Erling Kristensen: Die Blechdosen
unehelich! Das war jenes wunderliche, falte Wort, was sich gendwo in feinem Innern festsaugte und nicht zu vergeffen mar. Zuerst hörte er es pon den Weibern in der Gasse, die, jede mit ihrem Rind auf dem Arm, in den Türen standen. Unehelich! Daran war fein Zweifel. Großmutter versuchte ihn zu beruhigen. Es bedeute nichts, meinte sie. Das sei nur so ein Ausdruck, den man für Kinder gebrauche, die feinen Bater hätten. Ja, aber, du weißt doch, das mit den Hunden, Großmutter", sagte er, indem er zu Boden blickte, es gibt Hunde, welche man echt und andere, welche man unecht und die unechten sind nicht soviel mert, wie die echten." Er lauschte lange auf einen Gegenbeweis aus Großmutters altem, verkniffenem Mund. Aber es tam feiner. Nur ein Seufzer. Unehelich! Damit war ihm sein Platz im Leben angewiesen. Die Zeit verging und das Wort verfolgte ihn. Es äßte sein zartes Gemüt und machte es leicht verwundbar. Worüber die anderen Kinder in der Gasse lachten, mußte er weinen. Alles richtete die scharfe Spige gegen ihn. Er hatte teinen Namen wie die anderen Kinder, sondern hieß einfach Großmutters Junge.
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Und Großmutter trabte umher, suchte die verschiedenen Restaurants und Pensionatsfüchen mit ihren Blechdosen und Krügen auf, um zu fechten Abfälle. Als er noch sehr klein war, verstand er, daß es eine Notwendigkeit war; aber wie haßte er die Blechdosen. Wenn Großmutter, gebeugt und ausgemergelt, die Gasse entlang trippelte, während die Dosen im Netz baumelten, versteckte er sich, bis sie vorbei war. Wußte er doch, daß Großmutter fich fast selbst verschacherte für das bißchen Fraß, das sie heimbrachte. Sie machte Papierblumen für die Hotelmädchen, die darüber kicherten, sie mußte Geschichten erzählen, worüber sie gleichfalls grinsten. Einmal hatte er beobachtet, wie sie selbst ganz albern gefichert hatte über etwas, worüber sie zu Hause niemals gelacht haben würde. Er begriff, daß man die Alte zur Närrin hielt und daß das nötig war wegen der Dosen. Alles dies stand in Großmutters Augen zu lesen, menn fie endlich die Tür hinter sich geschlossen hatte.
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Und dann kam jener Tag, an dem er selbst mit den Dosen im Netz losgehen mußte. Er war bereits in der Lehre und Großmutter tonnte nicht mehr aus dem Bett herauskrabbeln. Sie saß auf dem Bettrand und die flimpernden Dosen baumelten im Netz. Sie konnte nicht. Ihm wurde schwarz vor den Augen. Aber Großmutter sah ihn so hilflos an, daß er nicht anders fonnte, als nach dem Nez greifen. Sie tätschelte ihm die Wangen mit den ausgetrockneten, zittrigen Fingerspigen und dann stand er in der Basse, während die Dosen in dem Nez umeinander quirlten. Nur zu gut wußte er den Weg, denn er hatte es peinlich vermieden, Großmutter zu begegnen. Wie sollte er nun in jene feine Straße gelangen, wo das Hotel lag? Wenn ihm nun jemand aus der Werkstatt begegnete? Er schlich sich auf die Schattenseite hinüber. Die Dosen flapperten gegen seine Beine und schlenkerten hin und her hin und her. Er wollte gemächlich gehen, aber seine Beine schienen eher rennen zu wollen, als gälte es das Leben. Da vorn lag der sonnenbeschienene Martt, der Mittagsverkehr war auf dem Höhe punft und alle, die an ihm vorbeikamen, ftreiften Großmutters Neg mit den Bliden. Rückwärts sprang er in den Schatten und blieb mit den hinter sich versteckten Dosen stehen. Nein! Er schloß die Augen und rang nach Luft. Er konnte trotz alledem nicht. Aber was nun mit Großmutter? Er würde wohl nie mehr Hunger verspüren, aber Großmutter. Er versuchte zu denken, in seinem Kopf regte sich nur ein dunkles Summen. Großmutter!
Drinnen im Bett atmete die Alte fchwer. Er verbarg die Dosen unter der Treppe und schlich fich hintenherum in die Küche um seine neuen Schuhe unter dem Küchenfisch hervorzuziehen. Etwas später fehrte er mit drei kleinen Paketen zurück. Die Brotscheiben und den Aufschnitt legte er in die Dosen und trat ein. Das alles füllte ganz gewiß nicht sehr, aber Großmutter bemerkte es nicht. Sie blickte ihn mit ihren guten Augen an und schüttelte den Kopf. Ja, ja, aber du hattest ja auch keine Blumen mit, daran müssen wir morgen denken. Danke! Iß nun!"
Als er am Abend heimkehrte, lag Großmutter ganz still im Bett. Er schlich vorsichtig umher, um fie nicht zu weden. Unter der Treppe versteckte er zwei kleine Batete für morgen mittag. Aber wie lange würden die drei Kronen, die er für die Schuhe bekommen hatte, reichen? Die Uhr tidte vernehmlich. Großmutter rührte sich nicht. Die Tapete unterm Fenster gab einen trockenen Laut von sich; die Sommerhize schien das zu bewirken. Er hatte das schmerzliche Empfinden, allein im Zimmer zu sein." Großmutter!" Es entfuhr ihm wie ein Seufzer, er sprang ans Bett und schüttelte
Hans Bauer: Mein alter Klassenlehrer Als ich mich neulich in meiner Geburtsstadt aufhielt, begegnete ich meinem alten Klassenlehrer aus der Unter- oder Obertertia des Gymnasiums. Ich kann nicht verhehlen, daß es Scheu war, die in den ersten Augenblicken des unerwarteten Anblides in mir aufstieg, ein Nachbeben der Furcht und des Entfehens, die dieser Mann vor zwanzig, fünfundzwanzig Jahren in mir ausgelöst hatte. Als unantastbare Autorität hatte er damals über mir gestanden, Lob und Tadel in seiner Hand haltend, Erhöhung und Erniedris gung, die Kraft, mich in die höhere Klasse aufrüden zu laffen oder mir ein kostbares Lebensjahr zu rauben. Ueber alle amtliche Macht hinaus, die diesem Lehrer anheimgegeben war, war er überdies, aus persönlichem Trieb, ein Tyrann gewesen, ein vielleicht nicht ungütiger, aber peinlich auf Durchführung aller seiner Befehle bedachter Schulbeamter, bem niemals die Zügel entglitten, der in jebem Augenblid die volle Herrschaft über uns besaß.
Ich hatte die Absicht, an dem alten Klassenlehrer vorüberzuhuschen, aber als wir uns auf zwei Schritte genähert hatten, fah er mich prüfend an und schien sich meiner zu erinnern. Da streďte ich ihm instinktiv und mit einem übertriebenen und aus Atavismus wohl auch unterwürfigem Lächeln die Hand entgegen und nannte meinen Namen. Er wiederholte ihn unter Anwendung der Titulierung Herr". Das war ja nicht mehr als eine Selbst verständlichkeit, aber es erschien mir in diesem Munde doch fremb und außerordentlich, das Wörtchen„ Herr", ich mußte mich erst daran gewöhnen. Ich hatte das dumpfe Gefühl, daß dieser Mann jezt von mir Rechenschaft verlange, mich frage, was aus mir geworden sei, wie ich mein Leben eingerichtet habe: indessen, er fragte gar nichts, sondern erzählte obenhin, daß er sich habe pen stonieren lassen, zwei Jahre vor der Zeit und daß er froh sei, so frühzeitig aus der Tretmühle des Gymnasiums herausgekommen zu sein. Ich sah mir meinen alten Professor genau an. Er hatte es unterlassen, sich zu rasieren, trug eine ungepflegte Kleidung, eines feiner Brillengläser hatte einen Sprung. Er sah dürftig aus. Ein Sadismus züngelte in mir hoch. Da stand er nun vor mir, der Göße meiner Jugend, der Hochrichter über mein Tun und mein Unterlassen, der Bändiger meiner Launen, die gefürchtete letzte Inſtanz für alle meine Frevel- und Sündentaten: färglich, ausgebrannt, ein alter Mann mit weißem Haar und einer brüchigen
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fie. Bergebens! Er fah wie ihr Kopf in die Bertiefung des Kiffens zurückrollte. Mit den Händen vorm Gesicht blieb er auf dem Bett rand sizen. Gegen Mitternacht schlich er sich zum Nachbar und sagte, daß Großmutter wohl gestorben wäre. Sie lag so still.... Dann wurde Großmutter fortgefahren und beerbigt, ohne daß jemand davon Notiz nahm. In der Gaffe hatte jeder mit sich zu tun. Er blieb in Großmutters feinem eingeklemmten Haus wohnen, ging in die Lehre und fämpfte mit dem Hunger. Das war alles nicht leicht. Sommer und Winter ersehnte er den Tag herbei, an dem er ausgelernt haben würde und Geld verdienen. Geld verdienen. Diese Worte flangen in ihm wie ein Pfalm. Als der Tag herannahte, flang er zum letztenmal. Man hatte feine Verwendung für ihn. Die Zeit verging. Großmutters Dosen verrosteten im Nezz. Er betrachtete sie dann und wann; aber er fonnte nicht. Es war ihm auch unmöglich, jene Stätten aufzusuchen, die den Armen Hilfe erteilten. Vor allen Türen hatte er gestanden, es aber nicht über sich gebracht, einzutreten. Daran waren die Dosen schuld. Die Dosen.
Die Leute in der Gaffe fingen an in ihm ein übernatürliches Wesen zu sehen. Keine Arbeit. Keine Unterstützung, und doch schlug er sich durch.
ganz flar.
An einem Wintertag fand er sich selbst im Hofe einer Schlächterei stehend, wo nicht allein Ueberfluß an Effen war, sondern wo fich sicher auch eine gut gefüllte Geldkasse finden würde. In seinen Taschen hatte er Schraubenzieher und Brecheisen. Wie die da hineingekommen waren und weshalb er hier stand, war ihm nicht Sein Kopf war umnebelt. Das einzige, was nicht zweifelhaft war, war der Fleischgeruch, der ihm in die Nase drang wie etwas viel zu Startes, was ihn betäubte. Plöglich fing er an aus vollem Halfe zu lachen. Dies Gelächter drängte sich aus der inneren Leere hervor und war taum aufzuhalten. Irgend jemand im Hause öffnete ein Fenster und blickte ihn an. Er suchte Halt am Zaun, dann ging er nach Hause und tat das Brecheisen zu den Dosen in Großmutters Netz!
,, Besoffenes Schwein!"
Während der Nacht erschien es ihm wie ein Fiebertraum, daß jener Mann da oben im Fenster besoffenes Schwein gesagt hatte. Befoffenes Schwein! Besoffenes Schwein! Er weinte diese Worte, trällerte sie heraus und leierte sie zu jener Psalmenmelodie her, welche der Küster an Großmutters Sarg gesungen hatte.
Am Morgen wanfte er hinaus, um zu sehen, ob in den Zeitungsannoncen nicht doch irgend etwas von Arbeit stand.
Dosen! Besoffenes Schwein! Unehelich! Diese Worte fügten sich zu einem werkwürdigen Kehrreim. Er kannte allerdings nicht dieses puzige Lied, aber es mußte wohl sehr komisch sein. Dosen! Besoffenes Schwein und unehelich! Die Beine wollten ihn nicht recht tragen. Der Verkehr umfurrte ihn. Viele lesende Menschen, die sich gegenseitig über die Schultern guckten, starrten auf die Seiten mit den Anzeigen, welche hinter den Scheiben des Zeitungsverlags hingen. Er konnte nicht lesen. Das Papier wurde immer dunkler. Heißer Schweiß sprang ihm aus den Poren. Er wanfte bis zu einem Treppenabjah, wo er mit dem Hut auf den Knien hocken blieb. Um ihn wurde es dunkler und mitten in dieser Dunkelheit schwebten die Dosen in Großmutters Netz davon.
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Am Abend fam ein Neines Mädchen aus der Gasse nach Hause und erzählte, daß Großmutters Junge auf der Treppe des Kinos fäße und bettele. Sie hätte felbft gefehen, wie ein Herr eine Münze in feinen Hut getan habe. Die Leute schüttelten die Köpfe, Groß mutters Junge und befteln? Nein! Aber frogdem ging man hin, um sich davon zu überzeugen. Es stimmte. Es war die volle Wahrheit. Er saß in demütig gebeugter Haltung da, den Hut auf den Knien, und es war auch Geld darin. Der Tag hatte vier Fünförstücke abgeworfen.
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Er war steif und kalt. Einen Augenblick hielt der Verkehr inne. Nach einer Weile stand ein Zeitungsmann auf demselben Stein, wo Großmutters Junge gesessen hatte. Er schwenkte die Zeitungen und frähte fich heiser über die allerneuesten Neuigkeiten. Einer Dame mit zwei affenartig aufgepuzten Hunden unter jedem Arm erzählte er von Großmutters Jungen und daß das gerade hier auf der Treppe geschehen wäre.
„ Neee! Sowas! Denken Sie mal an!" sagte sie, indem sie die Hunde an sich drückte. So ein Mensch. Das ist ja ein Schicksal. Eine ganze Tragödie. Neee! Denken Sie mal, wie interessant!"
( Autorisierte Uebertragung aus dem Dänischen von Marieluise Henniger.)
Dr. Volkmar Iro:
Die Schwalbenkatastrophe
Wien und das niederösterreichische Alpenvorland sind zum Schauplag einer Zugvogelfatastrophe geworden, wie sie seit Jahr zehnten in Mitteleuropa nicht beobachtet wurde:
Ein Riesenzug von Schwalben, der von Wiener Fachgelehrten auf mehr als 100 000 Teilnehmer geschätzt wird, tam auf seiner Reise nach dem Süden über Niederösterreich in den Bereich der berüchtigten Nordadriazyflone, die drei Tage lang einen wütenden Rampf gegen die falte Polarströmung ausfocht, den Alpenwall mit Neuschneemengen bis zu einem Meter überschüttete und die halberfrorenen und erschöpften Schwalben zum Niedergehen zwang. Der Zug bestand hauptsächlich aus Jungschwalben, die sich bei den schlechten Wetterverhältnissen im September start verspätet hatten, während ein Großteil der ersten Brut und die älteren Schwalben noch bei besserem Wetter die Alpen passieren konnten. Dieser Riesenschwarm der Nachzügler suchte in der Umgebung Wiens und in der Großstadt Unterschlupf, die geängstigten und ausgehungerten Tiere ließen sich ohne Scheu einfangen und wurden scharenweise zum Wiener Tierschutzverein gebracht, der für diese überraschende Invasion sofort einen Hilfsdienst organisierte und die gesammelten Schwalben in Autos zusammenholte.
Jetzt sizen Tausende der kleinen Gäste zwitschernd in den Räumen des Tierschutzvereins, verspeisen die Ameiseneier und Mehl. würmer, die man ihnen pfundweise streut und der Verein tut noch ein Uebriges, um den geschwächten Tieren die Reise nach dem Süden zu erleichtern: er schickt die Schwalben in großen Kisten, die entsprechend hergerichtet sind, per Flugzeug nach Venedig !
Zwei Kisten mit ungefähr zweitausend Schwalben sind bereits abgegangen, die Schwalben stiegen in Venedig nach der Ankunft sofort hoch und es mag gerade in Italien nicht wenig Verwunderung erregt haben, daß man sich in Wien so viel Mühe mit den kleinen Bögeln gibt, statt sie einfach zu verfpeisen. In den nächsten Tagen gehen noch einige Tausende der gefiederten Passagiere per Flugpost ab, fie reifen teineswegs gratis: pro Kilogramm Schwalben ist un gefähr eine Mark zu bezahlen.
Diese Hilfsaktion für die fleinen Schiffbrüchigen ist in unserer Zeit des erbarmungslosen Existenztampfes ein trostreicher Lichtblid, sie ist aber nicht zuletzt auch ein Triumph der Technit: 20 000 Schwalben reisen im Flugzeug über die verschneiten Alpen nach Venedig !
Erich Krug: Der vielseitige Blitz
Bor furzem wurde in der populärwissenschaftlichen Zeitschrift Das Weltall " die seltene Aufnahme eines acht fachen Bliges wiedergegeben, die Herrn Dr. Martin Zimmermann in Charlotten burg gelungen war. Bei dem heftigen Gewitter, das am 7. Juli dieses Jahres in Berlin niederging, traf gegen Abend ein Blizz die Turmspige der Epiphanien- Kirche in Charlottenburg . Dieser Augenblick wurde durch einen glücklichen Zufall festgehalten. Die Belichtung der Photographie begann ungefähr 10 Minuten vor dem Einschlag des Blizes und wurde sofort nach erfolgtem Einschlag beendet. Im Gebäudekomplex der Kirche wurden durch den Blitz über ein Duhend Lichtleitungssicherungen zerstört. In den in der Nähe liegenden Häusern wurde dabei ebenfalls ein Erlöschen des elektrischen Lichts
beobachtet.
Aber im Laufe der Zeit sind vom Blizz noch ganz andere Wirfungen hervorgerufen worden als nur das Zerstören von Sicherungen. Einmal wurden einer Bäuerin, die in einem Gebüsch vor dem Unwetter Schuß gesucht hatte, vom Blitz fämtliche Kleider vom Leibe geriffen, so daß fie nadt und besinnungslos liegen blieb. Im Juli 1896 wurde ein Mäher bei Châlon sur Saône in dem Augenblic vom Blig getötet, als er sich eine Zigarette anzündete. Doch nicht nur entfleiden fann der Blik die Menschen; er fann fie auch rasieren. Dieser Fall ereignete sich im Juli 1886 in einem Orte des IsèreGebietes. Eine junge Dame ging während eines Gemitters unter dem Schutzes eines Regenschirms von dem Dorfe Dumesnil nach Fresnaur. Plöglich schlug ein Blitz neben ihr ein, ohne daß sie irgendwelche Erschütterungen verspürte. Zu Hause aber bemerkte sie zu ihrem Entfezen, daß sie keine Haare mehr auf dem Kopfe hatte; fie waren ihr wie mit einer Maschine glatt abrafiert worden. Das gleiche Schicksal hatte auch schon einmal ein junger Schiffs= leutnant während der Fahrt von Lorient nach Brest am 12. Oktober 1812 erlebt. Ein andermal fuhr der Blizz durch den Schornstein in ein Bauernhaus, riß den Schlüssel aus der Tür und warf einen Rochtopf mit Dedel vom Herde herunter. Der Schlüssel wurde dann später unter einem Schrante wiedergefunden.
Im Sommer des Jahres 1865 betätigte sich ein Bliz sogar als Detektiv Einem Arzte war die Geldbörse gestohlen worden, die auf der einen Seite in Stah! fein Monogramm enthielt, das zwei gefreuzte D zeigte. Der Dieb fonnte trotz eifriger Nachforschungen nicht ermittelt werden. Drei Tage später wurde der Arzt zu einem vom Blik getroffenen Manne gerufen, der leblos unter einem Baum lag. Nach der Entkleidung des Mannes fand man, daß zwei ge= freuzte D auf das Fleisch des einen Schenkels wie tätowiert eingeprägt waren. In der Tasche dieses Mannes fand man das gestohlene Portemonnaie. Die Elektrizität hatte den Stahl des Monogrammschildes erhitzt und dabei hatte das Metall seine Gravierung dem Fleische aufgedrückt. Aber nicht nur verwunden und töten kann der Bliz; er soll auch heilkräftige Wirkungen haben. Die Zeitschrift ,, Gazette de Santo" von 1781 veröffentlichte seinerzeit einen authentischen Bericht über die Heilung eines gänzlich Gelähmten durch den Bliz. Solche Fälle sind übrigens mehrfach registriert worden. Bei den weit zurückliegenden alten Berichten wird allerdings eine gewisse Stepfis angebracht sein. In einer Zeit, in der man allgemein glaubte, daß der Blizz ein Werkzeug des Fürsten der Mächte der Lüfte" fei, wird man sich bei Berichten über Blizwirkungen nicht allzu sehr an die wissenschaftlichen Tatsachen gehalten haben.
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Stimme. Ich hatte das brennende Bedürfnis, irgend etwas Respekt. widriges zu tun, die Spannung zu beseitigen, die zwischen dem gegenwärtigen und dem früheren Zustand bestand, meine heutige märchenhafte Gleichgestelltheit mit dem einst so hoch über mir Stehenden durch einen pompösen Affront zu demonstrieren. Gerade ging ein junges Mädchen an uns vorüber. Ich gab meinem alten Professor einen fleinen, follegialen Kunts und sagte zu ihm aufs Geratewohl: Fabelhafte Beine!" Es war mir, als müsse jezt etwas Entfeßliches geschehen, aber es geschah gar nichts. Mein alter Professor schien nicht einmal der Meinung zu sein, daß mein erotischer Hinweis unmotiviert sei. Er lächelte ein gutmütiges, harmloses Altes- Herrn- Lächeln, flopfte mir auf die Schulter und sprach ein gutgelauntes, aber übrigens dezentes Wigwort. Zwei Männer standen beieinander, einst herrischer Lehrer und geducter Schüler, getrennt durch eine Generation: aber es war alles weg gewischt, in eine entsegliche Ferne gerüdt, was früher gemesen war. Es fiel mich ein Grauen an über diese Bandlung der Dinge. Wieviel seelische Zwiespältigkeit, wieviel Komplege trug ich wohl in mir herum, zu denen dieser alte Mann, der da vor mir stand, in meinen Jugendjahren den Grund gelegt hatte. Ein Wort von ihm hatte beseligen und demütigen können, ein Spiel seiner Mienen hatte über Freude oder Jammer eines Tages, einer Woche entEntdeckung einer neuen Frucht. In Ecuador , in der Nähe einer fchieden. Nun stand hier ein Greis, an den mit Haß oder Vereinsamen Farm, entdeckte fürzlich ein Botanifer, der im Auftrag ehrung nicht heranzukommen war, ein Mitbürger, der sich feiner der Akademie der Naturwissenschaften in Philadelphia die Flora Schuld und feines Berdienstes bewußt war, ein pensionsberechtigter des Landes erforschte, eine sehr eigenartige, bisher ganz unbekannt Herr, der in Ruhe sein Leben beschließen wollte und an dem alle gewesene Frucht, die ein Zwischending von Orange, Limone , Pfirsich Gefühle, die bösen und die guten, abprallten. Es war nicht nur und Tomate zu sein scheint. In ihrer Gestalt gleicht die neue Frucht so unfagbar hinfällig geworden, was dieser Mann einst als sitt einer Orange, doch besitzt sie eine viel dünnere Haut, die ähnlich liche Forderung über mich gesetzt hatte: es war nicht einmal mehr wie bei den Pfirsichen mit einer feinen Schicht filziger Fasern übermöglich, ihm etwas nachzutragen. Ein Krater war erloschen, dessen zogen ist. Die zahlreichen Samen liegen genau wie bei den Tomaten in dem sehr saftigen Fruchtfleisch eingebettet; das Fleisch ist jedoch Flammen einst alles versengten und sogar das Gelände war vernicht wie bei der Tomate rot, sondern lebhaft grün gefärbt, während schwunden, in dem er gestanden hatte. die Fruchtschale grün und mit roten Adern durchzogen ist. Die neue Frucht ist eßbar und soll sich besonders gut zur Zubereitung erfrischender Getränke eignen. Man ist jetzt bemüht, die Pflanze, von der diese sonderbare Frucht stammt, zu untersuchen, um festzustellen, zu welcher Art sie gehört,
So stehen wir vielleicht einmal vor Gott . Die Normen, die im Leben Gültigkeit hatten, sind zusammengestürzt und nicht ein mal die Erinnerung an das Material lebt, aus dem sie geformt
maren.
Schwarze Blumen. Vor etwa dreihundert Jahren bemühte man sich in Holland , schwarze Tulpen zu züchten, doch ohne Erfolg. Auch die Züchtung einer schwarzen Rose ist bisher noch nicht gelungen.
Verantwortlich für Politik: Bietor Schiff; Wirtschaft: 6. Klingelhöfer: Gewerkschaftsbewegung: 3 Steiner; Feuilleton : Dr. John Schitowski: Lokales und Sonstiges: Frin Karstadt : Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruderei und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co. Berlin SW 68, Lindenstvake 3. Hierzu 2 Beilagen.
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