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Weinlese in Berlin .

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Nach einer alten Weinregel herrscht eitel Freude, wenn am Michaelstag schon die Weinlese beginnen kann, denn ,, Michaels- Wein ist Herrenmein". Dies wußte man auch im alten weinbauenden Berlin , dessen edler Rebensaft einen nicht unwichtigen Posten im Stadtbudget einnahm. Berlins Weinberge und Weingärten machten damals einen großen Teil der angebauten Bodenfläche aus. schichtlich steht es außer Zweifel, daß in der Mark die Rebe schon vor etwa 800 Jahren durch Laienpriester, Prämonstratenser und Zisterzienser kultiviert wurde. Beurkundet sind vor etwa 750 Jahren große Rebpflanzungen auf den Bergen bei Brandenburg , die bereits 1173 einen solch reichlichen Ertrag abwarfen, daß die Bischöfe Wilmar und Siegfried mit Zustimmung des Markgrafen Otto I. einen Teil des Weinertrages der Geistlichkeit ihres Kirchensprengels als Tischtrank überließen. Auf alten märkischen Kirchenfenstern, plastischen Arbeiten und Ornamenten finden sich Weinblatt, Traube und Winzer so naturalistisch, daß nur sie selbst als Vorlage gedient haben können. Speziell im 16. Jahrhundert wies Berlin einen sehr bedeutenden Weinbau auf. 1565 zirfa 12 000 Einwohner zählend, besaß es 70 Weinberge und 26 Weingärten, dessen Erträgniffe ,, als von vortrefflichem Geschmack" gelobt wurden, während der Branden­ burger bloß lieblich sei und der Frankfurt -( Oder)= Wein als pikant gelte. Berliner Wein fand deshalb Absah in Sachsen , Meißen , Thüringen und Böhmen . Noch um das Jahr 1700 dehnten sich in der Gegend des heutigen Alexanderplates allein 10 Weinberge aus, 1690 wurde durch einen derselben die Weinmeisterstraße an­gelegt. Aber im kalten Winter von 1740 erfroren viele Reben. Schon vorher wurde dem Berliner Weinbau Abbruch getan durch den Dreißigjährigen Krieg. Deshalb verordnete eine Generalsteuer­ordnung von 1684, daß die Weinberge zum Wohle der Stadt und der Bürger wieder anzubauen und zu pflegen seien. Mit der Ver= besserung der Transportmöglichkeiten fam billiger Südwein ins Land; auch das Weißbier und der Kornschnaps traten in ernste Konkurrenz. So verstummten nach und nach die fröhlichen Wein leselieder, der Festjubel zur Zeit der Weinerte beim Klang der Weinkelter. Heute wird in Berlin die Rebe nur noch aus Lieb­haberei angepflanzt.

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In den Händen eines Ausbeuters.

Buhälter zu 1% Jahren Gefängnis verurteilt.

In einer Moabiter Verhandlung gab es ein dramatisches Intermezzo. Während sich das Gericht zur Beratung zurüdgezogen, hatte, bemerkten die Justizwachtmeister, wie der Angeklagte in gebückter Haltung sich an seinen Händen zu schaffen machte. Dann hob er sie plötzlich in die Höhe des Halses. Die Beamten sprangen zu. Der Mann blutete an Handgelenken und Hals. Unter der Bant lag ein spizer Glasscherben. Die Beratung des Gerichtes wurde unterbrochen und ein Arzt herbeigeholt.

Auf der Zeugenbant saßen Frau und Schwiegermutter des Angeklagten. Sie schauten zu ihm hinüber, im Gesicht Mitleid und Grauen zugleich. Der Selbstmordversuch des Mannes hatte auf das Gericht wenig Eindruck gemacht. Statt der vom Staatsanwalt beantragten ein Jahr vier Monate Gefängnis verurteilte es ihn megen 3uhälterei zu Jahren Gefängnis. Auf dem Korridor verprügelten die Freunde des Verurteilten seine junge Frau für die von ihr erstattete Strafanzeige...

Der Angeflagte ist non Beruf Chauffeur. In Wirklichkeit läßt er fich von Frauen erhalten. Bierzehn Monats Gefängnis, die er für Zuhälterei verbüßen mußte, haben ihn nicht zu seinem früheren Beruf zurüdgeführt. Raum aus dem Gefängnis, begann er das alte schändliche Treiben von neuem. Seine jezige Frau kannte er bereits por feiner ersten Strafe. Die Mutter des jungen Mädchens, cine ehrbare Frau, verbot der Tochter Umgang mit dem Mann. Die Tochter fehrte sich nicht daran, sie verließ das Elternhaus und heiratete den Freund. Nun sie in höchster seelischer Not war, fand sie den Weg zur Mutter zurück. Ihr Gesicht war zertragt, die Augen blaugeschlagen. Endlich rückte die unglüdliche junge Frau mit der Sprache heraus: Ich muß für ihn auf die Straße gehen." Und so ging" sie für ihn monatelang. Verdiente sie zu wenig und weigerte sie sich, dieses Leben fortzusetzen, da hagelte es Schläge. Bis fie eines Tages nicht mehr fonnte. Er hatte sie aus der Wohnung herausgeschmissen, da lief sie zur Mutter und erstattete Anzeige bei der Polizei.

So die Schwiegermutter. Und die junge Frau? Sie hält auch heute noch zu ihrer Anzeige. Gie will feine Schonung für ihren Peiniger. Die Zimmervermieterin will selbst vor Gericht nicht recht mit der Wahrheit heraus. Sie wußte wohl, daß die junge Frau auf die Straße geht. Die Unglückliche hat ihr auch ihr Leid getlagt und ihr die Krahwunden gezeigt. Der Mann erhielt ja auch nicht mehr als 14 Mart wöchentliche Unterstützung. Die Miete foftete ganze 13 Mart. Für den sonstigen Lebensunterhalt tam eben die Frau auf. Auch die anderen Zeugen wollen nichts gewußt haben. Und der Angeklagte selbst sagt: Alles erstunken und erlogen. Ich habe sie geschlagen, weil sie so verdorben war.

Radau in Biefenhorst.

Auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Biesdorf , auf städtischem Terrain, liegt die Kleingartenfiedlung Biesen­horst". Es sind etwa 700 Kolonisten auf dem umfangreichen Gelände vertreten, von denen ungefähr 400 Familien meist in Wohnlauben draußen wohnen.

Das Bezirksamt hat erklärt, daß eine Bebauung des Geländes nicht in Frage fäme und daß das Gelände mit in den großen Grün­flächengürte!, der ganz Berlin umfassen soil, später einrangiert werden soll. Die Siedler haben dann einen mehrjährigen Bacht­vertrag mit dem Bezirksamt abgeschlossen, der in einen Abwidlungs. vertrag umgewandelt wurde. Die angeblichen Härten, bie das Be­zirksamt in der Behandlung dieser Bachiverträge an den Tag legte, maren dadurch begründet. daß immer noch in den Köpfen der Klein­gärtner der Gedanke sputte und noch heute besteht, eines Tages fönnten sie doch auf billige Art Besizer ihrer bis 1000 Quadrat­meter großen Barzelle werden.

Kürzlich fand mieder einmal eine Protestversammlung im ,, Deutschen Haus" in Karlshorst statt, die in einer maßlosen Heze gegen das Bezirksamt ausflang. Das Bezirksamt hat es abgelehnt, fich für Entschädigungen der in Biesenhorst errichteten Baulichkeiten ( nach Angaben der Siedler sind bereits über 1 Million Werte in Biesenhorst investiert) bei einer etwaigen Räumung zu verbürgen. Weiter wurde abgelehnt, einen mehrjährigen Vertrag mit den Klein­gärtnern unter diesen Umständen zu schließen. Daß dem Bezirks. amt selbst die Hände gebunden sind und es sich nicht über die allge meinen Richtlinien, die in Berlin den oft sehr berechtigten Wünschen und Forderungen der Kleingärtner gegenüberstehen, hinwegsegen fann, wollen die Biefenhorster nicht einsehen. Sie verlangen aber von der sozialdemokratischen Fraktion, nachdem man ihre Leute per­fönlich verunglimpft, daß sie die Wünsche der Biesenhorster Siedler durchsetzt. Die sehr berechtigten Ausführungen des Vertreters des Provinzialverbandes der Kleingartenvereine gingen schließlich im Toben der Berjammlung unter,

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