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Beilage

Sonnabend, 17. Oktober 1931

Die Geschichte der Woche:

gsindo? me hDer Abend

Gold in Fuglebjerg!

Bon Gerhart Herrmann Mostar

Kürzlich ging die Nachricht durch die Zeitungen, daß in dem fleinen seeländischen Ort Fuglebjerg Goldfunde gemacht worden seien. Man schickte Proben des Fundes nach Kopenhagen zur Unter­suchung. Jemand haut wie wild mit den Fäusten an die klapprige Tür

Harald Fenns.

Der alte Harald Fenn ist ein einsamer Mann, und sein Häuschen, das schon mehr eine Hütte ist, steht weit draußen am fernsten nördlichen Ende von Fuglebjerg; also hat er selten Besuch und noch nie so lärmenden Besuch bekommen." He, Harald Fenn,

hallo, Harald Fenn, mach doch auf, mach schnell auf!"

Endlich öffnet der Alte; er hat sich nicht sonderlich beeilt;

draußen steht, mit wehendem Atem, die Tochter des Krugwirts. Sollst schnell mal zu uns kommen, Harald, aber ganz schnell! Sie haben Gold gefunden! Sie brauchen. dich!"

Harald Fenn lacht laut, heier, auf: welch ein Wiz! Er hat zwanzig Jahre lang drüben in ondyke nach Gold gebuddelt, und er hat nichts Gescheites gefunden; und jetzt wollen sie hier in Dänemark welch ein dummer Witz!

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,, Lach nicht, Harald, es ist wirklich und wahrhaftig wahr! Du weißt doch, wir lassen einen neuen Brunnen bauen im Garten, und wie die Arbeiter etwa drei Meter runter sind in die Erde, da liegt's, eine dicke Ader, Harald Fenn! Komm schneil!"

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Weshalb soll ich denn kommen, he? Erstens ist es fein Gold, noch nie hat man gehört, daß es in Dänemark Gold gibt, und zweitens wäre es doch nicht mein Gold, sondern eures, haha!" Sollst aber sagen, ob's wirklich Gold ist! Komm doch schon, Harald!" ,, Also wißt ihr's doch noch nicht also...! Dummes Zeug, Kind, dummes Zeug!" sagt Harald Fenn. Denkt er auch. Aber drin in der Kehle, da ist doch so ein Würgen, drin im Herzen, da ist doch so ein Zusammenziehen, drin im Kopf, da ist doch so ein Kreisen überall drin ist's doch genau so, wie es immer gewesen ist in Klondyke, wenn wieder von einer neuen Ader die Rede war. Harald Fenn fann's nicht hindern, und er geht brummend mit.

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Kein Mensch war zu sehen in den Straßen und Gassen, die sie durchhasteten. Das macht, ganz Fuglebjerg ist versammelt im Garten des Krugwirts, drängt sich um den Brunnen, obwohl es doch schon auf den Abend geht und die Vesper bereitet werden müßte. Aber wer denkt an die Vesper in Fuglebjerg es gibt ja Gold! Harald Fenn tommt!" ruft man." Macht Platz!" Sie machen ihm wirklich Platz, er steht bald am Brunnenschacht. Freilich ist dass schon fein Brunnenschadst mehr, fie haben ihn erweitert in der Richtung der schimmernden Ader, die sie fanden; zum Teufel mit dem lächerlichen Brunnen, zum Teufel mit dem albernen Wasser! Wein wird der Krugwirt trinten hinfort, sein ganzes Leben lang nichts als Wein, denn er hat Gold gefunden!

Da steht er selbst, der Wirt, did, groß, schwißend trotz der herbstlichen Kühle, leichenblaß im schwammigen Gesicht trotz des Schwitzens; er sieht aus, als werde ihn im nächsten Augenblick der Schlag treffen vor Erregung. Neben ihm steht, fast heulend im Glüd, im unfaßbaren, fein hageres Weib, neben ihm steht auch mit mühsam gewahrter Fachmannsmiene der Goldschmied. Er hält Harald Fenn eine faustgroße Probe hin: Da, es ist wirklich und wahrhaftig Gold, Harald Fenn, ich hab's geprüft! Was sagst du?" Alles wird still, ganz still; alles blickt atemlos auf Harald Fenn. Der miegt den Klumpen in der Hand; trazt mit dem Finger am Material; sieht sich die Krazer an, indem er fie ganz nahe an die Augen führt. Aber seine Seele, seine alte hungrige Seele ist nicht bei der Sache; sie sieht schon nicht mehr den Klumpen in seiner Hand, sie sieht mehr; sie sieht das Gold so, mie es eine Seele sieht, mit allem, was drum und dran hängt an Leben und an Lust, drum und dran am Gold, denn daß es wirklich Gold ist, das hat er im ersten Moment weggehabt, das hat er mehr gefühlt als erkannt. Nun hört seine Seele Flüche und Grammophonmufif in verräucherten Goldgräberfneipen, nun sieht sie geschminkte Weiber tanzen von einer Art, wie sie in Fuglebjerg noch nie erlebt ward, nun hört und sieht und riecht und schmeckt fie die zwanzig Jahre Klondyke mit all ihrer Wildheit und Roheit und Grellheit und Gejagtheit.....

" Nun?" fragt der Krugmirt atemlos.

Harald Fenn hört es wohl nicht; jedenfalls antwortet er nicht. Seine Augen lassen das Gold los und schweifen im Kreise herum, mit fernem Blick. Halb abwesend sieht er, was sonst in der all­gemeinen Gespanntheit keiner sieht, was ja jetzt auch unwesentlich ist: wie der junge Olav, der mit des Krugwirts Tochter heimlich versprochen ist, nach des Mädchens Hand tastet, und wie das Mädchen ihm diese Hand hart entzieht. Olav ist arm, und das Mädchen ist ab heute nicht mehr nur wohlhabend, ist steinreich, nein, goldreich; aus der Verlobung wird nichts! Harald Fenn meiß das schon besser und flarer als selbst das Mädchen; oh, er fennt den Rummel, da kannst du nichts machen, armer Olav, das Gold ist stärker als die Liebe.. damit fehren Haralds Gedanken zurück nach Klondyke, aber drin, wo eben noch Hize war, ist ein Frösteln geblieben.

dem armen Olav gegenüber, haben das Zittern des verhafteten Arbeiters, haben das Wüten des Wirts und die Feindseligkeit seiner Freunde gesehen; darum sehen seine Gedanken nun Szenen im Goldgräberlager, die mit Totschlägen endeten und mit Morden, sehen die ganze, schrankenlose Selbstsucht der vielhundert Männer, immer das harte Gold in der Brust trugen: das harte, böse, gold­die da gruben, die zuweilen das harte Gold in den Händen und durchwachsene Goldgräberherz sehen sie, die dummen Gedanken des alten Klondykemannes Harald Fenn.. Und die Zukunft von Fuglebjerg sehen sie auch, es ist eine Goldgräberzukunft, schim­

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mernd und hundsföttisch gemein und zerrissen und ohne Glück

"

mirklich, es ist sonderbar: schimmernd von Gold und doch oder des= halb ohne Schimmer von Glück....

Harald Fenn richtet sich auf, soweit das mit seinem, vom jahr­zehntelangen Buddeln und Auswaschen krummgewordenen Rücken gehen will.

Und als er aus der Grube wieder heraus ist, schüttelt er vor dem Wirt und dem Goldschmied zögernd und heuchlerisch den Kopf. Es kann sein, daß es Gold ist", sagt er langsam, es fann aber auch nicht sein... Es fann zum Beispiel sein, daß es Schwefel­zinn ist das kann man ohne chemische Prüfung nicht sagen." ,, Unsinn!" ereifert sich der Goldschmied. Woher soll hier Schwefelzinn fommen?"

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he? Ihr müßt jedenfalls ein paar Proben nach Kopenhagen zur Harald zuckt die Achseln. Und woher soll hier Gold kommen, Untersuchung schicken. Wir haben da in Klondyke manche Ent­

Shalausgabe des Vorward

täuschung erlebt", lügt er. Er wundert sich, wie glatt und gut er lügen tann.

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man

Er verläßt den unzufriedenen Wirt und seine Frau, die plötz lich ganz unglücklich geworden ist. Die Menschen verlaufen sich, und die meisten von ihnen wünschen inbrünstig, daß das Gold tein Gold fein möge. Manche aber sieht man schon in ihren eige­nen Gärten buddeln, obwohl es dämmerig geworden ist fann nicht wissen, vielleicht steckt ganz Fuglebjerg voll Gold. Harald Fenn geht einsam nach Hause. Die Sonne ist ge funten, ein erster Stern steht gutmütig blinzelnd hinter dem herbst­lichen Laub der Bäume, ein fräftiger Erdgeruch kommt von den gepflügten Aeckern, fern singt ein Kind.

Harald Fenn schüttelt den alten Kopf, schüttelt ihn lange und redet vor sich hin.

An anderen Tag ist Harald Fenn dem Krugmirt behilflich bein Aussuchen der Proben, die nach Kopenhagen gehen sollen. Er. wählt ziemlich fleine Stüde , reibt sie an seinem Anzug blant. hilft fie verpaden. Noch das da!" sagt er zum Wirt, und schickt

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ihn um eines fleinen Brockens willen in die Grube; als der Wirt aber wiederkommt, verwirft er dies letzte Stück; es bleibt bei den bisher gewählten.

Nach acht Tagen fommt Antwort aus Kopenhagen . Es ist fein Gold. Es ist Schwefelzinn. Wie nicht anders zu erwarten war", schreibt das Institut. Schwefelzinnabbau lohnt sich nicht, das Zeug ist ziemlich wertlos, Goldbronze gibt's genug, erfährt der Wirt; erfährt es von Harald. Er glaubt alles und baut seinen Brunnen fertig.

Auch die übrigen Fuglebjerger hören auf mit Buddeln. Nur Harald Fenn gräbt eines Abends in seinem Gärtchen; gräbt etwas ein, tief, sehr tief. Dabei lächelt er; denn er gedenkt der Zeit, da er sich als Taschenspieler durchhelfen mußte, um nach gekommen. | Dänemark zurückzukommen. Damals ist feiner hinter seine Tricks

Diesmal auch nicht.

Was ist ein Snob?

Abendunterhaltung in einem Landhause/ Von Heinrich Hemmer

,, Snob?" wiederholte ich, plötzlich von Scherz auf Ernst über­springend( nachdem mein Gastgeber mich wegen meines oft un­willkürlich nach Mitternacht hervorbrechenden Englisch also tituliert hatte),... ,, mas ist eigentlich ein Snob? Dieses mehr als man denkt zeit gemäße, charakteristischerweise immer häufigere englische Wort müßte einmal richtig definiert, in seiner weittragenden, tief in unsere Kultur einschneidenden Bedeutung flargemacht werden... wer schreibt eine Monographie des Snobismus? Seine mannig faltigen, sich auf alle menschlichen Gebiete erstreckenden Erscheinungs­formen sind mir ein Spiegel der Unechtheit, des Talmis charakters unserer neuzeitlichen Kultur."

Mein junger Gajtgeber legte fein frohes Lächeln und eine tühn­geschwungene holländische Pfeife ab, zog ein backsteingroßes Buch aus den seine Hinterwand zierenden Autorenkolonnen und las: Snob von s. no b., Abkürzung von sine nobilitate... nämlich die früheren sich fast ausschließlich aus der Adelsfaste refrutierenden Cambridge - Studenten schrieben höhere Bildung als ihr Privileg betrachtend s. nob. an die Zimmertüren der bürgerlichen Eindring­linge": ein Snob ist also ein gesellschaftlicher Streber."

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Streber, Heuchler, Ged, Bornehmtuer, Philister sind wässerige Wörterbuchverdeutschungen." mandte ich mich in meinem ebenfalls meist nach Mitternacht sich einstellenden Erklärungs- und Klarheitsbedürfnis an die wehrlose, wie eine umgefallene Pierrot puppe auf der Couch liegende Gastgeberin ein Snob ist ein unter falscher Flagge segelnder Mensch, jemand, der, um Eindrud zu schinden( dieser Punkt ist ebenso wesentlich wie peinlich), mar= fiert, etwas ihm im Grunde Fehlendes zu haben, das dort, wo er imponieren will, gerade in hohem Ansehen steht. Es gibt so viele Snobereien als es Länder, Zeit- und Geschmacks strönungen gibt."

Die junge Frau zog lächelnd den Lampenschirm tiefer.

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Veilchen im Verborgenen blüht: nicht weil das ferne Australien oder Südafrika ihre Heimat ist, sondern weil sie noch nicht in London bei Hof vorgestellt wurde..., die Zahl der sich hierzu präsentieren­den glückstrahlenden Debütantinnen wächst von Jahr zu Jahr. Durch die Mitwirkung bei Wohltätigteitsveranstaltungen er reichen zielbewußte gesellschaftliche Streberinnen, ihren Namen und ihre Tätigkeit oh Wonne in den Zeitungen erwähnt zu sehen... Damente es dienen dann zur Erweiterung des Be­fanntenkreises nach dem Schneeballsystem: es gibt Damen, die buch­stäblich ihr Leben hingeben würden von gewiffen allervornehmens Leuten eingeladen zu werden, die sie dabei menschlich nicht im mindesten interessieren, Männer, deren Berlangen, zu sehen und ge= sehen zu werden und stärker als alles Verlangen nach Unterhaltung ist. Wenn es im Gegensatz zu England in dieser Beziehung im Nachkriegsdeutschland besser geworden, so haben wir dafür den Snobismus des Niezeithabens, des Tempo- Tempo, des unter allen limständen, wenn auch noch so nuzlosen hastens und Krachmachens neu hinzugekommen, das Herumwerfen mit geschäftlichen, organi fatorischen, medizinischen, technischen Ausdrücken, der Bildungs- und Kunstsnobismus... das Fachmännischtun, das partout Kenner sein wollen... darin find wir Snobs von einer unerreichten Kompliziert­heit und besonderem Ingrimm.

Unsere Spezialität ist die Zahl der wohlinstruierten, überbildeten Streber, denen die innere Notwendigkeit fehlt, der sich mit einer Richtung, einer Schule" Identifizierenden, weil diese heute ton­angebend ist. Der unüberzeugten, nein, der überzeugten mit= geher auf falscher Basis. Denn wir haben wenig Stolz und viel Begeisterung.

Sehenswürdigkeiten und( nicht zu vergessen) Musiksnobs. Rein quantitativ sind die Engländer die größten Antiquitäten-, Mjufit", wie sie es nennen, ist ein schon fast nationaler Snobismus der Engländer, in ihrer Albert- Hall befizen sie die größte Musik­abfütterungsanstalt Europas , die jeden Sonntag( wo jeder andere Krach verboten) propfenvoll ist und 20 000 zumeist unmusikalische englische Ohren lauschen andächtig, der ,, Mjufit".

..Sicherlich gibt es Fremdsprachen- Snobs", fuhr ich un­barmherzig monologisierend fort, das plöglich bei einem Zipfel er­haschte Wörterbuchthema zerpflückend. Menschen, die ihre( oft Es gibt ferner einen politischen und selbst einen reli. mangelhaften) Sprachkenntnisse ohne anderen Anlaß zu Ohren des giösen Snobismus:.. man tritt einer Partei oder Sekte nicht nicht immer allgemein geneigten Publikums bringen, als um den aus Ueberzeugung bei, sondern des bloßen Ansehens halber, den Eindruck des fremdländisch- aparten, des weltmännisch Superiösen zu dieselbe in unserem Bekanntenkreis genießt, weil das, wie man an erwecken,... wobei es natürlich Voraussetzung bleibt, daß, wie bei nimmt, zum guten Ton gehört, einem Respekt verschafft.( Wer uns, eine Fremdsprache überhaupt imponiert: in USA . ist man glauben Sie das ich bin: sehen Sie mein Abzeichen nicht!) Aber dem snobischen Zug der Snobismus ist ein Verwechseln von Form und Inhalt, ein Sich- mit­unten durch damit. Einwanderer. Beit nach fremdklingenden Namen folgt man auch dort( in Holly- der- Form Genügen. Ich habe einmal ein Mädchen einen wood zumal)... und was haben wir hier nicht für vertrackte 100- Mart- Schein, der ihr nicht gehörte, rein aus Geldanbetung füssen Kinonamen und abfurde Rufnamenakkumulationen( von Titeln gar sehen. Nicht die Vorteile, die Gold bringt Gold als solches, der nicht zu sprechen)... und mit welch erhabenem Akzent sprach man das banale Wort sweater aus, das nur einfach Schwileibchen

heißt.

Oder, bitte: ein hochmoderner Snobismus besteht dort, wo der Sport neu eingeführt und hochangesehen ist, darin, als enragierter Sportsmann aufzutreten und sich dementsprechend zu kleiden, wenn man auch im Grunde seines Herzens und Bizeps sich den Teufel aus, Sport macht. Schon in alten Tagen trugen alpine Snobs Nun, Harald...?" fragt nochmals der Wirt. Harald besinnt sich, will antworten: jawohl, es ist ganz be- Rasierpinsel, Edelweisblüten oder Gemsbärte auf dem stimmt Gold; da gibt's einen Lärm. Man bringt einen der Ar- Hut und maritime Snobs blaue oder weiße Schildkappen auf dem beiter angeschleppt. Die Krugwirtin hat ihn erwischt, wie er sich davonstehlen wollte, unter der zerschlissenen Jacke einen fleinen Klumpen Goldgestein. Der Gendarm ist auch unter den Zuschauern, er nimmt den Zitternden gleich fest; und der dice Krugwirt be­greift jäh die Gefahr: Zurücktreten alle", schreit er grob, weg von der Fundstelle! Keine zwei Stunden ist's her, daß das bißchen

Gold gefunden wurde, und jetzt wird's einem schon gestohlen! Weg da, ihr, weg!" Und er schiebt die Umstehenden mit den Fäusten zurück, daß fie stolpern; es find Freunde von ihm darunter; fie machen getränkte Gesichter, doch sie geben sich zufrieden, die Macht des Goles bud! the feindliden Seelen, aber feindlid find sie dem Wirt geworden, in diesem Augenblid.

Harald Fenn hat noch nicht gesprochen. Er hat die allgemeine Abgelenktheit benutzt, um in die Grube hinabzusteigen, als wolle er die Größe und Ergicbigkeit ber ber schägen. Seine Seele aber, seine eben noch einfältige Seele ist zwiefältig, zwiespältig ge­worden; sie denft noch immer Gold, aber fie denkt die andere Seite, Seine Augen haben, das Berhalten der Birtstochter

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Kopf auch fern von ihrem geliebten Element, und Leute, die nie die Absicht haben, sich auf einen Gaul zu setzen, spreizen sich in nieengen Reithosen: ach, breeches! Statt Jägergrün trägt man lieber Khafi heute. Für Motorradhauben und Fliegeroveralls ist der Augenblick heute so günstig wie er es je zu unserer Väter Zeit für bandagierte Köpfe und Schmisse gewesen ist. Bon geckischen Magerlingen nicht zu sprechen, die, weil der dicke König Eduard den letzten Westenknopf nicht zufriegte, den ihren offen ließen.

Bas übrigens den gesellschaftlichen, den Ur snobismus anlangt, hat er sich nicht mehr verschoben als abgenommen in diesen demokratischen Tagen...? Lesen Sie mal heute den Figaro: man watet förmlich durch Adelstitel, begreift gar nicht, mo alle diese Mobilität herkommt und wenn man sich in Anglosaronia jetzt weniger mit der Nachforschung nach Ahnen befaßt, so ist das Geld der Reureichen nicht ohne Wirkung geblieben... in England, in Amerita, schon sowieso und bei uns etwa nicht? Eine halb megs wohlhabende Miß hat das miese Gefühl, daß fie wie ein

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Tanz um das Goldene Kalb, das stumm und blöde dasteht und nicht einmal etwas hergibt von seinem Reichtum, das ist das Abstoßendste, der Mammutsnobismus. Andererseits lassen sich Frauen von reichen Freunden mitunter wirklich nur absichtlich unnüz teure Dinge faufen, Dinge, die ihnen nur gefallen, weil sie teuer find. Es gibt einen Snobismus der kostspieligkeit... und es gibt einen Snobismus des Mit dabeigewesenseins, des Fort­geschrittenseins, des Großstädtischseins des Alles- gesehen- Habens.

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Und dann der Reisesnob: ein Amerikaner hat sie eingeteilt in Distanzsnobs( unter 10 000 Meilen unmöglich zufriedenzu­stellen, nichts ist ihnen ferne genug, gerade noch der Jupiter). 2. Geschwindigteitssnobs( raten Sie, wo ich vor acht Tagen noch war: auf der Oderinsel oder in Bangkok und so einer erklärt trampshaft, wie er die verschiedenen Boote, Züge, Flug­zeuge gerade alle noch im letzten Moment erwischt hat). 3. Lieb­liche meltverlorene Dertchenentdedersnobs( ,, einfach fabel­haft, mein Lieber, ganz unverdorben, diese Kathedrale, dieses Schloß... dieser alte Markt. diese Bäuerinnen.. 4. Ein= geborenensnobs( die Südseeinsulaner, die Neger sind für ihn diejenigen, welche). 5. Strapazensnobs( auf die unbedingt untomfortabelste Weise reisend, nichts macht ihnen mehr Vergnügen, als mit einem Chinesentoch auf einer Pritsche zu schlafen, von Moskitos aufgefressen zu werden, die Zehen aus den Schuhen treten zu fehen...)." Kennen Sie solche Menschen, Madame...? Madame, ich frage, ob Sie. Oh, Sie schlafen ja! Pardon! Pardon! ,, Sie.. sprechen schon wieder Englisch ", sagte mein- Gastgeber, Sie find ein Snobi

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