Beilage
Dienstag, 22. September 1931
Toles? mab isdDer Abend
Shalausgabe des Vorwärts
im hohen Norden
Wir schrieben den 7. März und es war acht Uhr morgens. Der Hafen von St. Johns, der Hauptstadt von Neufund land, ist überfüllt von Menschen. Heute bricht die Seehundflotte zur jährlichen Jagd auf, denn das Datum wird durch das Gesetz bestimmt und richtet sich nach dem Wetter. Die Seehunde dürfen nicht vor dem 14. März und nicht nach dem 1. Mai getötet werden. Die Leute drängen sich durch die Water Street und strömen zu den Hafenanlagen hinaus, wo die Schiffe liegen, um sich von ihren Freunden zu verabschieden, denn der Seehundfang ist eine gefährliche Beschäftigung, und sie wissen sehr gut, daß viele von ihnen vielleicht nicht mehr zurückkehren werden.
Sirenen heulen, Gloden läuten, Kanonen schießen Salut, Flaggen fliegen von den Schiffen auf und vom Ufer, während die fleine Flotte aus dem Hafen und in die Bucht hinausgleitet.
Harte Männer.
Man sollte meinen, daß es schwer sein müsse, Leute für diese Schiffe anzuheuern, da die Jagdzeit nur sechs Wochen dauert, das Leben hart und die Bezahlung gering ist. Aber es ist doch nicht so. Diese Seehundjagden üben eine merkwürdige Anziehungskraft aus, die ich auch selbst an mir erlebt habe; und wenn die Zeit kommt, ist das Verlangen, mit dabei zu sein, größer, als alles andere, und die Leute fühlen, sie müssen gehen. Spät im Februar, wenn das Meer am wildesten ist, verlassen die Männer ihr Heim, um manchmal hundert Kilometer weit auf Schneeschuhen zur nächsten Eisenbahnstation zu gehen, um St. Johns zu erreichen.
Dann kommt der Tag, an dem die Mannschaften angeworben werden.„ Die Marguerite wirbt ihre Mannschaft am 3. März um 9 Uhr morgens an", verkündet ein Platat an der Geschäftstür der Besizer, und sobald die Zeit da ist, beginnt ein wilder Ansturm, jeder will der erste sein, um die Liste zu unterschreiben oder ein Kreuz darunter zu sehen, wenn er nicht schreiben kann.
Die Kapitäne geben Leuten den Vorzug, die schon Erfahrung haben, oder solchen, die wenigstens ein hartes Leben in den Wäldern oder als Fischer gewohnt sind, denn diese Männer eignen sich am besten für die anstrengende Arbeit, die sie erwartet. Sobald fie unterschrieben haben, erhält jeder Mann eine Karte mit seinem Namen und mit einer Nummer, außerdem eine Summe von neun Dollar, damit er sich die notwendige Ausstattung oder Kleider taufen kann, falls er sie noch nicht besitzt.
Schwere Fahrt durch das Eis.
Mit 269 anderen schiffte ich mich auf der„ Marguerite" ein. Der Tag unserer Abfahrt war für Samstag angesetzt, und wir brachen beim ersten Morgengrauen auf. Der Wind füllte die Bucht mit Eis und Schnee, und so warfen wir wieder nach furzer Zeit Anter. Der nächste Tag war nicht viel beffer, aber der Kapitän erflärte, daß er nicht noch mehr Zeit versäumen fönne, und wir ntachten uns wieder auf die Reise. Die Entfernung von unserem Ankerplatz und den Harrows, dem flaschenförmigen Hals der Stanft. Johns- Bucht, war nicht länger als zwei Kilometer, aber trotzdem brauchten wir 12 Stunden, um die Strecke zurückzulegen, da das Eis die Durchfahrt stark behinderte. Als wir aus der Enge ins offene Meer tamen, blies der Wind mit einer Stärfe von 100 Ri! c= metern in der Stunde und wir konnten nur mit Mühe unseren Weg gegen den Norden erkämpfen. Die Wellen waren so hoch, daß sie manchmal sogar über die Brücke schlugen, bis das Schiff wie ein einziger Eisblock ausjah. Mit einbrechender Nacht ließ der Sturm nach, aber wir waren ganz mit Eisblöcken umgeben, so daß das Schiff manchmal vollständig eingefeilt war und sich weder nach vorn noch nach rückwärts bewegen konnte. Um durch das Eis durchzubrechen, mußten wir verschiedene Methoden versuchen, um überhaupt nach rückwärts fahren und einen Anlauf nehmen zu könne.. Alle wurden auf Ded befohlen und gleichzeitig mußte jedermann von der einen Seite des Schiffes auf die andere laufen, um das Fahrzeug in schaukelnde Bewegung zu bringen und so das Eis ringsherum zu brechen. Aber die„ Marguerite" war zu schier mit Kohle und Jagdausrüstung beladen, um zu schaufeln. Nun kam der Befehl:„ Alle Mann auf das Eis!", und wir versuchten das Eis zu brechen, indem wir Gräben aufhackten. Aber das ging viel zu langsam. Dynamit war schneller. Wir legten Dynamitpatronen, zuerst auf einer, dann auf der anderen Seite. Sechs Patronen brachen das Eis dort, wo es an das Schiff enstieß, um hoben dieses dabei fast aus dem Wasser. Während der Sprengstoff explodierte, gab die„ Marguerite" Bolldampf nach rückwärts, und endlich war das Schiff aus seiner Falle befreit. Dann ging es wieder weiter. Schwarz von Seehunden. Das ging so den ganzen Tag, und am nächsten Nachmittag waren mir erst oberhalb Als der Magdalenen- Inseln. die Dämmerung hereinbrach, stieg der hinauf auf den Mastkorb, konnte aber nichts anderes als Paceis in der Richtung sehen, die wir nehmen mußten. Unser Schiff war viel zu schwach, um durch das Eis durchbrechen zu können, und es blieb uns nichts anderes übrig, als einen Umweg zu machen. Bevor wir aber noch den Bogen um das Eis beendet hatten, rief der Mann aus dem Ausguck herunter, daß er bereits einige alte Seehunde auf den Schollen sehen könne; wir wußten also, daß wir nicht, weit von der Herde sein fonnten. Endlich verlangte der Mann oben im Mastkorb, daß die Maschinen abgestellt würden, da ihre Erschütterung ihn am Benügen des Fernrohres hinderte. Dann rief er mit aufgeregter Stimme:„ Das Eis auf der linken Seite ist schwarz von Seehunden!"
Kapitän
,, Alle Mann bereit!" tam der Befehl des Kapitäns.„ Strick: und Stockharp unten!" 234 Mann stolperten auf Deck und wurden in vier Gruppen geteilt, um ihre Schlächterei zu beginnen. Die Seehunde wurden durch einen Schlag mit der Harpune schnell erledigt, ihre Körper wurden aufgeschlitt und ihr Belz abgezogen ledigt, ihre Körper wurden aufgeschlitt und ihr Pelz abgezogen und dann um die Markierstangen aufgeschichtet. Die Marfierstangen sind farbige Flaggen, die dem Schiff die anwachsenden Fellhaufen weisen, damit man sie auslesen kann, während die Jäger weitergehen. Ueber 8000 Seehunde wurden an diesem Nach mittag getötet, lauter junge, denn die weißen Felle" haben einen größeren Marktwert als die ihrer Eltern.
56 000 Robben getötet.
Drei Tage lang dauerte das Gemetzel, von Sonnenaufgang bis zur Dunkelheit, und während der ganzen Zeit war die Marguerite".
Von Professor Frank B. Willmot
im Eis eingerammt, unfähig, fich zu rühren. Endlich begannen wir| zuschauen. Da folgen sie der sich zurückziehenden Herde, die nun die Häute einzuholen, aber am vierten Tag sette ein fürchterlicher Sturm vom Westen ein, begleitet von Schnee und Frost. Seehunde und Schiffe wurden gegen die Kap- Breton- Küste hinuntergetrieben. Die Wucht des von dem Sturm getriebenen Eises brach unsere Markierstangen nieder. Bom, Ausgud aus fonnte ich sehen, wie eine nach der anderen fiel, und ich konnte auch sehen, wie unsere Arbeit unter dem Eise begraben, wurde. Große Haufen Felle, die nicht unter das Eis tamen, trieben in dem Wirbel fort, ohne daß wir sie erreichen konnten, da wir nicht weit vom Lande im Eise festsaßen. Durch langes Suchen und harte Arbeit konnten wir 28 000 Falle einbringen nur die Hälfte der Seehunde, die wir getötet hatten, aber trotzdem war es der größte Fang, der in Neufundland je gemacht wurde.
Die Haube" und die Harfe".
Es gibt viele verschiedene Seehundarten in diesen Gewässern, aber diejenigen, die am meisten gejagt werden, sind die sogenannten „ Harfen“ und„ Hauben"-Seehunde. Die ersteren erhielten diesen Namen wegen des grauen, harfenförmigen Fleckes auf ihrem Rücken und die anderen wegen der haubenartigen Erhöhung, die auf dem Kopf der Tiere hervortritt, wenn sie zornig sind. Die„ Haube" ist größer als die„ Harfe" und ihr Fell ist gefleckt wie das eines Leoparden. Die Mutter der Hauben wird immer, bei ihrem Jungen bleiben und es bis zum Tode verteidigen, während die„ Harfen"- Mutter davonrennt. Die weibliche Haube" nimmt manchmal ihre Kleinen an ihre Flossen, um sie unter Wasser und in Sicherheit zu bringen, oder sie stößt sie mit ihrer Nase unter den Wasserspiegel, aber die unvernünftigen kleinen Dinger kommen in ihrer Neugierde immer wieder herauf und klettern auf das Eis zurück, um die ungewohnten Vorgänge zu beobachten, und werden dann oft von den Jägern gefangen. Während der Zeit der Aufzucht, wenn alle Seehunde auf das Eis gehen, schwimmen die„ Hauben" unter dem Eise durch bis zum Rande und kommen dort hervor, während sich die„ Harfen" zwischen den Eisschollen durchzwängen. Ihr Junges sieht wie ein flaumiger, weißer Muff aus und seine Augen sind groß und durchsichtig braun, und es ist wollig wie eine junge Gans. Später werden die Haare länger und lichter, aber nach ungefähr vier Wochen nehmen ihre Mäntel durch das Herumtreiben auf dem Eise ein schäbiges Aussehen an. Während der ersten Tage find die jungen Seehunde mehr oder weniger hilflos und ganz von ihrer Mutter abhängig. Bei ihrer Geburt wiegen fie ungefähr drei Kilogramm, aber nachdem sie die nahrhafte Milch ihrer Mutter lange getrunken haben, nehmen sie schnell zu, manchmal bis zu dreiviertel Kilogramm im Tage.
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Profit und Gefahr.
Wenn die Mannschaft gegen Ende März noch nicht genügend junge Seehunde fangen fonnte, beginnt sie auch nach alten aus
schon sehr vorsichtig geworden ist, und schießen sie mit Gewehren. Jeden Morgen muß der Kapitän entscheiden, ob er seine Mannschaft auf das Eis schicken soll oder nicht. Manchmal wird er zwischen der Angst für seine Leute und dem Verlangen nach Gewinn für die Unternehmer schwanken. Ein Kapitän unserer Flotte schickte seine Leute hinaus, als das Wetter drohend war, in der Hoffnung, daß es sich doch aufhellen werde. Aber von draußen, aus Nordwesten, fam ein fürchterlicher Sturm. Wind und Eis keilten das Schiff so ein, daß der Kapitän nicht zu seinen Leuten gelangen fonnte, um sie aufzunehmen. Geen von Wasser öffneten sich zwischen der Mannschaft und dem Dampfer. In dem wütenden Orfan wurden viele in das Wasser und unter das Eis geweht, und andere erfroren. Als das Wetter sich am nächsten Tag gebessert: hatte, hatte das Fahrzeug 83 Mann verloren.
Es besteht die ständige Gefahr für das Schiff, zwischen den gegeneinanderstoßenden Eisschollen zerdrückt zu werden; oder ein Schiff wird havariert, fann aber noch gerettet werden, andere sinken in wenigen Stunden. Manche werden auch von Wirbeln erfaßt und mit der Strömung gegen verborgene Riffe getragen. Viele Schiffe find auf diese Weise zugrunde gegangen, und unvorhergesehene Todesfälle unter der Mannschaft sind häufig.
Karger Verdienst.
Was haben die Leute von all dieser harten Arbeit? Das Fahrzeug fann einen schnellen Fang" machen und nach wenigen Tagen zurückkehren; aber es ist auch schon vorgekommen, daß ein Schiff zwei Monate draußen blieb und gezwungen war, umzukehren, ohne einen einzigen Seehund gefangen zu haben. Das einzige sichere Einkommen des Jägers ist seine tägliche Verpflegung und die neun Dollar, die er vor Antritt der Fahrt erhält, wenn er unterzeichnet, denn er arbeitet gegen Beteiligung. Ein Drittel des Reingewinnes wird unter der Mannschaft geteilt. Das schließt alle ein mit Ausnahme des Kapitäns, der vier Prozent erhält, aber trotzdem dasselbe Risiko wie die Mannschaft auf sich nimmt. Keine Seehunde fein Geld. Der Anteil eines Mannes kann bis 238 Dollar ausmachen, aber der Durchschnitt ist nicht mehr als 80 Dollar. Das ist nicht viel, aber es kommt gerade zu einer Zeit, in der es schwer ist, auf dem Lande Geld zu verdienen.
Der Neufundländer Fischer liebt die Unabhängigkeit. Er besizi sein eigenes Haus, für gewöhnlich hat er etwas Geld in der Bank. Er besitzt ein Pferd, eine Kuh und ein Boot. Er pflanzt sein eigenes Gemüse und fängt sich seine Fische. Jede Familie hat ein oder zwei Schafe, und die Frauen spinnen selbst die Wolle. Wenn es ein gutes Jahr war und der Ertrag des Seehundfanges die Ansprüche der Familie deckt, so fann das Geld, das noch während des übrigen Jahres in den Kabeljaufischereien verdient wird, als Reingewinn zur Seite gelegt werden.
Rings ums erste Arbeitsdienstlager
Betrachtungen eines Beobachters
Der Arbeitsdienst, freiwillig zwar noch, ist Tat geworden. Unter| Arbeitsdienstlagers, dem Diplomlandwirt Wulf vom Jungdeutschen Führung des Jungdeutschen Ordens schaffen seit drei Wochen 130 Arbeitsdienstwillige in Preitih in der sächsischen Oberlausig. Der Albrechtsbach soll reguliert werden, zwischen Gleina und Preitig.
Wir gehen längs einer für geruhsamen Verkehr gedachten Straße durch hügeliges Gelände pon Bautzen der Lausitzer Ebene zu. Dörfer liegen rechts und links breit und behäbig. Kleinbauern gibt es, Häusler, Gärtner, Handwerker und in einem jeden Dorf ein Rittergut mit Riesenstallungen, Herrenhaus und großen Parkanlagen. Autos tuten vor den Herrenhausportalen. Raupenschlepper, Trattoren rattern über Stoppelfelder. Dreschmaschinen stampfen in hohen Scheuern. Kartoffeln werden geerntet. Geschecktes Vieh wiederfaut auf umzäunten Weideflächen. Ein schwarzer Fluß schlängelt sich träg nach Norden, der Spree zu. Der Albrechtsbach. Eichen und Weiden säumen die verschlammten Ufer.
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Vor Preitig, Dorf ohne Kirche mit einigen Bauern, Gärtnern und dem von einem Chemnizer Stift verpachteten Rittergut, begegnen uns Arbeiter auf Rädern. Heimkehrer von der Arbeit. Notder den Anstandsarbeiter, die hinter Gleina den Albrechtsbach liegern ohne Zweifel bei Hochwasser großen Schaden anrichtet gulieren. Arbeiter aus den Dörfern rings um Bautzen , die Tag um Tag 30 Kilometer fahren, um arbeiten zu können. Aeltere Menschen, Familienväter. ,, Wollt ihr euch anwerben lassen?", rufen sie uns zu. lind einer spricht für alle, als er sagt:„ Wollt auch ihr uns die Arbeit wegnehmen?"
Diese Frage geht mit uns ins Breitiger Arbeitsdienstlager. Vor dem Dorfgasthaus ist eine Barade aufgestellt, der Speise- und Aufenthaltsraum der Arbeitsdienstler. Eine grün- weiße Fahne ist aufgezogen. Auf den Tischen stehen Feldblumen und Wappenschilder. In der Gasthausremise sind zwei Gulaschkanonen. Das Essen gut und reichlich solle es sein, zumindest für einen ausgehungerten bereiten zwei Frauen vom Jungdeutschen Orden. Die Arbeitsdienstler wohnen teils im Nebengebäude des Gasthauses, teils in Stallgebäude des Rittergutes.
Erwerbslosen
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Orden warten, unterhalten wir uns mit einem Unterführer. Er sagt:„ Die Arbeit ist bei dem Ganzen eigentlich Nebensache. Auf den hohen moralischen Wert kommt es uns an. Das seelische Gleichgewicht wollen wir den Arbeitslosen wiedergeben. Zwanzig Wochen sollen sie ohne, Not, ohne Sorgen leben. Wir wollen sie vor dem sittlichen Verfall retten. Kameradschaft ist das wesentlichste. Kameradschaft und der Glaube an ein neues Deutschland
Sehen
Sie, die Anlieger des Albrechtsbaches hätten nie den Betrag zur Bachregulierung durch eine Baufirma aufbringen können. Auch der Staat hat kein Geld. Da machen wir es. Das ist eine nationalökonomische Tat. Das wird auch anerkannt überall. Sogar der uufteinverlag hat seine Vertreter hierher gesandt. Was die Arbeitslosen machen, wenn sie in die graue Not ihrer Erwerbslosigfeit zurückfehren? Mann, wir sind feine Apostel. Wahrscheinlich werden sie sich zum nächsten Lager melden. Wir hoffen allerdings, daß bis dahin die Arbeitsdienstfrage von Staats wegen geregelt ist," Und dann beginnt die übliche nationalistische Schimpfkanonade auf das marxistische Deutschland ". Der Mann redete sich in Hize. Er polterte und schrie sich heiser. Es sei eine Lüge, daß Arbeitsdienstler auf dem Rittergute schaffen. Und wenn schon, dann tun sie es freiwillig, das kann ihnen niemand verwehren. Sie würden nicht gesetzwidrig handeln. Kein Arbeitsdienstleiter nehme jemand die Arbeit weg.
Dieweilen gehen die Arbeitsdienstler Essen fassen. Schwazend stehen sie vor den Gulaschkanonen. Einmal am Tage gibt es warmes Essen. Abends gegen 6 Uhr. Frühstück und Mittagbrot wird mit zur Arbeitsstelle genommen. Kasernenhofgeschmack. Zufriedenheit aus der Notwendigkeit einer verzweifelnden Lage heraus. Darum begehrliche Blicke beim Essenfassen. Sattessen ist die Hauptsache für viele! Sie traben nach der Aufenthaltsbaracke. Freizeit bis zum Schlafengehen um 10 Uhr. Wenn sie allein sind, sprechen sie vom Geldverdienen, von Arbeit, die auch persönlichen Sinn und 3med hat.
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Einige Notstandsarbeiter kommen in die Gaststube. Arbeitsmänner. Menschen, die ein Wollen haben: Freiheit der Arbeit. Lebensmöglichkeiten. Sie hören uns zu. Auf einmal reden sie drein: Uns nehmt ihr die Arbeit. Wir haben Familie. Wir können nicht für 50 Pf. Taschengeld schaffen. Unsere Söhne werden wir nicht zu euch senden. Was sie brauchen ist Arbeit, zumindest Notstandsarbeit, die neue Anwartschaft auf Erwerbslosenversicherung, verAber nicht allein das läßt uns euer Tun ablehnen. mittelt Eure Arbeit ist teurer als die unsrige. Wir sind Fachleute. Was Arbeit und Verdienst. Das wiegt eure Plusfeiten auf. wir schaffen, hat Dauerwert. Uns ist die Arbeit die Hauptsache.
Da sind die Arbeitsdienstler, junge Leute aus ganz Sachsen , dem Jungdeutschen Orden, dem Stahlhelm, der Nazipartei zugehörig. Auch einige Kommunisten sollen darunter sein. Sie tragen vom Staat gelieferte Arbeitskleidung, Drillichanzüge, Stiefel und Jungdomüßen. aus ihnen spricht nichts von ihrem„ hohen Wollen". Die Arbeit 9 Stunden im Wasser stehend mit Hacke und Schaufel schaffen- ist ihnen ungewohnt. Sie find zurückhaltend, fast scheu. Auf unsere Fragen antworten sie instruiert zusammenhanglos. Sie sprechen Regulierungsarbeit am Albrechtsbach, von guter Kameradschaft von ihrer Arbeitstofigkeit, von der nationalen Notwendigkeit dieser untereinander, von notwendiger Disziplin, vom guten Essen. Und Weggehend in die aufkommende Nacht dachten wir über das immer wieder betonen sie, daß sie nicht daran denken, anderen die Geschehene und Gehörte nach: Ueber den ökonomischen Wert des Arbeit wegzunehmen. Arbeitsdienstes ist noch fein Urteil zu geben. Und andere Werte hat Während wir im Gasthaus auf den Leiter dieses ersten deutschen der Arbeitsdienst für das schaffende Volk nicht.