Dingelden schreit nach Macht.
Und die Hugenbergpartei plaudert aus der Schule.
Nachdem Herr Hugenberg in Stettin eine Attade gegen Brüning geritten und den Schrei nach der Macht ausgestoßen hat, meldet sich die Deutsche Volkspartei . Herr Dingeldey hat in einer Rede in Hamburg ebenfalls die Reichsregierung angegriffen und eine Neu bildung der Regierung unter Erweiterung nach rechts gefordert. Die Berliner Börsen- Zeitung", ein Scharfmacherorgan, sekundiert dabei fräftig. Man spricht von einer ,, Nationalen Regierung". Der Rechten in Deutsch : land schwebt das Kabinett Macdonald vor, fie träumen bei Tag und bei Nacht davon, daß auch in Deutschland ein ,, Kabinett Macdonald" zustande kommen möge. Diese Träume fönnen von uns aus bis in alle Ewigkeit fortgesetzt werden - aber erfüllen werden sie sich nicht.
Die Germania ", die eben erst Herrn Hugenberg eine deutliche Absage erteilt hat, nimmt sich Herrn Dingeldey vor. Seine Ausführungen, so fagt fie, feien angetan ,,, erhebliche Verwunderung" zu wecken, und nach einem ironischüberlegenen politischen Kolleg für Herrn Dingelden schließt sie:
Wenn Herr Dr. Dingelden, wie er sagt ,,, alle Möglichkeiten durch unmittelbare Berhandlungen" erschöpfen mill, so haben wir tein Recht, ihm dabei in den Arm zu fallen. Wie diese Erkundigungen ausfallen werden, darauf hätte ihm die Stettiner und jezt die Hamburger Rede Hugenbergs eigentlich schon Aufschluß und Antwort geben fönnen.
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Die um Hugenberg zeigen Herrn Dingelden trotz seiner Beslissenheit die falte Schulter. Der Nachttag" des Herrn Hugenberg höhnt ihn: Dingelden hat Sehn= sucht nach einem Ministersessel" und erzählt:
,, Die Deutsche Volkspartei möchte gern nach einem Sturz des Außenministers entweder das Justizministerium oder das Reichsinnenministerium für den Abgeordneten Dingeldey in Verbindung mit dem Amt des Vizekanzlers haben und dann behaupten, daß damit die Rechtswendung des Kabinetts zum mindesten eingeleitet sei. Nachdem diese Pläne bekannt geworden sind, ist man in den Kreisen, die aus der Mitte heraus Dr. Curtius ftürzen wollen, sehr bedenklich gestimmt,"
Das ist der unverhüllte Borwurf gegen Herrn Dingelden, daß er seinen Parteifreund Curtius stürzen wolle, um sich selbst in seinen Ministersessel zu setzen. Herr Dingelden mird als politischer Intrigant hingestellt, der persönliche Ziele ver folge. Das ist allerdings ein schlechter Dant vom Hauſe Hugenberg !
Die Intrige aber läuft nicht gut. Herr Dingelden hat in Hamburg angekündigt, daß die Entscheidung über den Rüdtritt von Curtius am Donnerstag fallen werde, und der Nacht- Tag" rechnete gestern nur noch mit Stunden für Curtius. Am Abend aber erfuhr man:
,, Die Besprechung zwischen dem Reichstanzler und dem Reichsaußenminister über die mit dem Berlauf der Genfer Tagungen zu jammenhängenden Fragen ist auf Freitagvormittag verschoben morden. Am Donnerstagnadymittag hat das Reichstabinett seine Beratungen über das Notprogramm für den kommenden Winter fortgesetzt. Für Freitagnormittag ist eine weitere Rabinettsfigung bereits anberaumt worden. Curtius Berichterstattung über die außenpolitische Lage innerhalb des Kabinetts dürfte er st nach der Abreise der französischen Minister, also frühestens am Dienstag, erfolgen." and situata anal
Da muß sich Herr Dingelben also noch gedulden, bis feine Da muß sich Herr Dingelden also noch gedulden, bis seine Sehnsüchte in Erfüllung gehen.
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Zentrums Antwort an Hugenberg .
Der Bressedienst der Zentrumspartei " schreibt neuerdings zu Hugenbergs Stettiner Attade gegen Brüning und das Zentrum:
,, Wenn die Deutschnationalen mit den Nationalsozialisten den törichten Glauben haben sollten, es werde das Zentrum tatenlos zusehen, wie Herr Hugenberg oder Adolf Hitler das deutsche Volk in neues Elend hineinzuführen beabsichtigen, dann werden wir sie fraftvoll genug des Besseren belehren. Wir werden sie zu feiner Stunde im unklaren darüber lassen, daß das Zentrum jedem Bersuch, das Kabinett Brüning zu stürzen, fich in ge= schlossener Front gegenüberstellt, daß es niemals baran denken wird. etwa mit den Deutschnatio nalen eine neue Regierung zu bilden, nachdem diese vielleicht dieses Kabinett gestürzt hätten. Und noch eines sei den Herren auf der Rechten mit der notwendigen Deutlichkeit heute schon gesagt, damit sie sich auch hier feinen falschen Illusionen hingeben: Sollten jemals die Deutschnationalen die Herrschaft in Deutschland antreten, um das Chaos, einen Trümmer haufen zu bereiten, dann würde das Zentrum nicht wieder bereit sein, ein solches Erbe anzutreten. Wir greifen den uns von Herrn Hugenberg hingeworfenen Fehdehandschuh auf. Wir werden zu lämpfen wissen, allerdings mit anderen Methoden wie Hugenberg , Oberfohren und Doehring. Dafür ist uns die Zeit zu ernst. Aber, was sich in Stettin schon offen zeigte, das politische Gaufelspiel, die Sabotagepolitik, die auf dieser Rechten betrieben wird, über die werden wir zum deutschen Wolfe sprechen, werden dieser von verhängnisvollen Folgen begleiteten Kata strophenpolitik die aufrichtige, ehrliche und wahrhafte Politik der Sachlichkeit gegenüberstellen."
Die Auseinandersetzung zwischen Zentrum und Deutschnationalen dürfte vorerst taum ihren Abschluß finden. Das Zentrum rüstet zu einem neuen Abrechnungskampf mit den Deutschnationalen im Lande, der seinen Widerhall auch in der bevorstehenden Tagung des Reichstags finden wird.
Das schlechte Gewissen. GA- Führer Helldorf fürchtet einen Saftbefeht. Der Führer der SA., Graf Helldorf , dessen Verhandlung auf Dienstag, den 29., festgesezt ist, hat anscheinend nicht damit ge rechnet, daß er nach seiner Rüctehr aus München hinter Schloß und Riegel kommen würde. Er hatte gestern beim Gericht beantragt, ihn in Begleitung von Polizeibeamten für zwölf Stunden aus dem Polizeigewahrsam zu entlassen, damit er feine privaten Angelegenheiten in Ordnung bringen könne. Auf Widerspruch des Staatsanwalts hat das Schöffengericht diesen Antrag abgelehnt. Graf Helldorfs Berteidiger stellten darauf den Antrag, daß ihr Mandant dem Bernehmungsrichter vorgeführt würde, damit dieser entscheide, ob er aus dem Polizeigewahrsam entlaffen merben tönne oder gegen ihn ein Haftbefehl erfaffen merden solle. Graf Heldorf war jedoch anderer Ansicht als sein Berteidiger: Er wünschte nicht dem Bernehmungs. richter vorgeführt zu werden; anscheinend mar er nicht im Zweifel darüber, daß dieser gegen ihn einen 5 aftbefehl erfassen würde,
Hugenberg
Stelliner
Rede
Banken
Kontrolle
Person u Eigentum der nationalen Kreise der einzige Wert den es zu schützen gilt..
وار ماست.
W
Der Franzosenbesuch in Berlin .
Bildung von deutsch - französischen Kommissionen?
Paris , 24. September. ( Eigenbericht.) Wie der Intransigeant" auf Grund von Mitteilungen einer autorisierten Persönlichkeit meldet, sollen Laval und Briand die Abficht haben, in Berlin die Bildung einer oder mehrerer deutsch - französischer Kommissionen vorzuschlagen. Eine Kommission solle ausschließlich die gegenseitigen Be= fchmerden gemeinsam prüfen und besprechen. Auf diese Weise würden etwaige Mißverständnisse schnell beseitigt werden. Ein anderer Drganismus folle die wirtschaftlichen und finan= ziellen Kreise Deutschlands und Frankreichs vereinen, attivere Fühlungnahme zwischen einflußreichen Persönlichkeiten beider Länder in die Wege leiten und sich zu einem allgemeinen Informationszentrum herausbilden. Auf französischer Seite solle eine interministerielle Rommission ge. schaffen werden, die zugleich wirtschaftlichen und technischen Charater habe. Natürlich werde der Berliner Besuch, so fügt der Informator des Intransigeant hinzu, die Grundlagen des deutsch französischen Problems nicht von heute auf morgen ver ändern. Man fönne heute nicht mehr auf Wunder rechnen.
Doch Empfang durch Hindenburg .
Der französische Ministerpräsident 2 aval und der franzöfifche Außenminister Briand haben den Wunsch ausgesprochen, anläß
Kommt die Fünftagewoche?
Regierung will von Lohnausgleich nichts wissen.
F
Der Reichsrat genehmigte in seiner Bollfizung am Donnerstag die Durchführungsbestimmungen zur Einschrän tung ber Arbeitszeit, ohne wesentliche Aenderungen mit Mehrheit. Die Bestimmungen beruhen auf der in der Notverordnung vom 5. Juni enthaltenen Ermächtigung für die Reichsregierung.
Der Berichterstatter wies darauf hin, daß die Verhandlungen der Reichsregierung wegen Herabsehung der Arbeitszeit in einigen Erwerbszweigen schon zu Erfolgen geführt hätten. Soweit im Bege der Vereinbarung eine Herabfegung nicht zustande komme, werde die Reichsregierung genötigt sein, in den Fällen, wo die mirt schaftlichen Verhältnisse es zulassen, von ihrem Recht Gebrauch zu machen, im Einzelfalle mit Zustimmung des Reichsrats die Arbeitszeit herabzusetzen.
Die Durchführungsbestimmungen regeln sowohl die Verkürzung der regelmäßigen Arbeitszeit unter 48 Stunden als auch die Ge. nehmigungspflicht für die in Tarifverträgen zugelassene Mehrarbeit über 48 Stunden wöchentlich. Insbesondere wird dabei die Einwirkung der zu erlassenden Einzelverordnungen auf die beim Erlasse schon bestehenden Tarifverträge behandelt, und zwar sowohl hinsichtlich der Dauer der Arbeitszeit als aud) hinsichtlich der Höhe der Entlohnung. In letterer Hinsicht sehen die Durchführungsbestimmungen grundsäglich eine Bertürzung der Vergütung entsprechend der Berkürzung der Arbeitszeit vor. Nur da, wo in laufenden Tarifperträgen eine günstige Regelung zugunsten des Arbeitnehmers schon vor gesehen war, soll daran festgehalten werden.
Bir werden auf die Durchführungsbestimmungen zurückfommen, sobald sie im Wortlaut vorliegen. Zum mindesten äußerst bedentlich erscheint uns, daß die Durchführungsbestimmungen einen auch nur teilweisen ohnausgleich von vornherein zu unterbinden scheinen. Bei sehr vielen freiwilligen Vereinbarungen ist ein der artiger Lohnausgleich ausdrücklich vorgesehen. Ihn ausschließen ist eine Belastung, die die ganzen Durchführungsbestimmungen ents werten würde.
Keinen Getreidewucher!
Legt den Spekulanten das Handwert.
An der Berliner Getreidebörse sind in den letzten Tagen Preissteigerungen erfolgt, die ihren Grund allein in fpefulatinen Maßnahmen der Beteiligten haben. Seit Sonnabend find sowohl die Weizen wie die Roggenpreise um 6 M. je Tonne heraufgegangen; bei den Terminnotierun gen waren die Steigerungen noch erheblich stärker.
lich ihres Berliner Besuches vom Reichspräsidenten von hinben burg empfangen zu werden. Der Reichspräsident wird diesem Wunsche entsprechen. Doch steht noch nicht fest. wann dieser Empfang stattfinden wird. In Aussicht genommen ist bisher der Montag fommender Woche.
Genf , 24. September. ( Eigenbericht.)
Die im weiteren Berlauf der Bollversammlung erstatteten Be richte über die Modifikationen der Arbeit der Europafommission hin sichtlich der geistigen Zusammenarbeit und der Arbeiten der Wirt schaftsorganisation wurden nach kurzen Aussprachen angenommen. Der französische Wirtschaftsminister Rollin schloß den letzten dieser Berichte mit dem Hinweis auf die Grundfrage des Bertrauens wie folgt: In der gleichen Stunde, in der ich spreche, schicken sich Laval und Briand an, eine Grenze zu überschreiten, wo sich so viele Leiben abgespielt haben. Unvoreingenommen, ohne Rüdsicht auf die Schwierigkeiten, mit ernstem und entschlossenem Herzen werden fie eine große Tat vollbringen, die, wenn die Bölfer fie zu begreifen wiffen, ein neuer Ausgangspunft einer wahrhaften Annäherung, einer Lonalen, dauerhaften, von der ganzen Welt er. warteten, als eine der dauerhaftesten Grundlagen der Sicherheit und des Friedens."
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halten, geſtüßt durch die Vorkehrungen der Schieleschen Getreidepolitif, in unverantwortlicher Weise mit dem Angebot zurüd, und die Händler kaufen plöglich viel stärker als vorher. Daß die Getreidepreise in Liverpool in den letzten Tagen gestiegen sind, will nichts befagen die Preissteigerungen in Liverpool gleiche. nech nicht einmal die inzwischen eingetretene Pfundentwertung aus. An der Berliner Börse sollen übrigens Gerüchte, die nur in bös williger Abficht und aus Sucht nach Spekulationsprofiten ausge streut werden, über inflationistische Bestrebungen in Deutschland eine Rolle gespielt haben. Selbstverständlich ist an diesen Gerüchten nicht ein Körnchen Wahrheit.
Die Instanzen, die zur Aufsicht über die Börse berufen sind, haben die Pflicht, hier energisch nach dem Rechten zu sehen. Sollte aber die Preissteigerung fich fortjeßen, dann hat die Regierung unverzüglich bei Roggen für ein verstärftes Angebot aus den Beständen der Getreidehandelsgesellschaft zu sorgen, im übrigen mit einer Herabjegung der Zölle diefe Preistreibereien zu unterbinden. Eine Verteuerung des Brotes kann auf keinen Fall geduldet werden; schon jegt aber haben auch die Me hI preise angezogen. Die Spetulation in Brotgetreide ist ein Verbrechen am Bolfe; ihr muß ein schnelles Enda bereitet werden.
Straflose Mordhehe.
Die Justiz und das Hafenkreuztreiben.
Dont
In den Schleswig- Holsteinischen Hochschulblättern " Februar 1931 ist unter der Verantwortlichkeit eines gewissen Dr. Hempel eine Abhandlung erschienen, in welcher mit Bezug auf Professor Gumbet folgendes erklärt wurde: ,, Da gibt es überhaupt nichts zu diskutieren im Dritten Reich wird fein Kopf in den Sand rollen." Wegen dieser Be= drohung und Beschimpfung haben sowohl Professor Gumbel als auch die Republikanische Beschwerdestelle Berlin bei dem Oberstaatsanwalt in Kiel gegen Dr. Hempel Strafantrag gestellt, dessen Ergebnis jetzt vorliegt.
Durch Beschluß vom 28. August 1931 hat das Schöffengericht in Kiel die Eröffnung des Hauptverfahrens abgelehnt, weil in der Veröffentlichung eine Bedrohung nicht zu erblicken sei. Die Beschwerde des Oberstaatsanwalts Dr. Mah gegen diesen Beschluß ist von der Ferienstraftammer I in Kiel am 9. September 1931 aus den gleichen Gründen zurüc= gewiesen worden.
Der Stahlhelmprozeß. Berufungsverhandlung gegen Geldte vertagt.
Bor der Kleinen Straflammer des Landgerichts I war gestern die Berufungsverhandlung gegen die Stahlhelmführer Seldte und Hier sind Landwirte und Händler augenscheinlich gemeinsam am Düfterberg anberaumt. Der Termin mußte aufgehoben werden. Wert, die Getreidepreise in die Höhe zu treiben. Die Landwirte| Seldte liegt schwer frank darnieder,