Gesetz oder Profit? 196
Das Preußische Handelsministerium muß eingreifen.
Nach den Arbeiterinnenschutzbestimmungen ist bekanntlich die Nachtarbeit von Arbeiterinnen zwischen 20 und 6 Uhr ver boten. Ausnahmen können von der Gewerbeaufsichtsbehörde nur zugelassen werden, wenn die Gefahr des Verderbens von Rohstoffen oder Arbeitserzeugnissen besteht, Naturereignisse diese Ausnahmen bringend verlangen usw. Keineswegs sollen diese Arbeiterinnenschutzbestimmungen dauernd oder vorübergehend aufgehoben werden, um dadurch die Profitrate eines Unternehmens zu erhöhen.
Man sollte annehmen, daß jede Gewerbeaufsichtsbehörde bei Anträgen auf Außerkraftsetzung dieser Schutzbestimmungen eingehend prüft, ob den Anträgen wirklich eine betriebliche Notwendig feit oder nur etwa nadtes Profitinteresse des Unternehmers zu grunde liegt. Bei der Firma Gebrüder Kleinmann in Lichtenberg scheint jedoch die Gewerbeaufsicht einen Antrag der Betriebsleitung auf Einführung von Nachtarbeit dort beschäftigter Frauen nicht objektiv geprüft zu haben. Die Firma stellte den Antrag, ab 21. September auf die Dauer von drei Wochen einige Arbeiterinnen in der Zeit von 22 bis 6 Uhr Nachtschicht arbeiten zu lassen. Sie begründete ihren Antrag damit, daß fie Aufträge von England habe und die englischen Auftrag
Bei Trumpf ist Terror Trumpf.
Wie man Wahlen macht.
geber schnellstens größere Warenmengen geliefert haben wollen, meil in nächster Zeit in England die Einführung eines Zolls auf diese Waren bevorstehe.
Ohne sich mit der gesetzlichen Betriebsvertretung in Verbindung zu sehen, hat die Gewerbeaufsicht diesen Antrag auch genehmigt. Sie hat die Betriebsleitung nicht auf den Weg verwiesen, für die Nachtschicht einige Maschinenarbeiter einzustellen, die jetzt zu Tausenden auf dem Arbeitsnachweis zu haben sind und die diese Arbeit ohne jegliche Anlernzeit verrichten können. Bezeichnend aber ist, daß die am 22. September eingeführte Nachtschicht am 28. September schon wieder eingestellt wurde, weil das englische Pfund gefallen war. Als der Profit bedroht wurde, hatte also die Firma fein Interesse mehr daran, ihre englischen Kunden schnellstens zu beliefern.
Der Metallarbeiterverband hat sich wegen dieses standalösen Vorfalls beschwerdeführend an das preußische Ministerium für Handel und Gewerbe gewandt. Er hat zwar eine Antwort noch nicht erhalten, doch ist anzunehmen, daß das Handelsministerium der berechtigten Klage der Organisation über die gefezwidrige Genehmigung der Nachtarbeit auf den Grund geht.
täglich beträgt.
49 At mast
| Arbeitszeit ist so zu regeln, daß sie durchschnittlich 8 Stunden Für die Beseitigung von Schnee und Eis vom Bürgersteig Gestern fand endlich einmal bei der bekannten Schokoladen- wird im Winterhalbjahr eine besondere Vergütung gewährt. Groß reinemachen, sowie das Beseitigen von Maurer- und Malerschmuz fabrit Trumpf in Weißensee eine Arbeiterratswahl statt. Es ist besonders zu bezahlen. hatte erhebliche Mühe getostet, bis es so weit fam.
Die Leitung der Firma setzte jedoch alle Hebel in Bewegung, um die Wahl entweder zu verhindern oder in ihrem Sinne zu beeinflussen. Zunächst wurde der freigewerkschaftliche Spitzenkandidat von der Firma Anzahl Flugblätter zur Berteilung gebracht, in denen ge en wie eine nga flugter
Tarif zu Felde gezogen wurde. Gleichzeitig wurde das gute Herz der Firma zur Schau gestellt, die jedes Jahr eine Dampferpartie und ein Weihnachtsfest veranstaltet und auch Borschuß gebe. Die Firma hätte noch hinzufügen können, daß die leitenden Angestellten es nicht verschmähen, mit ihren Arbeiterinnen gemeinsam zu baden. Diese Lockrufe schienen der Firmenleitung aber noch nicht zugfräftig genug. Sie gab deshalb zwei Sorten von Stimmzetteln aus: die Stimmzettel der gelben Firmenliste waren meiß; die Stimmzettel der freien Gewerkschaften grün. Die Umschläge waren so, daß man von außen sehen fonnte, ob ein weißer oder ein grüner Stimmzettel darin war.
Da die Belegschaft nicht nur aus dem jüngsten Vorfall, der Maßregelung des freigewerkschaftlichen Spizenkandidaten, sondern aus langer Erfahrung weiß, daß jedem die Maßregelung blüht, so wie er sich irgendwie mißliebig gemacht hat, war das Ergebnis dieser ,, Wahl" vorauszusehn, zumal es sich in der Mehrzahl um unorgani fierte Arbeiterinnen handelt. Es wurden abgegeben 973 Stimmen, wovon die gelbe Firmenliste 855 Stimmen, die freigewerkschaftliche 180 Stimmen erhielt; 10 Stimmen waren ungültig. Terror war also Trumpf. Es ist aber noch nicht aller Tage Abend. Die freien Ge werkschaften haben nicht die Gewohnheit, sich von Stahlhelmleuten an die Wand quetschen zu laffen.
Alle hauptberuflich beschäftigten Portiers erhalten je nach ihrer Beschäftigungsdauer 3 bis 14 Kalendertage Urlaub. Für Portiers im Nebenberuf gelten zwei Drittel und für Hauswarte die Hälfte der Urlaubstage für Bollportiers. Bruchteile werden auf volle Lage abgerundet. In Krantheitsfällen wird der Bohn bis out
Das erscheint auch in Otto Bernhard Mendlers Roman Laubentolonie Erdenglüd"( Berlag ,, Der Bücherfreis", Preis 4,80 m.) als der Zweck des Kleingartenwesens. Hier in den Kleingärten soll sich der Mensch erholen, hier soll er nicht arbeiten, sondern ausspannen, hier soll er mit Gleichgesinnten über die Nöte der Zeit reden, was weiter zu tun ist, aber nie und nimmer foll hier draußen der Arbeitsmann wieder Arbeitsmann werden", läßt der Autor feinen Protagonisten sagen und stellt damit die ideale Forde rung seiner eigenen Meinung. Die Kleingartenbewegung soll nicht dem Unternehmer die Pflicht nehmen, für ausreichenden Lohn seiner Arbeiter zu sorgen. Das ist sehr richtig. Und vor allem ist es wichtig, es gerade jetzt zu sagen, wo das Problem des Siedlungswesens wieder stark in den Bordergrund tritt. Es geht heute wie ehedem in der Zeit der Lebensmittelknappheit wieder um die Kartoffel, um nichts anderes; es gilt, dem Arbeitslosen eine Arbeitsstätte zu schaffen: die Laube.
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Wendlers Roman ist aktuell. Vielmehr sein Vorwurf. Der Roman selbst um diese brennende Frage herumgeschrieben- ist leider allzu konventionell. Es genügt nicht, ein Thema zu haben, man muß sich auch mit ihm auseinandersetzen. Wenn auch der Autor die Tendenz seines Buches flar und eindeutig ausspricht, so steht diese Tendenz doch zu isoliert: sie entwickelt sich nicht zwangsläufig aus dem Thema heraus und kann daher den unbefangenen Der Haupts Leser nicht überzeugen. Und darauf kommt es an. fehler des Buches ist, daß es das eigentliche Thema- die Laubenfolonie zu fehr als Hintergrund für allzu private Schicksale nimmt, statt selbst Handlung, Schicksal zu werden. Diese vielen glüdlichen und unglüdlichen Liebesgeschichten, die sich in und außer halb der Kolonie begeben, nehmen sich selbst zu ernst. Sie sind so privat, so individualistisch, daß sie den Menschen dieser Zeit nichts angehen. Jedenfalls zeigen sie uns feineswegs das Leben der Werftätigen in der Gemeinschaft. Und das hätte uns der Autor zeigen müssen: das Leben von Menschen ohne Rastenunterschiede in der Gemeinschaft da draußen am Rande der Großstadt - alle verbunden durch gleiches Ziel.
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Es ist schade, daß Wendler so am Thema vorbeigeschrieben hat, denn er versteht durch eine klare, herbe, volkstümliche Sprache Menschen und Schicksale zu gestalten.
Friedrich Lichtneker.
Theater der Woche.
Bom 11. bis 19. Oktober. Boltsbühne.
Ende des laufenden Monats weitergezahlt, mindestens aber für 14 Tage seit der Erkrankung. In denjenigen Fällen, in denen der Erfrankte ein Krankengeld von der Krankenkasse nicht erhält, hat der Arbeitgeber für vier Wochen seit der Erkrankung den Lohn zu zahlen. Im übrigen gilt der§ 616 BGB. Der Tarifvertrag gilt 3ofef Plaut: Allerlei Heiteres. zahlen. Im übrigen gilt der§ 616 BGB. Der Tarifvertrag gilt bis zum 31. März 1932.
Die neuen Tarifverträge, die noch viele wichtige Bestimmungen enthalten, sind im Deutschen Portierverband, Fachgruppe im Ge famtverband, jezt Berlin N 24, Johannisstraße 14/15, gegen Mitgliedsausweis zu haben.
Kein zweiter Lohnabbau in Lübben . Schiedsspruch für die Trifotindustrie.
Rottbus, 10. Ottober.( Eigenbericht.)
Bon den Unternehmern ist das Lohnabkommen für die Trifot. industrie in Lübben zum 30. September gekündigt und ein Abbau der Tariflöhne um 6 Broz. für Männer und Frauen gefordert worden. Außerdem sollte bei Akkordarbeiterinnen, die den Akkord faz um 25 Broz. überschritten haben, ein Abbau der Attordfäße um 10 Bro3. stattfinden. Die Arbeiter forderten die Wiederherstellung des vor dem Lohnabbau bestandenen Tarifvertrages vom 1. NoDember 1928. Eine Einigung zwischen den Parteien tam nicht zu stande. Der Schlichtungsausschuß in Rottbus fällte daher gestern
Tarifvertrag für Portiers undHauswarte einen Schiedspruch, wonach das bis zum 30. September 1931
3n freier Vereinbarung abgeschloffen.
Zwischen dem Bund der Berliner Haus und Grundbefizer e. V. und dem Deutschen Bortierverband, Seftion im Gesamtverband, ist nach langmierigen Verhandlungen ein neuer Tarifper. trag vereinbart worden, der ab 1. Oftober gilt.
gültige Lohnablommen bis zum 31. Dezember 1931 unperändert perlängert wird. Die Kündigungsfrist beträgt einen Monat.
Das meile Buch
Theater am Bülowplag: 11. Liliom. 12., 13., 14., 15. Rampf um Ritsch. 16., 17., 18., 19. Das vierte Gebot. 11. 11% Uhr. Tanzmatinee. 18. 11% Uhr.
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Für die als Portiers im Hauptberuf( Bollportiers), als Portiers im Nebenberuf in verschloffenen Häusern fowie für die Hausmarte mit Arbeitsbereitschaft resp. mit einer Warmwasserbereitungsanlage werden Grundlöhne gezahlt; daneben werden zuschläge 0. B. Wendler: Laubenkolonie Erdenglück geffing heater: Der legte Equipagem. Mittwoch. Romische
gezahlt für die Reinigung der Aufgänge, Durchfahrten, Eingänge, ebenso für die Bedienung der Heizungen, Warmwafferbereitungsanlagen, Fernheizanlagen und Fahrstühle.
Die Arbeitszeit beginnt mit dem Deffnen des Hauses vom 1. April bis 30. September um 6 Uhr, in der Zeit vom 1. Oktober bis 31. März um 7 Uhr, und endet um 22 Uhr. Innerhalb dieses Rahmens fönnen andere Stunden bestimmt werden. Wird Haustürschluß nach 21 bis 22 Uhr vom Hauswirt verlangt, erhält der Hauswart resp. der Portier eine besondere Entschädigung. Die
Theater, Lichtspiele usw.
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Theater
Sonnabend, den 10. Oktober
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Unter den Linden
20 Uhr
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Die Laubenkolonien das Klein oder Schrebergartenwesen perdanten ihre Entstehung nicht einer Sehnsucht nach Erdverbundenheit und gesunder Lebensweise, sondern der Lebensmittelnot, die in den letzten Kriegsjahren den Städter zu einer Art Selbsthilfe schreiten ließ: es ging um Kartoffeln und Gemüse, es ging um das nackte Leben. Erst später, als die Grundlage des Lebens breiter wurde, entdeckte man den höheren Sinn des Lebens in freier Natur: der Kleingarten wurde eine Stätte der Erholung und einer nicht aus der Not, sondern aus der Liebe zur Erde geborenen Arbeit.
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