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Otto Wels   in Hamburg  . Braunschweig   als Anschaunnge Unterricht. Hamburg  . 23. Oktober. tEigenbericht.) Zu einer von Tausenden von Zunktionären besuchten Versammlung der Delegierten und Betricbsvcrtraueusleute der Hamburger Sozialdemokratie sprach der Führer der deutschen   Sozialdemokratie Otto Wels  , von der viel- tauseudköpfigen ZNenge minutenlang stürmisch begrüßt, führte Otto Wels   u. a. aus: Wir begreifen sehr wohl die Zweifel an der Richtigkeit unserer Politik, denn auch wir hassen die Tolericrung wie die Pest. Aber nicht unsere Wünsche sind entscheidend. Es kommt auf die Machtverhältnis e und ihre klare Erkenntnisse an. Mit Leidenschaft allein ist es nicht getan. So notwendig diese Erkenntnis der Machtverhältnisse, ist auch die richtige Erkenntnis der wirtschaftlichen Situation. was wir heute in der kapilalislische« Wirtschaft erleben, ist von Karl Marx   vorausgesagt worden. Marx   hat die Gesetze der kapitalistischen   Entwicklung ermittelt, in deren Zügen die Krisen sich zuspitzen und vor allem die Arbeiterschaft furchtbar in Mit- leidenjchafl gezogen wird. Otto Wels   wandte sich dann den aktuellen politischen F r a g e n zu. Er verwies u. a darauf, daß ohne die Sozialdemo- kratic der Friede nie gefördert werde und der Friede ohne die Sozial- demokratie nicht denkbar fei. Otto Wels   fuhr dann fort:Wir sehen in Frankreich   und Deutschland   gleiche innenpolitische Ziele. In beiden Ländern stützen die Sozialisten eine bürgerliche Minder- heitsregierung. Nicht aus Selbstzweck, sondern unter schweren Opfern. Die Notwendigkeit dieser Politik hat nach den Septemberwahlen 193l> keiner klarer und besser begründet als Hein- rich Ströbel. Inzwischen haben wir Braunschweig   erlebt. Dort hat Hitler   seine Untertanen beschworen, um Gottes willen nicht einen Meter vor dem Sieg die Nerven zu verlieren. Aber sie die Herren des Dritten Reiches, diese Schwärmer und Propheten sie werden die Nerven nicht behalten, während wir die Nerven behalten werden. Um was es geht, das hat der Naziaufmarsch in Braunschweig   mit seinen Terrorakten unter Duldung eines Nazi- Ministers gezeigt. vraunschwcig war ein Anschanungsunlerrichl, ein Anschauung?- unkerrichk, der seden vernünftigen und belehrbaren Arbeiter eines Besseren überzeugen sollte. Aber ich frage die OeffenMch- keit, ich richte die Frage an die ganze deutsche   Arbeiterschaft: Was wäre in Braunschweig   erst geschehen, wenn am vergangenen Freitag die Regierung Brüning gestürzt worden wäre, gestürzt mit Hilfe der deutschen   Sozialdemokratie? Diese Frage allein läßt erkennen, um was es sich bei der Entscheidung der deutschen   Sozial- demokratie im Reichstag gehandelt hätte! Aber trotz der schweren Entscheidung haben sich frühere Mitglieder der Sozialdemokratischen Partei berufen und bewogen gefühlt, zu einer Spaltung aufzurufen. Sie haben damit nur einer Bewegung Vorschub geleistet, der sie seit Iahren Borschub geleistet hatten. Was sie heute tun, ist von langer Hand vorbereitet und wenn man den Vorstand der Sozialdemokro- tischen Partei heute einen Vorwurf machen kann, dann ist es der, daß er zu spät eingegriffen, daß er den Spaltern zu spät das Hand- ( werk gelegt hat. Man mag uns vorwerfen, was man will: wir ' haben unsere Pflicht getan und was wir getan haben, geschah im Interesse der großen deutschen   Sozialdemokratie. In diesem Sinne werden wir weiter handeln: Für die Einheit der Partei, gegen die Spalter.(Lebhafter stürmischer Beifall.) Die von mehr als 2Zl>l> Funktionären besuchte Versammlung nahm einstimmig eine Entschließung gegen die Spaltungsvcrsuche an.
Roihschild-Mann bei Hitler  . Herr Ziegendanz berichtigt. Wir erhielten von Herrn Dr. W. G. Regendanz auf unsere NotizRochschild-Mann bei Hitler' eine ausführliche Zuschrift, von der wir zunächst nur die die Mitteilung wiedergaben, daß entgegen den fälschlichen Meldungen in der gesamten Presse nicht der be­kannte Bankier und Finanzmann Dr. Regendanz an der Harz- burger Tagung teilgenommen hat, sondern sein Sohn Dr. Alex Regendanz. Da bereits in der Woche vor der Harzburger Tagung die Be- telligung des Wirtschaftsführers Dr. Regendanz in Harzburg   vor- angekündigt wurde und nachträglich sein Name gemeinsam mit den Namen anderer Wirtschaftsführer wie Poensgen, Ravenü, Dr. Schlenker u. a. m. unter den Teilnehmern figurierten, mußten wir wie die gesamte Oeffentlichkeit annehmen, daß der bekannte Bankier Dr. Regendanz an der Harzburger Tagung der nationalen Opposition teilgenommen hat, um so mehr, als von seiner Seite her keinerlei Widerspruch hiergegen vor unserer Notiz erfolgt ist. Da Herr Dr. R. uns mittellte, daß er trotz konservativer Grund- anschauung an der Harzburger Tagung nicht teilgenommen habe, Hitlers   Wirtschaftsprogramm für undurchführbar halte und auch nicht zu Hitlers Bundesgenosien gehöre, entfallen damit für uns in diesem Falle die Bemerkungen, die wir an die Verbindung Hitlers   mit der Großfinanz. die in Hitlers   Programm als der Tod- feind der Na.zibcwegung angesehen wird, knüpften.' Obwohl die Berichtigung zu unserer Darstellung der finanziellen Tätig- keit von Dr. R. nicht den rechtlichen Formvorschriften entspricht, stehen wir nicht an. ihren Inhalt hier wiederzugeben. Wir be- merken zuvor, daß die Finanzgeschäfte Dr. Rs., die dieser, wie zahl- reiche andere internationale Bankiers führt, uns an sich nicht intcr- essieren. sondern daß wir auf sie nur im Zusammenhang mit den Verbindungen, die wir nach der fälschlichen Mitteilung von Dr. Rs. Anwesenheit in Harzburg   annehmen mußten, eingingen und daher auch keine Neigung haben. Einzelheiten weiter zu behandeln. Dr. Regendanz teilt mit. daß er nach der statutenmäßigen Ge- schäftsordnung für die Geschäfte, die zum Zusammenbruch der Amstelbank führten, nicht verantwortlich ist, ferner, daß er an aus- londifchen Gesellschaften, die zur Berinögensverschiebung dienen. nicht beteiligt ist. auch nicht an der Schweizer 5)ypothekenbanr (Fobaco) privat betelligt sei. sondern nur ihrem Verwaltungsrot angehöre, daß diese Bank sowie er in seinen privaten Zinsgeschäftcn zu relativ günstigen Bedingungen Geld ausgeliehen Hab«. Er teilt uns ferner mit, daß er kein Landgut in England besitzt, daß er vielmehr niemals Grmidbesitz im Ausland besessen habe, und daß er ferner, schon bevor er Herrn Kreuzer kannte, den Vorstandsposten bei der Oesterreichischen Kreditanstalt   angenommen und ausgefüllt habe. Er berichtigt ferner unsere Darstellung der Regendanz- Behrsns-Kreuger-Affär« und beruft sich darauf, daß der wirtschafis- politische Ausschuß des Reichstags anerkannt habe, daß der Ab- oeordnete Behrens damals seinen Bericht objektin erstattet habe. Wir geben diese uns übersandte Berichtigung wieder und verzichten aus den angegebenen Gründen, auf sie näher einzugehen. Wir können nur das eine nicht unerwähnt lassen, daß das erwähnte k Urteil des Rcichztagsousschusie» von der damaligen bürgerlichen Ausschuhmehrhcit erfolgte, und daß die seinerzeit von dem Reichs-
Alte Gpruchweisheit.
Wenn der Goeckels kräht auf feinem Mist, Aendert sich das Wetter, oder es bleibt, wie es ist.
Endkampf in Genf  . Oer Lösung des Mandschurei  -Konflikies entgegen.
Genf  , 23. Oktober.  (Eigenbericht.) Die Zreitagsitzung des Rais ging zwar wieder ohne ein end­gültiges Ergebnis aus. jedoch scheint die Lösung des mandschurischen Konflikt» nicht wehr allzufera zu sein. China   ließ die Annahme der Entschließung des Rots vom Donnerstag erklären, Japan  brachte eine Gegenentschließung ein. in der kein festes Dalum für die nächste Ratstagung enihallen ist. Zerner sollen nach Japans   Vorschlag vor der Räumung der ZRandschurei Verhandlungen technischer Art über die Zurückziehung der Truppen und die Uebernohme der besetzten Gebiete slattsindcn. China   lehnte den japanischen Vorschlag ab, Briand   warnte jedoch den chinesischen Vertreter am Schluß der Sitzung, nicht zu viel vom Völkerbund zu verlangen. Am Sonnabcndvormillaz sollen die Ver- Handlungen sorlgesetzl werden. Die Besprechungen begannen mit der Erklärung des Chinesen Sze. daß seine Regierung ihn auto r ill«-r t habe, die Ent» schließung des Rats anzunehmen. Chknä nehme, sie als ein Minimum an und erkenne die Bemühung des Rats an. Seine Regierung verstehe die Annahme unter den Gesichtspunkten. daß der Rat am ll». November wieder zusammentritt, daß die Räumung sofort beginnt und bis zum 16. November vollendet ist, daß die Verhandlungen nach der Räumung beginnen sollen und Leben und Eigentum garantiert wird durch Mithilfe von neutralen Beobachtern. Nachrichten über drei japanische Luftbombardements hätten die Situation neuerdings wieder erschwert. Jede Stunde des Fortbestehens der Besetzung vergrößert die Gefahr neuer Er­schwerungen. Er versichere Japan  , daß China   alle Maßnahmen gegen die antijapanische Bewegung ergreifen werde. So fest sei Chinas   Wunsch für den Frieden, daß es über die Entschließung des Rats hinaus bereit fei, jeden Vorschlag des Rats und auch Japans  anzunehmen, der die Sicherheit der japanischen Untertanen garantiere. Er verstehe, daß unter dem Rückzug der Truppen olle militärischen Dinge ohne Ausnahme gemeint feien und Japan  wiederherstelle, was feit dem 17. September von seinen Truppen zerstört oder beschlagnahmt worden sei. Die Frage der Verantwortung müsse untersucht werden in den darauf folgenden Verhandlungen. Dazu sei China   bereit, jede Vermittlung neutraler Schiedsrichter anzunehmen und erwarte deren Ernennung. Es verstehe sich von selbst, daß alle Verhandlungen nur unter den Verpflichtungen Chinas   aus dem Völkerbund und dem Kellogg-Pakt geführt werden könnten. Briand   machte Mitteilung von einem ihm am Freitagnach- mittag überreichten japanischen Gegenprojekt zur Ent- schließung des Rats, i» dem die drei ersten Punkte wörttich mit denen des Rats übereinstimmen. Dann heißt es, daß Japan   feine Truppen innerhalb der Eifenbahnzone zurückziehen wolle, sobald die Ruhe wiederhergestellt ist und zwischen den beiden Regierungen ein Abkommen über die Wiederaufnahme normaler Beziehungen abgeschlossen ist. Ferner wünsche Japan   sofortige Verhandlungen zum Zwecke eines solchen Abkommens und daß der Rat die Ernennung von Vertretern beider Regierungen zur Regelung der Einzelheiten empfiehlt. Endlich soll der Rat über den
Stand der Ausführung der Entschließung laufend unterrichtet werden und der Präsident nach Erhalt der Mitteilungen olle Maß- nahmen für die Durchführung dieser Entschließung ergreisen können. Der Rat könne dann jeden Augenblick zur Prüfung der Log« ein- berufen werden. In der Begründung des japanischen Gcgenprojekts betonte Doshizawa, es sei Japan   unmöglich, einen festen Termin für die völlige Räumung anzugeben. Das besage nichts gegen seinen guten Willen zur Räumung und bedeute nicht, daß es Truppen belasse, um von China   neue Konzessionen oder spezielle Privilegien irgendwelcher Art zu verlangen. Die direkten Verhandlungen könnten in jedem Augenblick aufgenommen werden, wenn China  es wünsche. Japan   glaube, daß die Modalitäten der kommenden Verhandlungen leicht zwischen beiden Regierungen geregelt weiKgn könnten. Neuerdings seien wieder Boniben abgeworfen worden, weil ein japanisches Bombenflugzeug beschossen worden sei. Sze lehnte das japanische Gegcaprojekt ab. Darauf fragt Lord Eecil den Japaner, was seine Regierung mit fundamentalen Punkten' meine, die vor der Räumung geregelt werden müßten. Ebenso sei kein festes Datum für die nächste Ratstagung genannt. Was solle es heißen, daß der Präsident alle Maßnahmen für die Durchführung der Entschließung treffen solle? Sei damit die Entsendung einer Kommission gemeint oder was sonst? In dem japanischen Dorschlag könne er keinen Fortschritt gegenüber dem 3». September erblicken. Poshizawa suchte sich der Antwort zu entziehen. Diefundamentalen Punkte" seien Garantien für die Sicherheit der Japaner. Japan   habe nichts gegen den Zusammentritt des Rats am 16. November einzuwenden. Der Vorschlag von Maßnahmen des Präsidenten zur Durchführung der Entschließung sei so gemeint, wie er dastehe. Seine Regierung habe nichts Spezielles dabei im Auge. Briand  faßte die Debatte zusammen. Es gebe zwei Arten, die VerHand- lungen zu beginnen und zwei Gegenstände für die Verhand- lungen. Einmal solche über die Bedingungen für die Sicherheit nach Zurückziehung der Truppen. Dabei sei eine Uebereinstimmung leicht zu finden, da es sich um polizeiliche und verwaltungstechnische Maßnahmen handele. Aber die zweite Serie von Fragen, die seit Jahren schwebten, könne nicht vor der Räumung gelöst werden, da dann die Frist zu kurz sei. China   weigere sich, sie vorher zu lösen. Wenn in Japans   Vorschlag nicht» enthalten sei, was diese tiefgehenden Garantien enthalte, so wäre eine Verständigung durch- aus vorhanden Dann redete er dem chinesischen Vertreter zu, vom Völkerbund nicht die Regelung jahrelanger Schwierigkeiten j e tz t zu verlange». Es sei auch Einstimmigkeit des Rats einschließ- lich der Parteien notwendig, um überhaupt zu einer Entscheidung zu kommen. Die nächste Sitzung findet am Sonnabendvormittaa um 10.30 Uhr statt.
tagsabgeordiietcn Hcinig aufgedeckten Zusammenhänge nicht aus Welt zu schaffen sind. Sonst haben wir an einer Weiteroerfolgung der Einzelheiten kein sachliches Interesse.
Oie Opfer von Braunschweig  . Die Beisehung auf dem Zentralfriedhof. Braunschweig  , 23. Oktober.  (Eigeubeclchi.) Auf dem Braunschweiger Zentralfriedhof spielten sich am Frei- tag während der Beerdigung der Opfer des Braun- schweizer Nazitreffens unwürdige Szenen ab. Die Kommunistische Partei   hatte sich besonders für die Bei- sctzung der oin Hitler  -Tage in Braunschweig   getöteten, nicht gewert- schaftlich organisierte» Arbeiter eingesetzt Als mehrere Komnui- ' nisten nicht in der Halle, sondern trog des Verbots des Herrn j.Klaq-ses von der Freitreppe des Krematoriums sprachen, betrat die Polizei den Friedhof, um die Redner zu entfernen. Etwa S000 i Menschen waren oui dem Friedhof versammelt Die Polizei wurde ' von der Masse eingeschlossen. Um sich Platz zu schassen, griff sie
noch dem Gummiknüppel. Einige Beamte, die in besondere Be- drängnis gerieten, zogen sogar blank. Daß solche Szenen auf dem Friedhof geschehen konnten, ist ein Zeichen für die Nervosität, die in Braunschweig   herrscht und die allein auf das Konto des Polizei- Ministers Klagges zu setzen ist. In der Stadt Braunschweig   wurden noch der Beerdigung von zurückkehrenden Jugendlichen die Fensterscheiben der Stehbierhalle des Parthotels, das einem stramm deutschnationalen Besitzer ge- hörte, eines großen Photohauses, das Bilder vom letzten Hitler  -Tage ausgestellt Halle, und einer Musikalienhandlung eingeworfen. Als die Posizei eintraf, waren die Täter berells verschwunden. Die Millelmeeriusel Eypern, seit vielen Jahrzehnten von land besetzt, bis zum Weltkrieg nominell türkisch, ist damals von England annektiert worden. Das Volk will zu Griechenland   und der oberste Priester hat jüngst den Abfall von England verkündet. Nun ist der Gouoerneurpalast in Nicosia   niedergebrannt worden und die Western Telegraph Cy. mußte fast alle ihre Büros schließen. England schickt Militär in Flugzeugen aus Alexandrien   nach Eypern.