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Kampflmeyer: 9>OlHifcheS AudlMUIN Me erfte Wahlfchlacht unterm So&ialiltengefeist
Bismarck wollte mit seinem Sozialistengesetz die deutsche   Sozial- Demokratie gewaltsam erdrosseln. Die ganze Presse dieser Partei war mit zwei AusnaPnen guillotiniert worden. Alle Vereine, die >m Geruch des Sozialismus standen selbst harmlose Gesang- vereine, wurden unterdrückt. Den notorischen Sozialdemokraten in Preußen war selbst die Herausgabe neutraler Blätter oerboten. Die Sozialdemokratie sollte eben völlig aus der Oeffsntlichkeit ver- schwinden: sie sollte jeden Kontakt mit der breiten arbeitenden Masse verlieren. Das Sozialistengesetz wurde gegen seinen eigenen Geist und Buchstaben von den Polizeioraanen so ausgesllhrt, daß ein Hauptschöpfer dieses Gesetzes, der nationalliberale Abgeordnete Eduard Laster, bei der ersten Verlängerung des Gesetzes gegen dieses Gesetz stimmtsi Zn den Augen der Polizei wc-r die Sozialdemokratie tot, mausetot. Da ereignete sich am 27. Oktober 1851, also vor einem halben Jahrhundert, etwas ganz Uner- Hortes. Am 2 7. Oktober 1881 lieferte die deutsche Sozialdemo- kratie in aller Oesfentlichkeit dein Regime Bismarck   die erste W a h l s ch l a ch t nach dem Inkrafttreten des Sozialistengesetzes. Der sozialdemokratische Parteitag auf dem Schlosse� W y d e n bei Ossingen   im Kanton Zürich   hat das große Verdienst' den Wahl- kämpf in den Mittelpunkt der politischen Aktionen der Sozialdemokratie gestellt zu haben. Die Beteiligung der Sozialdemokratie an den Reichstagswahlen war nicht kampflos durchgesetzt worden. Die Opposition gegen diese Beteiligung war von den inneren lgeheimen) Organisationen Berlins   getragen, die unter dem Cinsluh Most» und Ha-slelmanns standen. Uebcr diese Opposition geben nun die Akten des Berliner   Polizeipräsidiums, dieser Zentral« des deutschen   Spitzelwesens, einen merkwürdigen Aufschluß. Der eine Oppositionssührer, Heuselder, stand nämlich im Dienste der Polizei und lieferte dieser eingehenden Bericht über die Vorgänge des Wydener Kongresses. Die Polizei hatte ein Lebensinteresse an der Durchkreuzung der Wahl« beteiligung der Sozialdemokratie. Nahmen an den Reichstagswahlen nur klein« und allerkleinfte Bruchteile der ver- fsmtsn Partei teil, dann konnte die Polizei triumphierend ver- künden, daß das Ausnahmegesetz, das seinem ganzen Charakter nach eineReichspolizeiverordnung" war, die Sozialdemokratie total zerschmettert hatte. Sandte die hart verfolgte Partei keinen Vertreter in den Reichstag  , so war sie in der Oeffent- lichtest mundtot gemacht. Die Haupttätigkeit der Sozialdema- kratie vollzog sich dann in den kleinen Gruppen der Geheimorgani- sationen. Sobald sich die Partei nicht in öffentlichen Massenaktionen auswirken konnte, lief sie aber Gefahr, einer undurchsichtigen Kon- spiratwnspolstik revolutionärer Gruppen zu verfallen. Dieses Schicksal hatte diesozial-resoluttonäre", �stark zum Anarchismus
neigende Sekte Mo st- Hasselmann schon im Lahre 1881 ge- troffen. Gerade in den Tagen, als beherzte Genossen sozioldemo- kratische Stimmzettel in die Häuser der Proletarieroiertel trugen, spielte sich vor dem Leipziger   Reichsgericht der Hachverratsprozeß B r e u d e r ab, in dem neun Anarchisten unter ihnen der an- archistische Theoretiker Dave wegenhochverräterischer Geheim- bündelei" zu vielen Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Am 27. Oktober 1881 erhielt die Sozialdemokratische Partei Deutschlands   311961 Stimmen. In den Groß- und Industrie- städten, selbst in den Zentren desKleinen Belagerungszustandes", in Berlin  , Hamburg  , Leipzig  , gebot sie über kompakte Massen von Wählern. Sie siegte in Mainz  , Breslau  -Ost und Breslou-West. Greiz  , Offen bach, Hanau  . So- lingen, Nürnberg  , Hamburg  , Mittweido, Frei- berg i. Sa., Chemnitz  , Zwickau  . In Berlin   unterlog sie im 4. und 6. Wahlkreis nur mit wenigen Stimmen. Die Partei hatte sich geradezu bewundernswert geschlagen. Ueber 6 Prozent der abgegebenen Stimmen waren sozialdemokratisch. Unter dem Eindruck des Wahlergebnisses schrieb Friedrich Engels   diese begeisterten Zeilen an Eduard Bernstein  : London  , den 39. November 1881. Lieber Herr Bernstein! Wenn ein äußeres Ereignis dazu beigetragen hat, Marx wieder einigermaßen auf den Strumpf zu bringen, so sind es die Wahlen gewesen. So famos hat sich noch kein Proletariat benommen. In England nach dem großen Mißerfolg um 1818, Verfallen in Apathie, und zuletzt Ergebung in die bürgerliche Ausbeutung unter Vor- behalt des Einzelkampfes der Trade Unions   für höheren Lohn. In Frankreich   Verschwinden des Proletariats von der Bühne nach dem 2. Dezember. In Deutschland   nach drei Jahren unerhörter Ver- folgung, nie nachlassenden Drucks, kompletter Unmöglichkeit öffent­licher Organisation und Selbstoerständigung, stehen unsere Iungcns nicht nur in alter Kraft da, sondern verstärkt gerade in einem Hauptumstande: der Schwerpunkt der Bewegung ist verlegt aus den sächsischen halbländlichen Distrikten in die industriellen großen Städte.... Die deutsche Sozialdemokratie lebte wieder in der breiten Oeffentlichkeit. Das Sozialistengesetz hatte die urwüchsige Kraft dieser Partei nicht brechen können. An den Wahlerfolg des Jahres 1881 knüpften sich die Wahlsiege der Jahre 1884, 1886 und 1890. Der sozialdemokratische Millionensieg im Februar 1899 warf den Urheber des Sozialistengesetzes, den Fürsten Bismarck, zu Boden. Die sozialdemokratische Wahlpolitik. so glanzvoll im Jahre 1881 eröffnet, erhob die Sozialdemokratie zur größten Partei, zur wirklichen Vertreterin der arbeitenden Massen Deutschlands  .
MeyA: JiStmpf Ulli CflC
Draußen auf der Treppe war ein Neiner Streit ausgebrochen. Auf der obersten Stufe stand Nero  , der große Neufundländer, und bellte ärgerlich. Unten stand Paula, die Katze, machte einen Buckel und wollte ihn nicht vorüberlassen. Die Situation war grotesk und lächerlich. Obwohl zehnmal größer als Paula, wagte Nero   es nicht, ohne chre Erlaubnis die Trepp« hinabzusteigen. Er hatte Furcht, m der Tat, er hatte Furcht vor seiner eigenen Größe und Stärke! Seitdem er einmal rein aus Versehen einen kleinen Pintscher getötet hotte, war alles Lebendige, das kleiner als er selbst war, unantastbar für ihn. Lieber ertrug er die unangenehmsten Dinge, als daß er sich je wieder an so zerbrech- Geschöpfen vergriffen hatte. Das wußte die Katze Paula und tyrannisierte den Riesenhund auf jede erdenkliche Weise. Auch jetzt versperrte sie ihm den Weg zur Haustür aus keinem besonderen Grunde, sondern nur well es ihr gerade so paßte. Nero dagegen litt unter einer zwingenden Ursache, möglichst schnell ins Freie zu kommen, und konnte keinesfalls mehr lange warten. Er befand sich in höchster Not. Daher stellte er da» Bellen«in und brach in ein klägliches Geheul aus. daß oben der Hausherr und unten aus ihrer Küche die Hausfrau auf den Plan gerufen wurden. Sie übersahen die Lage mit einem Blick. Aber während die zierliche, kleine Frau zu lachen begann, wurde der Hausherr über dos würdelose Benehmen seines Hundes sehr ungehalten. Nero, schämst du dich nicht!" rief er.Wer wird sich vor einer so winzigen Katze fürchten!" Nero sah ihn scheu von der Seite an und blickte dann wieder ratlos auf die Katze hinunter, der es gar nicht einfiel, den Weg freizugeben Feigling!" rief der Hausherr entrüstet.Ist mir jemals etwas so Erbärmliche? vorgekommen!" Wieso erbärmlich?" fragte die kleine Frau hinaus.Nero ist eben Kavalier! Er weiß, daß es sich nicht gehört, gewaltsam gegen den Willen einer Dam« anzugehen. Findest du das verächtlich?" Feigheit ist immer etwas Verächtliches." Es handelt sich gar nicht um Feigheit. Setzen wir den Fall, du ständest dort oben an Neros Stelle, und ich wollte dich aus irgendeinem Grunde am Fortgehen hindern. Was würdest du tun?" fragte die kleine Frau hinterhältig lächelnd. Es handelt sich nicht darum, was i ch tun würde, sondern was der Hund tun soll," erwiderte der Hausherr verstimmt.Er soll sich diese lächerliche Angst vor der Katze abgewöhnen! Marsch hinunter und schaffe da» boshafte, kleine Vieh aus dem Wege!" Unterstehe dich nicht, deinen ruppigen Köter auf das wehrlose Tierchen zu hetzen!" rief die kleine Frau in Hitze geratend..Oder ich werde meine arm«, kleine Paula zu schützen wisien!" Nun, so wehrlos seht ihr beide nicht aus," bemerkte der Haus- Herr ironisch.Würdest du vielleicht auch mich schlagen, wenn ich den Hund jetzt die Treppe hinunterführe?" Du kannst es ja einmal probieren. Jedenfalls lassen wir uns von euch beiden da oben nicht imponieren!" Was jagst du dazu, Nero?" wandte der Hausherr sich an seinen Neusundländer, der neben ihm stand und völlig verwirrt schien.Was sollen wir mit ihnen anfangen?" Nero schien es nicht zu wissen. Er setzte sich mutlos nieder und begann leise zu winseln, als ob er von einer schweren Last bedrückt würde. Er ist eben doch Kavalier," triumphierte die kleine Frau. Laß dich nicht von deinen noblen Grundsätzen abbringen. Nero. Bleibe wenigstens du ein Gentleman." Enthalte dich, bitte, jeder Besinflusiung meines Hundes," rief der Hausherr ausfahrend.Ich kümmere mich auch um deine Katze nicht!"
Soviel Gefühl hast du allerdings nie gezeigt. Du suchst sie nur bei jeder Gelegenheit an die Wand zu drücken! Da» hast du ja anfangs auch mit mir oersucht. Wenn ich mich nicht zur Wehr gesetzt hätte, dann wäre ich heute auch nur so ein hilfloses kleines Kätzchen wie meine süße Paula!" Ja, hilflos mit krummem Buckel und giftig fauchend!" höhnte der Mann.Du weißt übrigens gar nicht, wie ähnlich du in diesem Augenblick deiner Katze siehst! Es fehlen nur.noch die herausgestreckten Krallen!" O, ich habe auch welche! Du willst mich ja nur provozieren! Uebrigens ist Paula wahrscheinlich an dem Zank gar nicht schuld. Sicher war es dein Hund, der ihr aus Eifersucht die Treppe ver- sperrt hat. als das liebe Tierchen dich oben in deinem Arbeitszimmer besuchen wollte!" Bah, die Katze kümmert sich noch weniger um mich als du! Und selbst wenn es so wäre, dann hat Nero nur seine Pflicht getan, daß er mich während meiner Arbeit vor Belästigungen schützen wollte." Das wird ja immer schöner! Ich belästige dich also?" Ich spreche von der Katze!" Ja, das kenne ich! Du sprichst von Paula und meinst mich damit! Was habe ich dir denn eigentlich getan, daß du so aus- fallend gegen mich wirst," du unhöflicher Mensch! Du liebst mich nicht mehr!" Sie brach in zornige Tränen aus. Großer Manitou, auch das noch!" stöhnte der Hausherr ver- zweifelt.Das ist ja ach was, wollt ihr jetzt den Weg frei- geben oder nicht?" Nicht eher, als ihr euch entschuldigt habt!" Wir haben es gar nicht nötig, uns zu entschuldigen." Dann haben wir auch keine Ursache, hier fortzugehen!" Eine unheildrohende Pause trat ein. Der Hausherr war wütend. Die kleine Frau sah böse zu ihm empor. Die Katze Paula fauchte wie ein Buschmeister. Nur Nero  , der Neufundländer, machte ein höchst unglückliches Gesicht und duckte sich, als ob er schlimme Dinge ahnte. Niemand wußte mehr aus noch ein. Da fielen des Hausherrn umherirrende Blicke auf den Hund. der mit gesenkter Nase und hängenden Ohren wie ein Häuslein Un- glück dasaß, und er wurde plötzlich puterrot im Gesicht. Ach bitte, bemühe dich doch einmal herauf," rief er mit voll- endeter Schadenfreude im Ton.Hier haben wir ja den offen- kundigen Beweis, wer der Schuldige an diesem lächerlichen Streit ist. Steh auf, Nero!" Während die Frau mißtrauisch, aber voller Neugier die Treppe heraufkam, erhob sich der Hund zögernd, als müßte er sich vom Boden losreißen. O, mein schöner, neuer Läuser!" schrie die kleine Frau entsetzt auf, als sie das Unglück erblickte.Du häßlicher, ungebildeter Köter!" Der Hund bot ein Bild völliger Zerknirschung. Aber der Haus- Herr fing den Schlag auf, der ihm zugedacht war.Bitte, bestrafe nicht den Unschuldigen! Nero hatte keineswegs die Absicht, sich un- gebührlich zu benehmen. Er wurde lediglich durch deine boshafte Katze dazu gezwungen, seine gute Erziehung zu verleugnen." Die Katze Paula war verschwunden, als sie den Umschwung der Stimmung bemerkt hatte. Der Hund Nero   zog sich beleidigt in«inen Winkel zurück, um über die Schwierigkeiten des Daseins nachzudenken. Die kleine Frau war rot geworden und blickte be- schämt auf die Spuren des Unheils, an dessen Entstehen auch sie nicht ganz unschuldig war. Dann gab sie ihrem Man» einen Kuß, und alles war wieder in Ordnung. Von solchen peinlichen Zwischenfällen wird am besten nicht allzu lange gesprochen.
Steife mit der Klafe!
TPaller 0« Wert; Testern besuchte ich meinen Freund Kurt. Seine Frau öffnete mir die Tür und führte mich in das Herrenzimmer. Kurt saß vor einem großen Kasten mit lauter kleinen Fläschchen. Ein Fläschchen hielt er offen in der Hand und schnupperte intensiv daran wie«in Hund. Nanu", sagte ich.guten Tag. Kurtchen, bist du jetzt auch unter die Biochemiker gegangen?" Er überhörte meine Frage und sagte:Rate einmal, wo ich jetzt bin!" Na, in der Laubenheimer Straße", erwiderte ich. Ein Irrtum, lieber Freund", sagte Kurt und schnupperte noch kräftiger als zuvor an dem kleinen Fläschchen.Ich bin äugen- blicklich im Harz. Bitte, überzeuge dich selbst!" Und er hielt mir das Fläschchen unter die Nase. Ich roch daran und sagte:Das ist anscheinend Extrakt für ein Fichtennadelbad. Fichtennadelbäder sollen sehr nervenstärkend sein." Du phantasieloser Klotz!" schnauzte Kurt mich an.Das ist der Harz in der Flasche. Rieche noch einmal und gib es zu. Ich beschnupperte die Flasche noch einmal und sagte:Na, meinetwegen sollst du recht haben. Aber was nützt dir der Harz in der Flasche, und was ist in den anderen Fläschchen?" Die ganz- Welt ist drin!" erklärte Kurt stolz und machte mit beiden Händen eine Bewegung, als wollte er den ganzen Erdball umarmen. Die ganze Welt?" staunte ich,das ist mir zu hoch, bitte, er- kläre es mir" Gut, setze dich hier in den Sessel, zünde dir eine Zigarette an und höre gut zu: Das hier ist meine Reise-Odorothek. O do ro thek, das heißt etwa Geruchssammlung. Reise-Odorothek nenne ich sie, weil sie das Reisen ersetzen oder sogar überflüssig machen soll. Die ReiseOdorothek ist meine eigene Erfindung und Schöpfung: ich bin sehr stolz daraus und hoffe, ein gutes Geschäft damit zu machen. Nach den neuesten Forschungen von Professor Kieselberger spielt der Geruch bei allen Eindrücken, die wir empfanden und im Ge- dächtms aufbewahren, eine überragende Rolle. Für einen Menschen mit normalem Geruchssinn genügt ein kleiner Hauch eines be- stimmten Geruches, um vor ihm das ganze Bild der Situation wieder erstehen zu lasien, in der er diesen Geruch früher einmal wahrgenommen hat. Davon bin ich ausgegangen. Du weiht, was für weite Reisen ich früher gemacht habe: in diesem bescheidenen Jahre kann ich nicht daran denken. Also reise ich per Nase. Ich nehme ein Fläschchen. schnuppere daran, und schon bin ich weit weg Verstehst du das?" Vollkommen." Jedes Land, jeder Ort hat seinen charakteristischen Geruch: nicht etwa einen einzelnen Geruch, sondern, wenn ich so sagen darf, eine Sinfonie von Gerüchen. Es ist äußerst wichtig, zuerst die einzelnen Bestandteile dieser Geruchssinfonie richtig zu erkennen, um durch richtige Dosierung und Mischung das Parfüm des be- treffenden Ortes genau zu treffen Meiner Ansicht nach ist mir das vortrefflich gelungen. Bitte, rieche einmal an diesem Fläschchen Ostseebad". Nimm einen tiefen Atemzug. So, jetzt mußt du dich nach Heringsdorf  , Binz   oder Warnemünde   versetzt fühlen. Du riechst das Mesrwasser, den von der Sonne erhitzten Sand, den an- getriebenen Seetang,«in paar faule Fische, den Teer der Boote, das Parfüm einiger und die Frühstücksbrote anderer Badegäste. Bist du jetzt an der Ostsee  ?" Ich muß dir rechtgeben. Ich habe mich in deine Idee hinein- gerochen und bewundere dich. Ich fühle mich jetzt mitten im Bade- betrieb." Das freut mich. Hier ist ein anderes Fläschchen: Chamonix  . Frischer Gletscherhauch vom Montblanc  , Tannenduft, Spuren fran- zösischer Küche, Oelgeruch von den Bergbahnen und manches andere, das mein Geheimnis bleiben soll. Hier noch etwas anderes: Fran- zösische Riviera. Meeresduft, Pinien, Rosen, Nelken, blühende Agaven, gemischt mit den Modeparfüms von Bourhais, Houbigant, Chanel. Lentheric, Coty  , Bouillabaisse(das ist südfranzösische Fisch- suppe, wenn du e» noch nicht weißt), leider auch etwas Autoaus- puff. Bei der italienischen Riviera fällt die Bouillabaisse fort, und es kommen erhitztes Olivenöl und Parmesankäse hinzu. Rieche ein- mal an diesem Fläschchen, jetzt bist du in Cannes  : und jetzt, wenn du an dem anderen riechst, in Nervi  ." Eine wunderbare Erfindung. Ich kann dieses Jahr auch nicht reisen. Darf ich öfters einmal zu dir kommen?" Selbstverständlich. Bleibe doch ein wenig hier. Wohin willst du gern reisen?" Sagen wir mal: Spitzbergen  . An eine Nordlandreise habe ich schon immer gedacht." Kurt reichte mir ein Fläschchen mit der vielversprechenden AufschriftNordpolargebiet".Das riecht weniger gut, als du wahrscheinlich gedacht hast", sagte er lächelnd,denn zum Parfüm von Spitzbergen  , gehören- nicht nur Eis- und Gletscherhauch, sondern auch ausgeweidete Wale, Tran und Flüssigkeit, die die Eskimo- damen als Haarwasser verwenden. Ich kann es nicht ändern: es ist einmal so. Und absolute Naturtreue ist der oberste Grundsatz meiner Reise-Odorothek." Ich setzte das Nordpolarfläschen rasch wieder von der Nase ab. Wohin willst du noch?" fragte KurtHier kannst du wählen: lliordsee, Mittelgebirge  , Bayerische Alpen, Schweiz  , oberitalienische Seen. Venedig  , Rom  , Sizilien  , Pyrenäen  , Spanien  , Nordafrika  , Zentralafrika  (mit Geruch von gebratenem Menschenfleisch), Ver- einigte Staaten(mit Methylalkohol), Australien   usw. Du siehst, die Auswahl ist groß." Märchenhaft", sagte ich.Das wird ein glänzendes Geschäft für dich. Die Leute, die kein Geld mehr zum Reisen haben, werden dir das Haus einlaufen. Und was wirst du tun, wenn du das viele Geld hast?" Eine Weltreise machen trotz meiner Reise-Odorothek", er- klärte Kurt und hielt mir ein Fläschchen mit der AufschristVesuv- krater" unter die Nase. Ich ergriff die Flucht, denn ich kann den Duft von faulen Eiern nicht vertragen. Die Adresse des Erfinders der Reise-Odorothek ist bei mir zu erfragen.... Die Eisbildung in der Zelle der Pflanzen schadet dem Leben derselbe» nicht Unsere Bäume sind im Winter oft so klingend hart gefroren, baß die Axt des Holzhaue: s am Eise stumpf wird. Dennoch leiden die Bäume keinen Schaden. Im Gegenteil ver- hütet der Eismantel, da Eis bekanntlich ein schlechter Wärmeleiter ist, daß die Jnnenwärme der Pflanze zu rasch ausströmt und da- durch die Pflanzentemperatur die Tiesg enze überschreitet, deren Kältegrade das Erfrieren zur Folge haben würden. Dos älteste Lexikon der Welt. Eine französische archäologische Expedition, die in Nordsyrien bei Ras Shamra   arbeitet, hat eine Täntasel gefunden, die als das älteste Lexikon der Welt bezeichnet wird. Sie dürfte mindestens 3999 Jahre alt sein, und ist tn einer Sprache abgefaßt, die bisher vollkommen unbekannt ist. Dieser hoch­interessante Fund wurde in einer uralten Bibliothek in Ras Shamra  gemacht, und die Forscher nehmen an. daß die» Lexikon seinerzeit in einer Priesterschule benutzt wurde.