siegreich, zu behaupten, der, biegsam und elastisch, den Wandlungen der Zeit Rechnung trug.

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Das 25jährige Bestehen des Deutschen Monistenbundes   läßt es angebracht erscheinen, so erklärt Heinrich Schmidt   Jena  , dem das Hauptreferat der Tagung zufiel, sich die Ideen- und Problem­geschichte des Bundes zu vergegenwärtigen, um aus diesem Rück­blick für die Zukunft zu lernen. Blättert man die Zeitschrift des Bundes, die ihren Namen wiederholt geändert hat, durch, so enthüllt sich uns das Bild einer schier verwirrenden Fülle von Ideen und Problemen, die sich indessen ganz zwanglos in die beiden großen Gruppen der meltanschaulichen Theorie und der organisatoris.praktischen Arbeit einordnen lassen.

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durch.

Auch um die Frage: Ist Monismus eine Religion oder molen wir eine Religion daraus machen? entbrannten heftige Meinungs­verschiedenheiten, und lange Zeit stand bie Sultfrage": Bie werden wir den Gemütsbedürfnissen unserer Mitglieder gerecht? in Brennpunkt des Interesses. Der Verstand ist nicht falt und die Vernunft nicht nüchtern" meinte zwar Professor Herrmann, und Professor Bed erklärte: Der Monismus ist die lodernde Flamme; wir brauchen nicht die Morphiumsprize oder die Schnapsflasche des Kult." Dennoch setzten sich die monistischen Feier- und Weihestunden durch, wie schon Wilhelm Ostwald   sie mit seinen Monistischen Sonn­tagspredigten" angestrebt hatte.

Wir kommen endlich zu der letzten, entscheidendsten und aktuellsten Frage, die auch in den übrigen Vorträgen, Distusfionen und An­trägen der Tagung den breitesten Raum einnimmt: zu der Frage: monismus und Sozialismus. Bundes war der Beschluß gefaßt worden, sich von aller Parteipolitik Bei Begründung des fernzuhalten. Damals schrieb die Leipziger Boltszeitung": Der fernzuhalten. Damals schrieb die Leipziger Volkszeitung": Der halten müsse." Monismus ist nur ein bürgerlicher Firlefanz, von dem man sich fern­

Seitdem hat sich der Monistenbund immer mehr von dem anfäng­

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lich vertretenen demokratisch- liberalen Standpunkt, dem auch sein philosophisches Rüstzeug entstammte, entfernt, um sich fast uneinge­schränkt auf marxistischen   Boden zu stellen. Schon die soviel be­fehdeten Hamburger Thesen bekennen sich zum ethischen und wissen­schaftlichen Sozialismus". Baege Jena   geht noch weiter und erklärt in feinen temperamentvollen Ausführungen über die ,, Wissen­schaftskrisis der Gegenwart": mit den wissenschaftlichen Grund­Absolutheit, begriffen und Ideen der herrschenden Klasse Apriorität, Wert haben wir nichts gemeinsam. Rompromisse fann und darf es hier nicht geben. Wer wie wir die neue Ordnung an­strebt, braucht auch neue Kampfmethoden und Prinzipien: streng empirische, relativistische, fritische.

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Eine Fülle von Gegensägen erheben sich sogleich von den Tagen der Gründung an. Als am 11. Januar 1906 der Bund ins Leben trat, entstand sogleich die Frage: Soll die Führung des Bundes aristokratisch oder demokratisch sein? In geistigen Dingen gibt es feine Demofratie, antwortete damals Baege, und mit allen gegen 2 Stimmen setzte sich zunächst das aristokratische Prinzip menn auch nur für sehr kurze Zeit Auch der zweite Gegenfaz flang schon in der Gründungsver­fammlung an: Soll der Monistenbund Massenagitation treiben oder soll er sich nur an eine fleine Schar Gebildeter wenden? Bis heute ist die Frage nicht entschieden, ob die Monisti­schen Monatshefte" wiffenschaftlich oder populär zu halten find. Wissenschaftliche Weltanschauung oder praktische Lebens­gestaltung. lautete eine andere Kern- und Lebensfrage des Monisten bundes; wissenschaftliche Weltanschauung und Lebensgestaltung ent­schieden die Hamburger Thesen. Und daß die praktische Arbeit auch mirklich nicht zu furz fam, sondern im Gegenteil die Theorie oftmals faft zu sehr in den Hintergrund drängte, das iehrt uns wiederum ein Durchblättern der Zeitschrift, gibt es doch kaum ein bedeutsames Problem freiheitlicher Lebensgestaltung, das der Monistenbund nicht in Angriff genommen hätte: für Trennung von Staat und Kirche, Die Tagung schließt mit interessanten Ausführungen Rie für Mutterschutz und Sexualreform, für Strafvollzug und Schulmanns und Friz Schiffs Berlin   über Kulturkrisis der reform, für Gewiffensfreiheit und ungezählte andere Forderungen Gegenwart" und mit einer lebhaften Generalbebatte über fämt­einer monistischen Ethik ist der Bund jederzeit eingetreten. liche Borträge und Anträge.

Kabale und Liebe  "

Bon Schiller und Mog Reinhardt.

May Reinhardt steht noch immer unerschüttert im internatio­nalen Kunstfurs, den solide Golddeckung stüßt. Das Theater, das er spielt, ist buntest und raffiniertest empfundenes und gestaltetes Sinnbild der Kapitalistenwelt, die ihn trug. Wie lange wird sie ihn noch tragen?

Er inszeniert Schiller. Die Schauspieler, die er entbedt und meistert, die ihm blindlings gehorchen, werden in großartige Opern stars verwandelt. Sie reden deutsch  , und es ist doch eine fosmo. politische Brunktheatersprache.

Es verschwindet unter dieser meisterhaften Regie vieles vom Geist des deutschen Trauerspiels, besonders der Schillerfche Aufruhr. geift. Die Szenen, in denen etwas Politisches, etwas ablig und bürgerlich Faules, also eine Allgemeinangelegenheit und Volkssache attackiert wird, sind am mattesten. Alle Darsteller dürfen ihren herrlichen Mund ganz laut zur Enthüllung ihres privaten Gefühls auftun. Gedämpft wird aber alles, was anstoßen und antlagen fönnte. Reinhardt spielt das nobelste Privattheater. Wie lange wird das noch erlaubt sein?

So wären nur die glänzenden und blendenden Darsteller zu nennen, die zusammen mit ihrem Regisseur eine Intensität der theatralischen Stimmung erreichen, die schöner und bannender nicht erdacht werden kann. Lucie Höflich   und Eugen Klopfer   spielen das alte Musikantenehapaar. Soviel Gesundheit und förnige Derb. heit! Sie farifieren nicht. Sie spielen die vollkommene Muffigkeit und Bedrücktheit. Man höre nur, wie Lucie Höflich   noch wimmert, menn sie alle ihre Trübsal ausgeflagt hat. Nur die absolute Schau­spielerin, die unübertreffliche Seelenverwandlerin fann das.

Dann Rudolf Forster   als Präsident. Auch das ist schon nicht mehr gewöhnlicher Schauspielerstil, das ist die innere Berwandt schaft mit hundert Menschenseelen. Das ist die unbestrittene Schau­

Der dritten Kommission des Bölkerbundes liegt ein gespielernatur, die imftande ist, sich ganz aufzulösen. Technik und meinsamer Antrag von Dänematt, Norwegen  , Holland  , Kunst werden eines. Es wäre nicht möglich, Borbilder und Eben Schweden   und der Schweiz   vor, den Regierungen durch den Rat bilder für solch hohe Kunst im übrigen Europa   zu entdecken. den Wunsch ausdrüden zu lassen, daß sie

bis zum Abschluß der Abrüftungskonferenz ihre Rüffungen nicht weifer erhöhen

sollen. Die Kommission hat bereits durch das Büro der Boll versammlung neun in ihr vertretene Staaten zur Beratung diefes Antrages telegraphisch einladen lassen. Amerifa war am Montag bereits durch seinen Brüsseler Gesandten Gibson pertreten. Bon den übrigen Staaten fehlten noch die Antworten.

In der Montagssigung der Kommission brachte General de Marinis einen detaillierten Vorschlag der italienfchen Re­gierung für einen fofortigen einjährigen Rüstungsstilstand ein. Danach sollen für die Landrüstungen feine Ausgaben gemacht werden, die die bereits angenommenen Etatskosten überschreiten. 3ur See follen feine Neubauten mehr aufgelegt, dagegen die begonnenen Kriegsschiffbauten fertiggestellt werden. Auch neue Militärflugzeuge sollen nicht mehr gebaut werden, mit Ausnahme der Erfaßbauten für solche Apparate, die mährend der Rüstungspause außer Dienst gestellt werden. Bezüglich der Form für die Verpflichtungen der Staaten zur Anwendung der Rüstungspause schlägt Italien   eine formelle und feierliche Erklärung vor, durch die jede Regierung ihre Absicht fund zugeben hätte, die durch die Rüstungspause aufgelegten Beschrän fungen zu refpeftieren. Marinis schloß mit der Bersicherung, daß eine einfache Empfehlung, wie sie in dem gemeinsamen Antrag der fünf Staaten vorgesehen sei, der Schwere des Problems und den Bedürfnissen der Situation nicht genügt. Daher fönne er bei aller Anerkennung nicht für diese Entschließung stimmen, menn fie in ihrem Endziel nicht den Borschlag einer Rüftungspause nach den Richtlinien des italienischen Antrages enthalte.

Auf Antrag Lord Cecils wurde die Beratung des italienischen Antrags auf Dienstag vertagi, um den Delegationen Zeit zu einer Prüfung zu geben. Die beutsche Delegation ist mit dem Antrag Marinis einverstanden.

Dann im Abstande Sokoloff als Wurm, Gründgens   als Marschall von Kalb  . Hier ist das Virtuosentum an der Arbeit, die vortreffliche Dressur, wo Reinhardt der Dresseur ist. Hier, mo Reinhardt nicht schauspielerische Ganztemperamente, sondern nur schmiegsame und fügfame Talente zur Verfügung hat, merkt man, wie gern er Operette für das große Bublifum spielt. Auch das macht er prächtig, aber es spielt dabei ein gut Stüd leere Kulissen reißerei mit.

Paul Hartmann, der Ferdinand, kommt vom Wiener Burgtheater   wieder nach Berlin  . Diese Heldentenöre sterben aus. Hartmann überlebt dieje Katastrophe noch. Er fann sich noch immer geben mit der jugendlichen Ueberschmenglichkeit, die heute fo fellen ist. 2o lebt noch Schwärmerei unter Dichtern und gewöhn­lichen Sterblichen? Und nun soll ein Künstler diese verschwindende Tugend heucheln. Hartmann heuchelt mehr, als daß er pon innen heraus charakterisiert, genau so wie Lili Darvas   als Lady Mil­ford. Das ist nur die hübsche Glätte und leere Theaterschönheit, nur die Kleiderträgerin, nicht die Seelenträgerin.

Bleibt noch Ursula höflich, die Tochter der großen Mutter. Sie ist ganz jung, sie berechtigt jede Hoffnung und Förderung. Sie spielt die Luise. Ja, da lohnte sich die Protektion. Ein Kind geht auf die Bühne und es hat Talent, obwohl es mandymal noch wie ein Sperling pfeift. Ursula Höflich besitzt die Inbrunst und jene Hingabe, die wohl nicht die oberflächliche Eitelkeit zu fürchten hat.

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Reinhardt ist ein glücklicher Mann. Er fann seine Schöpfungen immer noch einmal schaffen, fich torrigieren. Und so ist auch diese Neueinstudierung nur die Wiederholung einer alten Bieber­Wieder holung, ein wenig Stillstand, ein Richtweiterkommen als bis zur Befriedigung der internationalen, perwöhnten Snobs. Schließlich merft man, daß diesmal die großen Schauspieler größer find als ihr Regisseur.

Ernst Schütte   murhe zum besten Mitarbeiter Reinhardts, da er für diese Brunkaufführungen die Räume und Farben und Lichter Max Hochdorf  .

ausdenkt.

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Und Rudolf Goldscheid Bien, der Ehrenvorsitzende des Bundes, erklärt: heute ist die Vernunft selber zum Gegenstand des Riaffentampfes geworden; die Bernunft selber ist schon ein politisches Problem. Sozialismus ist die Forderung der Dinge felber. Nur auf seinem Boden fönnen wir zu höchften fozialen Leistungen, zu sozialen Wundern aufsteigen. Bo wir eine linksgerichtete Mehrheit haben wie in Wien  , da find schon heute Anfäge zu solchen sozialen undern vorhanden.

Dr. Lilly Herzberg.

,, Der ungetreue Effehart." Titania und Primus- Palast.

Die Filmproduktion hat sich nachgerade in eine Lachpillenpro­buttion umgewandelt. Produzent, Regisseur, Darsteller, fie alle fiehen: Lache, Publikum, lache!"

Diesmal bearbeitete man einen Bühnenschwant von Hans Sturm sehr frei, um durch reftios ausgenugte Situationsfomit auf das Smerffell der Zuschauer einzumirfen. Der eine Schwiegerjohn des Herrn Generaldirektors ift die personifizierte Tugend, der andere ist ein Windhund. Diefer mietet auf den Namen des ersteren einer Kabarettdame eine Wohnung. Das gibt zu allen möglichen Ber wechslungen Anlaß, die beinahe fein Ende nehmen, als die bemußte Wohnung in den Besiß einer Irrenärztin übergeht. Die ganze Fa milie des Generaldirektors trifft sich in dieser Wohnung und Ralph Arthur Roberts   muß als ungetreuer Effehart nicht nur im Schattenbilde, sondern tatsächlich als leibhaftiger Aft durch die Szenen poltern. Für alle diese unschuldig erlittenen Strapazen wird er schließlich belohnt; denn ein Gesandter findet plöglich Wohlgefallen an der Rabarettdame und erkauft sich den Alleinbefiz durch Orden und Regierungsaufträge.

den.

Karl Böse führt die Regie. Er verfilmt einen Bühnenschwank, er will nichts als belustigen, und alle seine regietechnischen Fein­heiten, die stets außerordentlich filmgeeignet maren, sind verschmun­Die Darsteller Fritz Schulz, Baul Hörbiger, Paul Hendels, Lucie Englisch  , Marg. Kupfer, Lissi Arna  , Jenny Kiefe und Anni Martart nehmen ihre Aufgabe ernst, das Publikum lachenzumachen. Dazwischen spielt die Kapelle Dajos Bela  , fingen die Comedian Harmonists   und werden in einer Bar Schlager geplappert. c. b.

60 Jahre Bühnengenossenschaft.

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Den Tag, an dem vor 60 Jahren Ludwig Barnan die Genossen­ schaft Deutscher Bühnenangehöriger   in Frankfurt   a. M. begrün­dete, beging die Genossenschaft durch einen Festakt in der Festhalle. Nach dem Vorspiel aus den Meistersinger" begrüßte der Senior der Frankfurter   Schauspielerschaft, Mathieu Pfeil  , die Anwesen­den. Es folgte ein Prolog von Alfred Kerr  , gesprochen von dem Mitglied der Berliner   Staatstheater Heinrich George  , An die Schauspielkunst". Dann gab der Präsident der Genossenschaft, Carl Ballauer, einen Rückblid auf die Entwicklung des genossenschaft­lichen Gedankens bei den deutschen Bühnenangehörigen.

Staatspräsident Dr. Adelung pries die Bühnengenossenschaft als Muster einer Organisation, die hervorgegangen sei aus der geschickten Arbeit der Führer und der Einsicht der Schauspieler. Barlament und Behörden sollten nicht vergessen, daß die gewaltige Quelle, die das Theater für das deutsche Kulturleben bilde, nicht verschüttet merden dürfe. Anschließend sprach Gerhart Hauptmann   über die Bedeutung des Schauspielers für die Kultur.

Das Schicksal der Wiener   Staatstheater. Die im Sparprogramm für die Wiener   Staatstheater vorgesehene Zusammenlegung pon Oper, Staatstheater und Burgtheater ist, wie ein Wiener   Blatt aus Regierungstreifen erfährt, nicht nur als Vorschlag anzusehen, sondern ols bereits feststehender Plan. In Wiener   Kunstfreisen hat diesev Plan große Erregung hervorgerufen und zu Brotestäußerungen An­laß gegeben. Zwischen den Künstlern und der Generalintendantur haben inzwischen neuerliche Berhandlungen über die Frage der Gagentürzung stattgefunden, bei denen zunächst eine wesentliche Annäherung erzielt wurde.

Faraday- Feierlichkeiten in London  . Anläßlich der vor hundert Jahren erfolgten Entdeckung der elektromagnetischen Induktion durch den Phyfifer Michael Faraday   finden zur Zeit in London   Faraday  Feierlichkeiten statt, die mit einer Ausstellung verbunden sind. Sie begannen mit einem Empfang der Bertreter pon 42 Staaten in der Royal Institution.

Die Tanzmatince Georgi- Kreuzberg, die von der Bolfsbühne Sonntag, bormittag 11.30 Uhr, peranstaltet wird, bringt u. a. die Arabischen Tänze, brei Stüde   im spanischen Stil und andere der besten Tanzschöpfungen per beiden Künstler. Einlagfarten für Mitglieder 1,30., fefte Blate sum Preise von 1,50 bis 3 M.