Der Zauberer von Monlo Park gestorben
Bon den vielen tausend Erfindern der Gegenwart wird ein| Name sicherlich in die fernsten Jahrhunderte überliefert werden: Thomas Edison . Denn obgleich er feine der ganz großen Erfindungen wie Dampfmaschine oder Dynamomaschine gemacht hat, ist ihm doch eine so große Anzahl von Treffern zweiten Kalibers gelungen, daß sein Name populärer geworden ist als der irgend eines anderen Technikers der Gegenwart. Vor anderen Erfindern unterscheidet er sich dabei vor allem dadurch, daß er auch die Fabrikation und den Vertrieb seiner Erfindungen selbst in die Wege geleitet hat. Mit besonderer Vorliebe wandte er sich Objekten zu, die für einen großen Massenverbrauch geeignet waren, und eben deshalb wurde er rasch und auf der ganzen Erde bekannt.
-
Edison lebte als Kind in gedrückten Verhältnissen. Die Schule brachte ihm teine Befriedigung, sondern durch Mißverstehen von seiten der Lehrer und des Vaters unangenehme Jahre, aber schon in dieser Zeit beschäftigte er sich lebhaft mit Experimenten aller Art. Bereits mit 11 Jahren sah sich der junge Edison gezwungen, etwas zum Lebensunterhalt zu verdienen, da seine Eltern Not litten. Hier zeigte sich schon seine besondere Begabung, technische und wirtschaftliche Möglichkeiten zu kombinieren. Er beschloß, 3ei tungen zu verkaufen aber nicht, wie alle anderen Jungens, auf der Straße, sondern um sich ein sicheres Abfazgebiet zu verschaffen in Eisenbahnzügen! Es gelang ihm, die Erlaubnis dazu zu erwirken. Daneben baute er sich selbst einen Telegraphenapparat. Im Postwagen überließ man ihm ein fleines Abteil, das als Laboratorium, Werkstatt und Zeitungslager diente. Auf den verschiedenen Stationen erfuhr er oft Neuigkeiten von den Telegraphisten, und diese verwendete er in einer eigenen fleinen Zeitung, die er während der Fahrt druckte. Es war ihm so möglich, oft wichtige Nachrichten vor den großen Blättern zu bringen, und sein ,, Weekly Herald" fand reißend Absatz, er hatte 500 Abonnenten und verkaufte ein paar weitere hundert an die Reisenden im Zuge. Sein täglicher Reinverdienst betrug damals 6 Dollar. Das Blatt erregte Aufsehen und wurde sogar in der„ London Times" als Unifum erwähnt. Diese ersten Erfolge des Elfjährigen nahmen aber durch einen Zufall ein rasches Ende. Bei seinen Experimenten verwendete er Phosphor, und als der Zug plöglich einmal anhielt, stürzte die Flasche durch den starten Rud auf den Boden und es entstand ein Feuer, das er und der Zugführer nur mit Mühe löschen fonnten. Bei der nächsten Station sette der Zugführer Edison samt allen seinen Apparaten und der fleinen Druderei an die Luft. Edison betrieb danach die Zeitung weiter, mußte sie aber megen feiner freien Sprache", die ihm viele Feinde eintrug, aufgeben und wandte sich nun der Telegraphie zu.
Er bewarb sich um die Stelle eines Telegraphisten, die er mit einem Anfangsgehalt von 25 Dollar bekam. Da er aber tagsüber seine Zeit für Versuche brauchte, war Edison nachts während des Dienstes müde und wurde vom lleberwachungsbeamten oft schlafend gefunden. Seine Meldungen machte er unregelmäßig. Nun ver einbarte man, daß er alle halbe Stunde ein Zeichen geben müsse. Der schlaue Edison ließ sich bei der mutmaßlichen Antunft von
Max
-
Zügen durch einen Wecker aus dem Schlummer reißen und die halb: stündigen Zeichen durch eine selbsterbaute Maschine geben. Dies ging einige Tage ganz gut, bis ein Beamter eines Tages als das Zeichen ertönte, zurücktelegraphierte und feine Antwort erhielt, trotzdem er 15 Minuten auf der Taste hämmerte. Er dachte, Edison sei ein Unglüd passiert und eilte zu dessen Station wo er ihn neben seiner Maschine schlafend fand. Nun war es um dessen Stellung geschehen.
Bei den zahlreichen Versuchen die Edison mit selbsterbauten Morseapparaten machte und für die er alle seine Einnahmen verwendete, gelang es ihn, allerlei Verbesserungen zu finden. Bis da hin fonnte man auf einer Leitung immer nur ein Gespräch in einer Richtung telegraphieren. Edison erfand die Mehrfach= telegraphie und erreichte schließlich einen Reford von 3100 Worten in der Minute. Für die damit zusammenhängenden Erfindungen befam er gegen 100 000 Dollar.
Die Erfindung der Glühlampe war Edisons erfolgreichstes Unternehmen. Der deutsche Göbel konstruierte zwar als erster Glühlampen, doch waren diese für die Massenherstellung nicht geeignet. Edison erwarb dessen Patente und verbesserte die Lampe so, daß er sie 1880 in den Handel bringen fonnte. Es waren dazu außerordentlich umfangreiche Borarbeiten notwendig. Monate vergingen, bis es ihm gelang, das geeignete Material für die Kohlenfäden zu bekommen und Lampen mit 100stündiger Brenndauer herzustellen. Dann mußte er das gesamte Installations material erfinden. So stammen die Fassungen und Sicherun gen von ihm. Die erste größere elektrische Beleuchtungsanlage wurde in New York am 4. September 1882 eröffnet. Sechs Dynamomaschinen à 150 PS lieferten einen Strom von 110 Bolt Spannung. Die Anlage war noch ziemlich primitiv es gab keine Meßapparate! und trotzdem blieb sie 8 Jahre ununterbrochen im Betrieb, mit einer einzigen Störung.
-
-
Die Sprechmaschine ist ebenfalls von Edison erfunden. Jahrelang arbeitete er auch an dem P.oblem des leichten affumulators. Die Lösung gelang ihm nur unvollkommen. Jmerhin sind die Edisonschen Nickel- Eisen- Affumulatoren in vielen Fällen den Bleiakkumulatoren überlegen, aber die hohen Kosten stehen ihrer allgemeinen Verbreitung im Wege. Insgesamt besaß Edison über 3000 Patente. Seine E. findungen werden von eigenen Gesellschaften ausgenutzt. Er war ein ebenso großer Organisator wie Erfinder. Die Elektrifikation von Oberitalien mit ihren zahlreichen Kraftwerken und Talsperren wurde von seiner Gesellschaft durchgeführt.
Gegenüber anderen Größen des amerikanischen Wirtschaftslebens aus Cdijons Jugendzeit wirit er besonders mathisch. Seine Tätigkeit schuf wirkliche Werte, und er beschränkte sich nicht darauf, einfach Kapitalien anderen Leuten abzunehmen und sie in einer Hand zu vereinigen. Immerhin entwickelte er das„ Erfinden" zu einer Art Geschäft und man fann vermuten, daß er mit seinem Namen und seinem Geld die Erfindungen zahlreicher Mitarbeiter
vermertete.
stsid
Dr. R. Lämmel.
Dor: Aus dem Tagebuch eines Bäckers
-
-
Montag. Das war heute der erste Tag auf meiner neuen Arbeitsstelle. Ich hatte nicht gehofft so schnell Arbeit zu finden, noch dazu: von der Walze aus. Im allgemeinen gucken die Meister einen wandernden Bäcker schief von der Seite an haben die Wandersleute vielleicht zu viel gesehen? Jedenfalls: die Unerfahrung ist bei den Herren der Backstube lieber gesehen als die Erfahrung. Ich bin müde, ich gehe ins Bett, mir schlafen mit nier Mann in einem Zimmer. Nebenan schläft Frieda, Meisters Buzmädchen. Unten, auf den Garten hinausschlafen des Meisters drei Töchter. Wenn ich ein Böglein wär?
-
Dienstag. Der Betrieb ist sauber und gut. Nur die Organifation da hapert's. Reiner ist hier organisiert. Eine Badstube ohne freien Verband aber ist wie ein Herz ohne Lunge. Wir sind Bäckerei und Konditorei. Da ist auch' n Café beim Geschäft. Es ist jetzt halb elf vor Mitternacht. Im Café spielt Meisters Tochter Klavier' s ist' n Walzer. Die zwei anderen Töchter werden wohl tanzen- um die Marmortische herum, mit jungen Kavalieren. Der Mond scheint durchs Fenster ganz blaß, wie' ne geruppte Eute. Gute Nacht, Walzer.
-
-
Mittwoch. Frieda ist' n nettes Mädel. Sie tft' ne Bauers: tochter. Zweiundzwanzig ist se. Se arbeitet schon zwei Jahre hier. Solange bleibe ich nich meine dreiundzwanzig Jahre wollen fliegen frei durch die Welt und dann:' ne unorganisierte aber vielleicht kann ich gewinnen, werben, ich will meinen roten Turm ziehen ich will dem dicken König Schach - matt
Bude
bieten
-
-
-
-
-
-
-
-
6899
|
gemeldet, ich hatte Werbezettel, er hat unterschrieben. Als wir heimgingen, mußte ich den Aaal unter den Arm nehmen, er schwankte ein wenig das ist nicht sozialistisch! Morgen gehe ich das ist nicht sozialistisch! Morgen gehe ich mit Frieda aus.
-
-
-
-
-
Sonntag. Ich glühe noch wie ein Komet, der brausend durch alle Himmelsräume gestürmt ist. Wenn ich gewollt hätte dann hätte ich Frieda' nen Kuß geben können. Wir haberi getanzt. Bäcker und Bäckerin wirbelten wie zwei Bienen, die Musik war die Sonne, all die Mädchen waren die Blumen, der ganze Tanzjaal war ein Garten. Frieda hat mir von zu Hause erzählt. Ihr Bater hat vier Kühe und eine Frau. Und diese Frau ist Friedas Stiefmutter. Drum ist Frieda in Stellung. Frieda ist schwerer als ich. ich bin mager wie' ne alte Semanel, Frieda ist wie' n Stollen, rund und weiß und mildhig ihre Augen glühen wie Rosinen. Frieda is nich dumm wenn sie auch' ne Bauerstochter is. Sozialismus und Berband so was hatte Frieda noch nie gehört ,, dir zu Liebe, Gerd" sagte sie ,, gewiß, wenn du glaubst, daß es gut ist, dann trete ich dem Verbande der Nahrungsmittelarbeiter bei, du sagst ja, es seien noch viele Mädchen drin." Ja, so hat sie gesagt. Morgen schide ich ihren Aufnahmezettel fort, mit dem Alaal' seinen er schnarcht wie' nen gesägtes Brett. Bielleicht kann ich die Lehrjungens auch noch gewinnen fie schlafen alle beide in einer einzigen Falle, unterm schiefen Mansardendach die Jungens sehen aus wie' n paar gefangene Mäuse. Gute Nacht, Genossin Frieda, ich bin dein Komet und reite du auf mir bis ans Ende der Welt!
-
-
-
-
-
-
der Unorganisation will ich zu Leibe gehen, ich bin Gerd: der rote Bäcker! Wenn Frieda mich Gerd nennt dann klingt Montag. Heute war große Aufregung im Haus. Der Chef das immer so, als ob eine Amsel im Birnbaum singe. ist frank. Frieda fagt das Faß hat mal wieder' nen Sprung Donnerstag. Das is hier' ne Kleinstadt. Sie haben nicht mal gefriegt" das Faß, der Bauch des Herrn Chef, wenn er zuviel ' n Gewerkschaftshaus. Aber' n Kriegerverein mit Trompeten. Der trintt, dann bleibt ihm immer das Herz stehen der Arzt kommt Meister kommt nie in die Backstube er hat wenig Zeit er dann, und der Uhrperpenditel wird wieder angestoßen. Der Chef geht auf Jagd, mit drei hunden. Die Madame ist furchtbar hinters ist ein großer Jäger, drei Jagdhunde. Frieda sagt:„ Er is auch' n Geschäft her. Frieda sagt: Madame lebt nur fürs Geld!" Und Schürzenjäger." Jch fönnte erzählen", sagt Frieda, und dabei Frieda sagt: Madames Töchter leben nur für die Liebe!" Gerade schürzt sie ihre Lippen mie' nen Schweinsrüssel. Draußen regnet spielen sie wieder unten im Café:„ Nur einmal blüht..." Frieda, es och, die armen Kunden, jetzt draußen im Walde schlafen. mann blüht benn dein Mai? Sonntag will Frieda mit mir aus Dienstag Frei Heil! Erfolg. Nun hätte ich die ganze Bude gehen. Wie ist es hier un Zimmer so stidig niedrig de Decke organisiert. Die Lehrbuben haben auch unterschrieben für die jawohl: mir schlafen in dieser Mausefalle mit vier Mann, Licht aus! Jugendgruppe der freien Bäder- hoffentlich sind bis Samstag Freitag. Zwei Uhr nachts. Unten schweigt alles. Der Mond die vier neuen Verbandsbücher hier, morgen früh gebe ich den wird fleiner. Und mein Herz wird größer. Heute abend war Brief mit den vier Aufnahmen gleich zur Post. Marte habe ich unser fleines Schlafzimmer die große Welt. Der Aaal' hat erzählt, noch feine Frieda kann sich die Marke im Laden geben lassen. der Alte, der Altgeselle, Bäcker und Konditor schon zwanzig Der Chef muß wieder gesund sein unten im Café spielt Fräulein Jahre bei Meisters in Stellung- früher war er mal organisiert- Eulalia, die is die jüngste: Ein freihes Leben führen wir!" Sie er ist weit gereist er hat' ne blaue Nase er war in Wien , haben ein Auto,' n blaues, die drei Meisterstöchter,' n Luxusauto, Mailand , Paris hoo, wie er da erzählt hat da haben die aus Brot gebaden' n großes Auto, es gehen sechs Personen zwei Lehrjungens die Mäuler aufgesperrt die weite schöne Welt, hinein, ins blaue Damenauto drei Bäckerstöchter und drei mein Herz wird größer! Der Aaal' sagte:„ Ja, Verband, ich bin Rosenkavaliere. Bollgas, ab zur Himmelstlause", Fräulein davon abgekommen, und wenn ich die Sache in die Hand ge- Eulalia fizt am Lenter! Doh, wir vier armen Bäcker hier in der nommen hätte der Chef hätte mich' rausgeschmissen mein Rosinen und ich Mausefalle. Aber nebenan schläft mein Schatz will doch hier meine alten Tage Aber schließlich hat er mir fuchen Frieda. Ich habe heute auch meiner Mutter' ne Ansichtsdoch die Hand gegeben. Unsere beiden Herzen brannten ineinander. tarte geschickt als ich schrieb:„ Dein treuer Sohn", da hat mir Vor dem Fenster erschrat der blasse Mond, er wird fleiner, der was im Herzauge gejuckt. Wenn ich länger hier bin, schide ich Bauch ist ihm schon weggeschmolzen. Was Frieda wohl träumt? Mutter Geld. Samstag. Ich war mit dem Aaal' in der Wirtschaft. Wo die Arbeiter verkehren. Endlich hab ich mal wieder sozialistische Luft geatmet. Freie Gewerkschaftsgenossen am Grammo haben wir die Internationale spielen laffen. Und der Aaaf hat sein Bort gehalten, mein alter Arbeitsgenosse hat sich zum Verband an
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
-
Mittwoch. Ich bin wie Gewitter blitzeschwanger bin ich ich könnte überall einschlagen ich bin zum Chef' runter gerufen, er saß bei' ner Flasche Wein ein knurrender Jagdhund lag ihm zwischen den Beinen um den Bauch trug er' nen feuchten Widel her bampit leise er is noch nicht ganz gesund, der
-
-
-
Chef. Er grunzie mie ein franker Elefant. Seine Augen rollten mie nerrückt gewordene Schnecken. Er frug: Sünd Sü das, Gesölle, der gestern an den freien Verband der Nahrungsmittelarbeiter geschrüben hat?" Jawohl, Meister." Und er schrie: ,, Das verbüte ich!" Und ich sage gar nichts mehr Schluß: Feder! Ich bin wie ein blizgeschwangeres Gewitter. Nehmt euch in acht. Meister, du bist der morsche Eichbaum. In der Wolke gärt der Blitz.
-
-
„ Die
Donnerstag. Heute haben wir lieberstunden gemaájt. Da is ' ne Hochzeit. Der Aaal sagt, der Altgeselle,„ nö" sagt er lleberstunden friegen wir hier nicht bezahlt." Na, warte, dicke Chef- Eiche, ich schreibe jetzt noch ans Sekretariat des Verbandes, von wegen der Ueberstunden. Jawohl, Meister, dein Gesölle is einer von den Roten. Und die Briefmarke soll Frieda wieder von unten holen, bei Madame an der Ladentasse, ich habe doch keine Angst. Hu, wie's regnet. Ich habe falte Füße.' s is Herbst.
-
-
-
wegen weil ich hier
Freitag. Frieda sagt, die Madame hätte wieder mit zwei spizen Augen auf die Briefadresse geguďt ,, An das Sekretariat der Nahrungsmittel- und Getränkearbeiter". Prost, Chef Eiche, der rote Feuerwein wird dich gesund machen, das wird' ne gute Entfettungsfur. Jawohl, der Gerd ist ein Kämpfer. Fret Welt! Samstag. Ich bin gekündigt. Ich bin traurig drum Frieda. Und ich freue mich über die Kündigung was hinterlasse. Das Einschreibepaketchen mit den vier Verbandsbüchern ist da. Das war ein Wetterschlag in den Hintern des Meisters Eiche! Gewiß, mich hat er gekündigt, mich wird er" ousaber den Verband fann er aus seiner Bude nicht der Verband wird nach Ordnung und mehr hinausschmeißen
schmeißen
-
-
-
-
-
-
-
--
Einhaltung der Tarife sehen. Meister: Schach - matt! Sonntag. Mein letzter Sonntag in Kleinstadt . Ohne Frieda. dieser Sonntag Sie is zu ihren Eltern. Und doch mit Frieda ich trug Frieda im Herzen. Durch den Wald sind wir gegangendas Gold und der Purpur undd er Bernstein rauschte um meine Füße Herbstlaub der Sturm trompetete in den Wipfeln der Buchen das war wie die Götterdämmerung von Richard Wagner . doch durch Die Herbstwolken verbissen sich, wie grimmige Tiger einen südhin Sturm und Wolfenjago sah ich den Hochzeitszug wandernden Keil wilder Schwäne. Und mein Herz horchte mit Frieda auf Lohengrin , der Hochzeitsmarsch! Der Meister Schreibt mich fremd, lebe wohl, Kleinstadt. Nach Süben will ich wandern- dahin, wohin die Schwäne ziehen. Fern im Süd, das freie Spanien !" Frieda, geht mir's in Spanien gut, dann lasse ich dich nach Madrid kommen wir backen dort republikanisch schwarz die Korinthen, rot die Rosinen, golden die Kruste. Deutsche Bäcker sind in der ganzen Welt willkommen, denn sie tönnen was. Und jetzt will ich träumen. Gute Nacht, liebe Frieda!
Brot
-
-
Millionen Fingerabdrücke
Als den eigentlichen Begründer der modernen Daktyloskopie, jener Methode zur Wiedererkennung von Verbrechern, die auf der unendlichen Mannigfaltigkeit der feinen Hautlinien an der Innenseite der Fingerspitzen beruht und heute ein umentbehrliches Hilfsmittel des Kriminalisten bildet, dürfen wir wohl den englischen Arzt Dr. Henry Faulds ansehen. Während seiner Tätigkeit in einem japanischen Spital stellte er fest, daß sich jene Linien nicht nur während eines auch noch so langen Lebens nicht im geringsten verändern, sondern sich auch, wenn sie zeitweise vermittels Säuren oder anderer Aegmittel zum Verschwinden gebracht werden, mit úntrüglicher Sicherheit in genau der gleichen Form erneuern. hism Sir Francis Galton , der berühmte englische Naturforscher und Begründer der Rassenhygiene, unternahm den nächsten wichtigen Schritt. Nach ausgedehnten Untersuchungen fam er zu dem Schlusse, daß nicht ein Fingerabdruck dem anderen gleicht. Seine Idee wurde von Sir E. R. Henry, einem Kriminalkommissar der Londoner Polizeistation Scotland Yard, ausgebaut, der eine einfache Methode zur Klaffifizierung und Katalogisierung der Fingerabdrücke erfand. Am 1. Juli 1931 befanden sich im Washingtoner Identifizierungsbüro nicht weniger als 2536 308 Fingerabdrücke von Schwerverbrechern, ergänzt von 3 541 519 Rartothefblättern, die die wirklichen und angenommenen Namen, die Unterschriftsproben und die verbüßten Strafen der Daktyloskopierten enthalten. weniger als 1000 Personen werden in den Vereinigten Staaten tagtäglich wegen Delikten verhaftet, bei deren Verdacht die Gesetzgebung die Daktyloskopierung vorschreibt. Jeder neue Fingerabdruck wird nach Washington gesandt und dort mit den bereits vorliegenden verglichen. Wird seine lebereinstimmung mit einem schon vorhandenen festgestellt, so fennt die Polizei an jedem beliebigen Orte der USA . zwei Tage später den wirklichen Namen und die eventuellen Borstrafen des Verhafteten. Von 447 301 Fingerabdrücken, die in der Zeit vom Juni 1930 bis zum Juni 1931 dem Identifizierungsbüro in Washington eingesandt worden sind, wurden 36 Prozent identifiziert.
Nicht
Die eintreffenden Fingerabdrücke gelangen zuerst in die technische Abteilung, wo sie analisiert und in die entsprechende Klasse eingereiht werden. In einer anderen Abteilung wird untersucht, ob der Fingerabdruck bereits im Archiv enthalten ist. Wenn dies der Fall ist, dann wandert der neu eingetroffene Fingerabdruck zugleich mit dem alten in die Kartothet, wo die vorhandenen Daten hervorgesucht werden. Der ganze Vorgang nimmt faum eine halbe Stunde in Anspruch. Ein Spezialfachverständiger überprüft noch einmal die Identität, und dann gehen Verständigungsschreiben an die Behörde, die den Fingerabdruck eingesandt hat, und an alle sonstigen Aemter, die mit dem betreffenden Verbrecher schon zu tun gehabt haben. Die Organisation flappt heute schon so vorzüglich, daß sogar bereits auf telephonischem Wege Identifizierungen vorgenommen werden
fonnten.
Der erste auf Grund seiner Fingerabdrücke überführte Verbrecher war der Einbrecher Henry Jones. Bei seiner Verhaftung stellte er entrüstet jede Schuld in Abrede. Aber es wurde festgestellt, daß sich Jones der Mühe unterzogen hatte, die Haut von der Innenfeite feiner Fingerspitzen abzuschaben, was ihm sicherlich kein besonderes Bergnügen bereitet haben mußte. Jones hatte jedoch nicht das Werk des Dr. Faulds gelesen. Denn die Polizei wartete, bis Jones die Haut nachgewachsen war, und schickte dann Abdrücke der neu entstandenen Hautlinien nach Scotland Yard. Dort wurde festgestellt, daß es sich um die Fingerabdrücke des berüchtigten Fälschers und Einbrechers Henry Jones handelte, der bereits siebenmal zu Kerkerstrafen verurteilt worden war.
Seit einigen Jahren nehmen die Militär-, Marine-, Polizeiund Prohibitionsbehörden der Vereinigten Staaten allen Aufnahmewerbern Fingerabdrücke ab. Das hat schon zu allerlei merfwürdigen Ergebnissen geführt. So bewarben sich im Jahre 1928 tausend Kandidaten um Anstellungen als Inspektoren der Prohibi❘tionsbehörde. Die Behörde fonnte an Hand der Fingerabdrücke feststellen, daß zwölf dieser Bewerber Vorstrafen nicht nur wegen Diebstahls, Betruges und Fälschungen, sondern auch wegen schwerer Bergehen gegen das Prohibitionsgefeß erlitten hatten. L. K.