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Herrmann Giesau:

ature and

senlis Ein Kunde lernt das Tippeln

Ich war sechzehn Jahre alt, als ich aus der Erziehungsanstalt dem Gerassel und muchtigen Hammerschlägen verkündete, daß wie­floh, aber meine Freiheit mährte nicht länger als eine Nacht. Ein derum ein Quartel dieser trostlosen Zeit vergangen sei. Gendarm fand meinen Schlupfwinkel und brachte mich dorthin zu rüd, von wo ich gekommen war. Wieder sah ich mich in dem schrecklichen Hause, das mir Furcht und Grauen einflößte. Ich durchlebte den Jammer noch einmal, dem ich glaubte entgangen zu sein, zupfte Tau oder flebte Tüten, bis ein Bädermeister der kleinen Stadt sich bereit fand, mich in die Lehre zu nehmen. Dieser auf geschwemmte, mit steten Magenbeschwerden belastete Ausbeuter war zu feige, mich selbst zu prügeln, so beauftragte er mit diesem Dienst seine vier Gesellen. Geschwächt durch ein Uebermaß an Arbeit, stumpf durch die vielen Mißhandlungen, machte ich endlich mei Bäckergeselleneramen.

Eines Tages padte ich meine geringen Habfeligkeiten in einen murmſtichigen Holzkoffer und ging auf die Wanderschaft. Nach vierzehn Tagen ungewohnten Marschierens tam ich nach Berlin , zwischen deſſen kalten Steinmauern mich Berzweiflung packte. Ich fannte niemanden. Hier und dort wurde mir Arbeit angeboten, doch war sie stets von furzer Dauer. Asyle und Wärmehallen murden mein Zufluchtsort. Ich verfluchte mein Dasein, das, wie mir schien, eine ununterbrochene Kette non Not, Elend und Ent­behrungen war. Diesen Zustand ertrug ich nicht länger, ich fehrte Berlin den Rücken und ergab mich ganz der Landstraße.

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Noch war mir das Kundenleben fremd, ich war ein Einzel­gänger und mißtraute der Geselligkeit. In der Herberge einer feinen, ostdeutschen Stadt sah ich den Bagabunden zum ersten Male aufmerksam in das Gesicht. Dort traf ich eine zusammen gewürfelte Gesellschaft, deren zerbeulte Physiognomien alle Leiden der Menschheit widerzuspiegeln schienen. In ihrer fufeldurchtränkten Ausstrahlung wirften sie wie ein Szenenbild aus Gorfis Nacht­asyl". Kommandofchieber, Specjäger, Monarchen, Tippelbrüder und Tippelschicksen gaben sich hier ein Stelldichein, dem ich als ,, Aeffchen" erstaunt gegenüberstand. Ich sah den Schnaps in Strömen fließen, lauschte ihren derben Reden und begriff es faum, marum sie ein­ander plötzlich prügelten, wobei sie die Flaschen als gute Hieb maffen benutzten, bis sie ebenso plößlich wieder friedlich wurden und auf ihre Pritschen frochen, um die letzten Stunden der Nacht zu verschlafen und zu verschnarchen. Ich rollte mich in meine Decke und schlief auch, müde unter den Entrechteten. The Gang gemiß, id) fing an, die Landstraße zu lieben. Ich durch maß die Gebirgstette Schlesiens und der Sächsischen Schmeiz, dann hielt ich mich lange im Bogtland auf, dessen Industrie und Be triebsamkeit mich intereffierten. Schon wurde es Oktober, die Luft mar naß und falt, und ich wanderte immer noch durch Thüringen und die bayerischen Dörfer. Beim Anblick einer schönen Landschaft fonnte ich aufjubeln mie ein Kind, wenn es ein ersehntes Spielzeug erhält. Es war der glückliche Zustand, den die große Jugend gibt, hemmungslos und unbelastet von Zweifeln.

In Ulm an der Donau lernte ich fchwedische Gardinen" fennen. Ich hatte mir aus lauter Uebermut einen angefübelt und ging auf die Polizeiwache, um zu betteln. Da murde ich mit Halla empfangen und augenblics in die Zelle gesteckt, in der ich langsam nüchtern murde. Es mar tein schlechtes Gefängnis, doch störte mich die Nach barschaft der uralten Zurmuhr, die alle Biertelstunden mit poltern

Das

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Wieder entlassen, lief ich füdwärts. Als ich einmal zu Tal gehend einem kleinen Flusse folgte, kam ich in eine wohlbebaute Gegend. Ein gewaltiger Klosterbau stach mir in die Augen, von deffen Turm die Mittagsglocke läutete. Sogleich gewahrte ich, daß Feldarbeiter und Laienbrüder sich auf den herbstlichen Aeckern zu einem langen Zuge ordneten, der dem Wirtschaftshause des Klosters zustrebte. Ich hatte Hunger, und schloß mich dem Schwarm an, fedt den Speisesaal betretend, in dem ich eine lange Tafel gedeckt fand. Dort seßte ich mich zu Tisch, ohne um Erlaubnis angesprochen zu haben. Ich tat, als ob ich zur Gesellschaft gehörte. Alle frommen katholischen Bräuche, die mir die anderen vortrefflich vormachten, ahmte ich gelehrig nach, und die freundlichen Mönche bemirteten mich mit großer Höflichkeit. Niemandem schien es aufzufallen, daß ich ein Fremder mar, der einem Waldschratt nicht unähnlich sah. Biele Wochen hatte ich mich in den bayerischen und böhmischen Wäldern herumgedrückt, ohne Bart und Haar zu stugen. Als ich zu den Menschen zurückfand, geschah es mit der Vorsicht und Schläue eines auf das Wohl feines Magens bedachten Tieres. ... Ich war bis Franzensfeste in Südtirol vorgedrungen,- der Schnee lag hoch in den Alpen , als ich mich zur Rückkehr als ich mich zur Rückkehr nach Deutschland entschloß. Der Marsch war anstrengend gewesen, mein Schuhwert schlecht und mein Körper unterernährt. Dazu fam, daß die Frostbeulen an meinen Füßen ausbrachen und mir das Tippeln zur Qual wurde. Nur ungern ging ich in die Leewinde" ( Krankenhaus). Kaum geheilt, nahm ich den Marsch mit funkel nagelneuen Trittchen"( Schuhen) und ausgebesserter Kleidung wie­der auf. Jenseits der Berge lag Italien ; dennoch ging ich nicht hinüber, obwohl ich ein großes Bedürfnis nach Frieden in warmer Sonne hatte. Ich war müde, der harte Winter hatte meine Kraft geschwächt. In einer kleinen bayerischen Gebirgsstadt kam ich wegen Landstreicherei und Bettelns abermals ins Gefängnis. Nun, das war nicht schlecht. Das Gefängnis lag hoch auf einem Berge, und von dem vergitterten Fenster meiner Zelle genoß ich einen sehens­werten Rundblick über die Alpenwelt. Ich blieb nicht lange allein. Ich sollte etwas erleben, was mich tief erschütterte und für alle Zeiten gegen die Vollkommenheit irdischer Institutionen mißtrauisch machte. Es war an einem Abend, an dem der Wintersturm be­fonders heftig um das alte Gemäuer tohte, als ein alter Mann in meine Zelle geschoben murde. Er trug auf seinem schäbigen Rod Orden und Ehrenzeichen einer vergangenen Zeit. Die sichtbaren Zeichen körperlichen Verfalls, seine vergrämten Züge und sein schwankender Gang ergriffen mich und ließen in mir die Vermutung aufkommen, daß er schwer frank und größter Schonung bedürftig fei. In der Gefängnisverwaltung schien niemand seinen Zustand zu bemerken; er war beim Betteln ertappt worden und hatte für dieses Bergehen gegen den Staat zu büßen, da mar es einerlei, ob er imftande war, die Buße zu ertragen. Ich wollte ihn vieles fragen, aber die Gebrüdtheit seines Wesens und seine tiefe Ein­filbigkeit ließen fein Gespräch zustandekommen. So schlichen Stun­den und Tage dahin, ohne daß ich mehr von ihm erfahren hätte als die stummen Worte, die ein Blid jener müden Augen manch mal nermittelte. Er saß auf dem Rande feiner Britsche mit

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tramunem Rüden, namentos allein, währer the gequä Se trachtete und mich abmühte, ihn durch fleine Freundlichkeiten zu ermuntern. Eines Morgens erwachte ich und blickte wie gewöhn lich zu meinem stillen Nachbar hinüber. Mir erschien sein Gesicht so sonderbar verzerrt. Ich stand auf und rührte ihn an, er regte fich nicht. Ich befühlte seine Brust, seine Hand, und erschraf. sagen, warum und wie er gestorben war. Ein alter Bettler, im Sein Kärper war erstarrt und falt; er mar tot. Niemand konnte

Gefängnis gestorben,

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es hat kein Mensch nach dem kleinen Kreuz

in der Liste der Gefangenen gefragt.

.. Noch lange danach, während längst die Frühlingswinde ich an jenen armen Mann. Er schien mir wie ein Gleichnis, dem den Schnee getaut und die Gebirgshänge rein gefegt hatten, dachte ich nachsann. Ich machte mir meine eigenen Gedanken über die Gesetze der Menschlichkeit, während ich wieder den Industriegebieten austrebte, nach derem harten und raschen Pulsschlag es mich ver­langte. Langsam kristallisierte sich aus dem Traumzustand meines Bagabundenlebens der Umriß eines bestimmten Weltbildes. war mach für alle Gedanken des Sozialismus und seine Berwirk­lichung. Und während ich noch auf der Landstraße zwischen den beiden Belten pendelte, sog ich die ersten Eindrüde vom Wesen der sozialistischen Arbeiterbewegung in mich ein, bereit, mich in ihren Dienst zu stellen, wenn ich zur Ruhe gekommen sein würde, - was mir nötig war.

Ich

Die Geige als Wolfsschred, Nach einem uraftan Boltsglauben fönnen die Wölfe die Töne von Streichinstrumenten nicht ertragen, und nach den Sagen soll es schon manchem Geiger gelungen sein, mit seiner Fiedel die blutgierigen Bestien in die Flucht zu treiben. Man hat nun im Londoner Zoologischen Garten nachgeprüft, was daran wahr ist, und den Bolksglauben durchaus bestätigt gefunden. Wie in der Frankfurter Wochenschrift Die Umschau" berichtet wird, wurden europäische wie indische Wölfe sofort unruhig, wenn fie den Klang einer Geige hörten, die unsichtbar hinter ihrem Käfig ertönte; sie zitterten heftig, flemmten den Schwanz zwischen die Beine und liefen mit deutlichen Zeichen großer Furcht unruhig hin und her. Dasselbe zeigte sich bei anderen Wölfen; ja die Tiere gerieten in einen solchen panischen Schrecken, daß ihnen die Haare zu Berge standen und die Zunge anschwoll. Als schließlich der Geiger vor dem Käfig spielte, stieg die Wut der Tiere bei diefem Anblick ins Ungemessene, und sie sprangen wie rasend gegen die Gitterstäbe.

SAP. Im Kleinen Brockhaus lesen wir: Sappe( sprich Sa p), Graben, der gegen die Stellung des Feindes vorgetrieben wird Die Sappe, zunächst als schmaler Graben möglichst rasch aus­gehoben, allmählich auf den erforderlichen Querschnitt erweitert, fann gradlinig gegen den Feind oder durch miederholtes Benden ad redhis unb fints geführt werden. Meist wird die fchlangenförmige Linie gewählt, die besseren Schuh gegen Sicht und Längsbestreichung gibt.

Tabafspfeifen aus Meerschaum. Die ersten Tabatspfeifen aus Meerschaum famen 1723 in Gebrauch. Die erste wurde angefertigt durch den Schuhmacher Karl Rowats in Budapest , der sich in seiner freien Zeit mit Kunstschnitzerei beschäftigte. Dies erfuhr der Graf Andrassy , der von einer Reise nach Seinasien ein Stüd Meer­schaum mitgebracht hatte. Er übergab dies hem Schuhmacher, um daraus irgend etwas zu schnigen. Bowats tam auf den Gedanken, einmal eine Pfeife zu schneiden. Bei der Arbeit bemerkte er, dan der Meerschaum durch das Anfassen mit seinen Bechbänden die Farbe verlor, daß aber die Pfeife dann durch Einreiben mit weißen Wachs ein piel schöneres Aussehen gewann. Die erste Breise, die Komats schnitt, ist heute noch im Museum in Budapest zu sehen.

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