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Brest -Liiowsker Methoden Japans . KriedeuSbereite<Separatifien„regierllngen" in der Mandschurei . Tokio . 29. September. Nach einer amtlichen japanischen Meldung aus Charbin hat sich in K i r i n eine Provinzregierung gebildet, die sich bereit- erklärt hat, mit der japanischen Regierung Ariedensverhandlungen einzuleiten. Die Vertreter der Provinzregierung sollen nach Zapan unterwegs sein. Auch in Mukden? ZN o s k a u. ZS. September. Nach einer amtlichen russischen Meldung ans M u k d e« hat sich auch dort eine Provinzregierung gebildet. Di« Regle- rung erklärte, daß sie bereit ist. mit Zapan sofort A riedens- vcrhandlungen einzuleiten unter der Bedingung, daß das ja- panische Oberkommando sämtliche Massen, die von den Japanern be. schlagnahmt wurden, der chinesischen Armee wieder ausliefere. Eine Stellungnahme Tokios ist noch unbekannt. * Das sind also jene„direkten" Verhandlungen mit den Chinesen, zu denen sich Japan im VölZerbundrat bereit- erklärt hat! Man besticht einige Beamte und Generäle in der Mandschurei , damit sie sich als„Regierung" konstituieren und ihre Bereitwilligkeit erklären,„Friedensverhaildlungen" mit dem Eindringling zu führen. Einen ähnlichen Schwindel hat Sowjetrußland vor zwei Jahren in der Mandschurei aufzuführen versucht: auch damals waren die Militärbehörden in der nördlichen Mandschurei angeblich zu Friedensverhandlungen mit Moskau und unabhängig von Nanking„bereit". Gelernt haben es diese Imperialisten vom k a i s e r- lichen Deutschland, das in Brest -Litvwsk im Frühjahr 1918 eine„ukrainische Regierung" ins Leben rief, deren Mitglieder ein paar Jünglinge waren, die kein Mensch kannte und die von niemanden ein Mandat be- saßen. Mit diesen Agenten des deutschen Generalstabs wurde ein„Friedensvertrag" zwischen den Zentralmächten und der ..Ukrainischen Volksrepublik " abgeschlossen. Damit konnte man eine Zeit lang das deutsche Volk täuschen, aber die Geschichte ist über diesen Schwindel bald hinweggeschritten. Hoffentlich wird es auch Japan in der Mandschurei so ergehen. Schluß in Genf . Völkerbundsetat gekürzt.- Iiüfiungsfeierjahr empfohlen. Gens. 29. September.(Eigenbericht.) Die 12. Bollversammlung des Lölkerbundes wurde am Dienstag beendet. In ihrer� Schlußsitzung hatte die Vollversammlung noch zwei unangenehme Fragen zu erledigen: die der Finanzen urch der Abrüstung. Das mit 36 Millionen Schweizer Franken aufgestellte Budget ist endgültig auf 33,7 Millionen herabgesetzt worden. Davon entfallen 19 Millionen auf das Sekretariat. Zlochmals wurde festgestellt, daß energische Maßnahmen gegen die ständigen ll e b e r s chr e itu n g e n der Bausumm« für den neuen Völterbundspalast nötig seien Ein Teil der Verantwortung dafür falle auf den Völkerbund selbst. der den Bau fünf Architekten verschiedener Nationalität anvertraut habe. Es müsse eine Einheit der Direktion hergestellt werden. Die A?ittrolllomm»ssion bekam den Auftrag, für die Tnrhaltung der be» willigten Vausunnne zu sorgen. Madariaga «Spanien berichtete über die von der dritten Sommiffion angenommene Entschließung.für«in Rüstungsfeierjahr, die elastisch genug sei, um ohne Schwierigkeiten verwirklicht werden zu können. Lord Cecil hätte mehr gewünscht, aber tmmerhm sei em gewisser Fortschritt er- zielt worden� Auch Marinis- Italien erkannte an, daß der Rüftungsstillstond in der Form der Entschließung«inen wohltätigen Einfluß haben werde. Dagegen erklärte M a s s i g l i- Frankreich . die Entschließung könne niemand voll besnedigen. Man müsse aber ihren moralischen Wert festhalten. Man müsse Haffen, daß die Staaten den Stillstand auch respektieren und bezüglich seiner An, wendung kein« peinlichen Streitigkeiten hervorriefen. Ratspräsident L e r r o u x gab dann noch einen Ueberblick über den chinesisck)- japanischen Konflikt, den der Rot i n gute Gleise gelenkt habe und bis zur völligen Lösung verfolgen werde. T i t u l« S c u schloß die Tagimg . mit der Feststellung, daß entgegen dem vorangegangenen Pessimis- mus die Versammlung gelebt und große Arbeit geleistet habe. presse und Abrüstuug. Genf . 29. September.(Eigenbericht.) Der Völkerbundsrat hielt am Dienstag nachmittag eine Sitzung ab, in der eine große Reihe von Berichten über die Arbeit der Volloersammlung angenommen wurden. Darunter befinden sich auch die über die Mitarbeit der Frauenorganisatio- neu und der Presse an der Abrüstung. Der General- sekretör wunde beauftragt, mit den Presieorganijationen Fühlung zu nehmen, die auf dem in diesem Winter in Kopenhagen statt- findenden Kongreß der Regierungs-Prcssebüros vertreten sein werden. Das Ziel ist. falsche Meldungen ohne Antastung der Preste- srciheit auszuschalten. Di« nach st e Ratstagung findet am Mittwoch statt. Amerika spart an der Marine, baut aber weiter. Washington . 29. September. Don hoher Regierungsstelle wurde heute angekün- digt, daß die öffentlichen Ausgaben auf das Mindest- mVß beschränkt werden würden, um so das möglichste zur Her- stellung des Budgetgleichgewichts zu tun. So werde man den Etat des Marineamtes, das für das nächste Jahr einen Betrag von 496 Millionen Dollar angefordert hat, um 69 Millionen Dollar kürzen, und zwar durch Einsparungen mittels Re- organisierung innerhalb der Flott« und nicht durch Ausgabe der zur Zeit im Gang befindlichen Neubauten. Man werde im Gegenteil, um die Arbeitslosigkeit(!) bei den Wersten möglichst zu verringern, das Schiffsbauprogramm um lö Millionen Dollar erhöhen, aber die Gesamtausgaben des Marineamtes mit 349 Millionen Dollar begrenzen. Zwar bleibe, wie gesagt worden ist, die Neubautätigkeit der Marine auch dann noch erheblich unter den in der Londoner Konferenz ver- einbarten Tonnagezahlen, aber die Regierung müsie vor allem ihre eigene Finanzlag« berücksichtigen und das Budget so einzurichten suchen, daß die Steuerzahler nicht allzu sehr belastet werden. Scharfe Kritik wurde an gewissen Marine- ofsizieren im Marineamt geübt, die dura') den Flottenoercin und auf anderen Wegen ihren Kampf gegen die Spar- Politik choooers in die Presse tragen. Es wurde erklärt, daß lediglich die Regierung und das Volk und nicht die Mitglieder der Mmsterien über die Ausgaben ai bestimmen hätte»,
Märchen.
Sa kam die böse Fee, die war wütend, daß man sie nicht zur Kinds- taufe eingeladen hatte, und tobte:«-Das Kindlein soll sich an meiner Spindel stechen und in einen hundertjährigen Schlaf versinken?" Laval über das Berliner Ergebnis. Erklärungen vor den französischen Pressevertretern.
Von besonderer Seite wird uns berichtet: In französischen Kreisen, die den soeben abgeschlossenen Berliner Verhandlungen zwischen den deutschen und den französischen Mi- nistern nahestanden, wird erzählt, daß der Vertreter eines der größten Pariser Blätter am Montagabend in Gegenwart einer Reihe seiner Kollegen zu Herrn PierreLavaldi« Bemerkung gemacht haben soll, daß in dem offiziellen Abschlußkommunique weniger stünde, als man am Tage vorher schon gewußt habe, und daß der französische Ministerpräsident darauf ungefähr folgendes geantwortet habe: „Ich bestreite dos energisch. Sicherlich, die Tonart des Kommuniques hat nichts Sensationelles, nichts Pathetisches: aber das ist mit voller Absicht so gemocht worden. Wer sich nichts vormachen wollte, der wußte von vornherein, daß wir hier zu keinen gewaltigen neuen Abmachungen kommen konnten, sondern daß es sich vor allem darum handelte, die Bildung der fran- zösisch-deutschen Kommission endgültig zu be- schließen, die den ausdrücklichen Autrag hat, sich an die Arbeit zu mache», und zwar rasch, da» heißt in den nächsten zwei Wochen. Das Wichtigst« an der Reise nach Berlin besteht letzten Endes m der Tatsache, daß sie stattgesunden hat. Da» mag vielen mager erscheinen, und vor allem viel zu wenig im Vergleich zu der auch uns bewußten Dringlichkeit der Probleme, die sich überall und besonders auf dem Boden der deutsch -stanzösischen Be- Ziehungen stellen. Was mich betrifft, so halte ich dieses Resultat zwar für bescheiden, ober gerade deshalb für fruchtbar. Ich bin nun einmal fest davon überzeugt, daß Versuche, gleich eine ganze Reche van Problemen auf einmal zu lösen, unter den ge- gebenen Umständen zum Mißlingen verurteilt sind und daß infolge- dessen dann in den deutsch -französischen Beziehungen kein« Verbesse- rung, sondern nur eine Verschlechterung«intreten könnt«. Das würde ich für gefährlich halten. Denn ohne daß ich mir Illusionen mach« über die Schwierigkeiten, die es noch zu überwinden gilt, um zwischen Frankreich und Deutschland jene auf vollem Vertrauen der gesamten Bevölkerung beider Länder ruhenden Beziehungen her- zustellen, die unser Ziel sein müssen, so muß doch jetzt schon alles gesetzt werden müssen, um diesem Ziel näher zu kommen. Zwischen Deutschland und Frankreich gibt es noch eine ganze Reche von Fragen, in denen Meinungsverschiedenheiten bestehen, oft sogar ziemlich tiefgehende. Sich das zu oerbergen wäre Selbsttäuschung. Aber ich glaube, daß es aus die Dauer möglich sein wird, auch für die schwierigflen Fragen gemeinsam vereinbarte Lösungen zu finden. Und ich habe die Empfindung, daß unser« Reise nach Berlin und die hier stattgehabten Besprechungen, obschon sie nur die Schaffung der neuen Kommission zum sofort greifbaren Resultat haben, in dieser Beziehung eine unerläßliche Vorarbeit bilden. Gerade weil es darauf ankam, unsere Vereinbarungen nicht als etwas Gewaltiges hinzustellen, haben wir dem Kommunique einen beinahe trocken geschäftsmännischen Charakter gegeben. Daraus schließen zu wollen, daß wir selber unseren Arbeiten keinerlei große Bedeutung zumessen, wäre ein tiefer Irrtum." Ueber das Funktionieren der neuen Kommission befragt, hat Pierre Laval erklärt:„Sie zeichnet sich von Vorgängerinnen vor allem dadurch aus, daß sie unter direkter Verantwortung der beide» Regierungen steht, die wohl die mit der Bearbeitung der Wirtschastsfragen beauf- tragten Kabinettsmitglieder als ihre Mandanten an die Spitze der Kommission stellen werden. Deshalb wird sie zwei Präsiden»
Volksbühne. Robert Adolf Stemmte:»Kampf um Kitsch." Mitten in Iunglehrertragödien und Echukstreik platzt dieses herzhaste Stück hinein. Es war ein außerordentlich starker Erfolg, an dem besonders die Schuljugend, die aus der Bühne mitspielt«, beteiligt war. die Jungen und Mädchen von der Heinrich-Zille- Schule in Neukölln und die Schüler von der Gothenburger Schule am Wedding . Diese hoffnungsvoll« Jugend auf der Bühne zu sehen, wie sie für ihr eigenes Schicksal warb, da» war erhebend und rührend. M. H.
ten haben. Der deutsche Vorsitzende wird das Präsidium über- nehmen, wenn die Kommission in Berlin tagt, der französische, wenn sie ihre Sitzungen in Paris hat. Im selben Sinn werden zwei Generalsekretäre als permanentes Organ funktionieren. Die Kommission hat selbstverständlich vor allem beratenden Eharokler, da die beiden Regierungen für die letzte Beschlußsasiung ihre vollen Rechte behalten, da sie jedoch an den Beschlußfassungen ja wohl vor- her schon in direktester Weise beteiligt waren, werden die Schluß- folgerungen und Vorschläge, zu denen die Kommission gelangt, eine ganz außerordentliche Bedeutung haben. Das Tätigkeitsgebiet der Kommission ist ans die rein wirtschajt- lichen Fragen beschränkt: aber dieses Gebiet ist ja riesengroß. Deshalb fällt auch das Reparalioosproblem als solches nicht in die Sowpekonze» der Sommifstou: den» wenn es darüber etwas Zü jsis» kukiere» gebe» wird, sind dafür die Regierungen selber da." So vorsichtig diese Erklärungen auch klingen und so sehr sie, zum Teil wenigstens, dazu bestimmt gewesen sein mögen, einzeln« besonders mißtrauische Vertreter großer französischer Organe davon zu überzeugen, daß mit Vorsicht vorgegangen werden soll, so geht doch selbst aus ihnen hervor, daß die neue Kommission, die dazu berufen ist, sämtliche Wirtschaftsprobleme, d-e durch die Ereignisse zwischen den beiden Ländern aufgeworfen wer- den, zu prüfen, durch den Gang der Ereignisse auch zur Aussprach« und eventuell zu praktischen Vori-blägen in bezug auf Fragen geführt werden kann, die mit dem Gesamtkomplex der Reparationen eng zusammeichängen. Die große Frage ist nur die, ob die Ereignisse sich rascher entwickeln werden, als etwa die Kom- Mission sich tätig erweisen wird. Herzliche Worte in Aachen . Aachen , 29. September Die französischen Minister haben mit dem fahrplanmäßigen Zuge kurz vor 17 Uhr Deutschland verlassen. Auf dem Bahnsteig Aachen hatten sich, wie bei der Hinfahrt, die französische und die belgische Kolonie zahlreich eingefunden. Da gleichzeitig ein weiterer internationaler Zug einlief, wohnte auch zahlreiches deutsches Pu- blitum dem kurzen Aufenthalt bei. Den planmäßigen Aufenthalt zu Rangierzwecken benutzte Ministerpräsident Laval, um sich auf dem Bahnsteig mit den offiziellen Vertretern Frankreichs und Pel- giens zu besprechen. Briand blieb am Fenster Beiden wurden zahlreiche Blumensträuße überreicht. Der Vertreter des sozialdemo- kratischen„Volksfreund" bat Laval um eine Aeußerung, Laval ant- wartete: vriaud und ich sind mit dem Empfang in Deutschland »od be- sonder« durch den Reichskanzler auherordenttich zufrieden, und tvlr hoffen, daß unsere Reise der Annäherung der beiden Völker dienen wird! Im Verlauf des Gespräches teilte Laval seiner Umgebung mit. daß er vom Zuge aus«in Telegramm an Reichskanzler Dr. Brüning gerichtet habe. Zum Schluß reichten die Herren vom Fenster des Salonwagens aus Legationssekretär von Mumm, ihrem beut- scheu Ehrenbegleiter bis zur Grenze, die Hand und verabschiedeten sich in herzlicher Form, Als der Zug sich in Bewegung setzte, brach die anwesende Menge in b e g e i st e r t e Hochrufe auf die beiden Minister aus. Erste Rückwirkungen: Zwei Hetzfilme in Krankreich verboten. Paris . 29. September Seit einigen Wochen lief in verschiedenen Pariser Lichtspiel- theatern der berüchtigte Hetzfilm amerikanischen Ursprungs„Engel der Hölle", in dem die deutschen Frontsoldaten als grausame und rohe Bestien dargestellt wurden. Dieser Film ist nunmehr auf Vorstellungen der deutschen Botschaft beim französischen Außen- Ministerium für ganz Frankreich oerboten worden und verschwinde mit dem heutigen Dienstag von den Programmsn. Ebenso hat die französisch« Zensur von sich aus den deutsch - feindlichen Kolonialfilm„Mamba" untersagt. wegen Vorbereiwug zum Hochverrat wurde vom Reichsgericht der kommunistisch« Redakteur Otto Wahl« aus Esten zu einem Jahre Festungshast verurteilt Der gleichfalls angeklagte kommunistische "�eichstag-abgeordnote Rädel hat es vorgezogen, nicht zu er- mutzte vertagt werde».
scheine». Di« Verhandlung gegen ihn